28.11.2012 Aufrufe

Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...

Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...

Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Pappeln der Allee <strong>in</strong> Bliestorf kommen <strong>für</strong><br />

deutlich mehr Arten als Raupenfutterpflanze <strong>in</strong><br />

Frage. EBERT (2005) nennt gut 110 Falter-Arten,<br />

die potentiell mit unterschiedlich starker<br />

B<strong>in</strong>dung an Pappel leben können. Zu ihnen gehören<br />

der Pappelschwärmer (Laothoe populi),<br />

der Pappel-Eulensp<strong>in</strong>ner (Tethea or) und der<br />

Kle<strong>in</strong>e Rauhfußsp<strong>in</strong>ner (Clostera pigra). Sie<br />

wurden <strong>in</strong> Bliestorf festgestellt. Ihre Raupen<br />

werden regelmäßig an Pappeln gefunden. Sie<br />

haben e<strong>in</strong>e stärkere B<strong>in</strong>dung an Pappeln, s<strong>in</strong>d<br />

aber nicht monophag daran gebunden. Weitere<br />

sechs der nachgewiesenen Arten nutzen<br />

die Pappel gelegentlich zur Larvalentwicklung.<br />

Mit 56 Arten und 203 Individuen erreicht die<br />

Pappelallee <strong>in</strong> Bliestorf <strong>in</strong>sgesamt jedoch nur<br />

recht niedrige Werte. Dies kann verschiedene<br />

Ursachen haben. Zum e<strong>in</strong>en verläuft die Allee<br />

zwischen zwei großen Getreideschlägen, die<br />

im Untersuchungszeitraum mit Spritzmitteln<br />

behandelt wurden; e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung der<br />

Falter und Raupen kann nicht ausgeschlossen<br />

werden. Zum anderen gab es im Untersuchungszeitraum<br />

e<strong>in</strong>en <strong>für</strong> die Erfassung der<br />

Nachtfalter ungünstigen Witterungsverlauf.<br />

Die Eiche (Quercus spec.) gehört zu den wichtigsten<br />

Nahrungspflanzen und Lebensorten<br />

heimischer Insekten-Arten. Dies zeigt sich<br />

auch <strong>in</strong> der vorliegenden Untersuchung. In der<br />

Eichenallee von Gudow fand sich e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von eng an Eichen gebundenen Arten. Zu nennen<br />

s<strong>in</strong>d der Zweipunkt-Sichelflügler (Watsonalla<br />

b<strong>in</strong>aria), der Grüne Eichenwaldspanner<br />

(Comibaena bajularia) (RL SH V) und der Eichen-Zahnsp<strong>in</strong>ner<br />

(Peridea anceps). Der Zweipunkt-Sichelflügler<br />

bildet zwei Generationen<br />

aus, erfasst wurden Tiere der ersten Generation.<br />

Die Raupen leben monophag an Eichen-Arten<br />

(Quercus spec.), zur Verpuppung und<br />

Überw<strong>in</strong>terung am Boden werden trockene<br />

Blätter versponnen.<br />

Die Raupen des Grünen Eichenwaldspanners<br />

leben ebenfalls monophag an Eichen, vorzugsweise<br />

an wärmebegünstigten Standorten. Sie<br />

tarnen sich aktiv, <strong>in</strong>dem sie trockene, kle<strong>in</strong>e<br />

Pflanzenteile an ihrem Körper fest sp<strong>in</strong>nen und<br />

bei Beunruhigung bewegungslos verharren.<br />

Zur Überw<strong>in</strong>terung sp<strong>in</strong>nen die Raupen sich<br />

mitsamt der Tarnung an kle<strong>in</strong>en Ästchen fest.<br />

Der Eichen-Zahnsp<strong>in</strong>ner bevorzugt ebenfalls<br />

wärmebegünstigte Standorte, die Art überw<strong>in</strong>tert<br />

<strong>in</strong> der Puppe, sie ist weit verbreitet.<br />

Das Rosen-Flechtenbärchen (Miltochrista m<strong>in</strong>iata)<br />

steht <strong>in</strong> besonderer Beziehung zu den<br />

Eichen der Allee. Die Raupen ernähren sich<br />

von Flechten und Algen, wie sie sich vielfach<br />

auf der R<strong>in</strong>de der Eichen, aber auch anderer<br />

Laubbäume f<strong>in</strong>den. Auch bei dieser Art über-<br />

w<strong>in</strong>tert die Raupe, dazu sucht sie Schutz h<strong>in</strong>ter<br />

losen R<strong>in</strong>denstücken. Die Verpuppung erfolgt<br />

ebenfalls auf den Bäumen, die Raupen<br />

sp<strong>in</strong>nen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kokon an e<strong>in</strong>em Ast<br />

fest.<br />

In der Eichenallee Gudow konnten mit 123 Arten<br />

und 537 Individuen die höchsten Anzahlwerte<br />

der Untersuchung nachgewiesen werden.<br />

Fünf Arten werden <strong>in</strong> der Roten Liste SH<br />

als „gefährdet“ geführt (KOLLIGS 1998), jedoch<br />

ist ke<strong>in</strong>e dieser Arten stark an Eichen gebunden,<br />

wohl aber an die Habitatqualitäten der Eichenallee.<br />

Ausschlaggebend <strong>für</strong> den hohen<br />

naturschutzfachlichen Wert s<strong>in</strong>d die mächtigen,<br />

alten Bäume und die parkartige Anb<strong>in</strong>dung<br />

an weitere Gehölze und Waldflächen<br />

und deren Unterwuchs. Stellvertretend können<br />

folgende Arten genannt werden, die an<br />

der Begleitflora leben: die Ligustereule (Craniophora<br />

ligustri) (RL SH 3), deren Raupen an<br />

Schlehen (Prunus sp<strong>in</strong>osa) leben, und der Nelken-Blütenspanner<br />

(Eupithecia venosata) (RL<br />

SH 3, RL D V). Se<strong>in</strong>e Raupen leben <strong>in</strong> den Blütenkapseln<br />

des Taubenkropf-Leimkrauts (Silene<br />

vulgaris). Diese Arten profitieren vom Gesamtkomplex<br />

„Eichenallee“. Aus Sicht der<br />

Nachtfalter weist sie den höchsten Wert auf.<br />

L<strong>in</strong>den (Tilia spec.) werden von etlichen Falter-<br />

Arten als Raupenfutterpflanze genutzt. Es s<strong>in</strong>d<br />

aber meist polyphage Arten, die e<strong>in</strong> breites<br />

Spektrum an Raupenfutterpflanzen aufweisen.<br />

In der L<strong>in</strong>denallee <strong>in</strong> Ascheberg fanden sich<br />

mehrere Arten, die sich unter anderem auch<br />

an L<strong>in</strong>den entwickeln. E<strong>in</strong>e Auswahl soll kurz<br />

vorgestellt werden.<br />

Der L<strong>in</strong>denschwärmer (Mimas tiliae) lebt zwar<br />

überwiegend an L<strong>in</strong>den, akzeptiert aber auch<br />

Kirsche (Prunus avium), Birnbaum (Pyrus communis)<br />

und weitere Laubbäume. Die Art überw<strong>in</strong>tert<br />

<strong>in</strong> der Puppe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lockeren Gesp<strong>in</strong>st<br />

im Falllaub.<br />

Der Perlglanzspanner (Campaea margaritata)<br />

frisst neben L<strong>in</strong>de beispielsweise auch Birken-<br />

Arten (Betula spec.) und Schlehe (Prunus sp<strong>in</strong>osa).<br />

Hier überw<strong>in</strong>tern die Raupen frei an<br />

Stämmen und Ästchen.<br />

Die Haseleule (Colocasia coryli) lebt außer an<br />

L<strong>in</strong>de auch an Weiden (Salix spec.), Eichenund<br />

Buchen-Arten (Fagus spec.). Die Art überw<strong>in</strong>tert<br />

<strong>in</strong> der Puppenruhe.<br />

Bemerkenswert ist das massive Auftreten (40<br />

E<strong>in</strong>zeltiere) des zur Familie der Spannerartigen<br />

Falter gehörenden Harlek<strong>in</strong> (Calospilos sylvata)<br />

(RL SH 3). Die Raupen leben an vielen Laubgehölzen<br />

wie Traubenkirsche (Prunus padus),<br />

Schneeball (Viburnum opulus) und Hasel (Co-<br />

88 <strong>Historische</strong> <strong>Alleen</strong> <strong>in</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> – geschützte Biotope und grüne Kulturdenkmale

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!