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Historische Tatsachen - Nr. 15 - Udo Walendy

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sich da offensichtlich vertan. Mit so minimalen Dingen war ichnicht beschäftigt.Stab,Richter: "Ihr Geheimschreiben vom 28. Juli 1942 an Himmlersdemzufolge ab 22. Juli täglich ein Zug mit 5.000 Judennach Treblinka rollte und zweimal wöchentlich ein weiterer Zugin das Vernichtungslager Belzec, trägt aber Ihre Unterschrift. Istsie echt? 'Ganzenmüller: 'Ja. Das ist meine Unterschrift ... aber ich hattedem Vorgang keine Beachtung geschenkt ... ich war so überlastetmitArbeit, daß die Grenzen meiner Aufnahmefähigkeit damalsüberschritten waren. ...'Richter: '5.000 Juden täglich bedeutete 35.000 Juden proWoche, im Monat rund <strong>15</strong>0.000 also! Machten Sie sich keineGedanken darüber, was die dort wohl sollten? 'Ganzenmüller:'Ich sagte schon, den Inhalt dieses Schreibenshatte ich innerlich und geistig nicht aufgenommenRichter: 'Sie wollen behaupten, daß Sie einen Geheimbrief anden Stab des Reichsführers SS, Himmler, an den zweithöchstenMann also im Dritten Reich, zwar unterschrieben, aber inhaltlichnicht zur Kenntnis genommen haben? 'Ganzenmüller: 'Ja, so ist es. Der Brief ist sicherlich von einerUnterabteilung, der Gruppe L, aufgesetzt und dann von mirlediglich noch routinemäßig unterschrieben worden.'Richter: 'Es war aber einer Ihrer Privatbogen. Wie konnte dieGruppe L wohl an Ihr Privatpapier kommen? 'Ganzenmüller: 'Sie werden es vielleicht aus meinem Sekretariatgeholt haben.Richter: 'Und wie konnte das Schreiben, wenn es tatsächlich,wie Sie jetzt behaupten, von der Gruppe L aufgesetzt worden war,wie konnte es ohne Tagebuch-Nummer durch die Registraturgehen? 'Ganzenmüller: 'Also, um derartige Einzelheiten habe ich michwirklich nie gekümmert. ...' (S. 244 - 245)Dieser eine seltsame Sachverhalt des ominösen Briefes— Privatbrief (-kopf) für Dienstpost, und dannausgerechnet in einem dienstbezogenen Sachbereich dieserGrößenordnung — fiel selbst dem Richter auf. Derandere seltsame Sachverhalt offensichtlich nicht: Woherkonnte Dr. Ganzenmüller wissen, daß mit den von derGedob (Generaldirektion der Ostbahn) in Warschau bereitgestelltenZügen Juden, jeweils genau 5.000 — einealles bisherige Maß um das drei bis fünffacheübersteigende Quantität pro Zug! — transportiert wurden?Sein Aufgabenbereich erstreckte sich neben anderenVerkehrsbereichen zwar auch auf die Reichsbahn bishin damals nach Rußland, doch nicht auf das jeweiligeLade- bzw. Frachtgut oder auf Personengruppen. Auchbestand ja wohl kaum eine Veranlassung für Dr.Ganzenmüller, SS-Obergruppenführer Wolff darüber aufzuklären,daß bereits seit 6 Tagen Juden von da nachdort transportiert werden, wo doch Dr. Ganzenmüllerwußte, daß SS-Obergruppenführer Wolff von seinenSS-eigenen Dienstbehörden nicht erst nachträglich, sondernbereits vorzeitig über die Durchführung von befohlenenMaßnahmen seiner Truppe unterrichtet würde.Es wäre noch nicht einmal sachgerecht, hätte Dr. GanzenmüllerHerrn Wolff für einen zukünftigen Termin"einen Zug täglich" bereitzustellen zugesagt, denn selbstdamit war er nicht befaßt.Dem ganzen Schreiben des ohnehin überbeschäftigtenDr. Ganzenmüller liegt überhaupt keine sachlicheBasis, geschweige denn Notwendigkeit zugrunde. Vielnäher hingegen liegt der Verdacht, daß nach dem KriegDokumentenfälscher auch hier am Werk waren undkrampfhaft einen Zusammenhang zwischen der Reichsbahnführungund der SS-Führung "dokumentarisch" zukonstruieren suchten, um ihre "gemeinsame Verschwörungzur Vernichtung der Juden" ins Gespräch zubringen oder gar zu belegen. Man brauchte im Jahre1945 oder danach ja nur einen Privatbriefbogen Dr.Ganzenmüllers zu entwenden oder nachzudrucken, mitseiner gestohlenen Dienstmaschine oder einer anderenSchreibmaschine zu beschreiben, einen Stempel 'Geheim'draufzudrücken und dann eine Unterschrift hineinzumalen.Und Profis bringen so etwas mit Vollendungfertig! Sie konnten sogar davon ausgehen, daß Dr.Ganzenmüller mehr als 25 Jahre später in einer für ihnungewohnten, als Ausnahmesituation zu bewertendenProzeßhektik im hohen Alter derartige Machenschaftennicht unverzüglich beweiskräftig feststellen könnte oderauch nur vermuten würde. Der Fälscher hat in einersolchen Situation stets einen Vorsprung! *)Doch ist, wie gesagt, seine Antwort im Prozeß für denHistoriker keineswegs das letzte Wort. Wenn auch HerrHilberg — ohne sich mit den Fälschungsvorwürfen auseinanderzusetzenund ohne von selbst sich quellenkritischmit diesem Papier zu befassen — das angeblicheSchreiben für echt ausgibt und er sich über Dr. GanzenmüllersAussage vor Gericht mokiert, so ist dies freilichfür die historische Wissenschaft auch kein Maßstab.Das Verfahren gegen Dr. Ganzenmüller wurde am 2.März 1977 wegen dauernder Verhandlungsunfähigkeitendgültig eingestellt. ( Aktenzeichen: 8 Ks 1/71).***************Was die von Herrn Hilberg publizierten Bilder anbetrifft,so ist der Druck bei zahlreichen fragwürdigen"historischen Fotos" so auffallend unscharf undschlecht, wie man es gerade bei den gefälschten "Fotos"insbesondere aus dem kommunistischen Machtbereichschon seit Jahrzehnten gewohnt ist. Es ist ein ausgesprochenerMangel dieses Buches, daß Autor und Verlagnicht darauf hingewirkt haben, schärfere und bessereFotos — dies betrifft die meisten der Bilder — zupublizieren, um von vornherein dem Verdacht entgegenzuwirken,daß womöglich Fälschungspartien, Schablonenansätzeoder Malkonturen durch schlechten undunscharfen Druck überdeckt werden sollten. FehlendeQuellenbelege und außerordentlich unklare Bildunterschriftensind eher dazu angetan, einen solchen Verdachtzu verstärken als auszuräumen. Für eine wissenschaftlicheDokumentierung sind jedenfalls die meisten der23

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