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INTERVIEW ~ OTEP<br />
Nu-<strong>Metal</strong>-Hasstiraden<br />
In ihren Texten nimmt sie kein Blatt vor den Mund,<br />
doch im Interview muss man OTEP jedes Wort ein-<br />
zeln aus der Nase ziehen. Gesichert scheint: Nach wie<br />
vor ist Nu <strong>Metal</strong> die Kunstform, über welche sich die<br />
blonde Fronterin ausdrücken möchte, die ihre Revo-<br />
lutionsphantasien heute sonst in Schweigen hüllt.<br />
Text: Jenny Bombeck | Foto: Victory Records<br />
Otep sind das Produkt der Namensgeberin Otep Shamaya,<br />
welche die <strong>Metal</strong>-Musik als künstlerisches Ventil nutzt. Die<br />
Amerikanerin mit den deutschen Vorfahren scheint ein tiefsinniges<br />
Wesen zu sein, das der Welt so einiges mitzuteilen hat. Ihre<br />
Gedanken und Meinungen äußert sie dabei nicht immer durch<br />
die Blume. Die Frau mit dem ungewöhnlichen Namen hat es<br />
faustdick hinter den Ohren und schreit im Nu-<strong>Metal</strong>-Stil der Gesellschaft<br />
ihre Hasstiraden entgegen.<br />
„In der Welt herrscht genügend Nonsense, da muss ich nicht<br />
noch meinen dazu geben. Ich mag keine Songs, die inhaltsleer<br />
sind. Ich habe etwas zu sagen und möchte mich künstlerisch ausdrücken“,<br />
erzählt die sonst so wortkarge Fronterin.<br />
Gerade die Emotionalität und Aggression der harten Musik<br />
habe die Sängerin fasziniert, denn in ihr stecke eine Menge<br />
Power und Aggression, die sich ihren Weg an die Oberfläche<br />
erkämpfen möchte. Ihre künstlerische Ader lässt die Blondine<br />
nicht nur bei ihrer Band pulsieren: Die Fronterin schreibt auch<br />
privat Gedichte, die sie bereits in zwei Büchern der Öffentlich-<br />
Seite 28<br />
keit zugänglich gemacht hat. Es ist nur schade, dass sie am Telefon<br />
anscheinend nicht so viel zu sagen hat wie in ihren Texten.<br />
Denn auch ihr neues Album „Smash The Control Machine“<br />
steckt wieder voller Songs hinter denen eine Ansage an die heutige<br />
Gesellschaft stecke.<br />
„Ich finde es generell positiv, wenn eine Band provozieren<br />
und kritisieren möchte. Die neuen Songs haben es ganz schön in<br />
sich“, beteuert Otep ohne dabei auf Beispiele einzugehen.<br />
Diese Offenheit beschert Otep jedoch nicht nur positives Feedback.<br />
Bereits in der Vergangenheit stieß sie auf einige Kritik, da<br />
sie kein Blatt vor dem Mund nimmt und nicht nur gegen die Politik<br />
und Gesellschaft wettert. Auch das männliche Geschlecht<br />
war schon einmal das Ziel ihrer Provokationen.<br />
Sharons helfende Hand<br />
Ihr neues Werk schwimmt wieder einmal auf der Nu <strong>Metal</strong>-<br />
Welle mit. So scheut sich die Dame nicht davor, ein paar Death-<br />
Grunts einzubauen. Diese Stimmgewalt komme ganz natürlich<br />
aus ihr heraus, wenn sie ihre selbst geschriebenen Texte betrachte.<br />
Generell finde sie es schade, dass es so wenige Frauen in der<br />
<strong>Metal</strong>szene gebe, die ihre Stimmbänder etwas härter beanspruchen<br />
würden. Den Einstieg in ihre Musikrekarriere ermöglichte<br />
ihr eine durchaus prominente Frau: Sharon Osbourne, mit der<br />
sie bis heute gut befreundet ist. Diese habe die Band bereits<br />
nach einer Hand voll Live-Gigs entdeckt und ihnen ohne Vorab-<br />
Demo einen Vertrag verschafft. Das Glück schien den Amerikanern<br />
hold. Ob man die Band auch bald in Deutschland auf den<br />
Brettern begutachten darf, ist aber noch ungewiss. Zumindest<br />
würde sich Otep über eine Stippvisite nach Deutschland freuen,<br />
schließlich habe sie deutsche Vorfahren.<br />
www.otep.com