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WiPoSo – Interview<br />
Wir gehen davon aus, dass<br />
Ingolstadt bald noch einige Tausend<br />
Studenten mehr beheimaten wird.<br />
Interview mit Oberbürgermeister Dr. Alfred Lehmann (CSU)<br />
Guten Tag Herr Lehmann, Sie sind Oberbürgermeister einer sogenannten<br />
„Boomtown“. Worauf sind Sie am meisten Stolz?<br />
Zum Einen natürlich auf die hohe Lebensqualität – viele fühlen<br />
sich wohl und Ingolstadt ist deutschlandweit auf Platz 11 in der<br />
Beliebtheit. Außerdem bin ich stolz auf die gute Integration,<br />
da doch viele Mitbürger in Ingolstadt einen Migrationshintergrund<br />
aufweisen.<br />
Ingolstadt hat eine eigene Fanseite auf Facebook. Sind Sie oder<br />
Kollegen im Rathaus auch bei Facebook angemeldet?<br />
Ich nicht, aber wie Sie richtig sagen, das „Amt Ingolstadt“<br />
schon. Ich habe das Thema Facebook auch schon bei der CSU<br />
angeregt, wo es inzwischen bearbeitet wird.<br />
Thema Hochschule Ingolstadt: Wie ist der<br />
aktuelle Stand der Campuserweiterung<br />
– wann wird angefangen zu bauen und<br />
wann soll sie fertig sein?<br />
Die Planungen laufen wie vorgesehen.<br />
Letztes Jahr gab es kurzfristig<br />
Irritationen seitens des Bauherrn,<br />
also dem Freistaat Bayern, aber<br />
laut meinen Informationen sollen<br />
ab Herbst 2011 die Bagger anrollen.<br />
Ebenso wollen wir in dieser<br />
Zeit mit dem Bau der Tiefgarage<br />
auf dem Gelände beginnen.<br />
An der Hochschule studieren<br />
ca. 3000 junge Menschen<br />
mit steigendem Trend. Studentenwohnungen<br />
in Ingolstadt<br />
sind relativ teuer<br />
und zugleich rar – gibt es<br />
diesbezüglich Pläne?<br />
Im bundesweiten Vergleich<br />
stehen wir gar nicht<br />
so schlecht mit den Studentenwohnungen.<br />
Und<br />
es gibt eine ganze Reihe<br />
Foto: A. Lehmann<br />
von Plänen. Wir wollen einen Wohnkomplex an der<br />
Manchinger Straße errichten und auch privat sind<br />
viele Projekte in der Entstehung. Wir gehen schließlich<br />
davon aus, dass Ingolstadt bald noch einige<br />
Tausend Studenten mehr beheimaten wird.<br />
Vergleicht man Ingolstadts Nachtleben mit Städten<br />
wie Nürnberg, München oder Regensburg sind<br />
wir schon sehr rückständig. Es gibt maximal eine<br />
handvoll Diskotheken und selbst diese müssen auf<br />
Grund strenger Auflagen ums Überleben kämpfen,<br />
siehe das Beispiel „Eiskeller“. Wie stehen Sie zu<br />
diesem Thema?<br />
Man kann eine Stadt mit 3.000 Studenten im Hinblick<br />
auf Ausgehmöglichkeiten nicht mit gleichgroßen<br />
Städten und einer Studentenzahl von 25.000<br />
vergleichen. Bei uns gibt es auch keine strengeren<br />
Auflagen, denn diese Angelegenheit ist Bundessache.<br />
Wir haben in den Städten viel Probleme mit<br />
Alkoholmissbrauch und Vandalismus auf den Straßen.<br />
Die Polizei ist streng dahinter, da dies enorm<br />
die Wohnqualität in der Innenstadt beeinträchtigt.<br />
Dies geschieht in Regensburg sogar noch stärker<br />
als hier in Ingolstadt und deshalb wurden dort<br />
auch schon mehr Maßnahmen wie beispielsweise<br />
der Handhabung der Sperrzeit getroffen.<br />
Auch die Einkaufsmöglichkeiten in der Altstadt<br />
werden immer schlechter und man ist schon fast<br />
gezwungen zu Westpark oder FOC zu fahren – wie<br />
kann man die Innenstadt wieder beleben, kommen<br />
in naher Zukunft neue Geschäfte?<br />
Das ist leider eine Sache, die wir nicht steuern können.<br />
Es ist Sache des Vermieters, an wen er seine<br />
Ladenfläche vermietet und da gilt nun mal das<br />
Gesetz der Marktwirtschaft. Laut Gewerbemaklern<br />
steigt in Ingolstadt der Konsum, da die Miete Maßstab<br />
für die Attraktivität eines Standortes ist. Bei<br />
geringerem Umsatz sinkt auch der Mietpreis, das<br />
nennt man dann 1B Lage.<br />
Problem sind eher die Leute und nicht die Stadt.<br />
Das Einkaufsverhalten der Menschen hat sich<br />
schlichtweg geändert. Ich zum Beispiel kaufe liebend<br />
gern in der Altstadt ein und mir würde es im<br />
Traum nicht einfallen mich ins Auto zu setzen um<br />
im Westpark Schuhe zu kaufen.<br />
Wie gesagt, das Kaufverhalten kann man politisch<br />
unmöglich steuern.<br />
WiPoSo – Interview<br />
Ebenso ist es mit den Altstadtkinos, die schon seit<br />
Jahren brach liegen und auf neue Betreiber warten<br />
– warum geht da nichts voran?<br />
Das habe ich auch so gehört, doch es ist schon<br />
seltsam. Selbst als die Altstadtkinos noch existierten<br />
gab es nur eine handvoll Besucher wohingegen<br />
das Multiplexkino am Westpark bestens gefüllt war.<br />
Heute beschweren sich alle, wo die Altstadtkinos<br />
seien. Wir sind für die Altstadtkinos und würden<br />
bei einer Wiedereröffnung sogar einen sechsstelligen<br />
Betrag Finanzierungshilfe leisten, doch die<br />
Lage ist schwer.<br />
Der Oberbürgermeister sieht die Donau als<br />
Thema für die Zukunft (Foto: td)<br />
Herr Oberbürgermeister, Sie sind Vorsitzender des<br />
Aufsichtsrats der INVG. Die zunehmende Anzahl an<br />
Studenten betrifft auch die Nahverkehrsmittel. Ist<br />
eine Erweiterung der <strong>Takt</strong>ung der einzelnen Buslinien<br />
und ein Ausbau des Streckennetzes im Gespräch?<br />
Wir zahlen für unsere Busse des ÖPNV im Jahr<br />
sieben Millionen Euro drauf, was letztendlich zu<br />
Lasten des Steuerzahlers geht. Ingolstadt ist nun<br />
mal eine Autostadt mit der höchsten verkehrsdichte<br />
aller deutschen Städte und einer hohen Anzahl<br />
an Radfahrern. Das ist eine schwere Ausgangslage<br />
und trotzdem haben wir in den letzten Jahren viel<br />
in neue Technik und Busse investiert. Außerdem<br />
sollen die Anzeigen der Haltestellen digitalisiert<br />
werden. Wichtige Schritte, aber leider gibt es das<br />
Problem des Nahverkehrs in vielen deutschen Städten.<br />
Dafür gibt es in Ingolstadt sehr viele Parkmöglichkeiten,<br />
die man so beispielsweise in München<br />
nie finden könnte.<br />
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