Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...
Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...
Historische Alleen in Schleswig-Holstein - Landesamt für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Im H<strong>in</strong>blick auf die Erhaltungswürdigkeit und<br />
-fähigkeit gekappter Bäumen sollte vor der<br />
Durchführung von verme<strong>in</strong>tlich erforderlichen<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>e Baumuntersuchung erfolgen.<br />
Hierbei ist zunächst zu klären, ob die<br />
Bruch- und/oder Standsicherheit noch gegeben<br />
ist. Nur so kann festgestellt werden, ob<br />
Maßnahmen überhaupt notwendig s<strong>in</strong>d und<br />
wenn ja, ob sich der Erhalt der Bäume durch<br />
baumpflegerische Maßnahmen noch lohnt<br />
oder e<strong>in</strong>e Fällung erforderlich ist.<br />
In der Renaissance und dem Barock wurden<br />
<strong>Alleen</strong> oftmals regelmäßig geschnitten, beispielsweise<br />
als so genannte Hochhecken. Diese<br />
Schnittmaßnahmen wurden später oftmals<br />
wieder e<strong>in</strong>gestellt. Die Bäume s<strong>in</strong>d dann<br />
durchgewachsen und haben <strong>in</strong> der Folge große<br />
Kronen mit starken Stämml<strong>in</strong>gen entwickelt.<br />
Im Rahmen von Rekonstruktionen alter<br />
Anlagen wird <strong>für</strong> solche <strong>Alleen</strong> oftmals e<strong>in</strong> erneuter<br />
Rückschnitt auf die historische Schnittebene<br />
diskutiert. Aus baumbiologischer Sicht<br />
entspricht e<strong>in</strong> derartig umfangreicher Rückschnitt<br />
jedoch e<strong>in</strong>er Kappung, bei der sehr<br />
große Wunden entstehen würden mit all den<br />
oben beschriebenen negativen Auswirkungen.<br />
Deshalb sollte der erneute Rückschnitt unterbleiben.<br />
4.9.4 Specht- und Nisthöhlen<br />
In Stämmen, Stämml<strong>in</strong>gen oder stärkeren Ästen<br />
können Spechtlöcher oder Nisthöhlen vorhanden<br />
se<strong>in</strong> (Abbildung 179). Ob sich h<strong>in</strong>ter<br />
der Öffnung tatsächlich e<strong>in</strong>e Höhlung bef<strong>in</strong>det<br />
oder ob es sich lediglich um e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Loch<br />
handelt, kann <strong>in</strong> der Regel nicht vom Boden<br />
aus beurteilt werden. Liegt e<strong>in</strong>e Höhlung vor,<br />
ist dies stets e<strong>in</strong> Anzeichen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Fäule, da<br />
Spechte ihre Höhlen normalerweise nur <strong>in</strong><br />
weiches, von holzzerstörenden Pilzen zersetztes<br />
Holz bauen. Da Spechthöhlen meist ähnlich<br />
groß s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d diese unter dem Aspekt<br />
der Bruchsicherheit <strong>in</strong> dünneren Stämmen beziehungsweise<br />
Stämml<strong>in</strong>gen grundsätzlich kritischer<br />
e<strong>in</strong>zustufen als <strong>in</strong> Stämmen mit großen<br />
Durchmessern (Abbildung 180).<br />
Abgesehen von der bee<strong>in</strong>trächtigten Statik<br />
des Baumes können Specht- oder Nisthöhlen<br />
Lebensraum <strong>für</strong> seltene Vögel, Säugetiere und<br />
Insekten se<strong>in</strong>. Der Naturschutz hat deshalb<br />
das Anliegen, diese Höhlen so lange wie möglich<br />
zu erhalten. Aus Gründen der Verkehrssicherheit<br />
müssen sie jedoch untersucht werden;<br />
gegebenenfalls s<strong>in</strong>d baumpflegerische<br />
Maßnahmen zur Herstellung der Bruchsicherheit<br />
erforderlich.<br />
Abbildung 179:<br />
Stämml<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er<br />
Platane mit Spechtloch<br />
- darüber bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong><br />
Fruchtkörper des<br />
Zottigen Schillerporl<strong>in</strong>gs.<br />
(Foto: IfB)<br />
Baumbiologische Möglichkeiten zur Erhaltung historischer <strong>Alleen</strong> 207