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Viktor E. Frankl und die Zentralität der Sinnfrage - Martin Bucer ...

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<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>Gnade ist seiner göttlichen Autoritätunterworfen. ... Die Sünde bringt denVerlust <strong>der</strong> Gabe des Lebens. Sobaldein Mensch sündigt, verfällt jeglicherAnspruch auf das Leben. Nun müssenwir fragen: Wann sollte <strong>die</strong> Strafe für<strong>die</strong> Sünde vollstreckt werden?“ 207Aus Gottes Perspektive ist keinMensch gerecht <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage, GottesHerrlichkeit zu erreichen (Röm 3,23) –egal, welche charakterlichen Vorzügeer auch in seinem Leben vorweisenkonnte. Die Lehrregel von Dordrecht(1619) fasst zusammen:„So werden denn alle Menschen inSünden empfangen <strong>und</strong> als Kin<strong>der</strong>des Zorns geboren, untüchtig zu allemseligmachenden Guten, geneigt zumBösen, tot in Sünden <strong>und</strong> als Sklaven<strong>der</strong> Sünde. Sie wollen <strong>und</strong> könnenwe<strong>der</strong> zu Gott zurückkehren noch ihrever<strong>der</strong>bte Natur bessern o<strong>der</strong> sich zu<strong>der</strong>en Besserung bereit finden ohne <strong>die</strong>Gnade des wie<strong>der</strong>gebärenden HeiligenGeistes.“ 208Der Mensch bestreitet aber nicht nurseinen gefallenen Zustand. Er hat sichauch seiner Schuld entledigt <strong>und</strong> istdaran, den Schuldbegriff auszulöschen.Er kennt so „keine letztgültige Antithesezwischen gut <strong>und</strong> böse, also gibtes keine wirkliche moralische Schuld;dann aber ist es sinnlos, von Rechtfertigungals einer radikalen Verän<strong>der</strong>ungdes Verhältnisses zu Gott zu reden.“ 209Zusammenfassend fehlt es ihm an Gotteserkenntnis<strong>und</strong> folglich an rechterSelbsterkenntnis. Der Mensch zieht <strong>die</strong>Finsternis dem Licht vor (Joh 3,19f) <strong>und</strong>meint sich damit dem RechtsanspruchGottes entziehen zu können. Das göttlicheLicht ist jedoch nötig, weil „denMenschen erst dann <strong>die</strong> Erkenntnisseiner Niedrigkeit recht ergreift, wenner sich an Gottes Majestät gemessenhat.“ 210Calvin drückt es meisterlich aus:„Wenn <strong>der</strong> Mensch bloß seiner natürlichenErkenntnis folgt, so kommt nichtsGewisses, nichts Festes, nichts Deutlichesdabei heraus, son<strong>der</strong>n er ist in verworrenenBegriffen befangen, so dasser einen unbekannten Gott anbetet.“ 211Und: „Nur darin sind wir ungleichuntereinan<strong>der</strong>, dass je<strong>der</strong> sich für seineeigene Person seinen eigenen Irrtumerschafft. Aber darin sind wir alle miteinan<strong>der</strong>völlig gleich, dass wir alle vondem einen wahren Gott abgefallensind <strong>und</strong> uns w<strong>und</strong>erlichen Kin<strong>der</strong>eienzugewendet haben!“ 2123.2.7 Die Frage nach<strong>der</strong> VerantwortungZunächst gilt: Der Mensch ist niefrei, da er Geschöpf ist <strong>und</strong> damitabhängig. Paulus beschreibt den gefallenenMenschen mit dem Bild des Sklaven.Erst <strong>die</strong> Befreiung durch das WerkGottes macht den Menschen fähig,sich als „Werkzeug“ (so das Bild vonPaulus) Gott zur Verfügung zu stellen(Röm 6).Nach <strong>Frankl</strong> ist das Problem desMenschen letztlich eine Frage des Willens<strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> Erkenntnis. „Ichkann doch nicht glauben wollen.“ 213<strong>Frankl</strong> bringt damit eine Gr<strong>und</strong>wahr-Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 27

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