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Luftverkehr und Wetter Statuspapier Juni 2004 - Pa.op.dlr.de - DLR

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Da die Nachfrage nach Flügen die Kapazität<br />

übersteigt – dies gilt sowohl weltweit<br />

als insbeson<strong>de</strong>re auch an <strong>de</strong>n hochfrequentierten<br />

Flughäfen Frankfurt, München<br />

<strong>und</strong> Düsseldorf in Deutschland (Air Transport<br />

Action Group, 2000) –, nimmt die<br />

Störanfälligkeit <strong>de</strong>s Verkehrssystems <strong>Luftverkehr</strong><br />

weiter zu (Study on Constraints of<br />

Growth, ECAC & EUROCONTROL, March<br />

2001), wobei generell die Verspätungen<br />

nichtlinear mit <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Flugbewegungen<br />

zunehmen (Lenoir <strong>und</strong> Hustache,<br />

1997).<br />

<strong>Wetter</strong> zählt unbestritten zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten<br />

Störfaktoren <strong>de</strong>s <strong>Luftverkehr</strong>s,<br />

wobei <strong>de</strong>r <strong>Wetter</strong>einfluß auf Unfälle <strong>und</strong><br />

Verspätungen qualitativ <strong>und</strong> quantitativ<br />

sehr verschie<strong>de</strong>n sein kann. Denn wie<br />

stark Verspätungen im Flugverkehr auf<br />

das <strong>Wetter</strong> zurückzuführen sind, hängt von<br />

vielen Faktoren ab, wie z.B. <strong>de</strong>r Stärke<br />

<strong>de</strong>s <strong>Wetter</strong>phänomens selbst, von Jahreszeit<br />

<strong>und</strong> Ort aber auch von <strong>de</strong>r Auslastung<br />

<strong>de</strong>s Flughafens, <strong>und</strong> läßt sich nicht auf<br />

einfache Art <strong>und</strong> Weise erfassen. Die<br />

vielfach beobachtbaren uneinheitlichen<br />

Ergebnisse quantitativer Verspätungsanalysen<br />

sind häufig auf methodische<br />

Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Erhebung <strong>de</strong>r Verspätungsursachen<br />

zurückzuführen.<br />

So wer<strong>de</strong>n beispielsweise von <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Flugsicherung mittlere Standardflugprofile<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt <strong>und</strong> die Abweichungen<br />

davon zur Qualitätsbestimmung<br />

(qualities) verwen<strong>de</strong>t, während Fluggesellschaften<br />

Differenzen zu <strong>de</strong>n geplanten<br />

Abflug- <strong>und</strong> Ankunftszeiten bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

von "Pünktlichkeiten" benutzen.<br />

Verspätungsmaße sind wichtige Größen<br />

<strong>de</strong>r Qualitätsbemessung <strong>und</strong> -sicherung<br />

<strong>und</strong> orientieren sich daher an Verantwortlichkeit,<br />

Zuständigkeit <strong>und</strong> Interessenlage<br />

<strong>de</strong>r Betroffenen wie Flughafenbetreiber,<br />

Fluggesellschaften o<strong>de</strong>r <strong>Pa</strong>ssagiere. Eine<br />

6<br />

einheitliche Maßzahl zur Quantifizierung<br />

<strong>de</strong>s <strong>Wetter</strong>einflusses auf <strong>de</strong>n Flugverkehr<br />

gibt es daher nicht.<br />

Diese Problematik ist i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

allgemeinen Bemessungen <strong>de</strong>s <strong>Wetter</strong>einflusses<br />

auf die Gesellschaft (Pielke & Carbone,<br />

2002). Einige Zahlen zur Ver<strong>de</strong>utlichung:<br />

EUROCONTROL gibt als Verspätungsursache<br />

für ATFM Verspätungen im<br />

Februar 2002 das <strong>Wetter</strong> mit 22,3% an, für<br />

en-route nach IATA Verspätungsco<strong>de</strong><br />

73,2% <strong>und</strong> für wetterbedingte Verspätungen<br />

am Zielflughafen (Co<strong>de</strong> 84) 20,4% an.<br />

(EUROCONTROL, CODA Monthly Report,<br />

Februar 2002). Die monatliche Statistik <strong>de</strong>r<br />

DFS 1 für <strong>de</strong>n Dezember 2002 weist beispielsweise<br />

für die oben genannten Flughäfen<br />

<strong>Wetter</strong> als Verspätungsursache zu<br />

56%, 77% <strong>und</strong> 76% aus. In einer Untersuchung<br />

an <strong>de</strong>utschen Flughäfen (Spehr,<br />

2003) konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, daß nach<br />

Abzug nicht wetterbedingter Faktoren wie<br />

Streik <strong>und</strong> Systemausfall 50% <strong>de</strong>r<br />

Schwankung <strong>de</strong>r täglichen Pünktlichkeitswerte<br />

durch lokales <strong>Wetter</strong> am Zielflughafen<br />

erklärt wer<strong>de</strong>n, wobei die mittlere Abweichung<br />

nur ~5% beträgt.<br />

Eine von Boeing beauftragte Studie (in Aviation<br />

Week vom 26.8.2002, siehe Abbildung<br />

1.2) besagt, daß die zwischen 1987<br />

<strong>und</strong> 1996 weltweit registrierten Flugzeugunfälle<br />

mit tödlichem Ausgang (acci<strong>de</strong>nts)<br />

hauptsächlich durch Kollision mit Gelän<strong>de</strong><br />

(CFIT, controlled flight into terrain) <strong>und</strong><br />

durch Verlust <strong>de</strong>r Flugzeugkontrolle (loss<br />

of control in flight) bedingt waren. Auch<br />

sind <strong>Wetter</strong>einflüsse (ice/snow, wind<br />

shear) als direkte Ursache für 8 tödliche<br />

Unfälle (aus <strong>de</strong>r Gesamtheit von 137) erkannt<br />

wor<strong>de</strong>n. Betrachtet man Vorfälle (inci<strong>de</strong>nts)<br />

mit <strong>de</strong>r Ursache „Verlust <strong>de</strong>r Flug-<br />

1 Die aktuelle Verspätungsstatistik <strong>de</strong>r DFS kann<br />

über http://www.dfs.<strong>de</strong> (suche „ATFM <strong>de</strong>lay report“)<br />

abgefragt wer<strong>de</strong>n.

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