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Republik 11

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ThemaGesundheitspolitikum ein gesundheitliches Problem handelt.“Trotz dieses gemeinsamen Bekenntnissesgibt es aber keine nationale Drogenstrategie.Auf EU-Ebene aber auch inden Bundesländern hat man solche Leitlinienlängst verabschiedet. Laut Schoppersoll sich dies bald ändern: „Es ist geplantein übergreifendes Drogenkoordinationskonzeptzu entwerfen, das ist unsererklärtes Ziel.“ Konkreten Termin füreine Fertigstellung gebe es aber noch keinen.Alternativen zur StrafeAls zentraler rechtlicher Rahmender Drogenbekämpfung sieht das österreichischeSuchtmittelgesetz ein breitesSpektrum an weiteren Alternativen zurBestrafung vor. „Die Staatsanwaltschafthat die Möglichkeit, Anzeigen nach demSuchtmittelgesetz nicht weiterzuverfolgen,wenn sich der oder die Beschuldigteneiner Therapie unterziehen“, sagt FritzZeder, Drogenkoordinator im Justizministeriumund somit ein Kollege Schoppersin der Bundesdrogenkoordination. In denvergangenen Jahren gab es zwei großeNovellen des Gesetzes. 2007 wurde einEU-Rahmenbeschluss umgesetzt, der einedetaillierte Beschreibung von Straftatbeständenvorsah. Grundsätzlich differenziertdas österreichische Suchtmittelgesetznur nach Menge, nicht nach Art desSuchtgifts; für Cannabis und psychoaktivePilze gibt es aber Ausnahmen. Initiativenwie in Portugal oder Tschechien, woKonsumenten nicht nach dem Strafrecht,sondern nach Verwaltungsbestimmungenbelangt werden, hält Zeder nicht für zielführend.Ein dringlicheres Problem ist die rasanteEntwicklung neuer chemischer Suchtstoffe.„Die Toxizität vieler synthetischerSubstanzen ist weitgehend unbekannt,das ist eine Gefahr für Konsumenten“, sagtder Wiener Drogenkoordinator MichaelDressel. Aufgrund der Geschwindigkeit,mit der neue chemische Drogen auf denMarkt drängen, komme die Regulierungnicht hinterher. Daher sind umfassendePrävention und Maßnahmen im Bereichder Risikokompetenz gefragt. Bei denOpiaten sei die Lage aufgrund einer breitenSubstitutionsbehandlung allerdingsstabil: Suchtkranke bekommen Ersatzstoffe(meist in Tablettenform) verabreichtund werden gleichzeitig sozialarbeiterischbetreut. 2008 erhielten österreichweitmehr als <strong>11</strong>.000 Patienten eineSubstitutionsbehandlung, 7.000 allein inWien.Wien trägt die HauptlastDie Zahl macht deutlich, dass dieBundeshauptstadt die Hauptlast schulternmuss. „Wien als Millionenstadt weistgegenüber ländlichen Gebieten natürlichmehr Drogenprobleme auf und steht alsDrehscheibe im Transit von Südosteuropain den Westen viel stärker im Visierinternationaler Händler”, sagt Dressel.Daher wird der Drogenbekämpfung vonder Stadtverwaltung seit geraumer Zeithoher Stellenwert beigemessen. Dresselist als Wiener Drogenkoordinator direktvom Bürgermeister bestellt und zusätzlichGeschäftsführer der gemeinnützigenGmbH „Sucht- und DrogenkoordinationWien” (SDW). Hunderprozentiger Gesellschafterder SDW ist das Wiener Kuratoriumfür Psychosoziale Dienste, dessen Präsidentinwiederum Sonja Wehsely, ihresZeichens Wiener Gesundheitsstadträtin,ist.Gemeinsam mit dem für medizinischeFragen zuständigen DrogenbeauftragtenAlexander David arbeitet Dressel an derstrategischen Ausrichtung der WienerDrogenpolitik. Dressel, der seit über 20Jahren in der Drogenhilfe tätig ist, wurde2003 zum Drogenkoordinator ernanntund baute dann auch die SDW auf. Davorhatte Peter Hacker, nun Chef des FondsSoziales Wien, seine Position inne. Dergelernte Sozialarbeiter Dressel war u.a.Ideengeber für die niedrigschwelligeBeratungsstelle Ganslwirt, in der Suchtkrankenauch kurzfristig einen Schlafplatz„Es herrschtKonsens, dass essich um eingesundheitlichesProblem handelt.“Johanna Schopper, BMGbzw. medizinische Hilfe erhalten können.Die SDW ist neben ihrer strategischenArbeit eine wichtige Drehschreibe für dievielen Betreuungseinrichtungen in Wien:Hier wird nämlich über die Zuerkennungund die Höhe von Förderungen entschieden.Und selbst viele Experten verlierendabei gelegentlich den Überblick:Denn in der Bundeshauptstadt gibt esallein im Bereich der illegalen Suchtmittelüber 30 Institutionen für die Betreuungvon Betroffenen und Angehörigen.In anderen Bundesländern ist DresselsPosition auf Unterabteilungsebenein der Landessanitätsdirektion oder dempsychosozialen Dienst des Amts der Landesregierungangesiedelt. Ein einheitlichesOrganisationsschema gibt es nicht(s. Grafik). Die Koordinatoren der Ländersprechen sich in der Länderkonferenzab. Gemeinsam mit der Bundesdrogenkoordinationbilden sie das Bundesdrogenforum.„Hier gibt es einen sehr offenenund pragmatischen Austausch”, sagtDressel. Aber er räumt auch ein, dassdie Situa-tion in vielen Fragen zu unterschiedlichsei, um einheitliche Lösungenzu beschließen.BMGNovember 10 31

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