Die Top 100 - Mediaradius
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Luis Durnwalder<br />
32<br />
Der Mix an Wirtschaftszweigen<br />
und die geografische Lage sind<br />
die Stärken Gesamttirols. <strong>Die</strong><br />
Europaregion Tirol bietet<br />
als wirtschaftliche Brücke viel<br />
Potenzial für die Zusammenarbeit<br />
der drei Länder.<br />
Südtirol hat sich zu einem attraktiven<br />
und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort<br />
entwickelt und steht<br />
heute aufgrund seiner soliden Basis<br />
trotz Wirtschaftskrise besser da als<br />
Italien und Europa. <strong>Die</strong> rund 40.000<br />
gewerblichen Unternehmen sind über<br />
alle Wirtschaftsbereiche verteilt und<br />
garantieren somit ein<br />
ausgewogenes Verhältnis<br />
des Wirtschaftskuchens.<br />
„<strong>Die</strong> großen<br />
Stärken Südtirols sind<br />
das positive Image, die<br />
hohe Lebensqualität,<br />
der soziale Frieden und<br />
die politische Stabilität<br />
sowie die Menschen,<br />
die zwar traditionsbewusst,<br />
aber dem Modernen gegenüber<br />
aufgeschlossen sind und mehrere<br />
Sprachen sprechen“, erklärt LH Luis<br />
Durnwalder. Er ist auch überzeugt,<br />
dass Südtirol aufgrund der günstigen<br />
geografischen Lage eine wichtige<br />
Brückenfunktion zu den wichtigsten<br />
mitteleuropäischen und italienischen<br />
Wirtschaftszentren ausübt.<br />
„<strong>Die</strong> Nähe zu den Ländern Tirol und<br />
Trentino, mit denen uns eine einmalige<br />
Landschaft, die gemeinsame<br />
Geschichte, aber auch ein ähnliches<br />
Wirtschaftsgefüge mit vielen kleinen<br />
mittleren Familienbetrieben und ein<br />
starker Tourismus verbindet, stärkt die<br />
Position aller drei Länder, aber auch<br />
die Europaregion als solche“, betont<br />
Durnwalder. „Aus der Sicht der Unternehmer<br />
hält Tirol in einigen Bereichen<br />
zweifellos die besseren Karten<br />
in der Hand als Südtirol. Dazu zählen<br />
die vergleichsweise geringere Ertragsbesteuerung<br />
in Österreich, die größere<br />
Verfügbarkeit an Gewerbegründen mit<br />
entsprechend besseren Preisen und die<br />
günstigeren Energiekosten. <strong>Die</strong> finanzpolitische<br />
Abhängigkeit von Rom macht<br />
auch unserem Nachbarn, dem Trenti-<br />
09/2009<br />
A k t u e l l A k t u e l l<br />
<strong>Die</strong> Stärken der Wirtschaft<br />
no, zu schaffen, der sich in etwa in einer<br />
gleichen Lage wie Südtirol befindet und<br />
unter ähnlichem Wettbewerbsdruck<br />
steht. Von großem Vorteil ist hingegen<br />
die Nähe des Trentino zu Kunden auf<br />
den oberitalienischen Märkten, die eine<br />
ideale Exportmöglichkeit für die Unternehmen<br />
bietet.“<br />
Um die Produktivität und damit die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen<br />
der Europaregion zu steigern,<br />
braucht es laut Durnwalder eine noch<br />
stärkere Zusammenarbeit der Unternehmen,<br />
von der Innovation über die<br />
Produktion bis hin zur Vermarktung.<br />
Technologie-Offensive<br />
Auch der Nordtiroler LH Günther Platter<br />
betont: „<strong>Die</strong> Stärke aller drei Landesteile<br />
ist vor allem der Mix. Obwohl der<br />
Tourismus einen Schwerpunkt bildet,<br />
sind alle drei Länder auch im Bereich<br />
der Hochtechnologie und Industrie gut<br />
aufgestellt. In Tirol trägt die Industrie<br />
beispielsweise ein Drittel zur Tiroler<br />
Wertschöpfung bei, gefolgt von Gewerbe,<br />
Handwerk und weiteren <strong>Die</strong>nstleistungen.<br />
Ein wichtiger Aspekt, der sich<br />
besonders im Zuge der Wirtschaftskrise<br />
gezeigt hat, ist auch die Kleinstrukturiertheit<br />
der Wirtschaft in der Europaregion.<br />
<strong>Die</strong> meisten der 30.000 Tiroler<br />
Unternehmen (90 %) beschäftigen weniger<br />
als 20 Mitarbeiter. <strong>Die</strong> Unterneh-<br />
men zeichnen sich gerade dadurch mit<br />
einer hohen Flexibilität und starken<br />
Kundenorientierung aus."<br />
LH Günther Platter will die Zusammenarbeit<br />
zwischen Tirol, Südtirol und dem<br />
Trentino weiter vertiefen und auf immer<br />
mehr Gebiete der Wirtschaft<br />
sowie des sozialen<br />
und kulturellen Lebens<br />
ausdehnen. „Wir werden<br />
hier gemeinsam noch im<br />
Laufe des Herbstes einige<br />
sehr konkrete Initiativen<br />
setzen. Das Kapital der<br />
Europaregion liegt in der<br />
Entwicklung und Umset- Günther PLatter<br />
zung neuer Ideen und<br />
Lösungen. <strong>Die</strong> Stärkung von Kooperationen<br />
und konkreten Projekten in den<br />
Bereichen Bildung und Forschung ist<br />
ein ganz besonderes Anliegen“, verrät<br />
Platter.<br />
Tourismus und Landwirtschaft<br />
<strong>Die</strong> Trentiner Wirtschaft ist breit gefächert<br />
und das ist ihre Stärke. „<strong>Die</strong><br />
Landwirtschaft, die mit ihrem Obst,<br />
Wein, Schnaps, Schaumwein und Käse<br />
große Chancen auf dem nationalen<br />
und internationalen Markt hat, befindet<br />
sich in einem Innovationsprozess,<br />
bei dem sie sich auf das renommierte<br />
Agrar-Institut in St. Michael a. d.<br />
Etsch stützen kann. Dann haben wir<br />
noch den Tourismus, der<br />
aufgrund seiner konkurrenzfähigen<br />
Angebote<br />
auch in Zeiten der Krise<br />
bestehen kann, einen<br />
fortschrittlichen Tertiärsektor,<br />
eine hochwertige<br />
Industrie und vor allem<br />
Lorenzo Dellai viele kleine und mittlere<br />
Unternehmen, die wie<br />
etwa das Handwerk mit seiner Qualität<br />
als Diamanten unserer Wirtschaft<br />
bezeichnet werden können“, ist der<br />
Trentiner LH Lorenzo Dellai stolz.<br />
<strong>Die</strong> breit gefächerte Trentiner Wirtschaft<br />
bekommt von der Universität<br />
mit ihren Forschungszentren die nötigen<br />
Inputs für das Wachstum und die<br />
Innovation. „<strong>Die</strong> Trentiner Landesregierung<br />
fungiert als Regisseur, der anspornt<br />
und anschiebt, sich aber nicht<br />
einmischt“, erklärt LH Dellai. Er unterstreicht<br />
gleichzeitig: „Nur wenn wir unsere<br />
Identität bewahren, unsere Besonderheit<br />
und Einzigartigkeit bewahren,<br />
haben wir als kleine Provinz im globalen<br />
Markt eine Chance auf Erfolg.“<br />
Südtirol, Nordtirol und das Trentino<br />
seien Berggebiete, in denen die Ideale<br />
Solidarität, Zusammenarbeit,<br />
Hartnäckigkeit<br />
und Arbeitswillen<br />
noch stark<br />
verankert sind.<br />
„Jedes der drei<br />
Länder hat seine Eigenheiten,<br />
ist stolz auf die eigene Kultur, Sprache<br />
und Geschichte. <strong>Die</strong> große Herausforderung<br />
der Euregio ist, dass wir diese<br />
Besonderheiten vernetzen und auf allen<br />
Ebenen – Verwaltung, Politik, Sozial-<br />
partner, Vereine,<br />
Schule und Universität<br />
– den ständigen Dialog<br />
suchen“, mahnt LH<br />
Dellai. Er hofft, dass es künftig „eine<br />
Wirtschaft in der Alpenregion Nord-,<br />
Süd- und Welschtirol geben wird, die<br />
den Erfahrungsaustausch und den Austausch<br />
von Aufträgen zwischen Rovereto<br />
und Kufstein unterstützt. Es wird eine<br />
breit aufgestellte Wirtschaft sein, deren<br />
Stärke in ihrer Vielfältigkeit und Anpassungsfähigkeit<br />
liegen wird.“