Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...

Abbildung 14:
Durch Straßenverbreiterung
wird der
Lebensraum der
Bäume eingeschränkt.
(Foto: M.
Hopp, LfD SH
2006)
und belegt werden kann, dass zwei japanische
Prinzen bis 1895 die Kieler Marineakademie
besucht hatten, konnte die „schöne Legende“,
dass die Platanen ein Geschenk des japanischen
Kaisers gewesen seien, nicht belegt
werden. Trotz intensiver Recherchen in zeitgenössischen
Berichten und selbst Kontakten
nach Japan konnte keine Bestätigung dafür erbracht
werden, dass der Tenno diese Allee anlässlich
der Eröffnung des Kanals als Geschenk
an die Stadt Kiel gespendet habe.
Bis 1915 kam es zu Umbauten und Vergrößerungen
des Kanals, denen das westliche Ende
der Kanalstraße zum Opfer fiel, die hier etwas
nach Norden verlegt wurde. Falls hier jemals
Platanen standen, sind diese also bereits 1915
entfernt worden. 1922 erfolgte die Eingemeindung
Holtenaus nach Kiel. In der Folge nahm
die Bevölkerungsentwicklung durch den industriellen
Aufschwung sprunghaft zu und an der
Kanalstraße kam es zu einer regen Bautätigkeit.
Der damalige Gartendirektor der Stadt Kiel,
Ferdinand Hurtzig (1872-1939), schrieb zum
Umgang mit städtischen Alleen nach dem 1.
Weltkrieg: „Es häuften sich die Anträge von
Straßenbewohnern, deren Wohnungen durch
hohe Straßenbäume verdunkelt wurden, … In
der Regel wurden die großen Bäume gekappt
und nicht beseitigt, weil uns die Erhaltung der
Alleen […] am Herzen liegen mußte.“ 10 Fotos
bestätigen, dass auch die Platanenallee in diesem
Zeitraum gekappt und in einigen Bereichen
vermutlich ausgedünnt wurde. Weitere
Bäume fielen im Laufe der Zeit der regen Bau-
tätigkeit sowie den Anwohnern, die den
Schattenwurf beklagten, zum Opfer.
Ab den 1980er Jahren erfolgten dann Nachpflanzungen.
Die damals üblichen „baumchirurgischen“
Eingriffe wirkten sich für die alten
Bäume ökologisch nachteilig aus. Heute leiden
die gut gepflegten Bäume vor allem unter
dem täglichen Straßenverkehr. Da die Wurzel -
ansätze sich bereits über die Bordsteine ausdehnen,
werden sie regelmäßig durch Überfahren
von Autos beschädigt. Auch die im
Traufbereich parkenden Autos beeinträchtigen
durch Bodenverdichtung die Standortbedingungen
der Platanen. Der ruhende Verkehr
wurde daher aus der südlichen Platanenreihe
herausgenommen und an anderer Stelle Ersatzstellplätze
geschaffen.
Die Platane gilt als geeigneter Stadt- und Straßenbaum
mit nachgewiesener Wirkung als
Feinstaubfilter. Sie ist tolerant gegenüber
Schadstoffen und kann auch Hitze und Trockenheit
gut vertragen. Die Ahornblättrige Platane
(Platanus x acerifolia) ist eine Kreuzung
aus der Morgenländischen Platane (Platanus
orientalis) und der Amerikanischen Platane
(Platanus occidentalis).
Die Platanenallee als Teil des national bedeutsamen
technischen Denkmals Nord-Ostsee-
Kanal ist mit ihren einhundert Jahren die
älteste bekannte Allee ihrer Art in Schleswig-
Holstein. Nach aktuellem Kenntnisstand stellt
sie die nördlichste noch erhaltene historische
Platanenallee auf dem europäischen Festland
dar.
18 Historische Alleen in Schleswig-Holstein – geschützte Biotope und grüne Kulturdenkmale