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Vom Tatort ins Labor Rechtsmedizin live Der größte Friedhof der Welt

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20 Impressionen eternity august 2011<br />

Näher als man denkt:<br />

<strong>Der</strong> schiefste Kirchturm <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Von Andrea Lorenzen-Maertin<br />

(Text und Fotos)<br />

<strong>Der</strong> weltweit bekannteste schiefe Turm steht<br />

im italienischen Pisa, daran besteht kein<br />

Zweifel. Doch ist er we<strong>der</strong> einzigartig noch<br />

<strong>der</strong> schiefste Turm <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>! Die Nummer<br />

E<strong>ins</strong> steht im unbekannten ostfriesischen<br />

Suurhusen. Dieser schiefste Kirchturm <strong>der</strong><br />

<strong>Welt</strong> gehört zur kleinen evangelisch-reformierten<br />

Gemeinde Suurhusen-Marienwehr<br />

und hat es 2007 sogar <strong>ins</strong> Guinness-Buch<br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>rekorde geschafft (das im Guinness-<br />

Buch 2010 ebenfalls genannte Gebäude „Capital<br />

Gate“ in Abu Dhabi ist mittlerweile <strong>der</strong><br />

höchste, aber absichtlich mit einer seitlichen<br />

1 <strong>Der</strong> schiefste Kirchturm <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> gehört zur kleinen Gemeinde Suurhusen-Marienwehr und hat es 2007 sogar<br />

<strong>ins</strong> Guinness-Buch <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>rekorde geschafft.<br />

Neigung gebaute Turm)! Bei einer Höhe von<br />

27,37 Metern hat <strong>der</strong> Kirchturm am Dachfirst<br />

einen Überhang von 2,47 Metern, was<br />

einer Neigung von 5,19 Grad aus <strong>der</strong> Senkrechten<br />

entspricht. Im Vergleich dazu neigt<br />

sich <strong>der</strong> 55 Meter hohe Schiefe Turm von<br />

Pisa bei einem Überhang von 3,82 Meter um<br />

nur gut 4 Grad.<br />

Wie alles begann<br />

Dem e<strong>ins</strong>tigen Kirchengebäude aus dem<br />

13. Jahrhun<strong>der</strong>t fehlte zunächst ein Turm –<br />

nichts ungewöhnliches in dieser Zeit. Im<br />

Jahr 1450 gab es endlich die nötigen Mittel<br />

und ein Kirchturm konnte an das Gotteshaus<br />

angebaut werden, mit einer Grundfläche<br />

von 32 mal 9,35 Metern. Errichtet<br />

wurde dieser Turm mit einem etwa zwei<br />

Meter dicken Grundmauerwerk auf einem<br />

Fundament aus Eichenbohlen – und genau<br />

hier lag das Problem. Im Jahre 1885 wurde<br />

erstmals bemerkt, dass sich <strong>der</strong> Kirchturm<br />

zur Seite neigte: Denn aufgrund <strong>der</strong> Entwässerung<br />

<strong>der</strong> umliegenden Län<strong>der</strong>eien<br />

sank <strong>der</strong> Grundwasserspiegel ab, was dazu<br />

führte, dass die bisher im Grundwasser konservierten<br />

Eichenstämme zu mo<strong>der</strong>n begannen.<br />

Um 1925 ergaben erste Messungen<br />

einen Überhang des Turms von 1,13 Metern.<br />

Deshalb wurde 1926 als Entlastungsmaßnahme<br />

<strong>der</strong> 12 Meter hohe Dachreiter entfernt,<br />

sehr zum Missfallen <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Dennoch neigte sich <strong>der</strong> Turm immer weiter.<br />

Nur vier Jahre später war ein Überhang von<br />

1,15 Metern festzustellen; 1939 betrug<br />

dieser bereits 1,74 Meter, 1967 waren es 2,03<br />

Meter, 1970 kamen weitere 13 Zentimeter<br />

hinzu, Mitte <strong>der</strong> 1980er Jahre waren es 2,39<br />

Meter. Zuletzt maß die Neigung 2,47 Meter,<br />

und zwar seit dem Jahr 1996.<br />

Rettung in letzter Sekunde<br />

Im Jahre 1975 wurden e<strong>ins</strong>chneidende Maßnahmen<br />

ergriffen, die beinahe zum Untergang<br />

des Kirchturms geführt hätten: Die<br />

Kirche wurde für die Öffentlichkeit gesperrt.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> immens hohen Kosten war an<br />

weitere Reparaturen nicht mehr zu denken.<br />

Die Orgel wurde verkauft, die Fenster vernagelt,<br />

die Kirche drohte zu verfallen. Statt<br />

dessen wurde ein neues Zentrum für die<br />

Kirchengemeinde in den Ort gebaut. Erst<br />

1982 wendete sich das Blatt. <strong>Der</strong> Turm,<br />

<strong>der</strong> einen Überhang von nun 2,34 Meter<br />

hatte, konnte gesichert werden – <strong>größte</strong>nteils<br />

durch Privatinitiativen. Elf Stahlpfähle<br />

wurden im Turmbereich zur Stützung <strong>der</strong><br />

Fundamente in 12 bis 14 Meter tiefe Bohrlöcher<br />

eingelassen (acht Pfähle außen und drei<br />

innen). Diese Pfähle wurden miteinan<strong>der</strong><br />

verzahnt, die Räume mit Beton verfüllt. Am

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