SchwerpunktKlimaschutzTextChristina LeitnerVon Wegenund ZielenSturmwarnung, Hochwasser und Gletscherschmelze– der Klimawandel ist spürbar. Eine Einigung auf einglobales Vorgehen ist bislang noch nicht abzusehen.REPUBLIK zeigt, was vom nächsten Klimagipfel inMexiko zu erwarten ist und wie Österreichs Städteund Gemeinden mit innovativen Konzepten ihrenBeitrag leisten.Jede Wienerin und jeder Wiener produziertrund 800 Kilogramm weniger CO 2als noch im Jahr 1990. Doppelt so vielEnergie stammt aus erneuerbaren Quellenwie Wind. Und 300.000 m 2 Solarkollektorenverteilen sich über die gesamte Bundeshauptstadt.– Soweit die Klimavisionfür 2020. Wien ist eben anders. Das besagtnicht nur die traditionelle Rathauswerbung.Auch die Umweltambitionen deri n k ü r z eDer Weg zurEnergie-FreiheitUnabhängigkeit von Rohölpreisen oderinternationalen Energiekrisen – immer mehrösterreichische Gemeinden stellen sich ihreZukunft unabhängig von fossilen Quellen vor.Das Lebensministerium (BMLFUW) und KlimaundEnergiefonds unterstützen dabei. DasFörderprogramm „Klima- und Energie-Modellregionen“stellt heuer rund 4 Mio. Euro für dieEntwicklung regionaler, maßgeschneiderterKonzepte zur Verfügung. Im vergangenen Jahrfolgten 37 Regionen mit über 400 Gemeindenund 840.000 Einwohnern diesem Ruf. Auchdas klima:aktiv-Programm „vor Ort“, das vomKlimabündnis Österreich umgesetzt wird,unterstützt Gemeinden dabei, ihre Klimazielezu erreichen. In sieben Bundesländern wird zusätzlichdas Programm „e5“ angeboten, 83 Gemeindenhaben sich bereits daran beteiligt. Diehöchste Auszeichung „eeeee“ wurde bisheran sechs Gemeinden verliehen: Langenegg,Mäder, Wolfurt, Zwischenwasser (Vorarlberg),Virgen (Tirol), St. Johann (Salzburg) habenbereits mehr als 78 Prozent der möglichenEnergiemaßnahmen umgesetzt.1,7-Millionen-Metropole, die wieder zurStadt mit der weltweit höchsten Lebensqualitätgekürt wurde, sind besonders: DieTreibhausgas-(THG)-Emissionen pro Kopfsollen um 21 Prozent (zum Vergleichsjahr1990) reduziert werden. Der Erfolg derersten Etappe des Klimaschutzprogrammes(KliP) gibt dem ambitionierten Kursrecht: Das Ziel, das man sich bis 2010gesetzt hatte (die Vermeidung von 2,6Mio. Tonnen Schadstoffen), konnte dieBundeshauptstadt nämlich laut Energieagenturbereits vier Jahre zuvor erreichen.Diese positive Bilanz kommt nicht zuletztdurch die effizienteren Wohnstrukturen,mehrstöckige Bauten statt freistehenderEinfamilienhäuser und weniger Individualverkehrinnerhalb der Stadt zustande.Und die Erfolgsgeschichte soll weitergehen:Ende 2009 wurde mit dem neuen,385 Maßnahmen umfassenden „Klip II“die zweite Runde eingeläutet. „Durch seineVielzahl an Aktivitäten stärkt Klip auchden Wirtschaftsstandort Wien, indem esArbeitsplätze schafft und sichert“, sagtChristine Fohler-Norek, die Wiener Klimaschutzkoordinatorin.Umweltsünder vs. MusterschülerWenn es um die Erreichung derKyoto-Ziele geht, ist neben Spanien undLuxemburg auch Österreich eines derEU-Schlusslichter. Rund 18 Mio. TonnenCO 2trennen die Alpenrepublik lautKlimaschutzbericht 2010 vom jährlichenDurchschnittssoll. Die Verpflichtung, dieEmissionen bis 2012 um 13 Prozent zusenken, scheint in weite Ferne gerückt.„Die Kyoto-Ziele noch zu erreichen, wirdschwer“, sagt Günter Liebel, Leiter derSektion V für allgemeine Umweltpolitikim Lebensministerium (BMLFUW). DieGründe dafür sind schnell zusammengefasst:In den vorigen Jahren wurdeneinfach zu wenige konkrete Maßnahmengesetzt. Verantwortlich für die negativeBilanz ist vor allem der Verkehr, auf denrund 26 Prozent der heimischen Emissionenentfallen. Hier gibt es mit rund 3,7Mio. Tonnen CO 2auch die größten Abweichungenzu den vereinbarten Zielen. Ursachendafür seien die – bedingt durch dieOstöffnung – gestiegenen Fahrleistungen10 November 10
SchwerpunktKlimaschutzPhotos.comdes Güter- und Individualverkehrs, die zueinem erhöhten Verkehrsaufkommen in(und durch) Österreich geführt haben, soLiebel.Als schwarzes Klima-Schaf wollenExperten Österreich dennoch nichtbezeichnet wissen: „Geht es um erneuerbareEnergien sind wir beispielsweisesehr gut aufgestellt“, sagt Ingmar Höbarth,Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.28 Prozent der heimischenEnergie stammen aus nachhaltigen Quellen.Diesen Wert bis 2020 auf 34 Prozentzu erhöhen, wie es die Europäische Klimastrategievorsieht, sollte also kein Problemsein. „Meines Erachtens könntenwir 35 bis 40 Prozent anstreben“, zeigtsich Höbarth optimistisch.Jürgen Schneider vom Umweltbundesamtbietet eine andere Rechnung an:„Vergleicht man unsere Emissionen mitdem BIP, stellt man fest, das wir relativviel Reichtum mit relativ wenig Treibhausgasenerwirtschaften.“ Hier liegeÖsterreich deutlich über dem Durchschnitttder EU-27.Globale PattstellungCancun darf nicht Kopenhagen werden– zumindest soweit ist man sich vorder nächsten UN-Klimakonferenz, dieEnde November in Mexiko stattfindenwird, einig. Doch während die Erwartungenan den dänischen Gipfel vor einemJahr groß waren, rechnet diesmal niemandwirklich mit der internationalen EinigungBMLFUW / Kern„Green Jobssind Teil einernachhaltigen undumweltfreundlichenWirtschaftsentwicklung.“Günter Liebel, BMLFUWNovember 10 <strong>11</strong>