Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...
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Die Pappeln der Allee <strong>in</strong> Bliestorf kommen <strong>für</strong><br />
deutlich mehr Arten als Raupenfutterpflanze <strong>in</strong><br />
Frage. EBERT (2005) nennt gut 110 Falter-Arten,<br />
die potentiell mit unterschiedlich starker<br />
B<strong>in</strong>dung an Pappel leben können. Zu ihnen gehören<br />
der Pappelschwärmer (Laothoe populi),<br />
der Pappel-Eulensp<strong>in</strong>ner (Tethea or) und der<br />
Kle<strong>in</strong>e Rauhfußsp<strong>in</strong>ner (Clostera pigra). Sie<br />
wurden <strong>in</strong> Bliestorf festgestellt. Ihre Raupen<br />
werden regelmäßig an Pappeln gefunden. Sie<br />
haben e<strong>in</strong>e stärkere B<strong>in</strong>dung an Pappeln, s<strong>in</strong>d<br />
aber nicht monophag daran gebunden. Weitere<br />
sechs der nachgewiesenen Arten nutzen<br />
die Pappel gelegentlich zur Larvalentwicklung.<br />
Mit 56 Arten und 203 Individuen erreicht die<br />
Pappelallee <strong>in</strong> Bliestorf <strong>in</strong>sgesamt jedoch nur<br />
recht niedrige Werte. Dies kann verschiedene<br />
Ursachen haben. Zum e<strong>in</strong>en verläuft die Allee<br />
zwischen zwei großen Getreideschlägen, die<br />
im Untersuchungszeitraum mit Spritzmitteln<br />
behandelt wurden; e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung der<br />
Falter und Raupen kann nicht ausgeschlossen<br />
werden. Zum anderen gab es im Untersuchungszeitraum<br />
e<strong>in</strong>en <strong>für</strong> die Erfassung der<br />
Nachtfalter ungünstigen Witterungsverlauf.<br />
Die Eiche (Quercus spec.) gehört zu den wichtigsten<br />
Nahrungspflanzen und Lebensorten<br />
heimischer Insekten-Arten. Dies zeigt sich<br />
auch <strong>in</strong> der vorliegenden Untersuchung. In der<br />
Eichenallee von Gudow fand sich e<strong>in</strong>e Reihe<br />
von eng an Eichen gebundenen Arten. Zu nennen<br />
s<strong>in</strong>d der Zweipunkt-Sichelflügler (Watsonalla<br />
b<strong>in</strong>aria), der Grüne Eichenwaldspanner<br />
(Comibaena bajularia) (RL SH V) und der Eichen-Zahnsp<strong>in</strong>ner<br />
(Peridea anceps). Der Zweipunkt-Sichelflügler<br />
bildet zwei Generationen<br />
aus, erfasst wurden Tiere der ersten Generation.<br />
Die Raupen leben monophag an Eichen-Arten<br />
(Quercus spec.), zur Verpuppung und<br />
Überw<strong>in</strong>terung am Boden werden trockene<br />
Blätter versponnen.<br />
Die Raupen des Grünen Eichenwaldspanners<br />
leben ebenfalls monophag an Eichen, vorzugsweise<br />
an wärmebegünstigten Standorten. Sie<br />
tarnen sich aktiv, <strong>in</strong>dem sie trockene, kle<strong>in</strong>e<br />
Pflanzenteile an ihrem Körper fest sp<strong>in</strong>nen und<br />
bei Beunruhigung bewegungslos verharren.<br />
Zur Überw<strong>in</strong>terung sp<strong>in</strong>nen die Raupen sich<br />
mitsamt der Tarnung an kle<strong>in</strong>en Ästchen fest.<br />
Der Eichen-Zahnsp<strong>in</strong>ner bevorzugt ebenfalls<br />
wärmebegünstigte Standorte, die Art überw<strong>in</strong>tert<br />
<strong>in</strong> der Puppe, sie ist weit verbreitet.<br />
Das Rosen-Flechtenbärchen (Miltochrista m<strong>in</strong>iata)<br />
steht <strong>in</strong> besonderer Beziehung zu den<br />
Eichen der Allee. Die Raupen ernähren sich<br />
von Flechten und Algen, wie sie sich vielfach<br />
auf der R<strong>in</strong>de der Eichen, aber auch anderer<br />
Laubbäume f<strong>in</strong>den. Auch bei dieser Art über-<br />
w<strong>in</strong>tert die Raupe, dazu sucht sie Schutz h<strong>in</strong>ter<br />
losen R<strong>in</strong>denstücken. Die Verpuppung erfolgt<br />
ebenfalls auf den Bäumen, die Raupen<br />
sp<strong>in</strong>nen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kokon an e<strong>in</strong>em Ast<br />
fest.<br />
In der Eichenallee Gudow konnten mit 123 Arten<br />
und 537 Individuen die höchsten Anzahlwerte<br />
der Untersuchung nachgewiesen werden.<br />
Fünf Arten werden <strong>in</strong> der Roten Liste SH<br />
als „gefährdet“ geführt (KOLLIGS 1998), jedoch<br />
ist ke<strong>in</strong>e dieser Arten stark an Eichen gebunden,<br />
wohl aber an die Habitatqualitäten der Eichenallee.<br />
Ausschlaggebend <strong>für</strong> den hohen<br />
naturschutzfachlichen Wert s<strong>in</strong>d die mächtigen,<br />
alten Bäume und die parkartige Anb<strong>in</strong>dung<br />
an weitere Gehölze und Waldflächen<br />
und deren Unterwuchs. Stellvertretend können<br />
folgende Arten genannt werden, die an<br />
der Begleitflora leben: die Ligustereule (Craniophora<br />
ligustri) (RL SH 3), deren Raupen an<br />
Schlehen (Prunus sp<strong>in</strong>osa) leben, und der Nelken-Blütenspanner<br />
(Eupithecia venosata) (RL<br />
SH 3, RL D V). Se<strong>in</strong>e Raupen leben <strong>in</strong> den Blütenkapseln<br />
des Taubenkropf-Leimkrauts (Silene<br />
vulgaris). Diese Arten profitieren vom Gesamtkomplex<br />
„Eichenallee“. Aus Sicht der<br />
Nachtfalter weist sie den höchsten Wert auf.<br />
L<strong>in</strong>den (Tilia spec.) werden von etlichen Falter-<br />
Arten als Raupenfutterpflanze genutzt. Es s<strong>in</strong>d<br />
aber meist polyphage Arten, die e<strong>in</strong> breites<br />
Spektrum an Raupenfutterpflanzen aufweisen.<br />
In der L<strong>in</strong>denallee <strong>in</strong> Ascheberg fanden sich<br />
mehrere Arten, die sich unter anderem auch<br />
an L<strong>in</strong>den entwickeln. E<strong>in</strong>e Auswahl soll kurz<br />
vorgestellt werden.<br />
Der L<strong>in</strong>denschwärmer (Mimas tiliae) lebt zwar<br />
überwiegend an L<strong>in</strong>den, akzeptiert aber auch<br />
Kirsche (Prunus avium), Birnbaum (Pyrus communis)<br />
und weitere Laubbäume. Die Art überw<strong>in</strong>tert<br />
<strong>in</strong> der Puppe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lockeren Gesp<strong>in</strong>st<br />
im Falllaub.<br />
Der Perlglanzspanner (Campaea margaritata)<br />
frisst neben L<strong>in</strong>de beispielsweise auch Birken-<br />
Arten (Betula spec.) und Schlehe (Prunus sp<strong>in</strong>osa).<br />
Hier überw<strong>in</strong>tern die Raupen frei an<br />
Stämmen und Ästchen.<br />
Die Haseleule (Colocasia coryli) lebt außer an<br />
L<strong>in</strong>de auch an Weiden (Salix spec.), Eichenund<br />
Buchen-Arten (Fagus spec.). Die Art überw<strong>in</strong>tert<br />
<strong>in</strong> der Puppenruhe.<br />
Bemerkenswert ist das massive Auftreten (40<br />
E<strong>in</strong>zeltiere) des zur Familie der Spannerartigen<br />
Falter gehörenden Harlek<strong>in</strong> (Calospilos sylvata)<br />
(RL SH 3). Die Raupen leben an vielen Laubgehölzen<br />
wie Traubenkirsche (Prunus padus),<br />
Schneeball (Viburnum opulus) und Hasel (Co-<br />
88 <strong>Historische</strong> <strong>Alleen</strong> <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> – geschützte Biotope und grüne Kulturdenkmale