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medizin - Evangelisches Krankenhaus Mülheim

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.gedanken zur zeitWeinen und Lachen eng beieinanderHospize sind freundliche, wohnliche Häuser, in denen intensiv miteinander gelebt wird.Wer sie besucht, ist oft sehr überrascht von der wohltuenden Atmosphäre.„Hospize sind freundliche, helle Orte“, weiß Judith Kohlstruck. Auch der Garten des Mülheimer Hospizes mit seinem alten Baumbestand trägt dazu bei,dass es ein angenehmer Ort ist. Er wird selbstverständlich noch neu gestaltet.Ich war letzte Woche beim Friseur. Bekanntlichplauscht man da über alles und nichts.Irgendwann fragte mich meine Friseurin:„Was macht Du eigentlich beruflich genau?“Ich erklärte ihr, dass ich die Eröffnung desstationären Hospizes Mülheim vorbereite,in dem ich die Leitung übernehmen werde.Auf einmal wurde die sonst gesprächigeDame ganz still.„Du arbeitest dann also in einem Haus, indas Menschen nur kommen, um zu sterben?“„Ja, die Menschen verleben hier ihre letzteLebensphase.“ „Gehen manche auch wiedergesund nach Hause?“ „Es geschieht, dass esMenschen besser geht und sie vorübergehendnach Hause zurückkehren.“ – Wieder Stille.„Das könnte ich nicht!“ Ich fragte nach: „Warumnicht?“ „Nein, nur mit Kranken und Sterbenden,dann lieber den ganzen Tag Köpfe waschen.“Ich ließ die Aussage so stehen und wechseltezu weniger „verfänglichen“ Themen.Ich mache seit zehn Jahren Hospizarbeit undkenne diese Gespräche. Immer wieder frageich mich danach: Was macht den Menschensolche Angst vor Sterbenden, vor dem Tod?Ich glaube, es sind die eigenen Ängste, die zuerschreckenden Bildern in den Köpfen wurden.Viele stellen sich Hospize als Häuser desGrauens vor, trist, steril, totenstill oder erfülltvon Schmerzensschreien auf den Fluren. DieHemmschwelle Hospize zu betreten ist dahergroß, wenn Menschen mit diesen Vorstellungenleben. Überwinden sie die Schwelle undlernen Hospize als freundliche, helle Häuserkennen, in denen mehr gelacht wird als inmanchem Büro, sind sie völlig überrascht undJudith Kohlstruck, Leiterin des Stationären Hospizes Mülheimbegeistert. Dannkommen Sätze wie:„Man darf es ja garnicht sagen, aber hierist es richtig schön,hier kann man sichja wohlfühlen.“Ja, man kann sich inHospizen auch wohlfühlen,das ist derSinn unserer Arbeit.In Hospizen liegtVieles nahe beieinander,das Weinenund das Lachen,Stunden vollerLebensfülle und derAbsturz in die absoluteVerzweiflung.In Hospizen wirdgelebt, nur oft sehrviel dichter undintensiver als imAlltag, mit allenHöhen und Tiefen.Gerade deshalbgibt es hier auchmehr haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende,damit keiner sich einsam und verlassenfühlt, damit keiner Schmerzen hat, ohne dasses jemand merkt.Hospize sind kleine Einrichtungen: Hier gibtes keine langen Flure, nicht viele <strong>medizin</strong>ischeGeräte, sondern das Bild bestimmen zahlreicheMenschen, die Zeit haben. Viel menschlicheZuwendung kann so manches Medikamentersetzen. Die Pflegenden und die betreuendenÄrzte haben nicht mehr die Heilung als Zielihres Handelns, sondern die Symptomkontrolle:Kein Kranker soll unter Atemnot, Übelkeit,Unruhe oder anderen Beschwerden leiden, undSchmerzen werden weitestgehend gelindert.Im Herbst 2012 eröffnet das stationäre HospizMülheim. Wir werden monatlich wieder jedenersten Freitag im Monat den Tag der offenenTür haben, damit alle Menschen kommen könnenund erleben, wie die Realität des Hausesdie erschreckenden Bilder im Kopf verdrängt.Gerne heißen wir auch Sie willkommen! ●Judith Kohlstruck14

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