Aktionsplan Flusskrebse Schweiz - admin.ch
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<strong>Aktionsplan</strong> <strong>Flusskrebse</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> BAFU 2011 12<br />
Neben den drei einheimis<strong>ch</strong>en Arten besiedeln vier fremde Krebsarten die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er<br />
Gewässer (eine Art aus Osteuropa, drei Arten aus Amerika). Diese Arten gelangten<br />
bereits vor langer Zeit oder teilweise au<strong>ch</strong> erst in jüngerer Zeit absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> oder versehentli<strong>ch</strong><br />
in natürli<strong>ch</strong>e Lebensräume der <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>.<br />
> Galizierkrebs, Astacus leptodactylus (Es<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>oltz 1823)<br />
Diese ursprüngli<strong>ch</strong> aus Osteuropa und der Türkei stammende Art wurde in den<br />
1970er-Jahren zu kulinaris<strong>ch</strong>en Zwecken in die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> eingeführt, um die Bestände<br />
des Edelkrebses zu ersetzen (höhere Wa<strong>ch</strong>stumsraten und Fertilität, grössere Toleranz<br />
gegenüber Wasserqualität und Temperaturs<strong>ch</strong>wankungen). Die Art besiedelt<br />
Seen und Tei<strong>ch</strong>e der Ebene (bis in eine maximale Höhe von 724 m ü.M). Lokal kann<br />
der Galizierkrebs einheimis<strong>ch</strong>e Arten konkurrenzieren. Die aktuellsten Informationen<br />
der Datenbank des SZKF (Periode 2000–2010) verweisen auf 29 vom Galizierkrebs<br />
besiedelte Standorte, die 17 Orte im Stillgewässer und 12 im Fliessgewässer umfassen.<br />
> Kamberkrebs, Orconectes limosus (Rafinesque 1817)<br />
Diese Art wird in der <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> seit den 1970er Jahren beoba<strong>ch</strong>tet. Der Kamberkrebs<br />
besiedelt Stillgewässer, Kanäle und Flüsse bis über 800 m ü.M. Die aktuellsten Informationen<br />
der Datenbank des SZKF (Periode 2000–2010) verweisen auf 217 vom<br />
Kamberkrebs besiedelte Standorte, die 60 Orte im Stillgewässer und 157 im Fliessgewässer<br />
umfassen.<br />
> Signalkrebs, Pacifastacus leniusculus (Dana 1852)<br />
Diese Art wird in der <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> seit Ende der 1980er Jahre beoba<strong>ch</strong>tet. Sie besiedelt<br />
Still- und Fliessgewässer der Ebene und höher gelegener Gebiete (bis 1017 m ü.M.).<br />
Sie übt einen starken Konkurrenzdruck auf die einheimis<strong>ch</strong>en Arten aus. Die aktuellsten<br />
Informationen der Datenbank des SZKF (Periode 2000–2010) verweisen auf<br />
172 vom Signalkrebs besiedelte Standorte, die 14 Orte im Stillgewässer und 158 im<br />
Fliessgewässer umfassen. Die Art befindet si<strong>ch</strong> in einer starken Expansionsphase.<br />
> Roter Amerikanis<strong>ch</strong>er Sumpfkrebs, Procambarus clarkii (Girard 1852)<br />
Diese Art wird seit den 1990er-Jahren an 7 Standorte zwis<strong>ch</strong>en 375 und 550 m ü.M.<br />
beoba<strong>ch</strong>tet und zwar in 6 Stillgewässern und 1 Fliessgewässer. Diese Art ist no<strong>ch</strong><br />
selten, aber sie birgt ein beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>adenpotential.<br />
Die Krebse stellen einen Sonderfall innerhalb der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Fauna dar. Es<br />
handelt si<strong>ch</strong> um die erste dokumentierte taxonomis<strong>ch</strong>e Gruppe, die mehr exotis<strong>ch</strong>e<br />
Arten enthält als einheimis<strong>ch</strong>e Arten.<br />
1.1.2 Entwicklung der Bestände<br />
Seit mehreren Jahrzehnten nehmen die Bestände einheimis<strong>ch</strong>er Flusskrebsarten ab,<br />
etwas langsamer im Falle von Astacus astacus und stark im Falle von Austropotamobius<br />
pallipes und Austropotamobius torrentium. Zahlrei<strong>ch</strong>e Populationen sind bereits<br />
vollständig vers<strong>ch</strong>wunden oder können si<strong>ch</strong> nur mit kleinen Beständen in Form geografis<strong>ch</strong><br />
isolierter Reliktpopulationen halten, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Oberläufen und in Tei<strong>ch</strong>en.<br />
Dieser Rückgang geht einher mit der Entwicklung ni<strong>ch</strong>t-einheimis<strong>ch</strong>er Arten, die si<strong>ch</strong><br />
mit Ausnahme von Astacus leptodactylus tendenziell ausbreiten.