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Dion Fortune Die mystische Kabbala Verlag Hermann Bauer ...

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konfrontiert, daß sein Wissen um höhere Existenzformen das<br />

Ergebnis eines Prozesses ist, der mit Denken nichts zu tun hat,<br />

eines Prozesses, der da beginnt, wo das Denken aufhört. Folglich<br />

kann die höchste Form transzendentaler Ideen auch nur mit jenem<br />

Bereich des Bewußtseins, in dem das Denken transzendiert wurde,<br />

erfaßt und verstanden werden. Er kann seine Ideen nur denjenigen<br />

Menschen in ihrer ursprünglichen Form nahebringen, die mit diesem<br />

speziellen Aspekt des Bewußtseins vertraut sind. Will er sie<br />

Menschen mitteilen, die keine Erfahrungen in den entsprechenden<br />

Bewußtseinsbereichen haben, muß er sie in eine faßbare Form<br />

kleiden, sonst wird er bei seinem Versuch, sie begreifbar zu<br />

machen, scheitern. In dem Bemühen, diese Eindrücke wiederzugeben,<br />

haben Mystiker jedes nur denkbare Gleichnis herangezogen;<br />

Philosophen haben sich in einem Wust von Erklärungen ergangen,<br />

und keiner von beiden Gruppen ist es gelungen, die Ideen einer<br />

uneingeweihten Seele zu vermitteln. <strong>Die</strong> Kabbalisten wenden eine<br />

andere Methode an. Sie versuchen nicht, dem Verstand etwas zu<br />

erklären, was er gar nicht erfassen kann, sondern sie geben ihm<br />

eine Reihe von Symbolen, über die er meditiert, und mit deren<br />

Hilfe er Stück für Stück eine Leiter baut, um sprossenweise Höhen<br />

zu erklimmen, in die er nicht fliegen kann. Der Verstand ist<br />

ebensowenig in der Lage, transzendentale Philosophien zu<br />

erfassen, wie das Auge fähig ist, Musik zu sehen.<br />

Der Baum des Lebens, das kann nicht oft genug gesagt werden, ist<br />

weniger ein System, als vielmehr eine Methode, dieses Problem<br />

anzugehen. <strong>Die</strong>jenigen, die ihn aufgestellt haben, haben die<br />

wichtige Tatsache berücksichtigt, daß man, um etwas klar erkennen<br />

zu können, zunächst das Sichtfeld eingrenzen muß. <strong>Die</strong> meisten<br />

Philosophen sind bei ihrer Theorie vom Absoluten ausgegangen,<br />

einem wackeligen Fundament, da der menschliche Geist das Absolute<br />

weder zu definieren, noch zu erfassen imstande ist Einige<br />

verwenden eine Negation als Ausgangspunkt und sagen, daß das<br />

Absolute unbekannt ist und es auch immer bleiben wird. <strong>Die</strong><br />

Kabbalisten behaupten weder das eine noch das andere, sondern<br />

begnügen sich damit festzustellen, daß das Absolute uns in dem<br />

Bewußtseinszustand unbekannt ist, in dem wir Menschen uns<br />

normalerweise befinden.<br />

Deswegen finden wir in ihrem System an einem bestimmten Punkt der<br />

Manifestation einen Schleier, nicht etwa deshalb, weil dahinter<br />

nichts wäre, sondern weil der normale menschliche Geist an dieser<br />

Stelle zwangsläufig haltmachen muß. Erst wenn er zur höchsten<br />

Stufe seiner Vollendung gelangt ist und das Bewußtsein sich von<br />

ihm zu lösen vermag, um sozusagen auf eigenen Beinen zu stehen,<br />

kann er die Schleier der negativen Existenz, wie sie genannt<br />

werden, durchdringen. Für die Praxis heißt das, daß wir die Natur<br />

des Kosmos begreifen können, wenn wir bereit sind, diese Schleier<br />

als philosophische Konvention zu betrachten und uns klarmachen,<br />

daß sie ein Symbol für die Grenzen menschlichen Bewußtseins sind

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