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Takt - think

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WiPoSo – nachgedacht<br />

nachgedacht: Begrüßungsrituale<br />

Freitag 21 Uhr. Ein Freund hat mich auf eine Party<br />

mitgenommen. Es sind schon zwanzig Leute im<br />

Raum. Wie begrüßt man alle? Ein „Salut“ in Frankreich<br />

wird brav von zwei Küsschen auf die Backe<br />

begleitet. Ein „Hola“ in Mexiko wird mit einem Bussi<br />

belohnt. Man muss sich eigentlich nicht wirklich<br />

darüber wundern, dass wir Deutschen als kalt und<br />

distanziert gelten, denn was bekommt man bei<br />

uns für ein „Hallo“? Einen Händedruck? Wohl am<br />

ehesten…<br />

Unter Freunden gibt es natürlich Begrüßungsrituale,<br />

aber feste Regeln gibt es bei uns nicht, oder? Laut<br />

Knigge gibt es bei uns in Deutschland drei Möglichkeiten<br />

des Begrüßens: ein Handschlag, ein Handkuss<br />

oder eine Umarmung. Fester Händedruck mit<br />

einem Lächeln unterstrichen ist wohl die Gängigste.<br />

Aber ist es nicht merkwürdig, dass wir die Hand geben,<br />

während andere Nationalitäten Unbekannte<br />

mit Küsschen begrüßen? Anscheinend stammt<br />

das Händeschütteln vom Winken ab. Hierbei<br />

zeigt man seine leere Handinnenfläche und<br />

somit dass man nicht bewaffnet ist. Aber<br />

Händeschütteln ist nicht gleich Händeschütteln.<br />

Bei uns in Deutschland gibt man sich<br />

einen festen Handschlag, somit drückt man auch<br />

seine Stärke aus. Das wäre in asiatischen Ländern<br />

jedoch sehr unhöflich, hier gibt man sich zwar auch<br />

die Hand, aber nur mit schwachem Druck.<br />

Beim Kuss auf die Wange kann man aber auch einiges<br />

falsch machen. Je nach Region gibt es ein,<br />

zwei, drei oder vier Küsschen auf die Wange. Dabei<br />

berührt man die Backe möglichst nicht mit den Lippen.<br />

Tja, andere Kulturen, andere Fettnäpfchen.<br />

Wenn man beide Varianten vergleicht: Händeschütteln<br />

vs. Küsschen. Eine Geste, die die eigene<br />

Stärke ausdrückt vs. eine Geste die für Nähe und<br />

Sympathie gegenüber dem Anderen steht. Ich finde<br />

wir Deutschen sollten ein bisschen<br />

herzlicher werden. Vielleicht<br />

erledigt sich das dann<br />

irgendwann einmal,<br />

mit unserem Ruf<br />

reserviert zu sein.<br />

(kb)<br />

Foto: jr<br />

Der Dämon und Fräulein Prym<br />

Eine Geschichte über den ewigen Kampf<br />

zwischen Gut und Böse<br />

Worum geht’s?<br />

Bescos – ein kleiner Ort mit 281 Einwohnern, keinen<br />

Kindern, drei Strassen und ein paar verfallen¬en<br />

Hütten. Das Leben ist ziemlich eintönig und das<br />

Dorf langsam vorm Ausbluten, denn die jungen Leute<br />

zieht es in die Stadt. Einzige Ausnahme ist die<br />

junge Kellnerin Chantal Prym. Doch auch sie ist fest<br />

entschlossen Bescos zu verlassen, sobald sich ein<br />

geeigneter Mann dafür findet. Berthe wohnt schon<br />

lange in Bescos. Seit ihr Mann verstorben ist, sitzt<br />

sie Tag für Tag vor ihrem Haus und beobachtet die<br />

Berge, die Pflanzen, die Tiere und das Geschehen<br />

im Dorf. Seit Jahren wartet sie auf die Ankunft von<br />

etwas Bösem in Ihrem Dorf. Am Anfang des Buches<br />

bemerkt Bethe, das nun der Tag gekommen ist, auf<br />

den sie schon die ganzen Jahre wartet. Ein Fremder<br />

betritt das Dorf – und mit ihm ein Dämon, der das<br />

Dorf auseinanderspalten wird. Der Fremde hat ein<br />

schweres Schicksal erlebt und er zweifelt an dieser<br />

Welt, den Menschen und auch an Gott. Er hat ein<br />

unmoralisches Angebot mit im Gepäck. 10 Goldbarren<br />

sollen die Bewohner von Bescos erhalten, wenn<br />

einer von ihnen innerhalb sieben Tagen gegen das<br />

Gebot „Du sollst nicht töten“ sündigt. Reichtum gegen<br />

Mord – das ist die Vorstellung des Dämons.<br />

Als Vermittlerin wählt er sich Fräulein Prym aus.<br />

Als Honorar würde sie für sich alleine einen ganzen<br />

Goldbarren erhalten. Sie muss sich entscheiden, ob<br />

sie sich der Herausforderung des Fremden stellen<br />

will und sich damit ihren Wunsch auf Reichtum erfüllen<br />

kann oder ob sie sich für die Gemeinschaft<br />

und Moral einsetzen soll.<br />

Sieben Tage, in denen das Gute und das Böse<br />

sich einen erbitterten Kampf liefern und in denen<br />

jeder für sich entscheiden muss, ob er bereit ist,<br />

für seinen Lebenstraum etwas zu riskieren und sich<br />

zu ändern. Ob Wohlstand für Alle wirklich einen<br />

Mord rechtfertigen und entschuldigen kann. Nachdem<br />

alle dafür sind, es zu tun und nach geeigneten<br />

Rechtfertigungen suchen, beginnt die Suche nach<br />

dem Opfer, der Art der Ausführung und vor allem<br />

auch die Suche nach dem Leben danach.<br />

Lifestyle – Buchtipp<br />

Meine<br />

Meinung<br />

Der Dämon und<br />

Fräulein Prym ist<br />

das vierte Buch,<br />

das ich von Paulo<br />

Coelho gelesen<br />

habe. Auch dieses<br />

Werk hat mich sehr<br />

inspiriert und enthält vieles, worüber es sich lohnt<br />

nachzudenken. Für mich war es weit mehr, als nur<br />

ein unterhaltsamer Roman, den man unbedingt lesen<br />

sollte. (Karin Blechinger)<br />

Auszug<br />

Sie hatte herausgefunden, dass es zwei Dinge gibt,<br />

die einen Menschen daran hindern, seine Träume<br />

zu verwirklichen: der Glaube, sie seien ohnehin unerfüllbar,<br />

oder wenn diese durch eine unerwartete<br />

Drehung des Schicksalsrades plötzlich doch erfüllbar<br />

werden. In solchen Augenblicken bekommt man<br />

Angst vor einem Weg, von dem man nicht weiß,<br />

wohin er führt, vor einem Leben voller unbekannter<br />

Herausforderungen, davor, dass vertraute Dinge für<br />

immer verschwinden könnten.<br />

Der Mensch will immer, dass alles anders wird, und<br />

gleichzeitig will er, dass alles beim alten bleibt.<br />

Paulo Coelho wurde 1947 in Rio de<br />

Janeiro geboren. Er war Theaterdirektor,<br />

schrieb Bühnenstücke, arbeitet<br />

als Journalist und war 1998<br />

der am zweitmeisten gelesenen<br />

Autor weltweit. Seine Werke werden<br />

in 150 Ländern veröffentlicht<br />

und in 50 Sprachen übersetzt.<br />

46 – <strong>think</strong> SS 2011 <strong>think</strong> SS 2011 – 47

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