Hiltruper Monatshefte - bei den Hiltruper Missionaren!
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Meinhard Wittwer<br />
70 Jahre - Ein Rückblick<br />
Es ist ein besonderer Tag in meinem<br />
Leben, heute der 8.2.12.<br />
Mein 70. Geburtstag. Ich halte ein<br />
wenig inne in meinem Alltag hier in<br />
Pomio, an der Südküste Neu Britanniens,<br />
in Neu Guinea, und schaue zurück<br />
auf viele verflossene Jahres meines<br />
Lebens. Jedes Leben ist einmalig und<br />
hat seine besondere Geschichte, und<br />
so will ich heute meine Geschichte<br />
in wenigen Gedanken zusammenfügen.<br />
Ich <strong>den</strong>ke heute zurück an meine<br />
Heimat, dort wo mein Leben begann<br />
1942, in Schlesien, das heute zu Polen<br />
gehört. Es soll ein wunderschönes<br />
Fleckchen Erde sein, so wie ich immer<br />
wieder höre.<br />
Verjagt, auf Grund grausamer, ungerechter<br />
und korrupter politischer Machenschaften<br />
im kriegserschütterten<br />
Europa, sah sich meine Mutter mit<br />
ihren drei kleinen Kindern, zusammen<br />
mit vielen tausend Vertriebenen, eingezwängt<br />
in die unübersehbare Schlange<br />
von entrechteten Menschen, in eine<br />
ungewisse Zukunft hinein. Eingepfercht<br />
in stinken<strong>den</strong> Vieh-Waggons,<br />
ratterte der erbärmliche Menschen-<br />
Zug wochenlang durch feindliches<br />
Gebiet, bis wir eines Tages irgendwo<br />
„ausgespuckt“ wur<strong>den</strong>. Wir landeten<br />
auf fremder Erde in Norddeutschland<br />
und sahen uns, feindlich und argwöhnisch<br />
beäugt, Menschen gegenüber,<br />
die sich damals als „die Evangelischen“<br />
sowieso uns Katholiken von vornherein<br />
abweisend näherten. Eine gesunde<br />
Ökumene gab es zu der Zeit noch<br />
nicht. Wir, die in ihre Welt hinein gezwungenen<br />
katholischen Vertriebenen<br />
mussten tagtäglich erleben, dass wir<br />
nicht willkommen waren.<br />
Ich kann die ablehnende Haltung<br />
dieser Menschen uns gegenüber heute<br />
sehr wohl nachvollziehen. Heute<br />
kennen wir keinerlei feindliches Gegenüber.<br />
Es besteht ein freundliches,<br />
wohlwollendes Miteinander zwischen<br />
<strong>den</strong> Menschen <strong>bei</strong>der Konfessionen.<br />
Und auch ich sehe mich hier in Papua<br />
Neu Guinea vielseitig unterstützt von<br />
<strong>den</strong> evangelischen Christen meiner jetzigen<br />
Norddeutschen Heimatgemeinde<br />
in Hemmoor. Was so wichtig für<br />
uns war in diesen traurigen Zeiten der<br />
auslaufen<strong>den</strong> Kriegsjahre: meine Mutter<br />
fand Freunde, die ihr halfen, die<br />
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