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Viktor E. Frankl und die Zentralität der Sinnfrage - Martin Bucer ...

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<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>sein heißt, ständig mit Situationenkonfrontiert zu sein, von denen jedegleichzeitig Gabe <strong>und</strong> Aufgabe ist.Was sie uns ‚aufgibt‘, ist <strong>die</strong> Erfüllungihres Sinnes.“ 104• Echter Sinn hat objektiven Charakter.Das geht bereits aus <strong>der</strong> Sprachehervor: Sinn muss gef<strong>und</strong>en, kannnicht erf<strong>und</strong>en werden.• Es gibt keine Lebenssituation, <strong>die</strong>wirklich sinnlos wäre. Es gibt einenbedingungslosen Sinn des Lebens bisin <strong>die</strong> letzte Lebensst<strong>und</strong>e. Das zeigesich beispielsweise daran, dass Patientennach einer Diagnose „unheilbar“oft noch vielmehr an ihre Heilungglaubten. „Ob er es will o<strong>der</strong> nicht, ober es wahrhat o<strong>der</strong> nicht – <strong>der</strong> Menschglaubt an einen Sinn, solange eratmet.“ 105 Als Extrembeispiel nimmt<strong>Frankl</strong> seine Worte an einen Häftling,<strong>der</strong> kurz vor seiner Hinrichtung steht.Seine Deutung: „Durch <strong>die</strong> Einsichteines sinnlosen Lebens steigt er in eineneue Dimension des Lebens ein <strong>und</strong>gibt ihm im Rückblick Sinn.“ 106Die Verwirklichung des Sinns sieht<strong>Frankl</strong> auf drei Hauptstraßen: In seinerArbeit (homo faber), in seinem Erleben(homo amans) <strong>und</strong> in seinem Leiden(homo patiens). Bei den beiden ersterenkönnte man auch vom Verwirklichenschöpferischer Werte <strong>und</strong> vom Erleben,Begegnen <strong>und</strong> Lieben sprechen.Das Leiden sieht <strong>Frankl</strong> als <strong>die</strong> höchsteVerwirklichung des Sinns. Dies ist eineFrage <strong>der</strong> Haltung <strong>und</strong> bedeutet, dass„<strong>der</strong> Homo patiens sich noch im äußerstenMisserfolg, im Scheitern erfüllen“kann. Misserfolg wird dadurch mit demErfolg kompatibel. Damit meint <strong>Frankl</strong>keineswegs ein mutwilliges Leiden –etwa dadurch, dass auf schmerzstillendeMedikamente verzichtet wird. 107Gerade beim Thema des Leidens sieht<strong>Frankl</strong> ein Problem bei <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenWohlstandsgesellschaft: Weil sie amSinn ihres Lebens zweifeln, <strong>und</strong> daswie<strong>der</strong>, weil sie leidensunfähig seien<strong>und</strong> im gleichen Maße den Wert vonArbeitsfähigkeit o<strong>der</strong> Genussfähigkeitüberschätzen <strong>und</strong> vergötzen,akzentuiere sich das Sinnlosigkeitsgefühl.108 Der wirkliche Sinn einerKrankheit liege aber nicht dort, wo <strong>die</strong>psychosomatische Forschung ihn sucht– nicht im Dass des Krankseins, vielmehrim Wie des Leidens. 109 Deshalbsei es nicht erstaunlich, dass sich <strong>der</strong>Mensch seinen Sinn heute oft künstlicherschaffen müsse durch selbst auferlegteSpannung. Inmitten des Wohlstandsbeginne er sich freiwillig etwas zu entsagen.Sport ist für <strong>Frankl</strong> daher <strong>die</strong>mo<strong>der</strong>ne, säkulare Form <strong>der</strong> Askese. 110Ein oft thematisierter Gegenstandvon <strong>Frankl</strong> ist <strong>die</strong> Sexualität. Geradein <strong>die</strong>sem Bereich sieht er einen Ausdruck<strong>der</strong> existenziellen Frustration.Sein Leitsatz: „Je mehr es einem um <strong>die</strong>Lust geht, desto mehr vergeht sie einemauch schon.“ 111 Je mehr <strong>die</strong> Aufmerksamkeitvom Partner abgewendet <strong>und</strong>dem Sexualobjekt zugewandt werde,umso mehr werde das Lustempfindengehin<strong>der</strong>t. Daher sei <strong>der</strong> von Freuddefinierte Wille zur Lust abzulehnen.Die sexuelle Inflation, <strong>die</strong> mit einerTh e o l o g i s c h e Ak z e n t e 13

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