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Kompetenzen in der beruflichen Bildung fördern: - KIBB

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Erfahrungen mit Teilzeitberufsausbildung<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung von Teilzeitberufsausbildung<br />

können auf wissenschaftlicher<br />

Ebene strukturelle H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />

identifiziert werden, die die Aufnahme<br />

und Umsetzung von Teilzeitberufsausbildung<br />

für junge Mütter erschweren. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge Grad an Information<br />

über die gesetzlichen Neuregelungen<br />

und <strong>der</strong>en Umsetzungsmöglichkeiten bei<br />

den zuständigen Stellen/Kammern<br />

hemmen bisweilen die E<strong>in</strong>tragung <strong>der</strong><br />

Ausbildungsverhältnisse, da unterschiedliche<br />

Parameter und Auslegungen des<br />

Gesetzes durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />

Mitarbeiter vorgenommen werden und<br />

differente Modelle bei <strong>der</strong> Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungszeit e<strong>in</strong>getragen werden.<br />

Während e<strong>in</strong>er Teilzeitberufsausbildung<br />

stellt die Sicherung des Lebensunterhaltes<br />

von Mutter und K<strong>in</strong>d oft e<strong>in</strong>e strukturelle<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung dar. Von <strong>der</strong><br />

75%igen Ausbildungsvergütung kann <strong>der</strong><br />

Unterhalt <strong>der</strong> Familie nicht alle<strong>in</strong><br />

bestritten werden. Auch die weiteren<br />

staatlichen Leistungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beantragung<br />

oft kompliziert und schließen<br />

sich zum Teil gegenseitig aus, sodass<br />

junge Mütter bei <strong>der</strong> Beantragung <strong>der</strong><br />

Gel<strong>der</strong> Unterstützung benötigen, um die<br />

F<strong>in</strong>anzierung für sich und das K<strong>in</strong>d während<br />

<strong>der</strong> Ausbildung zu gewährleisten.<br />

Die Sicherstellung des Lebensunterhalts<br />

hat Priorität; e<strong>in</strong>e Schlechterstellung gegenüber<br />

dem Arbeitslosengeld I o<strong>der</strong> II<br />

ist <strong>in</strong>akzeptabel und führt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ge-<br />

samtperspektive nicht zu e<strong>in</strong>er erhöhten<br />

Aufnahme von<br />

Ausbildung und Qualifizierung<br />

junger Mütter.<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht von Betrieben und<br />

Kammern<br />

Von Seiten <strong>der</strong> Betriebe, Kammern,<br />

Schulen und <strong>Bildung</strong>sträger werden jungen<br />

Müttern positive Verhaltensweisen<br />

wie e<strong>in</strong>e hohe Motivation, e<strong>in</strong> hohes Maß<br />

an Sozial- und Organisationskompetenz<br />

sowie gute Prüfungsergebnisse besche<strong>in</strong>igt.<br />

Jedoch existieren auch Bedenken<br />

gegen die Abweichung von <strong>der</strong> Ausbildungsnorm<br />

und Unsicherheiten bezüglich<br />

<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> neuen ordnungsrechtlichen<br />

Regelungen <strong>in</strong> den Ausbildungsalltag.<br />

Dabei werden auch Problemlagen<br />

wie höhere Ausfallzeiten durch<br />

Krankheit des K<strong>in</strong>des sowie zeitweise<br />

14<br />

Überfor<strong>der</strong>ungen aufgrund <strong>der</strong> Doppelbelastung<br />

<strong>der</strong> Auszubildenden thematisiert.<br />

Umso deutlicher wird <strong>der</strong> Stellenwert<br />

<strong>der</strong> sozialpädagogischen Betreuung<br />

und <strong>der</strong> pädagogisch-didaktischen Unterstützung<br />

durch die Berufsschule. Die Erfahrungen<br />

zeigen, dass junge Menschen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildung Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Alltagsgestaltung und<br />

im Zeitmanagement benötigen. Entscheidende<br />

Voraussetzungen für das Gel<strong>in</strong>gen<br />

<strong>der</strong> Ausbildung s<strong>in</strong>d ebenso f<strong>in</strong>anzielle<br />

Anreize für die Betriebe wie auch<br />

zureichende materielle Sicherungen<br />

für<br />

junge Mütter (Na<strong>der</strong> et al. 2003, S. 108<br />

ff).<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht junger Mütter<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> jungen Mütter wird zwar<br />

die strukturelle und emotionale Ambivalenz<br />

deutlich, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung bewältigt<br />

werden muss, wie etwa h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Zeitknappheit und <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>streitenden<br />

Empf<strong>in</strong>dungen bezüglich <strong>der</strong><br />

Verbundenheit mit dem K<strong>in</strong>d. Zugleich<br />

stellen sich jedoch die Berufsausbildung<br />

und <strong>der</strong> damit ausgebildete<br />

Zugew<strong>in</strong>n an<br />

Kompetenz und Selbstbewusstse<strong>in</strong> als<br />

zentrale stabilisierende Faktoren heraus<br />

(Zybell 2003, S. 190 ff).<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht e<strong>in</strong>er jungen Mutter gibt es<br />

„halt zwei Wege. Man kann den lieben<br />

langen Tag für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d da se<strong>in</strong> und<br />

weiter von Sozialhilfe leben, und das<br />

wird immer weiter runtergekürzt und irgendwann<br />

kann man sich gar nichts<br />

mehr erlauben. O<strong>der</strong> man geht den an<strong>der</strong>en<br />

Weg, gibt se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sechs<br />

Stunden<br />

am Tag ab und ist danach für se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

da und kann sagen: nächstes Jahr können<br />

wir <strong>in</strong> Urlaub fahren.“<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

Die Versorgungslage <strong>der</strong> öffentlichen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung ist <strong>in</strong> Deutschland im<br />

Vergleich zu europäischen Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei<br />

Jahren alarmierend (vgl. Engstler/<br />

Menn<strong>in</strong>g 2003). Trotz weit reichen<strong>der</strong><br />

politischer Absichtserklärungen setzt sich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> gesellschaftlichen Praxis die<br />

Mütter- und Familienzentrierung beharrlich<br />

fort, flankiert durch familien-,<br />

sozial- und bildungspolitische Regelungen<br />

und mit weit reichenden Konsequenzen<br />

für die <strong>Bildung</strong>s- und Erwerbsbiografien<br />

von Frauen. So werden Mütter mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren von <strong>der</strong> Ver-<br />

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