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Macht, der Staat und die Institution des Eigentums ... - miprox.de

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Zwei weitere Aspekte sind in <strong>die</strong>sem Zusammenhang zu beachten: Der auf jeweils einen<br />

Monat o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Jahr gestellte Zinssatz sowie <strong>die</strong> Gesetze über Zinsbegrenzung o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar<br />

Zinsverbote, zu <strong>de</strong>nen auch Schul<strong>de</strong>nstreichungs- bzw. Schul<strong>de</strong>nmin<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsmaßnahmen<br />

zählen. Während sich letztere unschwer konkreten <strong>Macht</strong>habern bzw. <strong>Macht</strong>strukturen<br />

zuordnen lassen (Moses, Hammurabi, Solon, Zwölftafelgesetz, usw.), <strong>die</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

eingetretener o<strong><strong>de</strong>r</strong> erwarteter „sozialer“ Folgen <strong>und</strong> damit einer Gefährdung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

<strong>Macht</strong>systems insgesamt zuzurechnen sind, da ohne <strong>Macht</strong>basis im wahrsten Sinn <strong><strong>de</strong>s</strong> Wortes<br />

„kein <strong>Staat</strong> zu machen ist“, beweist das kommentarlose Hinnehmen <strong><strong>de</strong>r</strong> auf Monat o<strong><strong>de</strong>r</strong> Jahr<br />

gestellten Zinssätze einen Mangel an Verständnis von konkreten Geschäftsabläufen einer<br />

„privaten“ Wirtschaft, wann auch immer <strong>die</strong>se stattgef<strong>und</strong>en hatte (zur Zinsübersicht in<br />

Ancient Times vgl. Homer / Sylla 1996, 61). .<br />

Zinsen, <strong>die</strong> auf einen Monat gerechnet wer<strong>de</strong>n, können nicht für kurzfristige Geschäfte von<br />

Nutzen sein, zumal sie häufig bei 1 Prozent p.m. lagen, was für <strong>de</strong>n Geschäftsmann, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

vielleicht ein paar Tage lang einen Liquiditätsengpass zu überbrücken hatte, nur be<strong>de</strong>uten<br />

konnte, dass er „am kurzen En<strong>de</strong>“ viel zu teuer finanzierte (vgl. <strong>die</strong> 1 Prozent p.m. als bis ins<br />

6. Jh. AD gültig u.a. Hermann 1990, 214). Dass ein niedrigerer Zinssatz unschwer<br />

auszurechnen gewesen wäre, beweist wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um <strong>die</strong> Gesetzgebung <strong><strong>de</strong>s</strong> Co<strong>de</strong>x Justiniani (4,<br />

32, 26), wo pro Monat erheblich günstigere Sätze, nämlich ½, 1/3 <strong>und</strong> 2/3 Prozent p.m.<br />

festgelegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Wenn jährliche Zinssätze, etwa in „Sumer“ <strong>und</strong> Babylonien von 20 bis zu 40 Prozent<br />

angegeben wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> <strong>die</strong>s über Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te hinweg, so kann <strong>die</strong>s nur aus metaökonomischen,<br />

also aus <strong>Macht</strong>einsatz resultieren<strong>de</strong>n Zwangslagen erklärt wer<strong>de</strong>n, da sich<br />

solche Renditen auf Dauer aus keinem Eigentum (Kapital) <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt erwirtschaften lassen. Es<br />

ist auszuschließen, dass ein zinsbewehrtes privates Wirtschaften mit <strong><strong>de</strong>r</strong>art hohen Sätzen hätte<br />

starten o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich über Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te hinweg hätte halten können.<br />

Antike Zinssätze<br />

Diese Sätze sind von <strong>Macht</strong>haltern vorgeschrieben, was sich sogar bis in<br />

Stammesgesellschaften zurückverfolgen lässt. In Melanesien muss sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stammesangehörige, um in eine bessere „soziale Stellung“ zu kommen, Geld beschaffen, das<br />

er sich nicht über <strong>de</strong>n (ohnehin nicht existenten) Markt o<strong><strong>de</strong>r</strong> von außerhalb seiner Insel mit<br />

Hilfe <strong><strong>de</strong>s</strong> Ertauschens <strong><strong>de</strong>s</strong> Geldgegenstan<strong><strong>de</strong>s</strong> beschaffen kann, das er sich vielmehr leihen<br />

muss. Dabei, so Schurtz (1898, 20):<br />

„...sind <strong>die</strong> Zinsen of unsinnig hoch. Auf Nias verdoppelt sich <strong>die</strong> Schuld alljährlich, <strong>und</strong> es<br />

kommt vor, dass <strong>die</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> einer ganzen Familie zu Sklaven wer<strong>de</strong>n für <strong>die</strong> ursprüngliche<br />

Schuld von einem Stück Messingdraht.“<br />

Dies ist eine Parallele zum babylonischen Tempelschatz-System: Es wird Silber als Abgabe<br />

gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, das <strong><strong>de</strong>r</strong> Zensit beschaffen o<strong><strong>de</strong>r</strong> eben <strong>die</strong> Sanktionen beim nichterfüllten Termin<br />

ertragen muss. Die Beschaffung ist schwierig, da Silber in vorgeschriebener „weißer“ (reiner)<br />

Form nicht natürlich vorkommt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n erst hergestellt wer<strong>de</strong>n muss (zuerst Forbes 1940).<br />

Der Zensit kann <strong>de</strong>m durch Silberleihe entkommen, wobei er zunächst auch beim Tempel<br />

vorsprechen muss, <strong><strong>de</strong>r</strong> für das Ausleihen <strong><strong>de</strong>s</strong> Abgabengutes (Gel<strong><strong>de</strong>s</strong>) einen „Zins“ verlangt,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> tatsächlich jedoch eine Steuer ist, genau wie <strong><strong>de</strong>r</strong> heutige „Zins“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Notenbanken nichts<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>es ist als eine Steuer, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> nur dort mögliche Beschaffung <strong><strong>de</strong>s</strong> Abgabengutes GZ<br />

(„legal ten<strong><strong>de</strong>r</strong>“), erhoben <strong>und</strong> heute fast durchgehend abzüglich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

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