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10 Jahre Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in ...

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Am Anfang war die Petersilie<br />

Sprecher Edmund Langer über die stürmische Entwicklung des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

Diese stürmische Entwicklung<br />

sei nie zu erwarten gewesen,<br />

sagt Edmund Langer<br />

über das <strong>Kompetenzzentrum</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Nachwachsende</strong> <strong>Rohstoffe</strong>. Langer,<br />

Chef von CARMEN (siehe Text-Info)<br />

und amtierender Sprecher des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s,<br />

wünscht sich im<br />

Interview <strong>in</strong>sbesondere auch e<strong>in</strong>e<br />

stabile Entwicklung <strong>für</strong> den Bereich<br />

der nachwachsenden <strong>Rohstoffe</strong> und<br />

dass das <strong>Kompetenzzentrum</strong> erheblich<br />

zur Rohstoff- und Energiewende<br />

beitragen könne. Dabei war am<br />

Anfang die Petersilie …<br />

Ist CARMEN, Herr Langer, jene<br />

Keimzelle, aus der heraus das <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

gewachsen ist?<br />

Langer: Ja sicherlich auch, nicht<br />

nur weil wir die Ersten hier am<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> Straub<strong>in</strong>g waren,<br />

sondern weil wir an unserem<br />

ersten Standort <strong>in</strong> Rimpar bei Würzburg<br />

das Thema der nachwachsenden<br />

<strong>Rohstoffe</strong> schon <strong>in</strong>tensiv begleiteten.<br />

Wir haben damals durchaus<br />

auch von uns aus schon den Kontakt<br />

nach Straub<strong>in</strong>g gesucht. Ich er<strong>in</strong>nere<br />

mich noch gut an die Gespräche<br />

1998 mit der Stadt Straub<strong>in</strong>g.<br />

Welche Funktion hatten Sie damals<br />

bei CARMEN?<br />

Langer: Ich war Abteilungsleiter<br />

<strong>für</strong> die stoffliche Nutzung und<br />

<strong>für</strong> Controll<strong>in</strong>g, habe aber auch damals<br />

schon sehr eng mit dem bayerischen<br />

Landwirtschaftsmnisterium<br />

zusammengearbeitet.<br />

Wenn sich CARMEN geweigert<br />

hätte, von Rimpar nach Straub<strong>in</strong>g<br />

zu ziehen – es gab ja durchaus erheblich<br />

Widerstände – was wäre dann <strong>in</strong><br />

Straub<strong>in</strong>g geworden?<br />

Langer: Es hätte sich trotz allem<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung, e<strong>in</strong> Institut, rund<br />

um nachwachsende <strong>Rohstoffe</strong> entwickelt.<br />

Der Wille war e<strong>in</strong>fach da.<br />

Ob die Entwicklung von CARMEN<br />

allerd<strong>in</strong>gs so weitergegangen wäre,<br />

wage ich zu bezweifeln.<br />

Heißt das, dass sich CARMEN am<br />

Standort Straub<strong>in</strong>g besser oder<br />

schlechter entwickelt hat?<br />

Langer: Natürlich e<strong>in</strong>deutig<br />

besser. Wir haben hier <strong>in</strong> diesem<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> ganz andere<br />

Möglichkeiten, auch weitaus mehr<br />

Beachtung, als damals <strong>in</strong> Rimpar,<br />

wo wir ja quasi auf uns gestellt waren.<br />

Der Vorstand hatte von Anfang<br />

an den Willlen, nach Straub<strong>in</strong>g zu<br />

gehen, weil er hier bessere Entwicklungsmöglichkeiten<br />

sah. Der Widerstand<br />

kam hauptsächlich von Lokalpolitikern,<br />

die CARMEN nicht aus<br />

Unterfranken gehen lassen wollten.<br />

Die drei Säulen befruchten<br />

sich gegenseitig<br />

TFZ und Wissenschaftszentrum<br />

kamen bald h<strong>in</strong>zu. Halten Sie dieses<br />

Drei-Säulen-Modell <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle,<br />

den Herausforderungen der<br />

Zeit angemessene Antwort – Stichwort<br />

Energie- und Rohstoffwende?<br />

Langer: Das war e<strong>in</strong>e mutige<br />

und gute Entscheidung, drei ganz<br />

unabhängige Institutionen unter e<strong>in</strong>em<br />

Dach zusammenzufassen. Die<br />

drei E<strong>in</strong>richtungen befruchten sich<br />

gegenseitig. Natürlich gibt es auch<br />

Konkurrenz, aber Konkurrenz belebt<br />

auch das Geschäft.<br />

Das heißt vermutlich, dass die<br />

drei Institute gut mite<strong>in</strong>ander vernetzt<br />

s<strong>in</strong>d. Wie und wozu kooperieren<br />

sie mite<strong>in</strong>ander?<br />

Langer: Wir s<strong>in</strong>d sehr gut vernetzt,<br />

wir betreiben auch geme<strong>in</strong>same<br />

Projekte …<br />

…dann nennen Sie doch bitte<br />

gleich e<strong>in</strong> Beispiel …<br />

Langer: Wir haben e<strong>in</strong> großes<br />

geme<strong>in</strong>sames Projekt e<strong>in</strong>er Bioraff<strong>in</strong>erieanlage<br />

im landwirtschaftlichen<br />

Bereich, auf e<strong>in</strong>em Bauernhof, gemacht,<br />

daran waren alle drei Institute<br />

beteiligt. Es gibt weitere geme<strong>in</strong>same<br />

Projekte, weil zwar die<br />

Aufgaben der drei E<strong>in</strong>richtungen<br />

sehr unterschiedlich angelegt s<strong>in</strong>d,<br />

aber eben auch so, dass sie sich hervorragend<br />

ergänzen.<br />

Wissenschaft und Forschung,<br />

Lehre und Anwendung, Praxis und<br />

Vermarktung – alles unter e<strong>in</strong>em<br />

Dach, quasi aus e<strong>in</strong>er Hand; ist das<br />

e<strong>in</strong> deutsches, e<strong>in</strong> europäisches, gar<br />

e<strong>in</strong> weltweites Pilotprojekt und Erfolgsmodell?<br />

Langer: In dieser Form wie hier,<br />

<strong>in</strong> dieser Breite der Aufgaben – Sie<br />

haben sie ja genannt – und <strong>in</strong> dieser<br />

Größe ist dieses <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

e<strong>in</strong>malig. Insofern s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> der<br />

Tat e<strong>in</strong> Vorzeigeobjekt mit Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal,<br />

wie Professor<br />

Mart<strong>in</strong> Faulstich (Direktor des Wissenschaftszentrums<br />

– Anm. d. Red.)<br />

immer sagt und ohne Zweifel e<strong>in</strong><br />

Erfolgsmodell. Wer hätte das vor<br />

zehn <strong>Jahre</strong>n wirklich geglaubt?<br />

Sie haben ja auch ständig Besuchergruppen<br />

aus allen Kont<strong>in</strong>enten<br />

hier, die sich <strong>in</strong>formieren. Was wollen<br />

die sehen und wissen?<br />

Langer: Die <strong>in</strong>teressieren sich<br />

hauptsächlich, wie weit die Biomassenutzung<br />

<strong>in</strong> Bayern, <strong>in</strong> Deutschland,<br />

fortgeschritten ist, sowohl im<br />

energetischen als auch im stofflichen<br />

Bereich. Und natürlich wollen<br />

sie auch sehen, wie die Arbeit hier<br />

läuft und wie dieses Konzept e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong>s <strong>für</strong> <strong>Nachwachsende</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong> umgesetzt wurde.<br />

Die wollen ja auch Anregungen mitnehmen.<br />

Erst kürzlich war e<strong>in</strong>e Besuchergruppe<br />

aus dem russischen<br />

Tomsk, das liegt schon weit h<strong>in</strong>ter<br />

dem Ural, da, die wollen so etwas<br />

auch bei sich aufbauen.<br />

Mögliches Vorbild <strong>für</strong><br />

andere Kompetenzzentren<br />

Kann dann dieses <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Vorbild se<strong>in</strong> nicht nur <strong>für</strong> andere<br />

Länder, sondern auch <strong>für</strong> andere<br />

Branchen? In der <strong>in</strong>dustriellen<br />

Verarbeitung zum Beispiel?<br />

Langer: Das ist durchaus vorstellbar.<br />

Die bayerische Staatsregierung<br />

plant ja momentan e<strong>in</strong> <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

<strong>für</strong> Lebensmittel, zwar<br />

deutlich kle<strong>in</strong>er als unseres, aber<br />

wenn wir zurückschauen, wie kle<strong>in</strong><br />

wir hier <strong>in</strong> Straub<strong>in</strong>g angefangen<br />

haben, dann wäre das vergleichbar.<br />

Alles fängt e<strong>in</strong>mal kle<strong>in</strong> an. Nur, die<br />

nachwachsenden <strong>Rohstoffe</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

so breit gefächertes Gebiet, vom<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

über energetische Nutzung und<br />

stoffliche Verwertung bis zur Herstellung<br />

ganzer Anlagen. Das ist e<strong>in</strong><br />

so breites Forschungs- und Anwendungsfeld,<br />

wie man es selten f<strong>in</strong>det.<br />

Wenn Sie zehn <strong>Jahre</strong> vorausdenken,<br />

ans 20-jährige Bestehen – was<br />

wird dann an diesem Standort se<strong>in</strong> –<br />

an Instituten, Professoren, Forschern,<br />

Lehrstühlen, Studenten,<br />

Market<strong>in</strong>gfachleuten?<br />

Langer: Wenn ich die zehn <strong>Jahre</strong><br />

erst e<strong>in</strong>mal zurückschaue, dann war<br />

diese stürmische Entwicklung unmöglich<br />

zu erwarten. Wenn es die<br />

nächsten <strong>Jahre</strong> so stürmisch weitergeht,<br />

dann werden wir das Zwanzigjährige<br />

als Studentenstadt und mit<br />

e<strong>in</strong>er hochqualifizierten Ausbildung,<br />

nicht nur auf dem wissenschaftlichen<br />

Sektor, feiern.<br />

Ist es <strong>für</strong> Sie als CARMEN-Chef,<br />

dem Market<strong>in</strong>gpraktiker, nachvollziehbar,<br />

dass <strong>in</strong> der Stadt immer<br />

auch der Ruf nach Studenten und<br />

dem Status der Hochschulstadt laut<br />

wurde und wird?<br />

Langer: Ja, absolut, das kommt<br />

sogar dem gesamten Thema der<br />

nachwachsenden <strong>Rohstoffe</strong> entgegen.<br />

Als CARMEN alle<strong>in</strong>e würden<br />

wir gar nicht <strong>für</strong> voll genommen,<br />

auch das TFZ stünde kaum so gut<br />

da, obwohl dort hervorragende Anwendungsforschung<br />

betrieben wird.<br />

Aber mit dem E<strong>in</strong>stieg der Universitäten<br />

und Hochschulen und e<strong>in</strong>er so<br />

renommierten Forschungsgesell-<br />

CARMEN-Geschäftsführer Edmund<br />

Langer ist der amtierende Sprecher<br />

des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s.<br />

schaft wie Fraunhofer und dem politischen<br />

Rückenw<strong>in</strong>d bekommt das<br />

gesamte Thema e<strong>in</strong>en Drive, den wir<br />

als CARMEN und TFZ alle<strong>in</strong>e niemals<br />

hätten erzielen können. Und<br />

jetzt kommt noch die Energie- und<br />

Rohstoffwende h<strong>in</strong>zu!<br />

Ist es dann nicht so, dass aus spontanen,<br />

politisch nicht geplanten Aktionen<br />

die besten Projekte entste-<br />

hen? Dieses <strong>Kompetenzzentrum</strong> ist<br />

ja aus der Not heraus geboren worden,<br />

weil die Staatsregierung Ende<br />

der neunziger jahre unter Druck liefern<br />

musste. Und jetzt ist es e<strong>in</strong> Erfolgsschlager<br />

mit weltweitem Echo.<br />

Langer: Jedenfalls haben aus<br />

dieser Notlösung alle das Beste gemacht.<br />

Die Situation, mit der wir bei<br />

CARMEN konfrontiert waren, war<br />

doch, dass wir e<strong>in</strong>erseits von uns aus<br />

nach besseren Entwicklungsmöglichkeiten<br />

gesucht haben, andererseits<br />

mussten wir uns damals noch<br />

<strong>in</strong> Rimpar sagen lassen: Was wollt<br />

ihr denn <strong>in</strong> Straub<strong>in</strong>g, dort entsteht<br />

allenfalls e<strong>in</strong> <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

<strong>für</strong> Petersilie …<br />

... tatsächlich? Man glaubt’s<br />

kaum. So kann man sich täuschen.<br />

Langer: Das stand damals sogar<br />

breit <strong>in</strong> der unterfränkischen Presse.<br />

Dann müssten alle Spötter und<br />

Ignoranten von damals heute zum<br />

Canossa-Gang antreten. Was war <strong>für</strong><br />

Sie <strong>in</strong> den zehn <strong>Jahre</strong>n das Bee<strong>in</strong>druckendste,<br />

das Schönste?<br />

Langer: Am bee<strong>in</strong>druckendsten<br />

ist <strong>für</strong> mich die Gesamtentwicklung<br />

an diesem <strong>Kompetenzzentrum</strong> …<br />

…also von der Petersilie zur hohen<br />

Wissenschaft der nachwachsenden<br />

<strong>Rohstoffe</strong> ...<br />

Langer (lacht): …und dass wir<br />

als CARMEN unglaublich viel Neues<br />

machen und probieren durften.<br />

ERLEBEN.<br />

STAUNEN.<br />

VERSTEHEN.<br />

Beratung, Information und Unterhaltung<br />

rund um die Biomasse.<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

Ihr Wunsch <strong>für</strong> die nächsten zehn<br />

<strong>Jahre</strong>?<br />

Langer: Dass die nachwachsenden<br />

<strong>Rohstoffe</strong> e<strong>in</strong>e stabile Weiterentwicklung<br />

<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />

haben werden. Wenn wir dann<br />

hochqualifizierte wissenschaftliche<br />

Ausbildung anbieten können, mit<br />

Bachelor und Master, und sich das<br />

sowohl <strong>in</strong> der wirtschaftlichen Entwicklung,<br />

zum Beispiel mit entsprechenden<br />

Unternehmensgründungen<br />

niederschlägt als auch ihre Früchte<br />

trägt <strong>in</strong> der Rohstoff- und Energiewende,<br />

dann wäre das e<strong>in</strong>e tolle<br />

Entwicklung <strong>für</strong> uns am <strong>Kompetenzzentrum</strong>,<br />

<strong>für</strong> die Stadt und die<br />

Region und <strong>für</strong> das Land <strong>in</strong>sgesamt.<br />

Interview: Bernhard Stuhlfelner<br />

Info<br />

Edmund Langer ist seit zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

als Nachfolger von Werner<br />

Döller Chef von CARMEN, dem<br />

Centralen Agrar-Rohstoff-Market<strong>in</strong>g-<br />

und Entwicklungs-Netzwerk<br />

und amtierender Sprecher des<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong>s <strong>für</strong> <strong>Nachwachsende</strong><br />

<strong>Rohstoffe</strong>. CARMEN<br />

ist e<strong>in</strong>e der drei Säulen des <strong>Kompetenzzentrum</strong>s<br />

und das erste Institut,<br />

das hier angesiedelt wurde.<br />

Die Sprecherrolle <strong>für</strong> das <strong>Kompetenzzentrum</strong><br />

wechselt jährlich<br />

zwischen den Chefs der drei Säulen<br />

CARMEN, dem TFZ (Technologie-<br />

und Förderzentrum) und<br />

dem Wissenschaftszentrum.<br />

TAGDER<br />

OFFENENTÜR<br />

So. <strong>10</strong>. Juli 2011 11–17:00 Uhr<br />

<strong>Kompetenzzentrum</strong> <strong>für</strong> <strong>Nachwachsende</strong> <strong>Rohstoffe</strong> . Schulgasse 18 . 94315 Straub<strong>in</strong>g . www.konaro.bayern.de

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