Kompetenzen in der beruflichen Bildung fördern: - KIBB
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2. Mythen zur Elternschaft bei Menschen<br />
mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
Teilweise bestehen die lange Zeit fest<br />
verwurzelten Vorurteile gegenüber Mutter-<br />
bzw. Elternschaften des genannten<br />
Personenkreises noch immer. In <strong>der</strong><br />
Fachliteratur wird <strong>in</strong>zwischen von vier<br />
Mythen gesprochen, die längst wi<strong>der</strong>legt,<br />
aber dennoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Mythos 1: Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
br<strong>in</strong>gen immer auch geistig<br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Welt!<br />
Dieser Mythos wurde <strong>in</strong> den 1970er<br />
Jahren wi<strong>der</strong>legt. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
ist nur e<strong>in</strong> wenig höher als bei <strong>der</strong><br />
Durchschnittsbevölkerung. Es gibt ke<strong>in</strong>en<br />
kausalen Zusammenhang zwischen e<strong>in</strong>er<br />
geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eltern und e<strong>in</strong>er<br />
geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
Eltern mit e<strong>in</strong>er geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
können allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> familiäres Klima<br />
schaffen, das e<strong>in</strong> Risiko für die k<strong>in</strong>dliche<br />
Entwicklung birgt (vgl. Prangenberg<br />
2006, S. 39).<br />
Mythos II: Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
haben beson<strong>der</strong>s viele K<strong>in</strong><strong>der</strong>!<br />
Dieser Mythos könnte mit <strong>der</strong> Tatsache<br />
zusammenhängen, dass bei Frauen, die<br />
ohne ihre Zustimmung von ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
getrennt und nicht angemessen durch<br />
e<strong>in</strong>e Trennungsverarbeitung begleitet<br />
wurden, als Reaktion hohe Geburtenraten<br />
auftraten. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl liegt bei<br />
1,35 – 1,4 und ist damit vergleichbar mit<br />
<strong>der</strong> durchschnittlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>zahl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesamtbevölkerung (vgl. Pixa-Kettner<br />
2006, S. 32).<br />
Mythos III: Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
haben ke<strong>in</strong>e elterliche Kompetenz,<br />
missbrauchen und vernachlässigen<br />
ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>!<br />
Dieser Mythos spricht den Eltern mit<br />
geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung elterliche <strong>Kompetenzen</strong><br />
und Fürsorge ab. Der Missbrauch<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
kommt nicht häufiger vor als<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> übrigen Bevölkerung - im Vergleich<br />
mit Eltern desselben psychosozialen<br />
H<strong>in</strong>tergrunds. Der Mythos weist auf<br />
den Unterstützungsbedarf <strong>der</strong> meisten<br />
Eltern auf Grund <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
h<strong>in</strong>. Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
haben mit <strong>der</strong> Ausübung ihrer elterlichen<br />
Rolle e<strong>in</strong>en schweren Stand, die Stan-<br />
19<br />
dards e<strong>in</strong>er „nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Gesellschaft“<br />
zu erfüllen (vgl. Prangenberg<br />
2006, S. 42).<br />
Mythos IV: E<strong>in</strong> letztes bestehendes<br />
Vorurteil spricht den Eltern die Fähigkeit<br />
ab, angemessenes Verhalten gegenüber<br />
ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu erlernen und<br />
weiterzuentwickeln. Auch dieser Mythos<br />
konnte an Hand von Untersuchungen <strong>in</strong><br />
den USA und Kanada wi<strong>der</strong>legt werden<br />
(vgl. Prangenberg 2006, S. 43).<br />
3. Häufigkeit<br />
Elternschaften mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung:<br />
Handelt es sich um vere<strong>in</strong>zelte<br />
Exoten und Exot<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong>e<br />
recht große Gruppe von Frauen und<br />
Männern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik? Im<br />
Jahre 2005 wurde von Pixa-Kettner e<strong>in</strong>e<br />
bundesweite Studie zur Erfassung von<br />
Elternschaften durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1584<br />
Elternschaften mit 2199 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n benannt<br />
wurden (vgl. Pixa-Kettner 2006, S. 35).<br />
Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige zentrale Risiko-<br />
und Schutzfaktoren im Zusammenleben<br />
von Eltern mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vorgestellt.<br />
4. Risiko- und Schutzfaktoren<br />
Bei Risikofaktoren handelt es sich um<br />
E<strong>in</strong>flüsse, die die Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
gefährden können. Diese können<br />
sowohl personen- als auch umweltbezogen<br />
se<strong>in</strong>. Durch Risikofaktoren wird die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er negativen Bee<strong>in</strong>flussung<br />
<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung<br />
und des k<strong>in</strong>dlichen Verhaltens erhöht.<br />
Diese Faktoren können <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten<br />
K<strong>in</strong>dheit o<strong>der</strong> darüber h<strong>in</strong>aus dauerhaft<br />
o<strong>der</strong> kurzzeitig auftreten.<br />
Daneben gibt es Risiken, die <strong>in</strong><br />
Info 08