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Luftverkehr und Wetter Statuspapier Juni 2004 - Pa.op.dlr.de - DLR

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sen, z.B. in Kombination mit ungeeigneten<br />

Ru<strong>de</strong>rbewegungen. Turbulenz führt auch<br />

zu häufigen Lastwechseln <strong>und</strong> damit<br />

Strukturbelastungen, was insgesamt zu<br />

Materialermüdung führen kann.<br />

2.3. Flugzeugvereisung<br />

Die Eisbildung am Rumpf, <strong>de</strong>r Außenhaut,<br />

an Lufteinlässen, Krümmern, im Vergaser<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Klimaanlage <strong>de</strong>s Flugzeuges<br />

kann das Flugverhalten, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n<br />

Auftrieb, aber auch die Funktionsfähigkeit<br />

einzelner Komponenten, z.B. <strong>de</strong>s Triebwerks,<br />

erheblich beeinflussen. Flugzeugvereisung<br />

führt weltweit durch Unfälle zu<br />

annähernd 100 To<strong>de</strong>sfällen pro Jahr. Allein<br />

in Kanada traten in <strong>de</strong>n Jahren 1980<br />

bis 1990 insgesamt 937 Unfälle mit 585<br />

To<strong>de</strong>sfällen auf (Guan et al, 2001).<br />

Abbildung 2.3: Fingerförmiger Eisansatz am<br />

Flügelen<strong>de</strong> einer DO-28 <strong>de</strong>s <strong>DLR</strong>.<br />

Bei <strong>de</strong>r Eisbildung unterschei<strong>de</strong>t man (i)<br />

das Gefrieren unterkühlter flüssiger Wolkentröpfchen<br />

nach <strong>de</strong>m Auftreffen auf <strong>de</strong>m<br />

kalten Flugzeug, (ii) am unterkühlten Flugzeug<br />

gefrieren<strong>de</strong>r Regen, o<strong>de</strong>r (iii) <strong>de</strong>n<br />

Ansatz von festen <strong>Pa</strong>rtikeln wie Schneeflocken<br />

o<strong>de</strong>r Eiskristallen am Flugzeug.<br />

Seltenere Fälle betreffen die Eisbildung<br />

bei adiabatischer Expansion feuchter Luft<br />

in Klimaanlagen o<strong>de</strong>r im Vergaser von<br />

Kolbenmotoren, die Reifbildung am stehen<strong>de</strong>n<br />

Flugzeug, z.B. über Nacht o<strong>de</strong>r<br />

12<br />

am Flugzeugrumpf beim raschen Verlassen<br />

kalter Luftschichten. Weiter kann es<br />

am Bo<strong>de</strong>n zu Eisbildung an Turbinenschaufeln<br />

in Folge unterschiedlicher Szenarien<br />

kommen. Man unterschei<strong>de</strong>t daher<br />

auch die Vereisung nach in-flight icing <strong>und</strong><br />

gro<strong>und</strong> icing.<br />

Vereisung kann im Temperaturbereich 0°C<br />

bis -40°C auftreten. Das Gefrieren unterkühlter<br />

Tr<strong>op</strong>fen am Flugzeugrumpf tritt<br />

beim Flug durch unterkühlte Wolken (inflight<br />

icing) auf, wenn Wolkentröpfchen mit<br />

einem Durchmesser von ~20 µm o<strong>de</strong>r<br />

Nieseltr<strong>op</strong>fen (drizzle dr<strong>op</strong>s, mit einem<br />

Durchmesser von 50-500 µm) o<strong>de</strong>r Regentr<strong>op</strong>fen<br />

(> 500 µm) auftreffen <strong>und</strong> anschließend<br />

gefrieren. Man spricht im Falle<br />

<strong>de</strong>r Nieseltr<strong>op</strong>fen auch von SLD (supercooled<br />

large dr<strong>op</strong>s). Gefrieren<strong>de</strong>r Regen<br />

tritt auf, wenn Regentr<strong>op</strong>fen in eine unterkühlte<br />

Luftschicht fallen <strong>und</strong> dort auf das<br />

Flugzeug auftreffen. Liegt die Luftschicht<br />

auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n auf, tritt am Bo<strong>de</strong>n Glatteis<br />

auf. Diese bekannte Form <strong>de</strong>r Vereisung<br />

wird als klassischer Bildungsprozeß (classical<br />

formation) bezeichnet <strong>und</strong> ist leichter<br />

vorherzusagen als gefrieren<strong>de</strong>r Niesel.<br />

Die beson<strong>de</strong>re Gefahr, die von SLD o<strong>de</strong>r<br />

gefrieren<strong>de</strong>m Niesel ausgeht, liegt zum einen<br />

in <strong>de</strong>n nicht bekannten atmosphärischen<br />

Bedingungen ihres Auftretens (<strong>de</strong>shalb<br />

non-classical formation), zum an<strong>de</strong>ren<br />

darin, daß Flugzeuge nur bis Tr<strong>op</strong>fen<br />

(genauer Tr<strong>op</strong>fenkollektive) mit einem<br />

mittleren Durchmesser von 50 µm zugelassen<br />

sind (Appendix C; FAA, 1999).<br />

Flugzeuge entsprechen damit zwar <strong>de</strong>n<br />

internationalen Zulassungsvorschriften,<br />

sind aber nicht unbedingt für alle Wolken<br />

geeignet. SLD stellen <strong>de</strong>shalb eine beson<strong>de</strong>re<br />

Gefahr dar, weil sie nicht wie die<br />

normalen 20 µm großen Wolkentr<strong>op</strong>fen im<br />

Staupunkt, z.B. an <strong>de</strong>r Tragflächenvor<strong>de</strong>rkante<br />

auftreffen <strong>und</strong> dort spontan gefrie-

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