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Takt - think

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Praktikum bei Audi-China<br />

Mein Name ist Stefan Rudolf, ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen<br />

im 6. Semester und absolviere<br />

mein Auslandspraktikum in Changchun/China<br />

bei der Audi AG im Einkauf.<br />

Die Gründe, welche mich nach China verschlagen<br />

haben, sind vielseitig: Einerseits natürlich der allgegenwärtige<br />

Boom des Schwellenlandes, welcher<br />

für junge Absolventen eine einzigartige Perspektive<br />

für die Zukunft bietet. Die Globalplayer der Welt haben<br />

ihre Augen mittlerweile sehr stark nach Asien<br />

gerichtet. Dort ist es möglich, innerhalb kürzester<br />

Zeit die Absatzzahlen zu verdoppeln und das ohne<br />

großes Hauen und Stechen mit der Konkurrenz. In<br />

China schreitet die Urbanisation immer weiter in<br />

das Hinterland voran, deshalb entsteht eine immer<br />

größer werdende und hungrige Konsumgesellschaft.<br />

Eine einzigartige Möglichkeit für jede Firma.<br />

Andererseits auch der Reiz etwas komplett Neues<br />

Ausland – China Ausland – China<br />

zu entdecken. Und genau dieses Gefühl bekommt<br />

man in China zu spüren. Die Kultur, Sprache und<br />

Lebensweise sind sehr unterschiedlich zu allem Bekannten<br />

und Erlebten in Europa. Meine Erfahrung<br />

mit den Chinesen ist sehr positiv. Ein Beispiel hierfür<br />

ist, dass das „Wir-Gefühl“ in China sehr stark<br />

ausgeprägt ist. Man geht gerne mit Bekannten oder<br />

Kollegen essen, denn es bietet eine gute Gelegenheit,<br />

gegenseitigen Respekt zu zeigen oder sogar<br />

Probleme aus dem Weg zu räumen. Außerdem finde<br />

ich es sehr interessant, an einem runden Tisch<br />

zusammen vom gleichen Teller zu speisen. Dadurch<br />

zeigt man meiner Meinung nach Gleichberechtigung<br />

und zugleich, dass man sein Gegenüber schätzt.<br />

Nun zu meinem Arbeitsplatz bei unserem Joint-Venture<br />

Partner FAW-Volkswagen in Changchun. Wir<br />

arbeiten in Changchun eng mit den chinesischen<br />

Kollegen zusammen und begleiten den kompletten<br />

Prozess von der Auswahl der Lieferanten bis hin zur<br />

endgültigen Auslieferung der Serienteile ans Band.<br />

Das Praktikum bietet mir eine gute Möglichkeit, die<br />

Strukturen unseres chinesischen Partners kennen<br />

zu lernen. Hervorzuheben ist auch, dass hier in<br />

Changchun eine der modernsten Produktionsstraßen<br />

von Audi zu finden ist. Mein Büro befindet sich<br />

direkt über der Montagelinie und lässt einem das<br />

Auto-Herz bei jedem Presszyklus wortwörtlich höher<br />

schlagen. Es macht unglaublich viel Spaß, hautnah<br />

die unterschiedlichen Montagelinien von Audi<br />

und VW kennen zu lernen.<br />

Ein Auslandspraktikum bietet häufig die einzigartige<br />

Gelegenheit, die Kollegen auch nach der Arbeit<br />

besser kennen zu lernen. Jedes zweite Wochenen-<br />

Titelfoto: Audi<br />

de wird z.B. ein Fußballspiel organisiert, welches<br />

den Teamgeist der chinesischen und deutschen<br />

Kollegen weiter zusammen schweißt und eine sehr<br />

gute Möglichkeit bietet, persönliche Beziehungen<br />

zu den Chinesen aufzubauen. Diese persönlichen<br />

Beziehungen (chinesisch „Guanxi“) können dir in<br />

der Arbeitswelt ungemein helfen, schnell und einfach<br />

ans Ziel zu kommen. Daher mein Tipp: Versucht<br />

möglichst viele persönliche Beziehungen<br />

aufzubauen.<br />

China ist zwar etwa elf Flugstunden von Deutschland<br />

entfernt, doch in manchen Dingen sind wir hier<br />

genauso „mittendrin statt nur dabei“. Jeden Samstagabend<br />

treffen sich z.B. die deutschen Expats,<br />

um gemeinsam mit ihren Fußballclubs zu fiebern<br />

und zu feiern. Ganz nebenbei lernt man wirklich<br />

interessante Persönlichkeiten kennen, welche gern<br />

ihre Erfahrungen mit dir teilen und dir vielleicht einen<br />

hilfreichen Karrieretipp geben, welcher dir bis<br />

dahin nicht in den Sinn gekommen ist.<br />

Für Reisehungrige<br />

China besitzt ein sehr gut organisiertes und vor<br />

allem pünktliches Schienensystem. Das bietet die<br />

Möglichkeit, bequem und sogar billig, zum Beispiel<br />

mit einem 1400 km Roundtrip Changchun – Beijing<br />

für etwa 45 Euro, viele chinesische Städte zu bereisen.<br />

Ein spontaner Wochenendtrip in die Hauptstadt<br />

Peking (Beijing) bereitet beispielsweise neue<br />

Motivationsschübe für den Alltag.<br />

Beijing hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten: Die<br />

Große Mauer, das Olympiazentrum, die verbotene<br />

Stadt oder der Stoffmarkt sind ein paar Beispiele,<br />

welche es alleine schon wert sind, Beijing zu erkunden.<br />

Empfehlenswert sind die Stoffmärkte in ganz China,<br />

denn bei einem Komplettpreis von 80 bis 100 Euro<br />

für einen maßgeschneiderten Anzug oder ein Kostüm<br />

in guter Qualität kann man schlichtweg nicht<br />

meckern.<br />

Mein Tipp für Euch<br />

Lasst all die euch bekannten Informationen über<br />

China hinter euch und macht euch euer eigenes<br />

Bild von diesem interessanten und aufstrebenden<br />

Land. Die Chinesen sind ein freundliches, aufges<br />

c h l o s s e n e s<br />

und neugieriges<br />

Völkchen auf<br />

dem Weg in eine<br />

bessere Zukunft.<br />

Zusätzlich kann<br />

man sehr viel<br />

von den Chinesen<br />

lernen. Mein<br />

Lieblingsbeispiel<br />

hierfür ist ganz<br />

klar das großgeschriebene<br />

„Wir-<br />

Gefühl“, was<br />

uns Europäern<br />

manchmal fehlt.<br />

38 – <strong>think</strong> SS 2011 <strong>think</strong> SS 2011 – 39

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