Foto: Alevitischer KulturvereinDer Alevitische KulturvereinSeit 1999 befindet sich derAlevitische KulturvereinGießen (Alevi Kültür Dernegi)in der Reichenberger Straßegegenüber dem Nordstadtzentrum.Die Mitlieder pflegenein reges Kulturleben mit Musik,Tanz und Theater. Der Verein verschreibtsich auch geförderterProjektarbeit mit sozialem Hintergrund.Trotz offensichtlicher Berührungspunktemit dem islamischen undchristlichen Glauben versteht sichdas Alevitentum als eigenständigeGlaubensrichtung. TheologischeWurzeln finden sich zwarim schiitischen Islam, die sichdaraus entwickelte Religionsausübunghat jedoch nichts mehrdamit zu tun.Es gilt der Grundsatz „DerMensch hat höchste Priorität“.Daraus leitet sich die GlaubensundEntscheidungsfreiheit desIndividuums ab. Diese gilt natürlichauch unabhängig vom Geschlecht.Darüber hinaus gilt dieEvolutionstheorie, nämlich, dassalles aus dem entstand, wasschon da war.Der Dachverband der Aleviten inDeutschland hat seinen Sitz inKöln. Der eigene Fernsehsender„Yol-TV“ strahlt sein Programmweltweit aus.Der Alevitische Kulturverein Gießenwurde 1995 gegründet undbesteht derzeit aus 120 Familienundvier Einzelmitgliedern. Kulturellbetätigen sich die Mitglieder inverschiedenen Gruppen: Theater,Folklore, Gebetstanz, Saz-Spiel(Musikinstrument) usw.Die aus 16 Akteuren bestehendeTheatergruppe tritt mit dem StückAlevitischer Religionsunterrichtfür die Georg-Büchner-Schule:„Kurban“ (Opferlamm) am 12.April in der Kongresshalle auf.Tanz- und Musikbeiträge habenin der Vergangenheit auch schonFeste in der Nordstadt bereichert.In der Türkei führen die Alevitenderzeit ein vom europäischen Sozialfondgefördertes Pilotprojektzur Förderung der Integration vonImmigrantengruppen durch.Sie wurden unter dem Gesichtspunktausgewählt, dass die Alevitenfür Akzeptanz und Toleranzstehen.Emmi Maier-DilmacSofern der Religionsunterricht an hessischen Schulen über denchristlichen Glauben hinaus erweitert wird, kann der AlevitischeKulturverein in Gießen für die Unterrichtung eine Person vorschlagen.Voraussetzung für die Lehrbefähigung: Die unterrichtendePerson muss ein Lehramtsstudium abgeschlossenen haben undder Unterricht muss auf Deutsch statt finden.Nordlicht 218
jugend@NORDPOL:„Und das soll weitergehen…“Das seit dem November2006 von der AktionMensch geförderte Projekt„jugend@NORDPOL.gi“ entwickeltesich im Laufe der Jahre2007 und 2008 sehr positiv. Inden ersten Monaten des Jahres2007 wurde der Wohnwagen, mitdem wir in benachteiligten Wohngebietenfür Kinder und JugendlicheFreizeitangebote stellen, innenumgebaut und von außen ineinem Graffitiworkshop gemeinsammit Jugendlichen gestaltet.In der Anlaufphase des Projekteswar in der Arbeit mit Kids deutlichder „Schneeballeffekt“ zuerkennen: Beim ersten Einsatztrafen wir zwei Kinder auf demSpielplatz in der Ederstraße undbeim folgenden Besuch brachtendiese Kinder ihre Freunde mit, diebeim nächsten Mal wiederum ihreFreunde mitbrachten. Nach kurzerZeit nahmen regelmäßig ca.20 Kinder an unserem Programmin der Ederstraße teil. Ähnlichverlief es auf den anderen Plätzenüber dem Herkulesmarkt und amWiesecker Weg. Mittlerweile kennenwir insgesamt ca. 250 Kinder,von denen ungefähr 75% regelmäßigan unserem Programmteilnehmen.Ähnlich verhält es sich bei denJugendlichen. War die Anlaufphasezwar deutlich länger als beiden Kindern, gelang es doch mitetwas Ausdauer und einem interessantenAngebot die Jugendlichenanzusprechen. Mittlerweilekennen wir ungefähr 170 Jugendliche,und der Wohnwagen wirdmanchmal von über 30 Personenin Beschlag genommen.Unser Ziel ist es, Kinder undJugendliche von 6-18 Jahrenzu erreichen, die keine Einrichtungender freien und öffentlichenJugendhilfe besuchen. Dergrößte Teil von ihnen kommt aus(mehrfach) belasteten Familienund/oder aus Familien mit Migrationshintergrund.Diese Kids undJugendlichen wollen wir unterstützen,sie stärken und fördern.In erster Linie nutzen wir dafür dievier Elemente Spielen, Erlernenvon sozialem Miteinander, Bewegungim Freien und Gespräche.Durch Gesellschaftsspiele imWohnwagen, aber vor allemauch durch Großgruppen- undMannschaftsspiele, wird beimgemeinsamen Spielen sozialeKompetenz gefördert und Integrationsarbeitbetrieben. Kinderund Jugendliche testen spielerischihre Grenzen, lernen sich zuarrangieren, schöpfen Selbstvertrauen,bauen Vorurteile ab, übenKonfliktfähigkeit und schließenFreundschaften.All dies war 2oo8 bei „jugend@NORDPOL“ zu beobachten, worüberwir uns sehr freuen. Unddas soll weitergehen. Leider laufenaber in diesem Jahr die Fördergelderder „Aktion Mensch“für unser Projekt zum 31.10. aus,und so wird ein großer Bereichunserer Arbeit sein, neue Sponsorenund Stiftungen zu finden,die uns helfen, diese Arbeit erhaltenund ausbauen zu können.Wir würden uns freuen, wenn Siesich mit Ideen zur Unterstützungan das Jugendzentrum Holzwurmwenden würden.Ralf Volgmann9Frühjahr 2009