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Vom Tatort ins Labor Rechtsmedizin live Der größte Friedhof der Welt

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„<strong>Vom</strong> <strong>Tatort</strong> <strong>ins</strong> <strong>Labor</strong>“<br />

<strong>Rechtsmedizin</strong> ganz an<strong>der</strong>s als im Fernsehen gezeigt<br />

Es vergeht kein Abend, an dem das deutsche<br />

Fernsehpublikum sich nicht auf wenigstens<br />

einem <strong>der</strong> Fernsehkanäle ein „detailliertes“ Bild<br />

von <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> <strong>Rechtsmedizin</strong>erinnen und<br />

<strong>Rechtsmedizin</strong>er machen kann. Doch ist das<br />

vom Fernsehen und den verschiedensten Printmedien<br />

vermittelte Berufsbild des <strong>Rechtsmedizin</strong>ers<br />

allenfalls in Ansätzen mit <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

<strong>der</strong> rechtsmedizinischen Arbeit vereinbar.<br />

<strong>Rechtsmedizin</strong>er sind keine Polizeibeamte und<br />

auch in keiner Weise als Ermittler tätig. Sie<br />

klingeln nicht, wie im Fernsehen suggeriert,<br />

an <strong>der</strong> Haustür <strong>der</strong> Angehörigen von Verstorbenen,<br />

um sie zu befragen und dann abstruse<br />

Theorien über Tathergang und Motiv zu entwickeln.<br />

Sie sind nicht an <strong>der</strong> Verhaftung von<br />

Tatverdächtigen beteiligt. Sie haben auch keine<br />

„wun<strong>der</strong>lichen“ Computerprogramme, die<br />

innerhalb von 45 Minuten einen Todesfall lösen.<br />

Sie brauchen solche Computerprogramme<br />

auch nicht. Mit ihrem Fachwissen bewerten<br />

sie Obduktionsbefunde und Ergebnisse<br />

nachfolgen<strong>der</strong> Untersuchungen (z.B. chemisch-<br />

toxikologische Analysen o<strong>der</strong> mikroskopische<br />

Untersuchung). Daraus allein ergibt sich<br />

immer ein sehr klares Bild davon, was unmittel-<br />

bar vor, während und nach dem Tode mit dem<br />

Opfer passiert ist. <strong>Rechtsmedizin</strong>er sammeln<br />

und liefern die naturwissenschaftlichen Beweise,<br />

ob das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Szenario in<br />

einem gewaltsamen Todesfall wahrscheinlich<br />

ist o<strong>der</strong> ob es ausgeschlossen werden kann.<br />

Die genaue rechtsmedizinische Rekonstruktion<br />

von Gewaltverbrechen hat entscheidenden<br />

Einfluss auf die nachfolgende juristische Bewertung<br />

– sei es, dass ein Täter (z.B. mittels<br />

DNA-Analyse überführt) zur Rechenschaft<br />

gezogen wird o<strong>der</strong> dass ein zu Unrecht Verdächtigter<br />

freigesprochen werden kann.<br />

Eine funktionierende <strong>Rechtsmedizin</strong> auf<br />

höchstem wissenschaftlichem Niveau ist unerlässlich<br />

für die deutsche Rechtssicherheit.<br />

Nur sehr wenige Menschen außerhalb <strong>der</strong><br />

<strong>Rechtsmedizin</strong> haben eine realistische Vorstellung<br />

davon, wie es im Obduktionssaal, in<br />

den forensischen <strong>Labor</strong>atorien und im Alltag<br />

<strong>der</strong> <strong>Rechtsmedizin</strong> zugeht. Selbst Ärzte, die<br />

während ihres Studiums einen <strong>Rechtsmedizin</strong>kurs<br />

absolvieren, nehmen in den seltensten<br />

Fällen an Sektionen teil. So bleibt die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Rechtsmedizin</strong> außer Polizisten, Staatsanwälten<br />

und den <strong>Rechtsmedizin</strong>ern <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

verschlossen. Wahrscheinlich spielt<br />

<strong>der</strong> Reiz des Unbekannten eine nicht unerhebliche<br />

Rolle beim Erfolg <strong>der</strong> Fernsehserien. Aber<br />

eines steht fest: <strong>Der</strong> Arbeitsalltag <strong>der</strong> <strong>Rechtsmedizin</strong>er<br />

ist – wenn auch an<strong>der</strong>s – wesentlich<br />

facettenreicher als <strong>der</strong> ihrer Fernsehkollegen.<br />

Die Ausstellung „<strong>Vom</strong> <strong>Tatort</strong> <strong>ins</strong> <strong>Labor</strong> – <strong>Rechtsmedizin</strong>er<br />

decken auf“, die noch bis 11. September<br />

in Ingolstadt zu sehen ist, bietet einen<br />

Einblick in die Bandbreite rechtsmedizinischer<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong>. Als Koproduktion des Berliner<br />

Medizinhistorischen Museums <strong>der</strong> Charité<br />

mit den zwei rechtsmedizinischen Instituten in<br />

Berlin stellt sie<br />

Arbeitsabläufe<br />

und -methoden<br />

vor. Die Präsentation<br />

will so<br />

einem breiten<br />

Publikum ein<br />

klares Bild rechtsmedizinischer<br />

Arbeit vermitteln.<br />

Vieles, was<br />

<strong>Rechtsmedizin</strong>er<br />

in ihrem Alltag<br />

zu sehen bekommen,<br />

liegt<br />

jenseits <strong>der</strong> Vorstellungskraft<br />

<strong>der</strong><br />

meisten Menschen.<br />

Trotzdem<br />

verzichtet die<br />

Ausstellung bewusst<br />

darauf zu<br />

schockieren o<strong>der</strong><br />

mit Gruseleffekten<br />

zu arbeiten.<br />

Neben <strong>der</strong> Darstellungrechtsmedizinischer<br />

(Routine-)Arbeit<br />

werden auch die<br />

verschiedenen<br />

Todesursachen<br />

thematisiert, mit<br />

denen <strong>Rechtsmedizin</strong>er<br />

es in ihrer<br />

täglichen Praxis<br />

zu tun haben.<br />

Die Ausstellung<br />

glie<strong>der</strong>t<br />

sich in zwei Abteilungen<br />

mit<br />

einer Gesamtfläche von rund 400 qm.<br />

Die erste Abteilung stellt die unterschiedlichen<br />

Arbeitsgebiete eines <strong>Rechtsmedizin</strong>ers<br />

vor. Dazu wurde aus verschiedenen realen<br />

Fällen ein fiktiver Fall konstruiert. <strong>Der</strong> Besucher<br />

begleitet den <strong>Rechtsmedizin</strong>er vom <strong>Tatort</strong><br />

zur Sektion, <strong>ins</strong> <strong>Labor</strong>, wo zusätzliche<br />

Untersuchungen durchgeführt werden und<br />

schließlich bei dessen Sachverständigentätigkeit<br />

im Prozess vor Gericht. Texte,<br />

Präparate und Grafiken helfen, die Tätigkeit<br />

in den einzelnen Bereichen <strong>Tatort</strong>, Sektionssaal,<br />

<strong>Labor</strong> und Gericht besser zu verstehen.<br />

Um zusätzlich einen Eindruck von <strong>der</strong> unendlichen<br />

Vielzahl möglicher (und manchmal<br />

auch unmöglich scheinen<strong>der</strong>) Tötungsarten<br />

zu vermitteln, werden in diesem ersten<br />

Raum diverse Tatwerkzeuge und beschlagnahmte<br />

Gegenstände präsentiert, die für<br />

die Präsentation in Ingolstadt von <strong>der</strong> örtlichen<br />

Staatsanwaltschaft und <strong>der</strong> Kriminal-<br />

polizei zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Die Todesarten setzen sich als Thema in <strong>der</strong><br />

zweiten Abteilung <strong>der</strong> Ausstellung fort. Mit<br />

eternity august 2011 Gesellschaft<br />

Eine Ausstellung des Berliner<br />

Medizinhistorischen Museums<br />

<strong>der</strong> Charité und <strong>der</strong><br />

<strong>Rechtsmedizin</strong> Berlin<br />

Präsentiert vom Deutschen<br />

Medizinhistorischen Museum<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Bayerischen Armeemuseum<br />

Laufzeit:<br />

12. 05. bis 11. 09. 2011<br />

Öffnungszeiten<br />

Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr<br />

Freitag und Samstag 10-20 Uhr<br />

Montag geschlossen<br />

Altersbeschränkung: ab 16 Jahre<br />

Adresse<br />

Turm Triva im Klenzepark<br />

Regimentstr. 28<br />

85051 Ingolstadt<br />

www.tatort-ingolstadt.de<br />

rechTsmediziner<br />

decken auf<br />

<strong>Vom</strong> TaTorT<br />

<strong>ins</strong> <strong>Labor</strong><br />

Budenz<br />

Patrik Foto: / Musterfirma<br />

Berliner<br />

Medizinhistorisches<br />

Museum <strong>der</strong> Charité Gestaltung:<br />

Präparaten, Grafiken und Texten werden neun<br />

verschiedene nicht-natürliche Todesursachen<br />

näher beleuchtet, die <strong>Rechtsmedizin</strong>ern im<br />

Alltag häufig begegnen: Erhängen, Verkehrs-<br />

unfall und Schädel-Hirn-Trauma, scharfe Gewalt,<br />

Strom, Brand, Vergiftung, Schuss, Ertrinken<br />

sowie Bolustod und Aspiration (Verschlucken<br />

und Ersticken). Jede Todesursache wird zudem<br />

durch einen Beispielfall aus <strong>der</strong> Praxis illustriert.<br />

Ein wichtiges Betätigungsfeld des Rechtsmedi-<br />

ziners ist die Identifizierung unbekannter<br />

Leichen. Die verschiedenen Methoden werden<br />

in <strong>der</strong> Ausstellung anhand einer weltweit<br />

wegen ihres Ausmaßes in Erinnerung<br />

gebliebenen Naturkatastrophe, dem verheerenden<br />

Tsunami von 2004, vorgestellt.<br />

„<strong>Vom</strong> <strong>Tatort</strong> <strong>ins</strong> <strong>Labor</strong>“<br />

ist zu sehen im<br />

Bayerischen Armeemuseum<br />

85049 Ingolstadt<br />

www.armeemuseum.de<br />

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