Die ungewöhnlichste ist sicher diePassepa- o<strong>der</strong> P´ags-pa-Schrift:Khubilai Khan (Enkel DschingisKhans, Großkhan <strong>der</strong> Mongolen 1260- 1294, als Shih Tsu chinesischerKaiser) beauftragte den tibetischenGelehrten Bas˛bah, eine Buchstabenschriftzu entwickeln, mit <strong>der</strong> sowohlChinesisch wie Mongolisch geschriebenwerden konnte. Nach dem Todvon Khubilai Khan geriet diese imGrunde geniale Schrift in Vergessenheitund wurde nur noch von tibetischenGelehrten verwendet, siefindet sich z. B. im Siegel des DalaiLama. Die P´ags-pa-Schrift erscheintauf nur wenigen Münzen des Ilkhaniden-KhansGhazan Mahmud (1295 -1304) und 13<strong>10</strong> in China. Fälschlichwird sie auch als mongolische Siegelschriftbezeichnet.1295 führt Ghazan Mahmud eine Münzreformdurch und reduziert das Gewichtum ein Viertel. Seit 1298 unterscheidensich die Münzen Georgiens nur nochdurch die Nennung <strong>der</strong> Münzstätte vonden übrigen Münzen des ilkhanidischenGroßreiches, die mit ihrem feinen Stem-pelschnitt und ihrer kalligraphischen Gestaltungeinen Höhepunkt mittelalterlicherMünzkunst erreichen.De jure wurde Georgien im 13. Jh. alseinheitlicher Staat betrachtet, de factowar Westgeorgien aber ein eigenes Königreichmit eigener Ökonomie und eigenerWährung. <strong>Das</strong> Silbergeld aus Trapezuntlief in West- und Südgeorgien ingroßen Mengen um. Die Komnenen vonTrapezunt waren mit georgischer Unterstützungauf den Thron gekommen, undwirtschaftliche wie ökonomische Verbindungenbestanden seit mehr als zweiJahrhun<strong>der</strong>ten. Die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung<strong>der</strong> Handelsstadt am SchwarzenMeer stellten Georgier, sie spielten aucheine wichtige Rolle am Hof. Die Asper,Silbermünzen aus Trapezunt, entsprachenin Gewicht und Feingehalt denseldschukischen und den ilkhanidischenDirhems, dem Erscheinungsbild nachähnelten sie byzantinischen Münzen. InGeorgien waren sie so beliebt, dass siebis ins 16. Jh. als „Kirmaneuli Tetri“ (Kyr =König, gemeint ist Manuel I., 1238 -1263) nachgeahmt wurden - ob offiziello<strong>der</strong> privat, ist nicht bekannt.Westgeorgien, 14. bis 15. Jh.„Kirmaneuli tetri“, georgische Nachahmung eines Aspervon Kaiser Johannes II. aus Trapezunt (1280 - 1297).Vs.: In grober Darstellung die stehende Gestaltdes Kaisers mit den Reichsinsignien zwischenverwil<strong>der</strong>ten griechischen Buchstaben,Rs.: Heiliger Eugenius mit Nimbus und Langkreuz.Kaiserreich Trapezunt, 1204 - 1461Manuel I. Comnenus, 1238 - 1263Asper (griechisch „weiß“).Vs.: Manuel I. mit den Reichsinsignien zwischengriechischen Buchstaben MNHL OKN,Rs.: Heiliger Eugenius mit Nimbus und Langkreuz,OAGI-EVGENI.Asper des benachbarten christlichen Kaiserreiches Trapezunt waren bereits seit dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t als Handelsmünzenin Georgien unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Kirmaneuli tetri“, d. h. „Silbergeld des Kyr Manuel“, beliebt. Von den Aspern Manuels I.und Johannes II. wurden in Georgien bis ins 15. Jh. in großer Zahl Imitationen geprägt, sie waren noch im 16. Jh. im Umlauf.16
Schriften, die in Georgien auf Münzen vorkommenSo vielseitig wie die Münztypen sind auch ihre Aufschriften. Auf georgischen Münzenstehen häufig gleichzeitig mehrere verschiedene Schriften. Neben beiden georgischenSchriftformen, <strong>der</strong> Khutsuri (Kirchenschrift) und <strong>der</strong> auch heute allgemeingebräuchlichen Mkhedruli-Schrift, d. h. Kriegerschrift, findet man auf georgischenMünzen drei verschiedene arabische Schriftformen, die alte kufische, die aus Persienstammende Nasta‘liq o<strong>der</strong> Farsi- und die mo<strong>der</strong>ne Naskhi-Schrift. Unter sasanidischemEinfluss kam die persische Pahlevi-, unter den Mongolen die uigurische unddie in China entwickelte P´ags-pa-Schrift bis nach Georgien. Natürlich ist auch dasgriechische, russische und lateinische Alphabet auf georgischen Münzen vertreten.Georgische SchriftenKhutsuri: „Giorgi“ (König Giorgi XII., 1798 - 1800)Mkhedruli: „T‘pilisi“ (alte Schreibweise für Tbilisiauf Münzen des 19. Jh.). Es gibt 33 Buchstaben,die z. T. auch Zahlwerte darstellen.Arabische SchriftenKufi, geometrisch und ornamental: „Muhammad“Nasta‘liq (Farsi): „al-hamdu li-llah“,Gott sei gelobt.Naskhi: „Tiflis“, arabische Schreibweise für TbilisiPahlevi: „Khusru“ (auf sasanidischen Münzenvon Xusro II., 590 - 628)Mongolische SchriftenUigurisch: „nereber Qaghanu“, im Namen des Großkhans(auf Münzen <strong>der</strong> Großkhane und Ilkhaniden)P’ags-pa: Bedeutung <strong>der</strong> Zeichen unbekannt(auf ilkhanidischen Münzen des Ghazan Mahmud,1295 - 1304). Siehe Seite 16Europäische SchriftenGriechisch: „O agios Eygenios“,<strong>der</strong> heilige Eugenius (agbekürzt)Russisch: „Kopĕjki“, Kopeken(Schreibweise auf russischen Münzen des 19. Jh.)Lateinisch: englische Schreibweise des Landesnamenszusätzlich zum georgischen „Sakartvelo“auf mo<strong>der</strong>nen Münzen.17