die erste fotoausstellung im deutschsprachigen raum 1864 - Albertina
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D A S A U G E U N D D E R A P P A R AT<br />
Grundriss der Ausstellungsräumlichkeiten<br />
6 Vgl. zum Beispiel den Kurzbericht in der Wiener Morgenpost,<br />
14. Jg., <strong>1864</strong>, Nr. 143, Stichwort „Tagesneuigkeiten“.<br />
7 Vgl. das Protokoll der Plenarversammlung der „Photographischen<br />
Gesellschaft“ vom 3. Januar 1865, in: Photographische Correspondenz,<br />
2. Jg., 1865, Nr. 8, S. 46 f.<br />
8 „Ein ausgestelltes Bild ist dasselbe wie ein durch den Druck<br />
veröffentlichtes Buch. Es handelt sich um ein Schauspiel, das <strong>im</strong><br />
Theater dargestellt wird: jeder hat das Recht, sein Urteil zu äußern.“<br />
So 1747 der französische Literat La Font de Saint-Yenne, für den eine<br />
öffentliche Kunstausstellung merklich noch nicht zur Normalität des<br />
Kunstbetriebs um <strong>die</strong> Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte; zit. nach:<br />
Oskar Bätschmann, Ausstellungskünstler. Kult und Karriere <strong>im</strong> modernen<br />
Kunstsystem, Köln 1997, S. 55, Anm. 172.<br />
9 Vgl. Ulrich Pohlmann, Anm. 3.<br />
10 Vgl. Oskar Bätschmann, Anm. 8, S. 12.<br />
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hatte sich eine Stunde lang herumführen lassen. 6 Einem zufriedenen<br />
Rückblick der „Photographischen Gesellschaft“ auf das Jahr <strong>1864</strong><br />
ebenfalls förderlich war <strong>die</strong> zeitweilige Anwesenheit der kaiserlichen<br />
Erzherzöge Carl Ludwig, Ludwig Victor, Rainer und Ferdinand. 7<br />
DAS MEDIUM DE R AUSSTE LLU NG<br />
Zweifellos trugen <strong>die</strong> Ausstellungen des 19. Jahrhunderts maßgeblich<br />
dazu bei, <strong>die</strong> Fotografie als eine wesentliche Größe <strong>im</strong> modernen<br />
Kulturleben zu etablieren. Ausstellungen als Instanzen einer nachdrücklichen<br />
Veröffentlichung erscheinen heute selbstverständlich. 8 Das gilt<br />
desto mehr, je weiter man das Spektrum der Inszenierungsmöglichkeiten<br />
anlegt. Die Typologie von Ulrich Pohlmann, dem man<br />
über <strong>die</strong> Geschichte der <strong>erste</strong>n fotografischen Ausstellungen das wahrscheinlich<br />
beste Resümee verdankt, umfasst eine Spannbreite, <strong>die</strong> von<br />
Schaufenstern und Kunstvereinsausstellungen über Industrie- und<br />
Gewerbeausstellungen sowie Weltausstellungen bis zu den fotografischen<br />
Vereinsausstellungen reicht, 9 denen ja der hier diskutierte Fall<br />
zuzuordnen ist.<br />
Das Erstaunliche am Erscheinungsbild fast aller <strong>die</strong>ser Veranstaltungen<br />
liegt, wie bereits angesprochen, in der enormen, geradezu<br />
unübersehbaren Akkumulation der Exponate. Dies verwundert aus<br />
heutiger Sicht vor allem bei den Kunstausstellungen. Buchstäblich<br />
Tausende, und zwar nicht nur Tausende von Exponaten, sondern auch<br />
Tausende von Beiträgern, waren um <strong>die</strong> Mitte des Jahrhunderts etwa auf<br />
den repräsentativen Pariser „Salons“, den seit 1737 existierenden Jahresbeziehungsweise<br />
Zweijahresausstellungen der französischen „Académie<br />
royale de Peinture et de Sculpture“, vertreten. Angesichts <strong>die</strong>ser Massen<br />
von Schaustücken und deren Anziehungskraft auf Massen von Besuchern<br />
bewahrheiteten sich <strong>im</strong> Grunde nur allzu augenscheinlich <strong>die</strong> schon <strong>im</strong><br />
18. Jahrhundert geäußerten Befürchtungen der Angehörigen der<br />
„Académie“, dass man sich auf <strong>die</strong>se Weise notwendig mit dem<br />
„Feilbieten von Waren“ 10 gemein machen würde. Die „Salons“ sind<br />
exemplarisch für den ambivalenten Erfolg einer auf dem Weg von<br />
Ausstellungen ,demokratisierten‘ Kunst. In ihrer historischen<br />
Entwicklung bekundet sich einerseits unmissverständlich <strong>die</strong> Absicht,<br />
Bedeutung und Qualität von Kunstwerken <strong>im</strong> Spiegel der Meinungen<br />
eines gegenüber der Tradition ganz entschieden verbreiterten Publikums<br />
zu beleuchten. Es galt definitiv, herkömmliche Interpretationsmonopole