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Journal 02-2009 3637.77 KB | PDF - St.-Antonius-Hospital

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DIE MULTI-TALENTE AM KRANKENBETT<br />

Fünf Jahre nach Inkrafttreten des<br />

neuen Krankenpflegegesetzes und<br />

der verpflichtenden Einführung der<br />

G-DRG – einer an das deutsche Krankenhauswesen<br />

angepassten, international<br />

als Diagnosis Related Groups<br />

bezeichneten diagnosebezogenen<br />

Einteilung in Fallgruppen – haben sich<br />

für die im Pflege- und Funktionsdienst<br />

tätigen Mitarbeiter wesentliche Änderungen<br />

ihrer Arbeitsanforderungen<br />

herausgestellt.<br />

„Die kürzere Verweildauer und die Fallzahl-<strong>St</strong>eigerung<br />

hat eine erhebliche<br />

Leistungsverdichtung für die Schwestern<br />

und Pfleger – bzw. nach der neuen<br />

Berufsbezeichnung Gesundheits- und<br />

KrankenpflegerInnen –<br />

bewirkt. Eine weitere maßgebliche<br />

Rolle spielt die demographische<br />

Entwicklung, die eine gestiegene Zahl<br />

älterer Patienten mit vielfachen<br />

Nebenerkrankungen mit sich bringt.<br />

Die Pflege von stark übergewichtigen<br />

Menschen, die immer häufiger in den<br />

Kliniken behandelt werden, stellt<br />

zusätzlich eine Herausforderung dar“,<br />

erklärt die Pflegedirektorin Roswitha<br />

Brenner.<br />

Die Entwicklungen in der Altersstruktur<br />

der Bevölkerung spiegeln sich ebenso<br />

beim Personal wider, der Altersdurchschnitt<br />

steigt. Hinzu kommen die zunehmenden<br />

psychischen und physischen<br />

Belastungen im Pflege- und<br />

Funktionsdienst. Perspektivisch wird<br />

durch geringere Ausbildungszahlen ein<br />

Pflegepersonalmangel erwartet.<br />

Derzeit zeigen sich hier bereits erste<br />

Engpässe bei fachweitergebildetem<br />

Personal, z.B. in der Nephrologie, in<br />

der Onkologie, im Operationsdienst<br />

sowie in der Anästhesie- und Intensivpflege.<br />

Organisieren, dokumentieren –<br />

aber immer mit dem Patienten im<br />

Mittelpunkt<br />

Die Nähe zum Menschen und die<br />

Zusammenarbeit mit Patienten und<br />

Angehörigen sind das zentrale Element<br />

der Pflege. Aus dem Erleben von positiven<br />

Entwicklungen mit den Patienten,<br />

einen Dank oder oft auch nur aus<br />

einem Lächeln beziehen die Pflegenden<br />

die Motivation für ihre Aufgaben.<br />

Diese schönen und intensiven Momente<br />

geben den Mitarbeiten die Energie,<br />

den wachsenden Anforderungen<br />

stand zu halten.<br />

Neue Erkenntnisse in der Pflegewissenschaft<br />

und die Umsetzung von Pflegekonzepten,<br />

z.B. Kinaesthetics in der<br />

Pflege sowie der zügige Fortschritt in<br />

der Medizin und der daraus resultierend<br />

zunehmende Einsatz von Medizintechnik<br />

setzen die Bereitschaft zu<br />

lebenslangem Lernen und ein hohes<br />

Engagement voraus.<br />

Hinzu kommen die Anforderungen, die<br />

sich aus der Ausweitung des Leistungsspektrums<br />

z.B. der Endoprothetik,<br />

des EuregioBrustZentrums, des<br />

ProstataKarzinomZentrums, Euregio-<br />

GefäßZentrums und des Herzkatheterlabors<br />

für die Mitarbeiter des Pflegeund<br />

Funktionsdienstes ergeben.<br />

Die deutlich gestiegenen Anforderungen<br />

an Organisation und Dokumentation<br />

sind so aufwendig, dass sie die<br />

Zeit der Pflegenden direkt am Patienten<br />

verringern. „Die Zeit, die die Pflegefachkraft<br />

unmittelbar beim Patienten<br />

verbringt, darf trotz aller zusätzlichen<br />

Tätigkeiten nicht weiter verringert<br />

werden“, bekräftigt die Pflegedirektorin,<br />

„damit wir unserer pflegerischen<br />

Verantwortung gegenüber<br />

unseren Patienten gerecht werden<br />

können“. Zur Realisierung der Zielsetzungen<br />

unseres Pflegeleitbildes ist es<br />

darum notwendig, eine kontinuierliche<br />

Begleitung der Mitarbeiter durch die<br />

Führungskräfte zu gewährleisten und<br />

sie durch Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

bedarfsgerecht zu unterstützen.<br />

Kinästhetik<br />

Das Kinästhetik-Konzept in der Pflege betrifft<br />

sowohl die Kinetik, also den Bewegungssinn,<br />

als auch die Ästhetik, die sinnliche Wahrnehmung.<br />

Bei diesem besonderen Pflege-<br />

Konzept wird nach einer Analyse veränderter<br />

Bewegungsmuster eine gezielte Förderung der<br />

Mobilität von bewegungseingeschränkten<br />

Patienten entwickelt, die die aktuell vorhandenen<br />

Fähigkeiten nutzt und Hilfestellung bei<br />

der bewegungsfördernden Umgebungsgestaltung<br />

bietet.<br />

Neben den Patienten – die insbesondere in den<br />

Bereichen der Selbstständigkeit und des<br />

körperlichen Kontrollvermögens deutliche<br />

Fortschritte erzielen – profitieren auch die<br />

Pflegenden deutlich von der Kinästhetik, da<br />

nicht nur die Arbeitsbelastung gemindert wird,<br />

sondern auch eine Verringerung arbeitsbedingter<br />

Verletzungen oder Überlastungen<br />

festzustellen ist.<br />

22<br />

23<br />

SO WAR DAS FRÜHER MIT DER PFLEGE<br />

So war es früher in der<br />

Krankenpflege-Ausbildung<br />

Anni Galinski begann 1952 als 15-Jährige<br />

ihre Hauswirtschaftslehre am<br />

<strong>St</strong>.- <strong>Antonius</strong>-<strong>Hospital</strong>. Zusammen mit<br />

anderen Vertriebenen, die im ländlichen<br />

Niedersachsen keine Arbeit<br />

hatten, fand sie im Hauswirtschaftskurs<br />

am Eschweiler <strong>Hospital</strong> ihr<br />

Sprungbrett für eine gute berufliche<br />

Zukunft. „Krankenschwestern waren<br />

damals Mangelware. Da es mir am<br />

<strong>Hospital</strong> gut gefiel, begann ich nach<br />

der Ausbildung zur Hauswirtschafterin<br />

1954 auch noch eine Lehre als Krankenschwester<br />

in der 1948 von Schwester<br />

Maria Fernandez gegründeten Krankenpflegeschule,“<br />

erinnert sich die<br />

gebürtige Schlesierin. Der Nachwuchsmangel<br />

in den Ordensgemeinschaften<br />

sowie die Sorge um die<br />

stärkere Belastung der in der Pflege<br />

tätigen Schwestern hatten bereits in<br />

den 1950er Jahren zur vermehrten<br />

Anforderung weltlicher Krankenschwestern<br />

geführt. Doch ebenso wie<br />

die Leitung der Krankenpflegeschule<br />

lagen auch die Pflegedienstleitung und<br />

die <strong>St</strong>ationsleitungen noch Jahrzehnte<br />

in den Händen der Armen-Schwestern<br />

vom heiligen Franziskus, die in allen<br />

Bereichen des Hauses den Geist vom<br />

christlichen Miteinander bis zu ihrem<br />

Abschied im März 1990 nachhaltig<br />

prägten.<br />

Erst das Examen, dann zum Tanzen<br />

„Wir wohnten im sogenannten Mädchenwohnheim<br />

an der Englerthstraße<br />

und standen nicht nur während der<br />

Dienstzeiten unter dem Zepter der Ordensschwestern,<br />

sondern konnten<br />

auch nach Feierabend keineswegs tun,<br />

was wir wollten“, erzählt Anni Galinski<br />

und schildert: „Zum Tanzen ausgehen,<br />

bevor man das Examen hatte – das war<br />

undenkbar. Wenn wir überhaupt in der<br />

Freizeit aus dem Haus gingen, nur mit<br />

Erlaubnis der Schwester Oberin und<br />

in einer speziellen Tracht für die<br />

Schwesternschülerinnen. Es herrschte<br />

ein strenges, aber dennoch liebevolles<br />

Klima und wir Mädchen im Wohnheim<br />

haben jede Menge Spaß gehabt.<br />

Erst nach dem bestandenen Examen<br />

als 19-Jährige bin ich zum ersten Mal<br />

richtig zum Tanzen ausgegangen und<br />

habe schon bald darauf meinen Mann<br />

kennen gelernt“, berichtet die spätere<br />

langjährige Nachtwache, die bei ihrer<br />

kurzen Rückschau auf 45 Jahre Tätigkeit<br />

im <strong>St</strong>.-<strong>Antonius</strong>-<strong>Hospital</strong> auch<br />

besondere Auswirkungen des Weggangs<br />

der Armen-Schwestern vom<br />

heiligen Franziskus hervorhebt: „Durch<br />

den Nachwuchsmangel im Orden und<br />

die Überalterung der in Eschweiler<br />

tätigen Schwestern war der Abschied<br />

ja keine Überraschung gewesen. Aber<br />

mit dem Weggang baute sich auf einmal<br />

ein ganz anderes Führungs- und<br />

Mitbestimmungsgefüge im Pflegebereich<br />

auf. Vorher war es sozusagen<br />

Gesetz, was die jeweilige vorgesetzte<br />

Ordensschwester angeordnet hatte –<br />

da gab es keine Diskussionen. Mit dem<br />

Weggang der Schwestern wurde auf<br />

einmal über alles Mögliche diskutiert,<br />

da waren gleich in mehrfacher Hinsicht<br />

neue Zeiten angebrochen.“<br />

Gut für alle – die Sonntagshelfer<br />

An die Zeit in Eschweiler in den Jahren<br />

vor dem Abschied kann sich auch die<br />

damalige Pflegedienstleiterin, Schwester<br />

Maria Katharina, noch gut erinnern.<br />

Heute lebt sie als Generaloberin im<br />

Aachener Mutterhaus der Armen-<br />

Schwestern vom heiligen Franziskus.<br />

„Obwohl ich erst 1984 ans <strong>St</strong>.-<strong>Antonius</strong>-<strong>Hospital</strong><br />

gekommen war, verbinde<br />

ich viele gute Erinnerungen mit<br />

Eschweiler. So hatten wir bis zur<br />

Änderung des Jugendschutzgesetzes<br />

zeitweise 60 Sonntagshelferinnen zur<br />

Verfügung, die meist schon als 14-Jährige<br />

bei uns anfingen. Wer bereits mit<br />

14 Jahren erste Erfahrungen in der<br />

Krankenpflege sammeln konnte, nutzte<br />

dies oft für eine spätere Berufsausbildung<br />

oder ein <strong>St</strong>udium. Als durch die<br />

Gesetzesänderung erst 16-Jährige<br />

helfen durften, verzeichneten wir<br />

immer weniger Sonntagshelfer – die<br />

jungen Leute hatten halt andere<br />

Interessen. Obwohl die Zahl der<br />

Ordensschwestern in den letzten Jahren<br />

kontinuierlich abnahm, versuchten<br />

wir doch, nach Möglichkeit in allen<br />

Abteilungen des Hauses präsent zu<br />

sein. Dazu gehörte natürlich auch,<br />

abends noch die in der Nachtwache<br />

eingesetzten Mitarbeiter persönlich zu<br />

begrüßen und falls es erforderlich war,<br />

auch in der Nacht mitzuhelfen.“

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