25 Jahre WJ INFO! - Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen
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Einblicke in die Wirklichkeit<br />
// Text: Dr. Justus Medgenberg<br />
Bild: Martin Hellige<br />
Rotlichtmilieu <strong>Mannheim</strong><br />
Eine Gesamtkreis-Sitzung im Rotlichtmilieu?<br />
Nicht ganz, aber am 27.09.20 0<br />
lieferte Kriminalhauptkommissar Gundolf<br />
Klein den zahlreichen Besuchern<br />
des Vortrags „Rotlichtmilieu <strong>Mannheim</strong> –<br />
Einblicke in die Wirklichkeit“ spannende<br />
und zum Teil auch schockierende Hintergrundinformationen.<br />
mIttWOch, 27.09.2010. 18:45 uhR.<br />
Vielleicht 5 bis 20 Personen haben sich<br />
bereits vor der Tür des Polizeipräsidiums<br />
<strong>Mannheim</strong> zusammengefunden. Viele<br />
tragen Anzug oder Businessdress und<br />
vermitteln einen durchaus konspirativen<br />
Eindruck … aber, lachende Gesichter,<br />
entspannte Stimmung, es sind alles <strong>Wirtschaftsjunioren</strong>.<br />
beI deR „sItte“<br />
Kurze Zeit später lauschen wir im Inneren<br />
des beeindruckenden Gebäudes<br />
gespannt den Ausführungen von Kriminalhauptkommissar<br />
Gundolf Klein vom<br />
Dezernat Sexualdelikte, „Sitte“ genannt.<br />
Im Fachjargon, erklärt er, heißt es Dezernat<br />
3, das sich u.a. mit Themen wie<br />
Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch,<br />
Exhibition und der Rotlichtszene<br />
in <strong>Mannheim</strong> beschäftigt.<br />
Harte Themen also, die unter<br />
die Haut gehen und nicht jedem<br />
liegen. Deshalb erfahren wir, sind<br />
alle Beamten und Mitarbeiter des<br />
Dezernats 3 auch freiwillig dort.<br />
Und im Moment gibt es sogar<br />
mehr Bewerber als Stellen zur<br />
Verfügung stehen.<br />
eIN stReIFzuG duRch dIe LupINeNstRasse<br />
maNNheIm<br />
Nach der kurzen Vorstellung der<br />
Organisation des Polizeipräsidiums<br />
kommt Herr Klein zum Thema<br />
des Abends: Dem Rotlichtmilieu<br />
in <strong>Mannheim</strong>. Einige der<br />
Anwesenden kennen es schon –<br />
als Abschlussort der diesjährigen<br />
„<strong>Mannheim</strong> bei Nacht“-<br />
Veranstaltung. Damals haben<br />
wir das „The Other Place“ – die<br />
Stammkneipe der Hells Angels –<br />
an der Ecke der Lupinenstraße<br />
in <strong>Mannheim</strong> kennengelernt und uns<br />
mit einer typischen Unternehmerin der<br />
Lupinenstraße unterhalten. Heute lernen<br />
wir quasi ergänzend die offizielle<br />
Perspektive kennen, die uns Herr Klein<br />
spannend und eindrucksvoll vermittelt.<br />
So erfahren wir z. B., dass die meist aus<br />
Osteuropa stammenden Damen der Lupinenstraße<br />
freie Unternehmerinnen<br />
sind, die dort ihrem Gewerbe nachgehen<br />
und legal Mieten sowie Steuern zahlen.<br />
Die Lupinenstraße und Industriestraße<br />
sind die einzigen Bereiche im <strong>Mannheim</strong>er<br />
Sperrbezirk, in denen die Prostitution<br />
legal ist. Insgesamt vermitteln Kleins<br />
Schilderungen den Eindruck, dass der<br />
Betrieb dort recht geregelt und gesittet<br />
abläuft.<br />
ILLeGaLe pROstItutION, meNscheNhaNdeL<br />
uNd köRpeRVeRLetzuNG<br />
Arbeit bereitet der „Sitte“ hingegen besonders<br />
die illegale Prostitution im Sperrbezirk.<br />
Spätestens als Herr Klein über<br />
Fälle von Menschenhandel, unfreiwilliger<br />
Prostitution und typischen Begleiterscheinungen<br />
wie Körperverletzung, Ur-<br />
kundenfälschung, Nötigung und Bedrohungen<br />
berichtet, wird klar: Hier spricht<br />
einer, der das Milieu in <strong>Mannheim</strong> seit<br />
<strong>Jahre</strong>n bestens kennt und professionell<br />
damit umgeht. Immer wieder berichtet<br />
Herr Klein auch von eigenen Fällen aus<br />
seiner 20jährigen Berufspraxis bei der<br />
Polizei, die klar machen, wie schwierig<br />
für die Polizei ihre Arbeit ist. Hier sind viel<br />
Einfühlungsvermögen und Engagement<br />
gefordert, um Vertrauen zu Betroffenen<br />
aufzubauen, Hilfe anzubieten und rechtliche<br />
Möglichkeiten auszuschöpfen.<br />
dIe <strong>WJ</strong> Im ROtLIchtmILIeu?<br />
Wenn sich im „The Other Place“ vielleicht<br />
am Anfang der ein oder andere auch<br />
noch gefragt haben sollte: „Was mache<br />
ich hier“, so wird spätestens durch diesen<br />
Vortrag von Herrn Klein die Intention<br />
von Merle, Volker und Martin klar: Schau<br />
über deinen Tellerrand.<br />
Wir danken Kriminalhauptkommissar<br />
Klein für den spannenden Vortrag und die<br />
Einblicke in einen „fremden“ Bereich vor<br />
der eigenen Haustür.<br />
WIR WIRTScHFTSJUNIOREN / 9