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Viktor E. Frankl und die Zentralität der Sinnfrage - Martin Bucer ...

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Hanniel Strebellung eines Gegenstandes in zwei stattdrei Dimensionen. Die Konsequenz seidepersonalisierend <strong>und</strong> damit dehumanisierend,weil sie den Menschenauf einen „nackten Affen“ reduziere.Es gebe einen qualitativen Sprung vomTier zum Menschen. Die Vernachlässigung<strong>der</strong> übergeordneten menschlichenDimension reduziere den Menschenauf eine subhumane Dimension, <strong>die</strong><strong>der</strong> Triebstruktur. „Ich bin nicht bereit,wegen meiner Reaktionsbildungen zuleben. Das ist das Annagen des Echtenim Menschen.“ 132Er fügte darum eine dritte Kategorie<strong>der</strong> Erfüllung hinzu. „Zwischen<strong>der</strong> Gestaltung des äußeren Lebens<strong>und</strong> <strong>der</strong> inneren Erfüllung eines Menschenbesteht nämlich ein wesentlicherUnterschied.“ 133 Der Mensch sucht seinenPlatz, den er ausfüllen <strong>und</strong> damitsich selbst erfüllen kann. 134 Er willeinen einzigartigen <strong>und</strong> unersetzlichenBeitrag leisten. Die von <strong>Frankl</strong>gegründete Logotherapie versucht dasSinnvakuum ernst zu nehmen <strong>und</strong> ihrmit „geistigen Waffen“ auf <strong>der</strong> Ebene„des <strong>der</strong> <strong>die</strong> Welt Anschauenden“ 135 zubegegnen. Er begreift den Menschen alsWesen, das über sich hinaus strebt. Diesvergleicht er mit dem Auge: Das Sehvermögenist gestört in dem Moment,in dem das Auge selbst in sich etwassieht. Genau so geht es mit <strong>der</strong> menschlichenExistenz. Wenn <strong>der</strong> Mensch umsich selbst besorgt <strong>und</strong> bekümmert ist,ist menschliche Existenz zutiefst neurotischgestört. 136 <strong>Frankl</strong> kritisiert darumauch <strong>die</strong> Sichtweise, <strong>die</strong> den Menschenals ein auf sich selbst bezogenesWesen interpretiert. „Zunächst einmalwäre darauf hinzuweisen, dass sich <strong>der</strong>Mensch von heute ungemein dafürinteressiert, dass sich an<strong>der</strong>e für ihninteressieren. ... In einem leer <strong>und</strong> sinnlosgewordenen Leben, in einem ‚existenziellenVakuum‘ hypertrophiert <strong>der</strong>Hang <strong>und</strong> <strong>die</strong> Neigung, sich selbst zubeobachten, alles vor jedem auszubreiten,alles mit jedem zu diskutieren.“ 137In seinen ‚Zehn Thesen zum Menschen‘schreibt <strong>Frankl</strong>, dass <strong>der</strong> Mensch nurMensch in dem Maße sei, „als er sichvon <strong>der</strong> Transzendenz her versteht.“ 1383.1.3 Neudeutung von Leid <strong>und</strong>Betonung <strong>der</strong> Selbstverantwortung<strong>Frankl</strong> unterscheidet zwischen schöpferischenWerten, Erlebniswerten <strong>und</strong>Einstellungswerten. Die erste Kategorieist wird durch ein Tun verwirklicht,<strong>die</strong> zweite passiv durch Aufnehmen,<strong>die</strong> dritte hingegen durch Hinnehmenvon Unabän<strong>der</strong>lichem. „Das heißtaber, dass nicht nur im Schaffen <strong>und</strong>im Freuen das menschliche Leben sichzu erfüllen vermag, son<strong>der</strong>n auch nochim Leiden.“ 139 Das rückt das Leid miteinem Schlag in ein an<strong>der</strong>es Licht. Undsie rückt den Menschen auch im Hinnehmenvon Unabän<strong>der</strong>lichem in einePosition <strong>der</strong> Verantwortung:„Der Mensch wird unter Umständenwie ein Wesen hingestellt, das eingeschlossenes System ist, innerhalb dessenes nur Ursachen <strong>und</strong> Wirkungengibt, <strong>und</strong> zwar in Form von bedingten<strong>und</strong> unbedingten Reflexen, conditioningprocesses <strong>und</strong> Reaktionen aufReize.“ 14016MBS Te x t e 147

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