11.07.2015 Aufrufe

Deutsches Historisches Institut Warschau Bulletin 2006 Nr. 13 ...

Deutsches Historisches Institut Warschau Bulletin 2006 Nr. 13 ...

Deutsches Historisches Institut Warschau Bulletin 2006 Nr. 13 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Institut</strong>sprojektJochen BöhlerAuftakt zum Vernichtungskrieg. Der deutsche Überfall auf Polen 1939Die westliche historische Forschung hatte seit Ende der 1960er Jahre keinenZweifel daran gelassen, dass die deutsche Wehrmacht während desVernichtungskrieges in Ost- und Südosteuropa ab 1941 Verbrechen schierunvorstellbaren Ausmaßes an Zivilisten und Kriegsgefangenen begangenhat. Ab Mitte der 1990er Jahre waren diese Verbrechen Gegenstand zweierAusstellungen, die sowohl die deutsche Historikerzunft als auch die deutscheÖffentlichkeit in zwei Lager spalteten. In der bisweilen heftig geführtenDebatte, die auf ihrem Höhepunkt gar Eingang in den Deutschen Bundestagfand, wurde jedoch übersehen, was polnische Historiker bereits zuBeginn der Auseinandersetzung kritisierten: Sie zeigten sich irritiert, dassnach westlicher Lesart der Vernichtungskrieg im Jahre 1941 eingesetzt habensollte. Der deutsche Überfall auf Polen im Spätsommer 1939 hatte indieser Konzeption des Vernichtungskrieges keinen Platz. Bereits unmittelbarnach Kriegsende von polnischen Historikern veröffentlichte Studienbelegen allerdings, wie unhaltbar diese Annahme ist.Ziel des Forschungsprojektes „Auftakt zum Vernichtungskrieg. DieWehrmacht in Polen 1939“, das von Oktober 2000 bis November 2005 amDeutschen Historischen <strong>Institut</strong> <strong>Warschau</strong> durchgeführt wurde, war die Erforschungder Rolle der Wehrmacht in Polen im September und Oktober1939. Noch nicht ausgewertete, in polnischen Archiven lagernde Zeugenaussagenund Erinnerungen von Überlebenden wurden in die Untersuchungmit einbezogen. Ergänzend wurden aus deutschen Archiven Kriegstagebücher,Feldpostbriefe sowie die Akten zeitgenössischer kriegsgerichtlicherUntersuchungen sowie für Nachkriegsprozesse zusammengestelltes Materialherangezogen und mit den Aussagen polnischer und jüdischer Überlebender,die sich in polnischen Archiven befinden, abgeglichen. Durch dieBestandsaufnahme der Ergebnisse der polnischen Forschung und Erschließungnoch weitgehend ungenutzter Archivbestände konnten neue Erkenntnissezu den während des deutschen Angriffes verübten Gewalttaten gewonnenwerden.Auf dem polnischen Schauplatz verbanden sich überlieferte antisemitischeund antislawische Vorstellungen deutscher Soldaten, die von der NS-Propaganda der 1930er Jahre noch verschärft worden waren, zusammenmit den Eindrücken des Vormarsches und der ungewohnten Situation des94

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!