REPORTAGEAm Melkkarussel-Steuergerät kann Jan Killich die Rotationsgeschwindigkeit ändern.Auf dem Humanshof läuft es rundSeit knapp einem Jahr dreht sich auf dem Milchviehbetrieb der Humanshof GbR in Uedem ein hochmodernesInnenmelker-Karussell mit 24 Melkplätzen. Gemolken werden täglich 120 schwarzbunteHolstein-Kühe, die im Jahr durchschnittlich über 10.500 Liter Milch liefern.12Rund muss es laufen. Diese Forderung beziehenHeinz Hebben und Jan Killich nichtnur auf die Wirtschaftlichkeit ihres gemeinsamenMilchviehbetriebes HumanshofGbR. Vielmehr haben sie dabei auch dasMelkkarussell im Sinn, das sich seit knappeinem Jahr auf ihrem Gehöft im niederrheinischenUedem dreht. Mit 24 Melkplätzenist es so ausgelegt, das die 120-köpfigeHolstein-Herde <strong>von</strong> nur einer Arbeitskraftin weniger als anderthalb Stunden gemolkenwerden kann. In der Regel ist es der31-jährige Jan Killich, der zwei Mal täglichdie Melkarbeit in dem weiß gefliesten Melkgebäudemit Lichtkuppelfirst verrichtet.Aber auch der 64-jährige Hebben hat sichmit der neuen Technik schnell angefreundetund vertritt Killich bei Bedarf. Für gutesKlima im Melkgebäude sorgen ein Hubfirstund die elektrisch regulierbaren seitlichenLüftungsöffnungen.Altgebäude wurden zu engNoch im Jahr 2008 hielten Heinz Hebbenund Jan Killich, den Hebben übrigens selbstin den Jahren 2005 bis 2007 ausgebildethat, rund 80 Herdbuchtiere in einem Boxenlaufstallmit 80 Liegeplätzen. Gemolkenwurden die Tiere in einem über 30 Jahre altenDoppelsechser-Fischgrätenmelkstand.Weil die technisch überholte Anlage in zunehmendemMaße Reparaturmaßnahmenerforderlich machte und weil die Landwirteden Tierbestand ausdehnen wollten, entschlossensie sich zum Neubau. Bei ihrenTechnikplanungen hatte der effiziente Einsatzder ihnen zur Verfügung stehendenzwei AK-Einheiten oberste Priorität. Daherfiel die Wahl auf das 24er Innenmelker-Karussellin normaler Fischgrätenausführung.Automatische SelektionZum Melken treten die Kühe freiwillig in diesich langsam drehende, mit Gummimattenbelegte Plattform ein, wo sie automatisch500 Gramm Lockfutter erhalten. Nach demMelkende verlassen die Kühe das Karussellund kehren in den angrenzenden ebenfalls2010 fertiggestellten Boxenlaufstall zurück.Dabei passieren sie im Ausgangsbereichdas automatische Selektionstor, dassie entweder in den Liegeboxenstall oderin den Selektionsbereich, der als Tiefstreustallausgeführt ist, lotst.Hell und luftigSchon in der Planungsphase des Boxenlaufstallsspielte das Thema Kuhkomforteine wichtige Rolle. UnterschiedlichsteMaßnahmen sollen das Wohlbefinden derTiere, die ganzjährig im Stall gehalten werden,fördern. So ist der lichtdurchfluteteBoxenlaufstall in Leimbinderkonstruktionmit 52 mal 37 m großzügig dimensioniert.
BETRIEBSDATENAuch ist der First luftige 10 m hoch, währenddie Traufhöhe 4,5 m beträgt. Die Trauf-First-Lüftung und beidseitig an den Längsseitenangebrachte elektrisch bedienbareCurtains sorgen für gutes Stallklima.Die linke Seite vom zentralen Stichfuttertischist als dreireihiger Liegeboxenlaufstallmit einer Reihe Doppelboxen und einerwandständigen Liegeboxenreihe ausgeführt.Auf der gegenüberliegenden Seitebefinden sich der Tiefstreustall für Transittiere,frischmelke oder andere Kühe, dievermehrte Beobachtung erfordern. Daranschließt sich ein noch nicht ausgebauterTeil an, der als Strohbergehalle genutztwird. Räumliches Potenzial für eine Herdenaufstockungist also gegeben. „UnserZiel sind 180 bis 200 Milchkühe, wobei dieAufstockung aus eigener Nachzucht erfolgensoll. Das kommt aber erst ab 2015 inBetracht“, verrät Killich.Bequeme BoxenNur wenige Minuten nach dem Melken liegendie Kühe bereits wiederkäuend in denLiegeboxen. Laut Hendrik van de Sandist dies ein wichtiges Indiz dafür, dass diehochverlegten Tiefboxen mit 30 cm hoherAufkantung gut gestaltet sind und hohenKomfort bieten. „Schließlich benötigenHochleistungstiere Ruhebereiche, die esihnen ermöglichen, bequem und lange zuliegen, somit intensiv wiederzukauen undMilch zu produzieren“, erklärt van de Sand,der als Fütterungsberater <strong>von</strong> <strong>ForFarmers</strong>Thesing die Humanshof GbR betreut.Die Pflege der Liegeboxen erfolgt täglichbeim Stalldurchgang vor dem Melken.Alle drei Wochen werden sie per Futtermischwagenmit einer speziellen Mischungaus saugfähigem Sägemehl, Strohhäcksel,kohlensaurem Kalk und Wasser eingestreut.Grundfutterqualität entscheidetAuch bei der Futtervorlage setzendie Milchbauern auf hohe Effizienz.„Gefüttert wird eine einfache Ration mit wenigenKomponenten“, beurteilt FütterungsexperteHendrik van de Sand das täglichper gezogenem Mischwagen frisch vorgelegteFutter. Entsprechend der Rationsberechnungendes Diplom-Agraringenieurs,die auf den Futterwerten der Futtermittelund den Daten aus der Milchleistungsprüfungbasieren, füttern Hebben und Killicheine einfache Teilmischration, die für ca.30 kg Milch ausgelegt ist. Jede Kuh erhälttäglich auf Basis Frischmasse 22 kgMais- und 11 kg Grassilage sowie 12 kgschmackhaftes Saftfutter in Form <strong>von</strong>hochverdaulicher Pressschnitzelsilage.Seitdem sie 2005 erstmalig Beratungsgesprächemit Andreas Brinkmann, Assistentder <strong>ForFarmers</strong> Thesing-Geschäftsführung,geführt hatten, schwören Hebben und Killichauf den hochwertigen EiweißergänzerProteinkern (38% XP) mit hohem Sojaanteilaus Rees.„Voraussetzung für eine hohe Grundfutterleistungist die hohe Qualität der auf demBetrieb gewonnenen Silagen. In den vergangenenJahren haben wir bei MaissilagenEnergiekonzentrationen <strong>von</strong> über 7 MJNEL je kg TS und bei Grassilagen <strong>von</strong> über6,4 MJ NEL je kg TS erzielt“, berichtet vande Sand. Killich und Hebben legen großenWert auf die Sortenwahl und die termingerechteDurchführung der jeweils erforderlichenMaßnahmen.Die über die Mischration hinausgehendeMilchleistung honorieren die Betriebsleiterin Ergänzung zur 500-g-Lockfuttergabe zumMelken leistungsspezifisch mit Dairystar(20/3) Milchleistungsfutter über vier Transponder-Abrufstationen.„HochleistendeKühe mit 50 kg Milch bekommen maximal 7kg Kraftfutter“, erklärt Jan Killich, der regelmäßiggemeinsam mit Hendrik van de Sanddie Futterrationen überprüft. „Insgesamtliegt der Kraftfuttereinsatz pro Kilogrammerzeugter Milch unter 250 Gramm. Das isteffizient“, ist Killich zufrieden.Jan Killich und die <strong>ForFarmers</strong> Thesing-FütterungsexpertenAndreas Brinkmann (l.) und Hendrik vande Sand (r.) begutachten die Qualität des Futters.Die Humanshof GbR bewirtschaftet einenMilchviehbetrieb im niederrheinischen Uedem,Nordrhein-Westfalen. Insgesamt bautdie Humanshof GbR 37 ha Silomais, 10 haAckergras, 8 ha Winterweizen und 8 haZuckerrüben an. Daneben bewirtschaftetsie 22 ha Dauergrünland.Vor knapp zwei Jahren haben die beiden GesellschafterHeinz Hebben und Jan Killichin einen modernen Boxenlaufstall mit angeschlossenem24er DeLaval-Innenmelker-Karussell investiert und die Holstein-Herde<strong>von</strong> 80 auf 120 Tiere aufgestockt. Seitherwird die weibliche Nachzucht in den Altgebäudengehalten.Die 120 schwarzbunten Kühe werden ganzjährigim Stall gehalten. Aktuell liegt dergleitende Herdendurchschnitt bei 10.512 lMilch mit 4,2% Fett und 3,5% Eiweiß. Da<strong>von</strong>werden laut Betriebszweigauswertung5.000 l Milch aus hochwertiger Mais-,Gras- und Pressschnitzelsilage ermolken.Weiterer Bestandteil der aufgewertetenMischration ist der Eiweißergänzer Proteinkernmit hohem Sojaanteil und zusätzlicherMineralisierung. Das MilchleistungsfutterDairystar wird leistungsspezifisch über vierTransponder-Abrufstationen und als Lockfutterim Karussell gegeben.Der Landwirtschaftsmeister Hebben undder Staatlich geprüfte AgrarbetriebswirtKillich legen großen Wert auf hochwertigesGrundfutter, mit dem sich nicht nurZukaufsfutter einsparen, sondern auch dieMilchleistung steigern lässt.13