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die erste fotoausstellung im deutschsprachigen raum 1864 - Albertina

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D I E E R S T E F O T O A U S S T E L L U N G I M D E U T S C H S P R A C H I G E N R A U M 1 8 6 4<br />

Objektiven, chemikalischen Präparaten, Buchbinder- und Rahmenhändlerartikeln,<br />

diversen Atelieraccessoirs – aufwarteten, war der<br />

Umfang der Ausstellung keineswegs ungewöhnlich.<br />

Der Katalog enthielt <strong>im</strong>merhin einen Abdruck vom Grundriss der<br />

Palaisetage, und <strong>die</strong> Reihung der Katalognummern richtete sich nach der<br />

Abfolge der einzelnen Räume, <strong>die</strong> man in einem Rundgang zu durchschreiten<br />

hatte. Eine systematische Ordnung, etwa nach Autoren oder<br />

Sujets, war darüber hinaus nicht verfolgt worden. Da es sich um insgesamt<br />

20 Z<strong>im</strong>mer handelte, wurde <strong>die</strong> Ausstellung natürlich entsprechend stark<br />

geklittert. Man benötigte außerdem den ganzen Platz des Geschosses,<br />

sodass unvermeidlich einige Räume einbezogen waren, <strong>die</strong> kein gutes<br />

Licht hatten. Hört man <strong>die</strong> Berichte, <strong>die</strong> es über vergleichbare<br />

Fotoausstellungen der Vereine in Paris, London oder Berlin gibt, so dürfte<br />

<strong>die</strong>se Installation in einer Privatwohnung keinen wirklich idealen<br />

Eindruck gemacht haben. Denn <strong>im</strong>mer wieder wurden <strong>die</strong> Vorteile der<br />

Unterbringung in großen Hallen betont, <strong>die</strong> durch möglichst weit<br />

gestreutes Licht, am besten von einer Glasdecke her, erhellt sein sollten,<br />

wie man es von Bildergalerien oder Dachateliers kannte.<br />

Zur Eröffnung am 17. Mai <strong>1864</strong> hatte man nur <strong>die</strong> Angehörigen der<br />

„Photographischen Gesellschaft“ (das waren auf dem damaligen Stand<br />

max<strong>im</strong>al 150 Personen) und Vertreter der Wiener Tageszeitungen eingeladen.<br />

2 Das Ereignis verlief daher wahrscheinlich nicht ganz so<br />

rauschend, wie man sich zum Beispiel anhand von zeitgenössischen<br />

Bilddarstellungen <strong>die</strong> Vernissage der weltweit <strong>erste</strong>n rein fotografischen<br />

Ausstellung von 1852 <strong>im</strong> Plenarsaal der britischen „Society of Arts“ in<br />

London vorstellen möchte, auf der sich das zahlreiche Publikum nur so<br />

getummelt haben dürfte. 3 Obwohl das Presseecho auf <strong>die</strong> Wiener Veranstaltung<br />

tatsächlich nicht sehr bedeutend war, 4 konnte <strong>die</strong><br />

„Photographische Gesellschaft“ nach Ausstellungsschluss am 30. Juni<br />

<strong>1864</strong> doch fast 10.000 Besucher verbuchen. Wie <strong>die</strong> um einiges professioneller<br />

organisierte Schau des Berliner „Photographischen Vereins“<br />

<strong>im</strong> Folgejahr 1865 zeigt, <strong>die</strong> binnen vier Wochen 13.000 Besucher<br />

registrierte, 5 hätte man freilich mehr erreichen können. Dafür war am<br />

24. Mai auch der österreichische Kaiser Franz Joseph gekommen und<br />

81<br />

1 Die Statuten wurden am 2. Januar 1861 vom Wiener Magistrat<br />

genehmigt. Zum Text vgl. Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie, Bd. 5,<br />

1862, Nr. 11/12, S. 201–203. Die Organisation einer öffentlichen<br />

Ausstellung wurde zum <strong>erste</strong>n Mal auf der vierten Plenarversammlung<br />

des Vereins am 4. Juni 1861 thematisiert (vgl. Zeitschrift für Fotografie<br />

und Stereoskopie, Bd. 3, 1861, Nr. 12, S. 218). Es ist anzumerken, dass <strong>die</strong><br />

„Gesellschaft“ dem Wiener Publikum bereits am 19. März eine kleine<br />

Schau der von ihren Mitgliedern zur Londoner Weltausstellung 1862<br />

entsandten Exponate an ihrem Tagungsort in der Kaiserlichen Akademie<br />

der Wissenschaften vorgeführt hatte (vgl. Zeitschrift für Fotografie und<br />

Stereoskopie, Bd. 5, 1862, Nr. 7/8, S. 106). Am 29. November 1863<br />

wurden für geladene Gäste ebenda außerdem 79 Blätter des in London<br />

lebenden Wiener Fotografen Paul Pretsch, Proben seines neuen<br />

fotogalvanografischen Druckverfahrens, gezeigt (vgl. Zeitschrift für Fotografie<br />

und Stereoskopie, Bd. 8, <strong>1864</strong>, Nr. 67, S. 4, 15 f.). Am 16. Februar<br />

<strong>1864</strong> bekam man, wiederum in den Räumen der Akademie der Wissenschaften,<br />

schließlich <strong>die</strong> zirka 80 Fotoarbeiten zu sehen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vereinsmitglieder<br />

zu Ehren der zweijährigen Aktivität ihres Präsidenten Anton<br />

Martin angefertigt und zu einem „Festalbum“ zusammengetragen hatten<br />

(vgl. Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie, Bd. 8, <strong>1864</strong>, Nr. 70, S. 46 f.).<br />

2 Vgl. das Protokoll zur 43. Plenarversammlung der „Photographischen<br />

Gesellschaft“, <strong>die</strong> der Verein an <strong>die</strong>sem Tag mit der Eröffnung der<br />

Ausstellung in den Räumen des Dreher’schen Palais zusammenfallen<br />

ließ, in: Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie, Bd. 8, <strong>1864</strong>, Nr. 73/74,<br />

S. 85.<br />

3 Vgl. Ulrich Pohlmann, „Harmonie zwischen Kunst und Industrie“.<br />

Zur Geschichte der <strong>erste</strong>n Photoausstellungen (1839–1868), in: Bodo<br />

von Drewitz, Reinhard Matz (Hrsg.), Silber und Salz. Zur Frühzeit der<br />

Photographie <strong>im</strong> deutschen Sprach<strong>raum</strong> 1839–1860, Ausst.-Kat. Josef-<br />

Haubrich-Kunsthalle, Köln; Stadtmuseum München; Museum für Kunst<br />

und Gewerbe, Hamburg; Köln, Heidelberg 1989, S. 496–513, hier<br />

S. 510, Abb. 9.<br />

4 Offenbar stand <strong>die</strong> lokale Kulturberichterstattung in <strong>die</strong>sen Tagen<br />

hauptsächlich <strong>im</strong> Bann der nur kurz zuvor, am 12. Mai <strong>1864</strong>,<br />

stattgefundenen Eröffnung des „Österreichischen Museums für Kunst<br />

und Industrie“ (des heutigen „Museums für angewandte Kunst“) in<br />

Wien.<br />

5 Vgl. Pohlmann, Anm. 3, S. 513.

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