Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...
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H<strong>in</strong>weise <strong>für</strong> den weiteren Umgang mit den<br />
Bäumen<br />
Durch die baumpflegerischen Maßnahmen wurde<br />
die Verkehrssicherheit der Bäume wieder hergestellt<br />
und zugleich der weitestgehende Erhalt der<br />
<strong>Alleen</strong> unter den Aspekten der Denkmalpflege<br />
und des Naturschutzes möglich gemacht. Jedoch<br />
kann sich aufgrund der zum Teil gravierenden<br />
Schäden der Bäume <strong>in</strong> den kommenden Jahren<br />
der Zustand weiter verschlechtern. E<strong>in</strong>e erneute<br />
Totholzbildung sowie Vergreisungen <strong>in</strong> der Oberkrone<br />
s<strong>in</strong>d bei diesen alten Bäumen nicht auszuschließen.<br />
Alle<strong>in</strong> deshalb ist auch nach Durchführung<br />
der Baumpflegearbeiten zukünftig an allen<br />
Bäumen e<strong>in</strong>e regelmäßige Baumkontrolle nach<br />
den oben genannten Kriterien erforderlich (siehe<br />
Kapitel 4.4 - Baumkontrolle).<br />
Für e<strong>in</strong>en Teil der untersuchten Bäume ist schon<br />
jetzt absehbar, dass aufgrund umfangreicher<br />
Schäden im Holzkörper <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>e erneute<br />
Baumuntersuchung erforderlich se<strong>in</strong> wird.<br />
Abhängig vom Zustand der Bäume wurde dies<br />
e<strong>in</strong>zelbaumweise vermerkt. Für diese Bäume<br />
wurde e<strong>in</strong>e erneute Baumuntersuchung nach drei<br />
beziehungsweise fünf Jahren als notwendig e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Dieser Aufwand <strong>für</strong> Baumkontrollen und gegebenenfalls<br />
auch <strong>für</strong> Baumuntersuchungen ist bei<br />
der Bewirtschaftung von <strong>Alleen</strong> stets mit e<strong>in</strong>zuplanen<br />
und kann aufgrund der Verkehrssicherungspflicht<br />
nicht e<strong>in</strong>gespart werden.<br />
4.9 Zehn häufige Schäden an Bäumen <strong>in</strong><br />
historischen <strong>Alleen</strong><br />
An den Bäumen historischer und damit häufig<br />
sehr alter <strong>Alleen</strong> können zahlreiche Krankheiten<br />
und Schäden auftreten. Aus langjähriger Erfahrung<br />
durch Untersuchungen historischer <strong>Alleen</strong> <strong>in</strong><br />
ganz Deutschland haben wir die häufigsten Schäden<br />
zusammengestellt und werden diese kurz<br />
beschreiben. Die Auflistung der Schäden beg<strong>in</strong>nt<br />
oben <strong>in</strong> der Krone und geht dann nach unten zum<br />
Stamm, Stammfuß und dem Baumumfeld.<br />
11. Blattkrankheiten und -schäden<br />
12. Pflegerückstände<br />
13. Kappungen<br />
14. Specht- und Nisthöhlen<br />
15. E<strong>in</strong>gerissene Vergabelungen<br />
16. Neue Erkrankungen<br />
17. Pilzfruchtkörper <strong>in</strong> der Krone<br />
18. Pilzfruchtkörper am Stamm<br />
19. Pilzfruchtkörper am Stammfuß<br />
10. Bauschäden<br />
Die vorgestellten Schäden kommen häufig an alten,<br />
zum Teil bereits auch an jungen Bäumen vor.<br />
Je nach Baumart und Standort sowie Historie der<br />
Allee treten die Schäden <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
Häufigkeiten auf:<br />
4.9.1 Blattkrankheiten und -schäden<br />
Blattkrankheiten und -schäden kommen an Alleebäumen<br />
häufig vor und können unterschiedliche<br />
Ursachen haben. Sie können durch abiotische<br />
(zum Beispiel Schadstoffe) und biotische (zum<br />
Beispiel Pilze und Insekten) Faktoren verursacht<br />
werden. Unabhängig davon führt e<strong>in</strong>e Schädigung<br />
der Blätter zunächst zur Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
der Assimilation. Dieser Zustand kann von den<br />
Bäumen <strong>in</strong> der Regel über mehrere Jahre ohne<br />
nachhaltige Schäden verkraftet werden. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
entsteht bei starkem Befall e<strong>in</strong>e ästhetische<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>für</strong> den Menschen. Blattschäden<br />
alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d jedoch ke<strong>in</strong> Indiz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
mangelnde Verkehrssicherheit. Nachfolgend werden<br />
zwei häufige Schäden an historischen Alleebäumen<br />
vorgestellt, der Salzschaden und die<br />
Rosskastanienm<strong>in</strong>iermotte.<br />
Blattrandnekrosen durch Auftausalze<br />
Alleebäume stehen häufig dicht an Straßen und<br />
Wegen, auf denen im W<strong>in</strong>ter Auftausalze ausgebracht<br />
werden. Das Salz gelangt <strong>in</strong> den Boden,<br />
wird vom Baum aufgenommen und bewirkt bereits<br />
ab dem Frühsommer Aufhellungen an den<br />
Blatträndern. Später bilden sich braune Blattränder,<br />
die so genannten Blattrandnekrosen, die vom<br />
gesunden Gewebe durch e<strong>in</strong>e gelbliche Zone<br />
(Chlorose) abgetrennt s<strong>in</strong>d (Abbildung 173). Im<br />
Laufe des Sommers vergrößern sich die Blattrandnekrosen<br />
<strong>in</strong> Richtung Blattmitte. Bei e<strong>in</strong>er<br />
starken Belastung kommt es dann zum E<strong>in</strong>rollen<br />
und Vertrocknen der Blätter sowie zu vorzeitigem<br />
Laubfall.<br />
Bei sehr hohen Salzkonzentrationen über Jahre<br />
h<strong>in</strong>weg kommt es zu e<strong>in</strong>em Kümmerwuchs der<br />
Blätter sowie zu verr<strong>in</strong>gerten Triebzuwächsen bis<br />
h<strong>in</strong> zum Absterben von Kronenteilen oder ganzer<br />
Bäume. Solange ke<strong>in</strong>e stärkeren Totäste vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d, wird die Verkehrssicherheit des Baumes<br />
hiervon jedoch nicht bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Um Baumschäden zu vermeiden, sollten nur dort<br />
Auftausalze e<strong>in</strong>gesetzt werden, wo es unbed<strong>in</strong>gt<br />
notwendig ist. Bei bereits geschädigten Bäumen<br />
kann die Salzbelastung im Boden durch ausgiebiges<br />
Wässern oder spezielle Ionenaustauscher<br />
verr<strong>in</strong>gert werden. Darüber h<strong>in</strong>aus kann auch e<strong>in</strong><br />
Bodenaustausch s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem der vorhandene<br />
Boden mit Hilfe e<strong>in</strong>es Erdstoffsaugers großräumig<br />
entnommen und durch unbelasteten Boden<br />
ersetzt wird.<br />
Ahorn, L<strong>in</strong>de und Rosskastanie s<strong>in</strong>d salzempf<strong>in</strong>dlich.<br />
Die Schäden können mit e<strong>in</strong>er Blattvergilbung<br />
durch Trockenheit oder mit Blattschäden<br />
durch Nährstoffdefizite verwechselt werden. E<strong>in</strong>e<br />
sichere Ansprache des Schadens ermöglichen<br />
Blatt- und Bodenanalysen.<br />
Baumbiologische Möglichkeiten zur Erhaltung historischer <strong>Alleen</strong> 201