Private Equity Allemand.pdf - UNI
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<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong><br />
Eine neue Herausforderung<br />
für die Gewerkschaften<br />
Suche nach einer gerechteren Verteilung von Risiken und Erträgen<br />
<strong>UNI</strong> schlägt globale Prinzipien vor<br />
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Inhalt<br />
Vorwort 3<br />
<strong>UNI</strong> Global Union—Globale Prinzipien für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> 5<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts - die Akteure und ihre Rolle<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts - was können Gewerkschaften tun ? 3<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> und Hedge-Fonds 5<br />
. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> und Hedge-Fonds und ihre Aktivitäten 5<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> 5<br />
Hedge-Fonds 24<br />
2. Sorgen und Anliegen von <strong>UNI</strong> und <strong>UNI</strong>-Mitgliedsorganisationen 29<br />
3. Gewerkschafts-Maßnahmen, Druckmittel und Ansprechpartner 35<br />
Zielgesellschaften 37<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und Pensionsfonds 37<br />
Unternehmerverbände 40<br />
Regierungen und Gesetzgeber 40<br />
Öffentliche Regulierungsbehörden, einschließlich Zentralbanken und Börsenaufsichtsbehörden 4<br />
Verbündete politische und Zivilgesellschafts-Gruppen, Medien und Öffentlichkeit 42<br />
Anhang:<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen, eingestuft nach F&A-Geschäften im Jahr 2006 in den USA, Europa und Asien/Pazifik 43<br />
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Seite
2<br />
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Vorwort<br />
Fusionen und Übernahmen stehen heute auf einer absoluten Rekordhöhe: Schätzungen des IWF zufolge hat die weltweite F&A-Aktivität im letzten<br />
Jahr $3.6 Billionen erreicht. Perioden intensiver F&A-Tätigkeit sind für die Beschäftigten stets gefährlich. Die damit zwangsläufig verbundene Um-<br />
strukturierung bringt Arbeitsplatzverluste und gefährdet Lohn- und Arbeitsbedingungen.<br />
In dieser F&A-Runde sind die Beschäftigten noch viel stärker exponiert, da <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts und Hedge Funds in einem bislang unbekannten<br />
Ausmaß mitspielen.<br />
Wertmäßig betrugen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-F&A-Transaktionen im Jahr 2006 über 20% der globalen F&A-Aktivitäten, und heute wird die F&A-Szene auch<br />
von Hedge Fonds bestimmt, die mehr als zwei Billionen Dollar verwalten.<br />
Vor dem Hintergrund wachsender wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheit wird das Investitionsklima zunehmend spekulativ und opak.<br />
Investmentbanken und andere traditionelle Akteure entwickeln ihre hauseigenen alternativen Investitionsprogramme. Und die Grenzen zwischen<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und Hedge-Fonds werden zusehends verwischt: Hedge-Fonds versuchen, Management-Strategien zu beeinflussen, und<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen ziehen einem Firmenaufkauf oft kleinere Beteiligungen vor.<br />
Für die Gewerkschaften haben diese Entwicklungen weit reichende Auswirkungen.<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts verdrängen strategische Investoren in den einzelnen Branchen. Dadurch könnte sich das Ausfallrisiko bei den neu entstehenden<br />
Firmen erhöhen, begleitet von den unvermeidlichen Folgen für Arbeitsplätze und Renten. Zu diesen Risiken kommt die Schuldenlast hinzu,<br />
mit der dieses ‘Financial Engineering’ für die aufgekauften Firmen oft verbunden ist.<br />
Der von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> und Hedge-Fonds angespornte F&A-Boom treibt die Aktienkurse in die Höhe. Kurseinbrüche oder selbst Kurskorrekturen auf<br />
den Finanzmärkten können ernste Folgen für die Beschäftigung haben.<br />
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3
4<br />
Immer mehr Arbeitskräfte werden heute von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> finanzierten Firmen beschäftigt – im V.K. 20% der Angestellten in der Privatwirtschaft<br />
und in den USA 7% der Gesamtheit der Arbeitskräfte.<br />
Bei F&A-Transaktionen sind die Beschäftigten Opfer einer ungerechten Verteilung von Risiken, Erfolgsbeteiligung und Kosten, ganz besonders bei<br />
finanzgetriebenen Buyouts, bei denen rasche Gewinne und nicht die langfristige Gesundheit eines Unternehmens im Mittelpunkt stehen.<br />
Investoren, Gläubiger und Top-Management gehen hohe Risiken ein, doch ist dies ihre eigene Wahl, und ihre Belohnung ist oft sehr hoch. Die<br />
Angestellten einer Zielgesellschaft werden nicht gefragt, sie müssen die Gefahren auf sich nehmen und bei einem Misslingen der Transaktion die<br />
Kosten mittragen. Bei einer erfolgreichen Aktion können sie bestenfalls die Aufrechterhaltung des Status quo erwarten; im schlimmsten Fall verlieren<br />
sie ihren Job, in praktisch allen Fällen aber sind sie einem zusätzlichen Druck auf ihre Lohn- und Arbeitsbedingungen ausgesetzt.<br />
Die Gewerkschaften setzen sich für eine gerechtere Risiko- und Gewinnteilung ein. Die in dieser Broschüre abgedruckten <strong>UNI</strong>-Prinzipen sind wegweisend<br />
für die Zukunft. Die <strong>UNI</strong>-Mitgliedsorganisationen verfügen über gewichtige Argumente zur Erreichung der Umsetzung dieser Prinzipien,<br />
z. B. Durchführung von Kampagnen, Nutzung politischer Verbindungen, Einflussnahme in Pensionsfonds, Geltendmachung von gesetzlichen oder<br />
vertraglichen Bestimmungen bei Firmenübernahmen und Einsatz ihrer allgemeinen gewerkschaftlichen Stärke.<br />
Die Mitgliedsorganisationen verfolgen ein doppeltes Ziel: bessere Regelungen für die von Fusionen und Übernahmen oder anderen Investitions-<br />
Transaktionen betroffenen Arbeitnehmer und Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen, die die Finanzstabilität fördern und den <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-<br />
Firmen und Hedge-Fonds alle Privilegien entziehen.<br />
Philip Jennings<br />
<strong>UNI</strong> Global Union Generalsekretär<br />
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<strong>UNI</strong> Global Union<br />
Globale Prinzipien für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong><br />
Die ständige Zunahme von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> und Hedge-Fonds hat zur Folge, dass heute Millionen von Arbeitnehmer/innen in immer mehr Ländern<br />
in allen Teilen der Welt von Firmen beschäftigt werden, die in diesem Sektor tätig sind. Der Umfang der <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds ist so gewaltig, dass<br />
nunmehr kein Unternehmen auf der Welt zu groß ist, um nicht einem <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Buyout ausgesetzt zu sein.<br />
Das bedeutet, dass viele Konzerne von Managern geführt werden, die kein Interesse an der langfristigen Entwicklung des betreffenden Unternehmens<br />
haben. Das wichtigste Ziel dieser Fonds ist ein maximaler Gewinn in möglichst kurzer Zeit und das Resultat ein drastischer Personalabbau,<br />
die Aufgabe der Pensionsfonds, der Rückzug aus der Forschung und Entwicklung und - das bezeichnendste Merkmal - die Belastung des Unternehmens<br />
mit enormen Schulden, um die Firmenübernahme sowie auch die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds-Gebühren und Dividenden zu finanzieren.<br />
Die Gewerkschaften können nicht zulassen, dass sich diese Aktivitäten ungehindert ausbreiten. Um die Funktionsweise von Hedge-Fonds und<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> ans Tageslicht zu bringen und Missbräuche einzuschränken, müssen sich die Gewerkschaften aktiv dafür einsetzen,<br />
• dass die bisherigen Arbeitgeber im Fall einer Übernahme Folgeklauseln zustimmen, die die Kontinuität der Beschäftigung, der Arbeits-<br />
und Beschäftigungsbedingungen und der Anerkennung der Gewerkschaften gewährleisten.<br />
• dass die Regierungen auf nationaler und supranationaler Ebene für solche Fonds eine faire Regulierung, eine angemessene Besteue-<br />
rung und Transparenz gewährleisten,<br />
• dass sich Pensionskassen zu einer vorsichtigen Verwendung der Rentenfonds ihrer Mitglieder verpflichten,<br />
• dass <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen direkt die Rechte und Bedingungen der von den fremdfinanzierten Übernahmen betroffenen Arbeitskräfte<br />
garantieren.<br />
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6<br />
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<strong>UNI</strong> Global Union<br />
Globale Prinzipien für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong><br />
. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> sollte zum Ziel haben, wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen, die die langfristigen Ziele aller Interessengruppen miteinander in<br />
Einklang bringen und eine Wertschöpfung für das Unternehmen darstellen.<br />
• Für die Kunden bedeutet dies ein Engagement zur Aufrechterhaltung einer guten Dienstleistungs- oder Produktqualität.<br />
• Für die Besitzer bedeutet dies einen fairen und vernünftigen Ertrag ihrer Kapitalanlage, den sie mit Effizienz- und Produktionssteigerungen und<br />
nicht mit einem Personal- und Sozialleistungsabbau erreichen.<br />
• Für die Beschäftigten bedeutet dies Schutz der Löhne und Bedingungen, menschenwürdige Arbeit und Arbeitsbedingungen und eine faire,<br />
nicht diskriminierende Behandlung am Arbeitsplatz.<br />
2. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen müssen die Rolle der Globalen Gewerkschaftsverbände in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich anerkennen und aktiv<br />
zum Aufbau eines globalen Dialogs mit den globalen Gewerkschaften beitragen. <strong>UNI</strong> fordert sie auf, einen echten weltweiten Dialog mit den<br />
globalen Gewerkschaften einzuleiten.<br />
3. <strong>UNI</strong> Global Union wird die Aushandlung von globalen Rahmenabkommen mit <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen in ihrem Zuständigkeitsbereich anstreben.<br />
4. In diesen Abkommen verpflichten sich <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen zur Einhaltung der IAO-Kernarbeitsnormen, und insbesondere der IAO-Überein-<br />
kommen Nr. 87, Nr. 98 und Nr. 35, der dreigliedrigen IAO-Erklärung betreffend Multis und der OECD-Leitsätze.<br />
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8<br />
<strong>UNI</strong> Global Union<br />
Globale Prinzipien für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong><br />
5. Wenn <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen ein Unternehmen erwerben, müssen bestehende Gewerkschaftsanerkennungsrechte erhalten bleiben. Die<br />
betreffende(n) Gewerkschaft(en) muss (müssen) konsultiert werden und über die Mitwirkung der Beschäftigten an der Transaktion und ihre<br />
Folgen verhandeln können.<br />
6. Solche Konsultationen und Verhandlungen sollten nach Möglichkeit vor der Ankündigung der Transaktion, unbedingt aber vor Vertrag-<br />
abschluss stattfinden. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen stellen den Gewerkschaften Einzelheiten des Geschäftsplans für das Unternehmen zur Ver-<br />
fügung, so auch Angaben über Eigenkapital und Verbindlichkeiten, Anlagevorhaben, Gewinnerwartungen, Risiken und andere Daten, die<br />
Gewerkschaften erlauben, der Firma und ihren neuen Besitzern als informierte Verhandlungspartner gegenüber zu treten.<br />
7. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen, Unternehmen und Gewerkschaften halten sich an bestehende, auf nationaler, branchenweiter, betrieblicher oder<br />
einzelbetrieblicher Ebene ausgehandelte Tarifverträge. Es werden keine einseitigen Änderungen vorgenommen und keine Bestimmungen<br />
ohne vorherige kollektive Verhandlungen beseitigt.<br />
8. Wenn die Beschäftigten noch nicht durch eine Gewerkschaft vertreten werden, gestehen ihnen die Firmen das Vereinigungsrecht zu. Die<br />
Unternehmen gestatten der Gewerkschaft den Zugang zu den Beschäftigten. Die Unternehmen hindern ihre Mitarbeiter/innen in keiner<br />
Weise an einem Gewerkschaftsbeitritt oder einer Gewerkschaftsgründung.<br />
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<strong>UNI</strong> Global Union<br />
Globale Prinzipien für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong><br />
9. Im Rahmen eines globalen Abkommens stimmen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen den schnellsten und einfachsten gesetzlich zugelassenen Verfahren<br />
zu, um die Wünsche der Angestellten bezüglich ihrer Vertretung zu Verhandlungszwecken zu ermitteln.<br />
0. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Portfolio-Firmen engagieren sich für die Einhaltung der Prinzipien, die <strong>UNI</strong> bezüglich einer verantwortungsvollen Vertragsneh-<br />
mer-Politik aufgestellt hat, indem sie nur solche Vertragsfirmen verpflichten, die eine Bilanz verantwortungsvoller Arbeitspraktiken vorweisen<br />
können, das heißt u. a. Einhaltung aller geltenden Arbeitsgesetze; Respekt des Vereinigungsrechts, Gewährleistung fairer Löhne und Lohnne-<br />
benleistungen, Gewährleistung eines sicheren und gesunden Arbeitsumfeldes, Verfolgung einer Politik der Null-Toleranz in Bezug auf Diskrimi-<br />
nierung und Bereitstellung angemessener Schulungsmöglichkeiten für die Arbeitnehmer.<br />
. Vor der Übergabe oder der Überlassung der Kontrolle einer Portfolio-Gesellschaft stellen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen sicher, dass Tarifverträge und<br />
damit verbundene Vereinbarungen, einschließlich Outsourcing-Regelungen und Organisierungsverfahren beibehalten oder von der neuen Or-<br />
ganisation oder dem (den) neuen Besitzer(n) im Rahmen der Übernahmebedingungen gewährleistet werden.<br />
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0<br />
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<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts – die Akteure und ihre Rolle<br />
Bei Firmen-Buyouts, wählen PE-Fonds ein börsennotiertes Unternehmen, kaufen es mit eigenen und geliehenen Mitteln auf, entziehen es der<br />
Börse zwecks Umstrukturierung und verkaufen es in der Regel innerhalb von 5-7 Jahren zu einem höheren Preise weiter. An diesem Prozess<br />
beteiligen sich drei Hauptakteure: Investoren, <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und die aufgekauften Unternehmen, sowie zwei zweitrangige Akteure: Geldgeber<br />
und Berater. Weitere wichtige Stakeholder sind die sozialen Akteure, namentlich die Beschäftigten der aufgekauften Firmen, und die örtlichen<br />
Gemeinschaften. Bei Firmen-Buyouts, wählen PE-Fonds ein börsennotiertes Unternehmen, kaufen es mit eigenen und geliehenen Mitteln auf,<br />
entziehen es der Börse zwecks Umstrukturierung und verkaufen es in der Regel innerhalb von 5-7 Jahren zu einem höheren Preise weiter. An<br />
diesem Prozess beteiligen sich drei Hauptakteure: Investoren, <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und die aufgekauften Unternehmen, sowie zwei zweitrangige<br />
Akteure: Geldgeber und Berater. Weitere wichtige Stakeholder sind die sozialen Akteure, namentlich die Beschäftigten der aufgekauften Firmen,<br />
und die örtlichen Gemeinschaften.<br />
AKTEURE<br />
Investoren, die “Kommanditisten” (LP) eines <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds.<br />
Dabei handelt es sich um reiche Einzelpersonen und institutionelle<br />
Investoren, wie z.B. Pensionsfonds.<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Firma, der «General Partner» (GP) (Fonds-Manager)<br />
eines <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds. Der Begriff GP kann sich auf einen<br />
‘Top-Ranking’-Partner einer EP-Firma beziehen.<br />
Portfolio-Firmen sind Unternehmen, die von einer <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-<br />
Firma über ihren <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds erworben wurden.<br />
ROLLE<br />
Sie investieren riesige Summen in <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds, die von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen<br />
lanciert werden. Sie verdienen Geld wenn ein PE-Fonds aus einer<br />
Firma «aussteigt», d.h. Wiederverkauf oder Rekapitalisierung. Im letzteren<br />
Fall schütten sich die PE-Fonds-Partner selbst eine Sonderdividende aus,<br />
wobei sie die Aktiva der gekauften Firma zur Geldaufnahme benutzen.<br />
Sie bringt Geld für die Lancierung des PE-Fonds der Firma auf.<br />
Sie sucht und kauft und verwaltet dann Firmen, die als ‘Portfolio-Firmen’ des<br />
Fonds bekannt sind.<br />
Sie verkauft die Portfolio-Firma wieder nach einer gewissen Zeit.<br />
Sie kassiert eine Managementgebühr und einen Gewinnanteil.<br />
Die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyout Firma übernimmt in der Regel die vollständige Kontrolle<br />
der Portfolio-Firma. Sie kann von ihr gewählte außenstehende Manager<br />
hereinbringen. Sie hat in jedem Fall das letzte Wort in Fragen der Unternehmensführung.<br />
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2<br />
AKTEURE<br />
Geldgeber sind die Banken und Bondkäufer, die <strong>Private</strong><br />
<strong>Equity</strong>-Fonds beim Firmenkauf unterstützen und den Investoren<br />
Dividenden zahlen.<br />
Berater: Banken, Anwaltsfirmen, usw.<br />
Angestellte von Portfolio-Firmen<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts – die Akteure und ihre Rolle<br />
ROLLE<br />
Portfolio-Firmen werden selten ausschließlich mit Investoren-Kapital finanziert.<br />
Um die Zahl der Käufe zu erhöhen und die Gewinne zu steigern leiht ein <strong>Private</strong><br />
<strong>Equity</strong>-Fonds Geld zur Finanzierung des größten Teils jedes Geschäfts- bis<br />
zu 70%. Solche Geschäfte werden als Leveraged Buyouts (LBOs) bezeichnet;<br />
hier werden die Vermögenswerte der Zielfirma als Kreditsicherheit für die erforderliche<br />
Anleihe benutzt.<br />
Sie verdienen Gebühren für die Beratung von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen. Einige<br />
Banken haben eigene interne <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds eingerichtet.<br />
Ihre Jobs und Leistungen, auch Rentenleistungen, sind unmittelbaren Gefahren<br />
ausgesetzt und ihre Löhne geraten vor dem Hintergrund von Kosteneinsparungen<br />
und Asset-Stripping unter Druck. Indirekte Gefahren entstehen durch die<br />
den Firmen angelasteten Schulden: sie werden für Ertragseinbussen anfälliger<br />
und ihre Investitionskapazität wird verringert. Auch die örtlichen Gemeinschaften<br />
sind Verlierer, da <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen nur schwach besteuert werden.<br />
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Aktionsmöglichkeiten<br />
Ansprechpartner<br />
Bereit sein – Jede börsennotierte Firma ist ein mögliches<br />
PE Buyout-Ziel – Gewerkschaften sollten sich nun ent-<br />
sprechend vorbereiten und bereit sein, folgende Rechte<br />
geltend zu machen:<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts - Was können Gewerkschaften tun?<br />
Die wichtigsten Druckmittel, die Gewerkschaften bei <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts<br />
einsetzen können, sind ihre Verhandlungskompetenzen, ihre Kampagnen-<br />
Aktionen, ihre politischen Verbindungen, ihr Einfluss in Pensionsfonds und<br />
gesetzlich verankerte oder vertragliche Rechte, die sie bei Unternehmenstransaktionen,<br />
wie z.B. Übernahmen, ausüben können. Die nationalen Gewerk-<br />
schaften müssen unbedingt eine nationale Debatte über Auswirkungen von <strong>Private</strong><br />
<strong>Equity</strong> Buyouts auf die Grundsätze der Rechts- und Wirtschaftsordnung in<br />
Gang bringen.<br />
Die Ansprechpartner der Gewerkschaften sind die Buyout-Zielgesellschaften;<br />
PE-Fonds und in diese investierende Pensionsfonds, Wirtschaftsverbände, Regierungen<br />
und Gesetzgeber, öffentliche Regulierungsbehörden, einschließlich<br />
Zentralbanken und Wertschriften-Kommissionen sowie politische Parteien und<br />
Gruppen der Zivilgesellschaft, die Medien und die Öffentlichkeit.<br />
Gewerkschaftsrechte, im Fall von Firmentransaktionen, wie Übernahmen, Fusionen,<br />
Outsourcing und Verkauf von Vermögenswerten, in Übereinstimmung<br />
mit gesetzlichen oder tarifvertraglichen Bestimmungen. Beispiele: Recht auf<br />
vorgängige Information und Konsultation, Achtung geltender Tarifverträge bei<br />
Unternehmens-Besitzerwechsel.<br />
Rechte des Gemeinwohls: Von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds übernommene Firmen<br />
haben weniger Berichterstattungspflichten als börsennotierte Gesellschaften.<br />
Regulierungsbehörden könnten jedoch von PE-Versorgungsbetrieben (Post,<br />
Telekom, Energie) und von PE-Finanzkonzernen mehr Informationen verlangen<br />
und ihnen zusätzliche Verpflichtungen auferlegen.<br />
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3
4<br />
Eigeninitiativen sind gefragt – Gewerkschaften<br />
sollten folgende Maßnahmen in Betracht ziehen:<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyouts - Was können Gewerkschaften tun?<br />
Allgemeine Belegschaftsvertretungsrechte, z. B. EBR-Rechte. Europäische Betriebs-<br />
räte (EBR) stellen ein wichtiges Instrument zur Gewährleistung der Weitergabe von Informationen<br />
und zur Vereinigung von Belegschaftsvertretern aus verschiedenen Betrieben<br />
eines Unternehmens dar. Mit PE-Fonds aufgekaufte Firmen sowie auch PE-Firmen<br />
selbst sollten in den Geltungsbereich der EBR fallen.<br />
Gesetze und Vorschriften für Pensionsfonds und betriebliche Rentensysteme. Dazu<br />
gehören Rechte und Pflichten von Treuhändern betrieblicher Systeme im Fall einer<br />
Unternehmenstransaktion.<br />
Die Aktionärsstruktur potenzieller Zielfirmen und <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>- und Hedge-Fonds-Investoren.<br />
Staatliche Aktionäre, Pensionsfonds, wohlhabende Einzelpersonen und be-<br />
stimmte Banken oder Versicherungsunternehmen könnten ein offenes Ohr für Gewerk-<br />
schaftsanliegen haben. In Fall von Unternehmen mit breit gestreuten Aktien könnten<br />
allgemeine Medienkampagnen sehr wirksam sein.<br />
Ihre Rechte bei Unternehmenstransaktionen, die gesetzlich und tariflich verankert sind,<br />
ausbauen, wobei sie sich auf ihre Untersuchungen und Erfahrungen abstützen. Bei-<br />
spielsweise könnte in Tarifverträgen von Kaufinteressenten verlangt werden, dass sie<br />
vor Abschluss eines Buyout einen Tarifvertrag mit der zu übernehmenden Firma ab-<br />
schließen. Siehe USW-Fallstudie.<br />
Aktive Beziehungen zu <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyout-Firmen aufnehmen, mit dem vorrangigen<br />
Ziel, deren Zustimmung zu den <strong>UNI</strong>-<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Prinzipien zu erreichen.<br />
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<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> und Hedge Fonds<br />
1. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> und Hedge Fonds und ihre Aktivitäten<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong><br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> kann verschiedene Formen annehmen. Nachstehend werden 3 Varianten erwähnt:<br />
Buyout PE-Fonds kaufen Firmen auf - in der Regel börsennotierte Unternehmen - und verkaufen sie wieder mit einem Aufgeld, in der Regel innerhalb<br />
von fünf bis sieben Jahren. Dies ist in Bezug auf Umfang und Wachstume das wichtigste Segment des PE-Geschäfts und Hauptgegenstand dieses<br />
Papiers. Buyout-Fonds ziehen Milliarden von Dollar von <strong>Equity</strong>-Anlegern an, leihen aber auch astronomische Summen für Leveraged Buyouts (LBOs)<br />
aus. Bei einem Leveraged Buyout benutzt ein Anleger die Vermögenswerte einer Zielfirma als Kreditsicherheit für die Aufnahme des zum Kauf der Firma<br />
notwendigen Kapitals.<br />
Venture PE-Fonds tätigen Investitionen in neu gegründeten oder in der Aufbauphase befindlichen Unternehmen. Dies ist die positivste, am wenigsten<br />
umstrittene Seite des PE-Geschäfts.<br />
Distressed Debt (oder Vulture) PE-Fonds kaufen Firmenanleihen von Unternehmen auf, die bereits Konkurs angemeldet haben oder einen solchen<br />
Schritt in Erwägung ziehen. Dies erlaubt ihnen, in der Umstrukturierungs- oder Liquidationsphase eine entscheidende Rolle zu spielen. Vulture-Fonds<br />
(wörtlich: Geier-Fonds) sind besonders problematisch, wenn sie die Schulden nicht von Unternehmen sondern von Entwicklungsländern zinsgünstig<br />
aufkauen und dann den Rechtsweg beschreiten, um die vollen Beträge plus Zinsen einzutreiben. Solche Praktiken wurden in jüngster Zeit in Sambia<br />
beobachtet und von den Globalen Gewerkschaften aufs Schärfste verurteilt.<br />
Weltweit betrug der Gesamtbetrag des für das PE-Geschäft verfügbaren <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Kapitals (bereitgestelltes, jedoch noch nicht abgerufenes Kapital)<br />
im Juni 607 Mrd. Dollar, erklärt <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Intelligence (Preqin), eine britische Forschungsagentur. Im Jahr 2003 waren es noch 473 Mrd. Dollar. Der<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Council, ein US-Unternehmensverband, bezifferte den Betrag im Dezember 2006 mit 700 Mrd. Dollar. Ein großer Teil dieses Kapitals<br />
stammt von institutionellen Anlegern, namentlich von Pensionsfonds.<br />
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6<br />
Debenhams – Blitzaktion mit Fahrerflucht<br />
Der Kauf der Firma Debenhams und ihr Wiederverkauf auf dem Aktienmarkt innerhalb von 30 Monaten werden als Paradebeispiel für «Ingenieurwissenschaft»<br />
der Finanzplanung bezeichnet. Ein Konsortium von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen - CVC Capital Partners, Texas Pacific und Merrill Lynch Global <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> - kauften<br />
die britische Ladenkette für 2 Mrd. ( .4 Mrd. £ Schulden und 600 Mio. £ Kapital) im Jahr 2003, als Debenhams Schulden in der Höhe von 00 Mio. £ hatte.<br />
Die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Besitzer strichen dann Stellen und transferierten die Vermögenswerte über ein Sale-and-Leaseback-Geschäft in ein neues Unternehmen,<br />
was ihnen 500 Mio. £ einbrachte. Gemäß diesem Vertrag least der Käufer den Vermögenswert wieder vom Verkäufer. Die neuen Besitzer nahmen zudem zwei<br />
Darlehen auf, die die Schulden von Debenhams’ auf .9 Mrd. £ erhöhten, dem Konsortium aber erlaubten, .2 Mrd. £ Dividenden zu kassieren. Eine Dividende<br />
von .2 Mrd. £ auf einer Kapitalinvestition von 600 Mio. £ ist - egal, welche Maßstäbe man anlegt - eine sehr großzügige Methode, sich selbst zu belohnen!<br />
Als Debenhams im Mai 2006 auf dem Aktienmarkt wieder verkauft wurde, betrugen die Schulden der Firma .2 Mrd. £ und waren somit zwölf Mal höher als zum<br />
Zeitpunkt ihres Kaufs. «Ein klassisches Beispiel von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Umstrukturierung», meint ein Finanzanalyst. «Das Geschäft kommt mit Schulden belastet<br />
zurück und ist zudem eines großen Teils seines Wertes beraubt.»<br />
In der kurzen Zeit der privaten Verwaltung wies Debenhams gute Leistungen aus - die Firma erhöhte ihren Marktanteil sowie auch ihren Umsatz und ihre<br />
Gewinne. Die Leistungskurve (einschließlich Marktanteil) zeigte jedoch nach dem Wiederverkauf steil nach unten: die Aktien der Firma hatten bis April 2007<br />
24% verloren.<br />
Beobachter dieser Szene schreiben die Schuld den PE-Besitzern zu, die Financial Engineering den Investitionen vorzogen. Analysten der Citigroup prangerten<br />
die Unternehmensführung an, wobei sie betonten, dass die wachsende Besorgnis der Investoren über unzureichenden Geschäftsinvestitionen durchaus begründet<br />
waren.<br />
Der britische Trades Union Congress bezeichnet dieses Sale-and-Leaseback-Geschäft als symptomatisch für eine PE-Tendenz, Vermögenswerte einer Firma<br />
zu verkaufen, um Geld zu machen und gleichzeitig künftige Einnahmequellen zu gefährden.<br />
Quellen: Work Foundation: “Inside the dark box: shedding light on private equity”, März 2007; The Guardian, 2 . April ’06; The Guardian, 8. April ’07; The<br />
Independent, 8. April ’07; TUC: “<strong>Private</strong> equity – a TUC perspective”, Mai 2007.<br />
2006 sammelten <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen weltweit eine Rekordsumme von 432 Mrd. $ neuem Beteiligungskapital ein, was einer Zunahme von 38%<br />
gegenüber der bereits stattlichen, 2005 aufgebrachten Summe (Preqin-Daten) entspricht. Buyout-Fonds zogen rund die Hälfte des Gesamtbetrags<br />
von 2006, 2 2 Mrd. $ an, d. h. 45% mehr als den Gesamtbetrag für Buyout-Fonds im Jahr 2005.<br />
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Der Trend zur Konzentration, namentlich im Buyout-Segment, hält an. Im Jahr 2006 sammelten die zehn größten Fonds untereinander 00 Mrd.<br />
$ ein, was rund 25 Prozent des gesamten <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Geschäfts ausmacht.<br />
Preqin sagt für 2007 einen neuen Rekord bei der Geldbeschaffung voraus: der Jahres-Gesamtbetrag dürfte zwischen 450 und 500 Mrd. $ liegen.<br />
Unter günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden die führenden Buyout-Firmen keine Mühe haben, Fonds anzuziehen, doch wird<br />
es immer mehr Wettbewerb unter den kleineren Firmen geben.<br />
Im Buyout-Segment sammelten US-basierte Firmen im Verlauf von 2006 am meisten Kapital ein: 22 Mrd. $, UK-basierte Firmen 49 Mrd. $, und<br />
für Schweden war 2006 das erfolgreichste Jahr mit dem fünften EQT-Fonds in der Höhe von 4,25 Mrd. Euro, der den von schwedischen Buyout-<br />
Firmen eingesammelten Gesamtbetrag auf Mrd. $ erhöht und Schweden an die dritte Stelle der Rangliste des Jahres 2006 setzte. Außerhalb<br />
Europas und der USA sammelten Fonds-Manager in Australien im Verlauf von 2006 die höchste Summe - insgesamt 2,5 Mrd. $ ein.<br />
Der Boom der Leveraged <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Buyouts (kreditfinanzierte Firmenübernahmen) hält an, berichtet der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF). Die jüngsten <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Transaktionen - z.B. die 35 Mrd. $-Übernahmen von HCA im US-Gesundheitssektor und die jüngsten Kauf-<br />
angebote in der Höhe von 39 Mrd. $ der Blackstone Group und von 4 Mrd. $ des Voranado Realty Trust für den <strong>Equity</strong> Office Property Trust,<br />
einen gewerblichen Büroimmobilien-Investment Trust - übertreffen alle die größte LBO-Übernahme der 980er Jahre, die 3 ,3 Mrd.-RJR Nabisco-Transaktion.<br />
Der IWF weist ferner darauf hin, dass der CEO eines großen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Konzerns in naher Zukunft sogar noch größere<br />
(50 Mrd. oder 00 Mrd. $-) Transaktionen in Aussicht stellt.<br />
In seinem im April 2007 veröffentlichten Global Financial Stability Report stellt der IWF grundsätzlich fest, dass sich die heutige Welle von LBO<br />
von denen der 980er und 990er Jahre insofern unterscheidet, als der Umfang der Transaktionen wesentlich größer geworden ist.<br />
Leveraged <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyout-Transaktionen führen zu einer beispiellosen Fusions- und Akquisitions-Tätigkeit und werden von dieser gleichzeitig<br />
angetrieben. Der IWF schätzt die globalen F&A-Aktivitäten im Jahr 2006 auf 3.6 Billionen $, womit der frühere Rekord zum Zeitpunkt des<br />
Börsenbooms im Jahr 2000 überschritten ist.<br />
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8<br />
Sainsbury’s - <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Übernahmeangebot zurückgezogen<br />
J Sainsbury plc, die Nummer 3 unter den britischen Einzelshandelsketten, nahm am . April 2007 zur Kenntnis, dass ein Konsortium von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-<br />
Firmen beschlossen hat, ein Angebot für die Übernahme des Aktienkapitals von Sainsbury zurückzuziehen.<br />
Das Übernahmeangebot hätte zu dem bislang größten LBO im Vereinigten Königreich geführt. Bei einem Leveraged Buyout benutzt ein Anleger die Vermögenswerte<br />
und die erwarteten Erträge einer Zielfirma als Kreditsicherheit.<br />
Das Konsortium, bestehend aus der britischen CVC und den US-Firmen Blackstone und Texas Pacific Group, wurde von der britischen Übernahme-Regulierungsbehörde<br />
aufgefordert, bis zum 3. April eine formelles Angebot zu unterbreiten.<br />
Sainsbury’s erklärte, das Konsortium habe mehrere Vorschläge unterbreitet, die alle an Vorbedingungen geknüpft waren. Der Vorstand von Sainsbury hat<br />
mit dem Konsortium geprüft, ob die mit den Vorschlägen verbundenen Bedingungen erfüllt, bzw. revidiert werden können, wonach das Konsortium jedoch<br />
zum Schluss gelangte, dass dies nicht möglich sei und folglich beschloss, die Diskussionen einzustellen.<br />
Die Firma CVC soll erklärt haben, sie benötige die Unterstützung der Familie Sainsbury, die 8% der Aktien besitzt, sowie eine 75%ige Akzeptanz der<br />
Aktionäre im Allgemeinen. In den letzten Jahren ist Sainsbury’s gegenüber ihren Konkurrenten zurückgefallen, hat aber ein erfolgreiches Dynamisierungsprogramm<br />
lanciert und in ihrer Erklärung betont, dass sich die Leistungsbilanz mit dem neuen starken Führungsteam verbessert.<br />
Die britischen <strong>UNI</strong>-Gewerkschaften – USDAW und T&G – begrüßen das Scheitern der Aktion.<br />
Das Übernahmeangebot war auch eine Herausforderung für die Familie Sainsbury, die es als eine <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Plünderungsaktion bezeichnete, und für<br />
die Treuhänder des Pensionsfonds von Sainsbury, deren Zustimmung für einen Erfolg des Angebots erforderlich gewesen wäre.<br />
Medienberichten zufolge kam der Rückzug des Angebots durch das PE-Konsortium keineswegs überraschend. Die Koalition der <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen<br />
begann sich bereits zu lösen, als Lord (David) Sainsbury, der größte Familienaktionär, die unübliche Initiative ergriff, sich öffentlich gegen das Angebot in<br />
der vorliegenden Form auszusprechen.<br />
Als erster stieg Kohlberg Kravis Roberts (KKR), ursprünglich Mitglied des Konsortiums, aus. Darauf folgten Berichte, dass auch Blackstone und Texas<br />
ausscheiden werden.<br />
(Fortsetzung auf Seite 9)<br />
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«Das Scheitern von CVC ist der größte Rückschlag, den die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Branche in Großbritannien erlitten hat, der umso schmerzlicher ist, als er großes öffent-<br />
liches Aufsehen erregt hat», bemerkte die britische Zeitung Financial Times.<br />
Quellen: Pressemitteilung von Sainsbury’s, . April 2007; Pressemitteilung T&G, . April 2007, The Guardian, 2. April 2007, FT.com (Financial Times), 2. April,<br />
BBC NESW, 5.& . April 07.<br />
Der Anhang zu diesem Bericht enthält eine Rangliste, die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen in den Vereinigten Staaten, in Europa und der Region Asien/<br />
Pazifik nach dem Wert ihrer F&A-Transaktionen im Jahr 2006 einstuft. Der interregionale Wert entspricht insgesamt 732.2 Mrd. $ oder 20% der<br />
gesamten weltweiten F&A-Aktivitäten (3.6 Billionen$). Marktbeobachter befürchten, dass <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen ihre Finanzmacht nutzen, um<br />
Langzeit- Industrieinvestoren vom F&A-Markt zu drängen. Solche strategische Investoren bilden in bestimmen Fällen jedoch Konsortien mit<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Unternehmen.<br />
Den Boom der <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyout-Transaktionen begründet der IWF u. a. mit dem Wunsch der Firmen, den strengeren Regelungen und dem<br />
prüfenden Blick der Aktionäre in börsennotierten Unternehmen zu entgehen. Der IWF macht ferner geltend, dass die recht guten Bilanzen (d.<br />
h. geringe Verschuldung) börsennotierter Unternehmen, zusammen mit der offenbar mangelnden Investitionsbereitschaft der Manager und den<br />
geringen Zinsen Außenstehende Marktteilnehmer anziehen.<br />
Dieser Kommentar entkräftet das immer wieder vorgebrachte Argument, dass <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen intervenieren um marode Unternehmen<br />
wieder aufzurichten. Das eigentliche Motiv besteht darin, einen größeren Shareholder Value aus den Vermögenswerten des Unternehmens<br />
herauszuziehen. Übernahmeziele sind oft unterbewertete Unternehmen und nicht leistungsschwache Firmen.<br />
Ein für die <strong>UNI</strong>-Mitgliedsorganisationen wichtiger Punkt ist die Feststellung des IWF, dass sich die Zielscheiben für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyout-Trans-<br />
aktionen in der Regel in Sektoren mit relativ stabilem Einkommen und Cash Flow befinden, einschließlich im Versorgungsbereich (Telekom,<br />
Energie, usw.) und im Einzelhandel.<br />
Nachstehend folgt eine Liste der 0 größten unabhängigen US-<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen, eingestuft nach dem Umfang der nach ihrem jüngsten<br />
Buyout-Fundraising verfügbaren Mittel. Dabei ist zu beachten, dass diese Liste die Inhouse-<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds, z.B. von Investment-Banken<br />
wie Goldman Sachs Group N.Y. nicht berücksichtigt. Im März 2007 war zu vernehmen, dass die Bank 9-20 Mrd. $ für ihren sechsten Fonds<br />
aufbringen will und damit den größten Buyout-Fonds aller Zeiten schaffen würde.<br />
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20<br />
Fiasko bei Amaranth – Ein US Pensionsfonds beschreitet den Rechtsweg<br />
Ein kalifornischer Pensionsfonds kündigte am 29. März 2007 an, dass er gegen Amaranth Advisors LLC, den in Connecticut basierten Hedge-Fonds, der im<br />
September Konkurs machte, rechtliche Schritte einleiten wird.<br />
Die mit der Verwaltung der Rentenleistungen von rund 35’000 Angestellten beauftragte San Diego County Employees Retirement Association (SDCERA) mit<br />
einem Portfolio von 7 Mrd. $ reichte Klage wegen Wertschriftenbetrug gegen Amaranth, drei ihrer Direktoren und ihren früheren Erdgas-Händler ein.<br />
In der Strafanzeige wird geltend gemacht, dass der Kollaps von Amaranth das Resultat exzessiver und ungezügelter Spekulationen des Händlers mit Erdgas-<br />
Termingeschäften ist.<br />
Amaranth, deren Vermögen Ende August 2006 9.2 Mrd. $ betrug, hat mit massiven schlechten Edgas-Wetten über 6 Mrd. $ eingebüsst. Dies die größte Anleger-<br />
Klage in Verbindung mit der bisher größten Hedge-Fonds-Pleite. Die SDCERA hofft, die erlittenen Verluste wieder einbringen zu können. Im Januar erklärte sie,<br />
sie habe bisher 48 Mio. $ in der Form von Ausschüttungen von Amaranth erhalten, was etwa einem Viertel ihrer ursprünglichen Investitionen entspricht.<br />
Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs von Amaranth erklärte der AFL-CIO, er habe die Kritik der Gewerkschaften an dem kurz zuvor von US-Präsident Bush<br />
unterzeichneten Rentenreform-Gesetz, das die Beschränkungen auf dem Einfluss von Rentengeldern in Hedge-Fonds lockert, unterstützt. «Nun sehen wir, wie<br />
katastrophal diese Entscheidung war», erklärte ein AFL-CIO-Vertreter.<br />
Quellen: Pressemitteilung SDCERA, 29. März 2007; Financial Times, 30. März 2007; MarketWatch, 30 März 2007; Reuters, 30. März 2007; Bloomberg.com, 20.<br />
September 2006<br />
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ABN AMRO – TCI zieht einen Heuschreckenschwarm im größten Bank-Übernahmekampf an<br />
Auch Anfang Juni 2007 tobt die Übernahmeschlacht um ABM AMRO, die größte niederländische Bank, weiter, mit einem freundlichen Angebot der drittgrößten<br />
britischen Barclays und einem feindlichen Angebot eines von der Royal Bank of Scotland (RBS) angeführten Konsortiums. Der Rummel um diesen Kampf<br />
wurde weiter angeheizt durch die Attacke des Hedge-Fonds TCI.<br />
Das 64. Mrd. Euro-Angebot, das die Barclays im April 2007 vorlegte, hätte die Streichung oder Auslagerung von 23,600 Jobs in den nächsten drei Jahren<br />
zur Folge, was 0% der kombinierten ABN AMRO-Belegschaft entspricht. Rund 0’000 Jobs würden in Niedrigkostenländer wie Indien verlagert, wo Personal<br />
in den bestehenden ABN AMRO-Filialen eingestellt würde. ABN AMRO würde nicht ‘zerschlagen’ und das Fililalnetz in den Niederlanden könnte weitgehend<br />
erhalten bleiben. Der neue Hauptsitz der Bank wäre Amsterdam, und der CEO der Barclays CEO John Varley würde diese Funktion an der Spitze der neuen<br />
Bank übernehmen.<br />
Die Gespräche zwischen den beiden Banken laufen schon seit geraumer Zeit, wurden aber beschleunigt, als ein sehr umstrittener Londoner Hedge-Fonds<br />
TCI (The Children’s Investment Fund), eine kleine, jedoch Beteiligung an ABN AMRO erwarb, die jedoch ausreichte, um die Bank aufzufordern, ihre Aufspaltung,<br />
die Ausgliederung, den Verkauf oder die Fusion ihrer verschiedenen Geschäfte (als Ganzes) fortzusetzen. TCI entlehnt seinen Namen dem Wohltätigkeitssektor,<br />
mit dem er verbunden ist. Das klingt besser als eine wirklichkeitsnahe Bezeichnung wie etwa TPM - The Profit Maximising Fund!<br />
Die TCI- Initiative wurde vermutlich auch vom rivalisierenden Übernahmeangebote des von der RBS angeführten Konsortiums ermutigt, die den ABN AMRO-<br />
Kurs in die Höhe trieb und somit den Wert der TCI-Investition steigerte.<br />
RBS und ihre Partner, Banco Santander, Spanien, und die belgisch-holländische Bank kündigten am 29. Mai ein offizielles Angebot in der Höhe von 7 .l Mrd.<br />
EURO an. Mehrere Gewerkschaften befürchten, dass eine Übernahme durch das Konsortium, die mit einer Aufspaltung von ABN AMRO und einer Verteilung<br />
ihrer Vermögenswerte unter die drei Partner verbunden wäre, noch mehr Arbeitsplatzverluste zur Folge hätte. Das Konsortium behauptet aber, sein Angebot<br />
sei mit einem weltweit geringeren Personalabbau verbunden als die Vorschläge der Barclays.<br />
Gewerkschaften aus zwölf Ländern, die Beschäftigte bei RBS, Banco Santander, Fortis, Barclays und ABN AMRO vertreten sind, trafen sich am 4. Juni in<br />
London und erarbeiteten eine grenzüberschreitende koordinierte Antwort auf die Angebote zur Übernahme der ABN AMRO. Die von <strong>UNI</strong> organisierte Tagung<br />
zeigte sich besorgt über diese Angebote, bei denen Tausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel stehen.<br />
Im Namen der Gewerkschaften ruft <strong>UNI</strong> die Banken auf, einen echten Dialog mit den Gewerkschaften einzuleiten, auf Entlassungen zu verzichten, bestehende<br />
Tarifverträge zu respektieren, Kernarbeitsnormen einzuhalten, alle erfolgreichen EBR-Praktiken zu schützen, Verhandlungen mit <strong>UNI</strong> über internationale<br />
Rahmenabkommen aufzunehmen und eine langfristige nachhaltige Gesundheit jeder einzelnen Bank zu gewährleisten.<br />
(Fortsetzung auf Seite 22)<br />
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(Fortsetzung von Seite 2 )<br />
Auch dieser Fall veranschaulicht die Strategie eines ‘Activist’ Hedge-Fonds wie der TCI. Er kauft sich in ein Unternehmen ein, um Änderungen in der<br />
Geschäftspolitik zu herbeizuführen und das Management zu einer Erhöhung des Shareholder Value zu drängen. TCI führt zu diesem Zweck öffentliche<br />
Kampagnen durch, um andere Hedge-Fonds und Spekulanten – den berüchtigten Heuschreckenschwarm – anzuziehen. TCI trat 2005 plötzlich ins Rampenlicht,<br />
als er seinen Einfluss geltend machte, um den CEO und Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse zum Rücktritt zu zwingen.<br />
Die aggressive Druckausübung auf den Aufsichtsrat eines Unternehmens ist zu einer immer gängigeren Taktik im Arsenal der Hedge-Fonds-Manager<br />
geworden. Ihre Ziele sind Unternehmen, die der Meinung sind, dass sie nur durch Fusionen auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig bleiben können,<br />
wie zum Beispiel Unternehmen im europäischen Finanzsektor.<br />
Wall Street Journal Online (23. April) stellt fest: «Auf der Suche nach freundschaftlichen Verbindungen setzen europäische CEO ihre Unternehmen aufs<br />
Spiel, wobei die Banken mit unwillkommenen Freiern konfrontiert werden oder die Kontrolle über den Verkaufsprozess verlieren… ‘Activist’ Hedge-Fonds<br />
mit Investorengeldern im Überfluss, jedoch unter hohem Ertragsdruck reißen Anleger in ihrem Kampf um immer höhere Angebote mit.»<br />
Die Übernahmeschlacht um ABN AMRO zeigt, wie Gewerkschaften kämpfen, um sich einen Weg in diese undurchsichtigen Unternehmenstransaktionen<br />
zu verschaffen, damit die Stimme der Angestellten gehört und entsprechend gehandelt wird. Barclays und ABN AMRO haben mit den Gewerkschaften<br />
Kontakt aufgenommen. Anlässlich eines <strong>UNI</strong>-Treffens in London hat das RBS-Santander-Fortis-Konsortium mitgeteilt, dass ein Treffen mit <strong>UNI</strong> in Betracht<br />
gezogen wird: «Wir begrüßen das positive Engagement der Gewerkschaften in diesem Prozess und hoffen, mit ihnen jederzeit einen konstruktiven Dialog<br />
aufrecht erhalten zu können.»<br />
Quellen: <strong>UNI</strong>: Informationen über TCI, 7 Juni 2007, und darin erwähnte Quellen.<br />
Außerhalb der Vereinigten Staaten kündigte die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma Permira mit Sitz in London im vergangenen Jahr an, sie beabsichtige, ihren<br />
Permira IV-Fonds auf Mrd. Euro ( 4 Mrd. $) erhöhen, wodurch der größte von einer europäischen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma jemals gebildete Fonds<br />
und auch einer der größten Fonds weltweit entstehen würde. Andere führende europäische <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen sind die Londoner Rivalen CVC<br />
Capital Partners und BC Partners. Alle drei Gesellschaften legen die Betonung auf ihre pan-europäische Vorgehensweise.<br />
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Die Goldman Sachs- und Permira- Fonds plus die nachstehend aufgelisteten Fonds belaufen sich auf insgesamt 70 Mrd. $, was darauf schließen<br />
lässt, dass diese und einige andere große Firmen einen großen Anteil des für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Buyout-Transaktionen verfügbaren Investorenkapitals<br />
besitzen und verwalten.<br />
Firma jüngstes Buyout-Fundraising<br />
. The Blackstone Group 23 Mrd $<br />
2. Kohlberg Kravis Roberts & Co. 2 .6 Mrd $<br />
3. The Carlyle Group 8.3 Mrd $<br />
4. Texas Pacific Group 5.2 Mrd $<br />
5. Bain Capital 3 Mrd $<br />
6. Providence <strong>Equity</strong> Partners Mrd $<br />
7. Apollo Advisors 0. Mrd $<br />
8. Warburg Pincus 9.2 Mrd $<br />
9. Cerberus 8 Mrd $<br />
0. Thomas H. Lee 7 Mrd $<br />
Quelle: Fortune’s 2007 <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Power List via CNN, Februar 2007. Weitere Einzelheiten zu diesen Firmen befinden sich unter folgender<br />
Adresse : http://money.cnn.com/magazines/fortune/privateequitypowerlist/2007/index.html<br />
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24<br />
Hedge-Fonds<br />
Hedge-Fonds sind kurzfristige Investitionen, die sich auf komplizierte und undurchsichtige Hedging-Strategien (Short-Selling, Optionen, Termingeschäfte,<br />
usw.) stützen, um sich vor Verlusten bei riskanten Einsätzen zu schützen. Wie bei <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds vereinigen sie kleine Gruppen<br />
von Investoren, in der Regel reiche Einzelpersonen und Einrichtungen.<br />
Hedge-Fonds beschränken sich nicht nur auf <strong>Equity</strong>-Investitionen. Dort, wo <strong>Equity</strong> investiert wird, ist das Ziel eine schnelle Rendite. Oft verbleiben<br />
die Mittel weniger als sechs Monate und noch häufiger nicht länger als 8 Monate in der gleichen Firma.<br />
Hedge-Fonds machen in vielen Börsen zwischen einem Drittel und der Hälfte des täglichen Börsenhandels aus, stellen die Globalen Gewerk-<br />
schaften in ihrer Erklärung an den IWF und die Weltbank im April 2007 fest.<br />
Im Januar erreichten die Assets under Management (AUM) in Hedge-Fonds weltweit mehr als 2 Billionen $ (nach Angaben, die von der Londoner<br />
HedgeFund Intelligence zusammengestellt wurden - Quellenangabe am Schluss der nachstehenden Tabelle).<br />
Institutionelle Anleger, wie Pensionsfonds, haben ihre Allokationen erhöht, nach Angaben des IWF gibt es jedoch weiterhin wohlhabende Einzelpersonen,<br />
die Vermögen in ähnlichem Umfang verwalten.<br />
Die Fonds sind in Offshore-Zentren registriert, werden aber meistens von Managern verwaltet, die in den USA und im V.K. und immer häufiger<br />
auch in Asien (wo einige Länder Steueranreize bieten) tätig sind, verwaltet.<br />
Wie im <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Geschäft ist auch hier ein Konzentrationsprozess im Gang. Gemäß Daten von Mitte 2006 gibt es über 8’000 Hedge-<br />
Fonds, wobei etwa 60 Hedge-Fonds-Gruppen jeweils mindestens 5 Mrd. $ AUM besitzen, was zusammen gerechnet über 50% des globalen<br />
Gesamtbetrags darstellt. Nach Angaben des IWF könnte sich die Lage so entwickeln, dass eine Reihe großer Fonds neben einer Vielzahl kleiner<br />
Nischenspezialisten tätig sein werden.<br />
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Die größeren Hedge-Fonds sponsern <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds, und die wichtigsten Banken haben Inhouse-Hedge-Fonds entwickelt.<br />
Hedge-Fonds sammelten im letzten Jahr eine Rekordsumme von 26.5 Mrd. $ ein, mehr als doppelt soviel wie im Jahr 2005 (Daten der Hedge<br />
Fund Research Inc. Chicago). Die Zuflüsse fielen aber plötzlich um 64% im vierten Quartal. Der Hedge-Fonds zufließende Geldstrom verringerte<br />
sich nach dem Zusammenbruch der in Connecticut ansässigen Amaranth Advisors LLC (Absolute Return Magazine, veröffentlicht von Hedge-<br />
Fund Intelligence). Amaranth verlor 6.6 Mrd. $ aufgrund schlechter Tipps im Erdgas-Bereich und erlitt damit den größten Hedge-Fonds-Verlust<br />
aller Zeiten.<br />
Der zweitgrößte Verlust, 4.6 Mrd. $, resultierte aus dem Zusammenbruch der Long-Term Capital Management-Gruppe im Jahr 998, der auf<br />
den internationalen Geldmärkten Panik auslöste. Der IWF befürchtet, dass Hedge-Fonds in bestimmten Situationen negative Rückwirkungen auf<br />
die Wirtschaft ganz allgemein haben könnten, zum Beispiel der Zusammenbruch eines größeren Hedge-Fonds oder einer Gruppe von Hedge-<br />
Fonds, und auf den Investorenschutz, im Kontext von Renten-Investmentfonds.<br />
Nach Angaben der Hedge Fund Research Inc. betrug die durchschnittliche Hedge-Fonds-Rendite im Jahr 2006 3 % und lag somit hinter den<br />
6%-Gewinn des ‘Standard & Poor’s 500 Index’ der größten US-Aktien und des 2 %-Gewinns des MSCI World Index zurück. Bestimmte Hedge-<br />
Fonds verzeichneten jedoch eine viel höhere Rendite - bis 25%.<br />
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Eircom – Gewerkschaft gelingt die Aufrechterhaltung des ESOT in <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Transaktionen<br />
Nach einem Börsengang (IPO -Initial Public Offering) im Jahre 999 gelangte Eircom bereits in private Hände (Valentia Gruppe) und wurde dann im<br />
Jahr 2004 saniert. In dieser Zeit überwachte die Gewerkschaft im Rahmen des Employee Share Ownership Trust (ESOT) den Kauf zahlreicher Aktien<br />
in dieser Firma.<br />
Im Oktober 2005, kündigte die Firma Babcock & Brown (BCM) an, dass sie eine langfristige strategische Beteiligung an Eircom von 2.5% erworben hat,<br />
und bis März 2006 erhöhte sie diese auf 27.1%. Im Anschluss daran legten BCM und ESOT Eircom gemeinsam ein Angebot von €2.20 pro Stammaktie<br />
vor, verbunden mit dem Anspruch auf eine Dividende von € 0.052 pro Stammaktie und einer Vorzugsaktien-Alternative. Zu jenem Zeitpunkt besaßen<br />
die Bezugsberechtigten des ESOT 2 .4% der Stammaktien. Das Angebot war erfolgreich, und heute ist der ESOT mit 35% an der Firma beteiligt, und<br />
der Rest entfällt auf Babcock & Brown.<br />
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Hedge-Fonds berechnen Gebühren in Höhe von 2% der verwalteten Vermögen und 20% aller erzielten Gewinne. Die auf dieser Grundlage kalkulierten<br />
Verwaltungsgebühren beliefen sich im US-Geschäft im Jahr 2006 auf 28 Mrd. $ (Daten von Bloomberg.com).<br />
Institutionelle US-Investoren einschließlich Rentenfonds leiteten im Jahr 2006 2, % ihrer kombinierten Vermögenswerte, die auf 7.2 Billionen $ ge-<br />
schätzt werden, Hedge-Fonds zu, im Vergleich zu .9% ihrer 6.5 Billionen $ im Jahr 2005 (Daten der in Connecticut ansässigen Consulting-Firma<br />
Greenwich Associates)<br />
Die 0 größten globalen Hedge-Fonds-Firmen (Januar 2007) sind:<br />
Firma Hauptsitz<br />
AUM: Assets Under Management<br />
Jan ‘07 AUM Mrd. $<br />
JPMorgan Asset Management ( ) New York USA 34<br />
Goldman Sachs Asset Management New York USA 32.53<br />
Bridgewater Associates Wespotport USA 30.2<br />
D.E. Shaw Group New York USA 26.3<br />
Farallon Capital Management San Francisco USA 26.2<br />
Renaissance Technologies Corp. East Setauket USA 24<br />
Och-Ziff Capital Management New York USA 2<br />
Cerberus Capital Management New York USA 9. 5<br />
Barclays Global Investors San Francisco USA 8.9<br />
Man Investments Limited London UK 8.8<br />
Quelle: HedgFund Intelligence: Press Release: “Global Hedge Fund Assets Surge past $2 trillion”, 29. März 2007.<br />
http://www.hedgefundintelligence.com<br />
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2. Sorgen und Anliegen von <strong>UNI</strong> und <strong>UNI</strong>-Mitgliedsorganisationen<br />
Wie bereits erwähnt, greifen Buyout-<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds nach unterbewerteten börsennotierten Unternehmen, kaufen diese jedoch mit ihrem<br />
eigenen und mit geliehenen Geld, nehmen sie dann von der Börse zwecks Umstrukturierung und verkaufen sie schließlich zu einem höheren<br />
Preis, in der Regel innerhalb von fünf bis sieben Jahren.<br />
Die Gewinner in diesem Prozess sind - wenn alles nach Plan verläuft, die Partner und Investoren der <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma, die Banken und andere<br />
Berater, die hohe Gebühren kassieren, und die Kreditgeber, die hohe Zinszahlungen entgegennehmen.<br />
Die Mitarbeiter der Zielfirma und ihre örtlichen Gemeinschaften haben jedoch allen Grund zur Annahme, dass sie die Hauptverlierer sind. Sie machen<br />
sich berechtigte Sorgen, dass die Übernahme ihres Unternehmens durch eine <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma in keiner Weise sein langfristiges Wachstum<br />
gewährleistet, sondern dass es den neuen Besitzern darum geht, möglichst rasch möglichst viel Shareholder Value aus dem Unternehmen<br />
zu ziehen. Zu diesem Zweck üben <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen eine strenge Management-Kontrolle aus und setzen oft ihr eigenes Management-Team<br />
ein. Ferner belastet die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma das Unternehmen mit den Schulden, die sie für den Kauf des Unternehmen gemacht. Sie verhindert<br />
auf diese Weise produktive Investitionen zur Kapazitätssteigerung und erhöht gleichzeitig die Gefahr eines Asset Stripping (Unternehmensaufkauf<br />
mit anschließender Ausschlachtung des Anlagevermögens).<br />
Dieser Teil des Berichts gilt insbesondere <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen, doch die Unterschiede zwischen diesen Firmen und Hedge-Fonds verringern<br />
sich zusehends. Hedge-Fonds sponsern wie gesagt <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds. Und selbst in ihren eigenen Tätigkeiten treten Hedge-Fonds in die<br />
Fußstapfen von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds, wobei sie immer häufiger versuchen, Sitze in den Aufsichtsräten zu erlangen und auf das Management des<br />
Unternehmens, in das sie investieren, Einfluss zu nehmen.<br />
«Mit dem neuen Management am Steuer und Anreizstrukturen, die auf mittelfristige Performance vor der Veräußerung ausgerichtet sind, kann<br />
selbst eine starke CSR-Kultur nicht überleben», heißt es in einem Arbeitspapier (Oktober 2006) über die soziale Verantwortung in Unternehmen,<br />
die von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen übernommen werden.<br />
In dem Dokument für ‘Business for Social Responsibility’, eine Organisation ohne Erwerbszweck mit Sitz in San Francisco, befasst sich der Autor,<br />
Allen L. White, mit drei Themen zur sozialen Verantwortung der Unternehmen (CSR): Transparenz, Humankapital und Governance der Interessenvertreter.<br />
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Deutsche Telekom – Blackstone-Coup<br />
<strong>UNI</strong>-Mitgliedsorganisationen warnten Ende April 2007, dass sie alle Anlagen aus der US <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Gruppe Blackstone zurückziehen könnten, aus Protest gegen<br />
das Outsourcing von Tausenden von Arbeitsplätzen bei Deutsche Telekom. Die in New York ansässige Firma Blackstone ist mit 4.4% am größten Telekomkonzern<br />
Deutschlands, DT, beteiligt.<br />
«Viele unserer Organisationen sind Verwalter von Pensionssystemen und anderen Anlagen», betont Larry Cohen, Präsident der Communications Workers of America<br />
(CWA), und <strong>UNI</strong>-Generalsekretär Philip Jennings erklärte in einem Schreiben an den CEO der Blackstone, Stephen Schwarzman: «Wir befinden über Anlage-<br />
Optionen in den Fonds, an denen wir beteiligt sind, und wir können ohne weiteres empfehlen, dass Blackstone nicht mehr berücksichtigt wird».<br />
Das Schreiben, das die gegenwärtigen DT-Vorhaben als «drastisch und inakzeptabel» bezeichnet, wurde auch von den an der 2. Konferenz der globalen Gewerk-<br />
schaft <strong>UNI</strong>-Telekom anwesenden 300 Delegierten unterzeichnet. Blackstone wurde ferner aufgefordert, DT die Aufnahme sinnvoller Verhandlungen mit der deut-<br />
schen Dienstleistungs-Gewerkschaft ver.di im Hinblick auf die Suche nach einer Alternativstrategie nahe zu legen.<br />
DT führt zurzeit ihre 7. Umstrukturierung innerhalb von 0 Jahren durch, die eine Auslagerung von 50’000 Jobs an drei neue DT-Service-Unterfirmen vorsieht,<br />
wo für weniger Lohn länger gearbeitet wird, was mit anderen Kürzungen einer Sozialleistungsverringerung von 40% entspricht. Angesichts dieser demütigenden<br />
Forderungen haben sich am 0. Mai 96.5% der DT-Angestellten für einen sofortigen Streik ausgesprochen. Ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske warnte, dass diese<br />
Arbeitskampfmaßnahmen ‘auch in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt werden, wenn kein anständiges Angebot von DT vorliegt’. Die deutsche Bevölkerung ist mit<br />
den Streikenden solidarisch.<br />
In seiner Antwort an <strong>UNI</strong> erklärte der Chefanwalt von Blackstone, die Firma hoffe, dass DT und ver.di einen ‘für beide Seiten akzeptablen Kompromiss finden werden’.<br />
In Schreiben von Blackstone heißt es aber, der Firma sei nahe gelegt worden, dass es für Blackstone oder jede andere Minderheitsgruppe unangebracht wäre, in<br />
Diskussionen zwischen der Konzernleitung und ihren Arbeitnehmervertretern zu intervenieren’.<br />
Blackstone hat sich zu der großen Überraschung vieler Beobachter bei DT im April 2006 eingekauft, erklärte ein Analyst von Standard & Poor: «Dieser Schritt hat<br />
mich sehr erstaunt, es handelt sich hier nicht um <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Geschäfte der herkömmlichen Art, doch wissen die Beteiligten mehr als wir». <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen<br />
streben normalerweise eine Mehrheitsbeteiligung oder sogar einen 00%igen Aufkauf an, um eine Firma der Börse zu entziehen und sie innerhalb einiger Jahre neu<br />
zu strukturieren.<br />
Zudem sind die Optionen von Blackstone aufgrund der 32% Regierungsanteile weiterhin begrenzt. Blackstone könnte durchaus Mehrheitsaktionär werden, doch hat<br />
das Unternehmen Gerüchte, dass dies geschehen könnte, in Abrede gestellt.<br />
(Fortsetzung auf Seite 3 )<br />
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(Fortsetzung von Seite 30)<br />
Laut Erklärungen der Regierung, ist sie keineswegs in Eile, sich von ihren Aktien zu trennen. Sie besitzt effektiv eine strategische Schlüsselstellung, denn die<br />
radikaleren Pläne von Blackstone werden von den Arbeitnehmervertretern im DT-Aufsichtsrat bekämpft.<br />
Berichten zufolge wird sich die Regierung, die DT in einen weltweit führenden Telekomkonzern verwandelt will, auch weiterhin gegen die Aufspaltungspläne von<br />
Blackstone wehren.<br />
Andererseits scheint die Regierung die von Blackstone angestrebte Verschärfung und Beschleunigung der Unternehmens-Umstrukturierung offenbar zu unter-<br />
stützen. Blackstone besitzt nur einen Sitz im DT-Aufsichtsrat, doch hat sich ‘die DT-Strategie seit der Ankunft dieser Firma radikal verändert und die Diskussionen<br />
sind viel zäher geworden’, erklärt ein ver.di-Sprecher, der von der französischen Tageszeit Le Monde zitiert wird.<br />
Quellen: <strong>UNI</strong>-Website; ver.di-Website; heise.de-Website; DT-Jahresbericht 2006; Forbes.com, 3. November 2006; The Intelligence Daily, 3. März 2007; Le<br />
Monde, 27. April 2007; SPIEGEL ONLINE, 23. April 2007; AFX News Limited, 7. & 30. Mai 2007.<br />
• Investoren in <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds haben möglicherweise Zugang zu detaillierten Informationen, die über die Offenlegungen von börsenno-<br />
tierten Unternehmen hinausgehen. Eine solche Transparenz besteht aber nicht für einen weiter gefassten interessierten Kreis - Angestellte,<br />
Gemeinschaften, Aktivisten und Verbraucher. Der öffentliche Zugang zu Informationen über Fonds und ihr Firmen-Portfolio ist viel stärker be-<br />
grenzt und weniger reguliert als für börsennotierte Unternehmen. Und die Firmen-Komplexität in einem einzigen Fonds kann mögliche CSR-<br />
Risiken selbst vor den Fonds-Investoren verstecken.<br />
• Die Versuchung, einschneidende Kostensenkungen durch Personalabbau zu erreichen und Aktivitäten zur Förderung der Kompetenzen des<br />
Personals einzustellen, ist groß, insbesondere wenn Investoren, die Renditeerwartungen von 25%-30% haben (nicht ungewöhnlich in der Pri-<br />
vate <strong>Equity</strong>-Welt!), die Fonds-Entscheidungen bestimmen.<br />
• Da das Engagement eines Fonds gegenüber seinen Portfolio-Gesellschaften auf drei bis fünf Jahre begrenzt ist, ist der Anreiz für den Aufbau<br />
einer Beziehung unter den Beteiligten - so wie sie CSR-Verfechter in einigen börsennotierten Unternehmen und Familienbetrieben pflegen<br />
gering.<br />
Die Warnungen von A. White werden durch empirische Untersuchungen, die die unabhängige Forschungs- und Beratungsorganisation Work Foundation<br />
mit Sitz in London im März 2007 über Erfahren in Großbritannien veröffentlichte, bestätigt.<br />
Gemäß Angaben aus der <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Branche werden heute etwa ,2 Millionen Personen im Vereinigten Königreich von Firmen beschäftigt, die<br />
durch <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> unterstützt werden. Rund /5 der britischen Privatsektorangestellten arbeiten in <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-gestützten Unternehmen.<br />
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3
32<br />
BTC – Neue Besitzer streichen im ersten Jahr 10’000 Stellen<br />
Nach einem langwierigen Privatisierungsprozess, der sich über zwei Jahre erstreckte, entschloss sich Advent International, über ihren Betrieb in Österreich,<br />
Viva Ventures, im Juni 2004 65% an der bulgarischen Telekom-Firma BTC für 230 Mio. EUR zu erwerben und stimmte gleichzeitig einer Kapitalerhöhung<br />
von 50 Mio. EURO zu. Advent International räumte Novator Holdings, einer Thor Bjorgolfsson beherrschten Firma, eine Option für den Erwerb von Viva<br />
Ventures im Dezember 2005 ein. Unter den ursprünglichen Privatisierungsbedingungen ist Advent verpflichtet, während mindestens drei Jahren die Kontrolle<br />
von BTC zu behalten. Es wird erwartet, dass das Sanierungs-Buyout (Transfer an Novator) stattfinden wird, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen<br />
erfüllt sind.<br />
BTC beschäftigte im Jahr 2002 24’392 Personen. Im ersten Jahr des Transfers in den <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Besitz wurden nahezu 0’000 Stellen abgebaut,<br />
obwohl die Privatisierungsvereinbarung die Beibehaltung von über 20’000 Angestellten bis und mit 2006 vorsah. Im Jahr 2004 bezogen die neuen Besitzer<br />
Dividenden in der Höhe von 75 Mio. EUR und kassierten einen Reingewinn von 25 Mio. EUR. Im Jahr 2005 wurden 3’500 Beschäftigte im Rahmen einer<br />
freiwilligen Vereinbarung freigesetzt, die alles andere als ‘freiwillig’ war.<br />
Gegen BTC wurde wegen der Entlassung von Mitarbeitern, die im Call-Center in Pleven eine Gewerkschaft bilden wollten, ein Gerichtsverfahren eingeleitet.<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Konzerne, die Firmen übernehmen und neue Management-Teams (Management Buy-In – MBI - externes Management übernimmt<br />
die Firma) einbringen, werden mit großer Wahrscheinlichkeit Arbeitsplätze abbauen und die Löhne drücken. Wenn sich andererseits das<br />
bestehende Management am Unternehmensankauf über <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> beteiligt, wird der Personalbstand häufig ausgebaut. Die Auswirkungen<br />
auf die Löhne sind aber auch diesem Fall negativ, aber der Lohndruck ist vielleicht etwas geringer.<br />
Nachstehend weitere Untersuchungsergebnisse der Work Foundation:<br />
• Von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds beherrschte Firmen, die in der Form von MBO oder MBI unternommen wurden, führen in der Regel strenge neue<br />
Performance Management Systeme (Leistungslohn, regelmäßige Leistungsmessung) und neue HRM-Systeme ein.<br />
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• Von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds beherrschte Firmen nehmen oft eher eine gewerkschaftsfeindliche Haltung ein als die privatwirtschaftlichen<br />
Manager im Allgemeinen. Etwa 40% der Manager von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen sind erklärte Gewerkschaftsgegner. Nur jeder Zehnte<br />
nimmt diesbezüglich eine positive Haltung ein. Die Work Foundation vermutet, dass im Vereinigten Königreich ein enger Zusammen-<br />
hang zwischen dem Entzug der Gewerkschaftsanerkennung und der Entscheidung für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Besitz besteht.<br />
• Zurzeit besteht eine klaffende Informations- und Konsultationslücke: <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Geschäfte können die Zukunft der Beschäftigten<br />
stark beeinträchtigen - die Informations- und Konsultationsrechte sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber völlig unbedeutend.<br />
In Bezug auf die Besteuerung heißt es im Bericht, dass die wichtigsten Partner von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen laut Studien lediglich 4-5% Steuern<br />
auf ihren Millioneneinkommen bezahlen.<br />
Ein weiterer beunruhigender Aspekt ist gemäß dem Bericht der Umstand, dass die Schuldenlast den von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds beherrschten<br />
Firmen übertragen wird. Im Vereinigten Königreich führt dies zu Verschiebungen in der Bilanz, die extrem sein können, so zum Beispiel von<br />
einem börsennotierten Unternehmen mit 70% Aktienkapital und einer Verschuldung von 30% zu einer privaten Struktur mit 30% Kapital und<br />
einer Verschuldung von 70%.<br />
«Das vermehrte Auftreten von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Sponsoren in den letzten drei Jahren bringt neue Risiken für die Ratings europäischer Unternehmen,<br />
namentlich im nicht finanziellen Sektor», heißt es im Bericht, der eine Standard & Poors-Studie (März 2007) zitiert. Der Anteil der als<br />
spekulativ eingestuften Firmen stieg in Europa von .2% vor 5 Jahren und 5% im Jahr 996 auf 7.2% in Jahr 2006.<br />
Die rasche <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Zunahme der vergangenen Jahre gefährdet größere Segmente der Wirtschaft und wird zu einem möglichen Faktor<br />
für Instabilität. Die Pensionsfonds geben zu besonderer Besorgnis Anlass - ihre Mitglieder könnten zu den größten Verlierern werden, sollte der<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Zug entgleisen, sagt der Bericht der Work Foundation.<br />
Verschiedene Gefahren, die sich der Weltwirtschaft in Verbindung mit dem Leveraged PE Buyout Boom stellen, werden in dem im April 2007<br />
veröffentlichten Global Financial Stability Report des IWF angesprochen: «“… der vermehrte Einsatz von heute auf den Märkten rasch verfügbarem<br />
Leverage [Schulden], könnte die Zahlungsverzüge bei <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>/LBO-Transaktionen erhöhen, was wirtschaftliche und makroprudenzielle<br />
Folgen haben wird. Gründe dafür könnten Firmeninsolvenz oder transaktionsspezifische Verzüge, ein Konjunkturrückgang oder eine<br />
Straffung der Geldpolitik sein, oder vielleicht Zahlungsunfähigkeit in Verbindung mit einer großen LBO-bezogenen Finanzierung…. Dies könnte<br />
zu einem allgemeinen Liquiditätsentzug und größeren Marktstörungen führen».<br />
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34<br />
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3. Gewerkschafts-Maßnahmen, Druckmittel und Ansprechpartner<br />
Dieser Teil unseres Berichts bezieht sich in erster Linie auf <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und -Transaktionen; viele Punkte gelten jedoch auch für<br />
Hedge-Fonds, insbesondere jene, die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds sponsern oder in Unternehmen investieren, deren Methoden etwa den <strong>Private</strong><br />
<strong>Equity</strong>-Firmen entsprechen.<br />
Die wichtigsten Druckmittel, die Gewerkschaften gegenüber <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen einsetzen, sind ihre Kampagnen-Aktionen, ihre politischen<br />
Verbindungen, ihr Einfluss in Pensionsfonds und gesetzlich verankerte oder vertragliche Rechte, die sie bei Unternehmenstransaktionen, wie<br />
z.B. Übernahmen, ausüben können.<br />
Gewerkschaften können individuell oder gemeinsam gezielte Aktionen planen und ihren Einfluss in Pensionsfonds und bei Betriebs-Rententreuhändern<br />
geltend machen, um individuelle Buyouts zu bekämpfen, um Anerkennung durch die neuen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Besitzer zu gewinnen<br />
oder einen Dialog mit <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen aufzunehmen. Bei einem Widerstand gegen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Buyouts können sie vielleicht bei den<br />
bisherigen Besitzern oder bei örtlichen Gemeinschaften und in der Öffentlichkeit Unterstützung finden.<br />
Gewerkschaften, Gewerkschaftsvereinigungen und Gewerkschaftsbünde können ihre politischen Beziehungen nutzen, um auf eine neue<br />
Regulierung, die Schließung von ordnungspolitischen Lücken und eine wirksamere Umsetzung bestehender Regeln und Vorschriften zu drängen.<br />
Die wichtigsten effektiven und möglichen Ansprechpartner sind für die Gewerkschaften Unternehmen, die das Ziel von Buyouts sind; <strong>Private</strong><br />
<strong>Equity</strong>-Firmen und Pensionsfonds, die in sie investieren; Wirtschaftsverbände, Regierungen und Gesetzgeber; öffentliche Agenturen, einschließlich<br />
Zentralbanken und Börsenaufsichtsbehörden, verwandte politische Gruppen und Gruppen der Zivilgesellschaft, die Medien und<br />
die Öffentlichkeit.<br />
Diese Ansprechpartner können auf nationaler und internationaler (also auch auf regionaler) Ebenen in die erwähnten Druckmittel einbezogen<br />
werden.<br />
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35
36<br />
USW – Eine ‘Activist’-Antwort an einen ‘Activist’-Investoren<br />
Die US-Gewerkschaft United Steelworkers (USW), ist bereit, Geschäfte mit <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und anderen Aktivisten-Anlegern zu unterbinden, wenn dies zur<br />
Rettung der Jobs und der Löhne ihrer Mitglieder und für die Revitalisierung des Unternehmens notwendig ist.<br />
Die 850’000 Mitglieder zählende Gewerkschaft, die Beschäftigte in den Sektoren Chemie, Papier, Aluminium und abgesehen von der Stahlindustrie in mehreren anderen<br />
Sektoren vertritt, erhält Zugang zu Verhandlungen bei Konkursen, indem sie als «Gläubigerin» auftritt, die die verlorenen Löhne und Leistungen der Arbeitnehmer<br />
einfordert.<br />
Bei Übernahmekämpfen blockiert sie Angebote, ergreift Partei und gewinnt Sitze in den Betriebsvorständen. Der Umstand, dass die USW solche ‘Schlachten’ beeinflussen<br />
kann, ist weitgehend auf Bestimmungen in den von ihr ausgehandelten Tarifverträgen zurückzuführen, berichtet das Wall Street Journal. Die so genannten «Betriebs-<br />
nachfolger-Klauseln» verlangen vom Käufer eines Unternehmens die Einhaltung des Tarifvertrags, der die Bedingungen im erworbenen Unternehmen regelt.<br />
Viele USW-Verträge gehen noch weiter: sie verlangen, dass der Nachfolger vor dem Verkauf der Firma einem neuen Tarifvertrag zustimmen. Diese Bestimmung, die<br />
die USW in den meisten Verträgen in der Stahlindustrie seit Mitte der 980er Jahre ausgehandelt hat, gibt der Gewerkschaft das Recht, dem Verkauf einer Stahlgesellschaft<br />
zuzustimmen oder ihr Veto dagegen einzulegen.<br />
In einem Fall vereinbarte ein Käufer mit USW, dass er bei einer Übernahme einer bestimmten bankrotten Stahlfirma und deren Verwandlung in eine rentable Firma<br />
einen Teil des Gewinns in einen Rentenfonds für Stahlarbeiter einzahlen werde. Die USW hat mit mehreren Unternehmen solche Fonds gebildet, um Pensionsfonds<br />
wieder herzustellen, die bei Konkursen zerstört wurden.<br />
Als Gegenleistung hat sich USW bereit erklärt, dass wieder eröffnete Stahlwerke mit 30% weniger gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten funktionieren können,<br />
unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die leitenden Posten um mindestens die Hälfte reduziert wurden. Die Beschäftigten haben den neuen Tarifvertrag ratifiziert.<br />
Als Gegenleistung für Vorteile für ihre Mitglieder hat die USW ihr Vetorecht beim Verkauf einer Firma abgegeben. Die Gewerkschaft erreichte eine Einigung mit einem<br />
Aluminiumkonzern nach schwierigen Verhandlungen mit der beherrschen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma, die den USW-Mitgliedern zusätzliche Arbeitslosengelder zugestand<br />
und der <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma jedoch freie Hand in Bezug auf den Verkauf der Firma gab.<br />
(Fortsetzung auf Seite 37)<br />
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(Fortsetzung von Seite 36)<br />
In jüngerer Zeit legte die USW ihr Veto gegen eine Firmentransaktion ein und unterstützte ein feindliches Angebot einer anderen Firma, die versprach, als Gegenleistung<br />
für Gewerkschaftskonzessionen bei einer Übernahme keine USW-Mitglieder zu entlassen. Die gute Bilanz der letzteren im Bereich der Arbeitsbeziehungen<br />
und die guten Verbindungen der USW-Spitze mit den Geldgebern der Firma haben diesen Schritt erleichtert.<br />
Als die Unterstützung durch die USW sicher stand, verdrängte das bietende Unternehmen mit Hilfe des Pensionsfonds den Direktionsrat der Zielfirma in einem<br />
Aktionärsgefecht. Die USW gewann zwei Sitze im neuen Aufsichtsrat.<br />
Trotz einer fallweise erfolgreichen Zusammenarbeit mit ‘Activist’-Investoren spricht USW weiterhin von systemischen Gefahren, die mit dem derzeitigen F&A-<br />
Rausch verbunden sind. «Da immer mehr Pensionsfonds riesige Cash-Summen in Mega-<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Fonds stecken, müssen wir uns für einer Regulierung<br />
von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>- und Hedge-Fonds einsetzen», erklärte USW-Präsident Leo W. Gerard. USW hat den US-Kongress aufgefordert, dafür zu sorgen, dass private<br />
Kapitalpools den gleichen gesellschaftlichen Regeln wie andere Kapitalpools unterworfen sind.<br />
Quellen: Bernard Wysocki Jr, Kris Maher, Paul Glader: “A Labor Union’s Power: Blocking Takeover Bids”, Wall Street Journal, 9. Mai 2007; Kurzfassung des WSJ-<br />
Artikels in Public Affairs News; USW-Pressmitteilung, 2. Mai 2007<br />
Zielgesellschaften:<br />
Gewerkschaften haben ihre Mitglieder in Kampagnen gegen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Buyouts spezifischer Unternehmen mobilisiert, und in Fällen, in denen<br />
Buyouts trotz abträglicher Maßnahmen der neuen Besitzer (Stellenabbau, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und Asset Stripping) durchgeführt<br />
wurden. So sind z. B. in der bislang erfolgreichen Kampagne, die die Übernahme des britischen Einzelhändlers Sainsbury’s durch eine <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-<br />
Konsortium verhindern soll, die Familienaktionäre und die Pensionstreuhänder de facto Verbündete.<br />
<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und Pensionsfonds:<br />
Auf nationaler Ebene hat die britische Gewerkschaft GMB nach einer mehrere Monate dauernden Aktion einen Dialog mit Permira, der führenden<br />
europäischen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firma, eingeleitet. Im Zentrum der Gespräche stehen Gewerkschaftsanerkennung und gewerkschaftsfeindliche Praktiken<br />
und Schikanierungen bei der AA-Kontroll-Organisation, die Permira im Jahr 2004 aufkaufte. In den USA führt die SEIU Gespräche mit <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-<br />
Firmen, Hedge-Fonds und öffentlichen Pensionsfonds, darunter auch mit der Goldman Sachs Group und der Blackstone Group (beide in New York),<br />
und mit Thomas H. Lee Partners mit Sitz in Boston. Abkommen mit <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen könnten sich zum Beispiel auf Regelungen beziehen, die<br />
allen Angestellten in einem erworbenen Unternehmen eine Krankenversicherung und übertragbare Rentenleistungen sowie großzügige Abfindungs-<br />
zahlungen bei Entlassung zugestehen. Eine weitere Bestimmung könnte sich auf eine Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter im Fall eines Wiederverkaufs<br />
der Firma beziehen – einen finanziellen Anreiz, den <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen den Managern der Unternehmen, die sie erwerben, in großem Umfang bieten.<br />
Die britische Work Foundation empfiehlt in ihrem Bericht der <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Branche die Veranstaltung eines Forums zu Gesprächen mit Gewerk-<br />
schaften.<br />
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37
38<br />
Auf internationaler Ebene hat <strong>UNI</strong> einen Dialog mit der Blackstone Group eingeleitet. Nachfolgend die Resultate eines Gesprächs vom 6. März:<br />
Erstens wird Blackstone die Initiative ergreifen, um andere führende <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen zu einer Tagung mit den Globalen Gewerkschaften zum<br />
Thema Arbeitsplätze einladen. Wenn diese die Teilnahme an einer solchen Tagung ablehnen, wird sich Blackstone allein an solchen Gesprächen beteiligen.<br />
Zweitens: Blackstone bekundete Interesse an der Ausarbeitung von Verhaltensnormen für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen. Für <strong>UNI</strong> müsste eine Liste<br />
von Schlüssel-Prinzipien insbesondere Punkte wie Organisierung, Tarifverhandlungen und Arbeitsbedingungen umfassen. <strong>UNI</strong> hat andere Globale<br />
Gewerkschaften zu einer Mitwirkung in diesem Prozess eingeladen.<br />
AA – Britische Gewerkschaften verlangen Gespräche mit <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen<br />
GMB-Generalsekretär Paul Kenny erklärte, dass das erste Gewerkschaftstreffen am 27.3.2007 mit Damon Buffini, einem der Permira-Direktoren, Anschuldigungen<br />
wegen gewerkschaftsfeindlichen Praktiken und Belästigung bei der von Permira 2004 erworbenen Überwachungsfirma AA zum Gegenstand hatte. Permira<br />
gehört zu den führenden europäischen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen. Paul Kenny forderte D. Buffini auf, den Mitarbeitern von AA angesichts der Gewinnsteigerungen der<br />
Firma Lohnerhöhungen zu gewähren, auf jeden weiteren Personalabbau zu verzichten und zusätzliche AA-Patrouillen einzustellen und Praktiken wie Mobbing<br />
und Belästigung sofort zu beenden.<br />
In einer gemeinsamen Erklärung nach dem Treffen heißt es: «Die Parteien kamen überein, sich weiter zu konsultieren und sich um einen konstruktiven Dialog zu<br />
bemühen. Permira bestätigt, dass ihre Mitarbeiter die Gewerkschaft, die sie vertritt, frei wählen können, also auch die GMB.”<br />
Nachdem sich die GMB wiederholt um eine Unterredung mit D. Buffini bemüht hatte, erklärte sich dieser im Februar zu einem Gespräch bereit und betonte, es<br />
liege ihm daran, die Dinge richtig zu stellen. Die Gewerkschaft hat ausgefallene Attraktionen gewählt, z. B. ein Kamel in einer Kundgebung vor der von D. Buttini<br />
besuchten Kirche. Die Gewerkschaft machte auch von sich reden mit einem Schreiben an die Labour Party MP, in dem sie diese aufforderte, sich der Frage der<br />
LBO-Firmen zu stellen und für eine Aufhebung der dieser Branche gewährten Steuervorteile zu sorgen.<br />
Nach Angaben der GMB hat der PE-Fonds bereits 500 Mio. £ der AA-Vermögenswerte veräußert und 3’400 der insgesamt 0’000 Beschäftigten entlassen. Diese<br />
Politik bewirkte, dass die Zahl der GMB-Mitglieder auf über ’800 angestiegen ist, und nicht zuletzt auch aufgrund der bedenklichen Bilanz des AA- Personalverbandes.<br />
Quellen: GMB-Website; Guardian Unlimited, 27. März 2007; TIMESONLINE, 26. März 2007; International Herald Tribune, 27. Februar 2007.<br />
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TDC – Dänische Gewerkschaft verhindert Aufhebung der Börsenzulassung einer im <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Besitz befindlichen Firma<br />
Im Dezember 2005 lancierte die Nordic Telephone Company - ein Konglomerat von fünf privaten <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen: Apax Partners, Blackstone Group,<br />
KKR, Permira und Providence <strong>Equity</strong> - ein öffentliches Übernahmeangebot für TDC. Das Angebot bewertete die TDC-Aktien mit 5 EUR, was einem Aufpreis<br />
von nahezu 40% gegenüber dem Marktpreis entsprach. Für die Übernahme von TDC für fast 2 Mia. EUR - was derzeit das höchste LBO in Europa darstellt<br />
- wurden etwas mehr als 80% Fremdkapital (etwas mehr als 9 Mia. EUR) und 20% Beteiligungskapital der fünf Käufer eingesetzt.<br />
Dies war erst der zweite Fall, in dem <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Besitzer einen Telekom-Betreiber übernahmen, der praktisch für die Gesamtheit des Telekomnetzes<br />
eines Landes zuständig ist und Regelungen bezüglich seiner Monopolmacht und der Universaldienstpflicht unterworfen ist.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> - Transaktionen ist es der Nordic Telephone Company in diesem Fall nicht gelungen, die Börsenzulassung<br />
von TDC aufzuheben. Dies ist weitgehend dem Aktivismus des Pensionsfonds zuzuschreiben, der weiterhin eine Minderheitsbeteiligung in der Firma hat.<br />
Die Gewerkschaft Dansk Metal hat an diesen Anstrengungen mitgewirkt, um weiterhin eine Unternehmenstransparenz zu gewährleisten, die bei einer Annullierung<br />
der Börsenzulassung nicht mehr gewährleistet wäre. Im Juni 2007 folgte ein Obergericht der Forderung der Gewerkschaft mit der Verfügung, die<br />
Börsenzulassung von TDC nicht aufzuheben.<br />
Es fand ein Wertentziehungs-Verfahren statt. Während Management und Vorstand der TDC bedeutende persönliche Einkünfte aus ihren Beteiligungen am<br />
Unternehmen bezogen, nahmen Verschuldung, Zinslast und Kreditrisiko sprunghaft zu und die Investitionskapazität schwand. Den neuen Besitzern wurden<br />
sehr rasch Bar-Dividenden ausbezahlt, die dem Vierfachen der Jahreseinkünfte und mehr als der Hälfte der Vermögenswerte des Unternehmens entsprachen.<br />
Dies wird schwerwiegende Folgen für die künftige Investitionskapazität von TDC haben. Das Unternehmen führt seine Entflechtungspolitik fort und hat<br />
seine Beteiligungen an der österreichischen ONE für .4 Mia. EUR .4 und ihre deutschen Mobilfunk-Anteile bei Talkline für 560 Mio. EUR 560 veräußert.<br />
Berichten zufolge soll TDC sogar die Kunstwerke des Hauptsitzes der Firma versteigert haben und die Ferienwohnungen der Arbeitnehmer und viele ihrer<br />
Gebäude in Dänemark zum Verkauf anbieten.<br />
Der gleiche Bericht umfasst eine Rubrik über die Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen, in der der Verlust der dänischen Regierung im Bereich der<br />
Steuereinnahmen auf 2 Mrd. EUR geschätzt wird.<br />
Zurzeit beträgt der Aktienanteil der neuen Besitzer 88.2%, das heißt, etwas weniger als die 90%, die für eine vollständige Kontrolle der Firma erforderlich<br />
sind. Sie versuchen jedoch, diese Schwelle zu überschreiten, indem sie das Aktienkapital bei TDC erhöhen, in der Form von neuen Aktien, die den Vor-<br />
standsmitgliedern angeboten werden.<br />
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Unternehmerverbände:<br />
Ein möglicher Partner ist die 983 gegründete European <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> and Venture Capital Association (EVCA): http://www.evca.com/html/<br />
home.asp. Zu den führenden Verbänden auf nationaler und internationaler Ebene gehört die British <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> and Venture Capital Association<br />
(BVCA): http://www.bvca.co.uk. Im Januar verlautete, dass die US-<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen Blackstone, Bain Capital, Carlyle und Kohlberg<br />
Kravis Roberts der BVCA beigetreten sind, der bereits alle größeren europäischen <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen angehören. Im Dezember 2006 kündigten<br />
führende US-<strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Konzerne die Bildung des <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> Council (PEC) mit Sitz in Washington, D.C. an. Er wird Untersuchungen<br />
durchführen und politischen Entscheidungsträgern und anderen Kreisen Informationen über die Branche bereitstellen. Im Hedge-Fonds-Geschäft<br />
konsultieren die Finanzbehörden die Londoner Alternative Investment Management Association und die Managed Funds Association mit Sitz in<br />
Washington D.C.<br />
Regierungen und Gesetzgeber:<br />
Grundsätzlich sollten Aktionen zur Schließung gesetzlicher und ordnungspolitischer Lücken eine politische Priorität sein. Für börsennotierte<br />
Unternehmen und ihre Beziehungen zu Banken und anderen traditionellen Finanzinstituten gibt es zahlreiche Gesetze – sie reichen von Arbeitgesetzen<br />
(z.B. das Informations- und Konsultationsrecht bei F&A), Finanzgesetzen (z.B., Sorgfaltspflichtregeln) und vom Gesellschaftsrecht<br />
(Transparenzvorschriften) bis zu Steuerregeln. <strong>Private</strong> Unternehmen, <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und LBOs sind oft explizit oder implizit von diesen<br />
Bestimmungen ausgenommen. <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und Hedge-Fonds sind «Schlupfloch-Schmieden» und haben Erfahrung im Umgang mit<br />
Gesetzeslücken und der Ausbeutung. Diese Lücken müssen geschlossen werden, um gleiche Bedingungen für die Wirtschaftsakteure zu schaffen<br />
und eine Untergrabung der Finanzstabilität und des Schutzes von Konsumenten (z. B. Inhaber von Rentenversicherungen) und von Arbeitskräften<br />
zu verhindern. Dies müsste politisch akzeptabel sein, denn es geht hier lediglich um eine Bestätigung und Umsetzung der ursprünglichen<br />
Absichten des Gesetzgebers.<br />
Auf nationaler Ebene haben einige Regierungen bereits Steuergesetze zur Eindämmung der negativen Auswirkungen der Tätigkeiten von <strong>Private</strong><br />
<strong>Equity</strong>-Fonds vorgeschlagen (z. B. in Dänemark) oder angekündigt, dass sie Folgen solcher Aktivitäten für ihre Steuersysteme eingehender<br />
prüfen werden.<br />
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Auf internationaler Ebene sind die wichtigsten Ansprechpartner die OECD, der IWF, und die Regierungen der G7/G8. Hier arbeitet <strong>UNI</strong> mit<br />
dem TUAC und anderen Globalen Gewerkschaften zusammen. Zusätzlich zu den laufenden Tätigkeiten wurde ein erster Globaler Gewerk-<br />
schaftsgipfel über <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> veranstaltet, und <strong>UNI</strong> hat die Globalen Gewerkschaften zu einem zweiten Gipfeltreffen im September eingeladen.<br />
Die Erklärung der Globalen Gewerkschaften an die Frühlingstagungen des IWF und der Weltbank enthält einen Abschnitt über<br />
die Verbreitung von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>- und Hedge-Fonds, in der der IWF aufgerufen wird, zu der Entwicklung angemessener rechtlicher Rah-<br />
menbedingungen beizutragen. Im März fand eine TUAC-Tagung statt, an der Gewerkschaften aus 5 Ländern und ein Dutzend globale<br />
Organisationen teilnahmen, die die G8-Führer aufriefen, sich eingehend mit Fragen wie neue Transparenz, Corporate Governance und<br />
Steuervorschriften für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen zu befassen. Sie verlangten von den OECD Ministern und den G8-Führern insbesondere die<br />
Bildung einer Task Force für <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Regulierung, der die OECD, der IWF, das Finanzstabilitäts-Forum, relevante UNO-Sonderorganisationen<br />
und die IAO angehören müssen. Auf Initiative des deutschen Finanzministers beschlossen die G7-Finanzminister im Februar,<br />
Tätigkeiten zur Verbesserung der Transparenz des Hedge-Fonds-Geschäfts schon vor dem diesjährigen G8-Treffen aufzunehmen. Am 0.<br />
April wurde bekannt, dass Vertreter führender Hedge-Fonds mit stellvertretenden G7-Finanzministern zusammentreffen werden, um über<br />
die ‘Gestaltung künftiger Aufsichtssysteme’ zu diskutieren. Die Alternative Investment Management Association und die Managed Funds Association<br />
werden u. a. in diesem Zusammenhang konsultiert. Zu den Diskussionsthemen gehören die Schaffung einer globalen Datenbank<br />
über Hedge-Fonds-Investitionen (stark umstritten) und die Ausarbeitung eines freiwilligen Verhaltenskodizes für das Risiko-Management<br />
(FT, 0. April 2007).<br />
Öffentliche Regulierungsbehörden, einschließlich Zentralbanken und Börsenaufsichtsbehörden:<br />
Auf nationaler Ebene beschloss die britische Regulierungsbehörde - die Financial Services Authority (FSA) - Anfang 2006 die <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-<br />
Branche angesichts der immer höheren Leverage [Verschuldung] bei <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Transaktionen unter die Lupe zu nehmen. Sie hat ein<br />
Diskussionspapier veröffentlicht und eine Debatte eingeleitet, an der die Gewerkschaften mitwirken. Die Reserve Bank of Australia erörterte<br />
Fragen in Verbindung mit dem <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Geschäft in ihrem jüngsten Bericht über Finanzstabilität.<br />
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42<br />
Auf internationaler Ebene überwacht die Europäische Zentralbank (EZB) <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>- und Hedge-Fonds-Märkte. Das Finanzstabilitäts-Forum,<br />
eine internationale Gruppierung von Regulatoren und Zentralbankgouverneuren, hat einen vorläufigen Bericht über mögliche mit Hedge-Fonds<br />
verbundene systemische Risiken ausgearbeitet (FT, 0. April 2007). Im April erklärte die Internationale Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden<br />
(IOSCO), sie werde die Risiken in Verbindung mit <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Märkten prüfen (Reuters, 2. April 2007).<br />
Verbündete politische und Zivilgesellschafts-Gruppen, Medien und Öffentlichkeit:<br />
Auf lange Sicht dürfte dies die wichtigste Gruppe sein. Die sozialistische Fraktion des Europäischen Parlaments befürchtet, dass das Wachstum<br />
von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>- und Hedge-Fonds das Wirtschafts- und Sozialmodell der Europäischen Union gefährden könnte. Führende sozialistische<br />
Parlamentarier legten am 29. März einen 300 Seiten umfassenden Bericht vor, der Maßnahmen zu Einschränkung des Einflusses dieser Fonds<br />
enthält. Der Bericht stellt insbesondere sechs Befürchtungen für die Sozialmarktwirtschaft der EU heraus: «Gefahren für die Renten der Men-<br />
schen, Haftung privater Unternehmen, Sicherheit für Dienstleistungen, menschenwürdige Arbeit und Mitsprache für die Belegschaft in Unterneh-<br />
mensfragen, Stabilität des Finanzmarktes, Moral, auch bei den Gebühren, die die Finanziers verlangen, und bei den niedrigen Steuern, die sie<br />
zahlen». In den Vereinigten Staaten plant das Financial Services Committee of the House of Representatives Untersuchungen über die sozialen<br />
Auswirkungen von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>.<br />
Die Transaktionen von <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen und Hedge-Fonds geben zu großer öffentlicher Beunruhigung Anlass. Diese drang sogar bis zu den<br />
jüngsten Wahlen in Deutschland vor, nachdem ein führender sozialdemokratischer Politiker diese als ‘Heuschrecken’ bezeichnet hatte. In Frank-<br />
reich hat der Zentrumrechts-Kandidat die aggressiven Fonds attackiert, die ‘eine Firma aufkaufen, sie in Stücke zerreisen, 25% der Mitarbeiter<br />
entlassen, …. 25% Gewinn einstreichen und nicht den geringsten Reichtum schaffen’. (FT, . April 2007).<br />
Wirtschaftsmedien berichten über weitere Besorgnisse der Gewerkschaften und zeigen ein größeres Verständnis für ihre Beunruhigung, als dies<br />
in anderen Wirtschaftsfragen normalerweise der Fall ist. Der Grund dafür ist wohl der Umstand, dass die Medien und einzelne Finanzjournalisten<br />
besonders stark unter der Geheimhaltungspolitik und der mangelnden Kommunikationsbereitschaft dieser Fonds leiden.<br />
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Anhang: <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong>-Firmen, eingestuft nach F&A-Geschäften im Jahr 2006 in den USA, Europa und Asien/Pazifik<br />
US F&A-Geschäfte Wert Mrd. $ Anzahl<br />
Blackstone 85.3 2<br />
Texas Pacific 8 .9<br />
Bain Capital Partners 74.7 9<br />
Thomas H. Lee Partners 53.4 6<br />
Goldman Sachs 5 .2 5<br />
Carlyle 50.0 4<br />
Apollo Management 44.9 7<br />
Kohlberg Kravis Roberts 44.5 3<br />
Merrill Lynch 35.9 3<br />
Cerberus Capital Management 28.6 4<br />
PE Sektor-Gesamtzahl 402.6 , 57<br />
Europa F&A-Geschäfte Wert Mrd. $ Anzahl<br />
Kohlberg Kravis Roberts 27.5 5<br />
3i 25.9 25<br />
Alplnvest Partners 20.8 3<br />
Apax Partners 9.7<br />
Goldman Sachs International 7.3 3<br />
Carlyle 4.9 8<br />
Cinven 2.4 6<br />
Hellman & Friedman 2.2 3<br />
Contracted Services .3<br />
Thomas H. Lee Partners .3<br />
PE Sektor-Gesamtzahl 272.6 ,524<br />
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43
44<br />
Asien/Pazifik F&A-Geschäfte Wert Mrd. $ Anzahl<br />
Texas Pacific 2.0 3<br />
Macquarie Bank .3 2<br />
Allco <strong>Equity</strong> Partners . 3<br />
Onex .0<br />
Carlyle 8.0 6<br />
CVC Capital Partners 7.5 4<br />
Kohlberg Kravis Roberts 5.2 4<br />
Goldman Sachs Capital Partners 4.0 2<br />
Allianz Capital Partners 3.92 2<br />
MBK Partners .7 3<br />
PE Sektor-Gesamtzahl 48.0 27<br />
3-Regionen-Gesamtzahl 723,2 Mrd $ 2.992<br />
Daten: Financial Times, 27. Dezember 2006; Bericht der Sozialistischen Fraktion des Europäischen Parlaments, März 2007, S. 52<br />
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Besucht die Website der <strong>UNI</strong> Global Union über <strong>Private</strong> <strong>Equity</strong> unter:<br />
http://www.union-network.org/uniindep.nsf/privateequity?openpage<br />
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45
46<br />
<strong>UNI</strong> Global Union<br />
Avenue Reverdil 8- 0<br />
260 Nyon<br />
Schweiz<br />
Tel : (+4 22) 365 2 00<br />
Fax : (+4 22) 365 2 2<br />
contact@union-network.org<br />
www.uniglobalunion.org<br />
<strong>UNI</strong>/GS/06-2007/0058-DE<br />
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