17.08.2012 Aufrufe

Vom Tatort ins Labor Rechtsmedizin live Der größte Friedhof der Welt

Vom Tatort ins Labor Rechtsmedizin live Der größte Friedhof der Welt

Vom Tatort ins Labor Rechtsmedizin live Der größte Friedhof der Welt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14 Kultur eternity august 2011<br />

<strong>Der</strong> grösste <strong>Friedhof</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Bahrein – Paradies und Toten<strong>ins</strong>el<br />

1 Weibliche Klagefigur aus einem Grab, 24cm<br />

hoch, Tylos-Zeit, 2. Jh.v.Chr. Bahrein National<br />

Museum, Foto P. Maillard.<br />

Von Dr. Gisela Stiehler-Alegria<br />

Die ersten europäischen Reisenden hielten<br />

Bahrein für eine Art Toten<strong>ins</strong>el, weil sie von<br />

hun<strong>der</strong>ttausenden Grabhügeln bedeckt ist.<br />

Die Mär ging um von einem fast menschenleeren<br />

Archipel im persischen Golf, auf das<br />

die Toten vom Festland geschifft würden.<br />

Tatsächlich liegt hier <strong>der</strong> <strong>größte</strong> <strong>Friedhof</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> mit über 200.000 Grabstätten.<br />

Inzwischen mussten viele dem mo<strong>der</strong>nen<br />

Städtebau weichen o<strong>der</strong> sie wurden gar in<br />

die Vorgärten integriert. Das rapide Bevölkerungswachstum<br />

hat die Dörfer gesprengt,<br />

heute säumen Wolkenkratzer mit Shopping-<br />

Malls die Küstenlinie <strong>der</strong> Haupt<strong>ins</strong>el. Doch<br />

dort, wo sich die Grabhügel erheben, gleicht<br />

1 Kostbare Goldschmiedearbeit, Grab eines jungen Mädchens, Tylos-Zeit, 2. Jh.v.Chr.. Bahrein National<br />

Museum, Foto P. Maillard.<br />

die Topografie einer Kraterlandschaft. Die<br />

Tumuli lockten Generationen von Grabräubern<br />

an, viel später auch Archäologen.<br />

Jene begannen in den 50er Jahren die jahrtausendealte<br />

Siedlungsgeschichte freizu-<br />

legen, darunter die Ruinen von Tempeln und<br />

Palästen. Die Funde zeigen, dass es bereits<br />

in vorhistorischer Zeit Kontakte zu<br />

Pakistan, Indien und Iran gab, dass die Insel im<br />

Altertum Umschlageplatz für die Handelsseefahrt<br />

sowie Ziel von Kolonisatoren<br />

aus Babylonien war, die dort Import<br />

und Export von Datteln, Edelsteinen, Erzen<br />

und Stoffen betrieben. Die Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Nekropolen entstand zwischen<br />

2300 und 1700 v.Chr. In dieser bronzezeitlichen<br />

Periode existierten völlig unter-<br />

schiedliche Bestattungskonzepte neben-<br />

einan<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en ethnische o<strong>der</strong> religiöse<br />

Entstehungsgeschichte noch nicht völlig<br />

gelüftet ist. Man darf vermuten, dass sie<br />

die kosmopolitischen Bevölkerungsstruktur<br />

Bahre<strong>ins</strong> repräsentieren. Aufgrund ihrer<br />

schieren Menge wirken die Tumuli am imposantesten.<br />

Sie waren als runde Grabtürme<br />

in zylindrischer Form mit leicht gewölbter<br />

Decke konstruiert und erreichten bis zu 4 m<br />

Höhe, die sie umgebenden Ringwälle 6 bis<br />

10 m Durchmesser. Die Grabstätten dieses<br />

Typus wurde schon zu Lebzeiten in Auftrag<br />

gegeben, wobei die Zugänge bis zur Bestattung<br />

offen blieben. Die meisten Kammern<br />

bargen nur einen Leichnam, den man mit<br />

angezogenen Knien auf die rechte Seite ge-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!