Senioren tanzen - Bundesverband Seniorentanz eV

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Senioren tanzen Selbst an der Bushaltestelle Mitglieder geworben Anneliese Vetter, die erste Geschäftsführerin, erinnert sich an die Anfänge Sie war nicht nur eine der „Hebammen“, die dem Bundesverband Seniorentanz auf die Welt verhalfen. Als erste Geschäftsführerin sorgte Anneliese Vetter maßgeblich mit dafür, dass der Verein ans Laufen kam und prächtig wuchs. Jetzt wurde die 86-Jährige zum Ehrenmitglied ernannt. In ihrer Wohnung in de Haye`schen Stiftung in Koblenz nahm sie die Auszeichnung entgegen. Christine Vary: Frau Vetter, wie und wo haben Sie zum ersten Mal vom Seniorentanz gehört? Anneliese Vetter: Das war 1972 in diesem Haus. Hier habe ich Ilse Tutt kennengelernt. Ich arbeitete seit 1970 nach meiner Berufstätigkeit ehrenamtlich in der gerade bezogenen neuen Altenwohnanlage als Mädchen für alles. Ilse Tutt hatte ihre Schwiegermutter hier zu wohnen. Du tanzt mit jungen Menschen, warum tanzt Du nicht auch mit uns? fragte sie ihre Schwiegertochter eines Tages bei einem Besuch. Und das war der Anfang für die Arbeit mit Senioren? Ja. Ilse Tutt tanzte schon mit einer Gruppe an der Volkshochschule und nun wollte sie es mit den über 70-Jährigen ebenfalls versuchen. Ich habe damals gedacht: Was soll das, wie soll das gehen? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Seit wann wird denn hier in der de Haye`schen Stiftung getanzt? Mit einer Handvoll Leute begann Ilse Tutt 1972. Sie kam alle zwei Wochen. Ich bin meistens mit dazu gegangen und habe dann einmal mitgetanzt. Ich weiß noch, es war „der kleine Figaro“ – und ich kam klar. Es hat mir Spaß gemacht. So war ich 1974 eine der Teilnehmerinnen beim ersten Lehrgang für angehende Tanzleiter im Seniorentanz. Die Lehrgänge hießen damals Multiplikationskurse. Sie fanden unter der Leitung von Ilse Tutt in Bendorf statt, wo das Hedwig-Dransfeld-Haus ihre Arbeit unterstützte. 8 Senioren tanzen IV/2006 Können Sie sich noch an andere herausragende Persönlichkeiten aus den Anfangszeiten erinnern? Natürlich. Es waren ja einige. Besonders engagiert in dieser Zeit war Inge Merete Gerwig. Sie und Ilse Tutt haben sich zusammengetan. Woher sie sich kannten, weiß ich nicht. Wie können wir uns diese beiden Frauen vorstellen? Ilse Tutt war sehr resolut. Sie war früher Lehrerin. Man könnte auch sagen, der Umgang mit ihr war ein bisschen schwierig. Sie war sehr groß und wenn sie zur Tür herein kam, beherrschte sie das ganze Bild. Inge Merete Gerwig dagegen war kleiner. Sie war eine Dänin und Tanzpädagogin. Sie lebte in Deutschland und hatte schon Erfahrung im Tanzen mit jüngeren Senioren. Die beiden hatten ganz schnell einen netten Stamm Interessierter um sich versammelt. Wie wurden denn damals Interessenten geworben? Das war allein deswegen nicht einfach, weil sich die Leute unter Seniorentanz noch nichts vorstellen konnten. Am besten funktionierte die Mund-zu-Mund-Propaganda. Ich habe damals Adressen gesammelt, bekam auch oft Zettelchen zugesteckt und habe die Leute dann angeschrieben und sie eingeladen, uns und unsere Arbeit kennen zu lernen. An der Bushaltestelle habe ich die Leute angesprochen oder bei Veranstaltungen in der Pfarrei, um sie zu werben. Aber das war ich ja nicht alleine. Jeder hat in seinem Umkreis Männer und Frauen angesprochen. Sie sollen einmal gesagt haben, Seniorentanz kann man nicht beschreiben... Das stimmt. Seniorentanz kann man nicht erklären, Seniorentanz muss man erleben. Ingrid Steinhäuser, die heutige Landesvorsitzende von Rheinland-Pfalz, zitiert diesen Ausspruch heute noch oft. Anneliese Vetter (86) in ihrer gemütlichen Seniorenwohnung in der de Haye`schen Stiftung in Koblenz. Hier fanden die ersten Tanznachmittage mit älteren Menschen schon Anfang der 70er Jahre statt. Auch die ersten Ausbildungsgänge für in der Altenarbeit Tätige wurden in der zum Haus gehörenden Altenpflegeschule durchgeführt. Foto: Christine Vary Wenn man vom Seniorentanz keine Vorstellung hatte und ihn auch nicht erklären konnte, wie gelang es dennoch ihn bekannt zu machen? O, wir waren viel unterwegs. Wir sind über die Dörfer gefahren, um den Leuten den Seniorentanz vorzustellen zum Beispiel im Hunsrück, an der Mosel, im Ruhrgebiet, in Trier, an der Ahr, im Bayerischen Wald... Was ist den Pionierinnen und Pionieren dabei begegnet? Man war uns gegenüber zunächst skeptisch. Manchmal vielleicht sogar ein bisschen misstrauisch. Wir haben aber auch viel Lustiges erlebt. In Bad Bertrich kamen die Leute in Mantel und Hütchen und wollten nicht ablegen. Sie wollten nur mal schauen. Am Ende habe ich dann bestimmt mit der Hälfte von ihnen getanzt. Auch die Arbeit mit geistig behinderten Jugendlichen hat viel Spaß gemacht. Es geht ja nicht darum, alles 100-prozentig zu können, sondern um das Zusammensein und die Bewegung zu Musik, um das Gemeinschaftserlebnis und das Miteinander.
Es war also vor der Gründung des Verbandes eigentlich schon etwas in Gang gesetzt? Es waren genau 15 Leute, die die Gründungsurkunde unterschrieben haben, ich als letzte, wahrscheinlich, weil ich am 3. September 1977 bei der Versammlung in der Jugendherberge Auf dem Schönberg in Oberwesel das Protokoll geführt habe. Zunächst waren wir eine Sektion im Bundesverband Tanzen. Sie waren die erste Geschäftsführerin. Erzählen Sie mal, wo saß die Geschäftsstelle? Ab 1976 war ich Geschäftsführerin der Sektion „Tanzen für Senioren“. Die Geschäftsstelle war in meiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung. Alles lag voll. Manchmal war kein Durchkommen mehr. Ich hatte nur eine klapprige alte Reiseschreibmaschine, um allen Schriftverkehr zu erledigen. Wie ging es weiter? Das Interesse wuchs. Die Mitgliederzahlen nahmen explosionsartig zu. Darum beschloss die Mitgliederversammlung schon 1979, Arbeitskreise zu bilden. Aus ihnen gingen dann die ersten Landesverbände hervor. Das von 15 Gründungsmitgliedern unterzeichnete Gründungsprotokoll des BVST vom 3. September 1977. Genau steht das in den Unterlagen. Aber ich habe alles abgegeben, an jemanden, der eine Chronik des Verbandes schreiben wollte. Leider ist er vorher gestorben. Sie waren selbst auch eine der ersten Tanzleiterinnen und hatten ein seltenes Jubiläum. Am 30. Mai 1974 habe ich das erste Mal in der de Haye`schen Stiftung mit einer Gruppe getanzt. Außerdem hatte ich eine Gruppe in der VHS und auf der Humboldthöhe in Vallendar. Mit der 1000. Tanzstunde hier im Haus habe ich die Tanzleitung weitergegeben an Elfriede Erben. Stimmt es, dass Sie danach auch nicht mehr mitgetanzt haben? Ja, leider, aber die Beine machen nicht mehr mit. In der ersten Zeit hat mir donnerstagnachmittags das Herz ge blutet. Aber ich bin ganz bewusst nicht mehr hin, höchstens mal zum Kaffeetrinken an Weih nachten und an Fastnacht. Das gehört dazu, wenn man die Tanzleitung abgibt. Man muss irgendwann abschließen. Ich wollte nicht, dass sich meine Nachfolgerin möglicherweise beobachtet fühlt. Nun sind Sie in Anerkennung Ihres besonderen Engagements für den Seniorentanz und den Verband zum Ehrenmitglied des BVST ernannt worden. Darüber freue ich mich sehr. Anita Brunberg hat mir einen netten, persönlichen Brief geschrieben und sich bedankt. Wenn man bedenkt, wie klein alles angefangen hat und wie es sich entwickelt hat. Es ist etwas so Tolles daraus geworden. Was wünschen Sie dem BVST für die Zukunft? Natürlich, dass es weiter geht, dass neue engagierte Ehrenamtliche und Tanzleiterinnen nachwachsen und dass immer mehr Menschen erleben, wie beglückend der Seniorentanz ist. Frau, Vetter, die Redaktion von „Senioren tanzen“ dankt Ihnen herzlich für das Gespräch. Das Interview führte Christine Vary Senioren tanzen Börse geht an den Start Die aus der Mitgliedschaft angeregte Börse zur Suche und zum Verkaufen von Arbeitsmaterialen oder Musiken geht an den Start. Gesucht: Set/Tänze im Sitzen Nr. 2, Nr. 3. IST 2001/Schweiz plus Heft und IST/2004 Dänemark, Kennziffer 16 995. Die Kontaktaufnahme erfolgt über den Online-Shop des BVST im Internet oder über die Geschäftsstelle in Bremen. Haus am Steinberg GmbH „Tanzen, wo der Harz beginnt“ Tagungs- und Gästehaus in Goslar Erholen und Tanzen, abseits von Hektik und Lärm am Fuße des Steinbergs: Genießen Sie in unserem Haus die beeindruckende Aussicht auf Goslar und den Rammelsberg. Die Altstadt von Goslar ist in 15 Minuten zu Fuß erreichbar. Goslar als 100-jährige Kaiserstadt bietet ein vielfältiges Rahmenprogramm. Für Tanzgruppen bieten wir einen geeigneten Saal mit Parkettfußboden und regulierbarer Musikanlage. Der Raum ist für ca. 40 Personen geeignet. Das Haus verfügt über 47 Betten in Einzel- und Doppelzimmern mit Dusche/WC. Die Küche bietet jeden Tag frisch gebackenen Kuchen, ein reichhaltiges Frühstücks- und Abendbüffet, das Mittagessen ist gut bürgerlich. Vegetarische Ernährung ist jederzeit möglich. Über Ihren Besuch freut sich das Team im Haus am Steinberg Zeppelinstr. 1, 38640 Goslar Telefon: 0 53 21/75 88-0 Fax: 0 53 21/75 88-13 www.hausamsteinberg.de info@hausamsteinberg.de Senioren tanzen IV/2006 9
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