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Kompetenzen in der beruflichen Bildung fördern: - KIBB

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Berufliche Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung:Teilzeitberufsausbildung<br />

für (junge) Mütter und<br />

Vernetzungsstrukturen. Dokumentation<br />

des Experten/-<strong>in</strong>nenworkshops<br />

am 10.08.07 an<br />

<strong>der</strong> Jutus-Liebig-Universität<br />

Gießen<br />

Sehr geehrte Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

diese Ausgabe unseres Info-Briefes<br />

be<strong>in</strong>haltet die Beiträge und Ergebnisse des<br />

Experten/-<strong>in</strong>nenworkshops <strong>in</strong> Gießen am<br />

10.08.2007.<br />

Überblick über den Workshop<br />

Am 10.08.2007 fand an <strong>der</strong> Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen <strong>der</strong> Experten/<br />

-<strong>in</strong>nenworkshop zum Thema Berufliche<br />

Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung: Teilzeitausbildung<br />

für (junge) Mütter und Vernetzungsstrukturen<br />

statt.<br />

Die Veranstaltung wurde <strong>in</strong>itiiert im<br />

Rahmen des Projekts MOSAIK-Transfer:<br />

„<strong>Kompetenzen</strong>twicklung für (junge)<br />

Mütter. Kooperation von Beratung,<br />

(Aus)<strong>Bildung</strong> und Beruf“. Das an <strong>der</strong><br />

Justus-Liebig-Universität Gießen angesiedelte<br />

und vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />

<strong>Bildung</strong> und Forschung im Programm<br />

„<strong>Kompetenzen</strong> för<strong>der</strong>n. Berufliche Qualifizierung<br />

für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em<br />

För<strong>der</strong>bedarf“ sowie Europäischem<br />

Sozialfonds (ESF) geför<strong>der</strong>te Projekt war<br />

bis zum 31.08.2007 mit dem bundesweiten<br />

sowie regionalen Transfer von<br />

Vernetzungskonzepten für e<strong>in</strong> Übergangsmanagement<br />

Schule - Beruf<br />

befasst.<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt lag auf <strong>der</strong> Übertragung<br />

<strong>der</strong> im Bundesland Bremen als<br />

Prototyp aufgebauten „För<strong>der</strong>kette junge<br />

Mütter“ sowie <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierten<br />

Kooperations- und Transferstelle.<br />

Aufgrund zahlreicher Anfragen aus <strong>der</strong><br />

Region Mittelhessen wurde deutlich, dass<br />

e<strong>in</strong> großes Interesse an fachlichem und<br />

bildungspolitischem Austausch besteht.<br />

Der Workshop griff dieses Interesse auf<br />

und bot den anwesenden Akteuren e<strong>in</strong>e<br />

Plattform zum Theorie-Praxis-Transfer.<br />

In Gießen wurde auf diese Weise <strong>der</strong><br />

Prozess e<strong>in</strong>er regionalen Vernetzung<br />

nach dem Modell <strong>der</strong> von MOSAIK <strong>in</strong>itiierten<br />

„För<strong>der</strong>kette junge Mütter“<br />

1<br />

angestoßen.<br />

Mit dem vorliegenden letzten Infobrief<br />

Nr. 8 beschließt MOSAIK se<strong>in</strong>e langjährige<br />

Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Konzeptentwicklung sowie im Anwendungstransfer<br />

für junge benachteiligte<br />

Mütter. In diesem Infobrief werden<br />

ausgewählte Ergebnisse aus MOSAIK<br />

sowie angrenzende wissenschaftliche<br />

und praxisorientierte Ergebnisse<br />

präsentiert. Des Weiteren wird die<br />

Situation junger Mütter <strong>in</strong> Mittelhessen<br />

beleuchtet. In e<strong>in</strong>em Round Table<br />

werden Lösungsmöglichkeiten und Wege<br />

<strong>der</strong> Vernetzung diskutiert.<br />

Die Ergebnisse des Projekts stehen <strong>in</strong><br />

digitalisierter und gedruckter Form zur<br />

Verfügung unter www.mosaikonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo<br />

sowie als Abschlusspublikation (Friese<br />

2008).<br />

Inhalt<br />

Grußworte<br />

Carol<strong>in</strong> Pless, Projektträger im Deutschen Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt Köln Seite 2<br />

Dr. Birgit Retzlaff, Studiendekan<strong>in</strong> des Fachbereichs<br />

Sozial- und Kulturwissenschaften, Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen Seite 3<br />

Vorträge<br />

Prof. Dr. Marianne Friese<br />

MOSAIK Transfer, Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

<strong>Kompetenzen</strong>twicklung für (junge) Mütter. Kooperation<br />

<strong>in</strong> (Aus)<strong>Bildung</strong>, Beratung, Beruf. Ergebnisse aus<br />

Bremen und bundesweiter Transfer Seite 5<br />

Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hilde Stöppler<br />

Professur für Geistigbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenpädagogik, Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen<br />

Mutterschaft bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung –<br />

Probleme und Perspektiven Seite 18<br />

Situation und Erfahrungen <strong>in</strong> Mittelhessen<br />

– Kurzvorträge<br />

Ursula Passarge, Frauenbeauftragte <strong>der</strong> Stadt Gießen<br />

Situation und Lebenswelt junger Frauen Seite 24<br />

Heike Schubert, Beauftragte für Chancengleicheit,<br />

Agentur für Arbeit Wetzlar<br />

Darstellung des regionalen Arbeitsmarktes Lahn-Dill<br />

. Seite 26<br />

Christ<strong>in</strong>e Schramm-Spehrer, Beauftragte für<br />

Chancengleichheit, Agentur für Arbeit Gießen<br />

Regionale Angebote für Mädchen und junge Frauen<br />

. Seite 27<br />

Sab<strong>in</strong>e Reimers, Gesellschaft für Integration und<br />

Arbeit Gießen mbH<br />

Regionale Angebote für junge Mütter aus dem SGB II<br />

Bereich Seite 31<br />

Round Table Seite 33<br />

Aktuelles Seite 47<br />

Impressum Seite 48<br />

Info 08


Grußwort: Carol<strong>in</strong> Pless, Projektträger<br />

des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für <strong>Bildung</strong> und<br />

Forschung im Deutschen Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt Köln<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

hiermit möchte ich me<strong>in</strong>en herzlichen<br />

Dank für die E<strong>in</strong>ladung zu Ihrem Experten/-<strong>in</strong>nenworkshop<br />

aussprechen, die<br />

besten Wünsche des Projektträgers des<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für <strong>Bildung</strong> und Forschung<br />

im DLR übermitteln sowie von<br />

Herrn Peter Munk, dem Leiter des BMBF-<br />

Referates „Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung;<br />

Berufliche Schulen“ und von <strong>der</strong> zuständigen<br />

Referent<strong>in</strong>, Frau Monika van<br />

Ooyen. Das Referat ist Initiator und verantwortlich<br />

für das Programm „<strong>Kompetenzen</strong><br />

för<strong>der</strong>n – Berufliche Qualifizierung<br />

für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em<br />

För<strong>der</strong>bedarf“ – o<strong>der</strong> kurz: „BQF-Programm“.<br />

Wir als Projektträger koord<strong>in</strong>ieren<br />

die Umsetzung. Im Rahmen des<br />

BQF-Programms wird auch das Vorhaben<br />

MOSAIK Transfer geför<strong>der</strong>t.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Laufzeit des BQF-Programms<br />

von 2001 bis Ende 2006 war<br />

MOSAIK e<strong>in</strong>es von bundesweit über 130<br />

Projekten. Die Vorhaben teilten sich e<strong>in</strong>e<br />

Gesamtför<strong>der</strong>summe von ca. 60 Millionen<br />

Euro, die jeweils zur Hälfte aus Mitteln<br />

des Bundes und des Europäischen<br />

Sozialfonds zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Alle Vorhaben hatten das Ziel, das<br />

vorhandene System <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />

qualitativ weiterzuentwickeln,<br />

es effizienter, verlässlicher<br />

und zielgruppenorientierter zu gestalten.<br />

MOSAIK hat genau <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>en<br />

bedeutenden Beitrag für die Zielgruppe<br />

<strong>der</strong> jungen Mütter geleistet.<br />

Für junge Mütter ist die Vere<strong>in</strong>barung<br />

von Mutterschaft und Ausbildung e<strong>in</strong><br />

Spagat, bei dem sie Hilfestellung brauchen.<br />

Wenn dann noch weitere soziale<br />

Benachteiligungen wie zum Beispiel<br />

geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, die bei <strong>der</strong> heutigen<br />

Veranstaltung im Vor<strong>der</strong>grund steht,<br />

h<strong>in</strong>zukommen, bedarf es e<strong>in</strong>er ganzheitlichen<br />

För<strong>der</strong>ung und e<strong>in</strong>es umfassenden<br />

Beratungsnetzwerks, das koord<strong>in</strong>iert und<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt se<strong>in</strong> muss. Das<br />

beson<strong>der</strong>e Verdienst von MOSAIK war<br />

es, mit <strong>der</strong> „Bremer För<strong>der</strong>kette“ e<strong>in</strong> sol-<br />

2<br />

ches Beratungsnetzwerk für junge Mütter<br />

aufzubauen, weiterzuentwickeln und<br />

hieraus e<strong>in</strong> verallgeme<strong>in</strong>erbares Konzept<br />

für die Umsetzung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen<br />

zu erarbeiten. Nun gilt es, hier <strong>in</strong> Gießen<br />

und Mittelhessen Erfahrungen zusammenzutragen<br />

und <strong>in</strong> Austausch zu treten.<br />

Wir vom Projektträger haben erfreut<br />

zur Kenntnis genommen, dass das Interesse<br />

an e<strong>in</strong>em fachlichen und bildungspolitischen<br />

Austausch groß ist.<br />

Das von MOSAIK bisher Erreichte ist<br />

bemerkenswert. MOSAIK wurde deshalb<br />

als e<strong>in</strong>es von 19 ausgewählten Vorhaben<br />

<strong>in</strong> die bundesweite Transferphase des<br />

Programms überführt. Seit September<br />

2006 und bis Ende dieses Monats läuft<br />

nun <strong>der</strong> Transfer, <strong>in</strong> dem es Aufgabe <strong>der</strong><br />

ausgewählten Vorhaben ist, die Ergebnisse<br />

des BQF-Programms <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

zu verankern und Impulse zur Kooperation<br />

mit an<strong>der</strong>en Projekten aus <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />

zu geben. Im Juni<br />

wurde bereits mit e<strong>in</strong>er großen Veranstaltung<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Übertragung <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Bremen erprobten „För<strong>der</strong>kette junge<br />

Mütter“ angeregt. Wir dürfen gespannt<br />

se<strong>in</strong>, welche Perspektiven sich jetzt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Region Mittelhessen eröffnen werden.<br />

Wir wünschen <strong>der</strong> Vernetzung und dem<br />

Ausbau <strong>der</strong> Angebote für junge Mütter<br />

am Übergang Schule - Beruf hier <strong>in</strong> dieser<br />

Region e<strong>in</strong>en guten Verlauf und Ihnen<br />

heute e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten und ergebnisreichen<br />

Tag mit vielen neuen<br />

Kontakten.<br />

Info 08


Grußwort: Dr. Birgit Retzlaff, Studiendekan<strong>in</strong><br />

des FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften,<br />

Institut für Erziehungswissenschaft,<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

Im Namen des FB03 möchte ich Sie<br />

recht herzlich zum heutigen Experten/<br />

-<strong>in</strong>nenworkshop „Berufliche Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung:<br />

Teilzeitberufsausbildung<br />

für (junge) Mütter und Vernetzungsstrukturen"<br />

begrüßen.<br />

Zunächst e<strong>in</strong> paar Worte zu unserem<br />

Fachbereich: Der Fachbereich Sozialund<br />

Kulturwissenschaften besteht seit<br />

Herbst 1999. Er gehört zu den größten<br />

Fachbereichen <strong>der</strong> JLU und besitzt das<br />

breiteste Fächerspektrum: Er umfasst<br />

die Fächer Politik, Soziologie, Musik,<br />

Kunst und die Erziehungswissenschaften,<br />

die sich <strong>in</strong> drei Institute aufteilen; und<br />

zwar <strong>in</strong> das Institut für Heil- und Son<strong>der</strong>pädagogik,<br />

das Institut für Schulpädagogik<br />

und Didaktik <strong>der</strong> Sozialwissenschaften<br />

und das Institut für Erziehungswissenschaft.<br />

Das Institut für Erziehungswissenschaft<br />

hat – wie die an<strong>der</strong>en<br />

Institute auch – e<strong>in</strong> stark ausdifferenziertes<br />

Arbeits- und Forschungsprofil<br />

mit fünf Fachrichtungen. Dazu gehören:<br />

• Systematische und Vergleichende<br />

Erziehungswissenschaft<br />

• Pädagogik des Jugendalters<br />

• Pädagogik <strong>der</strong> Weiterbildung,<br />

• Pädagogische Wissensforschung<br />

• Berufspädagogik/ Arbeitslehre.<br />

3<br />

Die Professur für Berufspädagogik und<br />

Didaktik <strong>der</strong> Arbeitslehre wurde über<br />

mehr als sieben Jahre h<strong>in</strong>weg von<br />

verschiedenen Personen vertreten und<br />

Sie können sich mit Sicherheit gut<br />

vorstellen, <strong>in</strong> welchem Zustand sie sich<br />

befand. Als Studiendekan<strong>in</strong> des<br />

Fachbereichs Sozial- und<br />

Kulturwissenschaften, die die Aufgabe<br />

hat, sich um die Angelegenheiten <strong>der</strong><br />

Lehre zu kümmern, war ich dann sehr<br />

froh, dass Frau Prof. Dr. Friese Ihren Ruf<br />

annahm, von Bremen zu uns kam und<br />

sich dieser Zustand än<strong>der</strong>te.<br />

Die Berufspädagogik (Arbeits-, Berufsund<br />

Wirtschaftspädagogik) beschäftigt<br />

sich mit all den Themen- und Fragestellungen,<br />

die mit <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> Qualifizierung<br />

Jugendlicher und Erwachsener<br />

<strong>in</strong> Aus- und Weiterbildung verbunden<br />

s<strong>in</strong>d. Insbeson<strong>der</strong>e setzt sie sich mit<br />

Struktur und Organisation sowie Politik<br />

und Recht <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

und thematisiert didaktische,<br />

methodische und curriculare Aspekte von<br />

Lehr-/Lernprozessen <strong>in</strong> Aus- und Weiterbildung.<br />

Zudem erfolgt momentan <strong>der</strong> Aufbau des<br />

Schwerpunktes „Berufliche Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung“,<br />

u. a. gestützt durch die<br />

Projekte MOSAIK und BertHa. Das<br />

Projekt BertHa zielt auf die Entwicklung,<br />

Erprobung und Evaluation e<strong>in</strong>es<br />

kompetenzbiografischen Qualifikationskonzeptes<br />

im Segment Haushaltsnaher<br />

Dienstleistungen. Das Projekt hat<br />

sich zur Aufgabe gestellt, im Rahmen <strong>der</strong><br />

arbeitsmarktpolitischen Instrumente die<br />

geplante Qualifizierung sowohl am Bedarf<br />

<strong>der</strong> Arbeitssuchenden als auch an<br />

den regionalen Beson<strong>der</strong>heiten des Arbeitsmarktes<br />

auszurichten. Damit soll e<strong>in</strong><br />

nachhaltiger Integrationsprozess <strong>in</strong> Arbeit<br />

e<strong>in</strong>geleitet werden. Zielgruppen des<br />

Projektes s<strong>in</strong>d jüngere Erwachsene, ger<strong>in</strong>g<br />

Qualifizierte bzw. Un- und Angelernte<br />

mit und ohne Erfahrungen im Arbeitsmarktsegment<br />

Haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen. Ziel ist es, die hier <strong>in</strong><br />

den Blick genommene Zielgruppe <strong>in</strong> den<br />

ersten Arbeitsmarkt Haushaltsnaher<br />

Dienstleistungen zu <strong>in</strong>tegrieren und die<br />

„Rückkehr“ bildungsferner Zielgruppen <strong>in</strong><br />

organisierte Qualifikationsstrukturen zu<br />

beför<strong>der</strong>n.<br />

Die Themen <strong>der</strong> Benachteiligtenförde-<br />

Info 08


ung fließen darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Lehrgebiete<br />

Arbeitslehre und Berufspädagogik<br />

e<strong>in</strong>. Dazu erfolgt e<strong>in</strong>e enge Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Heil- und Son<strong>der</strong>pädagogik<br />

zu dem Schwerpunkt „Berufliche Integration<br />

und Rehabilitation“.<br />

Frau Prof. Dr. Friese hat hier <strong>in</strong> Gießen<br />

nicht nur erfolgreich neue Projekte <strong>in</strong>itiiert,<br />

son<strong>der</strong>n sie brachte mit Ihrem<br />

Wechsel an die JLU auch Projekte mit.<br />

Das Projekt MOSAIK, auf welches <strong>der</strong><br />

heutige Workshop zurück zu führen ist,<br />

war vom 31.05.2003 bis zum<br />

31.05.2006 an <strong>der</strong> Universität Bremen<br />

angesiedelt. Es verfolgte das Konzept e<strong>in</strong>er<br />

ganzheitlichen <strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />

für junge Mütter und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

orientiert an den biografischen Statuspassagen<br />

Schulabschluss, Berufsorientierung/-vorbereitung,(Teilzeit-)Berufsausbildung<br />

und E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> den<br />

Beruf. Hierzu wurde im Bundesland Bremen<br />

die "För<strong>der</strong>kette (junge) Mütter" mit<br />

e<strong>in</strong>er daran angebundenen Kooperations-<br />

und Transferstelle entwickelt.<br />

Das Projekt MOSAIK Transfer „<strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />

für (junge) Mütter. Kooperation<br />

von Beratung, Ausbildung und<br />

Beruf“ ist seit dem 01.09.2006 an <strong>der</strong><br />

Justus-Liebig-Universität Gießen angesiedelt,<br />

mit e<strong>in</strong>er Laufzeit bis zum<br />

31.08.2007. Das Projekt zielt auf die<br />

bundesweite Vernetzung des Konzepts<br />

und dessen Übertragung <strong>in</strong> weitere ausgewählte<br />

Regionen. Gegenwärtig ist es<br />

mit dem bundesweiten sowie regionalen<br />

Transfer von Vernetzungskonzepten für<br />

e<strong>in</strong> Übergangsmanagement Schule-Beruf<br />

befasst. Auch für die Region Gießen und<br />

Mittelhessen wurde deutlich, dass großes<br />

Interesse an e<strong>in</strong>em fachlichen und<br />

bildungspolitischen Austausch besteht.<br />

Der Workshop greift dieses Interesse auf<br />

und bietet e<strong>in</strong>e Plattform zum Theorie-<br />

Praxis-Transfer.<br />

Die För<strong>der</strong>angebote für junge Mütter und<br />

ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollen künftig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

besser vernetzt werden. Mit diesem Ziel<br />

hat das Projekt MOSAIK Transfer Akteure<br />

und Entscheidungsträger aus Beratung,<br />

Berufsbildung, Jugendberufshilfe,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, Politik, Wirtschaft,<br />

Verwaltung und Wissenschaft heute zu<br />

e<strong>in</strong>em fachlichen Austausch e<strong>in</strong>geladen.<br />

Ich wünsche Ihnen allen e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

und spannende Diskussion.<br />

4<br />

Info 08


MOSAIK Transfer: Angebote für<br />

junge Mütter und Vernetzung <strong>der</strong><br />

Bremer För<strong>der</strong>kette<br />

Prof. Dr. Marianne Friese, Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen<br />

Das Projekt MOSAIK sowie das<br />

Transferprojekt werden im Rahmen des<br />

Programms "<strong>Kompetenzen</strong> för<strong>der</strong>n. Berufliche<br />

Qualifizierung für Zielgruppen<br />

mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf (BQF)"<br />

(Bundesm<strong>in</strong>isterium für <strong>Bildung</strong> und Forschung<br />

(BMBF) sowie Europäischer Sozialfonds<br />

(ESF)) geför<strong>der</strong>t. Die<br />

Durchführung obliegt <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

dem Good-Practice-Center (GPC) dem<br />

Projektträger im Deutschen Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt (PT-DLR), Bonn.<br />

1. Das Projekt MOSAIK: Ansatz und<br />

Entwicklung<br />

Das Projekt MOSAIK war vom<br />

01.05.2003 – 31.08.2006 an <strong>der</strong><br />

Universität Bremen angesiedelt. Es<br />

schloss sich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>jährige<br />

Transferphase (01.09.2006-31.08.2007)<br />

an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität Giessen<br />

an. Im Vorhaben MOSAIK-Transfer<br />

wurden ausgewählte Produkte des<br />

Projekts bundesweit und <strong>in</strong> ausgewählte<br />

Regionen übertragen. Im Folgenden<br />

werden ausgewählte Befunde des<br />

Projekts MOSAIK zur Lebens- und<br />

Ausbildungssituation junger Mütter, zu<br />

ihren För<strong>der</strong>bedarfen sowie zu<br />

5<br />

För<strong>der</strong>ansätzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> vor<strong>beruflichen</strong> und<br />

<strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong> dargestellt. Es folgen<br />

Handlungsempfehlungen für Beratung<br />

und Vernetzung sowie Wissenstransfer.<br />

Der Ansatz: ganzheitlich und biografisch<br />

Dem Projekt MOSAIK liegt e<strong>in</strong> ganzheitlicher<br />

Ansatz zugrunde, <strong>der</strong> die Situation<br />

und Bedarfe junger Mutterschaft im<br />

Kontext <strong>der</strong> biografischen Statuspassagen<br />

des Jugendalters thematisiert, d. h.<br />

zum e<strong>in</strong>en die Beratung und Betreuung<br />

sowie Stärkung <strong>der</strong> eigenen Identität<br />

und Elternkompetenz für jugendliche<br />

Mütter, zum an<strong>der</strong>en die Suche nach<br />

passgenauen Angeboten für<br />

Schulabschlüsse, Berufsorientierung,<br />

Berufsvorbereitung und Ausbildung sowie<br />

psychosozialer und sozialpädagogischer<br />

Unterstützung. Hierzu werden die<br />

Qualitätsstandards für frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong><br />

und qualitativ hochwertige K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote<br />

zugrundegelegt wie<br />

auch Reformansätze zur Flexibilisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>.<br />

Stellt sich <strong>der</strong> Spagat zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

Haushalt und Beruf für Frauen generell<br />

als Mehrfachbelastung dar, gilt dieses <strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>er Weise für junge Mütter. Jugendliche<br />

Mutterschaft bedeutet oftmals<br />

aufgrund fehlen<strong>der</strong> Vernetzung, ökonomischer<br />

Probleme und fehlen<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

e<strong>in</strong>e gravierende Überfor<strong>der</strong>ung.<br />

Dabei ist es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die „Zeitnot“,<br />

die die Vere<strong>in</strong>barkeit von Mutterschaft<br />

und Ausbildung erschwert.<br />

Forschungssegmente<br />

Zur Umsetzung dieser Perspektiven wurden<br />

drei Forschungssegmente bearbeitet:<br />

Grundlagenforschung, angewandte<br />

Forschung und die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Kooperations-<br />

und Transferstelle.<br />

Info 08


Im Bereich <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />

wurden im Projekt MOSAIK qualitative<br />

und quantitative Daten zur Zielgruppe<br />

junge Mütter, zur Biografie und Lebenswelt,<br />

zu den Bedarfen <strong>der</strong> Zielgruppe, zu<br />

ihrer <strong>Bildung</strong>sbiografie sowie ihren Familienkonstellationen<br />

erhoben. Dar<strong>in</strong> wurden<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Geschlechterkonstruktionen<br />

– vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

<strong>Bildung</strong> – berücksichtigt sowie Aspekte<br />

<strong>der</strong> Benachteiligung und sozialen<br />

Ungleichheit.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> angewandten Forschung<br />

wurde zunächst die bestehende Basisversorgung<br />

<strong>in</strong> Bremen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Bedarfe <strong>der</strong> Zielgruppe untersucht. Daraus<br />

wurden Unterstützungsangebote<br />

entwickelt, um den Ausbau e<strong>in</strong>er „För<strong>der</strong>kette<br />

junge Mütter“ zu beför<strong>der</strong>n. Des<br />

Weiteren unterstützte MOSAIK die Träger<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung, Beratung, Begleitung<br />

und Evaluation von För<strong>der</strong>maßnahmen.<br />

Im dritten Segment wurde e<strong>in</strong>e prozessorientierte<br />

Kooperations- und Transferstelle<br />

e<strong>in</strong>gerichtet und erprobt, die Beratung,<br />

Kommunikation und Wissenstransfer<br />

im Netz <strong>der</strong> „Bremer För<strong>der</strong>kette“<br />

sichert.<br />

Die „Bremer För<strong>der</strong>kette“ und die<br />

daran angebundene Kooperationsund<br />

Transferstelle<br />

Ausgangspunkt zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er<br />

Kooperations- und Transferstelle bildete<br />

<strong>der</strong> Befund, dass die <strong>in</strong> Bremen existierenden<br />

Beratungs-, <strong>Bildung</strong>s- und Ausbildungsangebote<br />

für junge Mütter und<br />

ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht ausreichen, um sie zu<br />

e<strong>in</strong>er eigenständigen, ökonomisch unabhängigen<br />

Lebensführung zu befähigen.<br />

Für die Realisierung e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Kooperation von Akteuren, die jungen<br />

Müttern Beratungs-, (Aus)<strong>Bildung</strong>s- und<br />

Berufsperspektiven eröffnen, ist das<br />

konkrete Zusammenwirken <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Personen und Institutionen,<br />

Transparenz und <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es verlässlichen<br />

und kont<strong>in</strong>uierlichen Informations-<br />

und För<strong>der</strong>netzes zw<strong>in</strong>gende Voraussetzung.<br />

Die dazu notwendige Plattform<br />

bildete im Projekt MOSAIK die Kooperations-<br />

und Transferstelle.<br />

Die Kooperations- und Transferstelle<br />

wurde zunächst als Prototyp im Lande<br />

Bremen aufgebaut und erprobt. Sie bün-<br />

6<br />

delt Aktivitäten und Maßnahmen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Bedarfe <strong>der</strong> Zielgruppe,<br />

stellt Beratung für junge Mütter zur<br />

Verfügung, unterstützt die Arbeit <strong>der</strong><br />

Träger und Sozialzentren durch Information<br />

und Beratung, stellt Kontakte zu<br />

Betrieben und Schulen her, berät auf <strong>der</strong><br />

politischen Handlungsebene und sichert<br />

den Wissenstransfer.<br />

Die aus <strong>der</strong> Arbeit von MOSAIK entstandene<br />

engmaschige För<strong>der</strong>kette begleitet<br />

und unterstützt junge Mütter von <strong>der</strong><br />

Geburt des K<strong>in</strong>des bis zur Aufnahme e<strong>in</strong>er<br />

eigenständigen Lebensführung. Dazu<br />

müssen unterschiedliche Institutionen<br />

und Träger eng zusammenarbeiten und<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt werden, mit<br />

dem Ziel, passgenaue Angebote für <strong>Bildung</strong>,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung und Ausbildung<br />

sowie Berufswegbegleitung zur Verfügung<br />

zu stellen, Perspektiven für die Integration<br />

junger Mütter <strong>in</strong> den Erwerbsarbeitsmarkt<br />

zu eröffnen und die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie, Ausbildung und Erwerbsarbeit<br />

sowie Elternkompetenz<br />

nachhaltig zu unterstützen.<br />

2. MOSAIK Transfer: Bundesweite<br />

Übertragung<br />

Das Projekt MOSAIK wurde im Rahmen<br />

des Programms „<strong>Kompetenzen</strong> för<strong>der</strong>n.<br />

Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen<br />

mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf (BQF)“<br />

geme<strong>in</strong>sam mit 18 weiteren Projekten<br />

ausgewählt, um se<strong>in</strong>e Ergebnisse - im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Transferphase - <strong>in</strong> weitere<br />

Regionen zu überführen. Zum 01. September<br />

2006 nahm MOSAIK Transfer,<br />

angesiedelt an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität<br />

Giessen, se<strong>in</strong>e Arbeit auf.<br />

Info 08


Ergebnistransfer<br />

Die im Lande Bremen als Prototyp aufgebaute<br />

„Bremer För<strong>der</strong>kette (junge)<br />

Mütter“ soll <strong>in</strong> ihrer Konzeption <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Bundeslän<strong>der</strong> übertragen werden, u. a.<br />

nach Mittelhessen. Darüber h<strong>in</strong>aus besteht<br />

auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

Interesse an dem Konzept, die Beratungen<br />

werden von MOSAIK Transfer kont<strong>in</strong>uierlich<br />

fortgeführt. In Berl<strong>in</strong> hat<br />

MOSAIK auf e<strong>in</strong>er Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nenschulung<br />

das Konzept „För<strong>der</strong>kette<br />

junge Mütter“ vorgestellt und so e<strong>in</strong>en<br />

Vernetzungsprozess analog dem <strong>in</strong> Bremen<br />

angestoßen.<br />

Die Thematiken Übergangsmanagement<br />

und Netzwerkbildung werden auf fachwissenschaftlicher<br />

Ebene und <strong>in</strong> <strong>der</strong> universitären<br />

Lehre weiter geführt und theoretisch<br />

verdichtet. Die För<strong>der</strong>kette<br />

„junge Mütter“ ist e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil<br />

im Übergangsmanagement für<br />

die Zielgruppe junge Mütter. Dieses Instrument<br />

erleichtert den Übergang an<br />

<strong>der</strong> ersten Schwelle von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Berufsausbildung. Unterstützung<br />

wird den jungen Müttern gewährt durch<br />

e<strong>in</strong>e auf sie und die Bedürfnisse ihrer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> abgestimmte Berufsberatung,<br />

-orientierung und –vorbereitung. Auch<br />

das Nachholen von Schulabschlüssen ist<br />

Bestandteil des Unterstützungsnetzwerks<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette. Ziel ist die E<strong>in</strong>mündung<br />

junger Mütter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Teilzeitberufsausbildung.<br />

MOSAIK orientiert sich an den biografischen<br />

Statuspassagen Schulabschluss,<br />

Berufsorientierung/-vorbereitung, Teilzeitberufsausbildung<br />

und E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong><br />

den Beruf. Daher sollen neben <strong>der</strong> Implementierung<br />

von Teilzeitberufsausbildungskonzepten<br />

im dualen System <strong>der</strong><br />

Berufsbildung zielgruppenadäquate und<br />

sozialräumlich orientierte För<strong>der</strong>strukturen<br />

<strong>in</strong>itiiert werden. Kooperierende Organisationen,K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

Betriebe, <strong>Bildung</strong>sträger und Sozialzentren<br />

werden h<strong>in</strong>sichtlich zielgruppenrelevanter<br />

Fragen zusammengeführt<br />

und auf Tagungen über die konkrete<br />

Umsetzung e<strong>in</strong>er „För<strong>der</strong>kette junge<br />

Mütter“ mit e<strong>in</strong>er Kooperations- und<br />

Transferstelle <strong>in</strong>formiert. Die Erfahrung<br />

von MOSAIK wirkt unterstützend und<br />

beratend bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung und Verstetigung<br />

e<strong>in</strong>er För<strong>der</strong>kette junge Frauen<br />

7<br />

und e<strong>in</strong>er Kooperations- und Transferstelle.<br />

Die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transferphase setzt sich<br />

zusammen aus den Elementen Wissenstransfer,<br />

Beratungstransfer und Weiterbildungstransfer.<br />

Wissenstransfer<br />

Die Erstellung von Handreichungen und<br />

Publikationen sowie die Durchführung<br />

von Tagungen unterstützen bei <strong>der</strong><br />

Verbreitung <strong>der</strong> Ergebnisse zur Implementierung<br />

<strong>der</strong> entwickelten Konzepte <strong>in</strong><br />

weiteren Regionen. Daneben steht allen<br />

Partnern e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teraktive Internetplattform<br />

zum Austausch und Vernetzen zur<br />

Verfügung: www.mosaikonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo.<br />

Beratungstransfer<br />

Hier werden Institutionen und Träger an<br />

ausgewählten Standorten beraten zur<br />

Implementierung <strong>der</strong> Transferprodukte.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e werden Strategien zur<br />

Netzwerkbildung mit den Projektpartnern<br />

erarbeitet und umgesetzt.<br />

Weiterbildungstransfer<br />

Zur Qualifizierung <strong>der</strong> Akteure werden<br />

Konzepte für die Weiterbildung des<br />

Fachpersonals sowie Konzepte für die<br />

Vernetzung von Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nen<br />

erarbeitet. Diese werden anhand CDgestützter<br />

Materialien <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

3. Zielgruppe junge Mütter: Biografische<br />

Verläufe und Statistische Befunde<br />

Die zentrale Bedeutung e<strong>in</strong>es hohen <strong>Bildung</strong>sniveaus,<br />

<strong>der</strong> Wunsch nach subjektbezogener<br />

Ausbildung und gesicherten<br />

und s<strong>in</strong>nstiftenden Berufsbiografien<br />

kennzeichnen die Lebensentwürfe <strong>der</strong><br />

jüngeren Generation, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

für benachteiligte junge<br />

Frauen an <strong>der</strong> äußerst prekären Situation<br />

des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes<br />

scheitern. Auch junge Mütter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Weise darum bemüht, durch<br />

e<strong>in</strong>e qualifizierte Ausbildung und Berufsperspektive<br />

e<strong>in</strong>e ökonomisch eigenständige<br />

und s<strong>in</strong>nvolle Gestaltung des Lebens<br />

für sich und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu gewährleisten,<br />

jedoch erweist sich für junge Mütter<br />

<strong>der</strong> Übergang an <strong>der</strong> Statuspassage von<br />

<strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> den Beruf als e<strong>in</strong> oft unüberw<strong>in</strong>dbares<br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis.<br />

Info 08


Statistische Befunde<br />

deslän<strong>der</strong>n haben 98 % <strong>der</strong> über 24-<br />

Ist bei dem Anteil Lebendgeborener von jährigen Mütter e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />

jungen Müttern ke<strong>in</strong> dramatischer Anstieg<br />

zu erkennen, weist die Entwicklung<br />

von Schwangerschaftsabbrüchen bei<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen Frauen e<strong>in</strong>e eher besorgniserregende<br />

Tendenz auf: Die Abbruchrate<br />

ist bei älteren Frauen eher<br />

stabil; bei den 15-19-jährigen und 20-<br />

24jährigen Frauen nimmt sie seit 1996<br />

ständig zu.<br />

(alte Län<strong>der</strong>: 81 %). Mit <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung haben die neuen<br />

Bundeslän<strong>der</strong> dieses Problem „importiert“:<br />

von den unter 25-jährigen Müttern<br />

<strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n haben<br />

nur noch 88 % e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />

(alte Län<strong>der</strong>: 74 %). Die Qualität <strong>der</strong><br />

Schulabschlüsse ist relativ niedrig: 42 %<br />

– bei den unter 25-Jährigen fast die<br />

Hälfte – <strong>der</strong> jungen Mütter haben nur e<strong>in</strong>en<br />

Hauptschulabschluss. Die (Fach-)<br />

Hochschulreife haben gerade e<strong>in</strong>mal 4 %<br />

<strong>der</strong> Frauen erwerben können. Zusätzlich<br />

zu dem hohen Anteil ohne<br />

Um e<strong>in</strong> umfassendes Bild <strong>der</strong> Lebenssituation<br />

junger Mütter zu erlangen,<br />

konnte im Rahmen des Projekts MOSAIK<br />

e<strong>in</strong>e Zweitauswertung <strong>der</strong> Erhebung des<br />

Amtes für Soziale Dienste Bremen über<br />

Empfänger<strong>in</strong>nen von Hilfe zum<br />

Lebensunterhalt unter 25 Jahren im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Jump plus-Maßnahme<br />

erhoben werden. Besorgniserregend s<strong>in</strong>d<br />

dabei die niedrigen <strong>Bildung</strong>sabschlüsse<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe: Die <strong>Bildung</strong>sverläufe<br />

junger Mütter im HLU-Bezug s<strong>in</strong>d<br />

äußerst ungünstig: Etwa e<strong>in</strong> Viertel hat<br />

ke<strong>in</strong>en Schulabschluss. Die übrigen<br />

haben meist nur e<strong>in</strong>en Haupt-<br />

Schulabschluss werden die Ausbildungsund<br />

Berufschancen junger Frauen so<br />

durch die schlechteren Schulabschlüsse<br />

verr<strong>in</strong>gert. Trotz <strong>der</strong> hohen Zahl junger<br />

Mütter ohne Schulabschluss muss betont<br />

werden, dass dies für junge Mütter nicht<br />

<strong>der</strong> Regelfall ist. Auch junge Mütter<br />

haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />

– und zwar e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss.<br />

Die mit den strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

verbundenen Folgen wie Konsumverzicht,<br />

mangelnde Partizipation an<br />

gesellschaftlichen Aktivitäten, soziale<br />

Isolation, Deprivationsrisiken <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Restriktionen bei <strong>der</strong> Ausbildung und<br />

Erwerbsbeteiligung führen dazu, dass<br />

junge Mutterschaft zum „Strukturpr<strong>in</strong>zip<br />

kumulativer Ungleichheit für Frauen und<br />

ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ (Friese 2001) wird. Die Entscheidung<br />

für e<strong>in</strong>e junge Mutterschaft ist<br />

nahezu zwangsläufig mit prekären Lebenslagen,<br />

Armut und fehlen<strong>der</strong> berufli-<br />

cher Qualifizierung verbunden.<br />

schulabschluss. 85 % <strong>der</strong> Sozialhil- Motive und Familienkonstellationen<br />

feempfänger<strong>in</strong>nen, die bereits 18 Jahre Weisen die Lebenslagen junger Mütter<br />

o<strong>der</strong> älter s<strong>in</strong>d, haben ke<strong>in</strong>e abgeschlos- sich durch e<strong>in</strong> hohes Maß an Heterogesene<br />

Berufsausbildung. Die <strong>Bildung</strong>sdanität aus, gilt dieses nicht weniger für<br />

ten junger Sozialhilfeempfänger<strong>in</strong>nen die jeweils <strong>in</strong>dividuellen Entscheidungen<br />

verweisen damit auf e<strong>in</strong>en hohen Bedarf junger Mädchen und Frauen für e<strong>in</strong> Le-<br />

an beruflicher und schulischer För<strong>der</strong>ung ben mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Bei aller Vielfalt <strong>der</strong><br />

für Mütter <strong>in</strong> Bremen h<strong>in</strong>. Die Daten aus Gründe für e<strong>in</strong>e frühe Mutterschaft zeigt<br />

Bremen konnten mit bundesweitern sich, dass häufig familiäre Problemlagen<br />

Zahlen ergänzt werden, durch e<strong>in</strong>e sowie mangelnde Unterstützung und<br />

Zweitauswertung des Mikrozensus 2000. Fehlentscheidungen bei Schulproblemen<br />

<strong>Bildung</strong>ssituation junger Mütter im o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Berufswahl ausschlaggebend<br />

Bundesgebiet<br />

s<strong>in</strong>d. So kann die Entscheidung für e<strong>in</strong>e<br />

Junge Mütter ohne Schulabschluss s<strong>in</strong>d<br />

bzw. waren vor allem e<strong>in</strong> Problem <strong>der</strong><br />

alten Bundeslän<strong>der</strong>. In den neuen Bun-<br />

8<br />

frühe Mutterschaft weniger als Ursache,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr als Folge großer psychosozialer<br />

Probleme betrachtet werden.<br />

Auffällig ist, dass die Herkunftsfamilien<br />

Info 08


<strong>der</strong> jungen Mütter häufig gekennzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d durch wenig verlässliche zwischenmenschliche<br />

Beziehungen. Ferner weisen<br />

sie kaum adäquate Verhaltensweisen im<br />

Umgang mit Konflikten und Problemlagen<br />

auf. Die Phase <strong>der</strong> Adoleszenz<br />

verstärkt Entfremdungsprozesse <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Familie. Diese ist dann kaum<br />

noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, <strong>der</strong> Tochter e<strong>in</strong>e angemessene<br />

Unterstützung <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />

auf die emotionale Entwicklung und<br />

Fragen <strong>der</strong> Lebensplanung zu geben.<br />

Die für die Adoleszenz typische<br />

Empf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Omnipotenz kommt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Entscheidung für das K<strong>in</strong>d zum<br />

Tragen. Die Entscheidung für das K<strong>in</strong>d<br />

ist somit häufig e<strong>in</strong> Ausdruck für die<br />

Hoffnung auf e<strong>in</strong>e feste B<strong>in</strong>dung, für<br />

den Wunsch, es besser zu machen als<br />

die eigene Mutter, also auch die Suche<br />

nach <strong>der</strong> guten Mutter, dem<br />

verantwortungsvollen Partner und Vater<br />

sowie <strong>der</strong> eigenen positiven Familie. Als<br />

entscheidendes Motiv kristallisiert sich<br />

<strong>der</strong> Wunsch nach Verän<strong>der</strong>ung,<br />

eigenständiger Lebensplanung und<br />

Distanz zur Herkunftsfamilie heraus.<br />

Gleichzeitig bleibt die Orientierung an<br />

den tradierten Leitbil<strong>der</strong>n von Familie,<br />

Mutterschaft und Beziehung<br />

vorherrschend. Hier entsteht <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch,<br />

etwas Neues schaffen zu wollen,<br />

jedoch auf ke<strong>in</strong>e eigenen Bil<strong>der</strong> und Vorbil<strong>der</strong><br />

für Verän<strong>der</strong>ung zurückgreifen zu<br />

können. Zugleich mündet <strong>der</strong> Wunsch<br />

nach Unabhängigkeit häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />

Abhängigkeit von Institutionen und Behörden.<br />

Biografische Verläufe und Risiken<br />

Neben den familiären Problemlagen ist<br />

<strong>der</strong> Mangel an <strong>beruflichen</strong> Perspektiven,<br />

nicht selten auch Schulverweigerung, e<strong>in</strong><br />

wesentlicher Grund für die Entscheidung<br />

zu e<strong>in</strong>er frühen Mutterschaft. Sie lässt<br />

sich so als Sehnsucht nach e<strong>in</strong>em gesell-<br />

9<br />

schaftlich anerkannten Ort <strong>in</strong>terpretieren<br />

und als s<strong>in</strong>nstiftende Verän<strong>der</strong>ung im<br />

Leben <strong>der</strong> jungen Frauen. Jedoch kristallisiert<br />

sich genau dieser Schritt als<br />

Strukturfalle heraus. Vorgezeichnet ist<br />

die Unterbrechung <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sbiografie.<br />

Die für Mädchen und Frauen ohneh<strong>in</strong><br />

vorhandenen E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufswahl werden verstärkt.<br />

Instabile<br />

Lebenslagen<br />

und Armutsrisiken und da-<br />

mit verbunden soziale Exklusion und<br />

Isolation s<strong>in</strong>d die Folgen.<br />

4. För<strong>der</strong>bedarfe: <strong>in</strong>dividuell und<br />

strukturell<br />

Die Heterogenität <strong>der</strong> Zielgruppe sowie<br />

die unterschiedlichen Angebote, die für<br />

die Zielgruppe junge Mütter bereitge<br />

stellt werden, macht e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>bedarfe nach <strong>in</strong>dividuellen und<br />

strukturellen Aspekten notwendig.<br />

Individuelle För<strong>der</strong>bedarfe<br />

Wie bereits die empirischen Befunde zeigen,<br />

ist die Zielgruppe <strong>der</strong> jungen Mütter<br />

durch unterschiedliche Struktur- und Lebenslagen,<br />

soziale Herkunft, Schul- und<br />

Ausbildungsabschlüsse und <strong>Bildung</strong>sverläufe<br />

gekennzeichnet. Um jungen Müttern<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Bremer För<strong>der</strong>kette<br />

e<strong>in</strong> passgenaues Angebot machen zu<br />

können, wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperations- und<br />

Transferstelle e<strong>in</strong>e grobe Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe – entlang ihrer <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bedarfe – vorgenommen.<br />

Grob können dabei zwei Gruppen von<br />

jungen Müttern differenziert werden: Die<br />

Gruppe <strong>der</strong> jungen Mütter mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

För<strong>der</strong>bedarf ist gekennzeichnet<br />

durch ger<strong>in</strong>g qualifizierte Schulabschlüsse,<br />

brüchige <strong>Bildung</strong>sbiografien<br />

Info 08


und negative Schulerfahrungen. Diese<br />

Frauen s<strong>in</strong>d oft bereits sehr früh Mutter<br />

geworden und verfügen meist we<strong>der</strong><br />

über e<strong>in</strong>en qualifizierten Schul- noch<br />

Berufsabschluss. Ihre <strong>Bildung</strong>sbiografie<br />

ist von Ausgrenzung geprägt, die gekennzeichnet<br />

wird durch längere Unterbrechungszeiten<br />

bzw. durch e<strong>in</strong>en völli-<br />

gen Abbruch. Sie erfahren wenig Unterstützung<br />

durch ihr familiäres Netzwerk<br />

und bef<strong>in</strong>den sich zum überwiegenden<br />

Teil im Sozialhilfe- bzw. ALG II–Bezug.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> jungen Mütter mit e<strong>in</strong>em<br />

ger<strong>in</strong>geren För<strong>der</strong>bedarf h<strong>in</strong>gegen zeichnet<br />

sich meist durch e<strong>in</strong>en qualifizierten<br />

Schulabschluss, durch kurze Unterbrechungszeit<br />

<strong>in</strong> Schul- o<strong>der</strong> Ausbildungssystemen<br />

(bis ½ Jahr nach Entb<strong>in</strong>dung)<br />

sowie durch e<strong>in</strong> unterstützendes und<br />

stabilisierendes Umfeld aus. Wird<br />

e<strong>in</strong>e<br />

junge Frau dieser Gruppe während<br />

<strong>der</strong><br />

Schul- o<strong>der</strong> Berufsausbildung schwanger,<br />

ist e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> unterbrochenen<br />

Ausbildung möglich.<br />

Strukturelle För<strong>der</strong>bedarfe<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

berufliche Ausbildung stellt sich für viele<br />

Jugendliche – und nicht nur für junge<br />

Mütter – als e<strong>in</strong>e schwierige Statuspassage<br />

dar. Um <strong>in</strong> das duale Ausbildungssystem<br />

e<strong>in</strong>münden zu können,<br />

benötigen sie e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Unterstützung<br />

unter Berücksichtigung ihrer Lebenslage.<br />

Die notwendige Unterstützung<br />

lieferte <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette<br />

junge Mütter<br />

e<strong>in</strong>e ganzheitliche und <strong>in</strong>dividuelle Beratung,<br />

die sich auf die Expertise <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette vernetzten Institutionen<br />

stützen konnte.<br />

Die Schwierigkeiten am Übergang von<br />

<strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> den Beruf belegt <strong>der</strong><br />

Befund, dass <strong>der</strong> Anteil von jungen<br />

Erwachsenen, die bis zum 25.<br />

Lebensjahr ke<strong>in</strong>e anerkannte Ausbildung<br />

absolviert haben, auf e<strong>in</strong>em hohen Niveau<br />

von 14-15% liegt (vgl. Berufsbildungsbericht<br />

2007). Zur Gestaltung e<strong>in</strong>es<br />

gelungen Übergangs s<strong>in</strong>d vorgeschaltete<br />

Berufsorientierungs- und Berufsvorbereitungsangebote<br />

s<strong>in</strong>nvoll. E<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen zur<br />

Bewältigung des ersten Übergangs ist<br />

e<strong>in</strong>e gelungene Berufswahl. Kann e<strong>in</strong>e<br />

Jugendliche o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Jugendlicher aufgrund<br />

<strong>der</strong> biografischen Statussituation<br />

diese Entscheidung nicht treffen, gilt sie<br />

10<br />

o<strong>der</strong> er als nicht ausbildungsreif. Zur<br />

Feststellung <strong>der</strong> Ausbildungsreife wurde<br />

jüngst im Rahmen des Nationalen Pakts<br />

für Ausbildung e<strong>in</strong> Kriterienkatalog für<br />

Akteure <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis erstellt. Jugendliche<br />

und junge Erwachsene, die die Kriterien<br />

<strong>der</strong> mangelnden Ausbildungsreife<br />

erfüllen, werden meist <strong>in</strong> Berufsorientierungs-<br />

und Berufsvorbereitungsmaßnahmen<br />

vermittelt. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

des immer noch anhaltenden Ausbildungsplatzmangels<br />

kommt alternativen<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong>e weitere Bedeutung zu.<br />

Sie werden dazu benutzt, um<br />

markbenachteiligten Jugendlichen bis zur<br />

E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e betriebliche<br />

Ausbildung e<strong>in</strong>e Übergangsperspektive<br />

zu bieten. Die orig<strong>in</strong>är benachteiligten<br />

Zielgruppen – wie die jungen Mütter –<br />

werden dabei auf Wartelisten verwiesen.<br />

Im Laufe des Forschungsprojekts<br />

MOSAIK wurde nachgewiesen, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Zielgruppe <strong>der</strong> jungen<br />

Mütter mit e<strong>in</strong>em hohen För<strong>der</strong>bedarf<br />

spezifische<br />

Angebote benötigt, die auf<br />

ihre <strong>in</strong>dividuellen Bedarfe ausgerichtet<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>tritt und Verlauf <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette<br />

Die auf den erfolgreichen Übergang ausgerichtete<br />

Beratung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperationsund<br />

Transferstelle legt beson<strong>der</strong>es Au-<br />

genmerk auf die Institutionalisierung von<br />

Teilzeitberufsausbildung und die Realisierung<br />

e<strong>in</strong>er qualitativ hochwertigen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />

Die Beratungsgespräche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperations-<br />

und Transferstelle MOSAIK wurden<br />

exemplarisch mit jungen Müttern durchgeführt.<br />

Zunächst wurde e<strong>in</strong> Profil<strong>in</strong>g<br />

vorgenommen, <strong>in</strong> dem neben den schulischen<br />

und <strong>beruflichen</strong> Qualifikationen die<br />

Lebenssituation <strong>der</strong> jungen Mütter besprochen<br />

und Fragen zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

geklärt wurden. In e<strong>in</strong>em zweiten<br />

Schritt wurden Berufswünsche besprochen<br />

und die Sichtung und Überarbeitung<br />

<strong>der</strong> Bewerbungsunterlagen vorgenommen.<br />

Anschließend wurden,<br />

entsprechend <strong>in</strong>dividueller Lebenslage,<br />

Qualifikation<br />

und Bedarf, die jungen<br />

Frauen an die Kooperationspartner <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

„För<strong>der</strong>kette junge Mütter“ weiter<br />

vermittelt.<br />

Info 08


5. Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>:<br />

Berufsorientierung, Berufsvorbereitung<br />

und Teilzeitberufsausbildung<br />

Verschiedene Reformmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong> haben <strong>in</strong> jüngster<br />

Zeit zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landschaft<br />

<strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung geführt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die sogenannten Hartz-Gesetze,<br />

das neue BvB-Fachkonzept <strong>der</strong><br />

Bundesagentur für Arbeit sowie die Novellierung<br />

des Berufsbildungsgesetzes<br />

und das neu geschaffene Tagesbetreuungsausbaugesetz<br />

(TAG) haben dazu<br />

beigetragen, dass die För<strong>der</strong>ung und<br />

Qualifizierung junger Mütter neuen gesetzlichen<br />

Vorgaben und Regelungen angepasst<br />

werden müssen.<br />

Zur Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Problemlagen junger<br />

Mütter werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> bildungspolitischen<br />

und berufspädagogischen Reformdebatte<br />

bereits seit Ende <strong>der</strong> 1990er<br />

Jahre neue Ansätze für zeitmodifizierte<br />

Ausbildungen modellhaft erprobt und<br />

evaluiert. Diese s<strong>in</strong>d mittlerweile <strong>in</strong> ordnungsrechtliche<br />

Modifizierungen e<strong>in</strong>geflossen.<br />

Nachdem im März 2001 mit dem<br />

„Eckwertepapier des Bund-Län<strong>der</strong>-Ausschusses<br />

zur Reform <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>“<br />

bereits Empfehlungen für zeitmodifizierte<br />

Ausbildungen ausgesprochen<br />

wurden, erhielt die Teilzeitberufsausbildung<br />

mit <strong>der</strong> jüngsten Novellierung des<br />

Berufsbildungsgesetzes mit Wirkung vom<br />

01.04.2005 e<strong>in</strong>e gesetzliche Grundlage.<br />

Im § 8 Abs. 1 heißt es „(…) bei berech-<br />

tigtem Interesse kann sich <strong>der</strong> Antrag<br />

auch auf die Verkürzung <strong>der</strong> täglichen<br />

und wöchentlichen Ausbildungszeit richten<br />

(Teilzeitberufsausbildung)“.<br />

Damit wurden politische und ordnungsrechtliche<br />

Voraussetzungen für die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von qualifizierter Ausbildung<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung geschaffen. Dennoch<br />

ist fest zu stellen, dass wegen <strong>der</strong><br />

Heterogenität <strong>der</strong> Zielgruppe unterschiedliche<br />

Angebote <strong>der</strong> Qualifizierung<br />

und Vorbereitung<br />

<strong>in</strong> Teilzeit konzipiert<br />

werden müssen, um neben <strong>der</strong> Aufnahme<br />

e<strong>in</strong>er Berufsausbildung weitere<br />

Möglichkeiten für die Zielgruppe zu er-<br />

öffnen.<br />

Best-Practice Modelle: „Ich gehe<br />

me<strong>in</strong>en Weg mit K<strong>in</strong>d und Beruf…“<br />

Berufsorientierung <strong>in</strong> Teilzeit<br />

Auf Initiative des Hauses <strong>der</strong> Familie <strong>in</strong><br />

11<br />

<strong>der</strong> Vahr wurde von MOSAIK e<strong>in</strong> Berufsorientierungsprojekt<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit<br />

<strong>der</strong> Leitung des Hauses <strong>der</strong> Familie Vahr<br />

konzipiert. Ausgehend von dem Befund,<br />

dass im Bremer Stadtteil Vahr beson<strong>der</strong>s<br />

viele junge Mütter Arbeitslosengeld II <strong>in</strong><br />

Anspruch nehmen, wurde mit dem Angebot<br />

e<strong>in</strong>er Berufsorientierungsmaßnahme<br />

jungen Müttern mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter<br />

drei Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bildungsfernen<br />

Stadtteil Ausbildungs- und Erwerbsperspektiven<br />

eröffnet. In <strong>der</strong> Berufsorientierungsmaßnahme<br />

stehen die Themen<br />

Ausbildung und berufliche Orientierung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund; angesprochen werden<br />

jedoch auch Fragen <strong>der</strong> alltäglichen Versorgungs-<br />

und Erziehungsarbeit. Konzipiert<br />

wurde e<strong>in</strong> Angebot, das drei Module<br />

<strong>in</strong> neun Monaten vorsieht, die <strong>in</strong>haltlich<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauen, jedoch flexibel<br />

und bedarfsorientiert gestaltet werden<br />

können. Das Gesamtangebot be<strong>in</strong>haltet<br />

die Arbeitsbereiche Kursangebot, sozialpädagogische<br />

Begleitung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />

Ziele des Berufsorientierungskurses<br />

s<strong>in</strong>d: Die H<strong>in</strong>führung junger<br />

Mütter <strong>in</strong> Ausbildung/Qualifizierung, die<br />

Vermittlung junger Mütter im ALG II-Bezug<br />

<strong>in</strong> Ausbildung bzw. Qualifizierung<br />

und Eröffnung nachhaltiger Erwerbsperspektiven,<br />

Chancenverbesserung junger<br />

Mütter mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, frühe Prävention<br />

sowie Schaffung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangeboten<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter<br />

drei Jahren im Stadtteil. Die Breite des<br />

Angebotes setzte e<strong>in</strong>e enge Kooperationsstruktur<br />

voraus, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ca. e<strong>in</strong>jährigen<br />

Vorbereitung entwickelt und<br />

konzeptionell beraten wurde. Beteiligt<br />

waren unterschiedliche Träger und Institutionen<br />

wie Sozialzentren,<br />

Haus <strong>der</strong><br />

Familie, <strong>Bildung</strong>sträger, kirchliche E<strong>in</strong>richtungen,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfeträger<br />

sowie Institutionen zur Vermittlung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />

Info 08


Die biografische Ausgangssituation <strong>der</strong><br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen zeigte die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen sozialpädagogischen<br />

Begleitung, die <strong>in</strong> enger Abstimmung<br />

mit dem Unterricht erfolgte.<br />

E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nen lebte<br />

alle<strong>in</strong> mit dem K<strong>in</strong>d. Die Partnerschaften<br />

<strong>der</strong> jungen Frauen waren geprägt durch<br />

f<strong>in</strong>anzielle Unsicherheiten, Arbeitslosigkeit,<br />

und soziale Isolation. Alle Frauen<br />

waren vor dem Kurs mit dem K<strong>in</strong>d<br />

hauptsächlich zu Hause.<br />

Unterstützungs-<br />

systeme, die motivieren und deutliche<br />

Hilfestellung anbieten, gab es im sozialen<br />

Umfeld kaum.<br />

Mit dem Berufsorientierungskurs „Ich<br />

gehe me<strong>in</strong>en Weg …mit K<strong>in</strong>d und Beruf“<br />

ist es gelungen, junge Mütter zu erreichen,<br />

die von den üblichen För<strong>der</strong><strong>in</strong>strumenten<br />

<strong>der</strong> Agentur für Arbeit bislang<br />

kaum erfasst worden waren. Für<br />

dieses niedrigschwellige und sozialräumlich<br />

orientierte Angebot war es erfor<strong>der</strong>lich,<br />

verschiedene Stadtteilakteure e<strong>in</strong>erseits<br />

und Sozialadm<strong>in</strong>istration an<strong>der</strong>erseits<br />

zusammen zu br<strong>in</strong>gen. Die Realisierung<br />

des Projekts kann daher als e<strong>in</strong><br />

Beispiel für die Schaffung neuer<br />

Angebote<br />

sowie für e<strong>in</strong>e gelungene Koopera-<br />

tion <strong>der</strong> Akteure im Rahmen<br />

<strong>der</strong> „För<strong>der</strong>kette<br />

junge Mütter“ gelten.<br />

Elternschule Gröpel<strong>in</strong>gen<br />

Diese Erfahrungen wie<strong>der</strong>holen sich auch<br />

<strong>in</strong> dem im Projektkontext von MOSAIK<br />

<strong>in</strong>itiierten und evaluierten stadtteilbezogenen<br />

Projekt „Elternschule Gröpel<strong>in</strong>gen“.<br />

Die Berufsvorbereitungsmaßnahme<br />

wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vitalen Kooperation zwischen<br />

den Akteuren <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe,<br />

Wohne<strong>in</strong>richtungen, <strong>Bildung</strong>strägern<br />

und Schulen durchgeführt. Das<br />

Curriculum orientiert sich an Kompetenz-<br />

12<br />

stärkung im sozialen und allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />

Bereich und schließt mit e<strong>in</strong>em<br />

vierwöchigen Betriebspraktikum<br />

ab, wo-<br />

durch weitgehende Optionen für<br />

An-<br />

schlüsse <strong>in</strong> betriebliche Ausbildungen eröffnet<br />

werden.<br />

Berufsvorbereitung <strong>in</strong> Teilzeit<br />

Ausgangslage für die Konzeption e<strong>in</strong>er<br />

Berufsvorbereitungsmaßnahme für junge<br />

Mütter <strong>in</strong> Teilzeit war <strong>der</strong> Befund, dass<br />

junge Mütter mit e<strong>in</strong>em nur ger<strong>in</strong>g qualifizierenden<br />

Schulabschlusses kaum<br />

Chancen haben, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e (Teilzeit)Berufsausbildung<br />

e<strong>in</strong>zumünden.<br />

Gleichzeitig s<strong>in</strong>d die herkömmlichen<br />

Qualifizierungs- und Ausbildungsangebote<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelstruktur für junge Mütter<br />

kaum zugänglich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

s<strong>in</strong>d wenig geeignet, den Bedarfen<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe gerecht zu werden.<br />

Um jungen Müttern die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Berufsvorbereitung <strong>in</strong> Teilzeit zu eröffnen,<br />

wurde im Rahmen <strong>der</strong> „För<strong>der</strong>kette<br />

junge Mütter“ das Projekt Spagat, angesiedelt<br />

am Zentrum für Schule und Beruf<br />

(zsb) <strong>in</strong> Bremen, <strong>in</strong>itiiert. Mit dem Projekt<br />

werden junge Mütter mit e<strong>in</strong>em<br />

Schulabschluss angesprochen, die jedoch<br />

noch nicht die zwölfjährige Schulpflicht<br />

erfüllt haben. Die <strong>in</strong>sgesamt 16 Plätze<br />

stehen ausschließlich jungen Müttern<br />

offen, die die oben genannten Kriterien<br />

zur Aufnahme erfüllen. Neben den persönlichen<br />

Voraussetzungen ist e<strong>in</strong>e Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung notwendig.<br />

Dabei können die jungen Mütter<br />

zu Beg<strong>in</strong>n des Projekts durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

unterstützt werden. Ziel <strong>der</strong><br />

Berufsvorbereitung ist die Vermittlung<br />

<strong>der</strong> jungen Mütter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e betriebliche<br />

Erstausbildung, wenn möglich <strong>in</strong> Teilzeit.<br />

Untergeordnete Aufgaben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e prozessuale<br />

Berufsorientierung, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles<br />

Coach<strong>in</strong>g, die För<strong>der</strong>ung schulischer,<br />

persönlicher und lebenspraktischer<br />

Fähigkeiten, die Vermittlung <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er (Teilzeit)Ausbildung<br />

sowie die Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung. Das Konzept von<br />

Spagat wurde während <strong>der</strong> Projektlaufzeit<br />

an die Bedarfe <strong>der</strong> Zielgruppe angepasst<br />

und liegt nach e<strong>in</strong>er dreie<strong>in</strong>halbjährigen<br />

Laufzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modifizierten<br />

Form vor. E<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierung ab September<br />

2006 ist bereits gesichert, die Kon-<br />

Info 08


zeption wurde für die neue För<strong>der</strong>periode<br />

abermals verän<strong>der</strong>t und ist nicht mehr<br />

nur ausschließlich auf schulpflichtige<br />

junge Mütter begrenzt.<br />

Die Konzeption <strong>der</strong> Berufsvorbereitungsmaßnahme<br />

sieht vor, dass die jungen<br />

Frauen an vier Tagen die Woche e<strong>in</strong><br />

Praktikum <strong>in</strong> Betrieben des ersten Arbeitsmarkts<br />

absolvieren. Hier können die<br />

jungen Mütter Arbeitserfahrungen sammeln,<br />

Berufswünsche überprüfen, persönliche<br />

Kontakte zu Ausbildungsbetrieben<br />

herstellen und die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />

Berufsleben und Familienarbeit<br />

erproben. Die jungen Mütter werden bei<br />

folgenden Anfor<strong>der</strong>ungen von e<strong>in</strong>em<br />

multiprofessionellen Team unterstützt:<br />

Während des e<strong>in</strong>mal wöchentlich stattf<strong>in</strong>denden<br />

Schultages werden gezielte<br />

schulische, persönliche und berufsrelevante<br />

<strong>Kompetenzen</strong> geför<strong>der</strong>t, mögliche<br />

<strong>Bildung</strong>sdefizite aufgearbeitet und berufsspezifische<br />

Inhalte vermittelt sowie<br />

die berufliche Praxis reflektiert. An jedem<br />

Schultag ist e<strong>in</strong>e Sozialpädagog<strong>in</strong><br />

vor Ort, um bei Bedarf - sowie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dann, wenn sich die jungen Mütter<br />

noch nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Praktikum bef<strong>in</strong>den -<br />

Unterstützung bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em<br />

Praktikumsplatz zu geben. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

f<strong>in</strong>den Beratungen bei aktuellen<br />

Problemen und Schwierigkeiten im<br />

Spannungsfeld Mutterschaft<br />

und Be-<br />

rufstätigkeit statt, um die persönlichen<br />

<strong>Kompetenzen</strong> <strong>der</strong> jungen Mütter zu för<strong>der</strong>n<br />

und zu erweitern.<br />

Bei <strong>der</strong> Evaluation des Projekts Spagat<br />

konnte festgestellt werden, dass es<br />

möglich ist, junge Mütter mit schwierigen<br />

sozialen und persönlichen Voraussetzungen<br />

erfolgreich <strong>in</strong> das Berufsbildungssystem<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren. Es zeigt<br />

sich, dass mit e<strong>in</strong>er entsprechenden sozialpädagogischen<br />

Unterstützung die<br />

schwierige Ausgangslage <strong>der</strong> Frauen im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Berufsvorbereitungsmaßnahme<br />

<strong>in</strong> Teilzeit bearbeitet werden und<br />

e<strong>in</strong> Leben ohne die Abhängigkeit von<br />

staatlichen Transferleistungen ermöglicht<br />

werden kann. Grundlegend hierfür ist die<br />

Stärkung des Vertrauens <strong>der</strong> jungen<br />

Mütter <strong>in</strong> ihre eigene Leistungsfähigkeit<br />

sowie die Klärung und Stabilisierung <strong>in</strong>dividueller,<br />

f<strong>in</strong>anzieller und sozialer H<strong>in</strong>tergründe.<br />

Dazu<br />

zählte im Wesentlichen<br />

die Unterbr<strong>in</strong>gung des K<strong>in</strong>des<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

13<br />

verlässlichen Tagespflegestelle o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe.<br />

Teilzeitberufsausbildung<br />

Mit <strong>der</strong> Reform des Berufsbildungsgesetzes<br />

im Jahre 2005 wurde im § 8 BBiG die<br />

Möglichkeit verankert, neben <strong>der</strong> Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Gesamtdauer <strong>der</strong> Ausbildung<br />

auch e<strong>in</strong>e wöchentliche o<strong>der</strong> tageszeitliche<br />

Verkürzung zu erreichen. Im Gesetz<br />

heißt es: „(…) bei berechtigtem Interesse<br />

kann sich <strong>der</strong> Antrag auch auf die Verkürzung<br />

<strong>der</strong> täglichen und wöchentlichen<br />

Ausbildungszeit richten. (Teilzeitberufsausbildung)“<br />

(BBiG, § 8). Mit dieser<br />

Gesetzesän<strong>der</strong>ung wurde für junge Eltern<br />

<strong>der</strong> Weg geebnet, e<strong>in</strong>e reguläre<br />

Ausbildung im dualen<br />

Berufsbildungs-<br />

system zu absolvieren. Damit wurden die<br />

Ausbildungschancen junger Mütter <strong>in</strong>sgesamt<br />

verbessert.<br />

In <strong>der</strong> Regel beträgt die wöchentliche<br />

Arbeitszeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Teilzeitberufsausbildung<br />

75 % <strong>der</strong> regulären Ausbildungszeit:<br />

Die tägliche Arbeitszeit im Betrieb<br />

beträgt sechs Stunden. Außerdem ist es<br />

möglich, mit dem E<strong>in</strong>verständnis aller<br />

beteiligten Partner, die Arbeitszeiten <strong>in</strong>dividuell<br />

auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Auszubildenden<br />

abzustimmen. Der Berufsschulunterricht<br />

f<strong>in</strong>det meist – je nach<br />

Ausbildungsberuf - an zwei Tagen pro<br />

Woche bei vollem Stundenumfang statt.<br />

Die Ausbildungsvergütung beträgt 75 %<br />

<strong>der</strong> Regelausbildungsvergütung. Die<br />

Verlängerung <strong>der</strong> Gesamtausbildungsdauer<br />

ist nicht zw<strong>in</strong>gend, sie kann aber<br />

je nach <strong>in</strong>dividueller<br />

Voraussetzung <strong>der</strong><br />

Auszubildenden und nach E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> zuständigen Stelle bis zu e<strong>in</strong>em Jahr<br />

betragen.<br />

Damit s<strong>in</strong>d politische und ordnungsrechtliche<br />

Voraussetzungen für die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von qualifizierter Ausbildung<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung geschaffen. Die<br />

Forschungsergebnisse <strong>der</strong> Modellprojekte<br />

Jamba und MOSAIK geben zugleich<br />

relevante Aufschlüsse über subjektive<br />

Perspektiven junger Mutter, strukturelle<br />

und pädagogische Voraussetzungen für<br />

e<strong>in</strong>e erfolgreiche Implementierung<br />

<strong>in</strong> das<br />

Berufsbildungssystem<br />

sowie über Erfah-<br />

rungen<br />

von Betrieben, Berufsschulen und<br />

<strong>Bildung</strong>strägern.<br />

Info 08


Erfahrungen mit Teilzeitberufsausbildung<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung von Teilzeitberufsausbildung<br />

können auf wissenschaftlicher<br />

Ebene strukturelle H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />

identifiziert werden, die die Aufnahme<br />

und Umsetzung von Teilzeitberufsausbildung<br />

für junge Mütter erschweren. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge Grad an Information<br />

über die gesetzlichen Neuregelungen<br />

und <strong>der</strong>en Umsetzungsmöglichkeiten bei<br />

den zuständigen Stellen/Kammern<br />

hemmen bisweilen die E<strong>in</strong>tragung <strong>der</strong><br />

Ausbildungsverhältnisse, da unterschiedliche<br />

Parameter und Auslegungen des<br />

Gesetzes durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />

Mitarbeiter vorgenommen werden und<br />

differente Modelle bei <strong>der</strong> Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungszeit e<strong>in</strong>getragen werden.<br />

Während e<strong>in</strong>er Teilzeitberufsausbildung<br />

stellt die Sicherung des Lebensunterhaltes<br />

von Mutter und K<strong>in</strong>d oft e<strong>in</strong>e strukturelle<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung dar. Von <strong>der</strong><br />

75%igen Ausbildungsvergütung kann <strong>der</strong><br />

Unterhalt <strong>der</strong> Familie nicht alle<strong>in</strong><br />

bestritten werden. Auch die weiteren<br />

staatlichen Leistungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beantragung<br />

oft kompliziert und schließen<br />

sich zum Teil gegenseitig aus, sodass<br />

junge Mütter bei <strong>der</strong> Beantragung <strong>der</strong><br />

Gel<strong>der</strong> Unterstützung benötigen, um die<br />

F<strong>in</strong>anzierung für sich und das K<strong>in</strong>d während<br />

<strong>der</strong> Ausbildung zu gewährleisten.<br />

Die Sicherstellung des Lebensunterhalts<br />

hat Priorität; e<strong>in</strong>e Schlechterstellung gegenüber<br />

dem Arbeitslosengeld I o<strong>der</strong> II<br />

ist <strong>in</strong>akzeptabel und führt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ge-<br />

samtperspektive nicht zu e<strong>in</strong>er erhöhten<br />

Aufnahme von<br />

Ausbildung und Qualifizierung<br />

junger Mütter.<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht von Betrieben und<br />

Kammern<br />

Von Seiten <strong>der</strong> Betriebe, Kammern,<br />

Schulen und <strong>Bildung</strong>sträger werden jungen<br />

Müttern positive Verhaltensweisen<br />

wie e<strong>in</strong>e hohe Motivation, e<strong>in</strong> hohes Maß<br />

an Sozial- und Organisationskompetenz<br />

sowie gute Prüfungsergebnisse besche<strong>in</strong>igt.<br />

Jedoch existieren auch Bedenken<br />

gegen die Abweichung von <strong>der</strong> Ausbildungsnorm<br />

und Unsicherheiten bezüglich<br />

<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> neuen ordnungsrechtlichen<br />

Regelungen <strong>in</strong> den Ausbildungsalltag.<br />

Dabei werden auch Problemlagen<br />

wie höhere Ausfallzeiten durch<br />

Krankheit des K<strong>in</strong>des sowie zeitweise<br />

14<br />

Überfor<strong>der</strong>ungen aufgrund <strong>der</strong> Doppelbelastung<br />

<strong>der</strong> Auszubildenden thematisiert.<br />

Umso deutlicher wird <strong>der</strong> Stellenwert<br />

<strong>der</strong> sozialpädagogischen Betreuung<br />

und <strong>der</strong> pädagogisch-didaktischen Unterstützung<br />

durch die Berufsschule. Die Erfahrungen<br />

zeigen, dass junge Menschen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildung Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Alltagsgestaltung und<br />

im Zeitmanagement benötigen. Entscheidende<br />

Voraussetzungen für das Gel<strong>in</strong>gen<br />

<strong>der</strong> Ausbildung s<strong>in</strong>d ebenso f<strong>in</strong>anzielle<br />

Anreize für die Betriebe wie auch<br />

zureichende materielle Sicherungen<br />

für<br />

junge Mütter (Na<strong>der</strong> et al. 2003, S. 108<br />

ff).<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht junger Mütter<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> jungen Mütter wird zwar<br />

die strukturelle und emotionale Ambivalenz<br />

deutlich, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung bewältigt<br />

werden muss, wie etwa h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Zeitknappheit und <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>streitenden<br />

Empf<strong>in</strong>dungen bezüglich <strong>der</strong><br />

Verbundenheit mit dem K<strong>in</strong>d. Zugleich<br />

stellen sich jedoch die Berufsausbildung<br />

und <strong>der</strong> damit ausgebildete<br />

Zugew<strong>in</strong>n an<br />

Kompetenz und Selbstbewusstse<strong>in</strong> als<br />

zentrale stabilisierende Faktoren heraus<br />

(Zybell 2003, S. 190 ff).<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht e<strong>in</strong>er jungen Mutter gibt es<br />

„halt zwei Wege. Man kann den lieben<br />

langen Tag für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d da se<strong>in</strong> und<br />

weiter von Sozialhilfe leben, und das<br />

wird immer weiter runtergekürzt und irgendwann<br />

kann man sich gar nichts<br />

mehr erlauben. O<strong>der</strong> man geht den an<strong>der</strong>en<br />

Weg, gibt se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sechs<br />

Stunden<br />

am Tag ab und ist danach für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

da und kann sagen: nächstes Jahr können<br />

wir <strong>in</strong> Urlaub fahren.“<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

Die Versorgungslage <strong>der</strong> öffentlichen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung ist <strong>in</strong> Deutschland im<br />

Vergleich zu europäischen Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei<br />

Jahren alarmierend (vgl. Engstler/<br />

Menn<strong>in</strong>g 2003). Trotz weit reichen<strong>der</strong><br />

politischer Absichtserklärungen setzt sich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Praxis die<br />

Mütter- und Familienzentrierung beharrlich<br />

fort, flankiert durch familien-,<br />

sozial- und bildungspolitische Regelungen<br />

und mit weit reichenden Konsequenzen<br />

für die <strong>Bildung</strong>s- und Erwerbsbiografien<br />

von Frauen. So werden Mütter mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren von <strong>der</strong> Ver-<br />

Info 08


pflichtung zur eigenständigen Existenzsicherung<br />

ausgenommen und können sich<br />

von <strong>der</strong> Schulpflicht befreien lassen. Im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Agenda 2010 greifen diese<br />

Regelungen bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>praxis<br />

im SGB II-Bereich. Während<br />

für Mütter mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren<br />

die sichernden Fallmanager zuständig<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Hauptaufgabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prüfung<br />

von Transferleistungen liegt, zielt das<br />

aktivierende Fallmanagement darauf,<br />

erwerbsfähige Frauen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n über<br />

drei Jahren unverzüglich <strong>in</strong> Arbeit zu<br />

vermitteln. Für das Wohl junger Mütter<br />

und ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> entsteht hier e<strong>in</strong> gravierendes<br />

Spannungsverhältnis. Zwar<br />

mag es für die Frauen e<strong>in</strong>e Entlastung<br />

und Erweiterung <strong>der</strong> Entscheidungsfreiheit<br />

se<strong>in</strong>, zwischen Erziehungspflichten<br />

und Doppelorientierung wählen zu können.<br />

Diese „fürsorgliche Belagerung“<br />

führt jedoch zu schwerwiegenden Lücken<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>s- und Ausbildungsbiografie,<br />

die geeignete Anschlussperspektiven<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und nicht selten Entscheidungen<br />

für weitere K<strong>in</strong><strong>der</strong> beför<strong>der</strong>n. Mit<br />

dieser staatlich verordneten „Befreiung“<br />

von Ausbildung und Existenzsicherung<br />

fallen junge Mütter und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zwangsläufig <strong>in</strong> den Status<br />

<strong>der</strong> „Verwal-<br />

teten Armen“ (Meier 2004, S. 14) und<br />

aus <strong>der</strong> Philosophie des „aktivierenden“<br />

Sozialstaates heraus.<br />

Es gilt daher Modelle zu entwickeln, die<br />

sowohl jungen Müttern e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Perspektive als auch ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

ausreichende Betreuung und För<strong>der</strong>ung<br />

zukommen lassen. Hierzu s<strong>in</strong>d professionelle<br />

und qualitativ hochwertige K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote<br />

erfor<strong>der</strong>lich, die<br />

frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> mit flexiblen<br />

Betreuungszeiten, wohnortnahen und<br />

passgenauen Angeboten verb<strong>in</strong>den. Es<br />

stellt sich die Frage, ob das zum<br />

1.1.2005 <strong>in</strong> Kraft getretene Gesetz zum<br />

Ausbau <strong>der</strong> Tagesbetreuung (TAG) neue<br />

Ansätze zum qualitätsorientierten und<br />

bedarfsgerechten Ausbau <strong>der</strong> Tages<br />

betreuung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren<br />

bewirken kann und e<strong>in</strong> massiver Ausbau<br />

<strong>in</strong>stitutioneller Angebote erfolgt.<br />

Schwierigkeiten und H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />

besteht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

junger Mütter <strong>der</strong> Bedarf an qualitativ<br />

hochwertigen Betreuungsangeboten <strong>der</strong><br />

15<br />

öffentlichen Hand. Wesentlich ist es,<br />

passgenaue Betreuungsangebote den<br />

unterschiedlichen Bedarfen <strong>der</strong> jungen<br />

Mütter entsprechend anzubieten. Während<br />

für sehr junge Mütter <strong>in</strong> schulischen<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong>e an Schule angebundene<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong><br />

kann, werden <strong>in</strong> Projekten <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

Ausbildung eigens e<strong>in</strong>gerichtete<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote beim <strong>Bildung</strong>sträger<br />

von jungen Müttern nicht<br />

vorzugsweise angenommen. Priorität hat<br />

die Nutzung des Regelangebots <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />

<strong>in</strong> Wohnortnähe. Die<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen lernen dadurch bereits<br />

im Vorfeld <strong>der</strong> Ausbildung <strong>in</strong> den vorhandenen<br />

Strukturen zu agieren, und<br />

gleichzeitig wird <strong>der</strong> erneuten Zementierung<br />

e<strong>in</strong>es Son<strong>der</strong>status entgegen<br />

gewirkt.<br />

Jedoch zeigt sich immer wie<strong>der</strong>, dass die<br />

Betreuungszeiten <strong>der</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

nicht ausreichend s<strong>in</strong>d. Randzeiten<br />

am frühen Morgen und am Nachmittag<br />

müssen oft durch Tagesmütter<br />

o<strong>der</strong> Familienagehörige überbrückt werden.<br />

E<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Betreu-<br />

ung mit verlässlichen Personen ist durch<br />

die „Ersatzmodelle“ kaum sicher zu stellen.<br />

Massive Probleme treten auf, wenn das<br />

K<strong>in</strong>d erkrankt und nicht durch die öffentliche<br />

E<strong>in</strong>richtung betreut werden kann.<br />

Zwar stehen Müttern zusätzliche Krankheitstage<br />

laut Gesetz zur Verfügung,<br />

dennoch werden häufige Ausfälle von<br />

Arbeitgebern und ausbildenden Betrieben<br />

langfristig nicht akzeptiert. Hier<br />

sollten den Müttern alternative K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsmöglichkeiten<br />

im Krank<br />

heitsfall zur Verfügung gestellt werden,<br />

die auch dem ger<strong>in</strong>gen Budget <strong>der</strong><br />

Frauen gerecht werden.<br />

Insgesamt betrachtet stoßen junge<br />

Mütter bei <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Ausbildung<br />

und Familie an strukturelle Gren-<br />

zen, die es gilt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Diskussion<br />

um Work-Life-Balance aufzugreifen.<br />

5. Beratung und Vernetzung: Handlungsempfehlungen<br />

Aus den dargestellten Bedarfen<br />

und Be-<br />

funden ergeben sich Handlungsempfehlungen<br />

an<br />

Expert<strong>in</strong>nen und Experten aus<br />

Beratung und Vernetzung.<br />

Info 08


Begriffliche und konzeptionelle Revisionen<br />

Essentiell ist sowohl die Revision <strong>der</strong> Defizitansätze<br />

und familienzentrierter Modelle<br />

sowie stereotyper Rollenbil<strong>der</strong> als<br />

auch die Anerkennung des Rechts auf<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Ausbildung und Familienpflichten<br />

als Work-Life-Balance. Die<br />

Begriffe <strong>Bildung</strong>, Beratung und Qualifikation<br />

müssen drei Zieldimensionen<br />

be<strong>in</strong>halten: Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit,<br />

Teilhabe an <strong>der</strong> Gesellschaft, Empowerment:<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildungsund<br />

Beschäftigungsfähigkeit sowie Lebensweltkompetenzen.<br />

E<strong>in</strong>e aktivierende<br />

Beratung <strong>der</strong> Jugendlichen sollte fokussieren<br />

auf e<strong>in</strong>en qualifizierten Schulabschluss,<br />

Ausbildung und berufliche Integration.<br />

Zeitnahe Vermittlungsangebote<br />

am Übergang<br />

Schule – Beruf und<br />

f<strong>in</strong>anzielle Anreize o<strong>der</strong> Sanktionen sollenSchul-<br />

und Ausbildungsverweigerung<br />

vermeiden.<br />

Curriculares und didaktisches<br />

Handeln<br />

Die systematische Kompetenzfeststellung<br />

und biografisch orientierte För<strong>der</strong>ung<br />

sollte als übergreifendes didaktisches<br />

Pr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> Schule, Berufsausbildungsvorbereitung<br />

und Berufsausbildung<br />

verankert se<strong>in</strong>. Informelle <strong>Kompetenzen</strong><br />

und Stärken sollten als Qualifizierungen<br />

Anerkennung f<strong>in</strong>den sowie das Lernen <strong>in</strong><br />

zielgruppen- und leistungsheterogenen<br />

Gruppen för<strong>der</strong>n und Selbstlernkompetenz<br />

als Grundlage für lebenslanges Lernen<br />

stärken. Schulische und sozialpädagogische<br />

Arbeit sollte auf sicheren Erwerb<br />

von Grundkompetenzen fokussieren.<br />

Die verstärkte För<strong>der</strong>ung bildungsbenachteiligter<br />

Jugendlicher und ihre sozialpädagogische<br />

Betreuung tragen zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsreife bei.<br />

Um sowohl die Orientierung an <strong>Bildung</strong>sstandards<br />

als auch an betrieblichen Bedarfen<br />

zu erreichen, s<strong>in</strong>d sozialpädagogisch<br />

betreute<br />

Betriebspraktika von gro-<br />

ßer Wichtigkeit. Der Lernort Betrieb und<br />

Lernortverbünde sollten dazu gestärkt<br />

werden.<br />

In die Curricula sollten verstärkt kooperative<br />

Ausbildungsmodelle und Konzepte<br />

<strong>der</strong> Berufswahlorientierung e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden. So werden den<br />

Jugendlichen<br />

Informationen über das Berufsspektrum<br />

zur Verfügung gestellt und die Berufswe-<br />

16<br />

geplanung erleichtert.<br />

MOSAIK sieht beson<strong>der</strong>s die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung<br />

junger Frauen und<br />

Mütter <strong>in</strong> regionale <strong>Bildung</strong>s- und Berufsbildungsnetzwerke<br />

als Orte des Empowerments.<br />

Organisatorische und strukturelle<br />

Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Beratung ist es, die Durchlässigkeiten<br />

des neuen Berufsbildungsgesetzes<br />

zu beraten und umzusetzen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Teilzeitformen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsvorbereitung und Ausbildung<br />

sowie die Entwicklung und <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>satz geeigneter Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e,<br />

die biografische Statuspassagen<br />

berücksichtigen.<br />

Weitere For<strong>der</strong>ungen an die Beratung<br />

Jugendlicher s<strong>in</strong>d die systematische Begleitung<br />

an <strong>der</strong> Schnittstelle<br />

Schule –<br />

Beruf und die Entwicklung e<strong>in</strong>es prozessbegleitenden<br />

regionalen Übergangsmanagements.<br />

Bestandteil e<strong>in</strong>er gelungenen Beratung<br />

ist die Sicherung<br />

des „doppelten K<strong>in</strong>des-<br />

wohls“ durch Abstimmung passgenauer<br />

und regelhafter<br />

Angebote zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />

Netzwerkbildung und Wissenstransfer<br />

Netzwerkbildung muss sowohl <strong>in</strong>dividuell<br />

als auch <strong>in</strong>stitutionell erfolgen. Wichtig<br />

ist die <strong>Bildung</strong> überfachlicher Netzwerke,<br />

die berufs- sozial-, schul- und son<strong>der</strong>pädagogische<br />

Angebote berücksichtigen,<br />

fachliche Ressourcen bündeln, Wissenstransfer<br />

herstellen und nachhaltige Kooperationsformen<br />

stiften sowie <strong>in</strong>stitutionell<br />

absichern; also Synergien nutzen.<br />

Der Ausbau von Partnerschaften zwischen<br />

Schule und regionaler Wirtschaft,<br />

allgeme<strong>in</strong> bildenden und berufsbildenden<br />

Schulen, <strong>Bildung</strong>strägern, Agenturen für<br />

Arbeit sowie Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften und<br />

die Herstellung fachübergreifen<strong>der</strong> Kooperationen<br />

zwischen den Bereichen <strong>Bildung</strong>,<br />

Soziales, Familie, Jugendhilfe und<br />

Wirtschaft begründet die Stabilität e<strong>in</strong>es<br />

Netzwerkes.<br />

Die E<strong>in</strong>richtung von Steuerungs<strong>in</strong>strumenten<br />

und die Implementierung e<strong>in</strong>er<br />

Kooperations- und Transferstelle <strong>in</strong> regionalen<br />

Strukturen geben <strong>der</strong> Arbeit des<br />

Netzwerkes die Orientierung. Die Koo-<br />

Info 08


perations- und Transferstelle<br />

fungiert als<br />

Dienstleister bezüglich Netzwerkmanagement;<br />

Konzeptberatung, Qualitätssicherung<br />

und Evaluation.<br />

E<strong>in</strong> Netzwerk stellt sämtlichen Akteuren<br />

und Interessierten Dienstleistungen aus<br />

e<strong>in</strong>er Hand<br />

zur Verfügung. Dabei unterstützen<br />

Internetplattform, Datenbanken<br />

und Teleprofil<strong>in</strong>g die Arbeit e<strong>in</strong>es Netzwerkes.<br />

Fazit<br />

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts<br />

MOSAIK zeigen, dass für die erfolgreiche<br />

Durchführung und flächendeckende<br />

Verbreitung von Teilzeitberufsausbildung<br />

sowie Berufsorientierungs- und<br />

-vorbereitungsmaßnahmen <strong>in</strong> zeitmodifizierter<br />

Form e<strong>in</strong> Netzwerk <strong>der</strong> relevanten<br />

Akteure und Institutionen e<strong>in</strong>er Region<br />

notwendig ist. Für den Aufbau, die Weiterentwicklung<br />

und den Erhalt e<strong>in</strong>es solchen<br />

Netzwerkes ist e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />

unerlässlich,<br />

die die Ange-<br />

bote bündelt, Lücken <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette<br />

identifiziert sowie neue Projekte anstößt<br />

und evaluiert.<br />

Die Erfahrungen bei <strong>der</strong> Implementierung<br />

e<strong>in</strong>er regionalen „För<strong>der</strong>kette junge<br />

Mütter“ dienen als Ausgangsbasis, um<br />

weitere Vernetzungen <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

anzuregen. Erste<br />

Ansätze und Anstren-<br />

gungen<br />

hiefür wurden von MOSAIK<br />

Transfer <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Hessen beraten<br />

und begleitet.<br />

Literatur<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für <strong>Bildung</strong> und Forschung<br />

(BMBF) (Hrsg.) (2007): Berufsbildungsbericht.<br />

Bonn, Berl<strong>in</strong>.<br />

Friese, Marianne et al. (Hrsg.) (2001):<br />

Berufliche Lebensplanung für junge<br />

Mütter. Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung<br />

am 17. und 18. November <strong>in</strong> Bremen.<br />

Bremen<br />

Friese, Marianne et al. (Hrsg.) (2003):<br />

Teilzeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung. E<strong>in</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für die berufliche<br />

<strong>Bildung</strong>, Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung<br />

vom 19. März 2002 <strong>in</strong> Bremen, Bremen<br />

Friese, Marianne (2008):<br />

<strong>Kompetenzen</strong>twicklung für junge Mütter.<br />

För<strong>der</strong>ansätze <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>,<br />

Bielefeld<br />

17<br />

Meier, Uta (2004): Infantilisierung von<br />

Armut und ke<strong>in</strong> Ende <strong>in</strong> Sicht? Was Armut<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n für ihren Sozialisations-<br />

verlauf bedeutet. In: Frühför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är, Heft 4/2004: S. 157 –<br />

166<br />

Engstler, Heribert/Menn<strong>in</strong>g, Sonja<br />

(2003): Die Familie im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen<br />

Statistik. Lebensformen und Familienstrukturen,<br />

wirtschaftliche Situation<br />

<strong>der</strong> Familien und familiendemografische<br />

Entwicklung<br />

BMFSFJ<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Berl<strong>in</strong>:<br />

Deutsche Shell (Hrsg.) (2007): Jugend<br />

2006. E<strong>in</strong>e pragmatische Generation<br />

unter Druck. 15. Shell-Jugendstudie.<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Fischer Taschenbuch<br />

Verlag<br />

Zybell, Uta (2003): An <strong>der</strong> Zeit. Zur<br />

Gleichzeitigkeit von Berufsausbildung<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung aus Sicht junger<br />

Mütter.<br />

Reihe: Dortmun<strong>der</strong> Beiträge zur<br />

Sozial-<br />

und Gesellschaftspolitik Bd. 47.<br />

Münster:<br />

LIT Verlag<br />

Info 08


Mutterschaft bei Menschen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

- Probleme und Perspektiven -<br />

Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hilde Stöppler, Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

„Geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Mütter? Das geht gar<br />

nicht!“ So denken sicher die meisten<br />

Menschen und dieses ist nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />

denn Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

gehören <strong>in</strong> noch höherem<br />

Maße als nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

bis zum heutigen Tag zu den<br />

gesellschaftlichen Randgruppen, die<br />

Fremdbestimmung erfahren. Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> gewisser<br />

Weise <strong>in</strong> den Augen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

als beschränktes <strong>Bildung</strong>sprodukt e<strong>in</strong><br />

Gegenbild zur Ideologie des autonomen,<br />

kompetenten, aufgeklärten bürgerlichen<br />

Subjekts, das se<strong>in</strong>e Lebensführung unter<br />

den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Risiko-,<br />

Mobil-, Multioptions-, Erlebnis-, Konfliktgesellschaft<br />

mit allen Konsequenzen <strong>in</strong><br />

die eigene Hand nehmen muss (vgl.<br />

Stöppler 2003).<br />

Der nun folgende Blick h<strong>in</strong>ter das Paradoxon<br />

„Gesunde K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Müttern mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ soll e<strong>in</strong>e differenziertere<br />

Sicht auf das relativ junge Forschungsgebiet<br />

<strong>der</strong> Mutterschaft bei geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

und die wichtigsten<br />

Aspekte<br />

<strong>der</strong><br />

Entwicklung, Erziehung und<br />

<strong>Bildung</strong><br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Mütter geben.<br />

18<br />

1. Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung:<br />

„Asexuell<br />

o<strong>der</strong> oversexed?“<br />

Nur zögerlich löst man sich von starren<br />

Vorurteilen, die Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

vorrangig als asexuelle o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

triebbetonte Wesen sehen. Über<br />

lange Zeit wurden Menschen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung vor allem als „große<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ angesehen, als Menschen, für<br />

die Sexualität, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e genitale Sexualität,<br />

ke<strong>in</strong> Bedürfnis ist o<strong>der</strong> zu se<strong>in</strong><br />

hat. Erst allmählich setzte sich <strong>in</strong> den<br />

vergangenen 20 Jahren – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong><br />

Fachkreisen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie – die<br />

Auffassung durch, dass Menschen mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung dasselbe Grundrecht<br />

auf Entfaltung ihrer Persönlichkeit<br />

zusteht und dass dazu selbstverständlich<br />

auch das Recht auf Entfaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Sexualität gehört (vgl.<br />

Stöppler/Schmetz 2007).<br />

Auch im Rahmen <strong>der</strong> Integrations- und<br />

Normalisierungsdiskussion bestand o<strong>der</strong><br />

besteht noch die teils ausgesprochene,<br />

teils stillschweigende Übere<strong>in</strong>kunft, dass<br />

Nachkommenschaft selbstverständlich<br />

irgendwie zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n sei. Folgt man<br />

jedoch den Leitideen „Normalisierung“,<br />

„Selbstbestimmung“ und „Teilhabe“ konsequent,<br />

muss Frauen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

das gleiche Recht wie allen<br />

an<strong>der</strong>en Frauen zugestanden werden,<br />

e<strong>in</strong>e eigene Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu treffen. Natürlich darf das<br />

Wohl des K<strong>in</strong>des nicht außer Acht gelassen<br />

werden (vgl. Albeke 2004).<br />

Info 08


2. Mythen zur Elternschaft bei Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Teilweise bestehen die lange Zeit fest<br />

verwurzelten Vorurteile gegenüber Mutter-<br />

bzw. Elternschaften des genannten<br />

Personenkreises noch immer. In <strong>der</strong><br />

Fachliteratur wird <strong>in</strong>zwischen von vier<br />

Mythen gesprochen, die längst wi<strong>der</strong>legt,<br />

aber dennoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Mythos 1: Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

br<strong>in</strong>gen immer auch geistig<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Welt!<br />

Dieser Mythos wurde <strong>in</strong> den 1970er<br />

Jahren wi<strong>der</strong>legt. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

ist nur e<strong>in</strong> wenig höher als bei <strong>der</strong><br />

Durchschnittsbevölkerung. Es gibt ke<strong>in</strong>en<br />

kausalen Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>er<br />

geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eltern und e<strong>in</strong>er<br />

geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Eltern mit e<strong>in</strong>er geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

können allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> familiäres Klima<br />

schaffen, das e<strong>in</strong> Risiko für die k<strong>in</strong>dliche<br />

Entwicklung birgt (vgl. Prangenberg<br />

2006, S. 39).<br />

Mythos II: Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

haben beson<strong>der</strong>s viele K<strong>in</strong><strong>der</strong>!<br />

Dieser Mythos könnte mit <strong>der</strong> Tatsache<br />

zusammenhängen, dass bei Frauen, die<br />

ohne ihre Zustimmung von ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

getrennt und nicht angemessen durch<br />

e<strong>in</strong>e Trennungsverarbeitung begleitet<br />

wurden, als Reaktion hohe Geburtenraten<br />

auftraten. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl liegt bei<br />

1,35 – 1,4 und ist damit vergleichbar mit<br />

<strong>der</strong> durchschnittlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesamtbevölkerung (vgl. Pixa-Kettner<br />

2006, S. 32).<br />

Mythos III: Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

haben ke<strong>in</strong>e elterliche Kompetenz,<br />

missbrauchen und vernachlässigen<br />

ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>!<br />

Dieser Mythos spricht den Eltern mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung elterliche <strong>Kompetenzen</strong><br />

und Fürsorge ab. Der Missbrauch<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

kommt nicht häufiger vor als<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> übrigen Bevölkerung - im Vergleich<br />

mit Eltern desselben psychosozialen<br />

H<strong>in</strong>tergrunds. Der Mythos weist auf<br />

den Unterstützungsbedarf <strong>der</strong> meisten<br />

Eltern auf Grund <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

h<strong>in</strong>. Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

haben mit <strong>der</strong> Ausübung ihrer elterlichen<br />

Rolle e<strong>in</strong>en schweren Stand, die Stan-<br />

19<br />

dards e<strong>in</strong>er „nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Gesellschaft“<br />

zu erfüllen (vgl. Prangenberg<br />

2006, S. 42).<br />

Mythos IV: E<strong>in</strong> letztes bestehendes<br />

Vorurteil spricht den Eltern die Fähigkeit<br />

ab, angemessenes Verhalten gegenüber<br />

ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu erlernen und<br />

weiterzuentwickeln. Auch dieser Mythos<br />

konnte an Hand von Untersuchungen <strong>in</strong><br />

den USA und Kanada wi<strong>der</strong>legt werden<br />

(vgl. Prangenberg 2006, S. 43).<br />

3. Häufigkeit<br />

Elternschaften mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung:<br />

Handelt es sich um vere<strong>in</strong>zelte<br />

Exoten und Exot<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>e<br />

recht große Gruppe von Frauen und<br />

Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik? Im<br />

Jahre 2005 wurde von Pixa-Kettner e<strong>in</strong>e<br />

bundesweite Studie zur Erfassung von<br />

Elternschaften durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1584<br />

Elternschaften mit 2199 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n benannt<br />

wurden (vgl. Pixa-Kettner 2006, S. 35).<br />

Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige zentrale Risiko-<br />

und Schutzfaktoren im Zusammenleben<br />

von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vorgestellt.<br />

4. Risiko- und Schutzfaktoren<br />

Bei Risikofaktoren handelt es sich um<br />

E<strong>in</strong>flüsse, die die Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />

gefährden können. Diese können<br />

sowohl personen- als auch umweltbezogen<br />

se<strong>in</strong>. Durch Risikofaktoren wird die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er negativen Bee<strong>in</strong>flussung<br />

<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung<br />

und des k<strong>in</strong>dlichen Verhaltens erhöht.<br />

Diese Faktoren können <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten<br />

K<strong>in</strong>dheit o<strong>der</strong> darüber h<strong>in</strong>aus dauerhaft<br />

o<strong>der</strong> kurzzeitig auftreten.<br />

Daneben gibt es Risiken, die <strong>in</strong><br />

Info 08


estimmten Phasen vermehrt entstehen<br />

können.<br />

In <strong>der</strong> pränatalen Phase stellt das häufige<br />

Geheimhalten <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />

e<strong>in</strong>en wesentlichen Risikofaktor dar. Dadurch<br />

kann es zu e<strong>in</strong>er versäumten o<strong>der</strong><br />

unregelmäßigen Vorsorge und Geburtsvorbereitung<br />

o<strong>der</strong> Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />

kommen. E<strong>in</strong> durch den sozialen<br />

Status ausgelöster m<strong>in</strong><strong>der</strong>er allgeme<strong>in</strong>er<br />

Gesundheitszustand kann ebenso e<strong>in</strong>en<br />

Risikofaktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft bedeuten.<br />

Viele <strong>der</strong> betroffenen Personen werden<br />

im Zusammenhang mit ihrer Schwangerschaft<br />

mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch<br />

konfrontiert. In den<br />

meisten Fällen waren es nicht die Betroffenen<br />

selbst, die e<strong>in</strong>e Abtreibung <strong>in</strong><br />

Betracht zogen, son<strong>der</strong>n Angehörige,<br />

Kollegen und betreuendes Fachpersonal,<br />

welche e<strong>in</strong>e Abtreibung befürworteten<br />

und sogar darauf drängten.<br />

Im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter besteht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Gefahr e<strong>in</strong>er sprachlichen, kognitiven<br />

o<strong>der</strong> motorischen Entwicklungsverzögerung,<br />

bed<strong>in</strong>gt durch Unterfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Des Weiteren können Unsicherheiten<br />

<strong>der</strong> Eltern im Bereich <strong>der</strong> Nahrung,<br />

Hygiene o<strong>der</strong> Gesundheitsvorsorge<br />

bestehen. Dieses wird zusätzlich durch<br />

e<strong>in</strong>e mangelnde Lese- und Schreibkompetenz<br />

und die fehlende Anpassung an<br />

die raschen Entwicklungsfortschritte des<br />

K<strong>in</strong>des geför<strong>der</strong>t.<br />

In diesen Bereichen hat sich gezeigt,<br />

dass Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

über viele <strong>Kompetenzen</strong> verfügen o<strong>der</strong><br />

sie erlernen können; das Wohl des K<strong>in</strong>des<br />

kann durch professionelle Unterstützung<br />

und Begleitung sichergestellt werden<br />

(vgl. San<strong>der</strong>s 2006, S. 174ff.).<br />

In <strong>der</strong> Schulzeit s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>der</strong> stärker<br />

<strong>in</strong> die Öffentlichkeit <strong>in</strong>tegriert und erfahren<br />

dadurch häufiger Diskrim<strong>in</strong>ierungen;<br />

es kann zu Schamgefühlen, Angst,<br />

Enttäuschung und Distanzierung von den<br />

Eltern kommen. K<strong>in</strong><strong>der</strong> erfahren Überlegenheit<br />

gegenüber ihren Eltern; um<br />

nicht negativ aufzufallen, kann es zu<br />

Schulversagen o<strong>der</strong> Schulschwänzen,<br />

aber auch zu e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>em schulischen<br />

Interesse kommen (vgl. ebd., S.<br />

176f.).<br />

Im Erwachsenenalter kann sich die Hal-<br />

20<br />

tung gegenüber den Eltern zwischen<br />

Scham, Angst und Kontaktabbruch bewegen,<br />

aber auch zu offenem selbstbewussten<br />

Umgang mit <strong>der</strong> eigenen Herkunft<br />

umschwenken.<br />

Durch Risikofaktoren wird die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

e<strong>in</strong>er negativen Bee<strong>in</strong>flussung<br />

<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung und des<br />

k<strong>in</strong>dlichen Verhaltens erhöht, während<br />

sie durch Schutzfaktoren verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

wird. Es wird davon ausgegangen, dass<br />

erst das Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren<br />

zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>flussung führt,<br />

allerd<strong>in</strong>gs kann diese durch Schutzfaktoren<br />

ausgeglichen werden. Dadurch<br />

stellt sich e<strong>in</strong> Zustand psychischer Wi<strong>der</strong>standskraft<br />

o<strong>der</strong> auch Resilienz e<strong>in</strong>.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Resilienz hängt davon<br />

ab, <strong>in</strong>wiefern Lebensverän<strong>der</strong>ungen und<br />

–erfahrungen e<strong>in</strong>en Menschen bee<strong>in</strong>flussen,<br />

also <strong>in</strong>dividuell als Störung wahrgenommen<br />

werden (vgl. Opp 1999).<br />

Schutzfaktoren stellen z.B. Durchsetzungsfähigkeit,<br />

e<strong>in</strong> positives Selbstbild,<br />

emotionale Stabilität auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Seite und e<strong>in</strong> stabiles Fürsorgesystem,<br />

schützende Geschwister- und/o<strong>der</strong><br />

Freundschaftsbeziehungen auf <strong>der</strong> umweltbezogenen<br />

Seite dar. Im Folgenden<br />

sollen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die sozialen Unterstützungsnetzwerke<br />

als Schutzfaktor fokussiert<br />

werden.<br />

Sozialen Unterstützungsnetzwerken<br />

kommt e<strong>in</strong>e erhebliche Bedeutung zu.<br />

Der Personenkreis <strong>der</strong> Menschen mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zählt zu den am<br />

meisten isolierten Menschen <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Gesellschaftsstrukturen, wobei die<br />

Gefahr besteht, dass diese Gegebenheit<br />

durch die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des noch verstärkt<br />

wird. Im Kontakt mit Eltern ohne<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung werden Eltern mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung oft ausgegrenzt, s<strong>in</strong>d Vorurteilen<br />

o<strong>der</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierungen ausgesetzt<br />

o<strong>der</strong> häufig auch überfor<strong>der</strong>t. Sie<br />

meiden eventuell auch e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Unterstützung durch Behörden, da sie<br />

fürchten, von ihrem K<strong>in</strong>d getrennt zu<br />

werden. Es besteht die Gefahr, Eltern<br />

durch zu <strong>in</strong>tensive professionelle Unterstützung<br />

zu überfor<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> ihre Autorität<br />

vor den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu unterdrücken.<br />

Es liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Begleiter/-<strong>in</strong>nen,<br />

dies zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und die Eltern <strong>in</strong><br />

ihren <strong>Kompetenzen</strong> zu ermutigen und zu<br />

stärken. E<strong>in</strong> weiterer Schutzfaktor im<br />

Info 08


professionellen Hilfesystem sollte e<strong>in</strong>e<br />

regelmäßige und kont<strong>in</strong>uierliche Begleitung<br />

se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis<br />

aufzubauen und dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e langfristige<br />

Beziehungserfahrung zu ermöglichen.<br />

Das K<strong>in</strong>d sollte e<strong>in</strong>e wichtige erwachsene<br />

Bezugsperson haben; diese<br />

kann ihm Sicherheit, Vertrauen und e<strong>in</strong>e<br />

feste B<strong>in</strong>dung schenken und Entwicklungsverzögerungen<br />

ausgleichen. Die<br />

stationäre Begleitung kann den Vorteil<br />

haben, dass das K<strong>in</strong>d mehrere Ansprechpartner/-<strong>in</strong>nen<br />

hat, allerd<strong>in</strong>gs<br />

können im Leben des K<strong>in</strong>des auf Grund<br />

se<strong>in</strong>es Wohnortes mehr Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />

auftreten (vgl. San<strong>der</strong>s 2006, S.<br />

187ff.).<br />

Damit wird deutlich, „dass alle<strong>in</strong> die Tatsache,<br />

K<strong>in</strong>d geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Eltern zu<br />

se<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong> zuverlässiger Indikator für<br />

e<strong>in</strong>e ungünstige Entwicklung darstellt“<br />

(ebd., S. 192). Durch e<strong>in</strong> soziales Netzwerk<br />

und qualifizierte professionelle Hilfen<br />

können viele Risikofaktoren ausgeschlossen<br />

und Schutzfaktoren aufgebaut<br />

werden.<br />

5. Unterstützungsangebote <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

BRD<br />

In Deutschland haben sich im Laufe <strong>der</strong><br />

letzten Jahre e<strong>in</strong>ige Betreuungskonzepte<br />

unterschiedlicher Art etabliert. Das Angebot<br />

an E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>en<br />

Schwerpunkt auf die Bedürfnisse von<br />

Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />

auch psychischer Erkrankung legten, war<br />

<strong>in</strong> den 1980er Jahren noch sehr dürftig,<br />

wurde aber kont<strong>in</strong>uierlich ausgebaut<br />

(vgl. Bargfrede 2006, S. 137).<br />

21<br />

1980er Marie-Christian-Heime, Kiel<br />

Jahre Annastift Wohnheim, Trier<br />

St. Josef-Haus, Wesel<br />

Ambulanter Dienst <strong>der</strong> Lebenshilfe,<br />

Braunschweig<br />

Diakoniewerk Michaelshoven<br />

Wohngruppenverbund, Reutl<strong>in</strong>gen<br />

1990er Familienprojekt, Lebenshilfe Berl<strong>in</strong><br />

Jahre Ambulante Familienhilfe,<br />

Lebenshilfe Frankfurt a. M.<br />

ASB Gesellschaft für Soziale E<strong>in</strong>richtungen,<br />

Kassel<br />

Die Kate, Bonn<br />

Haus Deckertstrasse, Bielefeld<br />

Familienprojekt, Friesack<br />

Tandem, Hamburg<br />

Betreutes Wohnen, Celle<br />

ab 2000 Internationaler Bund Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe,<br />

Frankfurt a. M.<br />

Familienpflege, Stetten<br />

Nie<strong>der</strong>-Ramstädter Diakonie, Groß-<br />

Biberau<br />

Mobile, Dortmund<br />

Unterstützte Elternschaft, Bremen<br />

Ambulante Wohnbetreuung, Friesoythe<br />

Allgeme<strong>in</strong> bestehen folgende Wohnmöglichkeiten<br />

für Mütter mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />

die Unterstützung benötigen:<br />

• Mutter und K<strong>in</strong>d werden ge-<br />

•<br />

trennt; Pflegefamilie o<strong>der</strong> Freigabe<br />

zur Adoption<br />

Geme<strong>in</strong>sames Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herkunftsfamilie<br />

• Geme<strong>in</strong>sames<br />

Pflegefamilie<br />

Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

• Getrenntes Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen<br />

E<strong>in</strong>richtung<br />

• Geme<strong>in</strong>sames Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung<br />

• Geme<strong>in</strong>sames Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Wohnung mit ambulanter<br />

Betreuung<br />

Um e<strong>in</strong>e bessere Zusammenarbeit zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen und<br />

Unterstützungsangeboten für Eltern mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zu gewährleisten,<br />

wurde 2002 die BAG (Bundesarbeitsge-<br />

Info 08


me<strong>in</strong>schaft Begleitete Elternschaft) gegründet.<br />

Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> BAG<br />

s<strong>in</strong>d u.a.:<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Kooperation<br />

<strong>der</strong> vorhandenen E<strong>in</strong>richtungen<br />

und Dienste mit dem Ziel e<strong>in</strong>er<br />

trägerübergreifenden Vernetzung<br />

• Bestandsaufnahme und Dokumentation<br />

des aktuellen Versorgungsangebotes<br />

• Bestandsaufnahme und Doku-<br />

•<br />

mentation des aktuellen Bedarfs<br />

Beitrag zur Schaffung wohnortnaher<br />

und bedarfsgerechter Angebote<br />

• Verb<strong>in</strong>dung von Praxis und Wissenschaft<br />

• Weiterentwicklung von Konzepten<br />

für die unterschiedlichen Angebote<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung gesetzlicher<br />

Grundlagen für begleitete<br />

Elternschaft (vgl. Bargfrede<br />

2006a, S. 286).<br />

6. Elterliche <strong>Kompetenzen</strong><br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Elternschaft<br />

von Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

wird oft als Gegenargument die mangelnde<br />

elterliche Kompetenz thematisiert.<br />

Die Nichterfüllung e<strong>in</strong>er Erziehungskompetenz<br />

zeigt sich bei mangeln<strong>der</strong><br />

Sicherstellung des K<strong>in</strong>deswohls.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Erziehungskompetenzen<br />

von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung hat<br />

McGaw (1994) das Parental Skills Model<br />

(PSM) entwickelt. Dieses Modell verdeutlicht,<br />

dass unterschiedliche Faktoren die<br />

Erziehungskompetenz ausmachen und<br />

geme<strong>in</strong>sam die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />

bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Parent`s life skills me<strong>in</strong>t allgeme<strong>in</strong>e lebenspraktische<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> Eltern,<br />

z.B. die Qualität <strong>der</strong> Haushaltsführung,<br />

Mobilität, sprachliche und soziale <strong>Kompetenzen</strong>,<br />

Ressourcen im Bereich Lesen,<br />

Schreiben, Rechnen. Family history<br />

me<strong>in</strong>t die familiäre Situation, auf die Eltern<br />

zurückgreifen können, also die<br />

K<strong>in</strong>dheit <strong>der</strong> Eltern, negative o<strong>der</strong> positive<br />

Erfahrungen und daraus entstandene<br />

Verhaltensweisen.<br />

22<br />

Support and ressources umfasst die Unterstützungsangebote,<br />

die den Eltern zur<br />

Verfügung stehen; das soziale Netzwerk<br />

und die professionellen Hilfen.<br />

Aus diesen drei E<strong>in</strong>flussfaktoren ergeben<br />

sich dann die Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />

die die Eltern für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Bereich<br />

<strong>der</strong> Versorgung, Betreuung und <strong>der</strong><br />

entwicklungsför<strong>der</strong>lichen Erziehung aufbr<strong>in</strong>gen<br />

können (vgl. Pixa-Kettner 2006).<br />

Für den englischsprachigen Raum entwickelte<br />

McGaw e<strong>in</strong> Verfahren, das herausf<strong>in</strong>den<br />

soll, ob die Eltern die m<strong>in</strong>imalen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen, um e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>e ausreichende Entwicklung zu ermöglichen.<br />

Das „Parent Assessment Manual<br />

(PAM)“ versucht zu erfassen, ob e<strong>in</strong><br />

Zustand des „Good enough parent<strong>in</strong>g“<br />

besteht.<br />

7. Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend kann auf <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>in</strong>ternationaler und nationaler Untersuchungen<br />

folgendes konstatiert werden:<br />

Mittlerweile kann es als <strong>in</strong>ternational gesicherte<br />

Erkenntnis gelten, dass es e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>fachen, l<strong>in</strong>earen Zusammenhang zwischen<br />

elterlichen <strong>Kompetenzen</strong> und <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Fähigkeiten nicht gibt.<br />

Selbstverständlich treten bei manchen<br />

Elternschaften von Menschen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung Probleme auf. Nun ist<br />

aber die Tatsache, dass Elternschaften<br />

Probleme mit sich br<strong>in</strong>gen können, ke<strong>in</strong>e<br />

Beson<strong>der</strong>heit von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />

Auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Familien gibt es<br />

Probleme – mit e<strong>in</strong>em Unterschied: Die<br />

Gruppe <strong>der</strong> Mütter und Väter mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung wird viel strenger kontrolliert<br />

und überwacht als jede an<strong>der</strong>e<br />

Elterngruppe, und an Eltern mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung werden bisweilen sogar höhere<br />

Maßstäbe angelegt als an an<strong>der</strong>e<br />

Eltern.<br />

Der Befund, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ganz normale K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

Jugendliche und Erwachsene werden<br />

können, deutet darauf h<strong>in</strong>, dass die elterliche<br />

Kompetenz des gesamten sozialen<br />

Umfeldes für die Entwicklung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> wichtiger ist als die <strong>Kompetenzen</strong><br />

e<strong>in</strong>zelner Elternteile.<br />

Pauschalisierende Urteile über Mütter mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung können also <strong>in</strong>zwischen<br />

als wi<strong>der</strong>legt gelten. Es lassen sich<br />

Info 08


ke<strong>in</strong>e verallgeme<strong>in</strong>erbaren Probleme mit<br />

Elternschaft erkennen. Der Verlauf von<br />

Elternschaften ist stark von den äußeren<br />

Bed<strong>in</strong>gungen wie auch von den persönlichkeitsspezifischen<br />

Faktoren abhängig.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e aber erweist sich die Bereitstellung<br />

angemessener Unterstützungsangebote<br />

als bedeutsam. Zusammenfassend<br />

kommt es bei den Unterstützungsangeboten<br />

vor allem auf folgende<br />

Aspekte an:<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erziehungskompetenzen<br />

• Stabilisierung <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> ihrem<br />

Selbstwertgefühl und ihren <strong>Kompetenzen</strong><br />

• För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er positiven Beziehung<br />

zum K<strong>in</strong>d<br />

• Kont<strong>in</strong>uierliche, s<strong>in</strong>nvolle und<br />

adäquate Sexualerziehung.<br />

Sexualpädagogik bei Menschen mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung stellt Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrer, Betreuer<strong>in</strong>nen und Betreuer<br />

immer noch vor beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />

sodass man aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> später Sexualaufklärung bei beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />

Menschen gar von e<strong>in</strong>em pädagogischen<br />

Vakuum sprechen kann. E<strong>in</strong>e<br />

Begründung kann dar<strong>in</strong> liegen, dass<br />

Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

jenen mit kognitiven und/o<strong>der</strong> körperlichen<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen, Sexualität<br />

gesellschaftlich immer noch abgesprochen<br />

bzw. ihr Skepsis entgegengebracht<br />

wird.<br />

Let‘s talk about sex!<br />

8. Fazit<br />

Die Betreuungssituation <strong>in</strong> Deutschland<br />

hat sich verbessert; die Sensibilität gegenüber<br />

den Bedürfnissen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Mütter ist gewachsen. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d sie<br />

bisher kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage gewesen, sich<br />

für ihre Rechte und Interessen Gehör zu<br />

verschaffen. Um diesen Aspekt zu realisieren,<br />

s<strong>in</strong>d Umdenkungsprozesse not-<br />

23<br />

wendig, auch damit Menschen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gleiche Zugang zu<br />

allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens garantiert wird und ihnen dazu<br />

e<strong>in</strong>e oftmals benötigte und angemessene<br />

Unterstützung sowie Hilfen gewährt werden.<br />

Erst wenn <strong>der</strong> Prozess des Umdenkens<br />

gelungen ist, wird folgende Aussage<br />

e<strong>in</strong>es Interviews von Kandel &<br />

Müller-Erichsen (1999) mit e<strong>in</strong>em<br />

23jährigen Mann mit Down-Syndrom<br />

allen e<strong>in</strong>leuchten.<br />

K.: Wenn Dir jemand begegnet und sieht<br />

Dich mit dem K<strong>in</strong>d und sagt: „Der ist<br />

doch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Wie kann er e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

haben?“<br />

R.: Dann werde ich sagen: „Kannst Du<br />

das noch e<strong>in</strong>mal sagen? Ich habe nicht<br />

gut h<strong>in</strong>gehört!“<br />

K.: Und dann?“<br />

R.: „Das ist ganz normal, genau so normal,<br />

wie Du e<strong>in</strong> Arschloch bist!“<br />

9. Literatur<br />

Albeke, K. (2004). „E<strong>in</strong> freudiges Ereignis?“<br />

Mutterschaft von Frauen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung als Thema <strong>der</strong> Sexualerziehung.<br />

In: Lernen Konkret, H. 2, Sexualerziehung,<br />

23-26<br />

Bargfrede, S. (2006). Begleitete Elternschaft:<br />

Neues aus Wissenschaft, Forschung<br />

und Praxis. In: Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

Lebenshilfe für Menschen mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e.V. (Hrsg.). Unterstützte<br />

Elternschaft: Eltern mit geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (er)leben Familien. Marburg,<br />

135-146<br />

Kandel, I. & Müller-Erichsen, M. (1999):<br />

Liebe und Sexualität. In. Reuther-Dommer,<br />

C. (Hrsg.). Liebe und Sexualität bei<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Gießen, 17-22<br />

Opp, G. (1999). Erziehung zwischen Risiko<br />

und Resilienz. Neue Perspektiven für<br />

die heilpädagogische Forschung und Praxis.<br />

In: Opp, G. et al. (Hrsg.). Was K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

stärkt. Erziehung zwischen Risiko<br />

und Resilienz. München, 9-21<br />

Prangenberg, M. (2006). Zur Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Fachdiskussion über<br />

Elternschaft von Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />

geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. In: Pixa-Kettner,<br />

U. (Hrsg.). Tabu o<strong>der</strong> Normalität? Eltern<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Heidelberg, 25-45<br />

Info 08


Pixa-Kettner, U. (2006). Elternschaften<br />

von Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> Deutschland. In: Bundesverband beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

und chronisch kranker Eltern –<br />

bbe e.V. (Hrsg.). Zukunft beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

und chronisch Kranker Eltern und ihrer<br />

Familien. Fachtagung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Eltern<br />

und Multiplikatoren/<strong>in</strong>nen. U<strong>der</strong>, 27-45<br />

San<strong>der</strong>s, D. (2006). Risiko- und Schutzfaktoren<br />

im Leben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. In: Pixa-Kettner,<br />

U. (Hrsg.). Tabu o<strong>der</strong> Normalität?<br />

Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Heidelberg, 161-192<br />

Schmetz, D. & Stöppler, R. (2007). För<strong>der</strong>schwerpunkt<br />

Liebe. Sexualpädagogische<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote für Menschen mit<br />

kognitivem För<strong>der</strong>bedarf. Dortmund<br />

Stöppler, R. (2003). Von <strong>der</strong><br />

´Brauchbarmachung` zur ´Autonomie`.<br />

Zum Wandel <strong>der</strong> Leitideen <strong>in</strong> Erziehung<br />

und <strong>Bildung</strong> bei Menschen mit kognitiven<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen. In: GEHRMANN,<br />

P./HÜWE, B. (Hrsg.). K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

<strong>in</strong> erschwerten Lernsituationen.<br />

Aktuelle son<strong>der</strong>pädagogische Forschungs-<br />

und Arbeitsfel<strong>der</strong>, Stuttgart:<br />

Kohlhammer, 83-95.<br />

24<br />

Situation und Erfahrungen <strong>in</strong><br />

Mittelhessen – Kurzvorträge<br />

Situation<br />

Frauen<br />

und Lebenswelt junger<br />

Ursula Passarge, Frauenbeauftragte <strong>der</strong><br />

Universitätsstadt Gießen<br />

In ihrem Vortrag stellt die Frauenbeauftragte<br />

<strong>der</strong> Stadt Gießen die Situation und<br />

die Lebenswelt junger Frauen dar.<br />

Grundlage <strong>der</strong> Präsentation s<strong>in</strong>d die Erfahrung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit als Frauenbeauftragte<br />

sowie statistische Daten über die<br />

regionalen Gegebenheiten.<br />

Junge Frauen <strong>in</strong> Zahlen<br />

• 44% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />

leben noch im Elternhaus.<br />

• 12% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />

s<strong>in</strong>d verheiratet.<br />

• Von Frauen nicht deutscher Herkunft<br />

gleichen Alters s<strong>in</strong>d 27%<br />

verheiratet.<br />

• 12,5% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />

haben K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

• Von diesen s<strong>in</strong>d 25,6% alle<strong>in</strong> erziehend.<br />

• Sowohl deutsche als auch Mädchen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

erlangen häufig höhere Ab-<br />

•<br />

schlüsse als die jeweils gleichaltrigen<br />

Jungen.<br />

62% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />

ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d erwerbstätig.<br />

Info 08


• Aber: 62% <strong>der</strong> gleichaltrigen<br />

•<br />

Frauen mit K<strong>in</strong>d(ern) s<strong>in</strong>d nicht<br />

erwerbstätig.<br />

25% <strong>der</strong> 20-25jährigen Mütter,<br />

die <strong>in</strong> Partnerschaft bzw. Ehe leben,<br />

s<strong>in</strong>d erwerbstätig.<br />

• 29% <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> Erziehenden gleichen<br />

Alters gehen ebenfalls e<strong>in</strong>er<br />

Erwerbsarbeit nach.<br />

Junge Frauen <strong>in</strong> benachteiligten Lebenssituationen<br />

<strong>in</strong> Gießen<br />

• In <strong>der</strong> Altersgruppe von 19-25<br />

Jahren f<strong>in</strong>den sich 10% mehr<br />

Frauen (55,2%) als Männer<br />

•<br />

(44,8%) im Sozialhilfebezug, d.h.<br />

zugleich, fast jede 10. weibliche<br />

Erwachsene im Alter von 19-25<br />

Jahren war im Jahr 2000 <strong>in</strong> Gießen<br />

auf Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

angewiesen.<br />

Die Beratungsanlässe s<strong>in</strong>d Indizien<br />

für die mangelnde Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> spezifischen Lebenswelten<br />

junger Frauen und<br />

Mütter aus dem islamischen Kulturkreis<br />

und aus an<strong>der</strong>en nichtdeutschen<br />

Herkunftslän<strong>der</strong>n.<br />

• Reglementierende Kriterien beim<br />

Zugang von Qualifikationsmaßnahmen<br />

und Ausbildungsangeboten<br />

tragen zur Ausgrenzung<br />

und Armut bei.<br />

Handlungsbedarf<br />

• Das För<strong>der</strong>angebot muss frühestmöglich<br />

bereits <strong>in</strong> die Abschlussklassen<br />

von För<strong>der</strong>-, Haupt- und<br />

Realschulen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen werden.<br />

• Es bedarf mehr Fachkräfte <strong>in</strong> den<br />

Beratungs- und Ausbildungsstel-<br />

25<br />

Info 08<br />

len mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

•<br />

und grundsätzlich e<strong>in</strong>er größeren<br />

Sensibilisierung für <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Lebenswelten.<br />

Mädchen- und frauenspezifische<br />

Ansätze zur <strong>beruflichen</strong> und sozialen<br />

Integration analog zum<br />

ZELA-Projekt (Zentrum für Lernen<br />

und Arbeit e.V.) und <strong>der</strong> früheren<br />

Abt.<br />

Frauenför<strong>der</strong>ung<br />

bei <strong>der</strong> ZAUG<br />

gGmbH (Zentrum<br />

Arbeit und Umwelt<br />

Gießen) müssen<br />

im Fokus <strong>der</strong><br />

Ausbildungsverbes<br />

serung stehen.<br />

• Mit verb<strong>in</strong>dlichen<br />

Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen<br />

zwischen Kammern,<br />

GIAG/AfA,<br />

(Gesellschaft für<br />

Integration und Arbeit Gießen/Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

für<br />

Auslän<strong>der</strong>) den <strong>Bildung</strong>strägern<br />

und Hochschulen können Synergien<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>slandschaft<br />

auch für Menschen<br />

aus benachteiligten <strong>Bildung</strong>ssituationenden.<br />

genutzt wer


13,0<br />

12,0<br />

11,0<br />

10,0<br />

9,0<br />

8,0<br />

7,0<br />

6,0<br />

Jan 97<br />

Darstellung des regionalen Arbeitsmarktes<br />

Lahn-Dill<br />

Heike Schubert, Beauftragte, für Chancengleichheit,<br />

Agentur für Arbeit Wetzlar<br />

Arbeitslosigkeit bundesweit<br />

Die Analyse des Teilarbeitsmarktes<br />

"Agentur für Arbeit Wetzlar" ergibt, dass<br />

sich die Arbeitslosigkeit ohne geschlechtsspezifische<br />

Betrachtung aktuell<br />

im hessischen Durchschnitt bewegt und<br />

unter <strong>der</strong> Bundesquote liegt. Generell ist<br />

e<strong>in</strong> hoher Rückgang <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

sowohl bundesweit als auch <strong>in</strong> Wetzlar<br />

zu verzeichnen.<br />

Jul 97<br />

Jan 98<br />

Jul 98<br />

Jan 99<br />

Jul 99<br />

Jan 00<br />

Jul 00<br />

Jan 01<br />

Jul 01<br />

Jan 02<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Arbeitslosenquoten bundesweit<br />

im Zeitraum Januar 1997 bis Januar<br />

2007 (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)<br />

Arbeitslosigkeit gruppenspezifisch<br />

In <strong>der</strong> Betrachtung e<strong>in</strong>zelner Personengruppen<br />

ist jedoch auffällig, dass <strong>der</strong><br />

Rückgang bei den Frauen im Vergleich zu<br />

den Männern um etwa 50 % niedriger<br />

Jul 02<br />

Jan 03<br />

Jul 03<br />

Jan 04<br />

Jul 04<br />

Jan 05<br />

Jul 05<br />

Jan 06<br />

Jul 06<br />

Bund Hessen Lahn-Dill-Kreis<br />

Jan 07<br />

26<br />

ist. Der Anteil <strong>der</strong> weiblichen Arbeitslosen<br />

liegt im Lahn-Dill-Kreis deutlich über<br />

<strong>der</strong> bundesweiten Gesamtquote und<br />

noch deutlicher über dem hessischen<br />

Wert. Bei <strong>der</strong> Betrachtung des Zugangs<br />

an offenen Stellen, <strong>der</strong> gemeldeten Ausbildungsstellen<br />

und <strong>der</strong> Bewerber/<br />

-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Relation zu den ausgewählten<br />

Berufsgruppen ergeben sich ke<strong>in</strong>e wetzlarspezifischen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten. Erklärend<br />

für die hohe Quote an arbeitslosen<br />

Frauen ist <strong>der</strong> dienststellenspezifisch<br />

niedrige Anteil an Diensleistungsarbeitsplätzen<br />

(Wetzlar rund 40 %, z. B.<br />

Wiesbaden 68 %) heran zu ziehen. Erschwerend<br />

kommt h<strong>in</strong>zu, dass auch die<br />

Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />

Frauen mit 39,8 % deutlich<br />

unter dem Hessendurchschnitt (44,34<br />

%) liegt.<br />

0%<br />

-5%<br />

-10%<br />

-15%<br />

-20%<br />

-25%<br />

Beson<strong>der</strong>heiten im Lahn-Dill-Kreis<br />

• Der Lahn-Dill-Kreis ist gewerblich<br />

geprägt, nur 60 % aller Arbeitsplätze<br />

s<strong>in</strong>d dienstleistungs<br />

orientiert (Giessen 76 %).<br />

• Infolgedessen ist die Zahl <strong>der</strong><br />

offenen Stellen im Fertigungsbereich<br />

mit 51% aller offenen<br />

Stellen (im Vergleich<br />

Wiesbaden<br />

19,4 %) sehr hoch.<br />

• Der Anteil <strong>der</strong> arbeitslosen<br />

•<br />

Frauen liegt bei 53 %. In Korrelation<br />

mit <strong>der</strong> Erwerbsbeteili<br />

gung sollte dieser bei 45 % liegen.<br />

Frauen haben es im Lahn-Dill-<br />

Kreis nicht leicht; Mütter bzw.<br />

alle<strong>in</strong> Erziehende s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s<br />

betroffen.<br />

• SGB II - Grundsicherung: Im<br />

Lahn-Dill-Kreis gibt es 1700 alle<strong>in</strong><br />

Erziehende (von 6700<br />

bzw. 3296<br />

Info 08<br />

-22,9%<br />

-22,6%<br />

-18,7%<br />

-16,0%<br />

-14,0%<br />

-12,8%<br />

-10,9%<br />

-10,5%<br />

-9,3%<br />

U20 U25 Männer SB Alo <strong>in</strong>sg. Ü55 Ü50 Auslän<strong>der</strong><br />

Frauen


•<br />

Männern und 3412 Frauen), rund<br />

85 % s<strong>in</strong>d weiblich.<br />

Bis zum Alter von ca. 30 Jahren<br />

ist das Verhältnis m/w <strong>in</strong> Bezug<br />

auf Arbeitslosigkeit, erfolgreiche<br />

Berufsabschlüsse,<br />

Anteil <strong>in</strong> Füh-<br />

rungspositionen etc. noch ausgewogen.<br />

• Das Arbeitsmarktproblem von<br />

Frauen beg<strong>in</strong>nt, sobald K<strong>in</strong><strong>der</strong> da<br />

s<strong>in</strong>d. Dann s<strong>in</strong>d die Frauen<br />

durchschnittlich<br />

30 Jahre alt.<br />

Etwa 2/3 aller Frauen haben K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

• Diese Aussagen nehmen ke<strong>in</strong>en<br />

Bezug auf die Benachteiligungen<br />

durch g eschlechtsspezifische<br />

Berufswahl, ger<strong>in</strong>gere Bezahlung<br />

etc.<br />

Wenn kumulativ zu den regionalen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

noch für die Chancen am<br />

Arbeitsmarkt negativ wirkende Kriterien<br />

wie mangelnde regionale und zeitliche<br />

Flexibilität, schlechte Schulbildung, fehlende<br />

Berufsabschlüsse, wenig o<strong>der</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Berufserfahrung, Teilzeite<strong>in</strong>schränkung<br />

etc. h<strong>in</strong>zukommen, die häufig bei<br />

alle<strong>in</strong> erziehenden jungen Frauen vorlie-<br />

gen,<br />

verschlechtern sich die Arbeits-<br />

marktaussichten<br />

<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße.<br />

27<br />

Regionale Angebote für Mädchen<br />

und junge Frauen<br />

Christ<strong>in</strong>e<br />

Schramm-Spehrer, Beauftragte<br />

für<br />

Chancengleichheit, Agentur für Arbeit<br />

Gießen<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Mädchen und junge Frauen haben bei<br />

Berufswahl und Realisierung verschiedene<br />

Aufgaben zu lösen: Sie müssen<br />

sich <strong>in</strong>formieren, Ziele f<strong>in</strong>den, sich entscheiden<br />

und versuchen, diese Entscheidung<br />

zu realisieren. Hierbei erhalten sie<br />

Unterstützung bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit:<br />

Berufsberater/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>formieren,<br />

beraten, vermitteln und för<strong>der</strong>n. Außerdem<br />

gibt es geschlechtsspezifische Angebote<br />

und spezielle Sem<strong>in</strong>are für Mäd-<br />

chen. Wichtige Personen – wie Eltern<br />

und Lehrer/-<strong>in</strong>nen – werden an den Unterstützungsmaßnahmen<br />

beteiligt.<br />

Beim (Wie<strong>der</strong>-)e<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Berufsleben<br />

für Mütter ergeben sich weitere Aufgaben,<br />

auf die Frauen sich gutvorberei- ten müssen. Sem<strong>in</strong>are zur Berufsrückkehr<br />

und beispielsweise <strong>der</strong> KOMpetenz-<br />

PASS s<strong>in</strong>d hier hilfreich.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt die Querschnittsaufgabe,<br />

öffentlich darzustellen, welche Vorteile<br />

Chancengleichheit<br />

am Ausbildungs- und<br />

Arbeitsmarkt sowie Familienfreundlichkeit<br />

<strong>in</strong> Unternehmen für die Gesellschaft<br />

haben.<br />

Um vorhandene Angebote sichtbar und<br />

nutzbar zu machen sowie neue Möglichkeiten<br />

zu erschließen, ist e<strong>in</strong>e Vernetzung<br />

notwendig. Die Beauftragten für<br />

Info 08


Chancengleichheit am Arbeitsmarkt s<strong>in</strong>d für die gesamte Klasse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangs-<br />

<strong>in</strong> Arbeitskreisen und Netzwerken<br />

orgastufe 12 <strong>der</strong> Oberstufe.<br />

nisiert und bilden das B<strong>in</strong>deglied zwi-<br />

schen den Agenturen und Externen <strong>in</strong><br />

Sachen Chancengleichheit.<br />

Angebote speziell für Mädchen:<br />

• Mädchensem<strong>in</strong>are<br />

zur<br />

und Lebenswegplanung<br />

Berufs-<br />

2. Was kann die Berufsberatung für<br />

Mädchen tun?<br />

Die Angebote <strong>der</strong><br />

Berufsberatung fü r<br />

junge Menschen<br />

• <strong>in</strong>formieren,<br />

• beraten,<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Mädchen<br />

Berufswahlsem<strong>in</strong>are für Mädchen<br />

„Was ich me<strong>in</strong>er Tochter raten<br />

würde“<br />

spezielle Angebote für Mädchen<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und<br />

• vermitteln,<br />

<strong>der</strong>en Mütter<br />

• för<strong>der</strong>n<br />

s<strong>in</strong>d geschlechtergerecht<br />

gestaltet sowie<br />

im Rahmen <strong>der</strong> planvollen Berufswahl<br />

modular nutzbar.<br />

2.1. Informieren<br />

Geschlechtergerechtigkeit beg<strong>in</strong>nt bereits<br />

bei <strong>der</strong> Information. Worte, Bil<strong>der</strong><br />

und Bezeichnungen gestalten die Vorstellung<br />

<strong>der</strong> Mädchen von für sie passenden<br />

Berufen und Karrierewegen.<br />

Daher wird bei sämtlichen Materialien<br />

auf mädchengerechte Gestaltung geachtet,<br />

beispielsweise durch Verwendung<br />

<strong>der</strong> weiblichen Berufsbezeichnung<br />

o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Verwendung von Bil<strong>der</strong>n, auf denen<br />

Mädchen <strong>in</strong> <strong>beruflichen</strong> Zusammenhängen<br />

dargestellt werden:<br />

Ergebnis e<strong>in</strong>es<br />

Sem<strong>in</strong>ars für Mädchen<br />

zur Berufsweg- und Lebenswegplanung)<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus bietet<br />

die Agentur für<br />

Arbeit Medien speziell für Mädchen an:<br />

• „Was werden:<br />

Mädchen können<br />

alles werden“<br />

2.2. Beraten<br />

Die berufliche Beratung wendet sich an<br />

Mädchen und erteilt <strong>in</strong>dividuell Auskunft<br />

zu allen Fragen <strong>der</strong> Berufswahl.<br />

• „Ran an<br />

die Maus“ - IT-Berufe für<br />

Mädchen<br />

Zur Absicherung <strong>der</strong> Eignung<br />

für e<strong>in</strong>en<br />

untypischen Beruf kann im Rahmen <strong>der</strong><br />

• Job-Lab (CD-Rom zur Berufs<br />

Beratung e<strong>in</strong>e Testung bei den Fach-<br />

wahl)<br />

diensten <strong>der</strong> Agentur e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

• Style your Future – Berufe für 2.3. Vermitteln<br />

Mädchen mit Zukunft<br />

Ausbildungsstellen stehen grundsätzlich<br />

Berufsorientierung erfolgt<br />

außerdem <strong>in</strong> Mädchen und Jungen gleichermaßen<br />

of-<br />

Form von Informationsveranstaltun- fen. Allerd<strong>in</strong>gs existieren sowohl bei den<br />

gen durch die Berater/-<strong>in</strong>nen:<br />

Mädchen als auch bei e<strong>in</strong>igen Arbeitge-<br />

allgeme<strong>in</strong>e Angebote<br />

ber/-<strong>in</strong>nen stereotype Vorstellungen be-<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Berufsorientierungen <strong>in</strong> Klasse 8,<br />

9, 10<br />

Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

Berufsorientierungsmessen.<br />

stimmte Berufe betreffend.<br />

Die Beauftragten für Chancengleichheit<br />

am Arbeitsmarkt und die Vermittler/<br />

-<strong>in</strong>nen und Berater/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Agentur<br />

für Arbeit wirken auf die Überw<strong>in</strong>dung<br />

Bereichert werden diese durch Angebote des geschlechtsspezifischen<br />

Arbeits- und<br />

mit Gen<strong>der</strong>-Aspekten, b eispielsweise e<strong>in</strong> Ausbildungsmarktes<br />

h<strong>in</strong> durch:<br />

Sem<strong>in</strong>ar „Partnerschaft, Familie,<br />

Beruf“ • Infoveranstaltungen für Arbeitge-<br />

28<br />

Info 08


er/-<strong>in</strong>nen<br />

• Projekte und Kooperationen –<br />

• Vermittlung junger Frauen <strong>in</strong><br />

„untypische“<br />

Berufsfel<strong>der</strong><br />

• Ausnutzung <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />

2.4. För<strong>der</strong>n<br />

allgeme<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>maßnahmen <strong>der</strong><br />

Agentur für Arbeit:<br />

•<br />

Beispiel: Erprobung neuer Ideen<br />

und Wege: Weg zur Teilzeit-Ausbildung<br />

ebnen durch vorhergehende<br />

Projekte<br />

Berufsausbildung <strong>in</strong> Teilzeit mit<br />

Arbeitgeber-Zuschuss o<strong>der</strong> im<br />

Rahmen Hessenprogramm<br />

„Teil-<br />

zeitausbildung für junge Mütter“<br />

• Bewerbungs-Coach<strong>in</strong>g<br />

• Vernetzung,<br />

Zusammenbr<strong>in</strong>gen<br />

• EIBE – E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Berufs- und<br />

<strong>der</strong> Akteure, Nutzen <strong>der</strong> Potenti-<br />

Arbeitswelt (Berufsvorberei<br />

ale und Programme<br />

tungsjahr)<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>beruflichen</strong> (Wie<strong>der</strong>-)<br />

• FAUB – Fit für<br />

Arbeit und Beruf<br />

(Berufsvorbereitung)<br />

E<strong>in</strong>stiegs<br />

• EQJ – E<strong>in</strong>stiegsqualifizierung<br />

für<br />

Jugendliche<br />

• BvB – Berufsvorbereitende <strong>Bildung</strong>smaßnahme<br />

• BaE – Berufsausbildung <strong>in</strong> außer<br />

betrieblichen E<strong>in</strong>richtungen (kooperativ<br />

und <strong>in</strong>tegrativ)<br />

• Sozialpädagogische Betreuung<br />

• abH: ausbildungsbegleitende Hilfen<br />

mädchenspezifische Angebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Re-<br />

gion:<br />

Bereits umgesetzte Projekte werden <strong>in</strong><br />

•<br />

•<br />

•<br />

„Mach<br />

Mal Mädchenprojekt,<br />

Grünberg“<br />

Teilzeitausbildung für junge Mütter<br />

Probierwerkstätten, Projekte<br />

verschiedenen Netzwerken allen Beteiligten<br />

vorgestellt. Über Öffentlichkeitsar-<br />

beit werden erfolgreiche<br />

Projekte für an-<br />

<strong>der</strong>e Institutionen und letztlich auch für<br />

die jungen Frauen nutzbar gemacht.<br />

• Mädchensem<strong>in</strong>are <strong>der</strong> Jugendbil<br />

dungswerke und Jugendpflegen<br />

4. Partner/-<strong>in</strong>nen<br />

Berufswahl und Berufse<strong>in</strong>stieg junger<br />

Menschen hängen nicht nur von <strong>der</strong> jun-<br />

3. Projekte und Kooperationen<br />

gen Frau selbst ab; auch Eltern, Lehrer/<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Ausbildungs- -<strong>in</strong>nen, Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen<br />

und gesellsituation<br />

und ihrer Entwicklung sowie <strong>der</strong> schaftliche Normen spielen e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Beratungsbedarfe seitens <strong>der</strong> jungen Rolle bei Berufswahl und <strong>der</strong>en Reali-<br />

Frauen werden neue Projekte <strong>in</strong> den sierung.<br />

Agenturen für Arbeit <strong>in</strong>itiiert und vor-<br />

handene Angebote gen<strong>der</strong>spezifisch genutzt.<br />

Beispiele:<br />

4.1. Elternarbeit<br />

Informationen an Eltern<br />

erfolgen im<br />

Rahmen von Elternabenden und Vorträgen<br />

(Bsp. Wege nach Kl. 9 o<strong>der</strong> 10,<br />

Erweiterte Berufsorientierung: Erweitern Selbstvermarktung).<br />

des Berufswahlspektrums<br />

für Mädchen,<br />

Probierwerkstatt<br />

• Berufsorientierung im Metallbereich<br />

4.2. Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

Um Lehrkräfte bei ihrer Aufgabe <strong>der</strong><br />

schulischen Berufsvorbereitung zu unterstützen,<br />

bietet die Agentur für Arbeit<br />

• Mädchen im Handwerk – Koope- e<strong>in</strong>e Reihe von Maßnahmen an:<br />

ration mit Kammern<br />

• Fortbildungsangebote für Leh-<br />

29<br />

Info 08


er/-<strong>in</strong>nen zu allen Themen <strong>der</strong><br />

Berufswahl<br />

• Spezielle Angebote für Lehrer/<br />

-<strong>in</strong>nen zur Berufsorientierung von<br />

Mädchen<br />

• Enge Zusammenarbeit im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Beratung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Mädchen mit Migrationsh<strong>in</strong><br />

tergrund aus dem Hauptschulbereich<br />

sowie mit Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

und Schulsozialarbeit<br />

4.3. Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen<br />

Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen treten z.B. beim<br />

Girl’s Day als Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nen auf,<br />

um auf die beson<strong>der</strong>en Potentiale junger<br />

Frauen <strong>in</strong> gewerblich-technischen Berufen<br />

h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Die Agentur für Arbeit bietet <strong>in</strong>teressierten<br />

Unternehmern/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Region<br />

Informationen zu Teilzeit(-berufsausbil<br />

dung) und Familienfreundlichkeit an:<br />

• Teilzeitausbildung: Warum Mädchen<br />

von Vorteil für Ihr Unternehmen<br />

s<strong>in</strong>d<br />

• Teilzeit – E<strong>in</strong>e Chance für familienbewußte<br />

Unternehmenspolitik<br />

Konkrete Unterstützung<br />

erhalten<br />

Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen z.B. durch:<br />

• Enge Zusammenarbeit mit den<br />

Kammern, beispielsweise im<br />

•<br />

Rahmen von EQJ<br />

Beratung über För<strong>der</strong>programme<br />

speziell für Mädchen<br />

o<strong>der</strong> mit hö-<br />

heren Kostensätzen für Mädchen<br />

• Beratung von Arbeitgebern/<br />

-<strong>in</strong>nen bezüglich<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung<br />

von Mädchen<br />

• Sichtbarmachen <strong>der</strong> Vorteile<br />

familienbewusster<br />

für Betriebe<br />

Maßnahmen<br />

• Testung von Mädchen<br />

nach Eignung<br />

für gewerbliche Berufe<br />

5. Vernetzungsarbeit und Kurse<br />

5.1 Öffentlichkeitsarbeit<br />

In <strong>der</strong> öffentlichen Me<strong>in</strong>ung werden<br />

Stereotype bezüglich <strong>der</strong> geschlechtstypisierenden<br />

Berufsrolle transportiert.<br />

Daher ist es sehr wichtig, auf die Erweiterung<br />

des für Mädchen vorstellbaren<br />

Berufswahlspektrums und <strong>der</strong> Wichtigkeit<br />

e<strong>in</strong>er eigenständigen Existenzsiche-<br />

30<br />

rung für Frauen h<strong>in</strong>zuwirken. Außerdem<br />

dient Öffentlichkeitsarbeit dazu, jungen<br />

Frauen die vorhandenen Angebote nahezubr<strong>in</strong>gen.<br />

Dazu lassen sich<br />

sowohl Ver-<br />

anstaltungen wie <strong>der</strong> Girl’s Day o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Internationale Frauentag sowie Vorträge<br />

und Sem<strong>in</strong>are zur Gleichstellung nutzen.<br />

5.2. KOMpetenzPASS<br />

Das Instrument KOMpetenzPASS ist e<strong>in</strong><br />

öffentlich bekanntes Angebot an (junge)<br />

Frauen, das sie bei <strong>der</strong> Darstellung ihrer<br />

<strong>Kompetenzen</strong> unterstützt. Ziel ist das<br />

Erkennen und Sichtbarmachen von <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Familienphase erworbenen Kompeten<br />

zen.<br />

Das Ergebnis wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hessen-<br />

weit<br />

standardisierten Pass festgehalten.<br />

Sem<strong>in</strong>are zum KOMpetenzPASS erfolgen<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit Volkshochschulen.<br />

5.3. Veranstaltungsreihen<br />

Frauen fragen – wir antworten<br />

Die Agenturen für Arbeit bieten Veran-<br />

staltungen für Frauen, u.a. zu den<br />

Themen:<br />

• Ihr Weg zurück <strong>in</strong> den Beruf<br />

• Existenzgründung<br />

• Schokoladenseite zeigen<br />

• Familienkompetenzen<br />

• K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

Info 08


5.4. Netzwerkarbeit<br />

Die Beauftragten für Chancengleichheit<br />

am Arbeitsmarkt br<strong>in</strong>gen<br />

sich <strong>in</strong> externen<br />

Netzwerken als Mitarbeitende, Referent<strong>in</strong>nen<br />

und Expert<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>:<br />

• Bündnisse für Familie<br />

• Arbeitskreise<br />

• Tagungen zur Mädchenarbeit<br />

Sie sensibilisieren <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Agen-<br />

turen für Gen<strong>der</strong>aspekte und die Vere<strong>in</strong><br />

barkeit von Familie und Beruf.<br />

Ansprechpartner<strong>in</strong>nen:<br />

Helga Fuchs und Christ<strong>in</strong>e<br />

Schramm-Spehrer<br />

Agentur für Arbeit<br />

Gießen-96-<br />

Beauftragte<br />

Arbeitsmarkt<br />

Nordanlage 60<br />

35390<br />

Giessen<br />

für Chancengleichheit<br />

am<br />

Tel.<br />

0641/9393-782<br />

Fax. 0641/9393-501<br />

E- Mail: Giessen.BCA@arbeitsagentur.de<br />

31<br />

Regionale Angebote für junge Mütter<br />

aus dem SGB II Bereich<br />

Sab<strong>in</strong>e<br />

Reimers, Gesellschaft für Integ-<br />

ration und Arbeit<br />

Gießen mbH<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Das Sozialgesetzbuch II bietet stärker<br />

als bisher die Chance zu e<strong>in</strong>er Integrationsarbeit,<br />

die am Bedarf <strong>der</strong> Hilfeberechtigten<br />

orientiert ist. Im Rahmen des<br />

beschäftigungsorientierten Fallmanagements<br />

speziell für Leistungsbezieher<strong>in</strong>nen<br />

mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf sollen<br />

<strong>in</strong>dividuelle, die Integration <strong>in</strong> Arbeit<br />

o<strong>der</strong> Ausbildung hemmende Faktoren<br />

festgestellt und unter <strong>der</strong><br />

Berücksichti-<br />

gung und E<strong>in</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

des<br />

Selbsthilfepotentials<br />

<strong>der</strong> Leistungsberechtigen Hil-<br />

fen angeboten werden.<br />

Zielsetzung<br />

Das oft erst mittel- o<strong>der</strong> langfristig erreichbare<br />

Ziel ist es, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und persönlichen Voraussetzungen<br />

für e<strong>in</strong> erfolgreiches Bewältigen <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt und<br />

damit e<strong>in</strong> Leben unabhängig von Transferleistungen<br />

zu schaffen. Diese Hilfen<br />

umfassen E<strong>in</strong>zelberatung und –coach<strong>in</strong>g,<br />

Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> bestehenden Unterstützungsangebote,<br />

verschiedene Maßnahmeangebote<br />

zur Heranführung anBe- schäftigungs- o<strong>der</strong> Ausbildungsfähigkeit<br />

sowie f<strong>in</strong>anzielle För<strong>der</strong>ung und Beglei-<br />

tung während e<strong>in</strong>er Ausbildung.<br />

Leistungen nach §16, SGB II<br />

• Übernahme von Bewerbungs<br />

kosten (pro Bewerbung<br />

pauschal<br />

Info 08


•<br />

5 Euro) bis maxiamal 260 Euro<br />

pro Jahr (§ 45 SGB III)<br />

Übernahme von Reisekosten zum<br />

Beratungsgespräch beim SGB II-<br />

Träger (ab 6 Euro) o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

Vorstellungsgespräch bei e<strong>in</strong>em<br />

Arbeitgeber nach vorheriger Absprache<br />

(§45 SGB III)<br />

• betriebliche Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahme<br />

(Praktikum: bis maximal zwölf<br />

Wochen) zur Eignungsfeststel-<br />

•<br />

lung mit Übernahme von Fahrtkosten,<br />

Arbeitskleidung (§48 SGB<br />

III)<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeitsaufnahme<br />

durch Übernahme von Fahrtkosten<br />

zum Arbeitsantritt, befristete<br />

Übernahme bzw. Zu-<br />

schuss zu laufenden Fahrtkosten<br />

zur Arbeitsstätte (§53 SGB III)<br />

• E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungszuschüsse<br />

an Ar-<br />

beitgeber<br />

bei Arbeitsaufnahme (§<br />

218 SGB III)<br />

• Etc.<br />

Übernahme von<br />

• K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungskosten<br />

• Schuldnerberatung<br />

• psychosozialer Beratung<br />

• Suchtberatung<br />

• E<strong>in</strong>stiegsgeld<br />

nach § 29 SGB II<br />

bei Aufnahme e<strong>in</strong>er Selbständigkeit<br />

• Leistungen nach dem Altersteilzeitgesetz<br />

Die Kosten für die Punkte 1 – 4 s<strong>in</strong>d al-<br />

le<strong>in</strong> vom kommunalen Träger, dem<br />

Landkreis Gießen zu tragen.<br />

Maßnahmen und Qualifizierungen<br />

zur Berufsorientierung und Berufsvorbereitung<br />

Qualifizierung<br />

junge Frauen<br />

und Beschäftigung<br />

für<br />

(För<strong>der</strong>ung: Land Hessen, GIAG)<br />

• Jugendwerkstatt Gießen e.V.<br />

• „Mach Mal Grünberg“<br />

Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />

• Jugendwerkstatt Gießen e.V.<br />

•<br />

(För<strong>der</strong>ung: Land Hessen, GIAG)<br />

IBS e.V. Gießen (Institut für Be-<br />

rufs- und Sozialpädagogik)<br />

Fachpraktischer E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungskurs<br />

32<br />

• Zentrum für Arbeit und Umwelt<br />

gGmbH (ZAUG)<br />

• Initiative für Jugendberufsbildung<br />

e.V. (IJB)<br />

Grundkurs Berufs- und Arbeitswelt<br />

• Jugendwerkstatt<br />

Gießen e.V.<br />

• Initiative für Jugendberufsbildung<br />

e.V. (IJB)<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aufnahme e<strong>in</strong>er<br />

Berufsausbildung<br />

• betriebliche Ausbildung<br />

mit<br />

Ausbildungskostenzuschuss<br />

den Arbeitgeber<br />

an<br />

• begleitete betriebliche Ausbildung<br />

mit Ausbildungskostenzuschuss<br />

an den Arbeitgeber und sozialpä-<br />

dagogischer Betreuung<br />

<strong>der</strong> Aus-<br />

zubildenden durch e<strong>in</strong>en Träger<br />

außerbetriebliche Ausbildung<br />

• Zentrum für Arbeit und Umwelt<br />

Gießen gGmbh<br />

• Jugendwerkstatt<br />

Gießen e.V.<br />

• Initiative für Jugendberufsbildung<br />

e.V. (IJB)<br />

Die GIAG ist sehr <strong>in</strong>teressiert an <strong>der</strong><br />

Etablierung des Teilzeitberufsausbildungsmodells<br />

als Regelausbildung, da<br />

mittels dieses Instruments besser die<br />

Bedürfnisse junger benachteiligter Mütter<br />

berücksichtigt werden können. Damit<br />

steigen die Vermittlungschancen <strong>in</strong><br />

nachhaltige<br />

und Existenz sichernde Be-<br />

schäftigung.<br />

Info 08


Round-Table<br />

Im Anschluss an die Darstellung <strong>der</strong> Befunde<br />

zur aktuellen Situation benachteiligter<br />

Zielgruppen und junger Mütter <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Region Mittelhessen fand e<strong>in</strong> Round<br />

Table statt, auf dem unter Beteiligung<br />

aller anwesenden Experten und Expert<strong>in</strong>nen<br />

Perspektiven für die Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>er regionalen För<strong>der</strong>struktur<br />

für be-<br />

nachteiligte Zielgruppen und junge Mütter<br />

ausgelotet wurden.<br />

Die Mo<strong>der</strong>ation übernahm<br />

Angelika<br />

Puhlmann vom Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung<br />

(BIBB), Bonn.<br />

Angelika<br />

Puhlmann, Bundes<strong>in</strong>stitut für<br />

Berufsbildung Bonn<br />

Im Folgenden werden die Beiträge <strong>der</strong><br />

teilnehmenden<br />

Institutionen zusammen-<br />

gefasst wie<strong>der</strong>gegeben<br />

Elke<br />

Ehlen: IHK Gießen-Friedberg: Lei-<br />

ter<strong>in</strong> Abteilung Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Aufgaben <strong>der</strong> IHK<br />

Die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg<br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zuständigen<br />

Stellen für die Berufsausbildung laut<br />

Berufsbildungsgesetz. Daher ist <strong>der</strong><br />

Kontakt zu Auszubildenden aller dem<br />

IHK-Bereich zugeordneten Berufe gegeben.<br />

Während <strong>der</strong> Durchführung e<strong>in</strong>er<br />

Berufsausbildung ist es Aufgabe <strong>der</strong> IHK,<br />

alle an <strong>der</strong> Ausbildung Beteiligten<br />

zu<br />

beraten und die Ausbildung zu überwachen.<br />

Umgang <strong>der</strong> IHK mit Teilzeitausbildung<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Ausbildung junger Eltern,<br />

hier vordr<strong>in</strong>glich junger Mütter, hat die<br />

33<br />

IHK Gießen-Friedberg e<strong>in</strong> starkes<br />

Interesse, die Möglichkeiten des<br />

reformierten § 8 BBiG zu kommunizieren<br />

und <strong>der</strong> Zielgruppe die relevanten<br />

Informationen zur Verfügung zu stellen.<br />

Vor <strong>der</strong> Reform des BBiGs waren die Unsicherheit<br />

bezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tragung e<strong>in</strong>es<br />

Teilzeitausbildungsverhältnisses sehr<br />

groß: Wie kann diese Form <strong>der</strong> Ausbildung<br />

realisiert werden, was muss beachtet<br />

werden?<br />

Die IHK begrüßt ausdrücklich die Tatsache,<br />

dass § 8 BBiG den Sachverhalt <strong>der</strong><br />

Teilzeitberufsausbildung und die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

regelt. Es muss grundsätzlich e<strong>in</strong><br />

berechtigtes Interesse vorliegen. Nach<br />

Def<strong>in</strong>ition liegt dieses berechtigte Interesse<br />

bei Betreuung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, Pflege<br />

von Angehörigen, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />

auch e<strong>in</strong>er schwerwiegenden Krankheit<br />

vor.<br />

Zur Zeit bestehen bei <strong>der</strong> IHK Gießen-<br />

Friedberg rund 60 Ausbildungsverhältnisse<br />

im Teilzeitbereich. F<strong>in</strong>anzielle<br />

Gründe, saisonale Schwankungen o<strong>der</strong><br />

Reduzierung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung<br />

stellen ke<strong>in</strong> berechtigtes Interesse im<br />

S<strong>in</strong>ne des Berufsbildungsgesetzes dar.<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beratung<br />

junger Mütter wird darauf gelegt, aufzuzeigen,<br />

dass nur <strong>in</strong> bestimmten Berufen<br />

e<strong>in</strong>e Teilzeitregelung s<strong>in</strong>nvoll ist. Das<br />

heißt, wenn weniger als 20-25 Ausbildungs-Wochenstunden<br />

zur Verfügung<br />

stehen, ist die Vermittlung aller relevanten<br />

Ausbildungs<strong>in</strong>halte im Betrieb<br />

kaum noch zu gewährleisten. Für den<br />

Unterricht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule müssen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel acht bis zwölf Stunden pro<br />

Woche aufgewendet werden. In <strong>der</strong> Beratung<br />

<strong>der</strong> IHK wird als Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>e Berufsausbildung auf e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>deststundenzahl<br />

von 25 bis 30 Stunden<br />

pro Woche h<strong>in</strong>gewiesen. Im Regelfall ist<br />

<strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Berufsschule von <strong>der</strong><br />

Teilzeitregelung ausgenommen. Aber<br />

auch hier gibt es die Möglichkeit, Schulen<br />

zu suchen, <strong>der</strong>en Unterrichtszeiten<br />

zum<br />

Beispiel mit <strong>der</strong> Betreuung e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong>des zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d.<br />

Dr. Gerd Hackenberg,<br />

IHK Wetzlar-<br />

Dillenburg, Leiter Abteilung Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Die Industrie- und Handelskammern<br />

Info 08


(IHKn) vertreten als eigenverantwortliche<br />

öffentlich-rechtliche Körperschaften<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Selbstverwaltung<br />

das Interesse ihrer zugehörigen Unternehmen<br />

gegenüber Kommunen, Lan-<br />

desregierungen sowie Politik und Öffentlichkeit.<br />

Die IHKn Dillenburg und Wetzlar machen<br />

sich stark für flexible Lösungen, för<strong>der</strong>n<br />

die berufliche <strong>Bildung</strong> und erhöhen das<br />

Niveau <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region.<br />

Mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>heitlicher Prüfkriterien<br />

und -verfahren und mit ihren erfahrenen<br />

ehrenamtlichen Prüfern und<br />

Prüfer<strong>in</strong>nen sichern die IHKn die hohen<br />

Qualitätsstandards <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung.<br />

Durch ständige Fortentwicklung<br />

und schnelle, marktorientierte Ergänzung<br />

bestehen<strong>der</strong> sowie neuer Berufsbil<strong>der</strong><br />

und Weiterbildungskonzepte sorgen<br />

sie dafür, dass die Unternehmen auf<br />

kompetente Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen<br />

für den<br />

<strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb zurückgreifen<br />

können.<br />

Die IHKn Dillenburg und Wetzlar<br />

betreuen Auszubildende, Ausbil<strong>der</strong>/<br />

-<strong>in</strong>nen und Betriebe, pflegen Kontakte zu<br />

den zuständigen staatlichen Behörden<br />

und E<strong>in</strong>richtungen, nehmen Prüfungen<br />

ab und führen Fortbildungsveranstaltungen<br />

- Lehrgänge<br />

und Sem<strong>in</strong>are - für<br />

Unternehmer/-<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />

durch.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wirken die IHKn Dillenburg<br />

und Wetzlar auf Schulen und Hochschulen<br />

e<strong>in</strong>, damit auch das staatliche<br />

<strong>Bildung</strong>ssystem wettbewerbsfähiger<br />

wird. Mit ihren <strong>Bildung</strong>s<strong>in</strong>itiativen<br />

tragen<br />

sie dazu bei, jungen Menschen e<strong>in</strong>e Zukunft<br />

zu vermitteln.<br />

Weitere Infos f<strong>in</strong>den Sie auf unserer<br />

Homepage: www.wirtschaft-lahndill.de<br />

Unsere bisherigen Erfahrungen mit Teilzeitberufsausbildung<br />

beschränken sich<br />

auf E<strong>in</strong>zelfälle (< 10). Die Zusammenar-<br />

beit mit den regionalen Akteuren war<br />

dabei stets gut.<br />

Insgesamt wurde <strong>in</strong> Abstimmung mit allen<br />

Beteiligten<br />

stets e<strong>in</strong>e für alle trag-<br />

bare und erfolgversprechende Lösung<br />

gefunden.<br />

Das BBiG sowie die Ausbildungs-Verordnungen<br />

und v. a. die schulischen Stoffverteilungspläne<br />

geben für Teilzeitberufsausbildung<br />

e<strong>in</strong>en klaren Rahmen vor.<br />

34<br />

Die Auszubildenden müssen daher auch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er TZ-BA grundsätzlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />

se<strong>in</strong>, die Inhalte (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel) im Rahmen<br />

<strong>der</strong> regulären Ausbildungsjahre<br />

zu<br />

absolvieren. Dies erfor<strong>der</strong>t hohe Motivation<br />

und Lernbereitschaft.<br />

Als wichtiges Desi<strong>der</strong>at sehen wir die<br />

Schaffung ausreichen<strong>der</strong>, verlässlicher,<br />

ausbildungsplatznaher, ganzjähriger (!)<br />

Ganztags-Betreuungsplätze an (e<strong>in</strong>schl.<br />

Früh- und Spätangeboten), <strong>in</strong> zertifizierten<br />

E<strong>in</strong>richtungen - mit pädagogischem<br />

Konzept<br />

(und externer Evalua-<br />

tion) - für K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alter von 0 bis 14<br />

(!) Jahren.<br />

Ergänzend ist e<strong>in</strong>e umfassende sozialpädagogische<br />

Betreuung <strong>der</strong> Teilzeit-Auszubildenden<br />

sowie obligatorischer<br />

Stützunterricht<br />

vom ersten Tag (!) <strong>der</strong> Ausbildung<br />

an wünschenswert.<br />

Zusätzlich sollte e<strong>in</strong>e umfassende, obligatorische<br />

Berufs<strong>in</strong>formation und -orien-<br />

tierung<br />

ab Klasse 6/7 <strong>in</strong> den Schulen<br />

erfolgen.<br />

Wolfgang Balser, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

Jugendwerkstatt e.V. Gießen<br />

Arbeitsbereiche <strong>der</strong> Jugendwerkstatt:<br />

1. Benachteiligte Jugendliche<br />

und <strong>der</strong>en<br />

Integration <strong>in</strong> Qualifizierung/Ausbildung<br />

im Rahmen des SGB II<br />

2. Brücken <strong>in</strong> den Beruf: Von <strong>der</strong> Berufsorientierung<br />

über Berufsvorbereitung zur<br />

Ausbildung<br />

Ansatzpunkte für Benachteiligung liegen<br />

sowohl <strong>in</strong> den Arbeitsmarktbed<strong>in</strong>gungen<br />

(Marktbenachteiligung) als auch <strong>in</strong> sozialen<br />

und personenbezogenen Faktoren<br />

(schulische Voraussetzungen, Sprachde-<br />

Info 08


fizite, persönlicher Entwicklungsstand,<br />

Sozialverhalten, psychische Krankheiten,<br />

sozialem H<strong>in</strong>tergrund).<br />

För<strong>der</strong>ung benachteiligter Jugendlicher<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendwerkstatt<br />

Ausgangspunkt s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen<br />

und Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Jugendlichen.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n werden die persönlichen<br />

Voraussetzungen und För<strong>der</strong>bedarfe<br />

ermittelt, Ziele für die För<strong>der</strong>ung<br />

formuliert und vere<strong>in</strong>bart sowie För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

entwickelt (För<strong>der</strong>planung).<br />

Erster und wichtigster Ansatzpunkt ist<br />

die Stärkung <strong>der</strong> persönlichen,<br />

sozialen<br />

und <strong>beruflichen</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ganzheitlichen Ansatz.<br />

Praxisgerechte und betriebsnahe Qualifizierung<br />

und Arbeit nach dem Produktionsschulpr<strong>in</strong>zip<br />

vermittelt Erfolgserleb<br />

nisse (Stärkenansatz) und bereitet gezielt<br />

auf Ausbildung vor.<br />

In <strong>der</strong> sozialpädagogischen Begleitung<br />

geht es um e<strong>in</strong>e Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit.<br />

Soweit möglich, ist Ausbildung das Ziel<br />

<strong>der</strong> Berufsorientierung und Berufsvorbereitung,<br />

da e<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

anerkannten Ausbildungsberuf e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong>e stabile<br />

Integration <strong>in</strong> Arbeit und Beruf darstellt.<br />

Außerbetriebliche Ausbildung (z.B. bei<br />

<strong>der</strong> Jugendwerkstatt und kooperierenden<br />

Beschäftigungsträgern IJB und Zaug)<br />

richtet sich an benachteiligte Jugendliche,<br />

die wegen erfor<strong>der</strong>licher <strong>in</strong>tensiver<br />

sozialpädagogischer Begleitung und/o<strong>der</strong><br />

hohem fachlichen För<strong>der</strong>bedarf e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb des ersten<br />

Arbeitsmarktes nicht bewältigen können.<br />

Die hohe Erfolgsquote <strong>in</strong> <strong>der</strong> außerbetrieblichen<br />

Ausbildung <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren und die hohe Integrationsquote<br />

nach <strong>der</strong> Ausbildung (Abschlussjahrgang<br />

2006: Integrationsquote 68 %)<br />

belegen, dass über außerbetriebliche<br />

Ausbildung solche Jugendliche erfolgreich<br />

e<strong>in</strong>e Perspektive entwickeln, die<br />

sonst dazu nicht die Chance erhielten.<br />

Um <strong>in</strong> <strong>der</strong> meist stark geschlechtsspezifisch<br />

geprägten Berufswahl Kontrastpunkte<br />

zu setzen, werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendwerkstatt<br />

für junge Frauen und<br />

Männer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsorientierung und<br />

Berufsvorbereitung <strong>in</strong>nerbetriebliche<br />

Praktika <strong>in</strong> eher geschlechtsuntypischen<br />

35<br />

Arbeitsbereichen angeboten. Weiterh<strong>in</strong><br />

bieten Frauen als Anleiter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> handwerklichen<br />

Bereichen (Metall, Schre<strong>in</strong>erei,<br />

Gestaltung) Beispiele und Identifikationsfiguren<br />

für <strong>in</strong>dividuelle Orientierun-<br />

gen, die sich nicht am Stereotyp ausrichten.<br />

Durch enge Kooperation mit <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

nach SGB II – Gesellschaft<br />

für Integration und Arbeit Gießen mbH<br />

(GIAG) – sowie mit den zuständigen Institutionen<br />

des Landes (Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium,<br />

Investitionsbank Hessen)<br />

werden die För<strong>der</strong>pr<strong>in</strong>zipien des SGB II<br />

verknüpft mit den Erfahrungen und<br />

Standards <strong>der</strong> Jugendberufshilfe. Die<br />

Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel aus SGB<br />

II, des Landes und des Europäischen Sozialfonds<br />

erlaubt e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte<br />

För<strong>der</strong>ung benachteiligter Jugendlicher <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Berufsorientierung und Berufsvorbereitung.<br />

Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildung<br />

benachteiligter Jugendlicher durch die<br />

Gesellschaft für Integration und Arbeit<br />

Gießen mbH bildet e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage,<br />

um für diese Zielgruppe e<strong>in</strong>e berufliche<br />

Perspektive zu entwickeln<br />

und<br />

gleichzeitig das Potenzial an Qualifikationen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region zu erhöhen.<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Berufsvorberei-<br />

tung o<strong>der</strong> Ausbildung mit Elternschaft<br />

Bisher wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendwerkstatt<br />

Berufsvorbereitung und Ausbildung nicht<br />

dezidiert als Teilzeitmodelle angeboten.<br />

Bei Bedarf wird durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell<br />

vere<strong>in</strong>barte Arbeitszeit und – falls erfor<strong>der</strong>lich<br />

– durch Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

Suche nach K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsplätzen<br />

auf<br />

die<br />

Situation junger Mütter (o<strong>der</strong> junger<br />

Eltern allgeme<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Stephanie<br />

Schmidt, <strong>Bildung</strong>swerk <strong>der</strong><br />

Hessischen Wirtschaft e.V.<br />

Aufgabenbereiche des BWHW:<br />

Das <strong>Bildung</strong>swerk <strong>der</strong> Hessischen Wirtschaft<br />

e.V. führt sowohl im Auftrag <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Integration und Arbeit,<br />

Gießen, also im SGB-II-Bereich, als auch<br />

im Auftrag <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Gießen,<br />

also im SGB-III-Bereich, Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Berufsorientierung,<br />

-vorbereitung und überbetrieblichen<br />

Berufsausbildung für Erwachsene ohne<br />

Info 08


abgeschlossene Berufsausbildung durch.<br />

Schwangerschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Ausbildungsprojekte<br />

kommt es immer wie<strong>der</strong> vor,<br />

dass junge<br />

Frauen schwanger werden.<br />

In solchen Fällen arbeitet <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sträger<br />

im Kreis Gießen-Friedberg gut mit<br />

<strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer zusammen,<br />

sodass <strong>in</strong> den letzen Jahren<br />

häufig e<strong>in</strong>e Teilzeitberufsausbildung<br />

möglich gemacht werde konnte. In <strong>der</strong><br />

Regel verlängerte sich dann die Gesamtausbildungsdauer<br />

auf dreie<strong>in</strong>halb o<strong>der</strong><br />

sogar auf vier Jahre, damit alle Ausbildungs<strong>in</strong>halte<br />

vermittelt werden konnten.<br />

Es gibt nur wenige Jugendliche, die sich<br />

bei e<strong>in</strong>er Schwangerschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />

sehen, die Ausbildung weiterzuführen, so<br />

zeigt die Erfahrung des <strong>Bildung</strong>swerks.<br />

In den seltensten Fällen liegt dieser Umstand<br />

dar<strong>in</strong> begründet, dass die Betreuungsmöglichkeiten<br />

für das K<strong>in</strong>d nicht gegeben<br />

wären. Das <strong>Bildung</strong>swerk <strong>der</strong><br />

Hessischen Wirtschaft e.V. unterstützt<br />

die jungen Frauen bei <strong>der</strong> Suche nach<br />

e<strong>in</strong>em Betreuungsplatz o<strong>der</strong> stellt Kontakte<br />

zu an<strong>der</strong>en Institutionen<br />

her, die <strong>in</strong><br />

dieser Frage weiterhelfen.<br />

Aber häufig wollen sich junge Frauen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ersten Zeit nach <strong>der</strong> Geburt ausschließlich<br />

um ihr K<strong>in</strong>d kümmern und<br />

brechen deshalb die Berufsausbildung<br />

ab. Hier kollidiert das Bild <strong>der</strong> treu sorgenden<br />

und ständig verfügbaren guten<br />

Mutter mit den Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er Berufsausbildung.<br />

Die eigenen Vorstellungen<br />

und die des nahen Umfeldes zum<br />

Rollenbild <strong>der</strong> guten Mutter spielen hier<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geschieht<br />

es häufig, dass zusätzlich die<br />

Familie Druck auf die junge Frau ausübt,<br />

damit sie ihre Berufsausbildung abbricht.<br />

E<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>stand gegen die Normen des<br />

familiären Umfeldes<br />

ist dann höchst un-<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />

Obwohl auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung die<br />

rechtliche Möglichkeit besteht, die Mutterschutzfristen<br />

<strong>in</strong> Anspruch zu nehmen<br />

und im Anschluss daran Elternzeit zu beantragen,<br />

nehmen dies nur wenige <strong>der</strong><br />

jungen Frauen wahr, son<strong>der</strong>n<br />

kündigen<br />

ihren Ausbildungsvertrag.<br />

36<br />

Aktuelle Situation<br />

Momentan ist e<strong>in</strong>e junge Mutter beim<br />

<strong>Bildung</strong>swerk <strong>in</strong> Ausbildung. Ihr K<strong>in</strong>d ist<br />

mittlerweile e<strong>in</strong> Jahr alt; die junge Frau<br />

wird ihre Ausbildung zum Herbst wie<strong>der</strong><br />

aufnehmen. In diesem Fall bildet e<strong>in</strong><br />

gutes familiäres Unterstützungsnetzwerk<br />

den tragfähigen H<strong>in</strong>tergrund für das<br />

Vorhaben <strong>der</strong> Berufsausbildung mit K<strong>in</strong>d.<br />

Sowohl die Eltern als auch <strong>der</strong> Ehemann<br />

<strong>der</strong> jungen Frau s<strong>in</strong>d bereit, die Belastungen<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Berufsausbildung<br />

und K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung mit<br />

zu tragen.<br />

Hier zeigt sich wie<strong>der</strong>, dass alle<strong>in</strong>ige<br />

Maßnahmen seitens <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sträger<br />

nicht greifen, wenn das soziale Umfeld<br />

<strong>der</strong> Betroffenen nicht <strong>in</strong> gleicher Weise<br />

unterstützend mitarbeitet. Die Bedeutung<br />

dieser <strong>in</strong>formellen, privaten Netzwerke<br />

wird beson<strong>der</strong>s deutlich, wenn<br />

sich e<strong>in</strong>e junge Frau auf e<strong>in</strong> funktionierendes<br />

Netz verlassen kann und die Berufsausbildung<br />

trotz Doppelbelastung<br />

gel<strong>in</strong>gt. In <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussnahme des privaten<br />

Umfeldes wird ebenfalls die Wirkmächtigkeit<br />

gesellschaftlicher Rollenbil<strong>der</strong><br />

deutlich. Das Bild <strong>der</strong> guten Mutter<br />

steht <strong>in</strong> Deutschland immer noch e<strong>in</strong>er<br />

existenzsichernden<br />

Berufstätigkeit ent-<br />

gegen.<br />

Charlotte Schmidt-Lack, Nad<strong>in</strong>e Korell,<br />

Internationaler<br />

Bund Mittelhessen<br />

Wetzlar<br />

Kurzdarstellung<br />

Bund (IB)<br />

Internationaler<br />

Seit vielen Jahren besteht beim IB<br />

Wetzlar e<strong>in</strong> Angebot für benachteiligte<br />

Jugendliche zur Berufsausbildung, <strong>in</strong>sbe-<br />

Info 08


son<strong>der</strong>e für Jugendliche, die ohne e<strong>in</strong>e<br />

För<strong>der</strong>ung ke<strong>in</strong>en geeigneten Ausbildungsplatz<br />

und Betrieb gefunden hätten<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

nicht durchhalten<br />

bzw. erfolgreich e<strong>in</strong>e Abschlussprüfung<br />

ablegen könnten.<br />

Aufgrund dieser langjährigen Erfahrung<br />

mit benachteiligten jugendlichen Auszubildenden<br />

und e<strong>in</strong>er kooperativen Form<br />

<strong>der</strong> Zusammenarbeit mit Betrieben, Berufsschulen,<br />

dem Arbeitsamt und Kammern<br />

kann <strong>der</strong> IB auf entsprechende<br />

Qualifikationen und Handlungskompetenzen<br />

sowie auf<br />

sozialpädagogische An-<br />

sätze im Umgang mit <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

zurückgreifen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus kann <strong>der</strong> Internationale<br />

Bund <strong>in</strong> Wetzlar<br />

aus vielfältigen Erfah-<br />

rungen im Bereich <strong>der</strong> Jugendberufshilfe<br />

schöpfen:<br />

• Beratung und begleitende Hilfen<br />

für E<strong>in</strong>zelne und Gruppen<br />

• Unterstützung im Umgang mit<br />

Ämtern, Schulen und Betrieben<br />

• Sprachkurse<br />

für Migranten/-<strong>in</strong>nen<br />

• Ausbildung <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

Betrieben<br />

• Sem<strong>in</strong>are, Freizeiten und <strong>in</strong>ternationaler<br />

Jugendaustausch<br />

• Beratung und Betreuung für<br />

•<br />

Migranten/-<strong>in</strong>nen<br />

Beschäftigung und Qualifizierung<br />

für diverse Zielgruppen<br />

E<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Schwerpunkt<br />

bildet die<br />

Jugendberufshilfe für Mädchen und junge<br />

Frauen mit den Angeboten:<br />

• <strong>Bildung</strong>s- und Freizeitangebote<br />

•<br />

für Mädchen und junge Frauen<br />

Beschäftigung<br />

und Qualifizierung<br />

• Berufsorientierung/Berufsvorbereitung<br />

• Beratungsstelle für Mädchen und<br />

junge Frauen am Übergang<br />

Schule/Beruf<br />

Zielgruppe <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> erziehenden<br />

jungen Frauen<br />

Die Zielgruppe besteht aus alle<strong>in</strong> erziehenden<br />

jungen Müttern, vorwiegend im<br />

SGB II-Bezug, die höchstens 27 Jahre alt<br />

s<strong>in</strong>d und ke<strong>in</strong>e Berufsausbildung abgeschlossen<br />

haben. Die Frauen haben <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss,<br />

wenige s<strong>in</strong>d anfangs berufsorientiert, die<br />

37<br />

meisten s<strong>in</strong>d sich noch unschlüssig, für<br />

welchen Ausbildungsberuf sie geeignet<br />

s<strong>in</strong>d. Die Ausbildung<br />

kann <strong>in</strong> Vollzeit<br />

o<strong>der</strong> Teilzeit absolviert werden.<br />

Zielsetzung<br />

Ziel ist es zunächst, die Auszubildenden<br />

bei <strong>der</strong> Aufnahme e<strong>in</strong>er betrieblichen<br />

Ausbildung und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten<br />

Berufsfeldes<br />

und nachfolgend ei-<br />

nes entsprechenden Betriebs zu unterstützen.<br />

Lei<strong>der</strong> ist die Bereitschaft <strong>der</strong> heimischen<br />

Wirtschaft, junge alle<strong>in</strong> erziehende<br />

Frauen <strong>in</strong> Teilzeit auszubilden nur sehr<br />

ger<strong>in</strong>g. Oft wird befürchtet, dass erhebliche<br />

Fehlzeiten und mangelhafte Motivation<br />

über den Zeitraum <strong>der</strong> Ausbildung<br />

auftreten. Kritischen Betrachtungen<br />

aus-<br />

gesetzt ist ebenfalls die reduzierte Wochenarbeitszeit<br />

im Betrieb.<br />

Die Betriebe, die sich zu e<strong>in</strong>er Teilzeitausbildung<br />

bereit erklärt haben, konnten<br />

feststellen, dass die jungen Frauen –<br />

entgegen den bestehenden Vorurteilen<br />

–<br />

gute soziale <strong>Kompetenzen</strong> und Schlüsselqualifikationen<br />

besitzen.<br />

Der erfolgreiche Abschluss e<strong>in</strong>er <strong>beruflichen</strong><br />

Erstausbildung ist unter an<strong>der</strong>em<br />

dadurch begründet, dass die alle<strong>in</strong> erziehenden<br />

jungen Frauen während <strong>der</strong> gesamten<br />

Ausbildungszeit <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung und bei auftretenden<br />

persönlichen o<strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

Problemen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Programms sozialpädagogisch<br />

betreut werden.<br />

Durch regelmäßige Gruppentreffen f<strong>in</strong>det<br />

e<strong>in</strong> reger Austausch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> statt,<br />

d.h. die Frauen werden zu Expert<strong>in</strong>nen<br />

und helfen bzw. unterstützen<br />

sich ge-<br />

genseitig, <strong>in</strong>dem sie ihre eigenen Erfahrungen<br />

weiter geben.<br />

Das Selbstwertgefühl und die Eigenverantwortlichkeit<br />

für e<strong>in</strong>e selbstbestimmte<br />

Lebensplanung werden gestärkt, und <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Berufsleben wird ermöglicht.<br />

Dabei werden die Potentiale <strong>der</strong> jungen<br />

Frauen<br />

(z. B. Organisationstalent, Be-<br />

lastbarkeit,<br />

Sozialkompetenz) geför<strong>der</strong>t.<br />

Info 08


Bodo Kester, Henner Konrad, Haus<br />

am Kirschberg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trägerschaft<br />

von<br />

„Hilfe<br />

für das verlassene K<strong>in</strong>d e.V.“.,<br />

Lauterbach, pädagogische Leitung<br />

Sozialpädagogisch<br />

orientierte Be-<br />

rufsausbildung und Berufsvorbereitung<br />

Das Haus am Kirschberg wurde 1972<br />

gegründet und<br />

betreut <strong>der</strong>zeit als E<strong>in</strong>-<br />

richtung <strong>der</strong> Jugendhilfe ca. 100 junge<br />

Menschen.<br />

Die Arbeit mit Mutter und K<strong>in</strong>d steht im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> Aktivitäten des Trägervere<strong>in</strong>s,<br />

<strong>in</strong> dessen Rahmen das „Haus<br />

am Kirschberg“ jugendlichen Schwangeren<br />

sowie jungen Müttern und ihren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Wohnmöglichkeit und sozialpädagogische<br />

Betreuung bietet. In <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung werden auch Mädchen und<br />

junge Frauen mit belastenden<br />

Lebens-<br />

erfahrungen, z.B. Gewalterfahrungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Familie, betreut.<br />

Die Entwicklung e<strong>in</strong>er tragfähigen Lebensperspektive<br />

für die im „Haus am<br />

Kirschberg“ betreuten Mädchen<br />

und<br />

Mütter schließt geeignete Angebote zur<br />

<strong>beruflichen</strong> Qualifizierung e<strong>in</strong>.<br />

Daher betreibt <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrationstherapeutische<br />

Ausbildungsstätte zur<br />

Berufsvorbereitung und -ausbildung.<br />

Hier werden Mädchen und junge Frauen<br />

<strong>in</strong> ihrer <strong>beruflichen</strong> Qualifizierung durch<br />

sozialpädagogisch konzipierte Angebote<br />

geför<strong>der</strong>t. Ausbildungsabschlüsse können<br />

<strong>in</strong> den Bereichen Hauswirtschaft,<br />

Modeschnei<strong>der</strong>ei, Gartenbau und Verwaltung<br />

sowie <strong>in</strong> Kooperation mit gewerblichen<br />

Betrieben erworben werden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> unterhält <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> vollbetreute<br />

Außenwohnungen und bietet betreutes<br />

Wohnen für Jugendliche und<br />

junge Erwachsene. Darüber h<strong>in</strong>aus betreibt<br />

das „Haus am Kirschberg“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Trägerverbund e<strong>in</strong>e Beratungsstelle, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schülern/-<strong>in</strong>nen und arbeitslosen Jugendlichen<br />

berufliche Perspektiven eröffnet<br />

werden sollen sowie drei Tagesgruppen<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche im<br />

Schulalter mit <strong>in</strong>tensivem pädagogischen<br />

För<strong>der</strong>bedarf. E<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit<br />

f<strong>in</strong>det unter an<strong>der</strong>em mit dem Landesjugendamt<br />

Hessen, dem Jugendamt<br />

des Vogelsbergkreises,<br />

<strong>der</strong> Agentur für<br />

Arbeit und <strong>der</strong> Kommunalen Vermitt-<br />

38<br />

lungsagentur statt.<br />

Die dem „Haus am Kirschberg“ angeglie<strong>der</strong>te<br />

<strong>in</strong>tegrationstherapeutische Ausbildungsstätte<br />

(ITA) verwirklicht diese Zielsetzung<br />

<strong>der</strong> Berufsvorbereitung und<br />

-ausbildung unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Probleme benachteiligter<br />

Jugendlicher<br />

und steht auch benachtei-<br />

ligten jungen Menschen aus <strong>der</strong> Region<br />

offen.<br />

Die im Haus am Kirschberg angebotenen<br />

e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>ternen Berufsvorbereitungs-<br />

und Berufsausbildungsgänge s<strong>in</strong>d<br />

sozialpädagogisch orientiert. Neben <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>ternen Berufsvorbereitung<br />

und -ausbildung f<strong>in</strong>det mit Betrieben<br />

<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Region Berufsvorbereitung und<br />

-ausbildung <strong>in</strong> Kooperation statt.<br />

Gruppe <strong>der</strong> Adressaten/-<strong>in</strong>nen<br />

Die Auszubildenden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

durch mehrere Faktoren persönlicher<br />

und sozialer Benachteiligung<br />

gekenn-<br />

zeichnet, die sich gegenseitig bed<strong>in</strong>gen<br />

und<br />

verstärken:<br />

• verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tes kognitives Leis-<br />

tungsvermögen<br />

nach meist wenig<br />

erfolgreich verlaufener Schulzeit<br />

• tiefgreifende<br />

Kenntnislücken <strong>in</strong><br />

•<br />

Kulturtechniken und Allgeme<strong>in</strong>wissen<br />

ger<strong>in</strong>ge Leistungsmotivation, ger<strong>in</strong>ges<br />

Durchhaltevermögen<br />

• Konzentrationsschwächen<br />

-störungen<br />

und<br />

• Verhaltensauffälligkeiten und<br />

-störungen <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

•<br />

Intensität und Ausprägung<br />

psychische Labilität, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

jugendpsychiatrische<br />

Erkrankun-<br />

gen, psychosomatische Krank-<br />

•<br />

heitsanfälligkeit<br />

bei Migrant<strong>in</strong>nen kulturelle Diffusion<br />

und Ausgrenzung mit<br />

•<br />

schwerwiegenden<br />

Folgen für die<br />

persönliche und familiäre Situation<br />

Benachteiligung auf dem Ausbildungsmarkt<br />

als Bewerber<strong>in</strong> bzw.<br />

alle<strong>in</strong> erziehende Mutter<br />

In <strong>der</strong> Regel treffen mehrere dieser<br />

Faktoren <strong>in</strong> unterschiedlicher Gewichtung<br />

zusammen und verdichten sich zu <strong>in</strong>dividuellen<br />

Formen psychosozialer Benach-<br />

Info 08


teiligung. Die betroffenen Jugendlichen<br />

s<strong>in</strong>d noch nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, den <strong>in</strong> gewerblichen<br />

Ausbildungsbetrieben gestellten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Leistungsvermögen,<br />

sozialen und persönlichen Arbeitstugenden<br />

und Kont<strong>in</strong>uität zu entsprechen.<br />

Sozialpädagogische Orientierung<br />

Die Berufsausbildung ist sozialpädago-<br />

gisch ausgerichtet und verknüpft verschiedene<br />

ausbil<strong>der</strong>ische Teilfunktionen<br />

<strong>in</strong> ganzheitlich erlebbarer Ausprägung:<br />

• praktische Berufsausbildung mit<br />

<strong>in</strong>tensiver E<strong>in</strong>zelanleitung und<br />

•<br />

teilweiser<br />

Projektorientierung<br />

theoretische För<strong>der</strong>ung durch <strong>in</strong>tegrierten<br />

Unterricht und Fachkunde<br />

• sozialpädagogische<br />

Stützung, Be-<br />

gleitung und Motivierung<br />

durch<br />

<strong>in</strong>dividuelle und gruppenbezogene<br />

Angebote<br />

Ausbildungsbereiche<br />

Die Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten werden<br />

gemäß den Ausbildungsordnungen für<br />

folgende Berufe <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung ver-<br />

mittelt:<br />

• Gärtner<strong>in</strong> (Zierpflanzenbau)<br />

• Modenäher<strong>in</strong><br />

• Modeschnei<strong>der</strong><strong>in</strong><br />

• Städtische Hauswirtschafter<strong>in</strong><br />

• Helfer<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauswirtschaft (§<br />

48 BBiG)<br />

• Bürokauffrau<br />

• Kauffrau<br />

für Bürokommunikation<br />

• weitere Ausbildungsberufe <strong>in</strong> den<br />

Kooperationsbetrieben<br />

gion.<br />

<strong>der</strong> Re-<br />

Die praktische Ausbildung ist <strong>in</strong> den Gesamtablauf<br />

<strong>der</strong> trägereigenen E<strong>in</strong>rich-<br />

tungsteile so <strong>in</strong>tegriert, dass e<strong>in</strong>e realistische<br />

wird.<br />

Arbeitsatmosphäre vermittelt<br />

Die Ausbildung <strong>in</strong> den mit dem Haus<br />

am<br />

Kirschberg kooperierenden Betrieben<br />

f<strong>in</strong>det im praktischen Teil <strong>in</strong> den Betrieben<br />

statt.<br />

Mütter haben die Möglichkeit, ihre<br />

Ausbildung ihren <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bedürfnissen entsprechend <strong>in</strong><br />

Teilzeitform zu absolvieren. Hierzu ist es<br />

wichtig, e<strong>in</strong>e gute, <strong>der</strong><br />

39<br />

Ausbildungssituation angepasste<br />

Betreuung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> sicher zu stellen,<br />

die <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>ternen<br />

Krippenbetreuung stattf<strong>in</strong>det.<br />

Strukturierung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

Neben <strong>in</strong>tensiver <strong>in</strong>dividueller<br />

Anleitung<br />

kommt <strong>der</strong> Arbeitsprojektmethode und<br />

gruppenbezogenen Vermittlungsformen<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />

Stützunterricht wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nach Leistungsniveaus<br />

differenzierten Kle<strong>in</strong>stgruppensystem<br />

erteilt. Das Schwergewicht<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf Fachrechnen<br />

und Deutsch, da hier die größten Kenntnislücken<br />

anzutreffen<br />

s<strong>in</strong>d. Es hat sich<br />

als günstig erwiesen, die Inhalte des<br />

Berufsschulunterrichts zu wie<strong>der</strong>holen<br />

und zu vertiefen.<br />

Unterricht <strong>in</strong> Fachkunde ergibt sich aus<br />

<strong>der</strong> Notwendigkeit, den entsprechenden<br />

Lernstoff <strong>der</strong> Berufsschule aufzuarbeiten<br />

und zu vertiefen, da die Auszubildenden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule zunächst nicht immer<br />

adäquat mitarbeiten können. Der Fachkundeunterricht<br />

ist nach Ausbildungsjahren<br />

differenziert und wird<br />

vor Prüfungen<br />

ausgeweitet. Die Vermittlung <strong>der</strong><br />

Fachkunde orientiert sich am praktischen<br />

Ablauf <strong>der</strong> Arbeitsgänge.<br />

Die sozialpädagogischen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter begleiten und stützen die<br />

Auszubildenden im persönlichen und<br />

gruppenbezogenen Bereich. Die Sozialpädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />

bearbeiten unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen mit allen<br />

Auszubildenden arbeitsbezogene Probleme,<br />

Gruppenkonflikte und steuern die<br />

während <strong>der</strong> Arbeitszeit ablaufenden<br />

gruppendynamischen Prozesse. Die oft<br />

gravierenden und den Ausbildungserfolg<br />

erheblich bee<strong>in</strong>flussenden persönlichen<br />

Probleme <strong>der</strong> Auszubildenden werden <strong>in</strong><br />

engem Austausch mit den sozialpädagogischen<br />

Teams <strong>der</strong> Betreuungsbereiche<br />

bearbeitet. In <strong>der</strong> Begleitung <strong>der</strong> Auszu-<br />

bildenden <strong>in</strong> den Kooperationsbetrieben<br />

f<strong>in</strong>det auch Beratung und Hilfestellung<br />

<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Betriebe statt.<br />

Die an <strong>der</strong> Ausbildung beteiligten Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen,<br />

Lehrer/-<strong>in</strong>nen und Sozialpädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />

arbeiten als Team, um<br />

die beschriebenen Teilfunktionen zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Hierzu f<strong>in</strong>den Arbeitsbesprechungen<br />

mit strukturiertem Verlauf statt,<br />

um geeignete Vorgehensweisen abzu-<br />

Info 08


stimmen und geme<strong>in</strong>same Planungen zu<br />

entwickeln.<br />

Praktika werden von den <strong>in</strong>ternen Auszubildenden<br />

<strong>in</strong> gewerblichen Betrieben<br />

<strong>der</strong> Region regelmäßig durchgeführt, um<br />

zusätzliche Erfahrungen zu ermöglichen,<br />

Spezialkenntnisse zu vermitteln und den<br />

späteren Übergang <strong>in</strong> feste Beschäftigungsverhältnisse<br />

vorzubereiten.<br />

Die Praktika erfolgen strukturiert mit<br />

Vorbereitung, Besuchen am Praktikumsplatz<br />

und geme<strong>in</strong>samer Auswertung.<br />

Sehr oft gel<strong>in</strong>gt es auf dieser<br />

Grundlage, die jungen Menschen nach<br />

erfolgreichem Ausbildungsabschluss direkt<br />

<strong>in</strong> feste Beschäftigungsverhältnisse<br />

zu vermitteln.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wird beson<strong>der</strong>er Wert<br />

auf die Zusammenarbeit mit<br />

weiteren<br />

Stellen gelegt:<br />

• Berufsschule (Erfahrungs- und<br />

Lehrstoffaustausch)<br />

• Prüfungskommissionen (Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen)<br />

• Industrie- und Handelskammer<br />

bzw. Hessisches Landesamt<br />

(Ausbildungsberatung)<br />

• Arbeitsamt (Berufsberatung)<br />

Alle Ausbildungsgänge führen zu anerkannten<br />

Abschlüssen gemäß dem BBiG.<br />

Über die eigene E<strong>in</strong>richtung h<strong>in</strong>aus engagiert<br />

sich das „Haus am Kirschberg“ <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> regionalen Jugendberufshilfe und<br />

dort mit<strong>in</strong>itiierten Kooperations- und<br />

Vernetzungsprojekten, um die Situation<br />

arbeits- und ausbildungssuchen<strong>der</strong> junger<br />

Menschen zu verbessern und ent-<br />

sprechende Hilfen zu sichern<br />

und auszubauen.<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Berufsvorbereitung<br />

Die Maßnahmen dienen<br />

1. <strong>der</strong> Orientierung über Ausbildungsmöglichkeiten<br />

für Mädchen, die noch<br />

ke<strong>in</strong>e konkreten Vorstellungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

e<strong>in</strong>er Berufsausbildung entwickelt<br />

haben und zunächst unterschiedliche Arbeitsfel<strong>der</strong><br />

kennen lernen möchten. Innerhalb<br />

e<strong>in</strong>es Gesamtzeitraumes durchlaufen<br />

die Jugendlichen die verschiedenen<br />

Ausbildungsbereiche des Hauses am<br />

Kirschberg und lernen hier exemplarisch<br />

grundlegende Arbeits<strong>in</strong>halte des jeweiligen<br />

Berufsfeldes kennen. Die Auswer-<br />

tung <strong>der</strong> Maßnahme erfasst Interessen<br />

40<br />

und Präferenzen und fließt <strong>in</strong> die berufliche<br />

Perspektivplanung e<strong>in</strong>.<br />

2. <strong>der</strong> gezielten Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e<br />

bereits fest angestrebte Berufsausbildung.<br />

Die Berufsvorbereitung stabilisiert<br />

Leistungsfähigkeit und Motivation und<br />

schließt (auch unter E<strong>in</strong>bezug<br />

des Lehrers/<strong>der</strong><br />

Lehrer<strong>in</strong>) schulische Kenntnislücken<br />

zur Ermöglichung des späteren E<strong>in</strong>stiegs<br />

<strong>in</strong> die Berufsschule.<br />

3. <strong>der</strong> grundsätzlichen Herstellung <strong>der</strong><br />

Ausbildungsfähigkeit durch Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />

Arbeitsfähigkeit <strong>in</strong> Arbeitsprojekten,<br />

durch Entwicklung von Selbstwertgefühl<br />

und Leistungsmotivation. Es werden basale<br />

<strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> den von den Jugendlichen<br />

bevorzugten Berufsfel<strong>der</strong>n<br />

geför<strong>der</strong>t und schulische Kenntnislücken,<br />

die e<strong>in</strong>en Berufschulbesuch noch nicht<br />

ermöglichen, bearbeitet.<br />

Jedes Sett<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong>dividuell zwischen<br />

Jugendlicher, Bereichsanleitung, pädagogischer<br />

Bezugsbetreuung und Ausbildungsleitung<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />

vere<strong>in</strong>bart und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vertrag<br />

festgehalten. Während <strong>der</strong> Maßnahme<br />

erfolgen regelmäßige Feedbackund<br />

Auswertungsgespräche. Die Maß-<br />

nahme wird dokumentiert,<br />

die Ergeb-<br />

nisse fließen <strong>in</strong> die weitere Hilfeplanung<br />

e<strong>in</strong>.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> För<strong>der</strong>ung und Qualifizierung<br />

junger alle<strong>in</strong> erziehen<strong>der</strong> Mütter<br />

ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Qualität und Stabilität<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung <strong>in</strong> den Arbeitsund<br />

Ausbildungszeiten bedeutsam. Dies<br />

wird für <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung betreute<br />

junge Mütter durch die angeschlossene<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe sichergestellt, die ihre Öffnungszeiten<br />

auch an den Ausbildungserfor<strong>der</strong>nissen<br />

orientiert und zuverlässig<br />

zur Verfügung steht. Die <strong>in</strong>frastrukturellen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (wie<br />

Transportdienste, Versorgung, Betreuung)<br />

können nach <strong>in</strong>dividuellen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

herangezogen werden. Die beson<strong>der</strong>e<br />

Belastung <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> erziehenden<br />

jungen Frauen mit ihren Rollen als Mütter<br />

und Auszubildende macht es im Interesse<br />

des Durchhaltens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifizierung<br />

erfor<strong>der</strong>lich, Überlastungssituationen<br />

abfe<strong>der</strong>n zu können. Hier s<strong>in</strong>d neben<br />

dem „K<strong>in</strong><strong>der</strong>notdienst“ des Hauses<br />

am Kirschberg, <strong>der</strong> <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Situationen<br />

befristete Übernahmen <strong>der</strong> K<strong>in</strong>-<br />

Info 08


<strong>der</strong>betreuung ermöglicht, sozialpädago- • Verpackungspolster<br />

gische<br />

Begleitung und Teilzeitausbildung<br />

sowie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>planung<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

• WfbM-Shop<br />

In allen Werkstätten wird e<strong>in</strong>e zweijäh-<br />

rige Berufsbildung als Grund- und Aufbaukurs<br />

angeboten<br />

mit folgenden Lern-<br />

Maren Müller-Erichsen, Lebenshilfe<br />

fel<strong>der</strong>n:<br />

Kreisvere<strong>in</strong>igung Gießen e.V., Aufsichts<br />

ratsvorsitzende<br />

• Lernfeld I<br />

material<br />

Didaktisches Lern-<br />

• Lernfeld II Handwerkliche<br />

Arbeitsbereiche <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

Grundfertigkeiten (Holz, Metall,<br />

Die Lebenshilfe für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />

Kreisvere<strong>in</strong>igung Gießen e.V., ist<br />

Textil, Ton, Papier, Gartenpflege,<br />

Hauswirtschaft)<br />

Träger von fünf Werkstätten für Men- • Lernfeld III Montagearbeiten<br />

schen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung mit ca. 600 Plätzen.<br />

• Lernfeld IV Lebenspraktischer<br />

und sozialer Bereich<br />

Die Limeswerkstatt <strong>in</strong> Pohlheim-Garbenteich<br />

hat 240 Plätze für Menschen<br />

mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vornehmsten Aufgaben <strong>der</strong><br />

Werkstätten für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

ist es, Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Die Werkstatt <strong>in</strong> Lollar (WeLo) hat 138 den Übergang auf den allgeme<strong>in</strong>en<br />

Ar-<br />

Plätze für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong>- beitsmarkt mit Hilfe geeigneter Maß<strong>der</strong>ung.nahmen<br />

zu ermöglichen bzw. sie zu be-<br />

Die Integ-Mechanik <strong>in</strong> Reiskirchen hat 45 gleiten (§ 136 (1), SGB IX).<br />

Plätze für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong>- Zur Umsetzung dieses Auftrages haben<br />

<strong>der</strong>ung.<br />

die Werkstätten <strong>der</strong> Lebenshilfe Gießen<br />

Die Reha-Mitte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Siemensstrasse <strong>in</strong><br />

Gießen hat 120 Plätze für chronisch<br />

kranke und psychisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen.<br />

Die Reha-West<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Robert-Bosch-<br />

Strasse <strong>in</strong> Gießen hat 50 Plätze für chronisch<br />

kranke und psychisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

Menschen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> unterhält die Lebenshilfe Gießen<br />

drei Tagesför<strong>der</strong>stätten <strong>in</strong> Pohlheim-<br />

Garbenteich und Lollar mit <strong>in</strong>sgesamt 84<br />

Plätzen für Menschen mit schwerer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />

die nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> WfbM<br />

aufge-<br />

mit <strong>der</strong> Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

(LAG) Werkstätten für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen<strong>in</strong><br />

Hessen, <strong>in</strong> Absprache mit dem<br />

Leistungsträger, vor ca. vier Jahren die<br />

Agentur für Angepasste Arbeit gegründet.<br />

Die Lebenshilfe Gießen hat dieses Konzept<br />

aufgegriffen und bietet den Mensche<br />

n mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Maßnahmen an, um außerhalb<br />

<strong>der</strong> Werk-<br />

stätten tätig zu werden. Dieses geschieht<br />

z.B. <strong>in</strong> Form von<br />

• Praktika,<br />

nommen werden konnten.<br />

• Qualifizierungsmaßnahmen o<strong>der</strong><br />

Das Leistungsspektrum<br />

<strong>der</strong> Werkstätten • Außenarbeitsplätzen.<br />

hat folgende Arbeitsbereiche:<br />

Das Ziel ist <strong>der</strong> reguläre Arbeitsvertrag<br />

• Montage- und Verpackungsser<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Wirtschaft, was verständli<br />

vice<br />

cherweise heute noch selten <strong>der</strong> Fall ist.<br />

• Metall- und Kunststoffbearbei- Die Lebenshilfe Gießen bietet weiterh<strong>in</strong><br />

tung<br />

mit erfahrenen<br />

Mitarbeitern/-<strong>in</strong>nen an:<br />

• Schre<strong>in</strong>erei<br />

• E<strong>in</strong>e Integrationsbetreuung (IB),<br />

• Garten- und Landschaftspflege<br />

• das Arbeiten im Verbund (AiV)<br />

• Cater<strong>in</strong>g<br />

und<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Wäscherei<br />

Siebdruck und Werbetechnik<br />

Bürodienstleistungen<br />

Aktenvernichtung<br />

• den Fachdienst für Berufliche Integration<br />

(FBI).<br />

Letzterer bildet zusammen mit den beiden<br />

Trägern des Integrationsfachdiens<br />

tes Profile gGmbH und dem För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong><br />

41<br />

Info 08


für seelische Gesundheit e.V. das Integrationsfachdienst<br />

Team Gießen (IFD).<br />

Ziel für die Zukunft ist es, e<strong>in</strong>erseits den<br />

Berufsbildungsbereich mit e<strong>in</strong>em neuen<br />

Konzept an e<strong>in</strong>em Standort zu konzentrieren<br />

und an<strong>der</strong>erseits den Berufsbildungsbereich<br />

auch außerhalb <strong>der</strong> WfbM,<br />

<strong>in</strong> Betrieben des<br />

allgeme<strong>in</strong>en Arbeitsmarktes,<br />

anzubieten. Hier bietet es sich<br />

an, das persönliche Budget (§ 17, SGB<br />

IX) zu nutzen.<br />

Da es schon seit Jahren die Möglichkeit<br />

gibt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> WfbM<br />

e<strong>in</strong>e Teilzeitarbeit an-<br />

zunehmen,<br />

wollen wir uns auch darum<br />

bemühen, e<strong>in</strong>e Teilzeitberufsausbildung<br />

durchzusetzen.<br />

Ingeborg Denn<strong>in</strong>ghoff, Käthe-Kollwitz-<br />

Schule, Wetzlar,<br />

Schulleitung<br />

Arbeitsgebiet <strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-<br />

Schule<br />

Die Käthe-Kollwitz-Schule ist e<strong>in</strong>e berufliche<br />

Schule <strong>in</strong> Wetzlar mit etwa 1550<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern; vor allem<br />

Mädchen. Im gesamten Schulzentrum<br />

werden mehr als 4000 Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler beschult. Zum breiten <strong>Bildung</strong>sangebot<br />

<strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-Schule gehören<br />

auch Unterrichtskonzepte für Menschen<br />

mit geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen:<br />

Schülern und Schüler<strong>in</strong>nen aus Werkstätten<br />

für Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te im Bereich Ernährung<br />

und Hauswirtschaft werden an<br />

<strong>der</strong> Schule unterrichtet. In diesem Bereich<br />

bestehen an <strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-<br />

Schule Möglichkeiten, speziellen, lerngruppenspezifischen<br />

Unterricht unter<br />

E<strong>in</strong>beziehung von Son<strong>der</strong>pädagog<strong>in</strong>nen<br />

o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>pädagogen anzubieten. Für<br />

geson<strong>der</strong>te För<strong>der</strong>angebote bei Schwan<br />

gerschaft und Mutterschaft s<strong>in</strong>d<br />

die<br />

Werkstätten, quasi als „dualer Partner“,<br />

für e<strong>in</strong>e gezielte För<strong>der</strong>ung zuständig.<br />

Mutterschaft und Ausbildung<br />

Die Käthe-Kollwitz-Schule stellt e<strong>in</strong><br />

Schulsystem dar, das – vere<strong>in</strong>facht formuliert<br />

- für jedes <strong>Bildung</strong>sniveau e<strong>in</strong>e<br />

Qualifizierungsmöglichkeit<br />

anbietet. In<br />

allen (Aus-)<strong>Bildung</strong>sgängen kommt es<br />

vor, dass junge Frauen schwanger werden.<br />

Betroffene junge Frauen haben <strong>in</strong> dieser<br />

Lebenssituation große Probleme, e<strong>in</strong>en<br />

42<br />

Ausbildungsplatz zu f<strong>in</strong>den. Der Belastung,<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong>e Berufsausbildung<br />

erfolgreich zu absolvieren und e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d groß zu ziehen, s<strong>in</strong>d vor allem<br />

junge Frauen gewachsen, die über e<strong>in</strong><br />

stützendes Umfeld verfügen.<br />

H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, dass die gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und die f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten<br />

sehr schlecht s<strong>in</strong>d.<br />

Durch die Bürokratisierung <strong>der</strong> Unterstützungssysteme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD s<strong>in</strong>d junge<br />

Mütter <strong>in</strong> Berufsausbildung zusätzlich<br />

belastet: Für das Ausfüllen von Formularen,<br />

Gespräche mit<br />

zuständigen Stellen<br />

und Gänge zu den <strong>in</strong>volvierten Ämtern<br />

fehlt jungen Müttern oft <strong>der</strong> Mut und die<br />

notwendige Zeit.<br />

Die Aufgabe <strong>der</strong> Berufsschule und den<br />

hier arbeitenden Beratungslehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Beratungslehrern ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang,<br />

solche Probleme offen zu<br />

thematisieren und geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

jungen Frauen nach Lösungswegen zu<br />

suchen.<br />

Offenheit im Umgang mit Problemstellungen,<br />

die den eigenen Erfahrungshorizont<br />

nicht berühren, ist e<strong>in</strong>e grundle-<br />

gende Eigenschaft, die Lehrkräfte besitzen<br />

müssen, die mit benachteiligten jungen<br />

Menschen arbeiten.<br />

Der fachliche Austausch auf dem Experten/-<strong>in</strong>nenworkshop<br />

ist daher als e<strong>in</strong><br />

Beitrag zur Herstellung dieser Offenheit<br />

zu werten. E<strong>in</strong>e Vernetzung, wie sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Region Gießen angestrebt wird,<br />

schafft die Voraussetzung für e<strong>in</strong>en guten<br />

Informationsfluss. In e<strong>in</strong>em Netz<br />

profitieren alle Mitglie<strong>der</strong> von den zur<br />

Verfügung<br />

stehenden Informationen. Die<br />

Arbeit mit jungen Müttern könnte so<br />

besser reflektiert und optimiert werden.<br />

Monika Neumaier, Zentrum Arbeit und<br />

Umwelt Gießen gGmbH, Geschäftsführe<br />

r<strong>in</strong><br />

Arbeitsbereiche <strong>der</strong> ZAUG gGmbh<br />

Die ZAUG (Zentrum Arbeit und Umwelt<br />

Gießen) gGmbH, die kommunale Beschäftigungs-<br />

und Ausbildungsgesellschaft,<br />

will Benachteiligungen am<br />

Arbeitsmarkt auflösen. Hierzu verfolgt<br />

sie den Schwerpunkt „Jugendliche am<br />

Übergang Schule/Berufsausbildung“. Die<br />

Beschäftigungsgesellschaft bietet für<br />

Info 08


junge Erwachsene unter 25 Jahren<br />

• außerbetriebliche Ausbildung <strong>in</strong><br />

eigenen Lehrwerkstätten,<br />

• Ausbildung <strong>in</strong> Kooperationsbetrie<br />

ben für benachteiligte Jugendliche<br />

mit sozialpädagogischer Unterstützung<br />

durch ZAUG.<br />

„Ausbildung statt Arbeitslosengeld II“, so<br />

lautet die Philosophie h<strong>in</strong>ter den Angeboten<br />

<strong>der</strong> ZAUG gGmbh. Somit wird <strong>der</strong><br />

Fokus e<strong>in</strong>deutig auf e<strong>in</strong>eBerufsausbil- dung gelegt. Auf diese<br />

Weise sollen typi-<br />

sche Maßnahmekarrieren benachteiligter<br />

Jugendlicher verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />

Aktuelle Situation<br />

Zurzeit arbeiten 147 Jugendliche <strong>in</strong> außerbetrieblichen<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> Berufsorientierung,<br />

-vorbereitung und Ausbildung.<br />

Es besteht die Notwendigkeit<br />

überbetrieblicher Angebote, da e<strong>in</strong> großer<br />

Teil <strong>der</strong> Jugendlichen nach <strong>der</strong><br />

Schule ke<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz im dualen<br />

System o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er Berufsfachschule<br />

f<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>sparungen im Bereich<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfeberufshilfe schränken die<br />

Arbeit und F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Die ZAUG gGmbH engagiert sich ebenfalls<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung für Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Hierzu wurde e<strong>in</strong> Projekt<br />

entwickelt, das über Gießen h<strong>in</strong>ausreicht<br />

und <strong>in</strong> Kooperation mit den Städten<br />

Wetzlar und Marburg durchgeführt wird.<br />

Die Zielsetzung des Projekts ist es, so<br />

stationär wie nötig und so ambulant wie<br />

möglich auszubilden. Auf diese<br />

Weise<br />

soll die Integration von Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Arbeitsprozesse und betriebliche<br />

Ausbildungsorte gewährleistet<br />

43<br />

werden.<br />

Reformbedarf im Übergangsmanagement<br />

Seit 17 Jahren bietet die ZAUG gGmbH<br />

außerbetriebliche Ausbildung an. Um den<br />

„Maßnahmedschungel“ zu lichten, for<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sträger seit langem die Komb<strong>in</strong>ation<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>jährigen Berufsorientierung<br />

e<strong>in</strong>schließlich Maßnahmen zur<br />

Herstellung <strong>der</strong> Ausbildungsreife und e<strong>in</strong>er<br />

daran anschließenden dreijährigen<br />

Ausbildung <strong>in</strong> öffentlicher Verantwortung.<br />

Auf diese Weise würde benachteiligten<br />

jungen Erwachsenen e<strong>in</strong>e Orientierung<br />

geboten, die im dualen System<br />

nicht zu f<strong>in</strong>den ist und die Kosten, die<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>transparentes Übergangssystem<br />

verursacht, könnten m<strong>in</strong>imiert werden.<br />

Die ZAUG gGmbH erwartet durch die<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Studiengebühren e<strong>in</strong>e<br />

Verschärfung des Verdrängungswettbewerbes<br />

um Ausbildungsplätze im dualen<br />

System, so dass es zu e<strong>in</strong>er Zunahme<br />

des Bedarfs an Ausbildungsplätzen<br />

für<br />

benachteiligte Jugendliche kommen<br />

könnte.<br />

Mutterschaft und Ausbildung<br />

E<strong>in</strong>e Vernetzungsarbeit – auch im Bereich<br />

Ausbildung für junge Mütter – ist<br />

nur s<strong>in</strong>nvoll unter Beteiligung kommunaler<br />

Entscheidungsträger/-<strong>in</strong>nen. Zur<br />

Zeit s<strong>in</strong>d 26 <strong>der</strong> Auszubildenden bei <strong>der</strong><br />

ZAUG gGmbH alle<strong>in</strong> erziehende Mütter.<br />

Der <strong>Bildung</strong>sträger blickt auf e<strong>in</strong> langjähriges<br />

Engagement für die Unterstützung<br />

junger Frauen mit Erziehungsverantwortung<br />

<strong>in</strong> Ausbildung und Beruf zurück.<br />

Diese Erfahrung zeigt, dass die<br />

starren Zeitvorgaben <strong>der</strong> Berufsschulen<br />

die Aufnahme und erfolgreiche Absolvierung<br />

e<strong>in</strong>er Teilzeitberufsausbildung<br />

beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Hier wäre e<strong>in</strong> alternatives<br />

Modell wie z.B. Blockunterricht mit verkürzten<br />

täglichen Anwesenheitszeiten<br />

denkbar.<br />

E<strong>in</strong>ige Berufe erfor<strong>der</strong>n <strong>in</strong> ihrer Ausbildung<br />

die Teilnahme an überbetrieblichen<br />

Lehrgängen, die oft wohnortfern durchgeführt<br />

werden. Hier stellen sich für<br />

junge Mütter beson<strong>der</strong>e Problematiken:<br />

die Organisation e<strong>in</strong>er Betreuung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> rund um die Uhr für e<strong>in</strong>en länge<br />

ren Zeitraum. Ohne die Unterstützung<br />

des <strong>Bildung</strong>strägers wäre e<strong>in</strong>e solche<br />

Ausbildungsform nicht zu realisieren.<br />

Info 08


Die Erfahrungen <strong>der</strong> ZAUG gGmbH haben<br />

deutlich gemacht, dass e<strong>in</strong> Leitbildwandel<br />

<strong>in</strong> gesellschaftlichen Normvorstellungen<br />

dr<strong>in</strong>gend nötig ist, um die<br />

gefor<strong>der</strong>ten Reformen für junge Mütter<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung umsetzen<br />

zu können. E<strong>in</strong>e ideologisch begründete<br />

Sichtweise <strong>der</strong> vordr<strong>in</strong>glichen Verantwortung<br />

<strong>der</strong> Mutter für alle Betreu<br />

ungsaufgaben e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d betreffend<br />

steht e<strong>in</strong>er flächendeckenden Etablierung<br />

von Teilzeitberufsausbildung als Normalausbildungsverhältnis<br />

entgegen.<br />

Wichtig für die erfolgreiche Absolvierung<br />

e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens dreijährigen Ausbildung<br />

ist die E<strong>in</strong>beziehung des sozialen<br />

Umfeldes <strong>der</strong> jungen Frau <strong>in</strong> die Planung<br />

und Konzeption des Ausbildungsplans.<br />

Da aus dem sozialen Netz sowohl unterstützende<br />

als auch h<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Impulse<br />

kommen können, ist <strong>der</strong>en Diskussion <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> sozialpädagogischen Betreuung von<br />

großer Bedeutung. Auf diese Weise kann<br />

<strong>der</strong> Erfahrungshorizont <strong>der</strong> jungen<br />

Frauen E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ihrer Lebenswelt<br />

angepasste Konzeption <strong>der</strong><br />

Ausbildung. Hierzu gehört auch e<strong>in</strong>e Institutionalisierung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote,<br />

die sich im Wohnumfeld <strong>der</strong><br />

jungen Mütter bef<strong>in</strong>den sollten, nicht davon<br />

abgekoppelt <strong>in</strong> den Arbeitsbezügen.<br />

So können die jungen Eltern über die<br />

Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />

neue, tragfä-<br />

hige<br />

Kontakte knüpfen, die zu e<strong>in</strong>em<br />

Ausbau des sozialen Netzes und somit<br />

<strong>der</strong> Unterstützungsstrukturen beitragen<br />

können.<br />

Christiane Hofmann, Professor<strong>in</strong> für<br />

Lernbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenpädagogik und Verhaltensgestörtenpädagogik,<br />

Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen<br />

44<br />

Beziehungsangebote – o<strong>der</strong>: Weniger<br />

ist mehr<br />

Ich möchte zu dem Angebot <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

Qualifizierung von jungen Menschen<br />

aus prekären Lebensverhältnissen<br />

e<strong>in</strong>en Aspekt herausgreifen, <strong>der</strong> nach<br />

me<strong>in</strong>er Kenntnis dieses Themen- und<br />

Arbeitsbereichs – vor allem für die<br />

Gruppe <strong>der</strong> Schulversager/-<strong>in</strong>nen stärker<br />

gewichtet werden sollte: Die Bedeutung<br />

e<strong>in</strong>es/r verb<strong>in</strong>dlichen Ansprechpartners/<br />

-<strong>in</strong> .<br />

Die Angebote für junge Menschen - hier<br />

junge Mütter -, um den Anschluss an den<br />

ersten Arbeitsmarkt zu f<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d<br />

zahlreich und sehr differenziert. Hört<br />

man die Vertreter/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Institutionen - z. B. die Angebote<br />

<strong>der</strong> Agentur für Arbeit -, so könnte man<br />

glauben, e<strong>in</strong>em Jugendlichen könne gar<br />

nichts Besseres passieren als e<strong>in</strong>es o<strong>der</strong><br />

mehrere dieser vielfältigen Programme<br />

zu durchlaufen. Vielleicht ist es tatsächlich<br />

so. Bei all diesen Angeboten geht es<br />

darum, was man machen kann. Wer etwas<br />

machen möchte, ist hier sicherlich<br />

richtig. Wir haben es jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>pädagogik,<br />

vor allem <strong>in</strong> den Bereichen<br />

<strong>der</strong> Lern- und Erziehungshilfe, aber<br />

auch bei <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Hauptschüler/<br />

-<strong>in</strong>nen mit schlechtem o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>em<br />

Abschluss, mit Jugendlichen zu tun, die<br />

eben nichts machen wollen, <strong>der</strong>en Motivation<br />

so ger<strong>in</strong>g ist, dass sie die meisten<br />

Angebote und Programme gar nicht<br />

durchstehen. Diese Karrieren s<strong>in</strong>d durch<br />

Abbrüche und Verweigerung gekennzeichnet<br />

und jede neue Erfahrung bestätigt<br />

die vorherige, dass das „alles nichts<br />

br<strong>in</strong>gt“. Diese Jugendlichen erreichen wir<br />

- wenn überhaupt - nur, wenn wir uns<br />

systematisch mit <strong>der</strong> Frage beschäftigen,<br />

wie wir diese Gruppe ansprechen<br />

müssen, damit neben e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>haltlichen<br />

Angebot überhaupt e<strong>in</strong> Kontakt, e<strong>in</strong>e Beziehung<br />

entsteht. Für dieses Problem<br />

reicht auch <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Schlüsselqualifikationen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ‚soft skills’ nicht<br />

aus. Auch hier wird suggeriert, dass man<br />

mit <strong>der</strong> richtigen Methode diese Jugendlichen<br />

ansprechen könnte. Das trifft allerd<strong>in</strong>gs<br />

nur zum Teil zu. Erfolg haben<br />

nur Angebote, die die Kont<strong>in</strong>uität zu <strong>der</strong><br />

Bezugsperson <strong>in</strong> den Mittelpunkt ihrer<br />

Arbeit stellen, noch besser, wenn dies<br />

Info 08


verbunden wird mit e<strong>in</strong>em Gruppenangebot<br />

an Jugendliche, die das gleiche<br />

Problem o<strong>der</strong> Ziel haben.<br />

Dazu e<strong>in</strong> Beispiel: In Giessen gibt es <strong>in</strong><br />

unmittelbarer Nähe e<strong>in</strong>es sozialen<br />

Brennpunktes e<strong>in</strong> Jugendzentrum, <strong>in</strong><br />

dem zwei Sozialpädagogen, e<strong>in</strong> Mann<br />

und e<strong>in</strong>e Frau, seit 15 Jahren (!) arbeiten.<br />

Sie fahren seit 15 Jahren regelmäßig<br />

mit e<strong>in</strong>er Jugendgruppe im Sommer<br />

zwei Wochen nach Mallorca, immer auf<br />

denselben Camp<strong>in</strong>gplatz. Diese Fahrten<br />

haben für die Jugendlichen e<strong>in</strong>e große<br />

Bedeutung, stiften Identität und schaffen<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong>: zu dieser Gruppe zu<br />

gehören, auch schon mal dort gewesen<br />

zu se<strong>in</strong>. Das geben sie auch an ihre Geschwister<br />

weiter. Die Sozialpädagog<strong>in</strong><br />

und <strong>der</strong> Sozialpädagoge kennen die Familien,<br />

aus denen die Jugendlichen<br />

kommen und machen zahlreiche weitere<br />

Angebote, die sich unmittelbar auf die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> dortigen Bewohner/-<strong>in</strong>nen,<br />

nicht nur die Jugendlichen, beziehen,<br />

z.B. auch e<strong>in</strong>e Gruppe für (junge)<br />

Mütter. Am Wochenende bekommen die<br />

Jugendlichen den Schlüssel für das Jugendzentrum,<br />

e<strong>in</strong>en aufwendig gestal-<br />

teten Neubau, um Disko-Veranstaltungen<br />

durchzuführen. Es hat bisher nicht<br />

e<strong>in</strong>en Fall von Vandalismus o.ä. gegeben….<br />

Jugendliche, die (nicht nur) die Unterstützung<br />

für den Übergang von <strong>der</strong><br />

Schule <strong>in</strong> den Beruf brauchen, benötigen<br />

Bezugspersonen, die sich für sie verantwortlich<br />

fühlen. Misserfolgsorientiert haben<br />

sie nicht gelernt, wie sie sich erfolgreich<br />

<strong>in</strong> soziale Beziehungen und<br />

Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können.<br />

Über kont<strong>in</strong>uierliche Beziehungsangebote<br />

erfahren sie modellhaft, was Verantwortlichkeit,<br />

Verlässlichkeit, Erwartbarkeit,<br />

Struktur und Beziehung zu e<strong>in</strong>er<br />

Person und/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Personengruppe<br />

bedeutet. Jede identitätsstiftende Maßnahme<br />

im S<strong>in</strong>ne von ‚bei uns machen wir<br />

z.B. regelmäßig e<strong>in</strong>e Fahrt’ för<strong>der</strong>t das<br />

Denken <strong>in</strong> Beziehungs- und Gruppenzusammenhängen<br />

und schafft e<strong>in</strong>en<br />

Rahmen, <strong>der</strong> Sicherheit und Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />

garantiert - für Jugendliche und ihre<br />

Betreuer/-<strong>in</strong>nen. Gerade den Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> prekären Lebenssituationen fehlt<br />

oft e<strong>in</strong> außerschulischer verb<strong>in</strong>dlicher<br />

Halt. Ihre Lebensläufe weisen viele Brü-<br />

45<br />

che auf. Die Beziehungen zu festen Bezugspersonen<br />

und e<strong>in</strong>er Gruppe stehen<br />

für e<strong>in</strong>en Entwicklungsprozess, für geme<strong>in</strong>same<br />

Erfahrungen und evtl. e<strong>in</strong>en<br />

Ort, an dem diese geme<strong>in</strong>samen Erfahrungen<br />

das Lernen strukturieren. Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Betreuer/-<strong>in</strong>nen ist es, Vernetzungen,<br />

Bezüge, Differenzen und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

geme<strong>in</strong>samen Lern- und Entwicklungsprozess<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren. Damit entsteht<br />

e<strong>in</strong> kommunikatives Netz, e<strong>in</strong> Stück geme<strong>in</strong>samer<br />

Geschichte, das diesen Jugendlichen<br />

<strong>in</strong>neren und äußeren Halt und<br />

Orientierung bietet. Dies ist nur möglich,<br />

wenn die Betreuer/-<strong>in</strong>nen selbst <strong>in</strong> gesicherten<br />

Positionen arbeiten und längerfristige<br />

Angebote machen können. Mit<br />

studentischen Honorarkräften z.B. geht<br />

das<br />

nicht. Diese etwas altmodisch an-<br />

mutenden Gedanken s<strong>in</strong>d<br />

aus me<strong>in</strong>er<br />

Sicht für ehemalige<br />

Schulversager/-<strong>in</strong>-<br />

nen die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, <strong>in</strong> dieser Gesellschaft<br />

noch e<strong>in</strong>mal Fuß zu fassen.<br />

Abschluss<br />

Angelika Puhlmann fasst abschließend<br />

die Ergebnisse des Round Tables zusammen<br />

und schafft e<strong>in</strong>en Ausblick auf<br />

die zu etablierende Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Region Mittelhessen bezüglich e<strong>in</strong>es Unterstützungsnetzes<br />

für junge Mütter.<br />

Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> För<strong>der</strong>strukturen ist nicht<br />

nur wichtig für die Zielgruppe benachteiligter<br />

junger Menschen, son<strong>der</strong>n<br />

auch für<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk arbeitenden Institutionen.<br />

Also müssen sowohl politische<br />

Entscheidungen als auch Handlungszusammenhänge<br />

auf längerfristige<br />

Arbeit ausgerichtet se<strong>in</strong>.<br />

Die Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk bedarf<br />

weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er koord<strong>in</strong>ierenden Stelle,<br />

an <strong>der</strong> alle die Kooperation betreffenden<br />

Informationen gebündelt und für die<br />

Partner transparent aufgearbeitet werden.<br />

Auf diese Weise kann e<strong>in</strong> vitales,<br />

gut funktionierendes Netzwerk entstehen.<br />

Im Anschluss bedankt sich Prof. Dr.<br />

Marianne Friese bei den anwesenden<br />

Experten und Expert<strong>in</strong>nen. Sie würdigt<br />

das große Interesse am Thema Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />

mit dem Fokus junge<br />

Mütter. Die Veranstaltung des<br />

Workshops als Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Vernetzung<br />

Info 08


<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region wertet sie als großen Erfolg.<br />

MOSAIK konnte im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />

Transferphase zu e<strong>in</strong>er verstärkten<br />

öffentlichen Wahrnehmung des Themas<br />

junge Mütter <strong>in</strong> (Aus-)<strong>Bildung</strong> und zur<br />

Schaffung e<strong>in</strong>er Agenda <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Region<br />

Mittelhessen<br />

beitragen.<br />

Für<br />

die Etablierung e<strong>in</strong>es Unterstüt-<br />

zungsnetzwerkes<br />

für junge Mütter <strong>in</strong><br />

Mittelhessen<br />

können die Erfahrungen aus<br />

MOSAIK<br />

genutzt werden.<br />

46<br />

Info 08


Abschlussdokumentation<br />

Friese, Marianne (2008): <strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />

für junge Mütter.<br />

För<strong>der</strong>ansätze <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>.<br />

Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag,<br />

ersche<strong>in</strong>t am 29. Feb. 2008<br />

Infobriefe des Projekts – gedruckt und als<br />

CD-Rom<br />

Infobrief 1 – <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> berufli-<br />

chen <strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n. 1. Trägerforum „Bremer<br />

För<strong>der</strong>kette“, 2004<br />

Infobrief 2 – <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Netzwerk „Bremer<br />

För<strong>der</strong>kette junge Mütter“, 2004<br />

Infobrief 3 – <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Dokumentation <strong>der</strong><br />

Fachtagung MOSAIK im Februar 2004<br />

Infobrief 4 - <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Schnittstellen zwischen<br />

Beratung, Qualifizierung und Lebenswelt,<br />

2005<br />

Infobrief 5 - <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Teilzeitmodelle <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Berufsorientierung und Ausbildung von<br />

jungen Müttern im Fokus <strong>der</strong><br />

(über)regionalen Netzwerkarbeit, 2005<br />

Infobrief 6 - <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />

<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Regionales Netzwerk<br />

„Junge Mütter“ im Bremer Westen, 2006<br />

Infobrief 7 – <strong>Kompetenzen</strong>twicklung für<br />

(junge) Mütter. Bilanzierung im Lande<br />

Bremen und bundesweiter Transfer, 2007<br />

Infobrief 8 – <strong>Kompetenzen</strong>twicklung für<br />

(junge) Mütter – Berufliche<br />

Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung für (junge)<br />

Mütter und Vernetzungsstrukturen<br />

www.mosaikonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo<br />

Ansl<strong>in</strong>ger, Eva/Benner, Ilka/Friese, Marianne<br />

(Hrsg. <strong>in</strong> Kooperation mit BIBB und<br />

Projektverbund LiLA) (2007): Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nenschulung:<br />

Ausbildung <strong>in</strong> Teilzeit für junge Mütter.<br />

Bundesweiter Transfer und Berl<strong>in</strong>er Perspektiven,<br />

Bonn Berl<strong>in</strong> Gießen<br />

Friese, Marianne (2007): Integrations- und<br />

Zielgruppenkonzepte für die universitäre<br />

Lehrer/Lehrer<strong>in</strong>nenbildung. Berufspädagogische<br />

und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Perspektiven.<br />

In: Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (BIBB)<br />

(Hrsg.): Universitäre Ausbildung für die berufspädagogische<br />

Integrationsför<strong>der</strong>ung.<br />

Dokumentation des Expertenworkshops am<br />

6. Juli 2007 im Bundes<strong>in</strong>stitut<br />

für Berufsbildung,<br />

Bonn, S. 24-30<br />

47<br />

BertHa – <strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />

für Haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen<br />

Innovative Konzepte und Instrumente<br />

an <strong>der</strong> Schnittstelle von ‚e<strong>in</strong>fachen<br />

Tätigkeiten’ zu ‚qualifizierten<br />

Berufsbildungswegen’ für Personenbezogene<br />

Dienstleistungen<br />

2. BertHa-Newsletter zum Thema „Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e“<br />

abzurufen unter<br />

www.berthaonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo<br />

Info 08


Kontakt MOSAIK Transfer Impressum<br />

Projektleitung Herausgeber<strong>in</strong><br />

Prof. Dr. Marianne Friese Prof. Dr. Marianne Friese<br />

Tel.: 0641/9924030/31 Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

e-mail:<br />

FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften<br />

Marianne.Friese@erziehung.uni-giessen.de<br />

Institut für Erziehungswissenschaft<br />

Professur für Berufspädagogik/Didaktik<br />

Wiss. Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>der</strong> Arbeitslehre<br />

Dipl. Päd. Eva Ansl<strong>in</strong>ger<br />

Karl-Glöckner-Straße 21 B<br />

Tel.: 0641/9924036<br />

35394 Gießen<br />

e-mail:<br />

Tel.: +49-641-99-24031<br />

Eva.Ansl<strong>in</strong>ger@erziehung.uni-giessen.de<br />

Fax:<br />

+40-641-99-24039<br />

Dipl. Päd. Ilka Benner<br />

© 2008<br />

Tel.: 0641/9924036<br />

e-mail:<br />

Ilka.Benner@erziehung.uni-giessen.de<br />

Anschrift<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Fachbereich 03 Sozial- und Kulturwissenschaften<br />

Institut für Erziehungswissenschaft<br />

Professur für Berufspädagogik/Didaktik <strong>der</strong><br />

Arbeitslehre<br />

Karl-Glöckner-Straße 21 B<br />

35394 Gießen<br />

48<br />

MOSAIK<br />

von:<br />

Transfer wird geför<strong>der</strong>t<br />

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