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medizin - Evangelisches Krankenhaus Mülheim

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.seelsorge/ausbildungDen Umgang mit Trauer lernenATEGRIS-Bildungsinstitut: Auszubildende des Oberkurses setzen sich bei einer Kursfahrtnach Holland mit dem Thema „Sterben, Tod und Trauer in der Krankenpflege“ auseinander.„Palli“ haben die Auszubildenden des Oberkurses während des Unterrichts in Hollandgezeichnet. Sie – oder er – besitzt alle Eigenschaften eines „perfekten Sterbebegleiters“.Der Umgang mit sterbenden Patienten undtrauernden Angehörigen ist ein zentralesThema in der Gesundheits- und Krankenpflege-Ausbildung.<strong>Krankenhaus</strong>seelsorgerinKlaudia Schmalenbach und ihre KolleginMelanie Marolt aus dem EKO. 1) sind im Ok ­tober 2011 mit dem Oberkurs des ATEGRIS-Bildungs instituts nach Westkapelle gefahren,um sich vier Tage lang fern vom Alltag mitdem sensiblen Thema auseinanderzusetzen.Für die beiden Theologinnen war die Zusammenarbeitin dieser Form eine erfolgreichePremiere: „Ich unterrichte seit 25 Jahren, aberich war noch nie so lange mit Auszubildendenweg und hatte noch nie einen so engagiertenund interessierten Kurs“, staunt KlaudiaSchmalenbach. „Wir finden das wirklich toll.Am Ende waren Frau Marolt und ich überrascht,dass die Auszubildenden sagten, sie wärengerne noch mehr in die Tiefe gegangen.“Thema waren zunächsteigene, private Erfahrungenmit Sterben,Tod und Trauer. „Persönlicheszu erzählen,ist uns nicht schwergefallen“, meintSchülerin AgnesGrzankowski, 21.„Gut fand ich, dasswir uns den Seelsorgekoffer2) für die Pflegegenau ansehen konntenund etwas überdie Sterbephasengelernt haben. Ichhatte aber gedacht, eswürden mehr Tränenfließen.“Mitschüler JanHildebrand, 25,ergänzt: „Wir fandenes gut, in dieser Zeitüber das Thema Todund Trauer mit denSeelsorgerinnen zureden und nicht mitden Lehrern, die unssonst unterrichten.Es war schön sichbewusst zu machen,dass wir Trauer zu -lassen und uns dafürauch im StationsalltagZeit nehmen sollten. Und dass wir uns nichtscheuen sollten, die Seelsorger einzubeziehen,wenn ein Patient stirbt. Sie können sich nochmehr Zeit auch für die Angehörigen nehmenals wir und das entlastet die Pflege.“„Loslassen können“ war ein weiterer wichtigerInhalt. Jan Hildebrand: „Das bedeutet zu akzeptieren,dass die Medizin irgendwann nichtmehr heilend, sondern nur noch palliativ 3)wirken kann. Die Pflegenden sollten die Ärztevon sich aus darauf ansprechen, wenn sie denEindruck haben, dass es bei einem Patientenso weit ist. Wichtig ist, dass jeder Patient inWürde sterben kann.“Gewünscht hätten sich die Auszubildendennoch konkretere Hinweise, wie sie mit trauerndenAngehörigen umgehen können.Klaudia Schmalenbach: „Die Auszubildendenmöchten eine Handlungsanweisung. Aber esKlaudia Schmalenbach,evangelischeSeelsor gerin im Ev.<strong>Krankenhaus</strong>Infogibt kein Patentrezept.Jeder Mensch gehtanders mit Sterbenund Trauer um. Wirmöchten vielmehr dieSensibilität der jungenMenschen wecken, umin dieser exis tentiellenLebenssitua tion gutauf die Patien ten undAngehörigen eingehenzu können.“Mit Rollenspielen und Übungen, auch inKleingruppen, näherten sich die zukünftigenGesundheits- und Krankenpfleger/innen demThema an. „Die Emotionen dabei sind echt,auch wenn es nur ein Spiel ist“, weiß KlaudiaSchmalenbach. „Wir wollen Gefühle wecken,aber händelbar halten.“ Die Seelsorgerin istbeeindruckt von den Azubis: „Sie haben außerordentlichgut mitgearbeitet und waren sehrdiszipliniert, obwohl es ja auch ihre Kursfahrtwar. Wenn ich im <strong>Krankenhaus</strong> liegen würde,wäre ich sicher, dass sie mich alle gut pflegenwürden.“ Ein echtes Kompliment für die Azubis!Auch die Auszubildenden sind zufriedenmit den vier Tagen im Freizeitheim der evangelischenGemein de Broich-Saarn: „FrauSchmalenbach und Frau Marolt haben dasgut gemacht und auch das Drumrum stimmte:Fünf Ehrenamtliche haben uns lecker bekochtund das Haus war schön.“ Den Wasserrohrbruchinklusive Dusch verbot erwähnen sie garnicht erst. Klaudia Schmalenbach. „Die sindja so was von gelassen…“ ●Gudrun Heyder1) Melanie Marolt: Die Theologin ist evangelische<strong>Krankenhaus</strong>seelsorgerin im Ev. <strong>Krankenhaus</strong>Oberhausen2) Seelsorgekoffer: Jede Pflegestation hat einenKoffer, der alles enthält, was Mitarbeiter, Angehörigeoder die Seelsorge bei einer Begleitungvon Schwerkranken und Sterbenden brauchenkönnen: das Textheft „Abschied nehmen“,Gesangbücher, ein Fingerkreuz, das Sterbendenin die Hand gelegt werden kann, eine Decke, einLED-Licht im Teelichtglas und Engel, um bei derVerabschiedung den Nachttisch angemessen zugestalten.3) palliativ: Palliativ<strong>medizin</strong> ist nicht (mehr) aufHeilung ausgerichtet, sondern auf die Linderungvon Symptomen wie Schmerzen.punct :: Heft 2 :: Winter 2011/2012 11

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