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Historische Tatsachen - Nr. 15 - Udo Walendy

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LetztesNahumInterviewmitGoldmannNahum Goldmann gab der Zeitschrift "Der Spiegel"(Ausgabe vom 23. August 1982, <strong>Nr</strong>. 34, S. 92 - 97) mit87 Jahren ein bemerkenswertes Interview, das für dieGeschichtswissenschaft, zumindest in Auszügen, erhaltenwerden sollte. In der Zeitschrift "<strong>Historische</strong> <strong>Tatsachen</strong>"haben wir uns bereits mehrfach mit Nahum Goldmannbefaßt: In <strong>Nr</strong>. 5, S. 40; <strong>Nr</strong>. 7, S. 33; <strong>Nr</strong>. 10.Am 30. August 1982 ist dieser maßgebende Repräsentantdes Weltjudentums verstorben.Nahum Goldmann stand Zeit seines Lebens im Dienstder zionistischen Arbeit. Geboren in Rußland, aufgewachsenin Frankfurt/M, Jura-Student in Marburg, Berlinund Heidelberg, war er schon frühzeitig publizistisch undpolitisch aktiv. Seit 1926 in der "Zionistischen Vereinigungin Deutschland" spielte er schon seit 1933 bei allenvon Juden auf internationaler Ebene unternommenenAktionen eine wichtige Rolle: Beim Völkerbund von1933 bis 1939, bei der "Jewish Agency" seit 1935, beimJüdischen Weltkongreß seit 1936, den er schließlich bis1977 geleitet hat, in den Vereinten Nationen (UNO) seit1942, in der Zionistischen Weltorganisation seit 1956.Seine drei Memoirenwerke "Das Jüdische Paradox",Köln-Frankfurt/M 1978, "Mein Leben als deutscherJude", München-Wien 1980 und "Mein Leben — USA -Europa - Israel", München-Wien 1981 sind historischeStandardwerke für die deutsch-jüdischen Beziehungen.Da das oben erwähnte Spiegel-Interview über dievorliegenden Bücher hinaus wesentliche Beurteilungender Gegenwart ergänzt und andere schärfer als bisherpräzisiert, sei Nahum Goldmann hier noch einmal dasWort gegeben:"Ich meine, daß die Aggression gegen den Libanon (Juli-August 1982) der Höhepunkt einer falschen Entwicklung ist, dieIsrael von Anfang an genommen hat. ... Seit der Gründung. ImHintergrund sieht die Zionismus-Formel von Theodor Herzl, diemeiner Ansicht nach naiv und falsch war. ... Leider hat er (Herzl)aber bei der Lösung der jüdischen Frage zwei naive Fehlergemacht. Erstens wußte er nicht, daß in Palästina Araber lebten.In allen seinen Büchern figuriert das Wort Araber überhaupt nicht.... Außerdem — und das war sein zweiter Fehler — glaubte er, mankönne die Judenfrage lösen, indem man einen modernen westeuropäischenStaat konzipierte. ...Gewiß gibt es den (Unterschied zwischen einem klaren Angriffskriegund präventiven Verteidigungskriegen), obschon manauch die präventiven Verteidigungskriege hätte verhindern können.Vor allem der Sechs-Tage-Krieg von 1967 war meinerAnsicht nach ein Unglück für Israel. Damals begann die größenwahnsinnigeExpansion, diese Aggressivität. Nasser wollte denKrieg nicht, aber Israel sah eine gute Gelegenheit und hat ja aucheinen ungeheuren Sieg davongetragen. ...1967 geschah in der Tat etwas völlig Neues. Denn seit 2.000Jahren hatte man die Juden nicht mehr als Sieger gesehen. Aberdie großen Siege und die Bewunderung der Welt hatten auf dieIsraelis eine schlechte Wirkung: Sie bestärkten die Juden noch indem ungewöhnlichen Selbstbewußtsein, das sie als auserwähltesVolk ohnehin schon hatten. ...Die Arbeitspartei ist eine Partei derOpportunität. Außer Ben-Gurion hatsie keinen richtigen Staatsmann hervorgebracht.Am gefährlichsten von allenaber war Golda Meir. Sic hat nicht malanerkannt, daß es Palästinenser gibt,sondern immer gesagt, sie seien eineErfindung der amerikanischen Ölgesellschaften....Ich habe mit Ben-Gurion oft über Begin gesprochen. ... Er hieltBegin für einen Faschisten und hatte eine sehr schlechte Meinungvon ihm. Ich habe gesagt: Er ist kein Staatsmann, sondern einkleinstädtischer, provinzieller Jude mit allen Fehlern des Juden in31

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