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September 2008 – 3/08 - Jagdaufseher Kärnten

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Neuerliches Wildererunwesen<br />

im Lavanttal<br />

Was aber die Anzeige eines Bundesheeroffiziers,<br />

<strong>Jagdaufseher</strong>s und Mitglied<br />

der Jagdgesellschaft St. Georgen/<br />

Berg i. L. am 17. August 2006 bei der<br />

Polizeiinspektion St. Paul i. L. an Wildereiunwesen<br />

im Tal zu Tage bringen<br />

sollte, vermochte zu diesem Zeitpunkt<br />

keiner der beteiligten Jäger, Zeugen<br />

und erhebenden Beamten nur im Ansatz<br />

zu erahnen.<br />

Der Bundesheeroffizier hat ca. zwei<br />

Monate vorher auf einem landwirtschaftlichen<br />

Anwesen im Jagdrevier<br />

von einem Bekannten sechs Fotos bekommen,<br />

auf denen eindeutig ein auf<br />

einem Küchentisch liegender, gewilderter<br />

Rehbock zu erkennen war. Der<br />

Bekannte des Offiziers nannte ihm<br />

auch den Schützen des Rehbocks. Mit<br />

dieser Anzeige wurden von der PI St.<br />

Paul die Erhebungen wegen Eingriffes<br />

in fremdes Jagdrecht vorerst gegen<br />

unbekannte Täter aufgenommen. Als<br />

Hauptsachbearbeiter wurde Bez.-Insp.<br />

Arnold Thamerl von der dortigen PI,<br />

selbst aktiver Jäger, mit diesem Fall<br />

betraut.<br />

Die angelaufenen Ermittlungen, Zeugenbefragungen<br />

und Faktensammlungen<br />

ergaben bald einen konkreten<br />

Tatverdacht gegen einen in St. Paul<br />

ansässigen 35-jährigen Gelegenheitsarbeiter<br />

und seine gesamte Familie.<br />

Aufgrund eindeutiger Beweise und<br />

Fakten konnte durch die Polizei beim<br />

Landesgericht Klagenfurt im folgenden<br />

Jänner 2007 ein Hausdurchsuchungsbefehl<br />

beim Verdächtigen erwirkt werden.<br />

Der Verdächtige selbst wurde<br />

gleichzeitig verhaftet und vorläufig in<br />

Verwahrung genommen.<br />

Eine Fabrikshalle<br />

voll beschlagnahmter<br />

Trophäen<br />

Was die Lavanttaler Polizei bei der folgenden<br />

Hausdurchsuchung an Trophäen<br />

beim Hauptverdächtigen und<br />

seinen Komplizen finden sollte, füllte in<br />

der Folge die halbe Halle einer alten<br />

Fabrik in St. Paul. Von besonderer Brisanz<br />

zum Nachteil für den Hauptverdächtigen<br />

war aber ein über Jahre<br />

penibel geführtes Jagdtagebuch, in<br />

dem er akribisch jeden Abschuss von<br />

Wild aufgezeichnet hat. Dort war das<br />

Revier, das Datum, die Uhrzeit und sogar<br />

das Kaliber, mit dem das Wild erlegt<br />

wurde, vermerkt. Der Haupttäter war<br />

verdächtig, im Zeitraum von 1982 bis<br />

Ende 2006 im Bereich des Bezirkes<br />

Wolfsberg, in den dortigen Gemeindeund<br />

Eigenjagden des unteren Lavanttales<br />

teilweise alleine und teilweise mit<br />

seinem Vater, zwei Bekannten, zwei<br />

Neffen und anderen Familienangehörigen<br />

massiv in fremdes Jagdrecht eingegriffen<br />

zu haben. Es wurde auch Wild<br />

in der Schonzeit und gänzlich geschontes<br />

Wild erlegt und dabei Scheinwerfer<br />

und eine Waffe mit Schalldämpfer<br />

verwendet. Meist hat der Täter aber<br />

mit schwachen Kalibern (KK-Gewehre)<br />

geschossen. Bei insgesamt etwa 130<br />

Zugriffen (Jagdhandlungen) konnten<br />

dem Hauptverdächtigen eine unglaubliche<br />

Zahl von gewilderten Wildstücken<br />

nachgewiesen werden. Darunter sechs<br />

Rehkitze, 40 Rehböcke in verschiedenen<br />

Klassen, 105 Rehgeißen, 13 Gämsen,<br />

324 Vögel (z. B. Rabenvögel, Enten,<br />

Bussarde, Kiebitze, Pirol, Seidenschwanz<br />

usw.), acht Katzen, 62 Füchse, 60 Marder<br />

bzw. Iltisse, sechs Birkhahnen bzw.<br />

-hennen und vier Wildhasen.<br />

Jägerzeitung_Ktn.qxd 07.02.<strong>20<strong>08</strong></strong> 8:41 Uhr Seite 1<br />

Die beschlagnahmten Trophäen füllten eine halbe, alte Fabrikshalle im Tal.<br />

Die Eingriffe in fremdes Jagdrecht wurden<br />

im angeführten Zeitraum in sechs<br />

Gemeindejagd- und in vier Eigenjagdrevieren<br />

verübt.<br />

Anzeigen an die<br />

Staatsanwaltschaft<br />

Ganze sieben Monate nahmen die Erhebungen<br />

und Ermittlungen der zuständigen<br />

Polizeiinspektionen in Anspruch,<br />

bis letztlich im März des Jahres 2007<br />

die entsprechenden Strafanzeigen von<br />

der Polizei St. Paul an die Staatsanwaltschaft<br />

weitergeleitet werden konnten.<br />

Der Haupttäter wurde neben dem Tatbestand<br />

des schweren Eingriffes in<br />

fremdes Jagdrecht noch in sechs anderen<br />

Straftatbeständen (wie Tierquälerei,<br />

Waffengesetz, gefährliche Drohung<br />

usw.) zur Anzeige gebracht. Zusätzlich<br />

wurden noch acht weitere NebentäterInnen<br />

(einer davon war seit 2005 geprüfter<br />

Jäger und zum Zeitpunkt der<br />

Tatbegehungen Mitglied der KJ) im Zusammenhang<br />

mit dieser Wilderei (auch<br />

wegen Wildbrethehlerei) in großem Ausmaß<br />

zur Anzeige gebracht.<br />

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Am 14. Jänner lud der zuständige<br />

Richter im Landesgericht Klagenfurt<br />

zum größten Wildererprozess, den<br />

Kärnten je gesehen hat. Die Zuseherreihen<br />

im Gericht waren bis auf den<br />

letzten Platz gefüllt. Der Hauptverdächtige<br />

(er hatte die Jägerprüfung nie bestanden<br />

und auch nie eine Erlaubnis<br />

Waffen zu besitzen) und sein Vater<br />

leugneten jeden Zusammenhang mit<br />

der Tat. Auf eine Frage des Richters,<br />

wie denn eine Rehtrophäe in sein Haus<br />

gekommen sei, meinte der Angeklagte:<br />

„Das war ein Rehbock, der in meinem<br />

Garten verendet ist und von dem ich<br />

dann das Geweih nahm!“ Darauf der<br />

Richter: „Unglaublich, jetzt kommt das<br />

Wild schon zum Sterben zu Ihnen nach<br />

Hause!“ Ein Komplize (Jäger) hat vor<br />

Gericht seine Taten gestanden und<br />

wurde zu neun Monaten bedingter Haft<br />

verurteilt. Der Prozess gegen den<br />

Hauptangeklagten und seinen Vater<br />

musste vertagt werden. Er wurde wenige<br />

Monate später fortgesetzt und dort<br />

wurde der Haupttäter zu neun Monaten<br />

(davon drei Monate unbedingt) Haft<br />

verurteilt. Gegen das Urteil berief er<br />

ÖBV-Kärnten<br />

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Von Rehkrikl’n über Gamskruk’n bis …<br />

… zu kapitalen Hirschtrophäen …<br />

… mit Vorschlag präparierte Rehhäupter …<br />

beim Oberlandesgericht. Wie hoch der<br />

Schaden nach diesem Wildereiunwesen<br />

ist, wird niemals genau beziffert<br />

werden können, zumal von den weiblichen<br />

Stücken keine Trophäen vorhanden<br />

waren bzw. nicht genau erhoben<br />

werden konnte, wie viele davon ebenfalls<br />

gewildert wurden.<br />

Ein großes Lob der<br />

Lavantaler Polizei<br />

Ohne Zweifel gebührt im Zusammenhang<br />

mit der Aufklärung dieses bisher<br />

in Kärnten größten Wildereiunwesens<br />

der Lavanttaler Exekutive großer Dank<br />

und Anerkennung. Unter der Leitung des<br />

Hauptsachbearbeiters Bez.Insp. Arnold<br />

Thamerl von der Polizeiinspektion St.<br />

Paul haben die Beamten dieser PI, wie<br />

auch die Kollegen der Polizeiinspektionen<br />

Lavamünd und St. Stefan i. L.<br />

durch ihre monatelang akribisch geführten<br />

Erhebungen und Ermittlungen<br />

mit der Sammlung von umfangreichen<br />

Beweismitteln neun Straftäter ausmitteln<br />

und der Staatsanwaltschaft zur Anzeige<br />

bringen können. Diese hervorragende,<br />

kriminalistische Leistung nahm der KJAV<br />

zum Anlass, sich Ende Jänner <strong>20<strong>08</strong></strong> im<br />

Bezirkspolizeikommando Wolfsberg im<br />

Rahmen einer kleinen Zusammenkunft<br />

bei den an der Aufklärung dieses Wildererfall<br />

involvierten Beamten zu bedanken.<br />

Der LO und der örtliche BO Ing.<br />

Heinz Paier sprachen den Beamten in<br />

Anwesenheit des BPK-Stv. Obstlt. Johann<br />

Schranzer und des Kriminalreferenten<br />

CI. Michael Nössler, den Dank<br />

und die Anerkennung des KJAV und der<br />

gesamten KJ aus.<br />

Wilderei über die<br />

Staatsgrenze<br />

Ein besonders dreister Fall von Wilderei<br />

beschäftigte von <strong>September</strong> bis November<br />

2006 die Polizei in Globasnitz<br />

und Slovenj Gradec/Slowenien. In den<br />

Abendstunden des 21. <strong>September</strong> hat<br />

ein Jäger der Jagdgesellschaft „Crna<br />

na Koroskem“ aus Slowenien, auf der<br />

Petzen von der österreichisch/slowenischen<br />

Staatsgrenze aus in das Revier<br />

des Grafen Orsini-Rosenberg einen<br />

kapitalen Sechzehnender erlegt. Der<br />

Hirsch war ca. zehn Jahre alt und repräsentiert<br />

einen Wert von e 5.000,–.<br />

Tage darauf zeigte der Schütze bei<br />

einem Gemeinschaftstreffen dem in der<br />

… bis zu gegerbten Fuchsbälgen und<br />

Dachsschwarten …<br />

Forstverwaltung Globasnitz tätigen OFö.<br />

Ing. Alois Maier stolz das Foto, dass er<br />

auf seinem Handy gespeichert hatte,<br />

mit dem Hinweis den Hirsch in Slowenien<br />

erlegt zu haben. Kurz darauf bekam<br />

der Oberförster aus Slowenien<br />

… einem Birkhahnpräparat …<br />

… und anderen Stopfpräparaten war dort<br />

alles zu finden, was ein Jägerherz begehrt.<br />

einen anonymen Anruf, mit dem Hinweis,<br />

wo der Hirsch tatsächlich erlegt<br />

worden war. Eine sogleich erfolgte Spurensicherung<br />

am Tatort ergab, dass der<br />

mutmaßliche Schütze den erlegten<br />

Hirsch etwa 40 Meter über eine Almwiese<br />

nahe des Kniepssattels über die<br />

Staatsgrenze nach Slowenien gezogen<br />

und von dort abtransportiert hat. Die<br />

Kriminalreferate der Polizei in Völkermarkt<br />

und jener Slovenj Gradec arbeiteten<br />

in der Sache sehr eng zusammen.<br />

Im Oktober stand aufgrund der Spurenauswertung<br />

der mutmaßliche Täter fest,<br />

bestritt aber bis zuletzt die Tat. Dieser<br />

Wildererfall konnte mehr oder weniger<br />

nur durch einen Zufall (anonymer Anruf)<br />

aufgeklärt werden. Der Fall wurde letztlich<br />

im Jahr 2007 am Landesgericht<br />

Klagenfurt verhandelt und der Angeklagte<br />

im Zweifel freigesprochen.<br />

Hirsch am Staatsgrenzstreifen<br />

beschossen<br />

Der vorläufig letzte bekannte Wildererfall<br />

ereignete sich wiederum an der<br />

Staatsgrenze zu Slowenien. Am 10.<br />

<strong>September</strong> des Vorjahres konnte unser<br />

4 DIE SEITEN DES LANDESOBMANNES …<br />

3/<strong>20<strong>08</strong></strong> KJAV 3/<strong>20<strong>08</strong></strong> KJAV DIE SEITEN DES LANDESOBMANNES …<br />

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