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GeistReich 3/2012 - Evangelische Kirchengemeinde

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GEISTREICH<br />

Von der Freiheit<br />

eines Christenmenschen<br />

„Von der Freyheith eines Christenmenschen“<br />

(lateinischer Titel: De libertate<br />

christiana) ist der Titel einer aus 30<br />

Thesen bestehenden Denkschrift Martin<br />

Luthers aus dem Jahr 1520. Das Werk<br />

Luthers gehört zu seinen bedeutendsten<br />

Schriften zur Reformationszeit. Die Denkschrift<br />

widmete Luther seinem Freund Hieronymus<br />

Mehlpfordt (Hermann Mühlpfordt),<br />

dem Bürgermeister der Stadt Zwickau in<br />

Sachsen.<br />

Anlass für die Schrift war die gegen<br />

Martin Luther gerichtete päpstliche Bannbulle.<br />

Der Kammerherr Karl von Miltitz<br />

aus Sachsen versuchte im Streit zwischen<br />

Luther und dem Papsttum zu vermitteln,<br />

indem er einen Sendbrief an Papst Leo X.<br />

schrieb und ihm die ins Lateinische übersetzte<br />

Denkschrift hinzufügte.<br />

Im Mittelalter galt das Christentum als<br />

heilige Ordnung, welche jedem Menschen<br />

einen festen, von Gott vorbestimmten<br />

Platz zuordnete. Die Kirche als Ganzes<br />

hatte zwar laut dem Evangelium die Freiheit,<br />

diese Ordnung im Wesentlichen nach<br />

eigenem Gutdünken festzulegen (im Gegensatz<br />

zur Bindung an ein detailliertes<br />

göttliches Gesetz, wie es das Judentum<br />

kannte). Der einzelne Mensch aber hatte<br />

sich in diese Ordnung einzufügen. Nur<br />

durch die Einfügung in die Ordnung und<br />

die Erfüllung vielfältiger, von der Kirche<br />

definierter formaler Pflichten hatte der<br />

Christ gemäß der bis dahin verbindlichen<br />

Rechtfertigungslehre Teil am Heil Christi.<br />

Damit wirkte Religion der individuellen irdischen<br />

Freiheit direkt entgegen und verwies<br />

lediglich auf ein jenseits besseres,<br />

gerechtfertigtes Leben bei Gott.<br />

Martin Luther setzte dieser Sichtweise<br />

radikal die den Schriften des Paulus<br />

entnommene Auffassung entgegen, dass<br />

der Christenmensch gerade im Hier und<br />

Thema<br />

Jetzt frei sein müsse. Luther begründet<br />

dies damit, dass der Mensch nicht durch<br />

Taten, sondern allein durch den Glauben<br />

gerechtfertigt sei. Allerdings hatte auch<br />

Paulus christlichen Sklaven dazu geraten,<br />

sich nicht gegen (christliche) Herren zur<br />

Wehr zu setzen (1. Korintherbrief, Kap. 7,<br />

21-24), da wahre Freiheit nur im Glauben<br />

an Jesus Christus zu finden sei. (vgl. Johannesevangelium<br />

Kap. 8,32.34.36).<br />

Von der Freyheith eines Christenmenschen<br />

markiert eine geistesgeschichtliche<br />

Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit.<br />

In den Thesen postulierte er die Summe<br />

der christlichen Freiheiten. Diese stehen<br />

nicht unabhängig nebeneinander, sondern<br />

stellen nach heutigem Verständnis eher<br />

eine Argumentationsreihenfolge dar. Der<br />

zentrale Gedanke besteht in einer Umkehrung<br />

der bis dahin geltenden Grundauffassung<br />

der Beziehung zwischen Religion<br />

und Freiheit.<br />

Die <strong>Evangelische</strong> Freiheit wird durch folgende<br />

Stelle der Luther-Schrift oft zitiert:<br />

„Ein Christenmensch ist ein freier<br />

Herr über alle Dinge und niemand<br />

untertan. Ein Christenmensch ist ein<br />

dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann<br />

untertan.“<br />

Luthers Text hatte – von ihm selbst ungewollt<br />

– bedeutenden Einfluss auf den<br />

Deutschen Bauernkrieg, da die aufständischen<br />

Bauern den Begriff Freiheit (von<br />

Luther in rein theologischem Sinn verwendet)<br />

auf ihre weltliche Lebenssituation bezogen<br />

und deshalb in den zwölf Artikeln<br />

das Ende der Leibeigenschaft von ihren<br />

Grundherren forderten. Luther distanzierte<br />

sich 1525 mit seiner Schrift „Wider die<br />

mörderischen Rotten der Bauern“ jedoch<br />

scharf von dieser Gewalt rechtfertigenden<br />

Lesart seines Textes.<br />

aus: wikipedia.de<br />

Ev. Kgm. Holten-Sterkrade Juni - August <strong>2012</strong><br />

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