Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Kicken gegen Sucht“<br />
46<br />
Vereinszugehörigkeit stärkt<br />
Kinder und Jugendliche<br />
Kreisvorsitzender Hans-Michael Rabe überreicht beim Jugendfußballturnier 1000 Euro<br />
Was kommt heraus, wenn ein Fußballverein,<br />
die Suchtberatungsstelle<br />
Burgdorf/Laatzen und das Diakonische<br />
Werk der evangelisch-lutherischen<br />
Landeskirche Hannover auf der Fußballanlage<br />
des TSV Germania Haimar/Dolgen zusammentreffen?<br />
Ein Fußballturnier der<br />
besonderen Art. „Kicken gegen Sucht“ lautete<br />
das Motto des Präventionsprojektes,<br />
bei dem 50 Mädchenund<br />
Jungenmannschaften um die<br />
Pokale spielten. Das Resultat des<br />
Turniers kann sich sehen lassen. Etwa<br />
1500 Besucher strömten an<br />
zwei Tagen auf das Gelände in Haimar,<br />
rund 5000 Euro Gesamterlös<br />
fließen in die Jugendarbeit des Vereins.<br />
Solch ein Projekt schwirrte<br />
Initiatorin Ivonne Schäfer schon<br />
länger im Kopf herum. Die Diplom-<br />
Pädagogin des Diakonischen Werkes<br />
Hannover suchte nur noch<br />
nach einer Verknüpfung der drei<br />
Einrichtungen. Die Idee kam der<br />
ehrenamtlichen Jugendtrainerin<br />
beim TSV Haimar/ Dolgen schließlich<br />
auf dem Fußballplatz.<br />
Gesagt, getan. Mit dem Ziel<br />
vor Augen, mit dieser Veranstaltung<br />
ein Zeichen setzen zu wollen,<br />
dass Fußball auch ohne Alkohol<br />
funktioniert und zeitgleich eine wirkungsvolle<br />
Maßnahme zur Suchtprävention<br />
darstellt, plante Schäfer ein großes Turnier<br />
samt Ponyreiten, Spieleaktionen der Suchtberatungsstelle<br />
und Tombola. Unterstützung<br />
bekam sie unter anderem von Hannover<br />
96 und der Per-Mertesacker-Stiftung.<br />
Statt Bier gab es alkoholfreie Cocktails und<br />
eine Saftbar.<br />
Um das Ganze zu finanzieren, wandte<br />
sich Schäfers Kollege Roland Johannes,<br />
Referent für Suchtfragen bei den Diakonischen<br />
Werken, an die Egidius-Braun-Stiftung<br />
des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).<br />
Die gab grünes Licht und sagte finanzielle<br />
Unterstützung zu. Auch der DFB zeigte sich<br />
hellhörig und wählte Schäfers Veranstaltung<br />
mit fünf weiteren Aktionen in Niedersachsen<br />
für die Sozialkampagne „Kinderträume<br />
2011“ aus, bei der ausgesuchte<br />
Projekte finanziell und materiell unterstützt<br />
werden. Hintergrund dieser Kampagne ist<br />
die bevorstehende Frauen-Fußballweltmeisterschaft<br />
2011 im eigenen Land. Aus diesem<br />
Anlass hat die Männer-Nationalmannschaft<br />
die Aktion ins Leben gerufen und<br />
spendet bis zum Jahr 2011 eine Millionen<br />
Euro für gemeinnützige Organisationen,<br />
soziale Projekte und Initiativen, die sich<br />
nachhaltig um das Wohl von Kindern und<br />
Jugendlichen kümmern. Bei der Auswahl<br />
der Projekte werden insbesondere lokale<br />
Initiativen, die durch ehrenamtliches Engagement<br />
getragen werden, berücksichtigt.<br />
Hans-Michael Rabe, Vorsitzender des<br />
<strong>NFV</strong>-Kreises Hannover-Stadt, brachte am<br />
August <strong>2009</strong><br />
Hans-Michael Rabe, Kreisvorsitzender Hannover-Stadt,<br />
überreicht den Scheck über 1000<br />
Euro an Dr. Jörg Antoine, stellvertretender Direktor<br />
des Diakonischen Werkes Hannover.<br />
Der stellte den Betrag der Jugendabteilung<br />
des TV Germania Haimar/Dolgen zur Verfügung.<br />
Foto: Röver<br />
Turniertag die Finanzspritze in Form eines<br />
Schecks über 1000 Euro mit nach Haimar.<br />
Er überreichte außerdem eine Urkunde und<br />
eine Welcome-Box des Deutschen-Fußball-<br />
Bundes (DFB), gefüllt mit etlichen Give-<br />
Aways zur Frauen-Fußball-WM 2011, an Dr.<br />
Jörg Antoine, stellvertretender Direktor des<br />
Diakonischen Werkes Hannover. Weiterhin<br />
warb Rabe für den Besuch eines der WM-<br />
Spiele in Wolfsburg. Um den Frauenfußball<br />
auch in Zukunft zu fördern, „wäre es schön,<br />
wenn wir bis dahin noch zahlreiche Mädchenmannschaften<br />
gründen würden“,<br />
merkte er an.<br />
Antoine freute sich über das zusätzliche<br />
Geschenk, hatte er doch nur mit dem<br />
Scheck gerechnet. Die Box stellte er spontan<br />
den Mädchenmannschaften im Verein<br />
zur Verfügung, kicken beim TSV Germania<br />
Haimar/Dolgen neben den Jungenteams<br />
doch auch eine E-Juniorinnen und eine C-<br />
Juniorinnen-Mannschaft. „Hier wird tolle<br />
Jugendarbeit geleistet“, lobte er. Es sei<br />
wichtig, dass Kinder und Jugendliche den<br />
gemäßigten Umgang mit Alkohol lernen<br />
würden. Dazu gehöre auch die Vorbildfunktion<br />
der Erwachsenen, besonders der Trainerinnen<br />
und Trainer im Verein. Und damit<br />
Eine Heerschar von Pokalen nahmen am Ende<br />
der zwei Turniertage die 50 Mannschaften<br />
entgegen. Foto: Schönamsgruber<br />
die Nachwuchsarbeit auch weiterhin so gut<br />
funktioniert, sagte Antoine zu, den Turniererlös<br />
in die Jugendkasse zu spenden.<br />
Dass ein Verein den Kindern und<br />
Jugendlichen nicht nur das Fußballspielen<br />
bieten, sondern aufgrund der Vereinszugehörigkeit<br />
auch besser vor Suchtgefahren<br />
schützen kann, ist hinlänglich bewiesen.<br />
„Laut einer Statistik trinken Jugendliche, die<br />
im Verein sind, weniger Alkohol als ihre<br />
Altersgenossen“, erklärte Schäfer. Zu den<br />
Suchtgefahren zählt die Mutter zweier<br />
Töchter inzwischen nicht nur den Alkohol<br />
und andere Drogen, sondern auch das stundenlange<br />
Computerspielen. „Wer trainiert,<br />
hat allerdings weniger Zeit vor dem Computer<br />
zu sitzen und verringert damit schon mal<br />
die Gefahr, anfällig zu werden.“ Außerdem<br />
stärkten das „Wir-Gefühl“ in einer Mannschaft<br />
und das Verausgaben im Training<br />
und im Spiel Kinder und Jugendliche gegen<br />
Süchte, so die Diplom-Pädagogin. Auch der<br />
Umgang mit Niederlagen sei mit mehreren<br />
besser zu verkraften als allein, zusätzlich<br />
lernen die Spielerinnen und Spieler im Team<br />
auch Verantwortung zu übernehmen.<br />
Ihre Idee könnte bald Schule machen.<br />
Kreisvorsitzender Rabe zeigte sich<br />
begeistert. „Wir sammeln hier Erfahrungen<br />
und könnten das Ganze im Bereich<br />
Hannover fortsetzen“, sagte er optimistisch.<br />
Nicole Röver