Kompetenzen in der beruflichen Bildung fördern: - KIBB
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Berufliche Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung:Teilzeitberufsausbildung<br />
für (junge) Mütter und<br />
Vernetzungsstrukturen. Dokumentation<br />
des Experten/-<strong>in</strong>nenworkshops<br />
am 10.08.07 an<br />
<strong>der</strong> Jutus-Liebig-Universität<br />
Gießen<br />
Sehr geehrte Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />
diese Ausgabe unseres Info-Briefes<br />
be<strong>in</strong>haltet die Beiträge und Ergebnisse des<br />
Experten/-<strong>in</strong>nenworkshops <strong>in</strong> Gießen am<br />
10.08.2007.<br />
Überblick über den Workshop<br />
Am 10.08.2007 fand an <strong>der</strong> Justus-<br />
Liebig-Universität Gießen <strong>der</strong> Experten/<br />
-<strong>in</strong>nenworkshop zum Thema Berufliche<br />
Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung: Teilzeitausbildung<br />
für (junge) Mütter und Vernetzungsstrukturen<br />
statt.<br />
Die Veranstaltung wurde <strong>in</strong>itiiert im<br />
Rahmen des Projekts MOSAIK-Transfer:<br />
„<strong>Kompetenzen</strong>twicklung für (junge)<br />
Mütter. Kooperation von Beratung,<br />
(Aus)<strong>Bildung</strong> und Beruf“. Das an <strong>der</strong><br />
Justus-Liebig-Universität Gießen angesiedelte<br />
und vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />
<strong>Bildung</strong> und Forschung im Programm<br />
„<strong>Kompetenzen</strong> för<strong>der</strong>n. Berufliche Qualifizierung<br />
für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em<br />
För<strong>der</strong>bedarf“ sowie Europäischem<br />
Sozialfonds (ESF) geför<strong>der</strong>te Projekt war<br />
bis zum 31.08.2007 mit dem bundesweiten<br />
sowie regionalen Transfer von<br />
Vernetzungskonzepten für e<strong>in</strong> Übergangsmanagement<br />
Schule - Beruf<br />
befasst.<br />
E<strong>in</strong> Schwerpunkt lag auf <strong>der</strong> Übertragung<br />
<strong>der</strong> im Bundesland Bremen als<br />
Prototyp aufgebauten „För<strong>der</strong>kette junge<br />
Mütter“ sowie <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierten<br />
Kooperations- und Transferstelle.<br />
Aufgrund zahlreicher Anfragen aus <strong>der</strong><br />
Region Mittelhessen wurde deutlich, dass<br />
e<strong>in</strong> großes Interesse an fachlichem und<br />
bildungspolitischem Austausch besteht.<br />
Der Workshop griff dieses Interesse auf<br />
und bot den anwesenden Akteuren e<strong>in</strong>e<br />
Plattform zum Theorie-Praxis-Transfer.<br />
In Gießen wurde auf diese Weise <strong>der</strong><br />
Prozess e<strong>in</strong>er regionalen Vernetzung<br />
nach dem Modell <strong>der</strong> von MOSAIK <strong>in</strong>itiierten<br />
„För<strong>der</strong>kette junge Mütter“<br />
1<br />
angestoßen.<br />
Mit dem vorliegenden letzten Infobrief<br />
Nr. 8 beschließt MOSAIK se<strong>in</strong>e langjährige<br />
Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Konzeptentwicklung sowie im Anwendungstransfer<br />
für junge benachteiligte<br />
Mütter. In diesem Infobrief werden<br />
ausgewählte Ergebnisse aus MOSAIK<br />
sowie angrenzende wissenschaftliche<br />
und praxisorientierte Ergebnisse<br />
präsentiert. Des Weiteren wird die<br />
Situation junger Mütter <strong>in</strong> Mittelhessen<br />
beleuchtet. In e<strong>in</strong>em Round Table<br />
werden Lösungsmöglichkeiten und Wege<br />
<strong>der</strong> Vernetzung diskutiert.<br />
Die Ergebnisse des Projekts stehen <strong>in</strong><br />
digitalisierter und gedruckter Form zur<br />
Verfügung unter www.mosaikonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo<br />
sowie als Abschlusspublikation (Friese<br />
2008).<br />
Inhalt<br />
Grußworte<br />
Carol<strong>in</strong> Pless, Projektträger im Deutschen Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt Köln Seite 2<br />
Dr. Birgit Retzlaff, Studiendekan<strong>in</strong> des Fachbereichs<br />
Sozial- und Kulturwissenschaften, Justus-Liebig-Universität<br />
Gießen Seite 3<br />
Vorträge<br />
Prof. Dr. Marianne Friese<br />
MOSAIK Transfer, Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
<strong>Kompetenzen</strong>twicklung für (junge) Mütter. Kooperation<br />
<strong>in</strong> (Aus)<strong>Bildung</strong>, Beratung, Beruf. Ergebnisse aus<br />
Bremen und bundesweiter Transfer Seite 5<br />
Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hilde Stöppler<br />
Professur für Geistigbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenpädagogik, Justus-<br />
Liebig-Universität Gießen<br />
Mutterschaft bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung –<br />
Probleme und Perspektiven Seite 18<br />
Situation und Erfahrungen <strong>in</strong> Mittelhessen<br />
– Kurzvorträge<br />
Ursula Passarge, Frauenbeauftragte <strong>der</strong> Stadt Gießen<br />
Situation und Lebenswelt junger Frauen Seite 24<br />
Heike Schubert, Beauftragte für Chancengleicheit,<br />
Agentur für Arbeit Wetzlar<br />
Darstellung des regionalen Arbeitsmarktes Lahn-Dill<br />
. Seite 26<br />
Christ<strong>in</strong>e Schramm-Spehrer, Beauftragte für<br />
Chancengleichheit, Agentur für Arbeit Gießen<br />
Regionale Angebote für Mädchen und junge Frauen<br />
. Seite 27<br />
Sab<strong>in</strong>e Reimers, Gesellschaft für Integration und<br />
Arbeit Gießen mbH<br />
Regionale Angebote für junge Mütter aus dem SGB II<br />
Bereich Seite 31<br />
Round Table Seite 33<br />
Aktuelles Seite 47<br />
Impressum Seite 48<br />
Info 08
Grußwort: Carol<strong>in</strong> Pless, Projektträger<br />
des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für <strong>Bildung</strong> und<br />
Forschung im Deutschen Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt Köln<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
hiermit möchte ich me<strong>in</strong>en herzlichen<br />
Dank für die E<strong>in</strong>ladung zu Ihrem Experten/-<strong>in</strong>nenworkshop<br />
aussprechen, die<br />
besten Wünsche des Projektträgers des<br />
Bundesm<strong>in</strong>isteriums für <strong>Bildung</strong> und Forschung<br />
im DLR übermitteln sowie von<br />
Herrn Peter Munk, dem Leiter des BMBF-<br />
Referates „Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung;<br />
Berufliche Schulen“ und von <strong>der</strong> zuständigen<br />
Referent<strong>in</strong>, Frau Monika van<br />
Ooyen. Das Referat ist Initiator und verantwortlich<br />
für das Programm „<strong>Kompetenzen</strong><br />
för<strong>der</strong>n – Berufliche Qualifizierung<br />
für Zielgruppen mit beson<strong>der</strong>em<br />
För<strong>der</strong>bedarf“ – o<strong>der</strong> kurz: „BQF-Programm“.<br />
Wir als Projektträger koord<strong>in</strong>ieren<br />
die Umsetzung. Im Rahmen des<br />
BQF-Programms wird auch das Vorhaben<br />
MOSAIK Transfer geför<strong>der</strong>t.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Laufzeit des BQF-Programms<br />
von 2001 bis Ende 2006 war<br />
MOSAIK e<strong>in</strong>es von bundesweit über 130<br />
Projekten. Die Vorhaben teilten sich e<strong>in</strong>e<br />
Gesamtför<strong>der</strong>summe von ca. 60 Millionen<br />
Euro, die jeweils zur Hälfte aus Mitteln<br />
des Bundes und des Europäischen<br />
Sozialfonds zur Verfügung gestellt wurden.<br />
Alle Vorhaben hatten das Ziel, das<br />
vorhandene System <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />
qualitativ weiterzuentwickeln,<br />
es effizienter, verlässlicher<br />
und zielgruppenorientierter zu gestalten.<br />
MOSAIK hat genau <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>en<br />
bedeutenden Beitrag für die Zielgruppe<br />
<strong>der</strong> jungen Mütter geleistet.<br />
Für junge Mütter ist die Vere<strong>in</strong>barung<br />
von Mutterschaft und Ausbildung e<strong>in</strong><br />
Spagat, bei dem sie Hilfestellung brauchen.<br />
Wenn dann noch weitere soziale<br />
Benachteiligungen wie zum Beispiel<br />
geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, die bei <strong>der</strong> heutigen<br />
Veranstaltung im Vor<strong>der</strong>grund steht,<br />
h<strong>in</strong>zukommen, bedarf es e<strong>in</strong>er ganzheitlichen<br />
För<strong>der</strong>ung und e<strong>in</strong>es umfassenden<br />
Beratungsnetzwerks, das koord<strong>in</strong>iert und<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt se<strong>in</strong> muss. Das<br />
beson<strong>der</strong>e Verdienst von MOSAIK war<br />
es, mit <strong>der</strong> „Bremer För<strong>der</strong>kette“ e<strong>in</strong> sol-<br />
2<br />
ches Beratungsnetzwerk für junge Mütter<br />
aufzubauen, weiterzuentwickeln und<br />
hieraus e<strong>in</strong> verallgeme<strong>in</strong>erbares Konzept<br />
für die Umsetzung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen<br />
zu erarbeiten. Nun gilt es, hier <strong>in</strong> Gießen<br />
und Mittelhessen Erfahrungen zusammenzutragen<br />
und <strong>in</strong> Austausch zu treten.<br />
Wir vom Projektträger haben erfreut<br />
zur Kenntnis genommen, dass das Interesse<br />
an e<strong>in</strong>em fachlichen und bildungspolitischen<br />
Austausch groß ist.<br />
Das von MOSAIK bisher Erreichte ist<br />
bemerkenswert. MOSAIK wurde deshalb<br />
als e<strong>in</strong>es von 19 ausgewählten Vorhaben<br />
<strong>in</strong> die bundesweite Transferphase des<br />
Programms überführt. Seit September<br />
2006 und bis Ende dieses Monats läuft<br />
nun <strong>der</strong> Transfer, <strong>in</strong> dem es Aufgabe <strong>der</strong><br />
ausgewählten Vorhaben ist, die Ergebnisse<br />
des BQF-Programms <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
zu verankern und Impulse zur Kooperation<br />
mit an<strong>der</strong>en Projekten aus <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />
zu geben. Im Juni<br />
wurde bereits mit e<strong>in</strong>er großen Veranstaltung<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Übertragung <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
Bremen erprobten „För<strong>der</strong>kette junge<br />
Mütter“ angeregt. Wir dürfen gespannt<br />
se<strong>in</strong>, welche Perspektiven sich jetzt <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region Mittelhessen eröffnen werden.<br />
Wir wünschen <strong>der</strong> Vernetzung und dem<br />
Ausbau <strong>der</strong> Angebote für junge Mütter<br />
am Übergang Schule - Beruf hier <strong>in</strong> dieser<br />
Region e<strong>in</strong>en guten Verlauf und Ihnen<br />
heute e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten und ergebnisreichen<br />
Tag mit vielen neuen<br />
Kontakten.<br />
Info 08
Grußwort: Dr. Birgit Retzlaff, Studiendekan<strong>in</strong><br />
des FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften,<br />
Institut für Erziehungswissenschaft,<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />
Im Namen des FB03 möchte ich Sie<br />
recht herzlich zum heutigen Experten/<br />
-<strong>in</strong>nenworkshop „Berufliche Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung:<br />
Teilzeitberufsausbildung<br />
für (junge) Mütter und Vernetzungsstrukturen"<br />
begrüßen.<br />
Zunächst e<strong>in</strong> paar Worte zu unserem<br />
Fachbereich: Der Fachbereich Sozialund<br />
Kulturwissenschaften besteht seit<br />
Herbst 1999. Er gehört zu den größten<br />
Fachbereichen <strong>der</strong> JLU und besitzt das<br />
breiteste Fächerspektrum: Er umfasst<br />
die Fächer Politik, Soziologie, Musik,<br />
Kunst und die Erziehungswissenschaften,<br />
die sich <strong>in</strong> drei Institute aufteilen; und<br />
zwar <strong>in</strong> das Institut für Heil- und Son<strong>der</strong>pädagogik,<br />
das Institut für Schulpädagogik<br />
und Didaktik <strong>der</strong> Sozialwissenschaften<br />
und das Institut für Erziehungswissenschaft.<br />
Das Institut für Erziehungswissenschaft<br />
hat – wie die an<strong>der</strong>en<br />
Institute auch – e<strong>in</strong> stark ausdifferenziertes<br />
Arbeits- und Forschungsprofil<br />
mit fünf Fachrichtungen. Dazu gehören:<br />
• Systematische und Vergleichende<br />
Erziehungswissenschaft<br />
• Pädagogik des Jugendalters<br />
• Pädagogik <strong>der</strong> Weiterbildung,<br />
• Pädagogische Wissensforschung<br />
• Berufspädagogik/ Arbeitslehre.<br />
3<br />
Die Professur für Berufspädagogik und<br />
Didaktik <strong>der</strong> Arbeitslehre wurde über<br />
mehr als sieben Jahre h<strong>in</strong>weg von<br />
verschiedenen Personen vertreten und<br />
Sie können sich mit Sicherheit gut<br />
vorstellen, <strong>in</strong> welchem Zustand sie sich<br />
befand. Als Studiendekan<strong>in</strong> des<br />
Fachbereichs Sozial- und<br />
Kulturwissenschaften, die die Aufgabe<br />
hat, sich um die Angelegenheiten <strong>der</strong><br />
Lehre zu kümmern, war ich dann sehr<br />
froh, dass Frau Prof. Dr. Friese Ihren Ruf<br />
annahm, von Bremen zu uns kam und<br />
sich dieser Zustand än<strong>der</strong>te.<br />
Die Berufspädagogik (Arbeits-, Berufsund<br />
Wirtschaftspädagogik) beschäftigt<br />
sich mit all den Themen- und Fragestellungen,<br />
die mit <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> Qualifizierung<br />
Jugendlicher und Erwachsener<br />
<strong>in</strong> Aus- und Weiterbildung verbunden<br />
s<strong>in</strong>d. Insbeson<strong>der</strong>e setzt sie sich mit<br />
Struktur und Organisation sowie Politik<br />
und Recht <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
und thematisiert didaktische,<br />
methodische und curriculare Aspekte von<br />
Lehr-/Lernprozessen <strong>in</strong> Aus- und Weiterbildung.<br />
Zudem erfolgt momentan <strong>der</strong> Aufbau des<br />
Schwerpunktes „Berufliche Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung“,<br />
u. a. gestützt durch die<br />
Projekte MOSAIK und BertHa. Das<br />
Projekt BertHa zielt auf die Entwicklung,<br />
Erprobung und Evaluation e<strong>in</strong>es<br />
kompetenzbiografischen Qualifikationskonzeptes<br />
im Segment Haushaltsnaher<br />
Dienstleistungen. Das Projekt hat<br />
sich zur Aufgabe gestellt, im Rahmen <strong>der</strong><br />
arbeitsmarktpolitischen Instrumente die<br />
geplante Qualifizierung sowohl am Bedarf<br />
<strong>der</strong> Arbeitssuchenden als auch an<br />
den regionalen Beson<strong>der</strong>heiten des Arbeitsmarktes<br />
auszurichten. Damit soll e<strong>in</strong><br />
nachhaltiger Integrationsprozess <strong>in</strong> Arbeit<br />
e<strong>in</strong>geleitet werden. Zielgruppen des<br />
Projektes s<strong>in</strong>d jüngere Erwachsene, ger<strong>in</strong>g<br />
Qualifizierte bzw. Un- und Angelernte<br />
mit und ohne Erfahrungen im Arbeitsmarktsegment<br />
Haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen. Ziel ist es, die hier <strong>in</strong><br />
den Blick genommene Zielgruppe <strong>in</strong> den<br />
ersten Arbeitsmarkt Haushaltsnaher<br />
Dienstleistungen zu <strong>in</strong>tegrieren und die<br />
„Rückkehr“ bildungsferner Zielgruppen <strong>in</strong><br />
organisierte Qualifikationsstrukturen zu<br />
beför<strong>der</strong>n.<br />
Die Themen <strong>der</strong> Benachteiligtenförde-<br />
Info 08
ung fließen darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> die Lehrgebiete<br />
Arbeitslehre und Berufspädagogik<br />
e<strong>in</strong>. Dazu erfolgt e<strong>in</strong>e enge Kooperation<br />
mit <strong>der</strong> Heil- und Son<strong>der</strong>pädagogik<br />
zu dem Schwerpunkt „Berufliche Integration<br />
und Rehabilitation“.<br />
Frau Prof. Dr. Friese hat hier <strong>in</strong> Gießen<br />
nicht nur erfolgreich neue Projekte <strong>in</strong>itiiert,<br />
son<strong>der</strong>n sie brachte mit Ihrem<br />
Wechsel an die JLU auch Projekte mit.<br />
Das Projekt MOSAIK, auf welches <strong>der</strong><br />
heutige Workshop zurück zu führen ist,<br />
war vom 31.05.2003 bis zum<br />
31.05.2006 an <strong>der</strong> Universität Bremen<br />
angesiedelt. Es verfolgte das Konzept e<strong>in</strong>er<br />
ganzheitlichen <strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />
für junge Mütter und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
orientiert an den biografischen Statuspassagen<br />
Schulabschluss, Berufsorientierung/-vorbereitung,(Teilzeit-)Berufsausbildung<br />
und E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> den<br />
Beruf. Hierzu wurde im Bundesland Bremen<br />
die "För<strong>der</strong>kette (junge) Mütter" mit<br />
e<strong>in</strong>er daran angebundenen Kooperations-<br />
und Transferstelle entwickelt.<br />
Das Projekt MOSAIK Transfer „<strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />
für (junge) Mütter. Kooperation<br />
von Beratung, Ausbildung und<br />
Beruf“ ist seit dem 01.09.2006 an <strong>der</strong><br />
Justus-Liebig-Universität Gießen angesiedelt,<br />
mit e<strong>in</strong>er Laufzeit bis zum<br />
31.08.2007. Das Projekt zielt auf die<br />
bundesweite Vernetzung des Konzepts<br />
und dessen Übertragung <strong>in</strong> weitere ausgewählte<br />
Regionen. Gegenwärtig ist es<br />
mit dem bundesweiten sowie regionalen<br />
Transfer von Vernetzungskonzepten für<br />
e<strong>in</strong> Übergangsmanagement Schule-Beruf<br />
befasst. Auch für die Region Gießen und<br />
Mittelhessen wurde deutlich, dass großes<br />
Interesse an e<strong>in</strong>em fachlichen und<br />
bildungspolitischen Austausch besteht.<br />
Der Workshop greift dieses Interesse auf<br />
und bietet e<strong>in</strong>e Plattform zum Theorie-<br />
Praxis-Transfer.<br />
Die För<strong>der</strong>angebote für junge Mütter und<br />
ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollen künftig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />
besser vernetzt werden. Mit diesem Ziel<br />
hat das Projekt MOSAIK Transfer Akteure<br />
und Entscheidungsträger aus Beratung,<br />
Berufsbildung, Jugendberufshilfe,<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung, Politik, Wirtschaft,<br />
Verwaltung und Wissenschaft heute zu<br />
e<strong>in</strong>em fachlichen Austausch e<strong>in</strong>geladen.<br />
Ich wünsche Ihnen allen e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
und spannende Diskussion.<br />
4<br />
Info 08
MOSAIK Transfer: Angebote für<br />
junge Mütter und Vernetzung <strong>der</strong><br />
Bremer För<strong>der</strong>kette<br />
Prof. Dr. Marianne Friese, Justus-Liebig-<br />
Universität Gießen<br />
Das Projekt MOSAIK sowie das<br />
Transferprojekt werden im Rahmen des<br />
Programms "<strong>Kompetenzen</strong> för<strong>der</strong>n. Berufliche<br />
Qualifizierung für Zielgruppen<br />
mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf (BQF)"<br />
(Bundesm<strong>in</strong>isterium für <strong>Bildung</strong> und Forschung<br />
(BMBF) sowie Europäischer Sozialfonds<br />
(ESF)) geför<strong>der</strong>t. Die<br />
Durchführung obliegt <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
dem Good-Practice-Center (GPC) dem<br />
Projektträger im Deutschen Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt (PT-DLR), Bonn.<br />
1. Das Projekt MOSAIK: Ansatz und<br />
Entwicklung<br />
Das Projekt MOSAIK war vom<br />
01.05.2003 – 31.08.2006 an <strong>der</strong><br />
Universität Bremen angesiedelt. Es<br />
schloss sich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>jährige<br />
Transferphase (01.09.2006-31.08.2007)<br />
an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität Giessen<br />
an. Im Vorhaben MOSAIK-Transfer<br />
wurden ausgewählte Produkte des<br />
Projekts bundesweit und <strong>in</strong> ausgewählte<br />
Regionen übertragen. Im Folgenden<br />
werden ausgewählte Befunde des<br />
Projekts MOSAIK zur Lebens- und<br />
Ausbildungssituation junger Mütter, zu<br />
ihren För<strong>der</strong>bedarfen sowie zu<br />
5<br />
För<strong>der</strong>ansätzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> vor<strong>beruflichen</strong> und<br />
<strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong> dargestellt. Es folgen<br />
Handlungsempfehlungen für Beratung<br />
und Vernetzung sowie Wissenstransfer.<br />
Der Ansatz: ganzheitlich und biografisch<br />
Dem Projekt MOSAIK liegt e<strong>in</strong> ganzheitlicher<br />
Ansatz zugrunde, <strong>der</strong> die Situation<br />
und Bedarfe junger Mutterschaft im<br />
Kontext <strong>der</strong> biografischen Statuspassagen<br />
des Jugendalters thematisiert, d. h.<br />
zum e<strong>in</strong>en die Beratung und Betreuung<br />
sowie Stärkung <strong>der</strong> eigenen Identität<br />
und Elternkompetenz für jugendliche<br />
Mütter, zum an<strong>der</strong>en die Suche nach<br />
passgenauen Angeboten für<br />
Schulabschlüsse, Berufsorientierung,<br />
Berufsvorbereitung und Ausbildung sowie<br />
psychosozialer und sozialpädagogischer<br />
Unterstützung. Hierzu werden die<br />
Qualitätsstandards für frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong><br />
und qualitativ hochwertige K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote<br />
zugrundegelegt wie<br />
auch Reformansätze zur Flexibilisierung<br />
<strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>.<br />
Stellt sich <strong>der</strong> Spagat zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />
Haushalt und Beruf für Frauen generell<br />
als Mehrfachbelastung dar, gilt dieses <strong>in</strong><br />
beson<strong>der</strong>er Weise für junge Mütter. Jugendliche<br />
Mutterschaft bedeutet oftmals<br />
aufgrund fehlen<strong>der</strong> Vernetzung, ökonomischer<br />
Probleme und fehlen<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />
e<strong>in</strong>e gravierende Überfor<strong>der</strong>ung.<br />
Dabei ist es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die „Zeitnot“,<br />
die die Vere<strong>in</strong>barkeit von Mutterschaft<br />
und Ausbildung erschwert.<br />
Forschungssegmente<br />
Zur Umsetzung dieser Perspektiven wurden<br />
drei Forschungssegmente bearbeitet:<br />
Grundlagenforschung, angewandte<br />
Forschung und die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Kooperations-<br />
und Transferstelle.<br />
Info 08
Im Bereich <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />
wurden im Projekt MOSAIK qualitative<br />
und quantitative Daten zur Zielgruppe<br />
junge Mütter, zur Biografie und Lebenswelt,<br />
zu den Bedarfen <strong>der</strong> Zielgruppe, zu<br />
ihrer <strong>Bildung</strong>sbiografie sowie ihren Familienkonstellationen<br />
erhoben. Dar<strong>in</strong> wurden<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Geschlechterkonstruktionen<br />
– vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
<strong>Bildung</strong> – berücksichtigt sowie Aspekte<br />
<strong>der</strong> Benachteiligung und sozialen<br />
Ungleichheit.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> angewandten Forschung<br />
wurde zunächst die bestehende Basisversorgung<br />
<strong>in</strong> Bremen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Bedarfe <strong>der</strong> Zielgruppe untersucht. Daraus<br />
wurden Unterstützungsangebote<br />
entwickelt, um den Ausbau e<strong>in</strong>er „För<strong>der</strong>kette<br />
junge Mütter“ zu beför<strong>der</strong>n. Des<br />
Weiteren unterstützte MOSAIK die Träger<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung, Beratung, Begleitung<br />
und Evaluation von För<strong>der</strong>maßnahmen.<br />
Im dritten Segment wurde e<strong>in</strong>e prozessorientierte<br />
Kooperations- und Transferstelle<br />
e<strong>in</strong>gerichtet und erprobt, die Beratung,<br />
Kommunikation und Wissenstransfer<br />
im Netz <strong>der</strong> „Bremer För<strong>der</strong>kette“<br />
sichert.<br />
Die „Bremer För<strong>der</strong>kette“ und die<br />
daran angebundene Kooperationsund<br />
Transferstelle<br />
Ausgangspunkt zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er<br />
Kooperations- und Transferstelle bildete<br />
<strong>der</strong> Befund, dass die <strong>in</strong> Bremen existierenden<br />
Beratungs-, <strong>Bildung</strong>s- und Ausbildungsangebote<br />
für junge Mütter und<br />
ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht ausreichen, um sie zu<br />
e<strong>in</strong>er eigenständigen, ökonomisch unabhängigen<br />
Lebensführung zu befähigen.<br />
Für die Realisierung e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />
Kooperation von Akteuren, die jungen<br />
Müttern Beratungs-, (Aus)<strong>Bildung</strong>s- und<br />
Berufsperspektiven eröffnen, ist das<br />
konkrete Zusammenwirken <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Personen und Institutionen,<br />
Transparenz und <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es verlässlichen<br />
und kont<strong>in</strong>uierlichen Informations-<br />
und För<strong>der</strong>netzes zw<strong>in</strong>gende Voraussetzung.<br />
Die dazu notwendige Plattform<br />
bildete im Projekt MOSAIK die Kooperations-<br />
und Transferstelle.<br />
Die Kooperations- und Transferstelle<br />
wurde zunächst als Prototyp im Lande<br />
Bremen aufgebaut und erprobt. Sie bün-<br />
6<br />
delt Aktivitäten und Maßnahmen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> Bedarfe <strong>der</strong> Zielgruppe,<br />
stellt Beratung für junge Mütter zur<br />
Verfügung, unterstützt die Arbeit <strong>der</strong><br />
Träger und Sozialzentren durch Information<br />
und Beratung, stellt Kontakte zu<br />
Betrieben und Schulen her, berät auf <strong>der</strong><br />
politischen Handlungsebene und sichert<br />
den Wissenstransfer.<br />
Die aus <strong>der</strong> Arbeit von MOSAIK entstandene<br />
engmaschige För<strong>der</strong>kette begleitet<br />
und unterstützt junge Mütter von <strong>der</strong><br />
Geburt des K<strong>in</strong>des bis zur Aufnahme e<strong>in</strong>er<br />
eigenständigen Lebensführung. Dazu<br />
müssen unterschiedliche Institutionen<br />
und Träger eng zusammenarbeiten und<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt werden, mit<br />
dem Ziel, passgenaue Angebote für <strong>Bildung</strong>,<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung und Ausbildung<br />
sowie Berufswegbegleitung zur Verfügung<br />
zu stellen, Perspektiven für die Integration<br />
junger Mütter <strong>in</strong> den Erwerbsarbeitsmarkt<br />
zu eröffnen und die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
von Familie, Ausbildung und Erwerbsarbeit<br />
sowie Elternkompetenz<br />
nachhaltig zu unterstützen.<br />
2. MOSAIK Transfer: Bundesweite<br />
Übertragung<br />
Das Projekt MOSAIK wurde im Rahmen<br />
des Programms „<strong>Kompetenzen</strong> för<strong>der</strong>n.<br />
Berufliche Qualifizierung für Zielgruppen<br />
mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf (BQF)“<br />
geme<strong>in</strong>sam mit 18 weiteren Projekten<br />
ausgewählt, um se<strong>in</strong>e Ergebnisse - im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Transferphase - <strong>in</strong> weitere<br />
Regionen zu überführen. Zum 01. September<br />
2006 nahm MOSAIK Transfer,<br />
angesiedelt an <strong>der</strong> Justus-Liebig-Universität<br />
Giessen, se<strong>in</strong>e Arbeit auf.<br />
Info 08
Ergebnistransfer<br />
Die im Lande Bremen als Prototyp aufgebaute<br />
„Bremer För<strong>der</strong>kette (junge)<br />
Mütter“ soll <strong>in</strong> ihrer Konzeption <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e<br />
Bundeslän<strong>der</strong> übertragen werden, u. a.<br />
nach Mittelhessen. Darüber h<strong>in</strong>aus besteht<br />
auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
Interesse an dem Konzept, die Beratungen<br />
werden von MOSAIK Transfer kont<strong>in</strong>uierlich<br />
fortgeführt. In Berl<strong>in</strong> hat<br />
MOSAIK auf e<strong>in</strong>er Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nenschulung<br />
das Konzept „För<strong>der</strong>kette<br />
junge Mütter“ vorgestellt und so e<strong>in</strong>en<br />
Vernetzungsprozess analog dem <strong>in</strong> Bremen<br />
angestoßen.<br />
Die Thematiken Übergangsmanagement<br />
und Netzwerkbildung werden auf fachwissenschaftlicher<br />
Ebene und <strong>in</strong> <strong>der</strong> universitären<br />
Lehre weiter geführt und theoretisch<br />
verdichtet. Die För<strong>der</strong>kette<br />
„junge Mütter“ ist e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil<br />
im Übergangsmanagement für<br />
die Zielgruppe junge Mütter. Dieses Instrument<br />
erleichtert den Übergang an<br />
<strong>der</strong> ersten Schwelle von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Berufsausbildung. Unterstützung<br />
wird den jungen Müttern gewährt durch<br />
e<strong>in</strong>e auf sie und die Bedürfnisse ihrer<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> abgestimmte Berufsberatung,<br />
-orientierung und –vorbereitung. Auch<br />
das Nachholen von Schulabschlüssen ist<br />
Bestandteil des Unterstützungsnetzwerks<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette. Ziel ist die E<strong>in</strong>mündung<br />
junger Mütter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Teilzeitberufsausbildung.<br />
MOSAIK orientiert sich an den biografischen<br />
Statuspassagen Schulabschluss,<br />
Berufsorientierung/-vorbereitung, Teilzeitberufsausbildung<br />
und E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong><br />
den Beruf. Daher sollen neben <strong>der</strong> Implementierung<br />
von Teilzeitberufsausbildungskonzepten<br />
im dualen System <strong>der</strong><br />
Berufsbildung zielgruppenadäquate und<br />
sozialräumlich orientierte För<strong>der</strong>strukturen<br />
<strong>in</strong>itiiert werden. Kooperierende Organisationen,K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen,<br />
Betriebe, <strong>Bildung</strong>sträger und Sozialzentren<br />
werden h<strong>in</strong>sichtlich zielgruppenrelevanter<br />
Fragen zusammengeführt<br />
und auf Tagungen über die konkrete<br />
Umsetzung e<strong>in</strong>er „För<strong>der</strong>kette junge<br />
Mütter“ mit e<strong>in</strong>er Kooperations- und<br />
Transferstelle <strong>in</strong>formiert. Die Erfahrung<br />
von MOSAIK wirkt unterstützend und<br />
beratend bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung und Verstetigung<br />
e<strong>in</strong>er För<strong>der</strong>kette junge Frauen<br />
7<br />
und e<strong>in</strong>er Kooperations- und Transferstelle.<br />
Die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transferphase setzt sich<br />
zusammen aus den Elementen Wissenstransfer,<br />
Beratungstransfer und Weiterbildungstransfer.<br />
Wissenstransfer<br />
Die Erstellung von Handreichungen und<br />
Publikationen sowie die Durchführung<br />
von Tagungen unterstützen bei <strong>der</strong><br />
Verbreitung <strong>der</strong> Ergebnisse zur Implementierung<br />
<strong>der</strong> entwickelten Konzepte <strong>in</strong><br />
weiteren Regionen. Daneben steht allen<br />
Partnern e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teraktive Internetplattform<br />
zum Austausch und Vernetzen zur<br />
Verfügung: www.mosaikonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo.<br />
Beratungstransfer<br />
Hier werden Institutionen und Träger an<br />
ausgewählten Standorten beraten zur<br />
Implementierung <strong>der</strong> Transferprodukte.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e werden Strategien zur<br />
Netzwerkbildung mit den Projektpartnern<br />
erarbeitet und umgesetzt.<br />
Weiterbildungstransfer<br />
Zur Qualifizierung <strong>der</strong> Akteure werden<br />
Konzepte für die Weiterbildung des<br />
Fachpersonals sowie Konzepte für die<br />
Vernetzung von Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nen<br />
erarbeitet. Diese werden anhand CDgestützter<br />
Materialien <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
3. Zielgruppe junge Mütter: Biografische<br />
Verläufe und Statistische Befunde<br />
Die zentrale Bedeutung e<strong>in</strong>es hohen <strong>Bildung</strong>sniveaus,<br />
<strong>der</strong> Wunsch nach subjektbezogener<br />
Ausbildung und gesicherten<br />
und s<strong>in</strong>nstiftenden Berufsbiografien<br />
kennzeichnen die Lebensentwürfe <strong>der</strong><br />
jüngeren Generation, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
für benachteiligte junge<br />
Frauen an <strong>der</strong> äußerst prekären Situation<br />
des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes<br />
scheitern. Auch junge Mütter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />
Weise darum bemüht, durch<br />
e<strong>in</strong>e qualifizierte Ausbildung und Berufsperspektive<br />
e<strong>in</strong>e ökonomisch eigenständige<br />
und s<strong>in</strong>nvolle Gestaltung des Lebens<br />
für sich und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu gewährleisten,<br />
jedoch erweist sich für junge Mütter<br />
<strong>der</strong> Übergang an <strong>der</strong> Statuspassage von<br />
<strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> den Beruf als e<strong>in</strong> oft unüberw<strong>in</strong>dbares<br />
H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis.<br />
Info 08
Statistische Befunde<br />
deslän<strong>der</strong>n haben 98 % <strong>der</strong> über 24-<br />
Ist bei dem Anteil Lebendgeborener von jährigen Mütter e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />
jungen Müttern ke<strong>in</strong> dramatischer Anstieg<br />
zu erkennen, weist die Entwicklung<br />
von Schwangerschaftsabbrüchen bei<br />
m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen Frauen e<strong>in</strong>e eher besorgniserregende<br />
Tendenz auf: Die Abbruchrate<br />
ist bei älteren Frauen eher<br />
stabil; bei den 15-19-jährigen und 20-<br />
24jährigen Frauen nimmt sie seit 1996<br />
ständig zu.<br />
(alte Län<strong>der</strong>: 81 %). Mit <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igung haben die neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong> dieses Problem „importiert“:<br />
von den unter 25-jährigen Müttern<br />
<strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n haben<br />
nur noch 88 % e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />
(alte Län<strong>der</strong>: 74 %). Die Qualität <strong>der</strong><br />
Schulabschlüsse ist relativ niedrig: 42 %<br />
– bei den unter 25-Jährigen fast die<br />
Hälfte – <strong>der</strong> jungen Mütter haben nur e<strong>in</strong>en<br />
Hauptschulabschluss. Die (Fach-)<br />
Hochschulreife haben gerade e<strong>in</strong>mal 4 %<br />
<strong>der</strong> Frauen erwerben können. Zusätzlich<br />
zu dem hohen Anteil ohne<br />
Um e<strong>in</strong> umfassendes Bild <strong>der</strong> Lebenssituation<br />
junger Mütter zu erlangen,<br />
konnte im Rahmen des Projekts MOSAIK<br />
e<strong>in</strong>e Zweitauswertung <strong>der</strong> Erhebung des<br />
Amtes für Soziale Dienste Bremen über<br />
Empfänger<strong>in</strong>nen von Hilfe zum<br />
Lebensunterhalt unter 25 Jahren im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Jump plus-Maßnahme<br />
erhoben werden. Besorgniserregend s<strong>in</strong>d<br />
dabei die niedrigen <strong>Bildung</strong>sabschlüsse<br />
<strong>der</strong> Zielgruppe: Die <strong>Bildung</strong>sverläufe<br />
junger Mütter im HLU-Bezug s<strong>in</strong>d<br />
äußerst ungünstig: Etwa e<strong>in</strong> Viertel hat<br />
ke<strong>in</strong>en Schulabschluss. Die übrigen<br />
haben meist nur e<strong>in</strong>en Haupt-<br />
Schulabschluss werden die Ausbildungsund<br />
Berufschancen junger Frauen so<br />
durch die schlechteren Schulabschlüsse<br />
verr<strong>in</strong>gert. Trotz <strong>der</strong> hohen Zahl junger<br />
Mütter ohne Schulabschluss muss betont<br />
werden, dass dies für junge Mütter nicht<br />
<strong>der</strong> Regelfall ist. Auch junge Mütter<br />
haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />
– und zwar e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss.<br />
Die mit den strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
verbundenen Folgen wie Konsumverzicht,<br />
mangelnde Partizipation an<br />
gesellschaftlichen Aktivitäten, soziale<br />
Isolation, Deprivationsrisiken <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
und Restriktionen bei <strong>der</strong> Ausbildung und<br />
Erwerbsbeteiligung führen dazu, dass<br />
junge Mutterschaft zum „Strukturpr<strong>in</strong>zip<br />
kumulativer Ungleichheit für Frauen und<br />
ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ (Friese 2001) wird. Die Entscheidung<br />
für e<strong>in</strong>e junge Mutterschaft ist<br />
nahezu zwangsläufig mit prekären Lebenslagen,<br />
Armut und fehlen<strong>der</strong> berufli-<br />
cher Qualifizierung verbunden.<br />
schulabschluss. 85 % <strong>der</strong> Sozialhil- Motive und Familienkonstellationen<br />
feempfänger<strong>in</strong>nen, die bereits 18 Jahre Weisen die Lebenslagen junger Mütter<br />
o<strong>der</strong> älter s<strong>in</strong>d, haben ke<strong>in</strong>e abgeschlos- sich durch e<strong>in</strong> hohes Maß an Heterogesene<br />
Berufsausbildung. Die <strong>Bildung</strong>sdanität aus, gilt dieses nicht weniger für<br />
ten junger Sozialhilfeempfänger<strong>in</strong>nen die jeweils <strong>in</strong>dividuellen Entscheidungen<br />
verweisen damit auf e<strong>in</strong>en hohen Bedarf junger Mädchen und Frauen für e<strong>in</strong> Le-<br />
an beruflicher und schulischer För<strong>der</strong>ung ben mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Bei aller Vielfalt <strong>der</strong><br />
für Mütter <strong>in</strong> Bremen h<strong>in</strong>. Die Daten aus Gründe für e<strong>in</strong>e frühe Mutterschaft zeigt<br />
Bremen konnten mit bundesweitern sich, dass häufig familiäre Problemlagen<br />
Zahlen ergänzt werden, durch e<strong>in</strong>e sowie mangelnde Unterstützung und<br />
Zweitauswertung des Mikrozensus 2000. Fehlentscheidungen bei Schulproblemen<br />
<strong>Bildung</strong>ssituation junger Mütter im o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Berufswahl ausschlaggebend<br />
Bundesgebiet<br />
s<strong>in</strong>d. So kann die Entscheidung für e<strong>in</strong>e<br />
Junge Mütter ohne Schulabschluss s<strong>in</strong>d<br />
bzw. waren vor allem e<strong>in</strong> Problem <strong>der</strong><br />
alten Bundeslän<strong>der</strong>. In den neuen Bun-<br />
8<br />
frühe Mutterschaft weniger als Ursache,<br />
son<strong>der</strong>n vielmehr als Folge großer psychosozialer<br />
Probleme betrachtet werden.<br />
Auffällig ist, dass die Herkunftsfamilien<br />
Info 08
<strong>der</strong> jungen Mütter häufig gekennzeichnet<br />
s<strong>in</strong>d durch wenig verlässliche zwischenmenschliche<br />
Beziehungen. Ferner weisen<br />
sie kaum adäquate Verhaltensweisen im<br />
Umgang mit Konflikten und Problemlagen<br />
auf. Die Phase <strong>der</strong> Adoleszenz<br />
verstärkt Entfremdungsprozesse <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Familie. Diese ist dann kaum<br />
noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, <strong>der</strong> Tochter e<strong>in</strong>e angemessene<br />
Unterstützung <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />
auf die emotionale Entwicklung und<br />
Fragen <strong>der</strong> Lebensplanung zu geben.<br />
Die für die Adoleszenz typische<br />
Empf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Omnipotenz kommt <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Entscheidung für das K<strong>in</strong>d zum<br />
Tragen. Die Entscheidung für das K<strong>in</strong>d<br />
ist somit häufig e<strong>in</strong> Ausdruck für die<br />
Hoffnung auf e<strong>in</strong>e feste B<strong>in</strong>dung, für<br />
den Wunsch, es besser zu machen als<br />
die eigene Mutter, also auch die Suche<br />
nach <strong>der</strong> guten Mutter, dem<br />
verantwortungsvollen Partner und Vater<br />
sowie <strong>der</strong> eigenen positiven Familie. Als<br />
entscheidendes Motiv kristallisiert sich<br />
<strong>der</strong> Wunsch nach Verän<strong>der</strong>ung,<br />
eigenständiger Lebensplanung und<br />
Distanz zur Herkunftsfamilie heraus.<br />
Gleichzeitig bleibt die Orientierung an<br />
den tradierten Leitbil<strong>der</strong>n von Familie,<br />
Mutterschaft und Beziehung<br />
vorherrschend. Hier entsteht <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch,<br />
etwas Neues schaffen zu wollen,<br />
jedoch auf ke<strong>in</strong>e eigenen Bil<strong>der</strong> und Vorbil<strong>der</strong><br />
für Verän<strong>der</strong>ung zurückgreifen zu<br />
können. Zugleich mündet <strong>der</strong> Wunsch<br />
nach Unabhängigkeit häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />
Abhängigkeit von Institutionen und Behörden.<br />
Biografische Verläufe und Risiken<br />
Neben den familiären Problemlagen ist<br />
<strong>der</strong> Mangel an <strong>beruflichen</strong> Perspektiven,<br />
nicht selten auch Schulverweigerung, e<strong>in</strong><br />
wesentlicher Grund für die Entscheidung<br />
zu e<strong>in</strong>er frühen Mutterschaft. Sie lässt<br />
sich so als Sehnsucht nach e<strong>in</strong>em gesell-<br />
9<br />
schaftlich anerkannten Ort <strong>in</strong>terpretieren<br />
und als s<strong>in</strong>nstiftende Verän<strong>der</strong>ung im<br />
Leben <strong>der</strong> jungen Frauen. Jedoch kristallisiert<br />
sich genau dieser Schritt als<br />
Strukturfalle heraus. Vorgezeichnet ist<br />
die Unterbrechung <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sbiografie.<br />
Die für Mädchen und Frauen ohneh<strong>in</strong><br />
vorhandenen E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Berufswahl werden verstärkt.<br />
Instabile<br />
Lebenslagen<br />
und Armutsrisiken und da-<br />
mit verbunden soziale Exklusion und<br />
Isolation s<strong>in</strong>d die Folgen.<br />
4. För<strong>der</strong>bedarfe: <strong>in</strong>dividuell und<br />
strukturell<br />
Die Heterogenität <strong>der</strong> Zielgruppe sowie<br />
die unterschiedlichen Angebote, die für<br />
die Zielgruppe junge Mütter bereitge<br />
stellt werden, macht e<strong>in</strong>e Differenzierung<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>bedarfe nach <strong>in</strong>dividuellen und<br />
strukturellen Aspekten notwendig.<br />
Individuelle För<strong>der</strong>bedarfe<br />
Wie bereits die empirischen Befunde zeigen,<br />
ist die Zielgruppe <strong>der</strong> jungen Mütter<br />
durch unterschiedliche Struktur- und Lebenslagen,<br />
soziale Herkunft, Schul- und<br />
Ausbildungsabschlüsse und <strong>Bildung</strong>sverläufe<br />
gekennzeichnet. Um jungen Müttern<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Bremer För<strong>der</strong>kette<br />
e<strong>in</strong> passgenaues Angebot machen zu<br />
können, wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperations- und<br />
Transferstelle e<strong>in</strong>e grobe Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Zielgruppe – entlang ihrer <strong>in</strong>dividuellen<br />
Bedarfe – vorgenommen.<br />
Grob können dabei zwei Gruppen von<br />
jungen Müttern differenziert werden: Die<br />
Gruppe <strong>der</strong> jungen Mütter mit e<strong>in</strong>em hohen<br />
För<strong>der</strong>bedarf ist gekennzeichnet<br />
durch ger<strong>in</strong>g qualifizierte Schulabschlüsse,<br />
brüchige <strong>Bildung</strong>sbiografien<br />
Info 08
und negative Schulerfahrungen. Diese<br />
Frauen s<strong>in</strong>d oft bereits sehr früh Mutter<br />
geworden und verfügen meist we<strong>der</strong><br />
über e<strong>in</strong>en qualifizierten Schul- noch<br />
Berufsabschluss. Ihre <strong>Bildung</strong>sbiografie<br />
ist von Ausgrenzung geprägt, die gekennzeichnet<br />
wird durch längere Unterbrechungszeiten<br />
bzw. durch e<strong>in</strong>en völli-<br />
gen Abbruch. Sie erfahren wenig Unterstützung<br />
durch ihr familiäres Netzwerk<br />
und bef<strong>in</strong>den sich zum überwiegenden<br />
Teil im Sozialhilfe- bzw. ALG II–Bezug.<br />
Die Gruppe <strong>der</strong> jungen Mütter mit e<strong>in</strong>em<br />
ger<strong>in</strong>geren För<strong>der</strong>bedarf h<strong>in</strong>gegen zeichnet<br />
sich meist durch e<strong>in</strong>en qualifizierten<br />
Schulabschluss, durch kurze Unterbrechungszeit<br />
<strong>in</strong> Schul- o<strong>der</strong> Ausbildungssystemen<br />
(bis ½ Jahr nach Entb<strong>in</strong>dung)<br />
sowie durch e<strong>in</strong> unterstützendes und<br />
stabilisierendes Umfeld aus. Wird<br />
e<strong>in</strong>e<br />
junge Frau dieser Gruppe während<br />
<strong>der</strong><br />
Schul- o<strong>der</strong> Berufsausbildung schwanger,<br />
ist e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> unterbrochenen<br />
Ausbildung möglich.<br />
Strukturelle För<strong>der</strong>bedarfe<br />
Der Übergang von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
berufliche Ausbildung stellt sich für viele<br />
Jugendliche – und nicht nur für junge<br />
Mütter – als e<strong>in</strong>e schwierige Statuspassage<br />
dar. Um <strong>in</strong> das duale Ausbildungssystem<br />
e<strong>in</strong>münden zu können,<br />
benötigen sie e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Unterstützung<br />
unter Berücksichtigung ihrer Lebenslage.<br />
Die notwendige Unterstützung<br />
lieferte <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette<br />
junge Mütter<br />
e<strong>in</strong>e ganzheitliche und <strong>in</strong>dividuelle Beratung,<br />
die sich auf die Expertise <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette vernetzten Institutionen<br />
stützen konnte.<br />
Die Schwierigkeiten am Übergang von<br />
<strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> den Beruf belegt <strong>der</strong><br />
Befund, dass <strong>der</strong> Anteil von jungen<br />
Erwachsenen, die bis zum 25.<br />
Lebensjahr ke<strong>in</strong>e anerkannte Ausbildung<br />
absolviert haben, auf e<strong>in</strong>em hohen Niveau<br />
von 14-15% liegt (vgl. Berufsbildungsbericht<br />
2007). Zur Gestaltung e<strong>in</strong>es<br />
gelungen Übergangs s<strong>in</strong>d vorgeschaltete<br />
Berufsorientierungs- und Berufsvorbereitungsangebote<br />
s<strong>in</strong>nvoll. E<strong>in</strong>e<br />
<strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen zur<br />
Bewältigung des ersten Übergangs ist<br />
e<strong>in</strong>e gelungene Berufswahl. Kann e<strong>in</strong>e<br />
Jugendliche o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Jugendlicher aufgrund<br />
<strong>der</strong> biografischen Statussituation<br />
diese Entscheidung nicht treffen, gilt sie<br />
10<br />
o<strong>der</strong> er als nicht ausbildungsreif. Zur<br />
Feststellung <strong>der</strong> Ausbildungsreife wurde<br />
jüngst im Rahmen des Nationalen Pakts<br />
für Ausbildung e<strong>in</strong> Kriterienkatalog für<br />
Akteure <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis erstellt. Jugendliche<br />
und junge Erwachsene, die die Kriterien<br />
<strong>der</strong> mangelnden Ausbildungsreife<br />
erfüllen, werden meist <strong>in</strong> Berufsorientierungs-<br />
und Berufsvorbereitungsmaßnahmen<br />
vermittelt. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
des immer noch anhaltenden Ausbildungsplatzmangels<br />
kommt alternativen<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>e weitere Bedeutung zu.<br />
Sie werden dazu benutzt, um<br />
markbenachteiligten Jugendlichen bis zur<br />
E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e betriebliche<br />
Ausbildung e<strong>in</strong>e Übergangsperspektive<br />
zu bieten. Die orig<strong>in</strong>är benachteiligten<br />
Zielgruppen – wie die jungen Mütter –<br />
werden dabei auf Wartelisten verwiesen.<br />
Im Laufe des Forschungsprojekts<br />
MOSAIK wurde nachgewiesen, dass <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Zielgruppe <strong>der</strong> jungen<br />
Mütter mit e<strong>in</strong>em hohen För<strong>der</strong>bedarf<br />
spezifische<br />
Angebote benötigt, die auf<br />
ihre <strong>in</strong>dividuellen Bedarfe ausgerichtet<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>tritt und Verlauf <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette<br />
Die auf den erfolgreichen Übergang ausgerichtete<br />
Beratung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperationsund<br />
Transferstelle legt beson<strong>der</strong>es Au-<br />
genmerk auf die Institutionalisierung von<br />
Teilzeitberufsausbildung und die Realisierung<br />
e<strong>in</strong>er qualitativ hochwertigen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />
Die Beratungsgespräche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kooperations-<br />
und Transferstelle MOSAIK wurden<br />
exemplarisch mit jungen Müttern durchgeführt.<br />
Zunächst wurde e<strong>in</strong> Profil<strong>in</strong>g<br />
vorgenommen, <strong>in</strong> dem neben den schulischen<br />
und <strong>beruflichen</strong> Qualifikationen die<br />
Lebenssituation <strong>der</strong> jungen Mütter besprochen<br />
und Fragen zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />
geklärt wurden. In e<strong>in</strong>em zweiten<br />
Schritt wurden Berufswünsche besprochen<br />
und die Sichtung und Überarbeitung<br />
<strong>der</strong> Bewerbungsunterlagen vorgenommen.<br />
Anschließend wurden,<br />
entsprechend <strong>in</strong>dividueller Lebenslage,<br />
Qualifikation<br />
und Bedarf, die jungen<br />
Frauen an die Kooperationspartner <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
„För<strong>der</strong>kette junge Mütter“ weiter<br />
vermittelt.<br />
Info 08
5. Ansätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>:<br />
Berufsorientierung, Berufsvorbereitung<br />
und Teilzeitberufsausbildung<br />
Verschiedene Reformmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong> haben <strong>in</strong> jüngster<br />
Zeit zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landschaft<br />
<strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung geführt.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die sogenannten Hartz-Gesetze,<br />
das neue BvB-Fachkonzept <strong>der</strong><br />
Bundesagentur für Arbeit sowie die Novellierung<br />
des Berufsbildungsgesetzes<br />
und das neu geschaffene Tagesbetreuungsausbaugesetz<br />
(TAG) haben dazu<br />
beigetragen, dass die För<strong>der</strong>ung und<br />
Qualifizierung junger Mütter neuen gesetzlichen<br />
Vorgaben und Regelungen angepasst<br />
werden müssen.<br />
Zur Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Problemlagen junger<br />
Mütter werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> bildungspolitischen<br />
und berufspädagogischen Reformdebatte<br />
bereits seit Ende <strong>der</strong> 1990er<br />
Jahre neue Ansätze für zeitmodifizierte<br />
Ausbildungen modellhaft erprobt und<br />
evaluiert. Diese s<strong>in</strong>d mittlerweile <strong>in</strong> ordnungsrechtliche<br />
Modifizierungen e<strong>in</strong>geflossen.<br />
Nachdem im März 2001 mit dem<br />
„Eckwertepapier des Bund-Län<strong>der</strong>-Ausschusses<br />
zur Reform <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>“<br />
bereits Empfehlungen für zeitmodifizierte<br />
Ausbildungen ausgesprochen<br />
wurden, erhielt die Teilzeitberufsausbildung<br />
mit <strong>der</strong> jüngsten Novellierung des<br />
Berufsbildungsgesetzes mit Wirkung vom<br />
01.04.2005 e<strong>in</strong>e gesetzliche Grundlage.<br />
Im § 8 Abs. 1 heißt es „(…) bei berech-<br />
tigtem Interesse kann sich <strong>der</strong> Antrag<br />
auch auf die Verkürzung <strong>der</strong> täglichen<br />
und wöchentlichen Ausbildungszeit richten<br />
(Teilzeitberufsausbildung)“.<br />
Damit wurden politische und ordnungsrechtliche<br />
Voraussetzungen für die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
von qualifizierter Ausbildung<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung geschaffen. Dennoch<br />
ist fest zu stellen, dass wegen <strong>der</strong><br />
Heterogenität <strong>der</strong> Zielgruppe unterschiedliche<br />
Angebote <strong>der</strong> Qualifizierung<br />
und Vorbereitung<br />
<strong>in</strong> Teilzeit konzipiert<br />
werden müssen, um neben <strong>der</strong> Aufnahme<br />
e<strong>in</strong>er Berufsausbildung weitere<br />
Möglichkeiten für die Zielgruppe zu er-<br />
öffnen.<br />
Best-Practice Modelle: „Ich gehe<br />
me<strong>in</strong>en Weg mit K<strong>in</strong>d und Beruf…“<br />
Berufsorientierung <strong>in</strong> Teilzeit<br />
Auf Initiative des Hauses <strong>der</strong> Familie <strong>in</strong><br />
11<br />
<strong>der</strong> Vahr wurde von MOSAIK e<strong>in</strong> Berufsorientierungsprojekt<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit<br />
<strong>der</strong> Leitung des Hauses <strong>der</strong> Familie Vahr<br />
konzipiert. Ausgehend von dem Befund,<br />
dass im Bremer Stadtteil Vahr beson<strong>der</strong>s<br />
viele junge Mütter Arbeitslosengeld II <strong>in</strong><br />
Anspruch nehmen, wurde mit dem Angebot<br />
e<strong>in</strong>er Berufsorientierungsmaßnahme<br />
jungen Müttern mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter<br />
drei Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bildungsfernen<br />
Stadtteil Ausbildungs- und Erwerbsperspektiven<br />
eröffnet. In <strong>der</strong> Berufsorientierungsmaßnahme<br />
stehen die Themen<br />
Ausbildung und berufliche Orientierung<br />
im Vor<strong>der</strong>grund; angesprochen werden<br />
jedoch auch Fragen <strong>der</strong> alltäglichen Versorgungs-<br />
und Erziehungsarbeit. Konzipiert<br />
wurde e<strong>in</strong> Angebot, das drei Module<br />
<strong>in</strong> neun Monaten vorsieht, die <strong>in</strong>haltlich<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauen, jedoch flexibel<br />
und bedarfsorientiert gestaltet werden<br />
können. Das Gesamtangebot be<strong>in</strong>haltet<br />
die Arbeitsbereiche Kursangebot, sozialpädagogische<br />
Begleitung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />
Ziele des Berufsorientierungskurses<br />
s<strong>in</strong>d: Die H<strong>in</strong>führung junger<br />
Mütter <strong>in</strong> Ausbildung/Qualifizierung, die<br />
Vermittlung junger Mütter im ALG II-Bezug<br />
<strong>in</strong> Ausbildung bzw. Qualifizierung<br />
und Eröffnung nachhaltiger Erwerbsperspektiven,<br />
Chancenverbesserung junger<br />
Mütter mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, frühe Prävention<br />
sowie Schaffung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangeboten<br />
für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter<br />
drei Jahren im Stadtteil. Die Breite des<br />
Angebotes setzte e<strong>in</strong>e enge Kooperationsstruktur<br />
voraus, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ca. e<strong>in</strong>jährigen<br />
Vorbereitung entwickelt und<br />
konzeptionell beraten wurde. Beteiligt<br />
waren unterschiedliche Träger und Institutionen<br />
wie Sozialzentren,<br />
Haus <strong>der</strong><br />
Familie, <strong>Bildung</strong>sträger, kirchliche E<strong>in</strong>richtungen,<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfeträger<br />
sowie Institutionen zur Vermittlung<br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />
Info 08
Die biografische Ausgangssituation <strong>der</strong><br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen zeigte die Notwendigkeit<br />
e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen sozialpädagogischen<br />
Begleitung, die <strong>in</strong> enger Abstimmung<br />
mit dem Unterricht erfolgte.<br />
E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nen lebte<br />
alle<strong>in</strong> mit dem K<strong>in</strong>d. Die Partnerschaften<br />
<strong>der</strong> jungen Frauen waren geprägt durch<br />
f<strong>in</strong>anzielle Unsicherheiten, Arbeitslosigkeit,<br />
und soziale Isolation. Alle Frauen<br />
waren vor dem Kurs mit dem K<strong>in</strong>d<br />
hauptsächlich zu Hause.<br />
Unterstützungs-<br />
systeme, die motivieren und deutliche<br />
Hilfestellung anbieten, gab es im sozialen<br />
Umfeld kaum.<br />
Mit dem Berufsorientierungskurs „Ich<br />
gehe me<strong>in</strong>en Weg …mit K<strong>in</strong>d und Beruf“<br />
ist es gelungen, junge Mütter zu erreichen,<br />
die von den üblichen För<strong>der</strong><strong>in</strong>strumenten<br />
<strong>der</strong> Agentur für Arbeit bislang<br />
kaum erfasst worden waren. Für<br />
dieses niedrigschwellige und sozialräumlich<br />
orientierte Angebot war es erfor<strong>der</strong>lich,<br />
verschiedene Stadtteilakteure e<strong>in</strong>erseits<br />
und Sozialadm<strong>in</strong>istration an<strong>der</strong>erseits<br />
zusammen zu br<strong>in</strong>gen. Die Realisierung<br />
des Projekts kann daher als e<strong>in</strong><br />
Beispiel für die Schaffung neuer<br />
Angebote<br />
sowie für e<strong>in</strong>e gelungene Koopera-<br />
tion <strong>der</strong> Akteure im Rahmen<br />
<strong>der</strong> „För<strong>der</strong>kette<br />
junge Mütter“ gelten.<br />
Elternschule Gröpel<strong>in</strong>gen<br />
Diese Erfahrungen wie<strong>der</strong>holen sich auch<br />
<strong>in</strong> dem im Projektkontext von MOSAIK<br />
<strong>in</strong>itiierten und evaluierten stadtteilbezogenen<br />
Projekt „Elternschule Gröpel<strong>in</strong>gen“.<br />
Die Berufsvorbereitungsmaßnahme<br />
wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vitalen Kooperation zwischen<br />
den Akteuren <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe,<br />
Wohne<strong>in</strong>richtungen, <strong>Bildung</strong>strägern<br />
und Schulen durchgeführt. Das<br />
Curriculum orientiert sich an Kompetenz-<br />
12<br />
stärkung im sozialen und allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />
Bereich und schließt mit e<strong>in</strong>em<br />
vierwöchigen Betriebspraktikum<br />
ab, wo-<br />
durch weitgehende Optionen für<br />
An-<br />
schlüsse <strong>in</strong> betriebliche Ausbildungen eröffnet<br />
werden.<br />
Berufsvorbereitung <strong>in</strong> Teilzeit<br />
Ausgangslage für die Konzeption e<strong>in</strong>er<br />
Berufsvorbereitungsmaßnahme für junge<br />
Mütter <strong>in</strong> Teilzeit war <strong>der</strong> Befund, dass<br />
junge Mütter mit e<strong>in</strong>em nur ger<strong>in</strong>g qualifizierenden<br />
Schulabschlusses kaum<br />
Chancen haben, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e (Teilzeit)Berufsausbildung<br />
e<strong>in</strong>zumünden.<br />
Gleichzeitig s<strong>in</strong>d die herkömmlichen<br />
Qualifizierungs- und Ausbildungsangebote<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelstruktur für junge Mütter<br />
kaum zugänglich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />
strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Maßnahmen<br />
s<strong>in</strong>d wenig geeignet, den Bedarfen<br />
<strong>der</strong> Zielgruppe gerecht zu werden.<br />
Um jungen Müttern die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
Berufsvorbereitung <strong>in</strong> Teilzeit zu eröffnen,<br />
wurde im Rahmen <strong>der</strong> „För<strong>der</strong>kette<br />
junge Mütter“ das Projekt Spagat, angesiedelt<br />
am Zentrum für Schule und Beruf<br />
(zsb) <strong>in</strong> Bremen, <strong>in</strong>itiiert. Mit dem Projekt<br />
werden junge Mütter mit e<strong>in</strong>em<br />
Schulabschluss angesprochen, die jedoch<br />
noch nicht die zwölfjährige Schulpflicht<br />
erfüllt haben. Die <strong>in</strong>sgesamt 16 Plätze<br />
stehen ausschließlich jungen Müttern<br />
offen, die die oben genannten Kriterien<br />
zur Aufnahme erfüllen. Neben den persönlichen<br />
Voraussetzungen ist e<strong>in</strong>e Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung notwendig.<br />
Dabei können die jungen Mütter<br />
zu Beg<strong>in</strong>n des Projekts durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
unterstützt werden. Ziel <strong>der</strong><br />
Berufsvorbereitung ist die Vermittlung<br />
<strong>der</strong> jungen Mütter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e betriebliche<br />
Erstausbildung, wenn möglich <strong>in</strong> Teilzeit.<br />
Untergeordnete Aufgaben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e prozessuale<br />
Berufsorientierung, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles<br />
Coach<strong>in</strong>g, die För<strong>der</strong>ung schulischer,<br />
persönlicher und lebenspraktischer<br />
Fähigkeiten, die Vermittlung <strong>der</strong><br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er (Teilzeit)Ausbildung<br />
sowie die Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung. Das Konzept von<br />
Spagat wurde während <strong>der</strong> Projektlaufzeit<br />
an die Bedarfe <strong>der</strong> Zielgruppe angepasst<br />
und liegt nach e<strong>in</strong>er dreie<strong>in</strong>halbjährigen<br />
Laufzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modifizierten<br />
Form vor. E<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierung ab September<br />
2006 ist bereits gesichert, die Kon-<br />
Info 08
zeption wurde für die neue För<strong>der</strong>periode<br />
abermals verän<strong>der</strong>t und ist nicht mehr<br />
nur ausschließlich auf schulpflichtige<br />
junge Mütter begrenzt.<br />
Die Konzeption <strong>der</strong> Berufsvorbereitungsmaßnahme<br />
sieht vor, dass die jungen<br />
Frauen an vier Tagen die Woche e<strong>in</strong><br />
Praktikum <strong>in</strong> Betrieben des ersten Arbeitsmarkts<br />
absolvieren. Hier können die<br />
jungen Mütter Arbeitserfahrungen sammeln,<br />
Berufswünsche überprüfen, persönliche<br />
Kontakte zu Ausbildungsbetrieben<br />
herstellen und die Vere<strong>in</strong>barkeit von<br />
Berufsleben und Familienarbeit<br />
erproben. Die jungen Mütter werden bei<br />
folgenden Anfor<strong>der</strong>ungen von e<strong>in</strong>em<br />
multiprofessionellen Team unterstützt:<br />
Während des e<strong>in</strong>mal wöchentlich stattf<strong>in</strong>denden<br />
Schultages werden gezielte<br />
schulische, persönliche und berufsrelevante<br />
<strong>Kompetenzen</strong> geför<strong>der</strong>t, mögliche<br />
<strong>Bildung</strong>sdefizite aufgearbeitet und berufsspezifische<br />
Inhalte vermittelt sowie<br />
die berufliche Praxis reflektiert. An jedem<br />
Schultag ist e<strong>in</strong>e Sozialpädagog<strong>in</strong><br />
vor Ort, um bei Bedarf - sowie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
dann, wenn sich die jungen Mütter<br />
noch nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Praktikum bef<strong>in</strong>den -<br />
Unterstützung bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em<br />
Praktikumsplatz zu geben. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
f<strong>in</strong>den Beratungen bei aktuellen<br />
Problemen und Schwierigkeiten im<br />
Spannungsfeld Mutterschaft<br />
und Be-<br />
rufstätigkeit statt, um die persönlichen<br />
<strong>Kompetenzen</strong> <strong>der</strong> jungen Mütter zu för<strong>der</strong>n<br />
und zu erweitern.<br />
Bei <strong>der</strong> Evaluation des Projekts Spagat<br />
konnte festgestellt werden, dass es<br />
möglich ist, junge Mütter mit schwierigen<br />
sozialen und persönlichen Voraussetzungen<br />
erfolgreich <strong>in</strong> das Berufsbildungssystem<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren. Es zeigt<br />
sich, dass mit e<strong>in</strong>er entsprechenden sozialpädagogischen<br />
Unterstützung die<br />
schwierige Ausgangslage <strong>der</strong> Frauen im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Berufsvorbereitungsmaßnahme<br />
<strong>in</strong> Teilzeit bearbeitet werden und<br />
e<strong>in</strong> Leben ohne die Abhängigkeit von<br />
staatlichen Transferleistungen ermöglicht<br />
werden kann. Grundlegend hierfür ist die<br />
Stärkung des Vertrauens <strong>der</strong> jungen<br />
Mütter <strong>in</strong> ihre eigene Leistungsfähigkeit<br />
sowie die Klärung und Stabilisierung <strong>in</strong>dividueller,<br />
f<strong>in</strong>anzieller und sozialer H<strong>in</strong>tergründe.<br />
Dazu<br />
zählte im Wesentlichen<br />
die Unterbr<strong>in</strong>gung des K<strong>in</strong>des<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
13<br />
verlässlichen Tagespflegestelle o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe.<br />
Teilzeitberufsausbildung<br />
Mit <strong>der</strong> Reform des Berufsbildungsgesetzes<br />
im Jahre 2005 wurde im § 8 BBiG die<br />
Möglichkeit verankert, neben <strong>der</strong> Verkürzung<br />
<strong>der</strong> Gesamtdauer <strong>der</strong> Ausbildung<br />
auch e<strong>in</strong>e wöchentliche o<strong>der</strong> tageszeitliche<br />
Verkürzung zu erreichen. Im Gesetz<br />
heißt es: „(…) bei berechtigtem Interesse<br />
kann sich <strong>der</strong> Antrag auch auf die Verkürzung<br />
<strong>der</strong> täglichen und wöchentlichen<br />
Ausbildungszeit richten. (Teilzeitberufsausbildung)“<br />
(BBiG, § 8). Mit dieser<br />
Gesetzesän<strong>der</strong>ung wurde für junge Eltern<br />
<strong>der</strong> Weg geebnet, e<strong>in</strong>e reguläre<br />
Ausbildung im dualen<br />
Berufsbildungs-<br />
system zu absolvieren. Damit wurden die<br />
Ausbildungschancen junger Mütter <strong>in</strong>sgesamt<br />
verbessert.<br />
In <strong>der</strong> Regel beträgt die wöchentliche<br />
Arbeitszeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Teilzeitberufsausbildung<br />
75 % <strong>der</strong> regulären Ausbildungszeit:<br />
Die tägliche Arbeitszeit im Betrieb<br />
beträgt sechs Stunden. Außerdem ist es<br />
möglich, mit dem E<strong>in</strong>verständnis aller<br />
beteiligten Partner, die Arbeitszeiten <strong>in</strong>dividuell<br />
auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Auszubildenden<br />
abzustimmen. Der Berufsschulunterricht<br />
f<strong>in</strong>det meist – je nach<br />
Ausbildungsberuf - an zwei Tagen pro<br />
Woche bei vollem Stundenumfang statt.<br />
Die Ausbildungsvergütung beträgt 75 %<br />
<strong>der</strong> Regelausbildungsvergütung. Die<br />
Verlängerung <strong>der</strong> Gesamtausbildungsdauer<br />
ist nicht zw<strong>in</strong>gend, sie kann aber<br />
je nach <strong>in</strong>dividueller<br />
Voraussetzung <strong>der</strong><br />
Auszubildenden und nach E<strong>in</strong>schätzung<br />
<strong>der</strong> zuständigen Stelle bis zu e<strong>in</strong>em Jahr<br />
betragen.<br />
Damit s<strong>in</strong>d politische und ordnungsrechtliche<br />
Voraussetzungen für die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
von qualifizierter Ausbildung<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung geschaffen. Die<br />
Forschungsergebnisse <strong>der</strong> Modellprojekte<br />
Jamba und MOSAIK geben zugleich<br />
relevante Aufschlüsse über subjektive<br />
Perspektiven junger Mutter, strukturelle<br />
und pädagogische Voraussetzungen für<br />
e<strong>in</strong>e erfolgreiche Implementierung<br />
<strong>in</strong> das<br />
Berufsbildungssystem<br />
sowie über Erfah-<br />
rungen<br />
von Betrieben, Berufsschulen und<br />
<strong>Bildung</strong>strägern.<br />
Info 08
Erfahrungen mit Teilzeitberufsausbildung<br />
Bei <strong>der</strong> Umsetzung von Teilzeitberufsausbildung<br />
können auf wissenschaftlicher<br />
Ebene strukturelle H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />
identifiziert werden, die die Aufnahme<br />
und Umsetzung von Teilzeitberufsausbildung<br />
für junge Mütter erschweren. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge Grad an Information<br />
über die gesetzlichen Neuregelungen<br />
und <strong>der</strong>en Umsetzungsmöglichkeiten bei<br />
den zuständigen Stellen/Kammern<br />
hemmen bisweilen die E<strong>in</strong>tragung <strong>der</strong><br />
Ausbildungsverhältnisse, da unterschiedliche<br />
Parameter und Auslegungen des<br />
Gesetzes durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />
Mitarbeiter vorgenommen werden und<br />
differente Modelle bei <strong>der</strong> Verlängerung<br />
<strong>der</strong> Ausbildungszeit e<strong>in</strong>getragen werden.<br />
Während e<strong>in</strong>er Teilzeitberufsausbildung<br />
stellt die Sicherung des Lebensunterhaltes<br />
von Mutter und K<strong>in</strong>d oft e<strong>in</strong>e strukturelle<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung dar. Von <strong>der</strong><br />
75%igen Ausbildungsvergütung kann <strong>der</strong><br />
Unterhalt <strong>der</strong> Familie nicht alle<strong>in</strong><br />
bestritten werden. Auch die weiteren<br />
staatlichen Leistungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beantragung<br />
oft kompliziert und schließen<br />
sich zum Teil gegenseitig aus, sodass<br />
junge Mütter bei <strong>der</strong> Beantragung <strong>der</strong><br />
Gel<strong>der</strong> Unterstützung benötigen, um die<br />
F<strong>in</strong>anzierung für sich und das K<strong>in</strong>d während<br />
<strong>der</strong> Ausbildung zu gewährleisten.<br />
Die Sicherstellung des Lebensunterhalts<br />
hat Priorität; e<strong>in</strong>e Schlechterstellung gegenüber<br />
dem Arbeitslosengeld I o<strong>der</strong> II<br />
ist <strong>in</strong>akzeptabel und führt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ge-<br />
samtperspektive nicht zu e<strong>in</strong>er erhöhten<br />
Aufnahme von<br />
Ausbildung und Qualifizierung<br />
junger Mütter.<br />
Aus <strong>der</strong> Sicht von Betrieben und<br />
Kammern<br />
Von Seiten <strong>der</strong> Betriebe, Kammern,<br />
Schulen und <strong>Bildung</strong>sträger werden jungen<br />
Müttern positive Verhaltensweisen<br />
wie e<strong>in</strong>e hohe Motivation, e<strong>in</strong> hohes Maß<br />
an Sozial- und Organisationskompetenz<br />
sowie gute Prüfungsergebnisse besche<strong>in</strong>igt.<br />
Jedoch existieren auch Bedenken<br />
gegen die Abweichung von <strong>der</strong> Ausbildungsnorm<br />
und Unsicherheiten bezüglich<br />
<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> neuen ordnungsrechtlichen<br />
Regelungen <strong>in</strong> den Ausbildungsalltag.<br />
Dabei werden auch Problemlagen<br />
wie höhere Ausfallzeiten durch<br />
Krankheit des K<strong>in</strong>des sowie zeitweise<br />
14<br />
Überfor<strong>der</strong>ungen aufgrund <strong>der</strong> Doppelbelastung<br />
<strong>der</strong> Auszubildenden thematisiert.<br />
Umso deutlicher wird <strong>der</strong> Stellenwert<br />
<strong>der</strong> sozialpädagogischen Betreuung<br />
und <strong>der</strong> pädagogisch-didaktischen Unterstützung<br />
durch die Berufsschule. Die Erfahrungen<br />
zeigen, dass junge Menschen<br />
mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildung Unterstützung<br />
bei <strong>der</strong> Alltagsgestaltung und<br />
im Zeitmanagement benötigen. Entscheidende<br />
Voraussetzungen für das Gel<strong>in</strong>gen<br />
<strong>der</strong> Ausbildung s<strong>in</strong>d ebenso f<strong>in</strong>anzielle<br />
Anreize für die Betriebe wie auch<br />
zureichende materielle Sicherungen<br />
für<br />
junge Mütter (Na<strong>der</strong> et al. 2003, S. 108<br />
ff).<br />
Aus <strong>der</strong> Sicht junger Mütter<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> jungen Mütter wird zwar<br />
die strukturelle und emotionale Ambivalenz<br />
deutlich, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung bewältigt<br />
werden muss, wie etwa h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> Zeitknappheit und <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>streitenden<br />
Empf<strong>in</strong>dungen bezüglich <strong>der</strong><br />
Verbundenheit mit dem K<strong>in</strong>d. Zugleich<br />
stellen sich jedoch die Berufsausbildung<br />
und <strong>der</strong> damit ausgebildete<br />
Zugew<strong>in</strong>n an<br />
Kompetenz und Selbstbewusstse<strong>in</strong> als<br />
zentrale stabilisierende Faktoren heraus<br />
(Zybell 2003, S. 190 ff).<br />
Aus <strong>der</strong> Sicht e<strong>in</strong>er jungen Mutter gibt es<br />
„halt zwei Wege. Man kann den lieben<br />
langen Tag für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d da se<strong>in</strong> und<br />
weiter von Sozialhilfe leben, und das<br />
wird immer weiter runtergekürzt und irgendwann<br />
kann man sich gar nichts<br />
mehr erlauben. O<strong>der</strong> man geht den an<strong>der</strong>en<br />
Weg, gibt se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sechs<br />
Stunden<br />
am Tag ab und ist danach für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
da und kann sagen: nächstes Jahr können<br />
wir <strong>in</strong> Urlaub fahren.“<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />
Die Versorgungslage <strong>der</strong> öffentlichen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung ist <strong>in</strong> Deutschland im<br />
Vergleich zu europäischen Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei<br />
Jahren alarmierend (vgl. Engstler/<br />
Menn<strong>in</strong>g 2003). Trotz weit reichen<strong>der</strong><br />
politischer Absichtserklärungen setzt sich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Praxis die<br />
Mütter- und Familienzentrierung beharrlich<br />
fort, flankiert durch familien-,<br />
sozial- und bildungspolitische Regelungen<br />
und mit weit reichenden Konsequenzen<br />
für die <strong>Bildung</strong>s- und Erwerbsbiografien<br />
von Frauen. So werden Mütter mit<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren von <strong>der</strong> Ver-<br />
Info 08
pflichtung zur eigenständigen Existenzsicherung<br />
ausgenommen und können sich<br />
von <strong>der</strong> Schulpflicht befreien lassen. Im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Agenda 2010 greifen diese<br />
Regelungen bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>praxis<br />
im SGB II-Bereich. Während<br />
für Mütter mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren<br />
die sichernden Fallmanager zuständig<br />
s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Hauptaufgabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prüfung<br />
von Transferleistungen liegt, zielt das<br />
aktivierende Fallmanagement darauf,<br />
erwerbsfähige Frauen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n über<br />
drei Jahren unverzüglich <strong>in</strong> Arbeit zu<br />
vermitteln. Für das Wohl junger Mütter<br />
und ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> entsteht hier e<strong>in</strong> gravierendes<br />
Spannungsverhältnis. Zwar<br />
mag es für die Frauen e<strong>in</strong>e Entlastung<br />
und Erweiterung <strong>der</strong> Entscheidungsfreiheit<br />
se<strong>in</strong>, zwischen Erziehungspflichten<br />
und Doppelorientierung wählen zu können.<br />
Diese „fürsorgliche Belagerung“<br />
führt jedoch zu schwerwiegenden Lücken<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>s- und Ausbildungsbiografie,<br />
die geeignete Anschlussperspektiven<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und nicht selten Entscheidungen<br />
für weitere K<strong>in</strong><strong>der</strong> beför<strong>der</strong>n. Mit<br />
dieser staatlich verordneten „Befreiung“<br />
von Ausbildung und Existenzsicherung<br />
fallen junge Mütter und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
zwangsläufig <strong>in</strong> den Status<br />
<strong>der</strong> „Verwal-<br />
teten Armen“ (Meier 2004, S. 14) und<br />
aus <strong>der</strong> Philosophie des „aktivierenden“<br />
Sozialstaates heraus.<br />
Es gilt daher Modelle zu entwickeln, die<br />
sowohl jungen Müttern e<strong>in</strong>e eigenständige<br />
Perspektive als auch ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
ausreichende Betreuung und För<strong>der</strong>ung<br />
zukommen lassen. Hierzu s<strong>in</strong>d professionelle<br />
und qualitativ hochwertige K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote<br />
erfor<strong>der</strong>lich, die<br />
frühk<strong>in</strong>dliche <strong>Bildung</strong> mit flexiblen<br />
Betreuungszeiten, wohnortnahen und<br />
passgenauen Angeboten verb<strong>in</strong>den. Es<br />
stellt sich die Frage, ob das zum<br />
1.1.2005 <strong>in</strong> Kraft getretene Gesetz zum<br />
Ausbau <strong>der</strong> Tagesbetreuung (TAG) neue<br />
Ansätze zum qualitätsorientierten und<br />
bedarfsgerechten Ausbau <strong>der</strong> Tages<br />
betreuung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren<br />
bewirken kann und e<strong>in</strong> massiver Ausbau<br />
<strong>in</strong>stitutioneller Angebote erfolgt.<br />
Schwierigkeiten und H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />
Aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung<br />
besteht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
junger Mütter <strong>der</strong> Bedarf an qualitativ<br />
hochwertigen Betreuungsangeboten <strong>der</strong><br />
15<br />
öffentlichen Hand. Wesentlich ist es,<br />
passgenaue Betreuungsangebote den<br />
unterschiedlichen Bedarfen <strong>der</strong> jungen<br />
Mütter entsprechend anzubieten. Während<br />
für sehr junge Mütter <strong>in</strong> schulischen<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>e an Schule angebundene<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong><br />
kann, werden <strong>in</strong> Projekten <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
Ausbildung eigens e<strong>in</strong>gerichtete<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote beim <strong>Bildung</strong>sträger<br />
von jungen Müttern nicht<br />
vorzugsweise angenommen. Priorität hat<br />
die Nutzung des Regelangebots <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten<br />
<strong>in</strong> Wohnortnähe. Die<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen lernen dadurch bereits<br />
im Vorfeld <strong>der</strong> Ausbildung <strong>in</strong> den vorhandenen<br />
Strukturen zu agieren, und<br />
gleichzeitig wird <strong>der</strong> erneuten Zementierung<br />
e<strong>in</strong>es Son<strong>der</strong>status entgegen<br />
gewirkt.<br />
Jedoch zeigt sich immer wie<strong>der</strong>, dass die<br />
Betreuungszeiten <strong>der</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />
nicht ausreichend s<strong>in</strong>d. Randzeiten<br />
am frühen Morgen und am Nachmittag<br />
müssen oft durch Tagesmütter<br />
o<strong>der</strong> Familienagehörige überbrückt werden.<br />
E<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Betreu-<br />
ung mit verlässlichen Personen ist durch<br />
die „Ersatzmodelle“ kaum sicher zu stellen.<br />
Massive Probleme treten auf, wenn das<br />
K<strong>in</strong>d erkrankt und nicht durch die öffentliche<br />
E<strong>in</strong>richtung betreut werden kann.<br />
Zwar stehen Müttern zusätzliche Krankheitstage<br />
laut Gesetz zur Verfügung,<br />
dennoch werden häufige Ausfälle von<br />
Arbeitgebern und ausbildenden Betrieben<br />
langfristig nicht akzeptiert. Hier<br />
sollten den Müttern alternative K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsmöglichkeiten<br />
im Krank<br />
heitsfall zur Verfügung gestellt werden,<br />
die auch dem ger<strong>in</strong>gen Budget <strong>der</strong><br />
Frauen gerecht werden.<br />
Insgesamt betrachtet stoßen junge<br />
Mütter bei <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Ausbildung<br />
und Familie an strukturelle Gren-<br />
zen, die es gilt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Diskussion<br />
um Work-Life-Balance aufzugreifen.<br />
5. Beratung und Vernetzung: Handlungsempfehlungen<br />
Aus den dargestellten Bedarfen<br />
und Be-<br />
funden ergeben sich Handlungsempfehlungen<br />
an<br />
Expert<strong>in</strong>nen und Experten aus<br />
Beratung und Vernetzung.<br />
Info 08
Begriffliche und konzeptionelle Revisionen<br />
Essentiell ist sowohl die Revision <strong>der</strong> Defizitansätze<br />
und familienzentrierter Modelle<br />
sowie stereotyper Rollenbil<strong>der</strong> als<br />
auch die Anerkennung des Rechts auf<br />
Vere<strong>in</strong>barkeit von Ausbildung und Familienpflichten<br />
als Work-Life-Balance. Die<br />
Begriffe <strong>Bildung</strong>, Beratung und Qualifikation<br />
müssen drei Zieldimensionen<br />
be<strong>in</strong>halten: Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit,<br />
Teilhabe an <strong>der</strong> Gesellschaft, Empowerment:<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildungsund<br />
Beschäftigungsfähigkeit sowie Lebensweltkompetenzen.<br />
E<strong>in</strong>e aktivierende<br />
Beratung <strong>der</strong> Jugendlichen sollte fokussieren<br />
auf e<strong>in</strong>en qualifizierten Schulabschluss,<br />
Ausbildung und berufliche Integration.<br />
Zeitnahe Vermittlungsangebote<br />
am Übergang<br />
Schule – Beruf und<br />
f<strong>in</strong>anzielle Anreize o<strong>der</strong> Sanktionen sollenSchul-<br />
und Ausbildungsverweigerung<br />
vermeiden.<br />
Curriculares und didaktisches<br />
Handeln<br />
Die systematische Kompetenzfeststellung<br />
und biografisch orientierte För<strong>der</strong>ung<br />
sollte als übergreifendes didaktisches<br />
Pr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> Schule, Berufsausbildungsvorbereitung<br />
und Berufsausbildung<br />
verankert se<strong>in</strong>. Informelle <strong>Kompetenzen</strong><br />
und Stärken sollten als Qualifizierungen<br />
Anerkennung f<strong>in</strong>den sowie das Lernen <strong>in</strong><br />
zielgruppen- und leistungsheterogenen<br />
Gruppen för<strong>der</strong>n und Selbstlernkompetenz<br />
als Grundlage für lebenslanges Lernen<br />
stärken. Schulische und sozialpädagogische<br />
Arbeit sollte auf sicheren Erwerb<br />
von Grundkompetenzen fokussieren.<br />
Die verstärkte För<strong>der</strong>ung bildungsbenachteiligter<br />
Jugendlicher und ihre sozialpädagogische<br />
Betreuung tragen zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsreife bei.<br />
Um sowohl die Orientierung an <strong>Bildung</strong>sstandards<br />
als auch an betrieblichen Bedarfen<br />
zu erreichen, s<strong>in</strong>d sozialpädagogisch<br />
betreute<br />
Betriebspraktika von gro-<br />
ßer Wichtigkeit. Der Lernort Betrieb und<br />
Lernortverbünde sollten dazu gestärkt<br />
werden.<br />
In die Curricula sollten verstärkt kooperative<br />
Ausbildungsmodelle und Konzepte<br />
<strong>der</strong> Berufswahlorientierung e<strong>in</strong>bezogen<br />
werden. So werden den<br />
Jugendlichen<br />
Informationen über das Berufsspektrum<br />
zur Verfügung gestellt und die Berufswe-<br />
16<br />
geplanung erleichtert.<br />
MOSAIK sieht beson<strong>der</strong>s die Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>beziehung<br />
junger Frauen und<br />
Mütter <strong>in</strong> regionale <strong>Bildung</strong>s- und Berufsbildungsnetzwerke<br />
als Orte des Empowerments.<br />
Organisatorische und strukturelle<br />
Verän<strong>der</strong>ungen<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Beratung ist es, die Durchlässigkeiten<br />
des neuen Berufsbildungsgesetzes<br />
zu beraten und umzusetzen,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Teilzeitformen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsvorbereitung und Ausbildung<br />
sowie die Entwicklung und <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>satz geeigneter Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e,<br />
die biografische Statuspassagen<br />
berücksichtigen.<br />
Weitere For<strong>der</strong>ungen an die Beratung<br />
Jugendlicher s<strong>in</strong>d die systematische Begleitung<br />
an <strong>der</strong> Schnittstelle<br />
Schule –<br />
Beruf und die Entwicklung e<strong>in</strong>es prozessbegleitenden<br />
regionalen Übergangsmanagements.<br />
Bestandteil e<strong>in</strong>er gelungenen Beratung<br />
ist die Sicherung<br />
des „doppelten K<strong>in</strong>des-<br />
wohls“ durch Abstimmung passgenauer<br />
und regelhafter<br />
Angebote zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung.<br />
Netzwerkbildung und Wissenstransfer<br />
Netzwerkbildung muss sowohl <strong>in</strong>dividuell<br />
als auch <strong>in</strong>stitutionell erfolgen. Wichtig<br />
ist die <strong>Bildung</strong> überfachlicher Netzwerke,<br />
die berufs- sozial-, schul- und son<strong>der</strong>pädagogische<br />
Angebote berücksichtigen,<br />
fachliche Ressourcen bündeln, Wissenstransfer<br />
herstellen und nachhaltige Kooperationsformen<br />
stiften sowie <strong>in</strong>stitutionell<br />
absichern; also Synergien nutzen.<br />
Der Ausbau von Partnerschaften zwischen<br />
Schule und regionaler Wirtschaft,<br />
allgeme<strong>in</strong> bildenden und berufsbildenden<br />
Schulen, <strong>Bildung</strong>strägern, Agenturen für<br />
Arbeit sowie Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften und<br />
die Herstellung fachübergreifen<strong>der</strong> Kooperationen<br />
zwischen den Bereichen <strong>Bildung</strong>,<br />
Soziales, Familie, Jugendhilfe und<br />
Wirtschaft begründet die Stabilität e<strong>in</strong>es<br />
Netzwerkes.<br />
Die E<strong>in</strong>richtung von Steuerungs<strong>in</strong>strumenten<br />
und die Implementierung e<strong>in</strong>er<br />
Kooperations- und Transferstelle <strong>in</strong> regionalen<br />
Strukturen geben <strong>der</strong> Arbeit des<br />
Netzwerkes die Orientierung. Die Koo-<br />
Info 08
perations- und Transferstelle<br />
fungiert als<br />
Dienstleister bezüglich Netzwerkmanagement;<br />
Konzeptberatung, Qualitätssicherung<br />
und Evaluation.<br />
E<strong>in</strong> Netzwerk stellt sämtlichen Akteuren<br />
und Interessierten Dienstleistungen aus<br />
e<strong>in</strong>er Hand<br />
zur Verfügung. Dabei unterstützen<br />
Internetplattform, Datenbanken<br />
und Teleprofil<strong>in</strong>g die Arbeit e<strong>in</strong>es Netzwerkes.<br />
Fazit<br />
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts<br />
MOSAIK zeigen, dass für die erfolgreiche<br />
Durchführung und flächendeckende<br />
Verbreitung von Teilzeitberufsausbildung<br />
sowie Berufsorientierungs- und<br />
-vorbereitungsmaßnahmen <strong>in</strong> zeitmodifizierter<br />
Form e<strong>in</strong> Netzwerk <strong>der</strong> relevanten<br />
Akteure und Institutionen e<strong>in</strong>er Region<br />
notwendig ist. Für den Aufbau, die Weiterentwicklung<br />
und den Erhalt e<strong>in</strong>es solchen<br />
Netzwerkes ist e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />
unerlässlich,<br />
die die Ange-<br />
bote bündelt, Lücken <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>kette<br />
identifiziert sowie neue Projekte anstößt<br />
und evaluiert.<br />
Die Erfahrungen bei <strong>der</strong> Implementierung<br />
e<strong>in</strong>er regionalen „För<strong>der</strong>kette junge<br />
Mütter“ dienen als Ausgangsbasis, um<br />
weitere Vernetzungen <strong>in</strong> diesem Bereich<br />
anzuregen. Erste<br />
Ansätze und Anstren-<br />
gungen<br />
hiefür wurden von MOSAIK<br />
Transfer <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Hessen beraten<br />
und begleitet.<br />
Literatur<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für <strong>Bildung</strong> und Forschung<br />
(BMBF) (Hrsg.) (2007): Berufsbildungsbericht.<br />
Bonn, Berl<strong>in</strong>.<br />
Friese, Marianne et al. (Hrsg.) (2001):<br />
Berufliche Lebensplanung für junge<br />
Mütter. Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung<br />
am 17. und 18. November <strong>in</strong> Bremen.<br />
Bremen<br />
Friese, Marianne et al. (Hrsg.) (2003):<br />
Teilzeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung. E<strong>in</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung für die berufliche<br />
<strong>Bildung</strong>, Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung<br />
vom 19. März 2002 <strong>in</strong> Bremen, Bremen<br />
Friese, Marianne (2008):<br />
<strong>Kompetenzen</strong>twicklung für junge Mütter.<br />
För<strong>der</strong>ansätze <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>,<br />
Bielefeld<br />
17<br />
Meier, Uta (2004): Infantilisierung von<br />
Armut und ke<strong>in</strong> Ende <strong>in</strong> Sicht? Was Armut<br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n für ihren Sozialisations-<br />
verlauf bedeutet. In: Frühför<strong>der</strong>ung<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är, Heft 4/2004: S. 157 –<br />
166<br />
Engstler, Heribert/Menn<strong>in</strong>g, Sonja<br />
(2003): Die Familie im Spiegel <strong>der</strong> amtlichen<br />
Statistik. Lebensformen und Familienstrukturen,<br />
wirtschaftliche Situation<br />
<strong>der</strong> Familien und familiendemografische<br />
Entwicklung<br />
BMFSFJ<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Berl<strong>in</strong>:<br />
Deutsche Shell (Hrsg.) (2007): Jugend<br />
2006. E<strong>in</strong>e pragmatische Generation<br />
unter Druck. 15. Shell-Jugendstudie.<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Fischer Taschenbuch<br />
Verlag<br />
Zybell, Uta (2003): An <strong>der</strong> Zeit. Zur<br />
Gleichzeitigkeit von Berufsausbildung<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung aus Sicht junger<br />
Mütter.<br />
Reihe: Dortmun<strong>der</strong> Beiträge zur<br />
Sozial-<br />
und Gesellschaftspolitik Bd. 47.<br />
Münster:<br />
LIT Verlag<br />
Info 08
Mutterschaft bei Menschen mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
- Probleme und Perspektiven -<br />
Prof. Dr. Re<strong>in</strong>hilde Stöppler, Justus-<br />
Liebig-Universität Gießen<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
„Geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Mütter? Das geht gar<br />
nicht!“ So denken sicher die meisten<br />
Menschen und dieses ist nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />
denn Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
gehören <strong>in</strong> noch höherem<br />
Maße als nichtbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
bis zum heutigen Tag zu den<br />
gesellschaftlichen Randgruppen, die<br />
Fremdbestimmung erfahren. Menschen<br />
mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> gewisser<br />
Weise <strong>in</strong> den Augen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
als beschränktes <strong>Bildung</strong>sprodukt e<strong>in</strong><br />
Gegenbild zur Ideologie des autonomen,<br />
kompetenten, aufgeklärten bürgerlichen<br />
Subjekts, das se<strong>in</strong>e Lebensführung unter<br />
den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Risiko-,<br />
Mobil-, Multioptions-, Erlebnis-, Konfliktgesellschaft<br />
mit allen Konsequenzen <strong>in</strong><br />
die eigene Hand nehmen muss (vgl.<br />
Stöppler 2003).<br />
Der nun folgende Blick h<strong>in</strong>ter das Paradoxon<br />
„Gesunde K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Müttern mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung“ soll e<strong>in</strong>e differenziertere<br />
Sicht auf das relativ junge Forschungsgebiet<br />
<strong>der</strong> Mutterschaft bei geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
und die wichtigsten<br />
Aspekte<br />
<strong>der</strong><br />
Entwicklung, Erziehung und<br />
<strong>Bildung</strong><br />
von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />
Mütter geben.<br />
18<br />
1. Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung:<br />
„Asexuell<br />
o<strong>der</strong> oversexed?“<br />
Nur zögerlich löst man sich von starren<br />
Vorurteilen, die Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />
vorrangig als asexuelle o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
triebbetonte Wesen sehen. Über<br />
lange Zeit wurden Menschen mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung vor allem als „große<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ angesehen, als Menschen, für<br />
die Sexualität, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e genitale Sexualität,<br />
ke<strong>in</strong> Bedürfnis ist o<strong>der</strong> zu se<strong>in</strong><br />
hat. Erst allmählich setzte sich <strong>in</strong> den<br />
vergangenen 20 Jahren – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong><br />
Fachkreisen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie – die<br />
Auffassung durch, dass Menschen mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung dasselbe Grundrecht<br />
auf Entfaltung ihrer Persönlichkeit<br />
zusteht und dass dazu selbstverständlich<br />
auch das Recht auf Entfaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />
Sexualität gehört (vgl.<br />
Stöppler/Schmetz 2007).<br />
Auch im Rahmen <strong>der</strong> Integrations- und<br />
Normalisierungsdiskussion bestand o<strong>der</strong><br />
besteht noch die teils ausgesprochene,<br />
teils stillschweigende Übere<strong>in</strong>kunft, dass<br />
Nachkommenschaft selbstverständlich<br />
irgendwie zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n sei. Folgt man<br />
jedoch den Leitideen „Normalisierung“,<br />
„Selbstbestimmung“ und „Teilhabe“ konsequent,<br />
muss Frauen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
das gleiche Recht wie allen<br />
an<strong>der</strong>en Frauen zugestanden werden,<br />
e<strong>in</strong>e eigene Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu treffen. Natürlich darf das<br />
Wohl des K<strong>in</strong>des nicht außer Acht gelassen<br />
werden (vgl. Albeke 2004).<br />
Info 08
2. Mythen zur Elternschaft bei Menschen<br />
mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
Teilweise bestehen die lange Zeit fest<br />
verwurzelten Vorurteile gegenüber Mutter-<br />
bzw. Elternschaften des genannten<br />
Personenkreises noch immer. In <strong>der</strong><br />
Fachliteratur wird <strong>in</strong>zwischen von vier<br />
Mythen gesprochen, die längst wi<strong>der</strong>legt,<br />
aber dennoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Mythos 1: Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
br<strong>in</strong>gen immer auch geistig<br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Welt!<br />
Dieser Mythos wurde <strong>in</strong> den 1970er<br />
Jahren wi<strong>der</strong>legt. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
ist nur e<strong>in</strong> wenig höher als bei <strong>der</strong><br />
Durchschnittsbevölkerung. Es gibt ke<strong>in</strong>en<br />
kausalen Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>er<br />
geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eltern und e<strong>in</strong>er<br />
geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
Eltern mit e<strong>in</strong>er geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
können allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> familiäres Klima<br />
schaffen, das e<strong>in</strong> Risiko für die k<strong>in</strong>dliche<br />
Entwicklung birgt (vgl. Prangenberg<br />
2006, S. 39).<br />
Mythos II: Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
haben beson<strong>der</strong>s viele K<strong>in</strong><strong>der</strong>!<br />
Dieser Mythos könnte mit <strong>der</strong> Tatsache<br />
zusammenhängen, dass bei Frauen, die<br />
ohne ihre Zustimmung von ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
getrennt und nicht angemessen durch<br />
e<strong>in</strong>e Trennungsverarbeitung begleitet<br />
wurden, als Reaktion hohe Geburtenraten<br />
auftraten. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl liegt bei<br />
1,35 – 1,4 und ist damit vergleichbar mit<br />
<strong>der</strong> durchschnittlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesamtbevölkerung (vgl. Pixa-Kettner<br />
2006, S. 32).<br />
Mythos III: Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
haben ke<strong>in</strong>e elterliche Kompetenz,<br />
missbrauchen und vernachlässigen<br />
ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>!<br />
Dieser Mythos spricht den Eltern mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung elterliche <strong>Kompetenzen</strong><br />
und Fürsorge ab. Der Missbrauch<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
kommt nicht häufiger vor als<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> übrigen Bevölkerung - im Vergleich<br />
mit Eltern desselben psychosozialen<br />
H<strong>in</strong>tergrunds. Der Mythos weist auf<br />
den Unterstützungsbedarf <strong>der</strong> meisten<br />
Eltern auf Grund <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
h<strong>in</strong>. Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
haben mit <strong>der</strong> Ausübung ihrer elterlichen<br />
Rolle e<strong>in</strong>en schweren Stand, die Stan-<br />
19<br />
dards e<strong>in</strong>er „nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Gesellschaft“<br />
zu erfüllen (vgl. Prangenberg<br />
2006, S. 42).<br />
Mythos IV: E<strong>in</strong> letztes bestehendes<br />
Vorurteil spricht den Eltern die Fähigkeit<br />
ab, angemessenes Verhalten gegenüber<br />
ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu erlernen und<br />
weiterzuentwickeln. Auch dieser Mythos<br />
konnte an Hand von Untersuchungen <strong>in</strong><br />
den USA und Kanada wi<strong>der</strong>legt werden<br />
(vgl. Prangenberg 2006, S. 43).<br />
3. Häufigkeit<br />
Elternschaften mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung:<br />
Handelt es sich um vere<strong>in</strong>zelte<br />
Exoten und Exot<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>e<br />
recht große Gruppe von Frauen und<br />
Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik? Im<br />
Jahre 2005 wurde von Pixa-Kettner e<strong>in</strong>e<br />
bundesweite Studie zur Erfassung von<br />
Elternschaften durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1584<br />
Elternschaften mit 2199 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n benannt<br />
wurden (vgl. Pixa-Kettner 2006, S. 35).<br />
Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige zentrale Risiko-<br />
und Schutzfaktoren im Zusammenleben<br />
von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vorgestellt.<br />
4. Risiko- und Schutzfaktoren<br />
Bei Risikofaktoren handelt es sich um<br />
E<strong>in</strong>flüsse, die die Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
gefährden können. Diese können<br />
sowohl personen- als auch umweltbezogen<br />
se<strong>in</strong>. Durch Risikofaktoren wird die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er negativen Bee<strong>in</strong>flussung<br />
<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung<br />
und des k<strong>in</strong>dlichen Verhaltens erhöht.<br />
Diese Faktoren können <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten<br />
K<strong>in</strong>dheit o<strong>der</strong> darüber h<strong>in</strong>aus dauerhaft<br />
o<strong>der</strong> kurzzeitig auftreten.<br />
Daneben gibt es Risiken, die <strong>in</strong><br />
Info 08
estimmten Phasen vermehrt entstehen<br />
können.<br />
In <strong>der</strong> pränatalen Phase stellt das häufige<br />
Geheimhalten <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
e<strong>in</strong>en wesentlichen Risikofaktor dar. Dadurch<br />
kann es zu e<strong>in</strong>er versäumten o<strong>der</strong><br />
unregelmäßigen Vorsorge und Geburtsvorbereitung<br />
o<strong>der</strong> Medikamentene<strong>in</strong>nahme<br />
kommen. E<strong>in</strong> durch den sozialen<br />
Status ausgelöster m<strong>in</strong><strong>der</strong>er allgeme<strong>in</strong>er<br />
Gesundheitszustand kann ebenso e<strong>in</strong>en<br />
Risikofaktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft bedeuten.<br />
Viele <strong>der</strong> betroffenen Personen werden<br />
im Zusammenhang mit ihrer Schwangerschaft<br />
mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch<br />
konfrontiert. In den<br />
meisten Fällen waren es nicht die Betroffenen<br />
selbst, die e<strong>in</strong>e Abtreibung <strong>in</strong><br />
Betracht zogen, son<strong>der</strong>n Angehörige,<br />
Kollegen und betreuendes Fachpersonal,<br />
welche e<strong>in</strong>e Abtreibung befürworteten<br />
und sogar darauf drängten.<br />
Im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter besteht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Gefahr e<strong>in</strong>er sprachlichen, kognitiven<br />
o<strong>der</strong> motorischen Entwicklungsverzögerung,<br />
bed<strong>in</strong>gt durch Unterfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Des Weiteren können Unsicherheiten<br />
<strong>der</strong> Eltern im Bereich <strong>der</strong> Nahrung,<br />
Hygiene o<strong>der</strong> Gesundheitsvorsorge<br />
bestehen. Dieses wird zusätzlich durch<br />
e<strong>in</strong>e mangelnde Lese- und Schreibkompetenz<br />
und die fehlende Anpassung an<br />
die raschen Entwicklungsfortschritte des<br />
K<strong>in</strong>des geför<strong>der</strong>t.<br />
In diesen Bereichen hat sich gezeigt,<br />
dass Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
über viele <strong>Kompetenzen</strong> verfügen o<strong>der</strong><br />
sie erlernen können; das Wohl des K<strong>in</strong>des<br />
kann durch professionelle Unterstützung<br />
und Begleitung sichergestellt werden<br />
(vgl. San<strong>der</strong>s 2006, S. 174ff.).<br />
In <strong>der</strong> Schulzeit s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>der</strong> stärker<br />
<strong>in</strong> die Öffentlichkeit <strong>in</strong>tegriert und erfahren<br />
dadurch häufiger Diskrim<strong>in</strong>ierungen;<br />
es kann zu Schamgefühlen, Angst,<br />
Enttäuschung und Distanzierung von den<br />
Eltern kommen. K<strong>in</strong><strong>der</strong> erfahren Überlegenheit<br />
gegenüber ihren Eltern; um<br />
nicht negativ aufzufallen, kann es zu<br />
Schulversagen o<strong>der</strong> Schulschwänzen,<br />
aber auch zu e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>em schulischen<br />
Interesse kommen (vgl. ebd., S.<br />
176f.).<br />
Im Erwachsenenalter kann sich die Hal-<br />
20<br />
tung gegenüber den Eltern zwischen<br />
Scham, Angst und Kontaktabbruch bewegen,<br />
aber auch zu offenem selbstbewussten<br />
Umgang mit <strong>der</strong> eigenen Herkunft<br />
umschwenken.<br />
Durch Risikofaktoren wird die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
e<strong>in</strong>er negativen Bee<strong>in</strong>flussung<br />
<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung und des<br />
k<strong>in</strong>dlichen Verhaltens erhöht, während<br />
sie durch Schutzfaktoren verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
wird. Es wird davon ausgegangen, dass<br />
erst das Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren<br />
zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>flussung führt,<br />
allerd<strong>in</strong>gs kann diese durch Schutzfaktoren<br />
ausgeglichen werden. Dadurch<br />
stellt sich e<strong>in</strong> Zustand psychischer Wi<strong>der</strong>standskraft<br />
o<strong>der</strong> auch Resilienz e<strong>in</strong>.<br />
Die Qualität <strong>der</strong> Resilienz hängt davon<br />
ab, <strong>in</strong>wiefern Lebensverän<strong>der</strong>ungen und<br />
–erfahrungen e<strong>in</strong>en Menschen bee<strong>in</strong>flussen,<br />
also <strong>in</strong>dividuell als Störung wahrgenommen<br />
werden (vgl. Opp 1999).<br />
Schutzfaktoren stellen z.B. Durchsetzungsfähigkeit,<br />
e<strong>in</strong> positives Selbstbild,<br />
emotionale Stabilität auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />
Seite und e<strong>in</strong> stabiles Fürsorgesystem,<br />
schützende Geschwister- und/o<strong>der</strong><br />
Freundschaftsbeziehungen auf <strong>der</strong> umweltbezogenen<br />
Seite dar. Im Folgenden<br />
sollen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die sozialen Unterstützungsnetzwerke<br />
als Schutzfaktor fokussiert<br />
werden.<br />
Sozialen Unterstützungsnetzwerken<br />
kommt e<strong>in</strong>e erhebliche Bedeutung zu.<br />
Der Personenkreis <strong>der</strong> Menschen mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zählt zu den am<br />
meisten isolierten Menschen <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Gesellschaftsstrukturen, wobei die<br />
Gefahr besteht, dass diese Gegebenheit<br />
durch die Geburt e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des noch verstärkt<br />
wird. Im Kontakt mit Eltern ohne<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung werden Eltern mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung oft ausgegrenzt, s<strong>in</strong>d Vorurteilen<br />
o<strong>der</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierungen ausgesetzt<br />
o<strong>der</strong> häufig auch überfor<strong>der</strong>t. Sie<br />
meiden eventuell auch e<strong>in</strong>e mögliche<br />
Unterstützung durch Behörden, da sie<br />
fürchten, von ihrem K<strong>in</strong>d getrennt zu<br />
werden. Es besteht die Gefahr, Eltern<br />
durch zu <strong>in</strong>tensive professionelle Unterstützung<br />
zu überfor<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> ihre Autorität<br />
vor den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu unterdrücken.<br />
Es liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Begleiter/-<strong>in</strong>nen,<br />
dies zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und die Eltern <strong>in</strong><br />
ihren <strong>Kompetenzen</strong> zu ermutigen und zu<br />
stärken. E<strong>in</strong> weiterer Schutzfaktor im<br />
Info 08
professionellen Hilfesystem sollte e<strong>in</strong>e<br />
regelmäßige und kont<strong>in</strong>uierliche Begleitung<br />
se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis<br />
aufzubauen und dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e langfristige<br />
Beziehungserfahrung zu ermöglichen.<br />
Das K<strong>in</strong>d sollte e<strong>in</strong>e wichtige erwachsene<br />
Bezugsperson haben; diese<br />
kann ihm Sicherheit, Vertrauen und e<strong>in</strong>e<br />
feste B<strong>in</strong>dung schenken und Entwicklungsverzögerungen<br />
ausgleichen. Die<br />
stationäre Begleitung kann den Vorteil<br />
haben, dass das K<strong>in</strong>d mehrere Ansprechpartner/-<strong>in</strong>nen<br />
hat, allerd<strong>in</strong>gs<br />
können im Leben des K<strong>in</strong>des auf Grund<br />
se<strong>in</strong>es Wohnortes mehr Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />
auftreten (vgl. San<strong>der</strong>s 2006, S.<br />
187ff.).<br />
Damit wird deutlich, „dass alle<strong>in</strong> die Tatsache,<br />
K<strong>in</strong>d geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Eltern zu<br />
se<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong> zuverlässiger Indikator für<br />
e<strong>in</strong>e ungünstige Entwicklung darstellt“<br />
(ebd., S. 192). Durch e<strong>in</strong> soziales Netzwerk<br />
und qualifizierte professionelle Hilfen<br />
können viele Risikofaktoren ausgeschlossen<br />
und Schutzfaktoren aufgebaut<br />
werden.<br />
5. Unterstützungsangebote <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
BRD<br />
In Deutschland haben sich im Laufe <strong>der</strong><br />
letzten Jahre e<strong>in</strong>ige Betreuungskonzepte<br />
unterschiedlicher Art etabliert. Das Angebot<br />
an E<strong>in</strong>richtungen, die e<strong>in</strong>en<br />
Schwerpunkt auf die Bedürfnisse von<br />
Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />
auch psychischer Erkrankung legten, war<br />
<strong>in</strong> den 1980er Jahren noch sehr dürftig,<br />
wurde aber kont<strong>in</strong>uierlich ausgebaut<br />
(vgl. Bargfrede 2006, S. 137).<br />
21<br />
1980er Marie-Christian-Heime, Kiel<br />
Jahre Annastift Wohnheim, Trier<br />
St. Josef-Haus, Wesel<br />
Ambulanter Dienst <strong>der</strong> Lebenshilfe,<br />
Braunschweig<br />
Diakoniewerk Michaelshoven<br />
Wohngruppenverbund, Reutl<strong>in</strong>gen<br />
1990er Familienprojekt, Lebenshilfe Berl<strong>in</strong><br />
Jahre Ambulante Familienhilfe,<br />
Lebenshilfe Frankfurt a. M.<br />
ASB Gesellschaft für Soziale E<strong>in</strong>richtungen,<br />
Kassel<br />
Die Kate, Bonn<br />
Haus Deckertstrasse, Bielefeld<br />
Familienprojekt, Friesack<br />
Tandem, Hamburg<br />
Betreutes Wohnen, Celle<br />
ab 2000 Internationaler Bund Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe,<br />
Frankfurt a. M.<br />
Familienpflege, Stetten<br />
Nie<strong>der</strong>-Ramstädter Diakonie, Groß-<br />
Biberau<br />
Mobile, Dortmund<br />
Unterstützte Elternschaft, Bremen<br />
Ambulante Wohnbetreuung, Friesoythe<br />
Allgeme<strong>in</strong> bestehen folgende Wohnmöglichkeiten<br />
für Mütter mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />
die Unterstützung benötigen:<br />
• Mutter und K<strong>in</strong>d werden ge-<br />
•<br />
trennt; Pflegefamilie o<strong>der</strong> Freigabe<br />
zur Adoption<br />
Geme<strong>in</strong>sames Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herkunftsfamilie<br />
• Geme<strong>in</strong>sames<br />
Pflegefamilie<br />
Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
• Getrenntes Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen<br />
E<strong>in</strong>richtung<br />
• Geme<strong>in</strong>sames Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung<br />
• Geme<strong>in</strong>sames Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
eigenen Wohnung mit ambulanter<br />
Betreuung<br />
Um e<strong>in</strong>e bessere Zusammenarbeit zwischen<br />
den e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen und<br />
Unterstützungsangeboten für Eltern mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zu gewährleisten,<br />
wurde 2002 die BAG (Bundesarbeitsge-<br />
Info 08
me<strong>in</strong>schaft Begleitete Elternschaft) gegründet.<br />
Ziele und Aufgaben <strong>der</strong> BAG<br />
s<strong>in</strong>d u.a.:<br />
• Verbesserung <strong>der</strong> Kooperation<br />
<strong>der</strong> vorhandenen E<strong>in</strong>richtungen<br />
und Dienste mit dem Ziel e<strong>in</strong>er<br />
trägerübergreifenden Vernetzung<br />
• Bestandsaufnahme und Dokumentation<br />
des aktuellen Versorgungsangebotes<br />
• Bestandsaufnahme und Doku-<br />
•<br />
mentation des aktuellen Bedarfs<br />
Beitrag zur Schaffung wohnortnaher<br />
und bedarfsgerechter Angebote<br />
• Verb<strong>in</strong>dung von Praxis und Wissenschaft<br />
• Weiterentwicklung von Konzepten<br />
für die unterschiedlichen Angebote<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Verbesserung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung gesetzlicher<br />
Grundlagen für begleitete<br />
Elternschaft (vgl. Bargfrede<br />
2006a, S. 286).<br />
6. Elterliche <strong>Kompetenzen</strong><br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Elternschaft<br />
von Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
wird oft als Gegenargument die mangelnde<br />
elterliche Kompetenz thematisiert.<br />
Die Nichterfüllung e<strong>in</strong>er Erziehungskompetenz<br />
zeigt sich bei mangeln<strong>der</strong><br />
Sicherstellung des K<strong>in</strong>deswohls.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Erziehungskompetenzen<br />
von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung hat<br />
McGaw (1994) das Parental Skills Model<br />
(PSM) entwickelt. Dieses Modell verdeutlicht,<br />
dass unterschiedliche Faktoren die<br />
Erziehungskompetenz ausmachen und<br />
geme<strong>in</strong>sam die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung<br />
bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Parent`s life skills me<strong>in</strong>t allgeme<strong>in</strong>e lebenspraktische<br />
Fähigkeiten <strong>der</strong> Eltern,<br />
z.B. die Qualität <strong>der</strong> Haushaltsführung,<br />
Mobilität, sprachliche und soziale <strong>Kompetenzen</strong>,<br />
Ressourcen im Bereich Lesen,<br />
Schreiben, Rechnen. Family history<br />
me<strong>in</strong>t die familiäre Situation, auf die Eltern<br />
zurückgreifen können, also die<br />
K<strong>in</strong>dheit <strong>der</strong> Eltern, negative o<strong>der</strong> positive<br />
Erfahrungen und daraus entstandene<br />
Verhaltensweisen.<br />
22<br />
Support and ressources umfasst die Unterstützungsangebote,<br />
die den Eltern zur<br />
Verfügung stehen; das soziale Netzwerk<br />
und die professionellen Hilfen.<br />
Aus diesen drei E<strong>in</strong>flussfaktoren ergeben<br />
sich dann die Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />
die die Eltern für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Bereich<br />
<strong>der</strong> Versorgung, Betreuung und <strong>der</strong><br />
entwicklungsför<strong>der</strong>lichen Erziehung aufbr<strong>in</strong>gen<br />
können (vgl. Pixa-Kettner 2006).<br />
Für den englischsprachigen Raum entwickelte<br />
McGaw e<strong>in</strong> Verfahren, das herausf<strong>in</strong>den<br />
soll, ob die Eltern die m<strong>in</strong>imalen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen, um e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>e ausreichende Entwicklung zu ermöglichen.<br />
Das „Parent Assessment Manual<br />
(PAM)“ versucht zu erfassen, ob e<strong>in</strong><br />
Zustand des „Good enough parent<strong>in</strong>g“<br />
besteht.<br />
7. Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend kann auf <strong>der</strong> Basis<br />
<strong>in</strong>ternationaler und nationaler Untersuchungen<br />
folgendes konstatiert werden:<br />
Mittlerweile kann es als <strong>in</strong>ternational gesicherte<br />
Erkenntnis gelten, dass es e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>fachen, l<strong>in</strong>earen Zusammenhang zwischen<br />
elterlichen <strong>Kompetenzen</strong> und <strong>in</strong>tellektuellen<br />
Fähigkeiten nicht gibt.<br />
Selbstverständlich treten bei manchen<br />
Elternschaften von Menschen mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung Probleme auf. Nun ist<br />
aber die Tatsache, dass Elternschaften<br />
Probleme mit sich br<strong>in</strong>gen können, ke<strong>in</strong>e<br />
Beson<strong>der</strong>heit von Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />
Auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Familien gibt es<br />
Probleme – mit e<strong>in</strong>em Unterschied: Die<br />
Gruppe <strong>der</strong> Mütter und Väter mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung wird viel strenger kontrolliert<br />
und überwacht als jede an<strong>der</strong>e<br />
Elterngruppe, und an Eltern mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung werden bisweilen sogar höhere<br />
Maßstäbe angelegt als an an<strong>der</strong>e<br />
Eltern.<br />
Der Befund, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ganz normale K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
Jugendliche und Erwachsene werden<br />
können, deutet darauf h<strong>in</strong>, dass die elterliche<br />
Kompetenz des gesamten sozialen<br />
Umfeldes für die Entwicklung <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> wichtiger ist als die <strong>Kompetenzen</strong><br />
e<strong>in</strong>zelner Elternteile.<br />
Pauschalisierende Urteile über Mütter mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung können also <strong>in</strong>zwischen<br />
als wi<strong>der</strong>legt gelten. Es lassen sich<br />
Info 08
ke<strong>in</strong>e verallgeme<strong>in</strong>erbaren Probleme mit<br />
Elternschaft erkennen. Der Verlauf von<br />
Elternschaften ist stark von den äußeren<br />
Bed<strong>in</strong>gungen wie auch von den persönlichkeitsspezifischen<br />
Faktoren abhängig.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e aber erweist sich die Bereitstellung<br />
angemessener Unterstützungsangebote<br />
als bedeutsam. Zusammenfassend<br />
kommt es bei den Unterstützungsangeboten<br />
vor allem auf folgende<br />
Aspekte an:<br />
• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erziehungskompetenzen<br />
• Stabilisierung <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> ihrem<br />
Selbstwertgefühl und ihren <strong>Kompetenzen</strong><br />
• För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er positiven Beziehung<br />
zum K<strong>in</strong>d<br />
• Kont<strong>in</strong>uierliche, s<strong>in</strong>nvolle und<br />
adäquate Sexualerziehung.<br />
Sexualpädagogik bei Menschen mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung stellt Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
und Lehrer, Betreuer<strong>in</strong>nen und Betreuer<br />
immer noch vor beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />
sodass man aufgrund fehlen<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> später Sexualaufklärung bei beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten<br />
Menschen gar von e<strong>in</strong>em pädagogischen<br />
Vakuum sprechen kann. E<strong>in</strong>e<br />
Begründung kann dar<strong>in</strong> liegen, dass<br />
Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
jenen mit kognitiven und/o<strong>der</strong> körperlichen<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigungen, Sexualität<br />
gesellschaftlich immer noch abgesprochen<br />
bzw. ihr Skepsis entgegengebracht<br />
wird.<br />
Let‘s talk about sex!<br />
8. Fazit<br />
Die Betreuungssituation <strong>in</strong> Deutschland<br />
hat sich verbessert; die Sensibilität gegenüber<br />
den Bedürfnissen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />
Mütter ist gewachsen. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d sie<br />
bisher kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage gewesen, sich<br />
für ihre Rechte und Interessen Gehör zu<br />
verschaffen. Um diesen Aspekt zu realisieren,<br />
s<strong>in</strong>d Umdenkungsprozesse not-<br />
23<br />
wendig, auch damit Menschen mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gleiche Zugang zu<br />
allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />
Lebens garantiert wird und ihnen dazu<br />
e<strong>in</strong>e oftmals benötigte und angemessene<br />
Unterstützung sowie Hilfen gewährt werden.<br />
Erst wenn <strong>der</strong> Prozess des Umdenkens<br />
gelungen ist, wird folgende Aussage<br />
e<strong>in</strong>es Interviews von Kandel &<br />
Müller-Erichsen (1999) mit e<strong>in</strong>em<br />
23jährigen Mann mit Down-Syndrom<br />
allen e<strong>in</strong>leuchten.<br />
K.: Wenn Dir jemand begegnet und sieht<br />
Dich mit dem K<strong>in</strong>d und sagt: „Der ist<br />
doch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Wie kann er e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
haben?“<br />
R.: Dann werde ich sagen: „Kannst Du<br />
das noch e<strong>in</strong>mal sagen? Ich habe nicht<br />
gut h<strong>in</strong>gehört!“<br />
K.: Und dann?“<br />
R.: „Das ist ganz normal, genau so normal,<br />
wie Du e<strong>in</strong> Arschloch bist!“<br />
9. Literatur<br />
Albeke, K. (2004). „E<strong>in</strong> freudiges Ereignis?“<br />
Mutterschaft von Frauen mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung als Thema <strong>der</strong> Sexualerziehung.<br />
In: Lernen Konkret, H. 2, Sexualerziehung,<br />
23-26<br />
Bargfrede, S. (2006). Begleitete Elternschaft:<br />
Neues aus Wissenschaft, Forschung<br />
und Praxis. In: Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />
Lebenshilfe für Menschen mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e.V. (Hrsg.). Unterstützte<br />
Elternschaft: Eltern mit geistiger<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung (er)leben Familien. Marburg,<br />
135-146<br />
Kandel, I. & Müller-Erichsen, M. (1999):<br />
Liebe und Sexualität. In. Reuther-Dommer,<br />
C. (Hrsg.). Liebe und Sexualität bei<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Gießen, 17-22<br />
Opp, G. (1999). Erziehung zwischen Risiko<br />
und Resilienz. Neue Perspektiven für<br />
die heilpädagogische Forschung und Praxis.<br />
In: Opp, G. et al. (Hrsg.). Was K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
stärkt. Erziehung zwischen Risiko<br />
und Resilienz. München, 9-21<br />
Prangenberg, M. (2006). Zur Geschichte<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Fachdiskussion über<br />
Elternschaft von Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />
geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. In: Pixa-Kettner,<br />
U. (Hrsg.). Tabu o<strong>der</strong> Normalität? Eltern<br />
mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
Heidelberg, 25-45<br />
Info 08
Pixa-Kettner, U. (2006). Elternschaften<br />
von Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
<strong>in</strong> Deutschland. In: Bundesverband beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />
und chronisch kranker Eltern –<br />
bbe e.V. (Hrsg.). Zukunft beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />
und chronisch Kranker Eltern und ihrer<br />
Familien. Fachtagung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Eltern<br />
und Multiplikatoren/<strong>in</strong>nen. U<strong>der</strong>, 27-45<br />
San<strong>der</strong>s, D. (2006). Risiko- und Schutzfaktoren<br />
im Leben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern<br />
mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. In: Pixa-Kettner,<br />
U. (Hrsg.). Tabu o<strong>der</strong> Normalität?<br />
Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und ihre<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Heidelberg, 161-192<br />
Schmetz, D. & Stöppler, R. (2007). För<strong>der</strong>schwerpunkt<br />
Liebe. Sexualpädagogische<br />
<strong>Bildung</strong>sangebote für Menschen mit<br />
kognitivem För<strong>der</strong>bedarf. Dortmund<br />
Stöppler, R. (2003). Von <strong>der</strong><br />
´Brauchbarmachung` zur ´Autonomie`.<br />
Zum Wandel <strong>der</strong> Leitideen <strong>in</strong> Erziehung<br />
und <strong>Bildung</strong> bei Menschen mit kognitiven<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigungen. In: GEHRMANN,<br />
P./HÜWE, B. (Hrsg.). K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
<strong>in</strong> erschwerten Lernsituationen.<br />
Aktuelle son<strong>der</strong>pädagogische Forschungs-<br />
und Arbeitsfel<strong>der</strong>, Stuttgart:<br />
Kohlhammer, 83-95.<br />
24<br />
Situation und Erfahrungen <strong>in</strong><br />
Mittelhessen – Kurzvorträge<br />
Situation<br />
Frauen<br />
und Lebenswelt junger<br />
Ursula Passarge, Frauenbeauftragte <strong>der</strong><br />
Universitätsstadt Gießen<br />
In ihrem Vortrag stellt die Frauenbeauftragte<br />
<strong>der</strong> Stadt Gießen die Situation und<br />
die Lebenswelt junger Frauen dar.<br />
Grundlage <strong>der</strong> Präsentation s<strong>in</strong>d die Erfahrung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit als Frauenbeauftragte<br />
sowie statistische Daten über die<br />
regionalen Gegebenheiten.<br />
Junge Frauen <strong>in</strong> Zahlen<br />
• 44% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />
leben noch im Elternhaus.<br />
• 12% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />
s<strong>in</strong>d verheiratet.<br />
• Von Frauen nicht deutscher Herkunft<br />
gleichen Alters s<strong>in</strong>d 27%<br />
verheiratet.<br />
• 12,5% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />
haben K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
• Von diesen s<strong>in</strong>d 25,6% alle<strong>in</strong> erziehend.<br />
• Sowohl deutsche als auch Mädchen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
erlangen häufig höhere Ab-<br />
•<br />
schlüsse als die jeweils gleichaltrigen<br />
Jungen.<br />
62% <strong>der</strong> 20-25jährigen Frauen<br />
ohne K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d erwerbstätig.<br />
Info 08
• Aber: 62% <strong>der</strong> gleichaltrigen<br />
•<br />
Frauen mit K<strong>in</strong>d(ern) s<strong>in</strong>d nicht<br />
erwerbstätig.<br />
25% <strong>der</strong> 20-25jährigen Mütter,<br />
die <strong>in</strong> Partnerschaft bzw. Ehe leben,<br />
s<strong>in</strong>d erwerbstätig.<br />
• 29% <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> Erziehenden gleichen<br />
Alters gehen ebenfalls e<strong>in</strong>er<br />
Erwerbsarbeit nach.<br />
Junge Frauen <strong>in</strong> benachteiligten Lebenssituationen<br />
<strong>in</strong> Gießen<br />
• In <strong>der</strong> Altersgruppe von 19-25<br />
Jahren f<strong>in</strong>den sich 10% mehr<br />
Frauen (55,2%) als Männer<br />
•<br />
(44,8%) im Sozialhilfebezug, d.h.<br />
zugleich, fast jede 10. weibliche<br />
Erwachsene im Alter von 19-25<br />
Jahren war im Jahr 2000 <strong>in</strong> Gießen<br />
auf Hilfe zum Lebensunterhalt<br />
angewiesen.<br />
Die Beratungsanlässe s<strong>in</strong>d Indizien<br />
für die mangelnde Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> spezifischen Lebenswelten<br />
junger Frauen und<br />
Mütter aus dem islamischen Kulturkreis<br />
und aus an<strong>der</strong>en nichtdeutschen<br />
Herkunftslän<strong>der</strong>n.<br />
• Reglementierende Kriterien beim<br />
Zugang von Qualifikationsmaßnahmen<br />
und Ausbildungsangeboten<br />
tragen zur Ausgrenzung<br />
und Armut bei.<br />
Handlungsbedarf<br />
• Das För<strong>der</strong>angebot muss frühestmöglich<br />
bereits <strong>in</strong> die Abschlussklassen<br />
von För<strong>der</strong>-, Haupt- und<br />
Realschulen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>getragen werden.<br />
• Es bedarf mehr Fachkräfte <strong>in</strong> den<br />
Beratungs- und Ausbildungsstel-<br />
25<br />
Info 08<br />
len mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
•<br />
und grundsätzlich e<strong>in</strong>er größeren<br />
Sensibilisierung für <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Lebenswelten.<br />
Mädchen- und frauenspezifische<br />
Ansätze zur <strong>beruflichen</strong> und sozialen<br />
Integration analog zum<br />
ZELA-Projekt (Zentrum für Lernen<br />
und Arbeit e.V.) und <strong>der</strong> früheren<br />
Abt.<br />
Frauenför<strong>der</strong>ung<br />
bei <strong>der</strong> ZAUG<br />
gGmbH (Zentrum<br />
Arbeit und Umwelt<br />
Gießen) müssen<br />
im Fokus <strong>der</strong><br />
Ausbildungsverbes<br />
serung stehen.<br />
• Mit verb<strong>in</strong>dlichen<br />
Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen<br />
zwischen Kammern,<br />
GIAG/AfA,<br />
(Gesellschaft für<br />
Integration und Arbeit Gießen/Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
für<br />
Auslän<strong>der</strong>) den <strong>Bildung</strong>strägern<br />
und Hochschulen können Synergien<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>slandschaft<br />
auch für Menschen<br />
aus benachteiligten <strong>Bildung</strong>ssituationenden.<br />
genutzt wer
13,0<br />
12,0<br />
11,0<br />
10,0<br />
9,0<br />
8,0<br />
7,0<br />
6,0<br />
Jan 97<br />
Darstellung des regionalen Arbeitsmarktes<br />
Lahn-Dill<br />
Heike Schubert, Beauftragte, für Chancengleichheit,<br />
Agentur für Arbeit Wetzlar<br />
Arbeitslosigkeit bundesweit<br />
Die Analyse des Teilarbeitsmarktes<br />
"Agentur für Arbeit Wetzlar" ergibt, dass<br />
sich die Arbeitslosigkeit ohne geschlechtsspezifische<br />
Betrachtung aktuell<br />
im hessischen Durchschnitt bewegt und<br />
unter <strong>der</strong> Bundesquote liegt. Generell ist<br />
e<strong>in</strong> hoher Rückgang <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />
sowohl bundesweit als auch <strong>in</strong> Wetzlar<br />
zu verzeichnen.<br />
Jul 97<br />
Jan 98<br />
Jul 98<br />
Jan 99<br />
Jul 99<br />
Jan 00<br />
Jul 00<br />
Jan 01<br />
Jul 01<br />
Jan 02<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Arbeitslosenquoten bundesweit<br />
im Zeitraum Januar 1997 bis Januar<br />
2007 (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)<br />
Arbeitslosigkeit gruppenspezifisch<br />
In <strong>der</strong> Betrachtung e<strong>in</strong>zelner Personengruppen<br />
ist jedoch auffällig, dass <strong>der</strong><br />
Rückgang bei den Frauen im Vergleich zu<br />
den Männern um etwa 50 % niedriger<br />
Jul 02<br />
Jan 03<br />
Jul 03<br />
Jan 04<br />
Jul 04<br />
Jan 05<br />
Jul 05<br />
Jan 06<br />
Jul 06<br />
Bund Hessen Lahn-Dill-Kreis<br />
Jan 07<br />
26<br />
ist. Der Anteil <strong>der</strong> weiblichen Arbeitslosen<br />
liegt im Lahn-Dill-Kreis deutlich über<br />
<strong>der</strong> bundesweiten Gesamtquote und<br />
noch deutlicher über dem hessischen<br />
Wert. Bei <strong>der</strong> Betrachtung des Zugangs<br />
an offenen Stellen, <strong>der</strong> gemeldeten Ausbildungsstellen<br />
und <strong>der</strong> Bewerber/<br />
-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Relation zu den ausgewählten<br />
Berufsgruppen ergeben sich ke<strong>in</strong>e wetzlarspezifischen<br />
Beson<strong>der</strong>heiten. Erklärend<br />
für die hohe Quote an arbeitslosen<br />
Frauen ist <strong>der</strong> dienststellenspezifisch<br />
niedrige Anteil an Diensleistungsarbeitsplätzen<br />
(Wetzlar rund 40 %, z. B.<br />
Wiesbaden 68 %) heran zu ziehen. Erschwerend<br />
kommt h<strong>in</strong>zu, dass auch die<br />
Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />
Frauen mit 39,8 % deutlich<br />
unter dem Hessendurchschnitt (44,34<br />
%) liegt.<br />
0%<br />
-5%<br />
-10%<br />
-15%<br />
-20%<br />
-25%<br />
Beson<strong>der</strong>heiten im Lahn-Dill-Kreis<br />
• Der Lahn-Dill-Kreis ist gewerblich<br />
geprägt, nur 60 % aller Arbeitsplätze<br />
s<strong>in</strong>d dienstleistungs<br />
orientiert (Giessen 76 %).<br />
• Infolgedessen ist die Zahl <strong>der</strong><br />
offenen Stellen im Fertigungsbereich<br />
mit 51% aller offenen<br />
Stellen (im Vergleich<br />
Wiesbaden<br />
19,4 %) sehr hoch.<br />
• Der Anteil <strong>der</strong> arbeitslosen<br />
•<br />
Frauen liegt bei 53 %. In Korrelation<br />
mit <strong>der</strong> Erwerbsbeteili<br />
gung sollte dieser bei 45 % liegen.<br />
Frauen haben es im Lahn-Dill-<br />
Kreis nicht leicht; Mütter bzw.<br />
alle<strong>in</strong> Erziehende s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s<br />
betroffen.<br />
• SGB II - Grundsicherung: Im<br />
Lahn-Dill-Kreis gibt es 1700 alle<strong>in</strong><br />
Erziehende (von 6700<br />
bzw. 3296<br />
Info 08<br />
-22,9%<br />
-22,6%<br />
-18,7%<br />
-16,0%<br />
-14,0%<br />
-12,8%<br />
-10,9%<br />
-10,5%<br />
-9,3%<br />
U20 U25 Männer SB Alo <strong>in</strong>sg. Ü55 Ü50 Auslän<strong>der</strong><br />
Frauen
•<br />
Männern und 3412 Frauen), rund<br />
85 % s<strong>in</strong>d weiblich.<br />
Bis zum Alter von ca. 30 Jahren<br />
ist das Verhältnis m/w <strong>in</strong> Bezug<br />
auf Arbeitslosigkeit, erfolgreiche<br />
Berufsabschlüsse,<br />
Anteil <strong>in</strong> Füh-<br />
rungspositionen etc. noch ausgewogen.<br />
• Das Arbeitsmarktproblem von<br />
Frauen beg<strong>in</strong>nt, sobald K<strong>in</strong><strong>der</strong> da<br />
s<strong>in</strong>d. Dann s<strong>in</strong>d die Frauen<br />
durchschnittlich<br />
30 Jahre alt.<br />
Etwa 2/3 aller Frauen haben K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
• Diese Aussagen nehmen ke<strong>in</strong>en<br />
Bezug auf die Benachteiligungen<br />
durch g eschlechtsspezifische<br />
Berufswahl, ger<strong>in</strong>gere Bezahlung<br />
etc.<br />
Wenn kumulativ zu den regionalen Beson<strong>der</strong>heiten<br />
noch für die Chancen am<br />
Arbeitsmarkt negativ wirkende Kriterien<br />
wie mangelnde regionale und zeitliche<br />
Flexibilität, schlechte Schulbildung, fehlende<br />
Berufsabschlüsse, wenig o<strong>der</strong><br />
ke<strong>in</strong>e Berufserfahrung, Teilzeite<strong>in</strong>schränkung<br />
etc. h<strong>in</strong>zukommen, die häufig bei<br />
alle<strong>in</strong> erziehenden jungen Frauen vorlie-<br />
gen,<br />
verschlechtern sich die Arbeits-<br />
marktaussichten<br />
<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße.<br />
27<br />
Regionale Angebote für Mädchen<br />
und junge Frauen<br />
Christ<strong>in</strong>e<br />
Schramm-Spehrer, Beauftragte<br />
für<br />
Chancengleichheit, Agentur für Arbeit<br />
Gießen<br />
1. E<strong>in</strong>leitung<br />
Mädchen und junge Frauen haben bei<br />
Berufswahl und Realisierung verschiedene<br />
Aufgaben zu lösen: Sie müssen<br />
sich <strong>in</strong>formieren, Ziele f<strong>in</strong>den, sich entscheiden<br />
und versuchen, diese Entscheidung<br />
zu realisieren. Hierbei erhalten sie<br />
Unterstützung bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit:<br />
Berufsberater/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>formieren,<br />
beraten, vermitteln und för<strong>der</strong>n. Außerdem<br />
gibt es geschlechtsspezifische Angebote<br />
und spezielle Sem<strong>in</strong>are für Mäd-<br />
chen. Wichtige Personen – wie Eltern<br />
und Lehrer/-<strong>in</strong>nen – werden an den Unterstützungsmaßnahmen<br />
beteiligt.<br />
Beim (Wie<strong>der</strong>-)e<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Berufsleben<br />
für Mütter ergeben sich weitere Aufgaben,<br />
auf die Frauen sich gutvorberei- ten müssen. Sem<strong>in</strong>are zur Berufsrückkehr<br />
und beispielsweise <strong>der</strong> KOMpetenz-<br />
PASS s<strong>in</strong>d hier hilfreich.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt die Querschnittsaufgabe,<br />
öffentlich darzustellen, welche Vorteile<br />
Chancengleichheit<br />
am Ausbildungs- und<br />
Arbeitsmarkt sowie Familienfreundlichkeit<br />
<strong>in</strong> Unternehmen für die Gesellschaft<br />
haben.<br />
Um vorhandene Angebote sichtbar und<br />
nutzbar zu machen sowie neue Möglichkeiten<br />
zu erschließen, ist e<strong>in</strong>e Vernetzung<br />
notwendig. Die Beauftragten für<br />
Info 08
Chancengleichheit am Arbeitsmarkt s<strong>in</strong>d für die gesamte Klasse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangs-<br />
<strong>in</strong> Arbeitskreisen und Netzwerken<br />
orgastufe 12 <strong>der</strong> Oberstufe.<br />
nisiert und bilden das B<strong>in</strong>deglied zwi-<br />
schen den Agenturen und Externen <strong>in</strong><br />
Sachen Chancengleichheit.<br />
Angebote speziell für Mädchen:<br />
• Mädchensem<strong>in</strong>are<br />
zur<br />
und Lebenswegplanung<br />
Berufs-<br />
2. Was kann die Berufsberatung für<br />
Mädchen tun?<br />
Die Angebote <strong>der</strong><br />
Berufsberatung fü r<br />
junge Menschen<br />
• <strong>in</strong>formieren,<br />
• beraten,<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Mädchen<br />
Berufswahlsem<strong>in</strong>are für Mädchen<br />
„Was ich me<strong>in</strong>er Tochter raten<br />
würde“<br />
spezielle Angebote für Mädchen<br />
mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und<br />
• vermitteln,<br />
<strong>der</strong>en Mütter<br />
• för<strong>der</strong>n<br />
s<strong>in</strong>d geschlechtergerecht<br />
gestaltet sowie<br />
im Rahmen <strong>der</strong> planvollen Berufswahl<br />
modular nutzbar.<br />
2.1. Informieren<br />
Geschlechtergerechtigkeit beg<strong>in</strong>nt bereits<br />
bei <strong>der</strong> Information. Worte, Bil<strong>der</strong><br />
und Bezeichnungen gestalten die Vorstellung<br />
<strong>der</strong> Mädchen von für sie passenden<br />
Berufen und Karrierewegen.<br />
Daher wird bei sämtlichen Materialien<br />
auf mädchengerechte Gestaltung geachtet,<br />
beispielsweise durch Verwendung<br />
<strong>der</strong> weiblichen Berufsbezeichnung<br />
o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Verwendung von Bil<strong>der</strong>n, auf denen<br />
Mädchen <strong>in</strong> <strong>beruflichen</strong> Zusammenhängen<br />
dargestellt werden:<br />
Ergebnis e<strong>in</strong>es<br />
Sem<strong>in</strong>ars für Mädchen<br />
zur Berufsweg- und Lebenswegplanung)<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus bietet<br />
die Agentur für<br />
Arbeit Medien speziell für Mädchen an:<br />
• „Was werden:<br />
Mädchen können<br />
alles werden“<br />
2.2. Beraten<br />
Die berufliche Beratung wendet sich an<br />
Mädchen und erteilt <strong>in</strong>dividuell Auskunft<br />
zu allen Fragen <strong>der</strong> Berufswahl.<br />
• „Ran an<br />
die Maus“ - IT-Berufe für<br />
Mädchen<br />
Zur Absicherung <strong>der</strong> Eignung<br />
für e<strong>in</strong>en<br />
untypischen Beruf kann im Rahmen <strong>der</strong><br />
• Job-Lab (CD-Rom zur Berufs<br />
Beratung e<strong>in</strong>e Testung bei den Fach-<br />
wahl)<br />
diensten <strong>der</strong> Agentur e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
• Style your Future – Berufe für 2.3. Vermitteln<br />
Mädchen mit Zukunft<br />
Ausbildungsstellen stehen grundsätzlich<br />
Berufsorientierung erfolgt<br />
außerdem <strong>in</strong> Mädchen und Jungen gleichermaßen<br />
of-<br />
Form von Informationsveranstaltun- fen. Allerd<strong>in</strong>gs existieren sowohl bei den<br />
gen durch die Berater/-<strong>in</strong>nen:<br />
Mädchen als auch bei e<strong>in</strong>igen Arbeitge-<br />
allgeme<strong>in</strong>e Angebote<br />
ber/-<strong>in</strong>nen stereotype Vorstellungen be-<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Berufsorientierungen <strong>in</strong> Klasse 8,<br />
9, 10<br />
Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
Berufsorientierungsmessen.<br />
stimmte Berufe betreffend.<br />
Die Beauftragten für Chancengleichheit<br />
am Arbeitsmarkt und die Vermittler/<br />
-<strong>in</strong>nen und Berater/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Agentur<br />
für Arbeit wirken auf die Überw<strong>in</strong>dung<br />
Bereichert werden diese durch Angebote des geschlechtsspezifischen<br />
Arbeits- und<br />
mit Gen<strong>der</strong>-Aspekten, b eispielsweise e<strong>in</strong> Ausbildungsmarktes<br />
h<strong>in</strong> durch:<br />
Sem<strong>in</strong>ar „Partnerschaft, Familie,<br />
Beruf“ • Infoveranstaltungen für Arbeitge-<br />
28<br />
Info 08
er/-<strong>in</strong>nen<br />
• Projekte und Kooperationen –<br />
• Vermittlung junger Frauen <strong>in</strong><br />
„untypische“<br />
Berufsfel<strong>der</strong><br />
• Ausnutzung <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />
2.4. För<strong>der</strong>n<br />
allgeme<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>maßnahmen <strong>der</strong><br />
Agentur für Arbeit:<br />
•<br />
Beispiel: Erprobung neuer Ideen<br />
und Wege: Weg zur Teilzeit-Ausbildung<br />
ebnen durch vorhergehende<br />
Projekte<br />
Berufsausbildung <strong>in</strong> Teilzeit mit<br />
Arbeitgeber-Zuschuss o<strong>der</strong> im<br />
Rahmen Hessenprogramm<br />
„Teil-<br />
zeitausbildung für junge Mütter“<br />
• Bewerbungs-Coach<strong>in</strong>g<br />
• Vernetzung,<br />
Zusammenbr<strong>in</strong>gen<br />
• EIBE – E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Berufs- und<br />
<strong>der</strong> Akteure, Nutzen <strong>der</strong> Potenti-<br />
Arbeitswelt (Berufsvorberei<br />
ale und Programme<br />
tungsjahr)<br />
• För<strong>der</strong>ung <strong>beruflichen</strong> (Wie<strong>der</strong>-)<br />
• FAUB – Fit für<br />
Arbeit und Beruf<br />
(Berufsvorbereitung)<br />
E<strong>in</strong>stiegs<br />
• EQJ – E<strong>in</strong>stiegsqualifizierung<br />
für<br />
Jugendliche<br />
• BvB – Berufsvorbereitende <strong>Bildung</strong>smaßnahme<br />
• BaE – Berufsausbildung <strong>in</strong> außer<br />
betrieblichen E<strong>in</strong>richtungen (kooperativ<br />
und <strong>in</strong>tegrativ)<br />
• Sozialpädagogische Betreuung<br />
• abH: ausbildungsbegleitende Hilfen<br />
mädchenspezifische Angebote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Re-<br />
gion:<br />
Bereits umgesetzte Projekte werden <strong>in</strong><br />
•<br />
•<br />
•<br />
„Mach<br />
Mal Mädchenprojekt,<br />
Grünberg“<br />
Teilzeitausbildung für junge Mütter<br />
Probierwerkstätten, Projekte<br />
verschiedenen Netzwerken allen Beteiligten<br />
vorgestellt. Über Öffentlichkeitsar-<br />
beit werden erfolgreiche<br />
Projekte für an-<br />
<strong>der</strong>e Institutionen und letztlich auch für<br />
die jungen Frauen nutzbar gemacht.<br />
• Mädchensem<strong>in</strong>are <strong>der</strong> Jugendbil<br />
dungswerke und Jugendpflegen<br />
4. Partner/-<strong>in</strong>nen<br />
Berufswahl und Berufse<strong>in</strong>stieg junger<br />
Menschen hängen nicht nur von <strong>der</strong> jun-<br />
3. Projekte und Kooperationen<br />
gen Frau selbst ab; auch Eltern, Lehrer/<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Ausbildungs- -<strong>in</strong>nen, Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen<br />
und gesellsituation<br />
und ihrer Entwicklung sowie <strong>der</strong> schaftliche Normen spielen e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Beratungsbedarfe seitens <strong>der</strong> jungen Rolle bei Berufswahl und <strong>der</strong>en Reali-<br />
Frauen werden neue Projekte <strong>in</strong> den sierung.<br />
Agenturen für Arbeit <strong>in</strong>itiiert und vor-<br />
handene Angebote gen<strong>der</strong>spezifisch genutzt.<br />
Beispiele:<br />
4.1. Elternarbeit<br />
Informationen an Eltern<br />
erfolgen im<br />
Rahmen von Elternabenden und Vorträgen<br />
(Bsp. Wege nach Kl. 9 o<strong>der</strong> 10,<br />
Erweiterte Berufsorientierung: Erweitern Selbstvermarktung).<br />
des Berufswahlspektrums<br />
für Mädchen,<br />
Probierwerkstatt<br />
• Berufsorientierung im Metallbereich<br />
4.2. Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />
Um Lehrkräfte bei ihrer Aufgabe <strong>der</strong><br />
schulischen Berufsvorbereitung zu unterstützen,<br />
bietet die Agentur für Arbeit<br />
• Mädchen im Handwerk – Koope- e<strong>in</strong>e Reihe von Maßnahmen an:<br />
ration mit Kammern<br />
• Fortbildungsangebote für Leh-<br />
29<br />
Info 08
er/-<strong>in</strong>nen zu allen Themen <strong>der</strong><br />
Berufswahl<br />
• Spezielle Angebote für Lehrer/<br />
-<strong>in</strong>nen zur Berufsorientierung von<br />
Mädchen<br />
• Enge Zusammenarbeit im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Beratung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Mädchen mit Migrationsh<strong>in</strong><br />
tergrund aus dem Hauptschulbereich<br />
sowie mit Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />
und Schulsozialarbeit<br />
4.3. Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen<br />
Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen treten z.B. beim<br />
Girl’s Day als Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nen auf,<br />
um auf die beson<strong>der</strong>en Potentiale junger<br />
Frauen <strong>in</strong> gewerblich-technischen Berufen<br />
h<strong>in</strong>zuweisen.<br />
Die Agentur für Arbeit bietet <strong>in</strong>teressierten<br />
Unternehmern/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Region<br />
Informationen zu Teilzeit(-berufsausbil<br />
dung) und Familienfreundlichkeit an:<br />
• Teilzeitausbildung: Warum Mädchen<br />
von Vorteil für Ihr Unternehmen<br />
s<strong>in</strong>d<br />
• Teilzeit – E<strong>in</strong>e Chance für familienbewußte<br />
Unternehmenspolitik<br />
Konkrete Unterstützung<br />
erhalten<br />
Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen z.B. durch:<br />
• Enge Zusammenarbeit mit den<br />
Kammern, beispielsweise im<br />
•<br />
Rahmen von EQJ<br />
Beratung über För<strong>der</strong>programme<br />
speziell für Mädchen<br />
o<strong>der</strong> mit hö-<br />
heren Kostensätzen für Mädchen<br />
• Beratung von Arbeitgebern/<br />
-<strong>in</strong>nen bezüglich<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung<br />
von Mädchen<br />
• Sichtbarmachen <strong>der</strong> Vorteile<br />
familienbewusster<br />
für Betriebe<br />
Maßnahmen<br />
• Testung von Mädchen<br />
nach Eignung<br />
für gewerbliche Berufe<br />
5. Vernetzungsarbeit und Kurse<br />
5.1 Öffentlichkeitsarbeit<br />
In <strong>der</strong> öffentlichen Me<strong>in</strong>ung werden<br />
Stereotype bezüglich <strong>der</strong> geschlechtstypisierenden<br />
Berufsrolle transportiert.<br />
Daher ist es sehr wichtig, auf die Erweiterung<br />
des für Mädchen vorstellbaren<br />
Berufswahlspektrums und <strong>der</strong> Wichtigkeit<br />
e<strong>in</strong>er eigenständigen Existenzsiche-<br />
30<br />
rung für Frauen h<strong>in</strong>zuwirken. Außerdem<br />
dient Öffentlichkeitsarbeit dazu, jungen<br />
Frauen die vorhandenen Angebote nahezubr<strong>in</strong>gen.<br />
Dazu lassen sich<br />
sowohl Ver-<br />
anstaltungen wie <strong>der</strong> Girl’s Day o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Internationale Frauentag sowie Vorträge<br />
und Sem<strong>in</strong>are zur Gleichstellung nutzen.<br />
5.2. KOMpetenzPASS<br />
Das Instrument KOMpetenzPASS ist e<strong>in</strong><br />
öffentlich bekanntes Angebot an (junge)<br />
Frauen, das sie bei <strong>der</strong> Darstellung ihrer<br />
<strong>Kompetenzen</strong> unterstützt. Ziel ist das<br />
Erkennen und Sichtbarmachen von <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Familienphase erworbenen Kompeten<br />
zen.<br />
Das Ergebnis wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hessen-<br />
weit<br />
standardisierten Pass festgehalten.<br />
Sem<strong>in</strong>are zum KOMpetenzPASS erfolgen<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit Volkshochschulen.<br />
5.3. Veranstaltungsreihen<br />
Frauen fragen – wir antworten<br />
Die Agenturen für Arbeit bieten Veran-<br />
staltungen für Frauen, u.a. zu den<br />
Themen:<br />
• Ihr Weg zurück <strong>in</strong> den Beruf<br />
• Existenzgründung<br />
• Schokoladenseite zeigen<br />
• Familienkompetenzen<br />
• K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />
Info 08
5.4. Netzwerkarbeit<br />
Die Beauftragten für Chancengleichheit<br />
am Arbeitsmarkt br<strong>in</strong>gen<br />
sich <strong>in</strong> externen<br />
Netzwerken als Mitarbeitende, Referent<strong>in</strong>nen<br />
und Expert<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>:<br />
• Bündnisse für Familie<br />
• Arbeitskreise<br />
• Tagungen zur Mädchenarbeit<br />
Sie sensibilisieren <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Agen-<br />
turen für Gen<strong>der</strong>aspekte und die Vere<strong>in</strong><br />
barkeit von Familie und Beruf.<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong>nen:<br />
Helga Fuchs und Christ<strong>in</strong>e<br />
Schramm-Spehrer<br />
Agentur für Arbeit<br />
Gießen-96-<br />
Beauftragte<br />
Arbeitsmarkt<br />
Nordanlage 60<br />
35390<br />
Giessen<br />
für Chancengleichheit<br />
am<br />
Tel.<br />
0641/9393-782<br />
Fax. 0641/9393-501<br />
E- Mail: Giessen.BCA@arbeitsagentur.de<br />
31<br />
Regionale Angebote für junge Mütter<br />
aus dem SGB II Bereich<br />
Sab<strong>in</strong>e<br />
Reimers, Gesellschaft für Integ-<br />
ration und Arbeit<br />
Gießen mbH<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Das Sozialgesetzbuch II bietet stärker<br />
als bisher die Chance zu e<strong>in</strong>er Integrationsarbeit,<br />
die am Bedarf <strong>der</strong> Hilfeberechtigten<br />
orientiert ist. Im Rahmen des<br />
beschäftigungsorientierten Fallmanagements<br />
speziell für Leistungsbezieher<strong>in</strong>nen<br />
mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf sollen<br />
<strong>in</strong>dividuelle, die Integration <strong>in</strong> Arbeit<br />
o<strong>der</strong> Ausbildung hemmende Faktoren<br />
festgestellt und unter <strong>der</strong><br />
Berücksichti-<br />
gung und E<strong>in</strong>for<strong>der</strong>ung<br />
des<br />
Selbsthilfepotentials<br />
<strong>der</strong> Leistungsberechtigen Hil-<br />
fen angeboten werden.<br />
Zielsetzung<br />
Das oft erst mittel- o<strong>der</strong> langfristig erreichbare<br />
Ziel ist es, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
und persönlichen Voraussetzungen<br />
für e<strong>in</strong> erfolgreiches Bewältigen <strong>der</strong><br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt und<br />
damit e<strong>in</strong> Leben unabhängig von Transferleistungen<br />
zu schaffen. Diese Hilfen<br />
umfassen E<strong>in</strong>zelberatung und –coach<strong>in</strong>g,<br />
Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> bestehenden Unterstützungsangebote,<br />
verschiedene Maßnahmeangebote<br />
zur Heranführung anBe- schäftigungs- o<strong>der</strong> Ausbildungsfähigkeit<br />
sowie f<strong>in</strong>anzielle För<strong>der</strong>ung und Beglei-<br />
tung während e<strong>in</strong>er Ausbildung.<br />
Leistungen nach §16, SGB II<br />
• Übernahme von Bewerbungs<br />
kosten (pro Bewerbung<br />
pauschal<br />
Info 08
•<br />
5 Euro) bis maxiamal 260 Euro<br />
pro Jahr (§ 45 SGB III)<br />
Übernahme von Reisekosten zum<br />
Beratungsgespräch beim SGB II-<br />
Träger (ab 6 Euro) o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
Vorstellungsgespräch bei e<strong>in</strong>em<br />
Arbeitgeber nach vorheriger Absprache<br />
(§45 SGB III)<br />
• betriebliche Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmaßnahme<br />
(Praktikum: bis maximal zwölf<br />
Wochen) zur Eignungsfeststel-<br />
•<br />
lung mit Übernahme von Fahrtkosten,<br />
Arbeitskleidung (§48 SGB<br />
III)<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Arbeitsaufnahme<br />
durch Übernahme von Fahrtkosten<br />
zum Arbeitsantritt, befristete<br />
Übernahme bzw. Zu-<br />
schuss zu laufenden Fahrtkosten<br />
zur Arbeitsstätte (§53 SGB III)<br />
• E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungszuschüsse<br />
an Ar-<br />
beitgeber<br />
bei Arbeitsaufnahme (§<br />
218 SGB III)<br />
• Etc.<br />
Übernahme von<br />
• K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungskosten<br />
• Schuldnerberatung<br />
• psychosozialer Beratung<br />
• Suchtberatung<br />
• E<strong>in</strong>stiegsgeld<br />
nach § 29 SGB II<br />
bei Aufnahme e<strong>in</strong>er Selbständigkeit<br />
• Leistungen nach dem Altersteilzeitgesetz<br />
Die Kosten für die Punkte 1 – 4 s<strong>in</strong>d al-<br />
le<strong>in</strong> vom kommunalen Träger, dem<br />
Landkreis Gießen zu tragen.<br />
Maßnahmen und Qualifizierungen<br />
zur Berufsorientierung und Berufsvorbereitung<br />
Qualifizierung<br />
junge Frauen<br />
und Beschäftigung<br />
für<br />
(För<strong>der</strong>ung: Land Hessen, GIAG)<br />
• Jugendwerkstatt Gießen e.V.<br />
• „Mach Mal Grünberg“<br />
Nachholen des Hauptschulabschlusses<br />
• Jugendwerkstatt Gießen e.V.<br />
•<br />
(För<strong>der</strong>ung: Land Hessen, GIAG)<br />
IBS e.V. Gießen (Institut für Be-<br />
rufs- und Sozialpädagogik)<br />
Fachpraktischer E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungskurs<br />
32<br />
• Zentrum für Arbeit und Umwelt<br />
gGmbH (ZAUG)<br />
• Initiative für Jugendberufsbildung<br />
e.V. (IJB)<br />
Grundkurs Berufs- und Arbeitswelt<br />
• Jugendwerkstatt<br />
Gießen e.V.<br />
• Initiative für Jugendberufsbildung<br />
e.V. (IJB)<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aufnahme e<strong>in</strong>er<br />
Berufsausbildung<br />
• betriebliche Ausbildung<br />
mit<br />
Ausbildungskostenzuschuss<br />
den Arbeitgeber<br />
an<br />
• begleitete betriebliche Ausbildung<br />
mit Ausbildungskostenzuschuss<br />
an den Arbeitgeber und sozialpä-<br />
dagogischer Betreuung<br />
<strong>der</strong> Aus-<br />
zubildenden durch e<strong>in</strong>en Träger<br />
außerbetriebliche Ausbildung<br />
• Zentrum für Arbeit und Umwelt<br />
Gießen gGmbh<br />
• Jugendwerkstatt<br />
Gießen e.V.<br />
• Initiative für Jugendberufsbildung<br />
e.V. (IJB)<br />
Die GIAG ist sehr <strong>in</strong>teressiert an <strong>der</strong><br />
Etablierung des Teilzeitberufsausbildungsmodells<br />
als Regelausbildung, da<br />
mittels dieses Instruments besser die<br />
Bedürfnisse junger benachteiligter Mütter<br />
berücksichtigt werden können. Damit<br />
steigen die Vermittlungschancen <strong>in</strong><br />
nachhaltige<br />
und Existenz sichernde Be-<br />
schäftigung.<br />
Info 08
Round-Table<br />
Im Anschluss an die Darstellung <strong>der</strong> Befunde<br />
zur aktuellen Situation benachteiligter<br />
Zielgruppen und junger Mütter <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region Mittelhessen fand e<strong>in</strong> Round<br />
Table statt, auf dem unter Beteiligung<br />
aller anwesenden Experten und Expert<strong>in</strong>nen<br />
Perspektiven für die Erarbeitung<br />
e<strong>in</strong>er regionalen För<strong>der</strong>struktur<br />
für be-<br />
nachteiligte Zielgruppen und junge Mütter<br />
ausgelotet wurden.<br />
Die Mo<strong>der</strong>ation übernahm<br />
Angelika<br />
Puhlmann vom Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung<br />
(BIBB), Bonn.<br />
Angelika<br />
Puhlmann, Bundes<strong>in</strong>stitut für<br />
Berufsbildung Bonn<br />
Im Folgenden werden die Beiträge <strong>der</strong><br />
teilnehmenden<br />
Institutionen zusammen-<br />
gefasst wie<strong>der</strong>gegeben<br />
Elke<br />
Ehlen: IHK Gießen-Friedberg: Lei-<br />
ter<strong>in</strong> Abteilung Aus- und<br />
Weiterbildung<br />
Aufgaben <strong>der</strong> IHK<br />
Die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg<br />
ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zuständigen<br />
Stellen für die Berufsausbildung laut<br />
Berufsbildungsgesetz. Daher ist <strong>der</strong><br />
Kontakt zu Auszubildenden aller dem<br />
IHK-Bereich zugeordneten Berufe gegeben.<br />
Während <strong>der</strong> Durchführung e<strong>in</strong>er<br />
Berufsausbildung ist es Aufgabe <strong>der</strong> IHK,<br />
alle an <strong>der</strong> Ausbildung Beteiligten<br />
zu<br />
beraten und die Ausbildung zu überwachen.<br />
Umgang <strong>der</strong> IHK mit Teilzeitausbildung<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Ausbildung junger Eltern,<br />
hier vordr<strong>in</strong>glich junger Mütter, hat die<br />
33<br />
IHK Gießen-Friedberg e<strong>in</strong> starkes<br />
Interesse, die Möglichkeiten des<br />
reformierten § 8 BBiG zu kommunizieren<br />
und <strong>der</strong> Zielgruppe die relevanten<br />
Informationen zur Verfügung zu stellen.<br />
Vor <strong>der</strong> Reform des BBiGs waren die Unsicherheit<br />
bezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tragung e<strong>in</strong>es<br />
Teilzeitausbildungsverhältnisses sehr<br />
groß: Wie kann diese Form <strong>der</strong> Ausbildung<br />
realisiert werden, was muss beachtet<br />
werden?<br />
Die IHK begrüßt ausdrücklich die Tatsache,<br />
dass § 8 BBiG den Sachverhalt <strong>der</strong><br />
Teilzeitberufsausbildung und die Bed<strong>in</strong>gungen<br />
regelt. Es muss grundsätzlich e<strong>in</strong><br />
berechtigtes Interesse vorliegen. Nach<br />
Def<strong>in</strong>ition liegt dieses berechtigte Interesse<br />
bei Betreuung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, Pflege<br />
von Angehörigen, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong><br />
auch e<strong>in</strong>er schwerwiegenden Krankheit<br />
vor.<br />
Zur Zeit bestehen bei <strong>der</strong> IHK Gießen-<br />
Friedberg rund 60 Ausbildungsverhältnisse<br />
im Teilzeitbereich. F<strong>in</strong>anzielle<br />
Gründe, saisonale Schwankungen o<strong>der</strong><br />
Reduzierung <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung<br />
stellen ke<strong>in</strong> berechtigtes Interesse im<br />
S<strong>in</strong>ne des Berufsbildungsgesetzes dar.<br />
Beson<strong>der</strong>es Augenmerk <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beratung<br />
junger Mütter wird darauf gelegt, aufzuzeigen,<br />
dass nur <strong>in</strong> bestimmten Berufen<br />
e<strong>in</strong>e Teilzeitregelung s<strong>in</strong>nvoll ist. Das<br />
heißt, wenn weniger als 20-25 Ausbildungs-Wochenstunden<br />
zur Verfügung<br />
stehen, ist die Vermittlung aller relevanten<br />
Ausbildungs<strong>in</strong>halte im Betrieb<br />
kaum noch zu gewährleisten. Für den<br />
Unterricht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule müssen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel acht bis zwölf Stunden pro<br />
Woche aufgewendet werden. In <strong>der</strong> Beratung<br />
<strong>der</strong> IHK wird als Voraussetzung<br />
für e<strong>in</strong>e Berufsausbildung auf e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>deststundenzahl<br />
von 25 bis 30 Stunden<br />
pro Woche h<strong>in</strong>gewiesen. Im Regelfall ist<br />
<strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Berufsschule von <strong>der</strong><br />
Teilzeitregelung ausgenommen. Aber<br />
auch hier gibt es die Möglichkeit, Schulen<br />
zu suchen, <strong>der</strong>en Unterrichtszeiten<br />
zum<br />
Beispiel mit <strong>der</strong> Betreuung e<strong>in</strong>es<br />
K<strong>in</strong>des zu vere<strong>in</strong>baren s<strong>in</strong>d.<br />
Dr. Gerd Hackenberg,<br />
IHK Wetzlar-<br />
Dillenburg, Leiter Abteilung Aus- und<br />
Weiterbildung<br />
Die Industrie- und Handelskammern<br />
Info 08
(IHKn) vertreten als eigenverantwortliche<br />
öffentlich-rechtliche Körperschaften<br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen Selbstverwaltung<br />
das Interesse ihrer zugehörigen Unternehmen<br />
gegenüber Kommunen, Lan-<br />
desregierungen sowie Politik und Öffentlichkeit.<br />
Die IHKn Dillenburg und Wetzlar machen<br />
sich stark für flexible Lösungen, för<strong>der</strong>n<br />
die berufliche <strong>Bildung</strong> und erhöhen das<br />
Niveau <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region.<br />
Mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>heitlicher Prüfkriterien<br />
und -verfahren und mit ihren erfahrenen<br />
ehrenamtlichen Prüfern und<br />
Prüfer<strong>in</strong>nen sichern die IHKn die hohen<br />
Qualitätsstandards <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung.<br />
Durch ständige Fortentwicklung<br />
und schnelle, marktorientierte Ergänzung<br />
bestehen<strong>der</strong> sowie neuer Berufsbil<strong>der</strong><br />
und Weiterbildungskonzepte sorgen<br />
sie dafür, dass die Unternehmen auf<br />
kompetente Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen<br />
für den<br />
<strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb zurückgreifen<br />
können.<br />
Die IHKn Dillenburg und Wetzlar<br />
betreuen Auszubildende, Ausbil<strong>der</strong>/<br />
-<strong>in</strong>nen und Betriebe, pflegen Kontakte zu<br />
den zuständigen staatlichen Behörden<br />
und E<strong>in</strong>richtungen, nehmen Prüfungen<br />
ab und führen Fortbildungsveranstaltungen<br />
- Lehrgänge<br />
und Sem<strong>in</strong>are - für<br />
Unternehmer/-<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
durch.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wirken die IHKn Dillenburg<br />
und Wetzlar auf Schulen und Hochschulen<br />
e<strong>in</strong>, damit auch das staatliche<br />
<strong>Bildung</strong>ssystem wettbewerbsfähiger<br />
wird. Mit ihren <strong>Bildung</strong>s<strong>in</strong>itiativen<br />
tragen<br />
sie dazu bei, jungen Menschen e<strong>in</strong>e Zukunft<br />
zu vermitteln.<br />
Weitere Infos f<strong>in</strong>den Sie auf unserer<br />
Homepage: www.wirtschaft-lahndill.de<br />
Unsere bisherigen Erfahrungen mit Teilzeitberufsausbildung<br />
beschränken sich<br />
auf E<strong>in</strong>zelfälle (< 10). Die Zusammenar-<br />
beit mit den regionalen Akteuren war<br />
dabei stets gut.<br />
Insgesamt wurde <strong>in</strong> Abstimmung mit allen<br />
Beteiligten<br />
stets e<strong>in</strong>e für alle trag-<br />
bare und erfolgversprechende Lösung<br />
gefunden.<br />
Das BBiG sowie die Ausbildungs-Verordnungen<br />
und v. a. die schulischen Stoffverteilungspläne<br />
geben für Teilzeitberufsausbildung<br />
e<strong>in</strong>en klaren Rahmen vor.<br />
34<br />
Die Auszubildenden müssen daher auch<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er TZ-BA grundsätzlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />
se<strong>in</strong>, die Inhalte (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel) im Rahmen<br />
<strong>der</strong> regulären Ausbildungsjahre<br />
zu<br />
absolvieren. Dies erfor<strong>der</strong>t hohe Motivation<br />
und Lernbereitschaft.<br />
Als wichtiges Desi<strong>der</strong>at sehen wir die<br />
Schaffung ausreichen<strong>der</strong>, verlässlicher,<br />
ausbildungsplatznaher, ganzjähriger (!)<br />
Ganztags-Betreuungsplätze an (e<strong>in</strong>schl.<br />
Früh- und Spätangeboten), <strong>in</strong> zertifizierten<br />
E<strong>in</strong>richtungen - mit pädagogischem<br />
Konzept<br />
(und externer Evalua-<br />
tion) - für K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alter von 0 bis 14<br />
(!) Jahren.<br />
Ergänzend ist e<strong>in</strong>e umfassende sozialpädagogische<br />
Betreuung <strong>der</strong> Teilzeit-Auszubildenden<br />
sowie obligatorischer<br />
Stützunterricht<br />
vom ersten Tag (!) <strong>der</strong> Ausbildung<br />
an wünschenswert.<br />
Zusätzlich sollte e<strong>in</strong>e umfassende, obligatorische<br />
Berufs<strong>in</strong>formation und -orien-<br />
tierung<br />
ab Klasse 6/7 <strong>in</strong> den Schulen<br />
erfolgen.<br />
Wolfgang Balser, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Jugendwerkstatt e.V. Gießen<br />
Arbeitsbereiche <strong>der</strong> Jugendwerkstatt:<br />
1. Benachteiligte Jugendliche<br />
und <strong>der</strong>en<br />
Integration <strong>in</strong> Qualifizierung/Ausbildung<br />
im Rahmen des SGB II<br />
2. Brücken <strong>in</strong> den Beruf: Von <strong>der</strong> Berufsorientierung<br />
über Berufsvorbereitung zur<br />
Ausbildung<br />
Ansatzpunkte für Benachteiligung liegen<br />
sowohl <strong>in</strong> den Arbeitsmarktbed<strong>in</strong>gungen<br />
(Marktbenachteiligung) als auch <strong>in</strong> sozialen<br />
und personenbezogenen Faktoren<br />
(schulische Voraussetzungen, Sprachde-<br />
Info 08
fizite, persönlicher Entwicklungsstand,<br />
Sozialverhalten, psychische Krankheiten,<br />
sozialem H<strong>in</strong>tergrund).<br />
För<strong>der</strong>ung benachteiligter Jugendlicher<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendwerkstatt<br />
Ausgangspunkt s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen<br />
und Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Jugendlichen.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n werden die persönlichen<br />
Voraussetzungen und För<strong>der</strong>bedarfe<br />
ermittelt, Ziele für die För<strong>der</strong>ung<br />
formuliert und vere<strong>in</strong>bart sowie För<strong>der</strong>maßnahmen<br />
entwickelt (För<strong>der</strong>planung).<br />
Erster und wichtigster Ansatzpunkt ist<br />
die Stärkung <strong>der</strong> persönlichen,<br />
sozialen<br />
und <strong>beruflichen</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
ganzheitlichen Ansatz.<br />
Praxisgerechte und betriebsnahe Qualifizierung<br />
und Arbeit nach dem Produktionsschulpr<strong>in</strong>zip<br />
vermittelt Erfolgserleb<br />
nisse (Stärkenansatz) und bereitet gezielt<br />
auf Ausbildung vor.<br />
In <strong>der</strong> sozialpädagogischen Begleitung<br />
geht es um e<strong>in</strong>e Unterstützung bei <strong>der</strong><br />
Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit.<br />
Soweit möglich, ist Ausbildung das Ziel<br />
<strong>der</strong> Berufsorientierung und Berufsvorbereitung,<br />
da e<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
anerkannten Ausbildungsberuf e<strong>in</strong>e wesentliche<br />
Voraussetzung für e<strong>in</strong>e stabile<br />
Integration <strong>in</strong> Arbeit und Beruf darstellt.<br />
Außerbetriebliche Ausbildung (z.B. bei<br />
<strong>der</strong> Jugendwerkstatt und kooperierenden<br />
Beschäftigungsträgern IJB und Zaug)<br />
richtet sich an benachteiligte Jugendliche,<br />
die wegen erfor<strong>der</strong>licher <strong>in</strong>tensiver<br />
sozialpädagogischer Begleitung und/o<strong>der</strong><br />
hohem fachlichen För<strong>der</strong>bedarf e<strong>in</strong>e<br />
Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb des ersten<br />
Arbeitsmarktes nicht bewältigen können.<br />
Die hohe Erfolgsquote <strong>in</strong> <strong>der</strong> außerbetrieblichen<br />
Ausbildung <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren und die hohe Integrationsquote<br />
nach <strong>der</strong> Ausbildung (Abschlussjahrgang<br />
2006: Integrationsquote 68 %)<br />
belegen, dass über außerbetriebliche<br />
Ausbildung solche Jugendliche erfolgreich<br />
e<strong>in</strong>e Perspektive entwickeln, die<br />
sonst dazu nicht die Chance erhielten.<br />
Um <strong>in</strong> <strong>der</strong> meist stark geschlechtsspezifisch<br />
geprägten Berufswahl Kontrastpunkte<br />
zu setzen, werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendwerkstatt<br />
für junge Frauen und<br />
Männer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsorientierung und<br />
Berufsvorbereitung <strong>in</strong>nerbetriebliche<br />
Praktika <strong>in</strong> eher geschlechtsuntypischen<br />
35<br />
Arbeitsbereichen angeboten. Weiterh<strong>in</strong><br />
bieten Frauen als Anleiter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> handwerklichen<br />
Bereichen (Metall, Schre<strong>in</strong>erei,<br />
Gestaltung) Beispiele und Identifikationsfiguren<br />
für <strong>in</strong>dividuelle Orientierun-<br />
gen, die sich nicht am Stereotyp ausrichten.<br />
Durch enge Kooperation mit <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
nach SGB II – Gesellschaft<br />
für Integration und Arbeit Gießen mbH<br />
(GIAG) – sowie mit den zuständigen Institutionen<br />
des Landes (Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium,<br />
Investitionsbank Hessen)<br />
werden die För<strong>der</strong>pr<strong>in</strong>zipien des SGB II<br />
verknüpft mit den Erfahrungen und<br />
Standards <strong>der</strong> Jugendberufshilfe. Die<br />
Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel aus SGB<br />
II, des Landes und des Europäischen Sozialfonds<br />
erlaubt e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte<br />
För<strong>der</strong>ung benachteiligter Jugendlicher <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Berufsorientierung und Berufsvorbereitung.<br />
Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildung<br />
benachteiligter Jugendlicher durch die<br />
Gesellschaft für Integration und Arbeit<br />
Gießen mbH bildet e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage,<br />
um für diese Zielgruppe e<strong>in</strong>e berufliche<br />
Perspektive zu entwickeln<br />
und<br />
gleichzeitig das Potenzial an Qualifikationen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region zu erhöhen.<br />
Vere<strong>in</strong>barkeit<br />
von Berufsvorberei-<br />
tung o<strong>der</strong> Ausbildung mit Elternschaft<br />
Bisher wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendwerkstatt<br />
Berufsvorbereitung und Ausbildung nicht<br />
dezidiert als Teilzeitmodelle angeboten.<br />
Bei Bedarf wird durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuell<br />
vere<strong>in</strong>barte Arbeitszeit und – falls erfor<strong>der</strong>lich<br />
– durch Unterstützung bei <strong>der</strong><br />
Suche nach K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsplätzen<br />
auf<br />
die<br />
Situation junger Mütter (o<strong>der</strong> junger<br />
Eltern allgeme<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Stephanie<br />
Schmidt, <strong>Bildung</strong>swerk <strong>der</strong><br />
Hessischen Wirtschaft e.V.<br />
Aufgabenbereiche des BWHW:<br />
Das <strong>Bildung</strong>swerk <strong>der</strong> Hessischen Wirtschaft<br />
e.V. führt sowohl im Auftrag <strong>der</strong><br />
Gesellschaft für Integration und Arbeit,<br />
Gießen, also im SGB-II-Bereich, als auch<br />
im Auftrag <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Gießen,<br />
also im SGB-III-Bereich, Maßnahmen<br />
<strong>der</strong> Berufsorientierung,<br />
-vorbereitung und überbetrieblichen<br />
Berufsausbildung für Erwachsene ohne<br />
Info 08
abgeschlossene Berufsausbildung durch.<br />
Schwangerschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Ausbildungsprojekte<br />
kommt es immer wie<strong>der</strong> vor,<br />
dass junge<br />
Frauen schwanger werden.<br />
In solchen Fällen arbeitet <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sträger<br />
im Kreis Gießen-Friedberg gut mit<br />
<strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer zusammen,<br />
sodass <strong>in</strong> den letzen Jahren<br />
häufig e<strong>in</strong>e Teilzeitberufsausbildung<br />
möglich gemacht werde konnte. In <strong>der</strong><br />
Regel verlängerte sich dann die Gesamtausbildungsdauer<br />
auf dreie<strong>in</strong>halb o<strong>der</strong><br />
sogar auf vier Jahre, damit alle Ausbildungs<strong>in</strong>halte<br />
vermittelt werden konnten.<br />
Es gibt nur wenige Jugendliche, die sich<br />
bei e<strong>in</strong>er Schwangerschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />
sehen, die Ausbildung weiterzuführen, so<br />
zeigt die Erfahrung des <strong>Bildung</strong>swerks.<br />
In den seltensten Fällen liegt dieser Umstand<br />
dar<strong>in</strong> begründet, dass die Betreuungsmöglichkeiten<br />
für das K<strong>in</strong>d nicht gegeben<br />
wären. Das <strong>Bildung</strong>swerk <strong>der</strong><br />
Hessischen Wirtschaft e.V. unterstützt<br />
die jungen Frauen bei <strong>der</strong> Suche nach<br />
e<strong>in</strong>em Betreuungsplatz o<strong>der</strong> stellt Kontakte<br />
zu an<strong>der</strong>en Institutionen<br />
her, die <strong>in</strong><br />
dieser Frage weiterhelfen.<br />
Aber häufig wollen sich junge Frauen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> ersten Zeit nach <strong>der</strong> Geburt ausschließlich<br />
um ihr K<strong>in</strong>d kümmern und<br />
brechen deshalb die Berufsausbildung<br />
ab. Hier kollidiert das Bild <strong>der</strong> treu sorgenden<br />
und ständig verfügbaren guten<br />
Mutter mit den Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er Berufsausbildung.<br />
Die eigenen Vorstellungen<br />
und die des nahen Umfeldes zum<br />
Rollenbild <strong>der</strong> guten Mutter spielen hier<br />
e<strong>in</strong>e große Rolle; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund geschieht<br />
es häufig, dass zusätzlich die<br />
Familie Druck auf die junge Frau ausübt,<br />
damit sie ihre Berufsausbildung abbricht.<br />
E<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>stand gegen die Normen des<br />
familiären Umfeldes<br />
ist dann höchst un-<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Obwohl auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung die<br />
rechtliche Möglichkeit besteht, die Mutterschutzfristen<br />
<strong>in</strong> Anspruch zu nehmen<br />
und im Anschluss daran Elternzeit zu beantragen,<br />
nehmen dies nur wenige <strong>der</strong><br />
jungen Frauen wahr, son<strong>der</strong>n<br />
kündigen<br />
ihren Ausbildungsvertrag.<br />
36<br />
Aktuelle Situation<br />
Momentan ist e<strong>in</strong>e junge Mutter beim<br />
<strong>Bildung</strong>swerk <strong>in</strong> Ausbildung. Ihr K<strong>in</strong>d ist<br />
mittlerweile e<strong>in</strong> Jahr alt; die junge Frau<br />
wird ihre Ausbildung zum Herbst wie<strong>der</strong><br />
aufnehmen. In diesem Fall bildet e<strong>in</strong><br />
gutes familiäres Unterstützungsnetzwerk<br />
den tragfähigen H<strong>in</strong>tergrund für das<br />
Vorhaben <strong>der</strong> Berufsausbildung mit K<strong>in</strong>d.<br />
Sowohl die Eltern als auch <strong>der</strong> Ehemann<br />
<strong>der</strong> jungen Frau s<strong>in</strong>d bereit, die Belastungen<br />
<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit von Berufsausbildung<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung mit<br />
zu tragen.<br />
Hier zeigt sich wie<strong>der</strong>, dass alle<strong>in</strong>ige<br />
Maßnahmen seitens <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sträger<br />
nicht greifen, wenn das soziale Umfeld<br />
<strong>der</strong> Betroffenen nicht <strong>in</strong> gleicher Weise<br />
unterstützend mitarbeitet. Die Bedeutung<br />
dieser <strong>in</strong>formellen, privaten Netzwerke<br />
wird beson<strong>der</strong>s deutlich, wenn<br />
sich e<strong>in</strong>e junge Frau auf e<strong>in</strong> funktionierendes<br />
Netz verlassen kann und die Berufsausbildung<br />
trotz Doppelbelastung<br />
gel<strong>in</strong>gt. In <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussnahme des privaten<br />
Umfeldes wird ebenfalls die Wirkmächtigkeit<br />
gesellschaftlicher Rollenbil<strong>der</strong><br />
deutlich. Das Bild <strong>der</strong> guten Mutter<br />
steht <strong>in</strong> Deutschland immer noch e<strong>in</strong>er<br />
existenzsichernden<br />
Berufstätigkeit ent-<br />
gegen.<br />
Charlotte Schmidt-Lack, Nad<strong>in</strong>e Korell,<br />
Internationaler<br />
Bund Mittelhessen<br />
Wetzlar<br />
Kurzdarstellung<br />
Bund (IB)<br />
Internationaler<br />
Seit vielen Jahren besteht beim IB<br />
Wetzlar e<strong>in</strong> Angebot für benachteiligte<br />
Jugendliche zur Berufsausbildung, <strong>in</strong>sbe-<br />
Info 08
son<strong>der</strong>e für Jugendliche, die ohne e<strong>in</strong>e<br />
För<strong>der</strong>ung ke<strong>in</strong>en geeigneten Ausbildungsplatz<br />
und Betrieb gefunden hätten<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />
nicht durchhalten<br />
bzw. erfolgreich e<strong>in</strong>e Abschlussprüfung<br />
ablegen könnten.<br />
Aufgrund dieser langjährigen Erfahrung<br />
mit benachteiligten jugendlichen Auszubildenden<br />
und e<strong>in</strong>er kooperativen Form<br />
<strong>der</strong> Zusammenarbeit mit Betrieben, Berufsschulen,<br />
dem Arbeitsamt und Kammern<br />
kann <strong>der</strong> IB auf entsprechende<br />
Qualifikationen und Handlungskompetenzen<br />
sowie auf<br />
sozialpädagogische An-<br />
sätze im Umgang mit <strong>der</strong> Zielgruppe<br />
zurückgreifen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kann <strong>der</strong> Internationale<br />
Bund <strong>in</strong> Wetzlar<br />
aus vielfältigen Erfah-<br />
rungen im Bereich <strong>der</strong> Jugendberufshilfe<br />
schöpfen:<br />
• Beratung und begleitende Hilfen<br />
für E<strong>in</strong>zelne und Gruppen<br />
• Unterstützung im Umgang mit<br />
Ämtern, Schulen und Betrieben<br />
• Sprachkurse<br />
für Migranten/-<strong>in</strong>nen<br />
• Ausbildung <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
Betrieben<br />
• Sem<strong>in</strong>are, Freizeiten und <strong>in</strong>ternationaler<br />
Jugendaustausch<br />
• Beratung und Betreuung für<br />
•<br />
Migranten/-<strong>in</strong>nen<br />
Beschäftigung und Qualifizierung<br />
für diverse Zielgruppen<br />
E<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Schwerpunkt<br />
bildet die<br />
Jugendberufshilfe für Mädchen und junge<br />
Frauen mit den Angeboten:<br />
• <strong>Bildung</strong>s- und Freizeitangebote<br />
•<br />
für Mädchen und junge Frauen<br />
Beschäftigung<br />
und Qualifizierung<br />
• Berufsorientierung/Berufsvorbereitung<br />
• Beratungsstelle für Mädchen und<br />
junge Frauen am Übergang<br />
Schule/Beruf<br />
Zielgruppe <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> erziehenden<br />
jungen Frauen<br />
Die Zielgruppe besteht aus alle<strong>in</strong> erziehenden<br />
jungen Müttern, vorwiegend im<br />
SGB II-Bezug, die höchstens 27 Jahre alt<br />
s<strong>in</strong>d und ke<strong>in</strong>e Berufsausbildung abgeschlossen<br />
haben. Die Frauen haben <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss,<br />
wenige s<strong>in</strong>d anfangs berufsorientiert, die<br />
37<br />
meisten s<strong>in</strong>d sich noch unschlüssig, für<br />
welchen Ausbildungsberuf sie geeignet<br />
s<strong>in</strong>d. Die Ausbildung<br />
kann <strong>in</strong> Vollzeit<br />
o<strong>der</strong> Teilzeit absolviert werden.<br />
Zielsetzung<br />
Ziel ist es zunächst, die Auszubildenden<br />
bei <strong>der</strong> Aufnahme e<strong>in</strong>er betrieblichen<br />
Ausbildung und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten<br />
Berufsfeldes<br />
und nachfolgend ei-<br />
nes entsprechenden Betriebs zu unterstützen.<br />
Lei<strong>der</strong> ist die Bereitschaft <strong>der</strong> heimischen<br />
Wirtschaft, junge alle<strong>in</strong> erziehende<br />
Frauen <strong>in</strong> Teilzeit auszubilden nur sehr<br />
ger<strong>in</strong>g. Oft wird befürchtet, dass erhebliche<br />
Fehlzeiten und mangelhafte Motivation<br />
über den Zeitraum <strong>der</strong> Ausbildung<br />
auftreten. Kritischen Betrachtungen<br />
aus-<br />
gesetzt ist ebenfalls die reduzierte Wochenarbeitszeit<br />
im Betrieb.<br />
Die Betriebe, die sich zu e<strong>in</strong>er Teilzeitausbildung<br />
bereit erklärt haben, konnten<br />
feststellen, dass die jungen Frauen –<br />
entgegen den bestehenden Vorurteilen<br />
–<br />
gute soziale <strong>Kompetenzen</strong> und Schlüsselqualifikationen<br />
besitzen.<br />
Der erfolgreiche Abschluss e<strong>in</strong>er <strong>beruflichen</strong><br />
Erstausbildung ist unter an<strong>der</strong>em<br />
dadurch begründet, dass die alle<strong>in</strong> erziehenden<br />
jungen Frauen während <strong>der</strong> gesamten<br />
Ausbildungszeit <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung und bei auftretenden<br />
persönlichen o<strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
Problemen<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Programms sozialpädagogisch<br />
betreut werden.<br />
Durch regelmäßige Gruppentreffen f<strong>in</strong>det<br />
e<strong>in</strong> reger Austausch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> statt,<br />
d.h. die Frauen werden zu Expert<strong>in</strong>nen<br />
und helfen bzw. unterstützen<br />
sich ge-<br />
genseitig, <strong>in</strong>dem sie ihre eigenen Erfahrungen<br />
weiter geben.<br />
Das Selbstwertgefühl und die Eigenverantwortlichkeit<br />
für e<strong>in</strong>e selbstbestimmte<br />
Lebensplanung werden gestärkt, und <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Berufsleben wird ermöglicht.<br />
Dabei werden die Potentiale <strong>der</strong> jungen<br />
Frauen<br />
(z. B. Organisationstalent, Be-<br />
lastbarkeit,<br />
Sozialkompetenz) geför<strong>der</strong>t.<br />
Info 08
Bodo Kester, Henner Konrad, Haus<br />
am Kirschberg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trägerschaft<br />
von<br />
„Hilfe<br />
für das verlassene K<strong>in</strong>d e.V.“.,<br />
Lauterbach, pädagogische Leitung<br />
Sozialpädagogisch<br />
orientierte Be-<br />
rufsausbildung und Berufsvorbereitung<br />
Das Haus am Kirschberg wurde 1972<br />
gegründet und<br />
betreut <strong>der</strong>zeit als E<strong>in</strong>-<br />
richtung <strong>der</strong> Jugendhilfe ca. 100 junge<br />
Menschen.<br />
Die Arbeit mit Mutter und K<strong>in</strong>d steht im<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> Aktivitäten des Trägervere<strong>in</strong>s,<br />
<strong>in</strong> dessen Rahmen das „Haus<br />
am Kirschberg“ jugendlichen Schwangeren<br />
sowie jungen Müttern und ihren<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Wohnmöglichkeit und sozialpädagogische<br />
Betreuung bietet. In <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>richtung werden auch Mädchen und<br />
junge Frauen mit belastenden<br />
Lebens-<br />
erfahrungen, z.B. Gewalterfahrungen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Familie, betreut.<br />
Die Entwicklung e<strong>in</strong>er tragfähigen Lebensperspektive<br />
für die im „Haus am<br />
Kirschberg“ betreuten Mädchen<br />
und<br />
Mütter schließt geeignete Angebote zur<br />
<strong>beruflichen</strong> Qualifizierung e<strong>in</strong>.<br />
Daher betreibt <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrationstherapeutische<br />
Ausbildungsstätte zur<br />
Berufsvorbereitung und -ausbildung.<br />
Hier werden Mädchen und junge Frauen<br />
<strong>in</strong> ihrer <strong>beruflichen</strong> Qualifizierung durch<br />
sozialpädagogisch konzipierte Angebote<br />
geför<strong>der</strong>t. Ausbildungsabschlüsse können<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Hauswirtschaft,<br />
Modeschnei<strong>der</strong>ei, Gartenbau und Verwaltung<br />
sowie <strong>in</strong> Kooperation mit gewerblichen<br />
Betrieben erworben werden.<br />
Weiterh<strong>in</strong> unterhält <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> vollbetreute<br />
Außenwohnungen und bietet betreutes<br />
Wohnen für Jugendliche und<br />
junge Erwachsene. Darüber h<strong>in</strong>aus betreibt<br />
das „Haus am Kirschberg“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Trägerverbund e<strong>in</strong>e Beratungsstelle, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Schülern/-<strong>in</strong>nen und arbeitslosen Jugendlichen<br />
berufliche Perspektiven eröffnet<br />
werden sollen sowie drei Tagesgruppen<br />
für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche im<br />
Schulalter mit <strong>in</strong>tensivem pädagogischen<br />
För<strong>der</strong>bedarf. E<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit<br />
f<strong>in</strong>det unter an<strong>der</strong>em mit dem Landesjugendamt<br />
Hessen, dem Jugendamt<br />
des Vogelsbergkreises,<br />
<strong>der</strong> Agentur für<br />
Arbeit und <strong>der</strong> Kommunalen Vermitt-<br />
38<br />
lungsagentur statt.<br />
Die dem „Haus am Kirschberg“ angeglie<strong>der</strong>te<br />
<strong>in</strong>tegrationstherapeutische Ausbildungsstätte<br />
(ITA) verwirklicht diese Zielsetzung<br />
<strong>der</strong> Berufsvorbereitung und<br />
-ausbildung unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Probleme benachteiligter<br />
Jugendlicher<br />
und steht auch benachtei-<br />
ligten jungen Menschen aus <strong>der</strong> Region<br />
offen.<br />
Die im Haus am Kirschberg angebotenen<br />
e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>ternen Berufsvorbereitungs-<br />
und Berufsausbildungsgänge s<strong>in</strong>d<br />
sozialpädagogisch orientiert. Neben <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>ternen Berufsvorbereitung<br />
und -ausbildung f<strong>in</strong>det mit Betrieben<br />
<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region Berufsvorbereitung und<br />
-ausbildung <strong>in</strong> Kooperation statt.<br />
Gruppe <strong>der</strong> Adressaten/-<strong>in</strong>nen<br />
Die Auszubildenden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
durch mehrere Faktoren persönlicher<br />
und sozialer Benachteiligung<br />
gekenn-<br />
zeichnet, die sich gegenseitig bed<strong>in</strong>gen<br />
und<br />
verstärken:<br />
• verm<strong>in</strong><strong>der</strong>tes kognitives Leis-<br />
tungsvermögen<br />
nach meist wenig<br />
erfolgreich verlaufener Schulzeit<br />
• tiefgreifende<br />
Kenntnislücken <strong>in</strong><br />
•<br />
Kulturtechniken und Allgeme<strong>in</strong>wissen<br />
ger<strong>in</strong>ge Leistungsmotivation, ger<strong>in</strong>ges<br />
Durchhaltevermögen<br />
• Konzentrationsschwächen<br />
-störungen<br />
und<br />
• Verhaltensauffälligkeiten und<br />
-störungen <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />
•<br />
Intensität und Ausprägung<br />
psychische Labilität, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />
jugendpsychiatrische<br />
Erkrankun-<br />
gen, psychosomatische Krank-<br />
•<br />
heitsanfälligkeit<br />
bei Migrant<strong>in</strong>nen kulturelle Diffusion<br />
und Ausgrenzung mit<br />
•<br />
schwerwiegenden<br />
Folgen für die<br />
persönliche und familiäre Situation<br />
Benachteiligung auf dem Ausbildungsmarkt<br />
als Bewerber<strong>in</strong> bzw.<br />
alle<strong>in</strong> erziehende Mutter<br />
In <strong>der</strong> Regel treffen mehrere dieser<br />
Faktoren <strong>in</strong> unterschiedlicher Gewichtung<br />
zusammen und verdichten sich zu <strong>in</strong>dividuellen<br />
Formen psychosozialer Benach-<br />
Info 08
teiligung. Die betroffenen Jugendlichen<br />
s<strong>in</strong>d noch nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, den <strong>in</strong> gewerblichen<br />
Ausbildungsbetrieben gestellten<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an Leistungsvermögen,<br />
sozialen und persönlichen Arbeitstugenden<br />
und Kont<strong>in</strong>uität zu entsprechen.<br />
Sozialpädagogische Orientierung<br />
Die Berufsausbildung ist sozialpädago-<br />
gisch ausgerichtet und verknüpft verschiedene<br />
ausbil<strong>der</strong>ische Teilfunktionen<br />
<strong>in</strong> ganzheitlich erlebbarer Ausprägung:<br />
• praktische Berufsausbildung mit<br />
<strong>in</strong>tensiver E<strong>in</strong>zelanleitung und<br />
•<br />
teilweiser<br />
Projektorientierung<br />
theoretische För<strong>der</strong>ung durch <strong>in</strong>tegrierten<br />
Unterricht und Fachkunde<br />
• sozialpädagogische<br />
Stützung, Be-<br />
gleitung und Motivierung<br />
durch<br />
<strong>in</strong>dividuelle und gruppenbezogene<br />
Angebote<br />
Ausbildungsbereiche<br />
Die Kenntnisse<br />
und Fertigkeiten werden<br />
gemäß den Ausbildungsordnungen für<br />
folgende Berufe <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>richtung ver-<br />
mittelt:<br />
• Gärtner<strong>in</strong> (Zierpflanzenbau)<br />
• Modenäher<strong>in</strong><br />
• Modeschnei<strong>der</strong><strong>in</strong><br />
• Städtische Hauswirtschafter<strong>in</strong><br />
• Helfer<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauswirtschaft (§<br />
48 BBiG)<br />
• Bürokauffrau<br />
• Kauffrau<br />
für Bürokommunikation<br />
• weitere Ausbildungsberufe <strong>in</strong> den<br />
Kooperationsbetrieben<br />
gion.<br />
<strong>der</strong> Re-<br />
Die praktische Ausbildung ist <strong>in</strong> den Gesamtablauf<br />
<strong>der</strong> trägereigenen E<strong>in</strong>rich-<br />
tungsteile so <strong>in</strong>tegriert, dass e<strong>in</strong>e realistische<br />
wird.<br />
Arbeitsatmosphäre vermittelt<br />
Die Ausbildung <strong>in</strong> den mit dem Haus<br />
am<br />
Kirschberg kooperierenden Betrieben<br />
f<strong>in</strong>det im praktischen Teil <strong>in</strong> den Betrieben<br />
statt.<br />
Mütter haben die Möglichkeit, ihre<br />
Ausbildung ihren <strong>in</strong>dividuellen<br />
Bedürfnissen entsprechend <strong>in</strong><br />
Teilzeitform zu absolvieren. Hierzu ist es<br />
wichtig, e<strong>in</strong>e gute, <strong>der</strong><br />
39<br />
Ausbildungssituation angepasste<br />
Betreuung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> sicher zu stellen,<br />
die <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>ternen<br />
Krippenbetreuung stattf<strong>in</strong>det.<br />
Strukturierung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
Neben <strong>in</strong>tensiver <strong>in</strong>dividueller<br />
Anleitung<br />
kommt <strong>der</strong> Arbeitsprojektmethode und<br />
gruppenbezogenen Vermittlungsformen<br />
beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu.<br />
Stützunterricht wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nach Leistungsniveaus<br />
differenzierten Kle<strong>in</strong>stgruppensystem<br />
erteilt. Das Schwergewicht<br />
liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf Fachrechnen<br />
und Deutsch, da hier die größten Kenntnislücken<br />
anzutreffen<br />
s<strong>in</strong>d. Es hat sich<br />
als günstig erwiesen, die Inhalte des<br />
Berufsschulunterrichts zu wie<strong>der</strong>holen<br />
und zu vertiefen.<br />
Unterricht <strong>in</strong> Fachkunde ergibt sich aus<br />
<strong>der</strong> Notwendigkeit, den entsprechenden<br />
Lernstoff <strong>der</strong> Berufsschule aufzuarbeiten<br />
und zu vertiefen, da die Auszubildenden<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule zunächst nicht immer<br />
adäquat mitarbeiten können. Der Fachkundeunterricht<br />
ist nach Ausbildungsjahren<br />
differenziert und wird<br />
vor Prüfungen<br />
ausgeweitet. Die Vermittlung <strong>der</strong><br />
Fachkunde orientiert sich am praktischen<br />
Ablauf <strong>der</strong> Arbeitsgänge.<br />
Die sozialpädagogischen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter begleiten und stützen die<br />
Auszubildenden im persönlichen und<br />
gruppenbezogenen Bereich. Die Sozialpädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />
bearbeiten unter E<strong>in</strong>beziehung<br />
<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen mit allen<br />
Auszubildenden arbeitsbezogene Probleme,<br />
Gruppenkonflikte und steuern die<br />
während <strong>der</strong> Arbeitszeit ablaufenden<br />
gruppendynamischen Prozesse. Die oft<br />
gravierenden und den Ausbildungserfolg<br />
erheblich bee<strong>in</strong>flussenden persönlichen<br />
Probleme <strong>der</strong> Auszubildenden werden <strong>in</strong><br />
engem Austausch mit den sozialpädagogischen<br />
Teams <strong>der</strong> Betreuungsbereiche<br />
bearbeitet. In <strong>der</strong> Begleitung <strong>der</strong> Auszu-<br />
bildenden <strong>in</strong> den Kooperationsbetrieben<br />
f<strong>in</strong>det auch Beratung und Hilfestellung<br />
<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Betriebe statt.<br />
Die an <strong>der</strong> Ausbildung beteiligten Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen,<br />
Lehrer/-<strong>in</strong>nen und Sozialpädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />
arbeiten als Team, um<br />
die beschriebenen Teilfunktionen zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Hierzu f<strong>in</strong>den Arbeitsbesprechungen<br />
mit strukturiertem Verlauf statt,<br />
um geeignete Vorgehensweisen abzu-<br />
Info 08
stimmen und geme<strong>in</strong>same Planungen zu<br />
entwickeln.<br />
Praktika werden von den <strong>in</strong>ternen Auszubildenden<br />
<strong>in</strong> gewerblichen Betrieben<br />
<strong>der</strong> Region regelmäßig durchgeführt, um<br />
zusätzliche Erfahrungen zu ermöglichen,<br />
Spezialkenntnisse zu vermitteln und den<br />
späteren Übergang <strong>in</strong> feste Beschäftigungsverhältnisse<br />
vorzubereiten.<br />
Die Praktika erfolgen strukturiert mit<br />
Vorbereitung, Besuchen am Praktikumsplatz<br />
und geme<strong>in</strong>samer Auswertung.<br />
Sehr oft gel<strong>in</strong>gt es auf dieser<br />
Grundlage, die jungen Menschen nach<br />
erfolgreichem Ausbildungsabschluss direkt<br />
<strong>in</strong> feste Beschäftigungsverhältnisse<br />
zu vermitteln.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wird beson<strong>der</strong>er Wert<br />
auf die Zusammenarbeit mit<br />
weiteren<br />
Stellen gelegt:<br />
• Berufsschule (Erfahrungs- und<br />
Lehrstoffaustausch)<br />
• Prüfungskommissionen (Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen)<br />
• Industrie- und Handelskammer<br />
bzw. Hessisches Landesamt<br />
(Ausbildungsberatung)<br />
• Arbeitsamt (Berufsberatung)<br />
Alle Ausbildungsgänge führen zu anerkannten<br />
Abschlüssen gemäß dem BBiG.<br />
Über die eigene E<strong>in</strong>richtung h<strong>in</strong>aus engagiert<br />
sich das „Haus am Kirschberg“ <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> regionalen Jugendberufshilfe und<br />
dort mit<strong>in</strong>itiierten Kooperations- und<br />
Vernetzungsprojekten, um die Situation<br />
arbeits- und ausbildungssuchen<strong>der</strong> junger<br />
Menschen zu verbessern und ent-<br />
sprechende Hilfen zu sichern<br />
und auszubauen.<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Berufsvorbereitung<br />
Die Maßnahmen dienen<br />
1. <strong>der</strong> Orientierung über Ausbildungsmöglichkeiten<br />
für Mädchen, die noch<br />
ke<strong>in</strong>e konkreten Vorstellungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />
e<strong>in</strong>er Berufsausbildung entwickelt<br />
haben und zunächst unterschiedliche Arbeitsfel<strong>der</strong><br />
kennen lernen möchten. Innerhalb<br />
e<strong>in</strong>es Gesamtzeitraumes durchlaufen<br />
die Jugendlichen die verschiedenen<br />
Ausbildungsbereiche des Hauses am<br />
Kirschberg und lernen hier exemplarisch<br />
grundlegende Arbeits<strong>in</strong>halte des jeweiligen<br />
Berufsfeldes kennen. Die Auswer-<br />
tung <strong>der</strong> Maßnahme erfasst Interessen<br />
40<br />
und Präferenzen und fließt <strong>in</strong> die berufliche<br />
Perspektivplanung e<strong>in</strong>.<br />
2. <strong>der</strong> gezielten Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e<br />
bereits fest angestrebte Berufsausbildung.<br />
Die Berufsvorbereitung stabilisiert<br />
Leistungsfähigkeit und Motivation und<br />
schließt (auch unter E<strong>in</strong>bezug<br />
des Lehrers/<strong>der</strong><br />
Lehrer<strong>in</strong>) schulische Kenntnislücken<br />
zur Ermöglichung des späteren E<strong>in</strong>stiegs<br />
<strong>in</strong> die Berufsschule.<br />
3. <strong>der</strong> grundsätzlichen Herstellung <strong>der</strong><br />
Ausbildungsfähigkeit durch Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />
Arbeitsfähigkeit <strong>in</strong> Arbeitsprojekten,<br />
durch Entwicklung von Selbstwertgefühl<br />
und Leistungsmotivation. Es werden basale<br />
<strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> den von den Jugendlichen<br />
bevorzugten Berufsfel<strong>der</strong>n<br />
geför<strong>der</strong>t und schulische Kenntnislücken,<br />
die e<strong>in</strong>en Berufschulbesuch noch nicht<br />
ermöglichen, bearbeitet.<br />
Jedes Sett<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong>dividuell zwischen<br />
Jugendlicher, Bereichsanleitung, pädagogischer<br />
Bezugsbetreuung und Ausbildungsleitung<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Hilfeplanung<br />
vere<strong>in</strong>bart und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vertrag<br />
festgehalten. Während <strong>der</strong> Maßnahme<br />
erfolgen regelmäßige Feedbackund<br />
Auswertungsgespräche. Die Maß-<br />
nahme wird dokumentiert,<br />
die Ergeb-<br />
nisse fließen <strong>in</strong> die weitere Hilfeplanung<br />
e<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> För<strong>der</strong>ung und Qualifizierung<br />
junger alle<strong>in</strong> erziehen<strong>der</strong> Mütter<br />
ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Qualität und Stabilität<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung <strong>in</strong> den Arbeitsund<br />
Ausbildungszeiten bedeutsam. Dies<br />
wird für <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung betreute<br />
junge Mütter durch die angeschlossene<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe sichergestellt, die ihre Öffnungszeiten<br />
auch an den Ausbildungserfor<strong>der</strong>nissen<br />
orientiert und zuverlässig<br />
zur Verfügung steht. Die <strong>in</strong>frastrukturellen<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung (wie<br />
Transportdienste, Versorgung, Betreuung)<br />
können nach <strong>in</strong>dividuellen Erfor<strong>der</strong>nissen<br />
herangezogen werden. Die beson<strong>der</strong>e<br />
Belastung <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> erziehenden<br />
jungen Frauen mit ihren Rollen als Mütter<br />
und Auszubildende macht es im Interesse<br />
des Durchhaltens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifizierung<br />
erfor<strong>der</strong>lich, Überlastungssituationen<br />
abfe<strong>der</strong>n zu können. Hier s<strong>in</strong>d neben<br />
dem „K<strong>in</strong><strong>der</strong>notdienst“ des Hauses<br />
am Kirschberg, <strong>der</strong> <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Situationen<br />
befristete Übernahmen <strong>der</strong> K<strong>in</strong>-<br />
Info 08
<strong>der</strong>betreuung ermöglicht, sozialpädago- • Verpackungspolster<br />
gische<br />
Begleitung und Teilzeitausbildung<br />
sowie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>planung<br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
• WfbM-Shop<br />
In allen Werkstätten wird e<strong>in</strong>e zweijäh-<br />
rige Berufsbildung als Grund- und Aufbaukurs<br />
angeboten<br />
mit folgenden Lern-<br />
Maren Müller-Erichsen, Lebenshilfe<br />
fel<strong>der</strong>n:<br />
Kreisvere<strong>in</strong>igung Gießen e.V., Aufsichts<br />
ratsvorsitzende<br />
• Lernfeld I<br />
material<br />
Didaktisches Lern-<br />
• Lernfeld II Handwerkliche<br />
Arbeitsbereiche <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />
Grundfertigkeiten (Holz, Metall,<br />
Die Lebenshilfe für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />
Kreisvere<strong>in</strong>igung Gießen e.V., ist<br />
Textil, Ton, Papier, Gartenpflege,<br />
Hauswirtschaft)<br />
Träger von fünf Werkstätten für Men- • Lernfeld III Montagearbeiten<br />
schen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung mit ca. 600 Plätzen.<br />
• Lernfeld IV Lebenspraktischer<br />
und sozialer Bereich<br />
Die Limeswerkstatt <strong>in</strong> Pohlheim-Garbenteich<br />
hat 240 Plätze für Menschen<br />
mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vornehmsten Aufgaben <strong>der</strong><br />
Werkstätten für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
ist es, Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
Die Werkstatt <strong>in</strong> Lollar (WeLo) hat 138 den Übergang auf den allgeme<strong>in</strong>en<br />
Ar-<br />
Plätze für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong>- beitsmarkt mit Hilfe geeigneter Maß<strong>der</strong>ung.nahmen<br />
zu ermöglichen bzw. sie zu be-<br />
Die Integ-Mechanik <strong>in</strong> Reiskirchen hat 45 gleiten (§ 136 (1), SGB IX).<br />
Plätze für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong>- Zur Umsetzung dieses Auftrages haben<br />
<strong>der</strong>ung.<br />
die Werkstätten <strong>der</strong> Lebenshilfe Gießen<br />
Die Reha-Mitte<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Siemensstrasse <strong>in</strong><br />
Gießen hat 120 Plätze für chronisch<br />
kranke und psychisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen.<br />
Die Reha-West<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Robert-Bosch-<br />
Strasse <strong>in</strong> Gießen hat 50 Plätze für chronisch<br />
kranke und psychisch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
Menschen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> unterhält die Lebenshilfe Gießen<br />
drei Tagesför<strong>der</strong>stätten <strong>in</strong> Pohlheim-<br />
Garbenteich und Lollar mit <strong>in</strong>sgesamt 84<br />
Plätzen für Menschen mit schwerer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />
die nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> WfbM<br />
aufge-<br />
mit <strong>der</strong> Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
(LAG) Werkstätten für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen<strong>in</strong><br />
Hessen, <strong>in</strong> Absprache mit dem<br />
Leistungsträger, vor ca. vier Jahren die<br />
Agentur für Angepasste Arbeit gegründet.<br />
Die Lebenshilfe Gießen hat dieses Konzept<br />
aufgegriffen und bietet den Mensche<br />
n mit<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />
Maßnahmen an, um außerhalb<br />
<strong>der</strong> Werk-<br />
stätten tätig zu werden. Dieses geschieht<br />
z.B. <strong>in</strong> Form von<br />
• Praktika,<br />
nommen werden konnten.<br />
• Qualifizierungsmaßnahmen o<strong>der</strong><br />
Das Leistungsspektrum<br />
<strong>der</strong> Werkstätten • Außenarbeitsplätzen.<br />
hat folgende Arbeitsbereiche:<br />
Das Ziel ist <strong>der</strong> reguläre Arbeitsvertrag<br />
• Montage- und Verpackungsser<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Wirtschaft, was verständli<br />
vice<br />
cherweise heute noch selten <strong>der</strong> Fall ist.<br />
• Metall- und Kunststoffbearbei- Die Lebenshilfe Gießen bietet weiterh<strong>in</strong><br />
tung<br />
mit erfahrenen<br />
Mitarbeitern/-<strong>in</strong>nen an:<br />
• Schre<strong>in</strong>erei<br />
• E<strong>in</strong>e Integrationsbetreuung (IB),<br />
• Garten- und Landschaftspflege<br />
• das Arbeiten im Verbund (AiV)<br />
• Cater<strong>in</strong>g<br />
und<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Wäscherei<br />
Siebdruck und Werbetechnik<br />
Bürodienstleistungen<br />
Aktenvernichtung<br />
• den Fachdienst für Berufliche Integration<br />
(FBI).<br />
Letzterer bildet zusammen mit den beiden<br />
Trägern des Integrationsfachdiens<br />
tes Profile gGmbH und dem För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong><br />
41<br />
Info 08
für seelische Gesundheit e.V. das Integrationsfachdienst<br />
Team Gießen (IFD).<br />
Ziel für die Zukunft ist es, e<strong>in</strong>erseits den<br />
Berufsbildungsbereich mit e<strong>in</strong>em neuen<br />
Konzept an e<strong>in</strong>em Standort zu konzentrieren<br />
und an<strong>der</strong>erseits den Berufsbildungsbereich<br />
auch außerhalb <strong>der</strong> WfbM,<br />
<strong>in</strong> Betrieben des<br />
allgeme<strong>in</strong>en Arbeitsmarktes,<br />
anzubieten. Hier bietet es sich<br />
an, das persönliche Budget (§ 17, SGB<br />
IX) zu nutzen.<br />
Da es schon seit Jahren die Möglichkeit<br />
gibt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> WfbM<br />
e<strong>in</strong>e Teilzeitarbeit an-<br />
zunehmen,<br />
wollen wir uns auch darum<br />
bemühen, e<strong>in</strong>e Teilzeitberufsausbildung<br />
durchzusetzen.<br />
Ingeborg Denn<strong>in</strong>ghoff, Käthe-Kollwitz-<br />
Schule, Wetzlar,<br />
Schulleitung<br />
Arbeitsgebiet <strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-<br />
Schule<br />
Die Käthe-Kollwitz-Schule ist e<strong>in</strong>e berufliche<br />
Schule <strong>in</strong> Wetzlar mit etwa 1550<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern; vor allem<br />
Mädchen. Im gesamten Schulzentrum<br />
werden mehr als 4000 Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler beschult. Zum breiten <strong>Bildung</strong>sangebot<br />
<strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-Schule gehören<br />
auch Unterrichtskonzepte für Menschen<br />
mit geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen:<br />
Schülern und Schüler<strong>in</strong>nen aus Werkstätten<br />
für Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te im Bereich Ernährung<br />
und Hauswirtschaft werden an<br />
<strong>der</strong> Schule unterrichtet. In diesem Bereich<br />
bestehen an <strong>der</strong> Käthe-Kollwitz-<br />
Schule Möglichkeiten, speziellen, lerngruppenspezifischen<br />
Unterricht unter<br />
E<strong>in</strong>beziehung von Son<strong>der</strong>pädagog<strong>in</strong>nen<br />
o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>pädagogen anzubieten. Für<br />
geson<strong>der</strong>te För<strong>der</strong>angebote bei Schwan<br />
gerschaft und Mutterschaft s<strong>in</strong>d<br />
die<br />
Werkstätten, quasi als „dualer Partner“,<br />
für e<strong>in</strong>e gezielte För<strong>der</strong>ung zuständig.<br />
Mutterschaft und Ausbildung<br />
Die Käthe-Kollwitz-Schule stellt e<strong>in</strong><br />
Schulsystem dar, das – vere<strong>in</strong>facht formuliert<br />
- für jedes <strong>Bildung</strong>sniveau e<strong>in</strong>e<br />
Qualifizierungsmöglichkeit<br />
anbietet. In<br />
allen (Aus-)<strong>Bildung</strong>sgängen kommt es<br />
vor, dass junge Frauen schwanger werden.<br />
Betroffene junge Frauen haben <strong>in</strong> dieser<br />
Lebenssituation große Probleme, e<strong>in</strong>en<br />
42<br />
Ausbildungsplatz zu f<strong>in</strong>den. Der Belastung,<br />
gleichzeitig e<strong>in</strong>e Berufsausbildung<br />
erfolgreich zu absolvieren und e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d groß zu ziehen, s<strong>in</strong>d vor allem<br />
junge Frauen gewachsen, die über e<strong>in</strong><br />
stützendes Umfeld verfügen.<br />
H<strong>in</strong>zu<br />
kommt, dass die gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
und die f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten<br />
sehr schlecht s<strong>in</strong>d.<br />
Durch die Bürokratisierung <strong>der</strong> Unterstützungssysteme<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD s<strong>in</strong>d junge<br />
Mütter <strong>in</strong> Berufsausbildung zusätzlich<br />
belastet: Für das Ausfüllen von Formularen,<br />
Gespräche mit<br />
zuständigen Stellen<br />
und Gänge zu den <strong>in</strong>volvierten Ämtern<br />
fehlt jungen Müttern oft <strong>der</strong> Mut und die<br />
notwendige Zeit.<br />
Die Aufgabe <strong>der</strong> Berufsschule und den<br />
hier arbeitenden Beratungslehrer<strong>in</strong>nen<br />
und Beratungslehrern ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang,<br />
solche Probleme offen zu<br />
thematisieren und geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
jungen Frauen nach Lösungswegen zu<br />
suchen.<br />
Offenheit im Umgang mit Problemstellungen,<br />
die den eigenen Erfahrungshorizont<br />
nicht berühren, ist e<strong>in</strong>e grundle-<br />
gende Eigenschaft, die Lehrkräfte besitzen<br />
müssen, die mit benachteiligten jungen<br />
Menschen arbeiten.<br />
Der fachliche Austausch auf dem Experten/-<strong>in</strong>nenworkshop<br />
ist daher als e<strong>in</strong><br />
Beitrag zur Herstellung dieser Offenheit<br />
zu werten. E<strong>in</strong>e Vernetzung, wie sie <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region Gießen angestrebt wird,<br />
schafft die Voraussetzung für e<strong>in</strong>en guten<br />
Informationsfluss. In e<strong>in</strong>em Netz<br />
profitieren alle Mitglie<strong>der</strong> von den zur<br />
Verfügung<br />
stehenden Informationen. Die<br />
Arbeit mit jungen Müttern könnte so<br />
besser reflektiert und optimiert werden.<br />
Monika Neumaier, Zentrum Arbeit und<br />
Umwelt Gießen gGmbH, Geschäftsführe<br />
r<strong>in</strong><br />
Arbeitsbereiche <strong>der</strong> ZAUG gGmbh<br />
Die ZAUG (Zentrum Arbeit und Umwelt<br />
Gießen) gGmbH, die kommunale Beschäftigungs-<br />
und Ausbildungsgesellschaft,<br />
will Benachteiligungen am<br />
Arbeitsmarkt auflösen. Hierzu verfolgt<br />
sie den Schwerpunkt „Jugendliche am<br />
Übergang Schule/Berufsausbildung“. Die<br />
Beschäftigungsgesellschaft bietet für<br />
Info 08
junge Erwachsene unter 25 Jahren<br />
• außerbetriebliche Ausbildung <strong>in</strong><br />
eigenen Lehrwerkstätten,<br />
• Ausbildung <strong>in</strong> Kooperationsbetrie<br />
ben für benachteiligte Jugendliche<br />
mit sozialpädagogischer Unterstützung<br />
durch ZAUG.<br />
„Ausbildung statt Arbeitslosengeld II“, so<br />
lautet die Philosophie h<strong>in</strong>ter den Angeboten<br />
<strong>der</strong> ZAUG gGmbh. Somit wird <strong>der</strong><br />
Fokus e<strong>in</strong>deutig auf e<strong>in</strong>eBerufsausbil- dung gelegt. Auf diese<br />
Weise sollen typi-<br />
sche Maßnahmekarrieren benachteiligter<br />
Jugendlicher verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />
Aktuelle Situation<br />
Zurzeit arbeiten 147 Jugendliche <strong>in</strong> außerbetrieblichen<br />
Maßnahmen <strong>der</strong> Berufsorientierung,<br />
-vorbereitung und Ausbildung.<br />
Es besteht die Notwendigkeit<br />
überbetrieblicher Angebote, da e<strong>in</strong> großer<br />
Teil <strong>der</strong> Jugendlichen nach <strong>der</strong><br />
Schule ke<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz im dualen<br />
System o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er Berufsfachschule<br />
f<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>sparungen im Bereich<br />
<strong>der</strong> Jugendhilfeberufshilfe schränken die<br />
Arbeit und F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Die ZAUG gGmbH engagiert sich ebenfalls<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung für Menschen mit<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Hierzu wurde e<strong>in</strong> Projekt<br />
entwickelt, das über Gießen h<strong>in</strong>ausreicht<br />
und <strong>in</strong> Kooperation mit den Städten<br />
Wetzlar und Marburg durchgeführt wird.<br />
Die Zielsetzung des Projekts ist es, so<br />
stationär wie nötig und so ambulant wie<br />
möglich auszubilden. Auf diese<br />
Weise<br />
soll die Integration von Menschen mit<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Arbeitsprozesse und betriebliche<br />
Ausbildungsorte gewährleistet<br />
43<br />
werden.<br />
Reformbedarf im Übergangsmanagement<br />
Seit 17 Jahren bietet die ZAUG gGmbH<br />
außerbetriebliche Ausbildung an. Um den<br />
„Maßnahmedschungel“ zu lichten, for<strong>der</strong>t<br />
<strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>sträger seit langem die Komb<strong>in</strong>ation<br />
e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>jährigen Berufsorientierung<br />
e<strong>in</strong>schließlich Maßnahmen zur<br />
Herstellung <strong>der</strong> Ausbildungsreife und e<strong>in</strong>er<br />
daran anschließenden dreijährigen<br />
Ausbildung <strong>in</strong> öffentlicher Verantwortung.<br />
Auf diese Weise würde benachteiligten<br />
jungen Erwachsenen e<strong>in</strong>e Orientierung<br />
geboten, die im dualen System<br />
nicht zu f<strong>in</strong>den ist und die Kosten, die<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong>transparentes Übergangssystem<br />
verursacht, könnten m<strong>in</strong>imiert werden.<br />
Die ZAUG gGmbH erwartet durch die<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Studiengebühren e<strong>in</strong>e<br />
Verschärfung des Verdrängungswettbewerbes<br />
um Ausbildungsplätze im dualen<br />
System, so dass es zu e<strong>in</strong>er Zunahme<br />
des Bedarfs an Ausbildungsplätzen<br />
für<br />
benachteiligte Jugendliche kommen<br />
könnte.<br />
Mutterschaft und Ausbildung<br />
E<strong>in</strong>e Vernetzungsarbeit – auch im Bereich<br />
Ausbildung für junge Mütter – ist<br />
nur s<strong>in</strong>nvoll unter Beteiligung kommunaler<br />
Entscheidungsträger/-<strong>in</strong>nen. Zur<br />
Zeit s<strong>in</strong>d 26 <strong>der</strong> Auszubildenden bei <strong>der</strong><br />
ZAUG gGmbH alle<strong>in</strong> erziehende Mütter.<br />
Der <strong>Bildung</strong>sträger blickt auf e<strong>in</strong> langjähriges<br />
Engagement für die Unterstützung<br />
junger Frauen mit Erziehungsverantwortung<br />
<strong>in</strong> Ausbildung und Beruf zurück.<br />
Diese Erfahrung zeigt, dass die<br />
starren Zeitvorgaben <strong>der</strong> Berufsschulen<br />
die Aufnahme und erfolgreiche Absolvierung<br />
e<strong>in</strong>er Teilzeitberufsausbildung<br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Hier wäre e<strong>in</strong> alternatives<br />
Modell wie z.B. Blockunterricht mit verkürzten<br />
täglichen Anwesenheitszeiten<br />
denkbar.<br />
E<strong>in</strong>ige Berufe erfor<strong>der</strong>n <strong>in</strong> ihrer Ausbildung<br />
die Teilnahme an überbetrieblichen<br />
Lehrgängen, die oft wohnortfern durchgeführt<br />
werden. Hier stellen sich für<br />
junge Mütter beson<strong>der</strong>e Problematiken:<br />
die Organisation e<strong>in</strong>er Betreuung <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> rund um die Uhr für e<strong>in</strong>en länge<br />
ren Zeitraum. Ohne die Unterstützung<br />
des <strong>Bildung</strong>strägers wäre e<strong>in</strong>e solche<br />
Ausbildungsform nicht zu realisieren.<br />
Info 08
Die Erfahrungen <strong>der</strong> ZAUG gGmbH haben<br />
deutlich gemacht, dass e<strong>in</strong> Leitbildwandel<br />
<strong>in</strong> gesellschaftlichen Normvorstellungen<br />
dr<strong>in</strong>gend nötig ist, um die<br />
gefor<strong>der</strong>ten Reformen für junge Mütter<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung umsetzen<br />
zu können. E<strong>in</strong>e ideologisch begründete<br />
Sichtweise <strong>der</strong> vordr<strong>in</strong>glichen Verantwortung<br />
<strong>der</strong> Mutter für alle Betreu<br />
ungsaufgaben e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d betreffend<br />
steht e<strong>in</strong>er flächendeckenden Etablierung<br />
von Teilzeitberufsausbildung als Normalausbildungsverhältnis<br />
entgegen.<br />
Wichtig für die erfolgreiche Absolvierung<br />
e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens dreijährigen Ausbildung<br />
ist die E<strong>in</strong>beziehung des sozialen<br />
Umfeldes <strong>der</strong> jungen Frau <strong>in</strong> die Planung<br />
und Konzeption des Ausbildungsplans.<br />
Da aus dem sozialen Netz sowohl unterstützende<br />
als auch h<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Impulse<br />
kommen können, ist <strong>der</strong>en Diskussion <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> sozialpädagogischen Betreuung von<br />
großer Bedeutung. Auf diese Weise kann<br />
<strong>der</strong> Erfahrungshorizont <strong>der</strong> jungen<br />
Frauen E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ihrer Lebenswelt<br />
angepasste Konzeption <strong>der</strong><br />
Ausbildung. Hierzu gehört auch e<strong>in</strong>e Institutionalisierung<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsangebote,<br />
die sich im Wohnumfeld <strong>der</strong><br />
jungen Mütter bef<strong>in</strong>den sollten, nicht davon<br />
abgekoppelt <strong>in</strong> den Arbeitsbezügen.<br />
So können die jungen Eltern über die<br />
Betreuungse<strong>in</strong>richtungen<br />
neue, tragfä-<br />
hige<br />
Kontakte knüpfen, die zu e<strong>in</strong>em<br />
Ausbau des sozialen Netzes und somit<br />
<strong>der</strong> Unterstützungsstrukturen beitragen<br />
können.<br />
Christiane Hofmann, Professor<strong>in</strong> für<br />
Lernbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenpädagogik und Verhaltensgestörtenpädagogik,<br />
Justus-Liebig-<br />
Universität Gießen<br />
44<br />
Beziehungsangebote – o<strong>der</strong>: Weniger<br />
ist mehr<br />
Ich möchte zu dem Angebot <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
Qualifizierung von jungen Menschen<br />
aus prekären Lebensverhältnissen<br />
e<strong>in</strong>en Aspekt herausgreifen, <strong>der</strong> nach<br />
me<strong>in</strong>er Kenntnis dieses Themen- und<br />
Arbeitsbereichs – vor allem für die<br />
Gruppe <strong>der</strong> Schulversager/-<strong>in</strong>nen stärker<br />
gewichtet werden sollte: Die Bedeutung<br />
e<strong>in</strong>es/r verb<strong>in</strong>dlichen Ansprechpartners/<br />
-<strong>in</strong> .<br />
Die Angebote für junge Menschen - hier<br />
junge Mütter -, um den Anschluss an den<br />
ersten Arbeitsmarkt zu f<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d<br />
zahlreich und sehr differenziert. Hört<br />
man die Vertreter/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Institutionen - z. B. die Angebote<br />
<strong>der</strong> Agentur für Arbeit -, so könnte man<br />
glauben, e<strong>in</strong>em Jugendlichen könne gar<br />
nichts Besseres passieren als e<strong>in</strong>es o<strong>der</strong><br />
mehrere dieser vielfältigen Programme<br />
zu durchlaufen. Vielleicht ist es tatsächlich<br />
so. Bei all diesen Angeboten geht es<br />
darum, was man machen kann. Wer etwas<br />
machen möchte, ist hier sicherlich<br />
richtig. Wir haben es jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>pädagogik,<br />
vor allem <strong>in</strong> den Bereichen<br />
<strong>der</strong> Lern- und Erziehungshilfe, aber<br />
auch bei <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Hauptschüler/<br />
-<strong>in</strong>nen mit schlechtem o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>em<br />
Abschluss, mit Jugendlichen zu tun, die<br />
eben nichts machen wollen, <strong>der</strong>en Motivation<br />
so ger<strong>in</strong>g ist, dass sie die meisten<br />
Angebote und Programme gar nicht<br />
durchstehen. Diese Karrieren s<strong>in</strong>d durch<br />
Abbrüche und Verweigerung gekennzeichnet<br />
und jede neue Erfahrung bestätigt<br />
die vorherige, dass das „alles nichts<br />
br<strong>in</strong>gt“. Diese Jugendlichen erreichen wir<br />
- wenn überhaupt - nur, wenn wir uns<br />
systematisch mit <strong>der</strong> Frage beschäftigen,<br />
wie wir diese Gruppe ansprechen<br />
müssen, damit neben e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>haltlichen<br />
Angebot überhaupt e<strong>in</strong> Kontakt, e<strong>in</strong>e Beziehung<br />
entsteht. Für dieses Problem<br />
reicht auch <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Schlüsselqualifikationen<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ‚soft skills’ nicht<br />
aus. Auch hier wird suggeriert, dass man<br />
mit <strong>der</strong> richtigen Methode diese Jugendlichen<br />
ansprechen könnte. Das trifft allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur zum Teil zu. Erfolg haben<br />
nur Angebote, die die Kont<strong>in</strong>uität zu <strong>der</strong><br />
Bezugsperson <strong>in</strong> den Mittelpunkt ihrer<br />
Arbeit stellen, noch besser, wenn dies<br />
Info 08
verbunden wird mit e<strong>in</strong>em Gruppenangebot<br />
an Jugendliche, die das gleiche<br />
Problem o<strong>der</strong> Ziel haben.<br />
Dazu e<strong>in</strong> Beispiel: In Giessen gibt es <strong>in</strong><br />
unmittelbarer Nähe e<strong>in</strong>es sozialen<br />
Brennpunktes e<strong>in</strong> Jugendzentrum, <strong>in</strong><br />
dem zwei Sozialpädagogen, e<strong>in</strong> Mann<br />
und e<strong>in</strong>e Frau, seit 15 Jahren (!) arbeiten.<br />
Sie fahren seit 15 Jahren regelmäßig<br />
mit e<strong>in</strong>er Jugendgruppe im Sommer<br />
zwei Wochen nach Mallorca, immer auf<br />
denselben Camp<strong>in</strong>gplatz. Diese Fahrten<br />
haben für die Jugendlichen e<strong>in</strong>e große<br />
Bedeutung, stiften Identität und schaffen<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong>: zu dieser Gruppe zu<br />
gehören, auch schon mal dort gewesen<br />
zu se<strong>in</strong>. Das geben sie auch an ihre Geschwister<br />
weiter. Die Sozialpädagog<strong>in</strong><br />
und <strong>der</strong> Sozialpädagoge kennen die Familien,<br />
aus denen die Jugendlichen<br />
kommen und machen zahlreiche weitere<br />
Angebote, die sich unmittelbar auf die<br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> dortigen Bewohner/-<strong>in</strong>nen,<br />
nicht nur die Jugendlichen, beziehen,<br />
z.B. auch e<strong>in</strong>e Gruppe für (junge)<br />
Mütter. Am Wochenende bekommen die<br />
Jugendlichen den Schlüssel für das Jugendzentrum,<br />
e<strong>in</strong>en aufwendig gestal-<br />
teten Neubau, um Disko-Veranstaltungen<br />
durchzuführen. Es hat bisher nicht<br />
e<strong>in</strong>en Fall von Vandalismus o.ä. gegeben….<br />
Jugendliche, die (nicht nur) die Unterstützung<br />
für den Übergang von <strong>der</strong><br />
Schule <strong>in</strong> den Beruf brauchen, benötigen<br />
Bezugspersonen, die sich für sie verantwortlich<br />
fühlen. Misserfolgsorientiert haben<br />
sie nicht gelernt, wie sie sich erfolgreich<br />
<strong>in</strong> soziale Beziehungen und<br />
Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können.<br />
Über kont<strong>in</strong>uierliche Beziehungsangebote<br />
erfahren sie modellhaft, was Verantwortlichkeit,<br />
Verlässlichkeit, Erwartbarkeit,<br />
Struktur und Beziehung zu e<strong>in</strong>er<br />
Person und/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Personengruppe<br />
bedeutet. Jede identitätsstiftende Maßnahme<br />
im S<strong>in</strong>ne von ‚bei uns machen wir<br />
z.B. regelmäßig e<strong>in</strong>e Fahrt’ för<strong>der</strong>t das<br />
Denken <strong>in</strong> Beziehungs- und Gruppenzusammenhängen<br />
und schafft e<strong>in</strong>en<br />
Rahmen, <strong>der</strong> Sicherheit und Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />
garantiert - für Jugendliche und ihre<br />
Betreuer/-<strong>in</strong>nen. Gerade den Jugendlichen<br />
<strong>in</strong> prekären Lebenssituationen fehlt<br />
oft e<strong>in</strong> außerschulischer verb<strong>in</strong>dlicher<br />
Halt. Ihre Lebensläufe weisen viele Brü-<br />
45<br />
che auf. Die Beziehungen zu festen Bezugspersonen<br />
und e<strong>in</strong>er Gruppe stehen<br />
für e<strong>in</strong>en Entwicklungsprozess, für geme<strong>in</strong>same<br />
Erfahrungen und evtl. e<strong>in</strong>en<br />
Ort, an dem diese geme<strong>in</strong>samen Erfahrungen<br />
das Lernen strukturieren. Aufgabe<br />
<strong>der</strong> Betreuer/-<strong>in</strong>nen ist es, Vernetzungen,<br />
Bezüge, Differenzen und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />
geme<strong>in</strong>samen Lern- und Entwicklungsprozess<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren. Damit entsteht<br />
e<strong>in</strong> kommunikatives Netz, e<strong>in</strong> Stück geme<strong>in</strong>samer<br />
Geschichte, das diesen Jugendlichen<br />
<strong>in</strong>neren und äußeren Halt und<br />
Orientierung bietet. Dies ist nur möglich,<br />
wenn die Betreuer/-<strong>in</strong>nen selbst <strong>in</strong> gesicherten<br />
Positionen arbeiten und längerfristige<br />
Angebote machen können. Mit<br />
studentischen Honorarkräften z.B. geht<br />
das<br />
nicht. Diese etwas altmodisch an-<br />
mutenden Gedanken s<strong>in</strong>d<br />
aus me<strong>in</strong>er<br />
Sicht für ehemalige<br />
Schulversager/-<strong>in</strong>-<br />
nen die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, <strong>in</strong> dieser Gesellschaft<br />
noch e<strong>in</strong>mal Fuß zu fassen.<br />
Abschluss<br />
Angelika Puhlmann fasst abschließend<br />
die Ergebnisse des Round Tables zusammen<br />
und schafft e<strong>in</strong>en Ausblick auf<br />
die zu etablierende Kooperation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Region Mittelhessen bezüglich e<strong>in</strong>es Unterstützungsnetzes<br />
für junge Mütter.<br />
Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> För<strong>der</strong>strukturen ist nicht<br />
nur wichtig für die Zielgruppe benachteiligter<br />
junger Menschen, son<strong>der</strong>n<br />
auch für<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk arbeitenden Institutionen.<br />
Also müssen sowohl politische<br />
Entscheidungen als auch Handlungszusammenhänge<br />
auf längerfristige<br />
Arbeit ausgerichtet se<strong>in</strong>.<br />
Die Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk bedarf<br />
weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er koord<strong>in</strong>ierenden Stelle,<br />
an <strong>der</strong> alle die Kooperation betreffenden<br />
Informationen gebündelt und für die<br />
Partner transparent aufgearbeitet werden.<br />
Auf diese Weise kann e<strong>in</strong> vitales,<br />
gut funktionierendes Netzwerk entstehen.<br />
Im Anschluss bedankt sich Prof. Dr.<br />
Marianne Friese bei den anwesenden<br />
Experten und Expert<strong>in</strong>nen. Sie würdigt<br />
das große Interesse am Thema Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung<br />
mit dem Fokus junge<br />
Mütter. Die Veranstaltung des<br />
Workshops als Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Vernetzung<br />
Info 08
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region wertet sie als großen Erfolg.<br />
MOSAIK konnte im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />
Transferphase zu e<strong>in</strong>er verstärkten<br />
öffentlichen Wahrnehmung des Themas<br />
junge Mütter <strong>in</strong> (Aus-)<strong>Bildung</strong> und zur<br />
Schaffung e<strong>in</strong>er Agenda <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Region<br />
Mittelhessen<br />
beitragen.<br />
Für<br />
die Etablierung e<strong>in</strong>es Unterstüt-<br />
zungsnetzwerkes<br />
für junge Mütter <strong>in</strong><br />
Mittelhessen<br />
können die Erfahrungen aus<br />
MOSAIK<br />
genutzt werden.<br />
46<br />
Info 08
Abschlussdokumentation<br />
Friese, Marianne (2008): <strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />
für junge Mütter.<br />
För<strong>der</strong>ansätze <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Bildung</strong>.<br />
Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag,<br />
ersche<strong>in</strong>t am 29. Feb. 2008<br />
Infobriefe des Projekts – gedruckt und als<br />
CD-Rom<br />
Infobrief 1 – <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> berufli-<br />
chen <strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n. 1. Trägerforum „Bremer<br />
För<strong>der</strong>kette“, 2004<br />
Infobrief 2 – <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Netzwerk „Bremer<br />
För<strong>der</strong>kette junge Mütter“, 2004<br />
Infobrief 3 – <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Dokumentation <strong>der</strong><br />
Fachtagung MOSAIK im Februar 2004<br />
Infobrief 4 - <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Schnittstellen zwischen<br />
Beratung, Qualifizierung und Lebenswelt,<br />
2005<br />
Infobrief 5 - <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Teilzeitmodelle <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Berufsorientierung und Ausbildung von<br />
jungen Müttern im Fokus <strong>der</strong><br />
(über)regionalen Netzwerkarbeit, 2005<br />
Infobrief 6 - <strong>Kompetenzen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>beruflichen</strong><br />
<strong>Bildung</strong> för<strong>der</strong>n: Regionales Netzwerk<br />
„Junge Mütter“ im Bremer Westen, 2006<br />
Infobrief 7 – <strong>Kompetenzen</strong>twicklung für<br />
(junge) Mütter. Bilanzierung im Lande<br />
Bremen und bundesweiter Transfer, 2007<br />
Infobrief 8 – <strong>Kompetenzen</strong>twicklung für<br />
(junge) Mütter – Berufliche<br />
Benachteiligtenför<strong>der</strong>ung für (junge)<br />
Mütter und Vernetzungsstrukturen<br />
www.mosaikonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo<br />
Ansl<strong>in</strong>ger, Eva/Benner, Ilka/Friese, Marianne<br />
(Hrsg. <strong>in</strong> Kooperation mit BIBB und<br />
Projektverbund LiLA) (2007): Dokumentation<br />
<strong>der</strong> Multiplikatoren/-<strong>in</strong>nenschulung:<br />
Ausbildung <strong>in</strong> Teilzeit für junge Mütter.<br />
Bundesweiter Transfer und Berl<strong>in</strong>er Perspektiven,<br />
Bonn Berl<strong>in</strong> Gießen<br />
Friese, Marianne (2007): Integrations- und<br />
Zielgruppenkonzepte für die universitäre<br />
Lehrer/Lehrer<strong>in</strong>nenbildung. Berufspädagogische<br />
und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Perspektiven.<br />
In: Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
(Hrsg.): Universitäre Ausbildung für die berufspädagogische<br />
Integrationsför<strong>der</strong>ung.<br />
Dokumentation des Expertenworkshops am<br />
6. Juli 2007 im Bundes<strong>in</strong>stitut<br />
für Berufsbildung,<br />
Bonn, S. 24-30<br />
47<br />
BertHa – <strong>Kompetenzen</strong>twicklung<br />
für Haushaltsnahe<br />
Dienstleistungen<br />
Innovative Konzepte und Instrumente<br />
an <strong>der</strong> Schnittstelle von ‚e<strong>in</strong>fachen<br />
Tätigkeiten’ zu ‚qualifizierten<br />
Berufsbildungswegen’ für Personenbezogene<br />
Dienstleistungen<br />
2. BertHa-Newsletter zum Thema „Qualifizierungsbauste<strong>in</strong>e“<br />
abzurufen unter<br />
www.berthaonl<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo<br />
Info 08
Kontakt MOSAIK Transfer Impressum<br />
Projektleitung Herausgeber<strong>in</strong><br />
Prof. Dr. Marianne Friese Prof. Dr. Marianne Friese<br />
Tel.: 0641/9924030/31 Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
e-mail:<br />
FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften<br />
Marianne.Friese@erziehung.uni-giessen.de<br />
Institut für Erziehungswissenschaft<br />
Professur für Berufspädagogik/Didaktik<br />
Wiss. Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>der</strong> Arbeitslehre<br />
Dipl. Päd. Eva Ansl<strong>in</strong>ger<br />
Karl-Glöckner-Straße 21 B<br />
Tel.: 0641/9924036<br />
35394 Gießen<br />
e-mail:<br />
Tel.: +49-641-99-24031<br />
Eva.Ansl<strong>in</strong>ger@erziehung.uni-giessen.de<br />
Fax:<br />
+40-641-99-24039<br />
Dipl. Päd. Ilka Benner<br />
© 2008<br />
Tel.: 0641/9924036<br />
e-mail:<br />
Ilka.Benner@erziehung.uni-giessen.de<br />
Anschrift<br />
Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
Fachbereich 03 Sozial- und Kulturwissenschaften<br />
Institut für Erziehungswissenschaft<br />
Professur für Berufspädagogik/Didaktik <strong>der</strong><br />
Arbeitslehre<br />
Karl-Glöckner-Straße 21 B<br />
35394 Gießen<br />
48<br />
MOSAIK<br />
von:<br />
Transfer wird geför<strong>der</strong>t<br />
Info 08