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Zwölf Alben und noch immer hungrig darauf, der<br />
Welt zu zeigen, was für eine unaufhaltsame Kraft der<br />
Melodic <strong>Metal</strong> von AXXIS ist. Mit „Utopia“ greifen<br />
die Dortmunder erneut tief in die Synthesizerkiste<br />
und regen sich gleichzeitig über Kommerz, Konsum<br />
und Oberflächlichkeit auf. Gitarrist Marco Wriedt,<br />
jüngstes Mitglied der Truppe, klärt uns auf.<br />
Interview: Dorian Gorr | Foto: AFM Records<br />
Marco, Axxis gibt es bereits seit zwanzig Jahren, du bist<br />
jedoch „erst“ seit zweieinhalb Jahren dabei. Wird<br />
man da als Nesthäkchen in der Band behandelt?<br />
Nein, gar nicht. Vom ersten <strong>Tag</strong> an haben mich die Jungs so<br />
behandelt, als wäre ich schon seit Ewigkeiten dabei. Das liegt<br />
wohl daran, dass wir ungefähr die gleichen musikalischen Einflüsse<br />
haben – trotz zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren Altersunterschied.<br />
Merkt man diesen Altersunterschied denn? Kann Bernhard<br />
nicht mehr so lange und heftig Party machen wie du?<br />
Nein, im Gegenteil. Berni ist wie Wein, er wird immer besser.<br />
Gestern haben wir heftig Party gemacht (das Gespräch wurde<br />
auf dem Wacken Open Air geführt - dg), aber ich bin eine Ecke<br />
früher ins Bett gekrochen als er. Den kann man einfach nicht<br />
aufhalten.<br />
Wenn eine Band schon zwanzig Jahre auf dem Buckel hat,<br />
wie hungrig geht man dann noch an die Arbeiten für ein neues<br />
Album heran?<br />
Für mich ist es ja erst das zweite Album mit Axxis, weswegen<br />
ich natürlich hochmotiviert bin, aber ich glaube, den anderen<br />
Jungs geht es nicht anders. Wir haben derzeit den Wunsch, die<br />
Band neu zu etablieren. Wir werden ein bisschen progressiver,<br />
offener und experimenteller. Wir wollen zeigen, dass Axxis<br />
auch nach zwanzig Jahren noch eine unaufhaltsame Kraft in der<br />
<strong>Metal</strong>-Welt sind. Wenn man so ein Ziel vor Augen hat, ist man<br />
natürlich megahungrig.<br />
Die Zielsetzung, dass man die Musik von nun an progressiver<br />
gestaltet, hat die sich bewusst vollzogen?<br />
Nein, es ist nicht so, dass man sagt: „Boah geil, lass mal progressiver<br />
werden!“, sondern man eigentlich erst im Nachhinein<br />
merkt, inwiefern sich die Musik verändert hat. Dabei geht man<br />
natürlich nicht nach irgendwelchen Trends, sondern macht nur<br />
das, was man selbst möchte.<br />
Die Band ist beinahe so alt wie du, wie kam es dazu, dass du<br />
zu Axxis gestoßen bist?<br />
Mit dem Namen Axxis bin ich erstmals 2000 in Kontakt gekommen.<br />
Damals hatte die Band ihr neues Album „Back To The<br />
Kingdom“ draußen. Ich hatte eine Rezension dazu gelesen und<br />
es dann als 15-Jähriger auf dem <strong>Metal</strong> Markt gekauft – lustigerweise<br />
auf dem Wacken Open Air. Sechs Jahre später stand ich<br />
Seite 15<br />
INTERVIEW ~ AXXIS<br />
Keine Sklaven des Konsums<br />
bei Axxis im Proberaum, um für den vakanten Posten als Gitarrist<br />
vorzuspielen. Ich jobbte zu der Zeit in einem Gitarrenladen<br />
in Köln. Rob, unser Bassist, war Kunde dort. Als die Band einen<br />
neuen Gitarristen suchte, fragte Rob meinen Chef, ob er nicht<br />
wen kennen würde für den Posten. Er sagte mir bescheid, woraufhin<br />
ich mich bei Axxis vorstellte. Nach den Treffen mit Rob<br />
und anschließend Harry und Bernhard habe ich zum Test auf<br />
ein paar Demos mitgemacht und schließlich gemeinsam mit den<br />
Jungs geprobt, um zu schauen, ob die Chemie stimmt. Schließlich<br />
bekam ich den Job.<br />
Ich finde, dass sich der Titel des brandneuen Albums „Utopia“<br />
unglaublich gut für ein Konzeptalbum eignet. Ist „Utopia“<br />
eines?<br />
Es ist kein steifes Konzeptalbum wie „Operation: Mindcrime“.<br />
Es besteht dennoch aus vielen Puzzleteilen und soll eine Message<br />
sein, die sich mit Konsum, Kommerz und Oberflächlichkeit<br />
befasst. Diese prangern wir an. Geh‘ mal auf die Straße. Unsere<br />
Generation ist die schlimmste Generation überhaupt. Noch nie<br />
war eine Generation so dumm und macht alles, was die Medien<br />
ihnen zum Fraß vorwerfen. Die Leute da draußen sind Sklaven<br />
des Konsums. Alles wird aus Amerika kopiert, in Köln läuft jede<br />
junge Frau herum wie Paris Hilton und benimmt sich auch entsprechend.<br />
Das kotzt einen schon an.<br />
Ist es denn auf <strong>Metal</strong>-Festivals anders?<br />
Es hat sich auch verändert. Vor neun Jahren, als ich das erste<br />
Mal hier war, da kamen hier 20.000 Leute hin und damit war es<br />
schon groß. Jetzt fährst du hierhin und erblickst sofort die Wagen<br />
von ZDF, RTL, NDR und MTV. Dass sind die Sender, die<br />
sich vor neun Jahren über die <strong>Metal</strong>ler und deren Veranstaltung<br />
lustig gemacht haben. Und jetzt machen sie damit Geld.<br />
Die <strong>Metal</strong>szene erfährt ja einen zunehmenden „Härter,<br />
schneller, weiter“-Trend. Wie fühlt man sich da als melodische<br />
<strong>Metal</strong>-Band?<br />
Ich mag diesen Trend nicht. Ich kann mit Gegrunze nichts anfangen,<br />
aber selbst die Power <strong>Metal</strong>-Alben scheinen immer düsterer<br />
zu werden. Vor zehn Jahren hatten die Alben alle noch eine<br />
positivere Stimmung, sie waren lebensbejahender. Dass sich das<br />
so wandelt, mag auch ein Trend sein. Ich hoffe, dass sich mal<br />
wieder etwas ändert. <strong>Metal</strong> darf gerne wieder etwas poppiger<br />
werden – das ist mein voller Ernst.<br />
Warum ist ein Schmankerl, wie euer Jubiläumssong mit vielen<br />
Gästen, nur auf der Deluxe-Edition drauf und nicht auf<br />
der regulären Version des neuen Albums?<br />
Wir wollten etwas besonderes machen für diese Edition. Und<br />
mit Screensavern, Wallpapern und Fotos brauchst du den Leuten<br />
ja heute nicht mehr kommen, also haben wir still und heimlich<br />
diesen besonderen Song auf diese Edition gepresst.<br />
Steht noch eine besondere Show zum Jubiläum an?<br />
Ja, am 13. September spielen wir in der Zeche in Bochum und<br />
haben hoffentlich viele Gäste dabei. Das wird eine ganz besondere<br />
und sehr geile Show. Wir werden eine Gitarre verlosen und<br />
Songs spielen, die lange nicht oder noch nie live gespielt wurden.<br />
Anschließend wird es dann auch auf eine Tour gehen, mit<br />
wem steht aber noch nicht fest.<br />
www.axxis.de