38 ROTE LISTE FISCHE UND RUNDMÄULER; NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (3) 2011natürliche Verbreitungsgrenze der Art. DurchBesatzmaßnahmen besiedelt der Zander heutejedoch alle großen europäischen Flusseinzugsgebiete.In <strong>Brandenburg</strong> ist der Zander insbesonderein großen Fließgewässern und nährstoffreichenSeen weit verbreitet. In der Vergangenheithatte er aufgrund der Eintrübungvieler Gewässer im Zusammenhang mit starkerNährstoffzufuhr den Hecht als dominantenRaubfisch mancherorts verdrängt. In den letztenJahrzehnten sind die Bestände des Zandersin <strong>Brandenburg</strong> wieder leicht zurückgegangen.Durch eine Verringerung von Nährstoffeinträgenund der damit einhergehenden Abnahmeder Gewässertrübung wurde in einigen Regionenvon einem Rückgang der Zanderbeständebei gleichzeitiger Zunahme des Hechts berichtet.Zander unterliegen aber oft auch starkenPopulationsschwankungen, die als sogenannte„Zandermüdigkeit“ eines Gewässers bekanntsind und auf dem Umstand beruhen, dass sieihr größenmäßig sehr begrenztes Beutespektrumstark dezimieren.Wenngleich auch der Zander 1998 wegen desleichten Bestandsrückgangs auf der Vorwarnlistestand (KNUTH et al. 1998), ist die Populationbundesweit (FREYHOF 2009) und auch in <strong>Brandenburg</strong>derzeit als ungefährdet anzusehen.Ziege – Pelecus cultratusNach der Eiszeit gelangte die ursprünglich aufdas pontische Becken beschränkte Ziege bis indie Ostsee und besiedelte hier besonders dieöstlichen Brackwasserregionen und Flussmündungen.Der Greifswalder Bodden und die Odergelten als westliche Verbreitungsgrenze. Imungarischen Plattensee (Balaton) existiert seitüber 100 Jahren eine große stationäre Population.Der Aufstieg von Ziegen in die Flüsse unterlagschon zu Vorzeiten großen Schwankungen.Nach COLER (1599) kann ein früheres Vorkommender Ziege in der brandenburgischen Oderangenommen werden. Aufgrund der Lage derOderregion am Rande des natürlichen Verbreitungsgebietesder Art, dürfte dieses Vorkommenaber sehr variabel gewesen sein.Ein Nachweis der Ziege in <strong>Brandenburg</strong> ist auchin den letzten 10 Jahren nicht gelungen. Sie giltdaher weiterhin als verschollen bzw. ausgestorben.Aufgrund der geringen Kenntnisse zur ehemaligenVerbreitung der Art für die Region <strong>Brandenburg</strong>sind Aussagen zu möglichen Ursachendes Erlöschens der Bestände kaum möglich. Inder bundesweiten <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong> ist die Ziege alsvom Aussterben bedroht geführt (FREYHOF2009).Zope – Ballerus ballerusIn <strong>Brandenburg</strong> gibt es Nachweise der Art inden Gebieten von Elbe, Havel und Oder. DieBestände erscheinen stabil und entsprechenweitestgehend der historischen Verbreitung.Obwohl Zopen auch in wenigen Nebengewässernund an den Hauptstrom angebundenenStillgewässern nachgewiesen wurden, zeigte dieArt in den letzten 10 Jahren keine weitere Ausbreitungstendenz.Die Zope gilt in <strong>Brandenburg</strong>derzeit als ungefährdet.Neben einem einzigen Fund in der Vils bei Vilshofenin Bayern, sind die stabilen Populationenin Elbe und Oder jedoch die alleinigen Vorkommenin Deutschland. Aufgrund dieser eingeschränktenVerbreitung steht die Art in derbundesweiten <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong> auf der Vorwarnliste.<strong>Brandenburg</strong> hat damit eine überregionale Verantwortungfür den bundesweiten Schutz undden Erhalt der Zope.DanksagungDas Kernstück dieser <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong> bildet daskürzlich aktualisierte Fischartenkataster <strong>Brandenburg</strong>s.Diese landesweite Datensammlungkonnte nur durch das Zusammenwirken vonichthyofaunistisch tätigen Institutionen, Behörden,Sachverständigen und Planungsbürossowie durch die Berufsfischerei und Anglerverbändeentstehen. Allen in diesem Zusammenhangengagierten Personen sei ausdrücklich fürihre Mithilfe und die uneigennützige Übermittlungfischfaunistischer Nachweisdaten gedankt.Den Autoren der Bilder gilt ebenfalls ein Dankfür die Bereitstellung der Motive.
ROTE LISTE FISCHE UND RUNDMÄULER; NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (3) 2011 39LiteraturBAUCH, G. 1953: Die einheimischen Süßwasserfische. NeumannVerlag Radebeul & Berlin, 200 S.BEKMANN, B. L. & BEKMANN, J. C. 1751: Historische Beschreibungder Chur und Mark <strong>Brandenburg</strong>, 3. Teil. Verlag Christian FriedrichVoß, BerlinBfN 2009: <strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong> gefährdeter Tiere, Pflanzen und PilzeDeutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Naturschutz und BiologischeVielfalt 70 (1). Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (BfN). BonnBad-Godesberg. 386 S.BLESS, R., LELEK, A. & WATERSTRAAT, A. 1998: <strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong> der inBinnengewässern lebenden Rundmäuler und <strong>Fische</strong> (Cyclostomata& Pisces). In: BINOT, M., BLESS, R., & BOYE, P. (Bearb.): <strong>Rote</strong><strong>Liste</strong> gefährdeter Tiere Deutschlands. 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