Szenenausschnitt»kebab connection«Ibo Ayla Ibo Mehmet Baba, du wirst Opa. Mama, du wirst Oma. Und du wirst Tante Ayla. Super! (lächelt schwach) Titzi ist schwanger. WAAAAAASS!!!!!????? Was sage ich dir seit deiner Geburt? Häh? Lichtwechsel, Rückblende, Ibo regrediert <strong>zu</strong>m Kleinkind. Mehmet Klein-‐ Ibo Du kannst mit einem deutschen Mädchen ausgehen, du kannst mit einem deutschen Mädchen einschlafen, du kannst sogar mit einem deutschen Mädchen aufwachen, aber du darfst sie niemals, niemals, niemals ... ...schwängern? Lichtwechsel <strong>zu</strong>rück. Mehmet Und was machst du Sohn eines Esels?! Hä? Du machst es trotzdem! Meine Herz! Welche Schande! RAUS! Verschwinde aus meinem Haus! Raus!!! Ibo macht sich mit Sack und Pack auf den Weg. Mehmet geht einfach hinter ihm her. Mehmet Ibo (kleinlaut) Mehmet Ein deutsches Kind! Es wird nie ›Baba‹ sagen! Du wirst ein ›Papi‹ sein! Ich würde mein Kind deswegen nicht weniger lieben. PAPIIII!!!! Es wird nie deine Sprache sprechen...Ich rede kein deutsch mit Dir! Denn ich rede nie deutsch! Und ich lebe seit 30 Jahren hier!!!! Du verdammter Mistkerl, machst ein Kind mit einer Ungläubige! Einen gottlosen Bastard! <strong>Kebab</strong> Connection, Szene 10 26
»Das Migrationsthema«Aus einem Interview mit Anno Saul»kebab connection«Als der Film »<strong>Kebab</strong> Connection« 2005 in die Kinos kam, setzten Anno Saul, Fatih Akın und die Wüste-Film den Fuß in unerschlossenes Gelände. Es war die erste ernst<strong>zu</strong>nehmende Clash-Of-Culture-Komödieaus Deutschland. Und der Erfolg gab ihnen Recht: In Deutschland genießt der Film Kultstatus; er wurde in21 Sprachen übersetzt und in fast 75 Ländern gezeigt.<strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong>: Acht Jahre sind seither vergangen, was hat sich in dieser Zeit geändert? Anno Saul: Ich glaube ja, dass mein Film moderner geworden ist: in der Beiläufigkeit, mit der er das Thema »Migrationshintergrund« erzählt. Ich war in so vielen Podiumsdiskussionen und immer wieder standen Leute mit Migrationshintergrund neben mir und sagten: »Wie oft muss ich eigentlich noch auf eine Podiumsdiskussion gehen, und darüber reden, dass meine Eltern aus der Türkei kommen! Ich habe einen Laden und habe Ärger mit der Bürokratie. Warum werde ich nicht mal als Unternehmer oder als Vater von drei Kindern oder als Ehemann hier eingeladen? Warum muss ich immer als »Migrationshintergrunds-‐Mensch« hier stehen? <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong>: Genau diese Haltung wird in KEBAB CONNECTION spürbar. Anno Saul: Ich habe meine Hauptfigur Ibo nicht in einen Kontext gestellt, in dem er wegen sei-nes Migrationshintergrunds Probleme hat. Natürlich musst du das <strong>zu</strong>m Thema machen, aber nur im Konflikt mit dem Vater, der sich, in Anbetracht seines deutschen Enkelkindes, die Frage stel-len muss: ›Wo und was ist eigentlich meine Heimat? Die Türkei, wo ich meine Wurzeln habe? Aber in die bestimmt weder meine Kinder noch mein Enkelkind mit <strong>zu</strong>rückgehen werden? Oder ist es doch Deutschland, obwohl ich all die Jahre mit der Idee gelebt habe, wieder <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> ge-hen?‹. Aber das ist nicht Ibos Konflikt, sondern der seines Vaters. Ansonsten ist Ibo einfach ein junger Filmemacher, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Und er hat einen Traum, er will Kung-‐Fu-‐Filme machen! Und er will `ne coole Freundin haben, so eine wie Titzi, die er liebt. Außer in der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng in der Generation der Eltern spielt das Migrationsthema für Ibo und seine Freunde also keine Rolle. Und das war 2004, als wir den Film gedreht haben, wegweisend. Heimat, Chancengleichheit, der Weg <strong>zu</strong> einem selbstbestimmten Leben und <strong>zu</strong>m Erwachsenwerden, das sind die Themen in ›<strong>Kebab</strong> Connection‹. (...) Das Gespräch führte Anja Kraus, Pressereferentin des <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong>s Breitrück, Ahrens27