die erste fotoausstellung im deutschsprachigen raum 1864 - Albertina
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24 Protokoll der 43. Plenarversammlung der Photographischen<br />
Gesellschaft, in: Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie,<br />
Bd. 8, <strong>1864</strong>, Nr. 73/74, S. 85.<br />
25 Vgl. Martina Labrugger, Die historische Entwicklung des Vereinsrechts<br />
in Österreich, Diss. Univ. Graz, 1993, S. 84, 87.<br />
26 Protokoll der 44. Plenarversammlung der Photographischen<br />
Gesellschaft, in: Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie, Bd. 8, <strong>1864</strong>,<br />
Nr. 73/74, S. 86 f., hier S. 86.<br />
27 Vgl. Anonym, Die Photographische Ausstellung in Wien, in:<br />
Photographische Mittheilungen, 1. Jg., <strong>1864</strong>–1865, Nr. 5, S. 61–62. Der<br />
Rezensent, der <strong>die</strong> Ausstellung selbst nicht gesehen hatte, bezog seine<br />
Informationen <strong>im</strong> Wesentlichen aus der Besprechung von Ludwig<br />
Schrank in der Photographischen Correspondenz; vgl. Ludwig Schrank,<br />
Anm. 11. Damit hatte sich <strong>die</strong> „Photographische Gesellschaft“ den<br />
Text der einzigen differenzierteren Kritik zu ihrer<br />
Ausstellung selbst geschrieben.<br />
D A S A U G E U N D D E R A P P A R AT<br />
88<br />
Geltung. Man genoss zweifellos <strong>die</strong> Ehre, <strong>die</strong> „<strong>erste</strong> fotografische<br />
Ausstellung in Deutschland“ zu veranstalten, so Anton Martin bei seiner<br />
feierlichen Ansprache auf der exklusiven Voreröffnung am 17. Mai<br />
<strong>1864</strong>. 24 Doch das Programm der Ausstellung beinhaltete bei allem<br />
Ernst, sich an den damals namhaftesten, vor allem Londoner und Pariser<br />
Modellen solcher Präsentationen zu messen (<strong>die</strong> britische „Photographic<br />
Society“ hatte 1853 und <strong>die</strong> „Société française de photographie“ 1854<br />
ihre <strong>erste</strong> vereinseigene Ausstellung gezeigt), <strong>die</strong> Einschränkung, dass<br />
nur eingeschriebene Mitglieder der „Photographischen Gesellschaft“ zur<br />
Einsendung von Exponaten berechtigt sein sollten. Dadurch wurde <strong>die</strong><br />
Aufmerksamkeit eines umfassenderen, speziell auch internationalen<br />
Publikums <strong>im</strong> Grunde blockiert.<br />
Es kann hier nur als Hypothese formuliert werden, dass das in dem<br />
besagten Punkt unerwartet engherzige Ausstellungsprogramm der<br />
Wiener möglicherweise in dem gegen 1865 wieder verstärkt<br />
reaktionären politischen Kl<strong>im</strong>a der österreichischen Monarchie<br />
beziehungsweise auch in der Fortdauer best<strong>im</strong>mter vereins- und versammlungsrechtlicher<br />
Regelungen seit 1852 begründet war, <strong>die</strong> den<br />
österreichischen Vereinen vor allem jegliche politische Betätigung<br />
kategorisch untersagten. Vermutlich auch unter <strong>die</strong>sen Vorzeichen fand<br />
bei den österreichischen Behörden internationaler Vereinsverkehr nur<br />
selten Billigung. 25<br />
Die „Photographische Gesellschaft“, deren dem Bildungsbürgertum<br />
zuzurechnende Mitglieder in der Mehrzahl regierungstreu dachten,<br />
wollte sich sicher nicht in den Verdacht einer politischen Anstößigkeit<br />
bringen. Man ärgerte sich zum Beispiel mit möglichst spitzen Worten,<br />
dass als einzige Ausnahme <strong>die</strong> Hauptprotagonistin der liberalen Wiener<br />
Zeitschriftenlandschaft, Die Presse, <strong>die</strong> in ihrem Titel, wie ausdrücklich<br />
apostrophiert wurde, das Motto „Gleiches Recht für alle“ führte, nicht<br />
der Einladung zur Konferenz am 17. Mai <strong>1864</strong> gefolgt war. 26 Dass es<br />
der „Gesellschaft“ jedoch nicht einmal gelang, auch nur in einer einzigen<br />
der deutschen Fachzeitschriften außerhalb Österreichs eine ausführlichere<br />
Rezension zu erhalten, 27 während <strong>die</strong> englischen und<br />
französischen Fotojournale überhaupt stumm blieben, muss als<br />
Symptom für eine doch sehr unglückliche Kommunikationsstrategie<br />
gedeutet werden.