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Thomas Kuhn Humanisierung der Arbeit: Ein Projekt vor dem ...

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Zeitschrift für Personalforschung, 16. Jg., Heft 3, 2002 351<br />

wort: betriebsbedingte Kündigung), so erscheint er unter internen Wettbewerbsstrukturen<br />

eher als ein „individuelles Versagen“. Der aus dieser vergrößerten<br />

(Verlust- und Versagens-)Angst resultierte „Motivationsschub“ könnte noch gesteigert<br />

werden durch die weiterreichende Angst <strong>der</strong> Beschäftigten, nach einem<br />

<strong>Arbeit</strong>splatzverlust auch noch einen Verlust <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>smarktfähigkeit erleiden<br />

zu müssen. Diese „Angst, den steigenden und sich verän<strong>der</strong>nden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

nicht zu genügen; auf <strong>der</strong> gesellschaftlichen Leiter nicht aufzusteigen, son<strong>der</strong>n<br />

abzusteigen; bald mit leeren Händen dazustehen, d.h. ohne die Skills, die es<br />

braucht, um einen Job zu finden, <strong>der</strong> nicht nur Auskommen, son<strong>der</strong>n auch Anerkennung<br />

verspricht“ (Thielemann 1999, 12), dürfte gerade in Zeiten verfestigter<br />

Massenarbeitslosigkeit weit verbreitet und tendenziell dazu angetan sein, die<br />

Wettbewerbsorientierung des <strong>Ein</strong>zelnen noch weiter zu steigern.<br />

Für die Beschäftigten, <strong>der</strong>en persönliche <strong>Ein</strong>kommens- und <strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit<br />

vermittels „ökonomischer Dezentralisierung“ zunehmend von einem wettbewerbsbewussten<br />

Verhalten im Unternehmen abhängig (gemacht) wird, stellt sich mithin<br />

die Frage nach möglichen bzw. erfolgversprechenden individuellen Wettbewerbsstrategien.<br />

Geht man davon aus, dass individuelle Wettbewerbs<strong>vor</strong>teile aus „eigener<br />

Kraft“, aber auch aus einem „geeigneten Umgang mit an<strong>der</strong>en“ entstehen können,<br />

dann können zwei grundlegende Verhaltensperspektiven unterschieden werden (s.<br />

Abb. 3):<br />

� Wettbewerbs<strong>vor</strong>teile durch „total dedication“<br />

Wettbewerbs<strong>vor</strong>teile gegenüber an<strong>der</strong>en können zunächst durch einen vergleichsweise<br />

größeren (<strong>Arbeit</strong>s-)<strong>Ein</strong>satz („dedication“) im Beruf und für die<br />

Firma erzielt werden, <strong>der</strong> sich insbeson<strong>der</strong>e in einer überdurchschnittlichen<br />

Lern- und Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft sowie in einem überdurchschnittlichen zeitlichen<br />

Engagement äußern kann (vgl. Forum 1998, 12). Unter <strong>der</strong> Annahme eines<br />

kontinuierlich intensivierten Wettbewerbs könnte dabei über kurz o<strong>der</strong> lang<br />

eine „total dedication“ zur Norm werden, <strong>der</strong>zufolge <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>zelne vermittels<br />

„mehr <strong>Arbeit</strong>, noch mehr <strong>Ein</strong>satz, Hektik und Überstunden“ (vgl. Stingelin-von<br />

Aesch 1999, 16) einen „besseren Job“ zu machen sucht als seine Mitwettbewerber,<br />

die ihrerseits natürlich <strong>dem</strong>selben Wettbewerb(-sdruck) ausgesetzt sind und<br />

diesem vermittels <strong>der</strong>selben Strategie zu begegnen suchen. Zentrale lebenspraktische<br />

Implikation eines solchen „totalen beruflichen <strong>Ein</strong>satzes“ wäre ein nur<br />

noch marginaler Raum für nichtberufliche Aspekte des Lebens (Familie, Freizeit,<br />

Freunde). <strong>Ein</strong> guter Wettbewerber müsste sich mithin im „Verzicht“ üben –<br />

etwa in jenem „auf den Urlaub mit <strong>der</strong> Familie, auf Sportveranstaltungen, Geburtstagseinladungen,<br />

freie Abende und Wochenenden, Mittagspausen, Gartenarbeiten,<br />

Bücher, Kino und vieles mehr“ (Peters/Austin 1986, 462).<br />

� Wettbewerbs<strong>vor</strong>teile durch „professional networking“ und „structural mobbing“<br />

Wettbewerbs<strong>vor</strong>teile gegenüber an<strong>der</strong>en können aber auch eine Folge vergleichsweise<br />

besserer (<strong>Arbeit</strong>s-)Beziehungen („networks“) sein, also daraus resultieren,<br />

dass man im Wettbewerb über bessere Information, Promotion, Protektion,<br />

u.ä.m. verfügt. Erfor<strong>der</strong>lich wird damit ein sog. „professional networ-

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