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„Materialien zu Kebab Connection“ [PDF-Datei ... - GRIPS Theater

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»kebab connection«Liebe und Romantische LiebeDie Soziologin Eva Illouz und der Philosoph Wilhelm Schmid im Gespräch mit »Der Spiegel, Wissen«Schmid: In meinem Augen gibt es einen großen Unterschied zwischen Liebe und Romantischer Liebe. Liebe ist Zuneigung <strong>zu</strong> etwas oder jemandem. Spiegel: Was meinen sie mit etwas? Schmid: Es gibt in jeder Liebe ein universelles Element, sonst wäre die Übertragung der einzig wahren Liebe auf mehrere Menschen im Leben ja gar nicht denkbar. Es wird also immer auch die Liebe an sich geliebt und wohl auch das eigene Selbst, dem die Zuwendung des anderen gilt. Die meisten Menschen geben dem Wort Liebe die Bedeutung, die sie in ihrer Kultur und in ihrer Zeit vorfinden. Heut<strong>zu</strong>tage heißt das oft, sich dem Körperlichen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>wenden. Aber Liebe kann Zuneigung und Zuwendung auf der seelischen und auf der geistigen Ebene sein. Jede dieser Ebe-­nen kann auch für sich allein stehen. Spiegel: Und die romantische Liebe? Illouz: (...) Romantische Liebe ist eine fast gewaltsame Kraft, die den Verstand raubt und den Anderen in Besitz nehmen will. Sie gibt uns ein Gefühl von Erhabenheit. Zuneigung tut das nicht. Romantische Liebe verleiht unserer Existenz eine viel breitere größere Dimension, als ließen sich alle geregelten Grenzen überwinden. Spiegel: Klingt beinahe wie eine Krankheit. Illouz: Nun, wir verlieren den Appetit und schlafen schlecht, wenn wir verliebt sind. Aber das ist eine natürliche Reaktion, verursacht durch die ungewohnten Botenstoffen und Hormone, die unseren Körper überschwemmen. Also vielleicht eine Krankheit, aber eine himmlische! Schmid: Die romantische Liebe kollidiert heftig mit der modernen Freiheit. Es gehört <strong>zu</strong>r Mo-­derne, dass der Mensch nach Freiheit strebt, Freiheit von Normen, von Religionen, von überlie-­ferten Zwängen, auch von Familienpflichten. Spiegel: Auf der anderen Seite brauchen die Menschen Zugehörigkeit. Schmidt: Was erst einmal ein Widerspruch ist. Entweder bin ich frei oder in einer Bindung. Aus-­getragen wird dieser Widerspruch auf dem Feld der Liebe. (....) Spiegel: Die Frage ist nun, was die Liebe <strong>zu</strong>r Bindung beitragen kann. Schmid: Es gibt ja nicht nur die seelische Liebe in Gefühlen, sondern auch die geistige in Gedan-­ken. Die ist tragfähiger, Liebe mit Herz und Verstand. Mit dem Hin und Her von Gefühlen und mit der Einsicht in den Sinn von Bindung. (...) Schmid: Glück und Liebe sind zwei Dinge, die nicht immer gut <strong>zu</strong>sammenpassen. Viele Men-­schen suchen nach einem dauerhaften Wohlfühlglück in der Liebe. Aber das ist ein Streben, das <strong>zu</strong>m Scheitern verurteilt ist. Illouz: Absolut. Schmid: Es gibt aber noch ein anderes Verständnis von Glück. Das Glück der Fülle. Es beruht auf Einverständnis, dass es nicht nur Positives, sondern auch Negatives gibt. Nicht nur das, was Lust macht, sondern auch das, was wehtut. Wenn Menschen beides <strong>zu</strong>sammen denken und leben können, sind sie in der Liebe richtig. aus: Der Spiegel Wissen, Nr.2, 2012 20

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